| Titel: | Maisch- und Verzuckerungsapparat von F. Pampe. | 
| Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 123 | 
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                        Maisch- und Verzuckerungsapparat von F.
                              								Pampe.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 12.
                        Pampe's Maisch- und Verzuckerungsapparat.
                        
                     
                        
                           Seit dem J. 1875 ist in der Spiritusfabrikation das Streben zur Geltung gekommen, die
                              									unter Hochdruck gedämpften Materialien so fein als möglich zu zerkleinern, weil man
                              									annahm, daſs dadurch bessere Verzuckerungsresultate erzielt werden können. Erst in
                              									neuerer Zeit ist festgestellt worden, daſs diese Annahme auf Irrthum beruht und die
                              									Diastase auch kleinere Stückchen der gedämpften Masse zu durchdringen vermag, daſs
                              									es dagegen sehr darauf ankommt, die Malzlösung mit dem gedämpften Stärkemehl
                              									haltigen Material möglichst innig zu mischen, die für den Verzuckerungsproceſs
                              									günstigste Temperatur genau einzuhalten und den Dämpfproceſs mit besonderer
                              									Aufmerksamkeit zu leiten (vgl. * 1879 232 244).
                           Aus der Construction des nachfolgend beschriebenen Apparates, welche in den
                              									Haupttheilen bereits seit dem J. 1877 patentirt ist (vgl. * 1879 232 67), geht hervor, daſs die vollkommene Mischung der
                              									Materialien, die bequeme und sichere Beobachtung der Temperatur in jedem Augenblick
                              									und wesentliche Verminderung des Kraftverbrauches die wichtigsten Punkte sind, in
                              									welchen dieser Apparat andere übertrifft. Die Zerkleinerung der unter einem Druck
                              									von etwa 3at gedämpften Stärkemehl haltigen Masse
                              									durch mechanische Vorrichtung ist nicht aufgegeben, weil dieselbe so eingerichtet
                              									ist, daſs Stroh und feine Wurzeln zerrissen werden, wodurch die Maische eine solche
                              									Beschaffenheit erhält, daſs Verstopfungen in Pumpen und Apparattheilen nicht möglich
                              									sind, und daſs durch die Zerkleinerung selbst nicht Kraft verbraucht, sondern Wärme
                              									erspart wird, da keine Dämpfe unnütz aus den Dämpfapparaten ausströmen können.
                              									Ferner ist diese Zerkleinerungsvorrichtung so beschaffen, daſs Mais und Getreide,
                              									nach vorherigem Dämpfen unter Hochdruck, ungeschroten und mit geringstem
                              									Kraftverbrauch verarbeitet werden können, also Mühleneinrichtungen erspart werden.
                              									Letzteres wird zwar auch jetzt schon durch Hochdruckdämpfer allein möglich; erstere
                              									Einrichtung bietet aber sehr viel gröſsere Sicherheit, daſs die Hülse jedes
                              									einzelnen Getreidekornes gesprengt wird. Durch die in den letzten 4 Jahren
                              									gebräuchlichen Nachzerkleinerungen dagegen werden die Getreidekörner nur zu einem
                              									sehr kleinen Theil zermahlen; denn, sobald das Korn sich in einer dünnflüssigen
                              									Masse bewegt, weicht es den Mahlflächen sehr leicht aus und nimmt seinen Weg durch
                              									die Vertiefungen derselben. Aus diesem Grunde haben sich auch die
                              									Nachzerkleinerungen bei der Verarbeitung von gedämpftem Getreide nicht bewährt.
                           Der Apparat (vgl. * D. R. P. Zusatz Nr. 6683 vom 23. August 1878) ist in Fig.
                                 										4 bis 8 in seinen
                              									wesentlichsten Theilen dargestellt. Die gedämpfte Masse aus dem Henze-Dämpfer wird durch das
                              									guſseiserne Einmündungsstück A mit einem länglich
                              									viereckigen Ansatz unten zur Zerkleinerungsscheibe B
                              									geführt, welche mit der Mischscheibe b1 und dem Flügelrade der Centrifugalpumpe b2 durch Schrauben
                              									verbunden ist. Das Steigrohr C für die Maische
                              									erweitert sich oben trichterförmig gegen die Centrifugalpumpe, ebenso unten zur
                              									Aufnahme einer Rührvorrichtung, welche die Pumpe unterstützt, die Maische aufwärts
                              									zu treiben und gegen die Wandung des Verzuckerungsapparates zu schleudern. In
                              									gleichbleibendem Abstand von 1cm über der
                              
                              									trichterförmigen Scheibe des Steigrohres C bewegen sich
                              									die Flügel der Centrifugalpumpe (Fig. 7),
                              									welche zu diesem Behufe gegen die Mitte eine gröſsere Höhe besitzen. Die durch
                              									Riemen angetriebene Spindel E und mit ihr die Scheiben
                              										b1 und b2 machen 300
                              									Umdrehungen in der Minute; die entsprechende Höhenlage wird durch eine
                              									Stellvorrichtung bei N geregelt. Der cylindrische Theil
                              									des Maischbehälters D ist aus Stahlblech hergestellt;
                              									in den oberen Boden mündet ein durch Schieber verschlieſsbarer Trichter G. Zur Abkühlung dient das Berieselungsrohr H. Von den beiden Thermometern K und K1
                              										(Fig. 5) ist das erstere senkrecht im oberen Boden, das zweite horizontal
                              									in solcher Höhe angebracht, daſs es während des Betriebes stets von einem starken
                              									Maischstrahl getroffen wird. Die fertige Maische wird durch den Stutzen M abgelassen. Zum Besteigen des Apparates dienen zwei
                              									durch Deckel verschlieſsbare Oeffnungen O im oberen
                              									Boden.
                           Der Betrieb mit dem Apparat gestaltet sich folgendermaſsen. Die gedämpften Kartoffeln
                              									oder das gedämpfte Getreide werden von dem Henze-Dämpfer in das guſseiserne
                              									Einmündungsstück A gedrückt, unter dessen länglich
                              									viereckiger Mündung sich die Zerkleinerungsscheibe B
                              									bewegt. Nach vorn zu ist die Mündung durch eine wenig geneigte Fläche von 4cm Breite theilweise geschlossen; die Fortsetzung
                              									dieser Fläche bildet noch weiter vorn einen wulstförmigen Ansatz. Während des
                              									Betriebes ist das Einmündungsstück mit gedämpfter Kartoffel- oder Getreidemasse
                              									gefüllt, auf welche der Druck des Dämpfers wirkt. Die Zerkleinerungscheibe B ist so eingestellt, daſs sie nur 1mm von der unteren Fläche der Mündung absteht,
                              									daher die Masse fast nur durch die geschärften Schlitze, deren Form aus Fig.
                                 										8 ersichtlich ist, austreten kann. Die Versuche haben bewiesen, daſs
                              									selbst bei einer Breite der Schlitze von 2mm mehr
                              									gedämpfte Masse, als nöthig ist, austreten kann, ein Verschmieren der Schlitze
                              									niemals erfolgt und Steine keinen nachtheiligen Einfluſs ausüben. Beim Versuch
                              									passirte sogar ein Stück Eisen vom Elevator den Apparat, ohne die
                              									Zerkleinerungsscheibe auch nur im geringsten zu verletzen. Wenn Steine in das
                              									Einmündungsstück treten, so werden sie durch die Zerkleinerungsscheibe auf die
                              									schräge Fläche und in den Wulst geschoben und von dort nach Beendigung des Betriebes
                              									durch das Reinigungsloch am Mündungsstück oben entfernt. Die gedämpfte und zerkleinerte Masse wird zuerst
                              									auf die Maischscheibe geschleudert und von dieser fein zerstäubt und an die Wandung
                              									geworfen.
                           Die Wandung des Maischbehälters wird durch das Berieselungsrohr H mit einer sehr dünnen Schicht Kühlwasser bedeckt,
                              									welches in Folge der innigen Berührung der fein vertheilten Masse mit der gekühlten
                              									Fläche sehr schnell eine höhere Temperatur annimmt. Es wird hierdurch eine äuſserst
                              									wirksame Kühlung vor der Vermischung der gedämpften Masse mit dem Malz erzielt und
                              									daher die Gefahr des Verbrühens beseitigt. Das Malz wird einige Zeit vor Beginn des
                              									Betriebes in fein gequetschtem Zustande in einem besonderen Gefäſs mit der Hälfte
                              									des nöthigen Maischwassers eingerührt, so daſs die Diastase sich im Wasser auflöst.
                              									Nahe dem Unterboden dieses Gefäſses befindet sich ein Siebboden, der herausgenommen
                              									werden kann.
                           Nachdem das Wasser mit dem Malz etwa 1 Stunde in Berührung gestanden hat, wird die
                              									mit der Diastase gesättigte Flüssigkeit abgezogen, dem Malz die zweite Hälfte
                              									Maischwasser zugesetzt und die Masse mit dem Maischholz ordentlich durchgerührt.
                              									Während des Ausblasens und Zerkleinerns der gedämpften Masse wird mit einer
                              									Schöpfkelle Malzbrei aus dem Gefäſs in den Trichter G
                              									geschüttet. Er fällt auf die Mischscheibe und wird durch dieselbe zerschleudert. Da
                              									das Malz selbst kalt ist, an die kalte Wandung geworfen wird und sich dann mit der
                              									Flüssigkeit mischt, welche die Centrifugalpumpe nach der Wandung schleudert, so kann
                              									ein Zerstören der geringen Diastasemenge, welche durch die erste Hälfte Maischwasser
                              									nicht gelöst wurde, in keinem Falle erfolgen. Während des Zusetzens der Malzhülsen
                              									und der Stärke wird die Temperatur der Maische zwischen 64 und 65° gehalten, beim
                              									Zusetzen der Diastaselösung dagegen zwischen 60 und 61°. Das Zusetzen der
                              									Diastaselösung erfolgt erst, nachdem nahezu die gesammte gedämpfte Masse ausgeblasen
                              									ist, ebenfalls mittels Schöpfkelle. Ist hierbei ohne Kühlung durch Wasser die
                              									Temperatur auf 58° gesunken, so wird so lange gedämpfte Masse zugeblasen, bis die
                              									Temperatur der Maische wieder auf 61° gestiegen ist. Darauf wird der Rest der
                              									Malzlösung und schlieſslich der Rest der gedämpften Masse, wie früher angegeben,
                              									zugesetzt, so daſs eine Endtemperatur von 61° erzielt wird. Hierauf läſst man die
                              									Maische etwa 20 Minuten ruhig stehen und beginnt dann, dieselbe bis auf die
                              									Anstelltemperatur herunterzukühlen. Es geht dies sehr schnell, weil die Bewegung der
                              									Maische gegen die gekühlte Wandung aus Stahlblech eine sehr lebhafte ist und
                              									fortwährend eine Erneuerung der Maischetheilchen an der Kühlfläche erfolgt. Nachdem
                              									die Maische auf 25° abgekühlt ist, wird die Hefe durch den Trichter G zugesetzt. Sie fällt auf die Mischscheibe, wird von
                              									dieser fein zerstäubt und aufs innigste mit der Maische gemischt, welche von der
                              									Centrifugalpumpe aus dem unteren Theile des Maischbehälters nach oben geführt und
                              									zerschleudert wird. Es ist dies für die gleichmäſsige Dauer des Gährungsprocesses
                              									wesentlich. Nach dem Zusetzen der Hefe wird auf etwa 15° abgekühlt, und zwar
                              									entweder wie früher angegeben, oder, wenn es auf Ersparung von Kühlwasser ankommt,
                              									in einem sehr einfachen Gegenstromkühler. Die Temperatur der Maische während des
                              									Maischens und Kühlens kann durch Beobachtung der beiden Thermometer in jedem
                              									Augenblick festgestellt werden.
                           Wer Gelegenheit gehabt hat, nur einmal das Ausblasen der gedämpften Masse aus dem
                              									Henze'schen Dämpfer zu beobachten, muſs zugeben, daſs dabei ganz bedeutende Mengen
                              									Dampf aus dem Ausblaseventil entweichen und daher verloren gehen Bei dem
                              									vorliegenden Apparat wird der Uebelstand vollständig beseitigt; denn das
                              									Ausblaserohr bezieh. das Mündungsstück desselben wird durch die
                              									Zerkleinerungsscheibe stets verdeckt, und es treten neue, von Kartoffelmasse
                              									befreite Schlitze vor die Oeffnung. In Folge dieser Einrichtung wird verhindert,
                              									daſs groſse Mengen Dampf vom Dämpfer in den Maischbehälter treten, wodurch eine
                              									Erleichterung der Kühlung erreicht wird. Aus diesem Grunde kann man mit vollem Recht
                              									sagen, daſs durch diese Zerkleinerungsvorrichtung nicht Kraft verbraucht, sondern
                              									erspart wird. Der Kraft verbrauch dieses Maischwerkes ist geringer als der eines
                              									gewöhnlichen Vormaischbottiges. Es liegt dies daran, daſs die Last an einem
                              									bedeutend kleineren Hebelarm wirkt; die Winkelgeschwindigkeit ist zwar bedeutend
                              									gröſser, dafür ist aber die Fläche, gegen welche der Druck wirkt, mindestens im
                              									gleichem Verhältniſs kleiner. Zum Betriebe eines Maischwerkes dieser neuen
                              									Construction für 3000l Bottiginhalt sind höchstens
                              										3e nöthig, wogegen die anderen Apparate mit
                              									Nachzerkleinerung mit demselben Bottiginhalt bis 5e und darüber beanspruchen.
                           In Folge der neuen und patentirten Mischungsart mittels Zerstäuben der beiden Stoffe
                              									durch die rotirende Scheibe würde eine so lebhafte Bewegung, wie diese durch die
                              									Centrifugalpumpe erzielt wird, nicht einmal nöthig sein; diese Bewegung wirkt aber
                              									auf die Kühlung sehr vortheilhaft, weil durch dieselbe immer neue Theilchen an die
                              									Kühlfläche geführt werden. Trotz des geringen Kraftverbrauches ist die Mischung eine
                              									vollkommenere.
                           Die Form des Apparates, wie er i. J. 1877 zur Patentirung eingereicht wurde (vgl. *
                              									1879 232 67), wird nur für ganz groſse Brennereien, und
                              									zwar vorwiegend beim Verarbeiten von gedämpftem Getreide und Mais, beibehalten; für
                              									kleinere und mittlere Brennereien wird der Apparat ausschlieſslich so ausgeführt,
                              									wie er in der beigefügten Zeichnung dargestellt worden ist. Der Betrieb ist dann
                              
                              									natürlich nicht unterbrochen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
