| Titel: | Apparat zum Anwulsten von Blech und zum Drahteinlegen. | 
| Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 178 | 
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                        Apparat zum Anwulsten von Blech und zum
                           								Drahteinlegen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 14.
                        Scherb's Apparat zum Anwulsten von Blech und zum
                           								Drahteinlegen.
                        
                     
                        
                           Es stehen heute, wie der Metallarbeiter, 1879 S. 210
                              									mittheilt, dem Blecharbeiter, Dank den riesigen Fortschritten, die in den letzten
                              									Jahrzehnten auf dem Gebiete des Werkzeugmaschinenbaues gemacht wurden, eine so
                              									reiche Fülle von sinnreichen und praktischen Hilfsmaschinen und Werkzeugen zu
                              									Gebote, daſs es nur wenige Arbeiten in der Spenglerei gibt, welche man, wegen Mangel
                              									eines vollkommen geeigneten praktischen Hilfswerkzeuges hierzu, noch genöthigt ist,
                              									mittels Handarbeit herzustellen. Eine dieser Arbeiten, für welche bis jetzt eine
                              									schnell, sicher und sauber arbeitende Maschine fehlte, ist das Anwulsten und das Drahteinlegen; denn den bis jetzt bekannten Wulstmaschinen haftet ohne
                              									Ausnahme der leidige Uebelstand an, daſs man lange Wülsten von kleinerem Durchmesser
                              									überhaupt nicht herstellen kann und bei Wülsten gröſseren Durchmessers bei einer
                              									bestimmten Länge nicht über die Grenze der vorgeschriebenen Blechstärke oder bei
                              									bestimmter Blechstärke nicht über eine gewisse Länge hinaus gehen darf, ohne Gefahr zu laufen, daſs der
                              									eingeschnittene Stab sich verdreht und die Wulst nur an den beiden Enden der Tafel
                              									gebogen wird, während das Blech in der Mitte zurückbleibt. Zum Drahteinlegen muſste
                              									man bisher auf der Abbiegmaschine vorbiegen, das Zulegen muſste auf der
                              									Sickenmaschine oder Rundmaschine geschehen. Bei starken Blechen und kleinen
                              									Drahtdicken ist man noch gröſstentheils auf die Handarbeit angewiesen, und es ist
                              									jedem Fachmanne hinlänglich bekannt, wie viel Mühe, Arbeit und Geschicklichkeit zur
                              									Herstellung langer und enger Wülsten erforderlich ist.
                           Durch die von Gebrüder Scherb in Wien (* D. R. P. Nr.
                              									6553 vom 5. März 1879) erfundene „Universal-Wulst und Drahteinlegmaschine“
                              									ist diese empfindliche Lücke in der Reihe der Blechbearbeitungsmaschinen vollkommen
                              									ausgefüllt; dieselbe arbeitet überraschend schnell und sauber. Man kann auf der
                              									Maschine, von 1mm Durchmesser angefangen, Drähte
                              									jeder beliebigen Stärke oder Rundstäbe bis zu 25mm, bei der 2m langen Maschine bis 40mm Durchmesser direct in das Blech einrollen, ohne
                              									daſs bei den verschiedenen Durchmessern an der Maschine irgend eine Zurichtung oder
                              									Stellung nothwendig ist. Die Maschine arbeitet ähnlich wie eine Abbiegmaschine; es
                              									wird der Draht oder Rundstab, welcher nur ziemlich gerade gerichtet ist und sonst
                              									keiner weiteren Vorbereitung bedarf, hingelegt, das Blech darunter festgespannt und
                              									auf dreimaliges Aufbiegen ist derselbe vollständig eingerollt; der Stab kann dann
                              									gleich im Blech bleiben oder, wenn die Wulst hohl sein soll, läſst sich derselbe
                              									sehr leicht herausziehen, weil die Wulst nicht verspannt oder verzogen, sondern
                              									vollständig gerade ist.
                           Wir lassen hier die Beschreibung der ebenso einfachen, wie sinnreichen Construction
                              									folgen; auf Taf. 14 stellt Fig. 4 den
                              									Querschnitt dar, aus welchem deren wichtigste Theile ersichtlich sind. a ist der Ständer der Maschine, an dessen oberem Winkel
                              									der Spannbacken d befestigt ist. Der Untertheil b ist durch in Schlitzen geführte Stehbolzen c mit dem Ständer verhängt und mittels einer
                              									Parallelzuspannung auf und ab schiebbar, und zwar geschieht dies durch einfaches
                              									Drehen eines seitlich an der Maschine angebrachten Handrades, dessen Spindel einen
                              									Keil vorschiebt, welcher den Untertheil b aufwärts
                              									drängt. Die beiden Enden des Untertheiles b bilden
                              									Gelenke, in welchen der mit Handgriff versehene Vordertheil e hängt und drehbar ist. Die beiden an der inneren Fläche des Ständers a gleitenden scharfen Kanten des Untertheiles b und des Spannbackens d
                              									sind gegenseitig zinkenförmig ausgearbeitet, wie die Linien x und y (Fig. 5)
                              									andeuten, so daſs dieselben so weit in einander greifen können, bis sich die
                              									vorderen Kanten derselben Theile berühren, wodurch das Einspannen von Blech sowohl,
                              									als auch das Einspannen der dünnsten Drähte ermöglicht ist.
                           Zwischen dem aus Stahl hergestellten Spannbacken d und
                              									dem Untertheil b liegt eine Zunge f (Fig. 5)
                              									ebenfalls aus Stahl, welche beim Aufwärtsspannen des Untertheiles durch die sich
                              									verkürzenden Flächen v und w vorgeschoben wird und zwar stets so weit, daſs ein zwischen die Flächen
                              										w, t und u gebrachter
                              									Rundstab in der Weise festgeklemmt wird, daſs, bei was immer für einen Durchmesser
                              									desselben, die Richtung der Spannbackenfläche s eine
                              									Tangente zur Peripherie dieses Stabes bildet. Das gerade Blech wird, wie die Linie
                              										n andeutet, unter diesen Stab gebracht, an die
                              									Zunge f angestoſsen und durch Aufwärtsspannen des
                              									Untertheiles der ganzen Länge nach festgeklemmt; hierauf wird mit dem Vordertheil
                              										e das Blech aufgebogen, wodurch es die Biegung der
                              										Figur 5 erhält; nun wird gelüftet, das Blech wieder in die Lage n gebracht, festgeklemmt und aufgebogen, wodurch es die
                              									Biegung Fig. 6
                              									erhält; endlich wird der Vorgang noch einmal wiederholt (Fig. 7) und
                              									die Wulst erhält somit nach dem dritten Bug ihre völlig geschlossene Form.
                           Auf diese Weise legt die Maschine ganz dünne Drähte in verhältniſsmäſsig starke
                              									Bleche ganz richtig und schön ein. Für solche dünne Drähte wird eine zweite Zunge,
                              									deren vordere Kante ganz schmal ist, der Maschine beigegeben (Fig. 8).
                              									Auch das Absetzen oder Durchsetzen der Wülsten besorgt diese Maschine auf höchst
                              									einfache Weise und sauber; es wird einfach, wie Fig. 9
                              									zeigt, die Wulst umgekehrt eingespannt und auf den Vordertheil eine Eisenschiene
                              									oder ein Blechstreifen, von einer der Stabstärke ungefähr entsprechenden Dicke,
                              									gelegt und aufgebogen, bis der Absatz den gewünschten Winkel erreicht hat. Schmale
                              									Abbüge, Falze und feine Anreife biegt die Maschine mit einer Schärfe und
                              									Genauigkeit, die auf keiner Abbiegmaschine erreicht wird. Es wird zu diesem Behufe
                              									die Zunge herausgenommen und das Blech mit der scharfen Kante des Spannbackens d festgehalten. Wenn für gewisse Zwecke Abbüge neben
                              									einer Wulst oder Sicke u. dgl. gemacht werden sollen, so wird auf Verlangen eine
                              									Schiene mitgeliefert, welche sich sehr leicht und schnell an die Maschine durch
                              									bloses Anziehen zweier Stellschrauben befestigen läſst (Fig. 10).
                              									Durch diese Einrichtung entsteht hinter der Schiene ein genügend groſser Raum für
                              									Abbüge, Sicken oder Wülsten, und man kann dadurch viele Abbüge machen, welche sich
                              									auf der Biegmaschine nur schwer oder gar nicht herstellen lassen.
                           Die Maschinen werden in verschiedenen Gröſsen gebaut, und zwar bis
                              									jetzt mit 640mm, 1m und mit 2m Arbeitslänge. Eine kurze,
                              									sehr starke Sorte solcher Maschinen eignet sich besonders für Schloſsereien zur
                              									Herstellung von Fischbändern, Gelenk- und Aufsatzbändern in den verschiedensten
                              									Gröſsen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
