| Titel: | Verbesserte Form des Quecksilber-Destillirapparates von A. Weinhold. | 
| Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 211 | 
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                        Verbesserte Form des
                           								Quecksilber-Destillirapparates von A. Weinhold.
                        Mit einer Abbildung auf Tafel 19.
                        Bosscha's verbesserter Weinhold'scher
                           								Quecksilber-Destillirapparat.
                        
                     
                        
                           Der von Weinhold im J. 1873 beschriebene
                              
                              									Quecksilberdestillirapparat hat, hauptsächlich durch Bosscha (vgl. Catalogue of the Loan
                                 										Collection, London 1876, Nr. 2423), einige Abänderungen erfahren, durch
                              									welche er für den Gebrauch erheblich bequemer geworden ist; Fig. 11
                              									Taf. 19 zeigt ihn nach einem vom Verfasser eingesendeten Sonderabdruck aus Carl's Repertorium, 1879
                                 									Bd. 15 in seiner gegenwärtigen Form.
                           Der Fuſstheil des Apparates ist ein Kasten zur Aufnahme etwa verschütteten
                              									Quecksilbers, auf ziemlich starken Leisten stehend, so daſs genügend Raum ist, um
                              									ein flaches Gefäſs unterschieben zu können, wenn das in dem Kasten sich ansammelnde
                              									Quecksilber einmal durch ein dazu angebrachtes, für gewöhnlich mit einem Korke
                              									verstopftes Loch abgelassen werden soll; etwaige Fugen und Risse des Kastens werden
                              									mit starkem Hanfpapier verleimt, um Quecksilberverluste zu vermeiden. Würde der
                              									Apparat in einem Zimmer mit Quecksilber dichtem Fuſsboden aufgestellt, wie ihn die
                              									Eudiometerzimmer der Laboratorien vielfach besitzen, so wäre der Kasten besser durch
                              									ein Bret ohne Rand zu ersetzen. Auf dem Fuſsgestell erhebt sich eine feste Holzwand,
                              									auf der Rückseite durch eine in der Figur nicht sichtbare Strebe verstärkt; an
                              									dieser Wand sind sechs kleine feste Tragbretchen zur Aufnahme verschiedener Theile
                              									des Apparates befestigt; ein siebentes Tragstück sitzt an einem besonderen zwischen
                              									den Leisten u verschiebbaren Bretchen, das sich in
                              									beliebiger Höhe feststellen läſst, indem man den eisernen Stift v durch ein Loch dieses Bretchens und eines der Löcher
                              									in der hölzernen Wand hindurchsteckt. Auf dem obersten Tragbret steht ein Babo'scher
                              									vierfacher Brenner c, dessen hohler Fuſs durchbohrt und
                              									mit einer eingelötheten Messingröhre versehen ist, um das Rohr b durchzulassen; der Schornstein des Brenners ist
                              									entfernt und die ringförmige Brenneröffnung mit einem aufgedrückten ringförmigen
                              									Stück von feinem Drahtnetz bedeckt, so daſs auch bei sehr kleiner Flamme kein
                              									Zurückschlagen nach unten stattfindet. Das nächste Bretchen trägt einen
                              									Gasdruckregulator t; das Leuchtgas gelangt aus dem
                              									Druckregulator nach einem Reichert'schen Wärmeregulator d mit kugelförmigem Gefäſs und horizontal umgebogenem Rohr und aus diesem
                              									nach dem Brenner; die zur Verbindung dienenden Kautschukschläuche liegen zum
                              									gröſsten Theile auf der Rückseite der Holzwand und treten nur mit ihren Enden durch
                              									genügend weite Löcher nach vorn. Der Wärmeregulator sitzt an einem leicht
                              									abnehmbaren Arme i; e ist eine conische Hülle aus
                              									Eisenblech, welche die Kugel a und die des Wärmeregulators in einigen
                              									Millimeter Abstand umgibt; sie hat einen winkelig gebogenen Ansatz, der in einer an
                              									die Holzwand angeschraubten Oese steckt, so daſs auch die Hülle leicht abzunehmen
                              									ist. Das dritte feste Bretchen trägt die Mariotte'sche Flasche h, welche durch untergelegte Holzscheiben mehr oder
                              
                              									weniger hoch gestellt werden kann, und das aus einer umgekehrten Flasche mit
                              									abgesprengtem Boden bestehende Gefäſs g. In den Hals
                              									dieser Flasche ist ein durchbohrter Kork eingekittet. Das Glasrohr b, welches oben die als Destillirgefäſs dienende Kugel
                              										a trägt, ruht mit seinem unteren, schräg
                              									abgeschnittenen Ende auf diesem Korke; das lange Rohr k
                              									ist in den Kork streng eingepaſst; es geht durch b
                              									hindurch und mündet im obersten Theile von a. Das
                              									untere Ende von k mündet nahe am Boden des kleinen
                              									Quecksilberbehälters l mit seitlichem Abfluſsrohre. Das
                              									seitwärts an k angesetzte Rohr m dient zur Verbindung mit dem Trockengefäſs r und der Quecksilberluftpumpe nopq. Der abwärts gehende Arm von m ist in den Hals von r
                              									luftdicht eingeschliffen; der aufwärts gehende Arm f
                              									ist mit der Pumpe durch einen kurzen Kautschukschlauch verbunden, welcher
                              									festgebunden und mit geschmolzenem Talg überzogen wird. (Es könnte auch diese
                              									Verbindung durch Ineinanderschleifen der betreffenden Rohrenden hergestellt werden.)
                              									In das Gefäſs r kommt englische Schwefelsäure; ein
                              									unter dasselbe geschobener, auf dem vierten Tragbretchen ruhender Kork verhindert
                              									das Herunterfallen, so lange im Apparate noch kein Vacuum vorhanden ist und also r noch nicht durch den Luftdruck getragen wird; die
                              									geschliffenen Theile werden durch Bestreichen mit einer Spur Talg gedichtet. Das
                              									enge Fallrohr n der (Sprengel-Crookes'schen) Luftpumpe
                              									mündet in den Quecksilberbehälter p mit seitlichem
                              									Abfluſsrohr; der Zufluſs des Quecksilbers erfolgt durch das Rohr o; dieses ist unten zu einer feinen Spitze ausgezogen
                              									und durch einen umsponnenen Kautschukschlauch mit dem beweglichen Behälter q – ebenfalls einer umgekehrten Flasche mit
                              									abgesprengtem Boden – verbunden. Die Röhren n und o sind mit durchbohrten Korken in Löchern des dritten
                              									und fünften Tragstückes festgeklemmt; die Gefäſse l und
                              										p sind ebenso in dem sechsten Tragstück befestigt
                              									und ruhen überdies auf dem Fuſsbret des Apparates.
                           Um den Apparat in Thätigkeit zu bringen, verfährt man folgendermaſsen: Man legt unter
                              									die Mariotte'sche Flasche so viele Holzscheiben daſs das untere in der Flasche
                              									befindliche Ende des Rohres w um etwa 1cm weniger unter der Mitte der Kugel a steht, als die Höhe des Barometerstandes beträgt; bis
                              									zu der nämlichen Höhe füllt man g mit einem Theile des
                              									zu destillirenden Quecksilbers. Mit einem anderen füllt man die Flasche h bis zum Halse; wenn man nun den mit einer Spur Wasser
                              
                              									befeuchteten Kautschukpfropfen langsam in den Hals von h eindrückt, so steigt das Quecksilber in w
                              									und x, bis es in letzterem Rohre nach g überflieſst; der Heber x
                              									muſs aus engem Rohre (2mm weit) sein, damit er
                              									sich ordentlich mit Quecksilber füllt. Ist in h nicht
                              									so viel Quecksilber, daſs sich der Heber beim Einsetzen des Pfropfens von selbst
                              									füllt, so hilft man durch vorsichtiges Blasen an dem Rohre w nach. Das Gefäſs l füllt man bis zur Höhe
                              									der seitlichen Abfluſsröhre mit reinem Quecksilber; dann stellt man das Tragstück
                              									mit dem Behälter q so, daſs seine obere Fläche in die
                              									Höhe der Einmündungsstelle von o in n kommt. Jetzt füllt man q
                              									mit reinem Quecksilber; dieses flieſst nach n und führt
                              									die Luft aus dem Apparate mit fort. In dem Maſse, als die Luft im Apparate verdünnt
                              									wird, steigt das Quecksilber aus l in k und aus g in dem
                              									ringförmigen Zwischenräume zwischen k und b auf; um so viel es in b
                              									steigt, um so viel verringert man die Höhe von q. Das
                              									aus p ablaufende Quecksilber wird immer in q wieder aufgegossen; zuletzt muſs das Quecksilber bis
                              									etwa zur Mitte der Kugel a steigen und q bis ziemlich zur Höhe des unteren Endes von o herabgelassen sein.
                           Wenn das Quecksilber in dem Rohre n keine Luft mehr
                              									mitnimmt und die fallenden Tropfen mit hartem, metallischem Klange aufschlagen,
                              									beginnt man mit dem Erwärmen. Man bringt anfangs das verschiebbare Gewicht auf dem
                              									Regulatorhebel t ganz an das Ende des längeren Armes
                              									und öffnet den Hahn der Gasleitung nur so weit, daſs über dem Drahtnetz des Brenners
                              										c nur eine ganz kleine, etwa 5mm hohe, die Kugel a
                              									noch nicht berührende Flamme brennt. Wenn das Quecksilber in a auf etwa 200° erwärmt ist, verdampft es lebhaft, aber ohne alles
                              									Blasenwerfen; die entwickelten Dämpfe verdichten sich in dem Rohre k und wärmen dabei das in der oberen Hälfte von b befindliche Quecksilber vor; die verdichteten Tropfen
                              									sammeln sich in der unteren Hälfte von k, es tritt
                              									Quecksilber aus k nach l,
                              									und wenn der Stand in k Barometer hoch über das
                              									Abfluſsrohr von l gestiegen ist, beginnt das Destillat
                              									aus l abzulaufen. Die Spannung des Quecksilberdampfes
                              									bewirkt ein schwaches Sinken des Standes in a; man
                              									stellt nun h so hoch, daſs der Stand in a bis etwa 5mm über
                              									die Mitte der Kugel steigt. In dem Maſse, als Quecksilber aus a abdestillirt (etwa 600g in der Stunde), flieſst anderes aus h nach
                              										g und steigt durch b
                              									auf; sobald h bis zum unteren Ende von w entleert ist, wird es neu gefüllt. Die von dem
                              									unreinen Quecksilber etwa mitgeführten Spuren von Wasser werden von der
                              									Schwefelsäure in r absorbirt; geringe Mengen von Luft,
                              									welche das Quecksilber enthält, und von Sauerstoff aus oxydhaltigem Quecksilber
                              									entfernt man, indem man etwa alle halbe Stunden das Quecksilber aus y wieder nach q gieſst.
                              									Natürlich muſs man, um kein Quecksilber zu verlieren, von y zwei Stück haben, deren eines man unter das Abfluſsrohr von p setzt, ehe man das andere in q entleert; ebenso braucht man zwei Flaschen z zum Auswechseln für das Auffangen des Destillates. Auf die Abfluſsröhre
                              									von l und p kann man zweckmäſsig eine
                              									rechteckige Glasplatte legen, die nach vorn und nach beiden Seiten so weit vorsteht,
                              									daſs kein Staub in die Oeffnungen von y und z fällt; ebenso empfiehlt es sich, die Oeffnung von q mit einem runden Deckel mit übergreifendem Rande zu
                              									bedecken.
                           Hat man die richtige Gröſse für die Gasflamme ausprobirt, so justirt man den
                              									Wärmeregulator und den Druckregulator auf folgende Weise: Man schraubt die Schraube
                              										s des Wärmeregulators so weit vorwärts, daſs die
                              									Flamme zu klein wird und nur eben noch nicht verlischt; dann öffnet man den Hahn der
                              									Gasleitung ganz, wobei die Flamme in der Regel wieder etwas zu groſs wird. Jetzt
                              									gibt man durch Drehen der Schraube s der Flamme wieder
                              									die richtige Gröſse und schiebt nun das Gewicht auf dem Hebel des Druckregulators
                              										t so weit nach dem Drehungspunkte, daſs die Flamme
                              									wieder ein klein wenig zu klein wird; durch Zurückdrehen von s gibt man ihr endlich nochmals die richtige Groſse. Ist die Justirung auf
                              									diese Art ausgeführt, so behält die Flamme für alle Folgezeit die richtige Gröſse
                              									auch bei sehr erheblichen Druckschwankungen. Die Aenderungen an der Schraube s und an dem verschiebbaren Gewicht des Regulators beim
                              									Justiren nehme man langsam vor, weil die Flamme wegen der merklichen Hohlräume im
                              									Brennerfuſse und im Regulator ihre Gröſse nicht augenblicklich ändert. Soll der
                              									Apparat auf einige Zeit auſser Gang gesetzt werden, wie es am Abend nöthig ist, so
                              									erniedrigt man die Mariotte'sche Flasche h um etwa 1cm, bevor man das Gas auslöscht, weil sonst mit
                              									dem Verschwinden des Dampfdruckes in a das Quecksilber
                              									zu hoch steigt. Beim Wiederanwärmen des Apparates am Morgen öffnet man anfangs den
                              									Hahn der Gasleitung nur so viel, daſs man eben eine Flamme von richtiger Gröſse
                              									erhält: nach etwa ½ Stunde ist das Quecksilber im Wärmeregulator so weit erwärmt,
                              									daſs man den Hahn ganz öffnen kann; gleichzeitig hebt man dann auch h wieder auf die richtige Höhe.
                           Soll der Apparat einmal gereinigt werden, was aber bei nicht übermäſsig unreinem
                              									Quecksilber erst nöthig ist, nachdem man mehrere Centner destillirt hat, so nimmt
                              									man den Kork unter der Trockenflasche r weg, zieht
                              									diese mit vorsichtig drehender Bewegung nach unten ab, hebt das ganz unreine
                              									Quecksilber aus g mittels eines Hebers heraus und
                              									destillirt es in gewöhnlicher Weise aus einer Eisenretorte.
                           Glasbläser R. Götze in Leipzig, Turnerstrasse 15,
                              									fertigt den Apparat in vortrefflicher Weise.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
