| Titel: | Optischer Tourenzähler (Cycloskop) von McLeod und Clarke. | 
| Autor: | A. P. | 
| Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 295 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Optischer Tourenzähler (Cycloskop) von McLeod und Clarke.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 22.
                        McLeod und Clarke's optischer Tourenzähler.
                        
                     
                        
                           Die Professoren McLeod und Clarke vom „Royal Indian Engineering College“
                              									haben unter der Bezeichnung „Cycloskop“ einen höchst sinnreichen Apparat construirt, mit dessen Hilfe die
                              									augenblickliche Tourenzahl einer Achse zu jeder Beobachtungszeit genau bestimmt
                              									werden kann. Ihre Methode beruht auf jener bekannten physiologischen Erscheinung,
                              									der auch das Phenakistoskop oder die stroboskopische Scheibe ihre optische Wirkung
                              									verdankt, nämlich auf der Dauer des Lichteindruckes im Auge.
                           Man denke sich auf der hellen Mantelfläche eines horizontalen
                              									Cylinders, parallel zur Achse, ein System dunkler gerader Linien A, B, C... (Fig. 12 und
                              										13 Taf. 22) in gleichen Abständen vertheilt. Vor dem Cylinder befinde
                              									sich ein verticales Metallplättchen mit einem feinen verticalen Spalt s. Der Beobachter wird alsdann, so lange das System in
                              									Ruhe ist, durch den Spalt aber nur eine Reihe gleich weit abstehender dunkler Punkte
                              										a, b, c... erblicken. Befindet sich aber der Spalt
                              									in einer zwischen den Grenzlagen s1 und s2 parallel zur Cylinderachse rasch hin und
                              									her schwingenden Bewegung, so wird das Auge, vermöge der Dauer des Lichteindruckes
                              									auf der Netzhaut, statt jener Punkte eben so viele gerade Striche mn, m1n1, m2n2... wahrnehmen.
                           Angenommen nun, der Cylinder drehe sich zugleich um seine Achse
                              									und seine Geschwindigkeit sei so regulirt, daſs die von den Parallellinien A, B, C... (Fig. 12)
                              									während einer vollständigen Schwingung des Spaltes zurückgelegte Strecke ihren
                              									Abständen ab, bc... genau gleich sei, so wird man
                              									durch den Spalt statt der Striche mn, m1n1... die
                              									unbewegliche Wellenlinie (Sinuscurve) Fig. 12
                              									erblicken. Die geringste Geschwindigkeitsänderung des Cylinders wird sich aber
                              									augenblicklich dadurch bemerklich machen, daſs die Wellenlinie im Augenblicke der
                              									Geschwindigkeitsvermehrung eine im Sinne der Drehung fortschreitende, bei einer
                              									Verminderung eine rückgängige Bewegung annimmt. Bei der doppelten
                              									Umdrehungsgeschwindigkeit des Cylinders wird der Punkt a die unbewegliche Curve agbg1c (Fig. 13)
                              									und gleichzeitig der Punkt b die unbewegliche Curve bhch1d
                              									hervorrufen; es muſs also im Auge der Eindruck zweier entgegengesetzter, in den
                              									Knotenpunkten a, b, c... sich schneidender Wellenlinien
                              									entstehen.
                           Bei gegebener Schwingungszahl des Plättchens ist demnach das
                              									Auftreten beider unbeweglichen Wellengebilde Fig. 12 und
                              										Fig. 13 das charakteristische Kennzeichen zweier ganz bestimmter
                              									Umdrehungsgeschwindigkeiten des Cylinders. Wir wollen beispielshalber annehmen,
                              									letzterer enthalte 24 gleich weit abstehende Parallellinien (in der Ausführung wählt
                              									man eine weit gröſsere Anzahl) und das Plättchen mit dem Spalt mache 60 Schwingungen
                              									in 1 Secunde, also 1 Schwingung in 1/60 Secunde. Würde sich nun hinter dem Spalt die
                              									einfache Curve Fig. 12,
                              									deren Wellenlänge dem Abstande ab gleich ist, als
                              									unbewegliches Gebilde zeigen, so wäre daraus der Schluſs zu ziehen, daſs 1/24 Umdrehung auf
                              										1/60 Secunde
                              									oder 150 Touren auf 1 Minute kämen. Erschiene aber die Doppelcurve Fig. 13 von
                              									der doppelten Wellenlänge ac, so wäre dies ein
                              									Zeichen, daſs 1/12
                              									Touren in 1 Secunde oder 300 Umdrehungen in 1 Minute erfolgen würden. Die Erfinder bedienen sich
                              									als normaler Basis zur Ermittelung der Tourenzahl des am leichtesten erkennbaren
                              									Gebildes Fig.
                                 									13.
                           Wir haben bisher, der Einfachheit wegen, die Linien A, B... als parallel angenommen. Unter dieser Annahme
                              									würde es aber nur eine einzige Geschwindigkeit geben, welche durch das Auftreten des
                              									zu Grund gelegten Gebildes Fig. 13
                              									bestimmt werden könnte. Um nun im Stande zu sein, mit einer und derselben
                              									Schwingungszahl des Spaltes jede beliebige Umdrehungsgeschwindigkeit des Cylinders
                              									innerhalb gegebener Grenzen zu messen, bringen die Erfinder folgende geometrische
                              									Construction in Anwendung. Man zeichnet auf ein Blatt Papier zwei rechtwinklig sich
                              									schneidende Gerade X, Y (Fig. 14)
                              									und construirt über X als Mittellinie ein Rechteck,
                              									dessen Seite ag der Länge und dessen Seite aa1 dem Umfange des als
                              									Hauptorgan des Tourenzählers wirkenden Cylinders gleich ist. Die Seite gg1 wird in eine gerade
                              									Anzahl – wir wollen annehmen 12 – gleicher Theile getheilt und die Theilung über g und g1 hinaus gleich weit fortgesetzt, bis das
                              									Verhältniſs mg : mk
                              									dem Verhältnisse der beiden äuſsersten Geschwindigkeiten des Cylinders z.B. 1 : 2
                              									gleich ist. Die von den Endpunkten k und k1 durch die Ecken a und a1 gezogenen Geraden schneiden sich in o. Zieht man nun aus o
                              									nach sämmtlichen Theilungspunkten von kk1 gerade Linien, so schneiden diese die
                              									beiden Rechteckseiten ag und a1g1 in den Punkten b bis f und b1 bis f1. Denkt man sich ferner sämmtliche
                              									homologen Durchschnitte paarweise durch gerade Linien verbunden, so erhält man ein
                              									System von Parallellinien aa1, bb1, cc1, dd1, ee1, ff1, welche durch die schrägen Linien bezieh.
                              									in 24, 22, 20, 18, 16 und 14 gleiche Theile getheilt werden. Schneidet man das
                              									Rechteck aus und legt es dergestalt um den Cylinder, daſs die Punkte a bis f mit den Punkten
                              										a1 bis f1 zusammenfallen, so
                              									verwandeln sich die Linien aa1, bb1... in Parallelkreise,
                              									welche durch die schrägen Linien in beziehungsweise 24, 22, 20... gleiche Theile
                              									getheilt sind. Denkt man sich endlich je zwischen zweien dieser Parallellkreise, und
                              									zwar in der Mitte, noch einen Parallelkreis eingeschaltet, so werden die
                              									eingeschalteten Kreise, wie leicht nachzuweisen, der Reihe nach in 23, 21, 19, 17,
                              									15, 13 gleiche Theile getheilt.
                           Angenommen nun, es erscheine hinter dem Spalt, wenn er dem Kreise
                              										aa1 gegenüber mit
                              									der Geschwindigkeit von 60 Schwingungen in 1 Secunde schwingt, das feststehende
                              									Wellengebilde Fig. 13, so
                              									deutet dieses, wie oben gezeigt wurde, auf eine Geschwindigkeit von 300 Touren in 1
                              									Minute. Müſste man aber, um die nämliche Figur zum Vorschein zu bringen, den Spalt
                              									bis zum Parallelkreis ee1 verschieben, welcher durch die schrägen Linien in 16 gleiche Theile
                              									getheilt wird, so würde die Geschwindigkeit ⅛ Umdrehung in 1/60 Secunden oder
                              									450 Touren in 1 Minute betragen. Auf diese Weise läſst sich aus dem Auftreten der
                              									Figur an der einen oder der anderen Stelle des Cylinders die Tourenzahl bei jeder
                              									beliebigen Geschwindigkeit innerhalb der gegebenen Grenzen berechnen.
                           Dies ist das Princip, auf welches sich der in Rede stehende
                              									Tourenzähler, Cycloskop genannt, gründet.
                           Fig.
                                 										15 Taf. 22 stellt das Instrument in einer perspectivischen Skizze dar. Der
                              									mit der Papierfläche aa1g1g (Fig. 14)
                              									überzogene Cylinder B steht durch eine Schnurscheibe
                              										R mit der Maschine in Verbindung, deren
                              									Umdrehungszahl gemessen werden soll. A ist ein parallel
                              									zur Cylinderachse verschiebbarer Kasten, welcher eine auf 60 Schwingungen in der
                              									Secunde regulirte elastische Platte um schlieſst, woran ein Zinkplättchen befestigt
                              									ist. Letzteres besitzt einen schmalen verticalen Spalt, nicht breiter als die Dicke
                              									der auf dem Cylindermantel gezogenen Linien. Die Verschiebung des Kastens A geschieht mit Hilfe des Handrädchens D, an dessen Achse ein kleines Zahnrad E sitzt, welches in eine an das Bodenbret des Apparates
                              									befestigte Zahnstange
                              										F greift. Zur Betrachtung der Curven dient ein
                              									Ocular S mit Vergröſserungslinse. Die elastische Platte
                              									wird, ähnlich wie bei Zungenpfeifen, mittels eines durch das biegsame Windrohr C eingeblasenen Luftstromes in Schwingung gesetzt. Beim
                              									Gebrauch des Instrumentes sieht man durch das Ocular und bewirkt zugleich durch
                              									Drehung des Rades D die erwähnte Längsbewegung des
                              									Kastens, bis die unbewegliche Normalfigur erscheint, worauf mit Hilfe eines am Fuſse
                              									des Kastens angebrachten Zeigers die Umdrehungszahl auf einer graduirten Scale
                              									unmittelbar abgelesen werden kann. Prof. McLeod hat das
                              									Instrument neuerdings noch dahin verbessert, daſs der Beobachter die Umdrehungszahl
                              									des Cylinders ablesen kann, ohne das Auge vom Ocular zu entfernen.
                           Das Cycloskop zeigt die geringste Geschwindigkeitsänderung an und lehrt, daſs die
                              									Umdrehungsgeschwindigkeit der vollkommensten Maschinen, sie mögen noch so sorgfältig
                              									regulirt sein, beständigen Schwankungen unterworfen ist. (Nach dem Engineer, 1879 Bd. 48 S. 225.)
                           
                              
                                 A.
                                    										P.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
