| Titel: | Controlbarometer von H. Wild in St. Petersburg. | 
| Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 298 | 
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                        Controlbarometer von H. Wild in St. Petersburg.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 23.
                        Wild's Controlbarometer.
                        
                     
                        
                           Dieses neue, nach den Angaben Wild's vom Mechaniker Turettini in Genf angefertigte und in Fig. 12 bis
                              										16 Taf. 23 in ¼ n. Gr. dargestellte Barometer hat nach Carl's Repertorium, 1879 S. 404 folgende
                              									Einrichtung.
                           Das Gefäſs mit Ledersack und der eisernen Scheidewand r
                              										(Fig. 12) zwischen dem oberen und unteren Theil, um das Eindringen von
                              									Luft in die Barometerröhre zu erschweren, entsprechen ganz den bezüglichen Theilen
                              									des früheren von Wild angegebenen Instrumentes.
                              									Dasselbe gilt von der Schraube u zum Nachfüllen von
                              									Quecksilber und von der Befestigungsweise der beiden Glasröhren durch gepreſste
                              									Lederringe im Deckel des Gefäſses.
                           In den Deckel des Eisengefäſses sind drei Eisenstangen a,
                                 										b und c (Fig. 14)
                              									eingeschraubt, welche den Haltern der Glasröhren und des Thermometers zur Stütze
                              									dienen. Zunächst ist das die kurze Glasröhre am oberen Ende umfassende und
                              									abschlieſsende Hahnstück d, sodann der untere und obere
                              									Halter e und f des
                              									Thermometers, endlich die den erweiterten und centrischen Theil des Barometerrohres
                              									unten und oben umfassenden, mit Kork gefütterten Lager g und h daran festgeklemmt.
                           Das eiserne Quecksilbergefäſs mit den Glasröhren, dem Thermometer und das diese
                              									haltende eiserne Gestell bildet also einen eigenen Theil des Instrumentes und
                              									könnte nach Füllung und Einsetzung der Barometerröhre für sich als Barometer
                              									aufgestellt und benutzt werden, indem man etwa den Stellungsunterschied des
                              									Quecksilbers in beiden Schenkeln mit einem Kathetometer ausmessen würde.
                           Zu dieser Messung der Barometerhöhe dient nun für gewöhnlich das über das eiserne
                              									Gestell herunterzuschiebende und am Quecksilbergefäſs aufzuschraubende, in
                              									Millimeter getheilte Messingrohr, dessen Deckel i
                              									einerseits die Aufhängevorrichtung k trägt und mittels
                              									dreier in die Enden der Eisensäulen hineingehenden Schrauben l auch dem oberen Ende des Eisengestelles Halt verleiht. Passende,
                              									diametral gegenüber stehende Schlitze gestatten die Ablesung des Thermometers und
                              									der Quecksilberkuppen, Auf diese wird zu dem Ende der obere Rand des mit einem
                              									Nonius versehenen Schiebers m eingestellt, der zur
                              									feineren Bewegung mit der Schraubenmutter n am Rohre
                              									festgeklemmt und dann mit der Mutter o mikrometrisch
                              									verschoben wird. Eine längs der Röhre heruntergehende Schiene und eine dazu passende
                              									Nuth ira Schieber verhindert die Drehung des letzteren beim Verschieben von unten
                              									nach oben, wenn zuerst der untere und darauf der obere Quecksilberstand zur Messung
                              									des Höhenunterschiedes beider eingestellt wird. Daſs hierbei die Ablesungs- und
                              									Einstellungsweise, etwa wie beim Kathetometer, oben und unten genau dieselbe und
                              									jeder Indexfehler u. dgl. ausgeschlossen ist, erhellt hiernach ohne weiteres,
                              									ebenso, daſs bei einer Zerlegung des Instrumentes keine Aenderung der einmal
                              									bestimmten Correction erfolgen kann. Ja es kann sogar dieser Einrichtung zufolge,
                              									wenn die Theilung auf dem Messingrohre berichtigt und das letztere genau als gerader
                              									Cylinder abgedreht und geschliffen worden ist, das Instrument bis auf die jedenfalls
                              									kleine Capillaritätscorrection zu absoluter Messung des Barometerstandes dienen, da
                              									ja der Einfluſs der allfällig in der Toricelli'schen Leere noch vorhandenen Luft
                              									ebenfalls nach der Arago'schen Methode direct bestimmt werden kann.
                           Nur für den bequemeren Gebrauch des Instrumentes als Standbarometer ist der in Fig. 13 in
                              									der Seitenansicht und in Fig. 15 im
                              									Grundriſs dargestellte, an einer beliebigen Stelle aufzuklemmende zweite Schieber
                              										w mit Nonins dem Instrumente beigegeben. Nach
                              									Einstellung dieses Schiebers, z.B. auf den Nullpunkt der Theilung, wird das
                              									Quecksilber bei der Beobachtung dann jeweilen bis zur Berührung mit seinem Rande im
                              									kurzen Schenkel gehoben und darauf oben der Schieber p
                              									eingestellt. Selbstverständlich muſs in diesem Falle mittels eines Hilfsbarometers
                              									die durch die Indexdifferenz beider Schieber bedingte Berichtigung besonders
                              									bestimmt werden.
                           Wie beim früheren Barometer, so ist auch hier nach vollständiger Füllung beider
                              									Schenkel mit Quecksilber durch Heben des Sackes das kurze Rohr für den Transport des
                              									Instrumentes durch den Stahlhahn abzuschlieſsen, zu dessen Viereck man mit dem Schlüssel
                              									durch die Oeffnung q (Fig. 13) im
                              									äuſseren Rohre gelangt.
                           Wild hat versucht, das neue
                              									Constructionsprincip noch in einer zweiten Weise zur Ausführung zu bringen, zu
                              									welcher der kürzlich verstorbene Dr. Geiſsler in Bonn
                              									die nicht leicht herzustellenden Glastheile und Mechaniker Brauer in St. Petersburg die Metalltheile angefertigt hat. Die letzteren
                              									unterscheiden sich nicht wesentlich von denen des eben beschriebenen ersten
                              									Instrumentes; statt des Ledersackes hat Brauer im
                              									Eisengefäſs einen Stempel verwendet; das besondere Eisengestell wurde durch die Form
                              									der Glastheile überflüssig und ebenso ermöglichte es die letztere, die getheilte
                              									Messingröhre enger zu wählen, so daſs sie trotz gröſserer Wandstärke einen äuſseren
                              									Durchmesser von blos 44mm hat. Die Glastheile
                              									haben die in Fig. 16
                              									(ebenfalls in ¼ n. Gr.) dargestellte Form. Die eigentliche Barometerröhre und der
                              									kurze Schenkel des Barometers sind nämlich fest mit einander verbunden, indem die an
                              									die weitere obere Röhre a angeschmolzene und seitlich
                              									abgebogene engere Verbindungsröhre bb' unten bei a' durch eine seitliche Oeffnung des kurzen Schenkels
                              										dd' – von gleicher Weite wie die Barometerkammer
                              									oben, nemlich 12mm innerer Durchmesser – in diesen
                              									eingeführt, damit verschmolzen und dann längs seiner Achse noch ungefähr 20mm über das Ende d'
                              									desselben hinaus bis c verlängert ist. Der kurze
                              									Schenkel dd' ist unten bei d' offen und oben bei d durch den ein
                              									geschliffenen Glashahn h (mit seitlicher Durchbohrung
                              									und Viereck zum Aufstecken eines Schlüssels) verschlieſsbar. Zur Verstärkung sind
                              									die weiteren Theile a und d des Barometerrohres gegenüber der Verbindungsröhre b noch durch einen angeschmolzenen Glasstab gg' verbunden. Zwischen diesem Glasstabe und der
                              									Glasröhre ist ungefähr bei t das Thermometer centrisch
                              									mit a und d angebracht. Es
                              									wird durch zwei Korkscheiben gehalten, welche ihrerseits mit zwei anderen bei bg über den oberen und bei dh über den unteren erweiterten Theil des
                              									Barometerrohres geschobenen Korken durch Messingstäbchen fest verbunden sind. Der
                              									Kork bei dh verhindert zugleich das
                              									Herausrutschen des Hahnes h. Diese Korke alle
                              									entsprechen in ihrem äuſseren Umfange dem inneren Durchmesser der getheilten
                              									Messingröhre und geben also zugleich dem Barometerrohr in dieser seinen Halt.
                              									Dasselbe stützt sich auſserdem noch gegen einen Kork im Deckel der letzteren und ist
                              									mit dem unteren offenen Ende d' des kurzen Schenkels in
                              									die entsprechende Tubulatur des Eisengefäſses quecksilberdicht durch umgepreſste
                              									Lederringe eingesetzt.
                           Durch diese Construction ist also der Vortheil einer einzigen
                              									centralen Tubulatur im Eisengefäſs erzielt und damit zugleich auch die Möglichkeit
                              									einer gröſseren Annäherung der excentrischen Verbindungsröhre an den kurzen Schenkel
                              									des Barometers geboten, wodurch wieder die centrisch umhüllende Maſsröhre in ihrem
                              									Durchmesser eine wünschenswerthe Beschränkung erfahren kann. Abgesehen nämlich von
                              									der dadurch bedingten Verminderung des Gewichtes und Volums des Instrumentes ist ein
                              									nicht allzugroſser Durchmesser des Maſsrohres auch deshalb erforderlich, weil sonst
                              
                              									das gleichzeitige scharfe Erkennen von vorderem und hinterem Rande des Visirringes
                              									bei der Einstellung auf die Quecksilberkuppe erschwert und damit die Genauigkeit der
                              									letzteren vermindert wird. Dagegen besitzt diese zweite Constructionsweise den
                              									Nachtheil einer schwierigen Herstellung der Glasröhren und einer gröſseren
                              									Zerbrechlichkeit der letzteren. Von drei durch Dr. Geiſsler angefertigten und glücklich hier angelangten Exemplaren desselben
                              									haben nach einiger Zeit zwei bei ruhigem Liegen in einem Schranke von selbst,
                              									wahrscheinlich wegen ungleicher Ausdehnung der verbindenden Röhre b und des Glasstabes g,
                              									Risse (die eine bei b, die andere bei g) erhalten. Dem letzteren Umstände könnte allerdings
                              									dadurch abgeholfen werden, daſs der Glasstab nur unten angeschmolzen würde und oben
                              									blos mit einer angekitteten Metallklammer die weite Röhre umfaſste und stützte.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
