| Titel: | Ueber die Bestimmung des Brennwerthes; von F. Fischer. | 
| Autor: | F. Fischer | 
| Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 390 | 
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                        Ueber die Bestimmung des Brennwerthes; von F.
                              								Fischer.
                        Mit Abbildungen.
                        F. Fischer, über die Bestimmung des Brennwerthes.
                        
                     
                        
                           Die Bestimmung des Brennwerthes unserer Brennstoffe durch Verdampfungsversuche mit
                              									Dampfkesseln (vgl. * 1879 232 237. 336) oder auch, wie
                              										Bull (1827 24 251)
                              									versuchte, mittels Stubenöfen, ist, wie bereits ausgeführt wurde, bis jetzt
                              									wenigstens, nicht geeignet, genaue Angaben über die bei der Verbrennung frei
                              									werdende Wärme zu erhalten (vgl. * 1879 233 133). Hierzu
                              									sind kleinere Apparate nothwendig, um die verschiedenen Fehlerquellen übersehen und
                              									unschädlich machen zu können.
                           Die ersten Versuche, die bei der Verbrennung entwickelte Wärme mittels Calorimeter zu
                              									bestimmen, scheinen von Lavoisier und LaplaceHistoire de l'Académie de France, 1781 S.
                                       												379.
                                 									 ausgeführt zu sein. In einem von Eis umgebenen irdenen Gefäſse verbrannten sie
                              									30 bis 500g glühende Holzkohlen oder aber
                              									Wasserstoff im Sauerstoff. Sie fanden so, daſs 1 Th. Kohle im Durchschnitt 96,5 und
                              									1 Th. Wasserstoff 295,6 Th. Eis schmolzen. Auch Hassenfratz, sowie Clement und DesormesGehler: Physikalisches Wörterbuch, 1841 Bd.
                                       												10 * S. 325.
                                 									 verwendeten Eiscalorimeter.
                           CrawfordExperiments and observations on animal heat.
                                       												London 1788.
                                 									 verbrannte Holzkohle in einem Wassercalorimeter und fand, daſs 1 Th. Kohle
                              									5776 Th. Wasser von mittlerer Temperatur um 1° erwärmte und 1 Th. Wasserstoff 37 051
                              									Th. Wasser. DaltonEin neues System des chemischen Theils der
                                          													Naturwissenschaft. Berlin 1812, S. 87.
                                 									 verbrannte das zu untersuchende Gas unter einem entsprechenden Wassergefäſs,
                              									während RumfordGilbert's Annalen, 1813 Bd. 45 S. 1. 1814
                                       												Bd. 46 S. 225.
                                 									 die ersten vergleichenden Versuche mit Holzkohle und verschiedenen Holzarten
                              									ausführte. 1 Th. Kohle erwärmte danach 52 bis 54 Th. Wasser vom Schmelzpunkt bis zum
                              									Siedepunkt, 1 Th. Holz 25 bis 40 Theile. WelterAnnales de chimie et de physique, 1821 Bd.
                                       												19 S. 425.
                                 									 schloſs aus diesen Versuchen, daſs bei der Verbrennung gleiche Mengen
                              									Sauerstoff dieselben oder in einem einfachen Verhältnisse zu einander stehende Wärmemengen erzeugen –
                              									ein Schluſs, der jedoch schon durch die Versuche von DespretzAnnales de chimie et de physique, Bd. 37 S.
                                       												180. Poggendorff's Annalen, 1828 Bd. 12 S.
                                       												519.
                                 									 widerlegt wurde.
                           GrassiJournal de physique et de chimie, Serie 3
                                       												Bd. 8.
                                 									 verbrannte in einem Wassercalorimeter Zuckerkohle mit Sauerstoff und fand
                              									dafür 7682 bis 7801 Wärmeeinheiten. Die ersten genaueren und umfassenden Versuche
                              									wurden jedoch von DulongPoggendorff's Annalen, 1838 Bd. 45 S.
                                       												461.
                                 									 ausgeführt. Die zu untersuchenden Stoffe wurden in dem. kleineren Fig. 1 Gefäſse A (Fig. 1) verbrannt, welches von einem gröſseren, mit
                              									Wasser gefüllten Gefäſse umgeben war, dessen Temperatur durch das Thermometer t angegeben wurde.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 234, S. 391
                              
                           Der zur Verbrennung nöthige Sauerstoff wurde durch das Rohr
                              										B zugeführt, während die Verbrennungsproducte durch
                              									das schlangenförmig gebogene Rohr DEG entwichen.
                              									Die Gase wurden, wie die Abbildung zeigt, aus einer Spitze verbrannt, Flüssigkeiten
                              									mittels eines eingetauchten Baumwollfadens, feste Körper meist in Pulverform. Er
                              									fand so z.B. für Wasserstoff 34601, für Kohlenoxyd 2490 Wärmeeinheiten. Obgleich Dulong in derselben Weise wie dies bereits Rumford gethan hatte, um den Einfluſs der Strahlung zu
                              									vermindern, das Calorimeter beim Beginne eines Versuches etwa eben so weit unter die
                              									Temperatur der Umgebung erkalten lieſs, als es nach Beendigung desselben wärmer war
                              									als diese, so fielen doch einige Zahlen, z.B. für Kohlenstoff von 7295c, offenbar zu niedrig aus.
                           A. Ure (*1840 75 48) verbrannte die zu untersuchende Kohle mit atmosphärischer Luft in
                              									einem kleinen Verbrennungsraum und lieſs die heiſsen Gase in Röhren aufsteigen,
                              									welche in einer mit 300 bis 400k Wasser gefüllten
                              									Wanne befestigt waren. Sehr ähnlich war der aus Weiſsblech gefertigte Apparat,
                              									welchen BargumMittheilungen des Hannoverschen
                                          													Gewerbevereines, * 1856 S. 150.
                                 									 verwendete, um den Brennwerth des Torfes festzustellen; nur stand hier der
                              									Verbrennungsraum im Wasser selbst. Weit vollkommener ist der Apparat von Bolley.Bolley's Handbuch der technisch-chemischen
                                          													Untersuchungen, 1876 * S. 528.
                                 									 Auf dem guſseisernen Fuſse E (Fig. 2) ist der stehende Kessel B befestigt, welcher mit einer Holzbekleidung C versehen ist und den Verbrennungsraum A umschlieſst. Die zu untersuchenden Brennstoffe werden durch den
                              									Ansatz a auf den Rost q
                              									gebracht; die gut schlieſsende Doppelthür bc ist
                              									mit einem Schauloch versehen, welches durch ein Glimmerblatt geschlossen ist. Das in
                              									der Decke des Kessels befindliche Mannloch m ist mit
                              									entsprechendem Bügelverschluſs versehen. Das zu verdampfende Wasser wird durch die
                              									Oeffnung i eingeführt und kann aus dem Hahn z wieder abgelassen werden. Um zu verhüten, daſs der
                              									durch das Rohr f entweichende Dampf Wasser mitreiſst,
                              									hängt an demselben das weitere Rohr g so, daſs derselbe
                              									durch den ringförmigen Zwischenraum zwischen g und f gehen muſs.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 234, S. 392
                              
                           Der Verbrennungsraum A ragt unten in eine Schale r, welche durch das Rohr t
                              									mit Wasser gefüllt wird, um so einen luftdichten Abschluſs zu erreichen. Sie kann
                              									mit dem daran befestigten Rohre D in der Führung u auf- und abgeschoben werden und wird durch die beiden
                              									Zapfen v und w getragen.
                              									Der Ansatz n wird durch einen Gummischlauch mit einem
                              									Gebläse verbunden, die dadurch zugeführte Luft tritt aus den seitlichen Oeffnungen
                              										s zwischen die beiden Schalen o und p und durch die
                              									Löcher der letzteren unter den Rost q. Der ganze
                              									Apparat ist 1m,5 hoch. Die durch den Ansatz d entweichenden Verbrennungsgase treten in das flache
                              									Messingrohr e, welches in einem etwa 30cm weiten, 50cm
                              									hohen und 2m langen Zinktrog mit Wasser liegt.
                              									Unter Berücksichtigung der Temperatur der abziehenden Gase geschieht die Ausführung
                              									des Versuches und die Berechnung der erhaltenen Resultate wie bei den entsprechenden
                              									Versuchen mit einem Dampfkessel.
                           Der Wasserverschluſs ist nicht empfehlenswerth; sonst dürfte sich dieser Apparat zur
                              									Anstellung gröſserer Versuche sehr wohl eignen, wenn die Zusammensetzung der
                              									entweichenden Gase berücksichtigt wird.
                           AndrewsPoggendorff's Annalen, 1848 Bd. 75 S. 27 und
                                       												244.
                                 									 verbrannte die zu untersuchenden Stoffe in einem mit Sauerstoff gefüllten
                              									geschlossenen Kupfergefäſs, welches in ein zweites Gefäſs mit Wasser völlig
                              									untergetaucht war. Auch ThanBerichte der deutschen chemischen
                                          													Gesellschaft, 1877 S. 947.
                                 									 verwendete ein geschlossenes Gefäſs, als er mittels eines Bunsen'schen
                              									Eiscalorimeters die Verbrennungswärme des Wasserstoffes bestimmte.
                           Die umfassendsten Brennwerthbestimmungen wurden jedoch von Favre und SilbermannAnnales de chimie et de physique, * 1852 Bd.
                                       												34 S. 357.
                                 									 ausgeführt. Fig. 3 zeigt den von ihnen
                              									verwendeten Apparat in ⅕ n. Gr., Fig. 4 den
                              									Durchschnitt desselben in ⅓ n. Gr., wie ihn Scheurer-KestnerBulletin de la Société industrielle de
                                          													Mulhouse, 1868 * S. 712.
                                 									 bei seinen Brennwerthbestimmungen für Kohlen anwendete. Der erforderliche
                              									Sauerstoff wird durch das Rohr B in die aus vergoldetem
                              									Kupferblech hergestellte Verbrennungskammer A direct
                              									auf die schwer verbrennlichen Stoffe geleitet, bei den leichter brennbaren Körpern,
                              									welche Favre und Silbermann untersuchten, aber durch das Rohr O, während B dann verschlossen blieb, oder
                              									die zu untersuchenden Gase zuführte.
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 234, S. 393
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 234, S. 393
                              
                           
                              
                              Fig. 5., Bd. 234, S. 393
                              
                           Die Verbrennungsproducte entweichen durch
                              									das im Deckel mündende Rohr s, durchziehen das ganze
                              									nach unten führende Schlangenrohr mit dem kleinen Behälter k für das Condensationswasser und gehen schlieſslich durch das Rohr e nach den Absorptionsapparaten. Das in der Mitte des
                              									Deckels mündende Rohr m ist oben mit einer Glasplatte
                              									bedeckt, über welcher ein kleiner Spiegel steht, um von der Seite aus den Gang der
                              									Verbrennung beobachten
                              									zu können. Der ganze Verbrennungsapparat ist mit drei in der Zeichnung
                              									fortgelassenen dünnen Stangen an dem Deckel des aus Kupferblech hergestellten
                              									Wassergefäſses a befestigt. Der Deckel ist versilbert
                              									und hat entsprechende Oeffnungen für ein Thermometer, den Rührer i und in der Mitte eine groſse Oeffnung für die nach
                              									auſsen führenden Röhrenansätze der Verbrennungskammer. Das Kupfergefäſs ist auſsen
                              									ebenfalls versilbert, um die Wärmeübertragung zu vermindern, und ruht auf 4
                              									Korkfüſsen in einem zweiten Kupfercylinder d, dessen
                              									Wandungen mit einem Schwanenpelz ausgekleidet sind. Dieser Cylinder steht dann
                              									wieder in einem dritten mit Wasser gefüllten kupfernen Gefäſs, um dadurch die
                              									Ausstrahlung nach auſsen zu vermindern. Für die Verbrennung der flüssigen
                              									Brennstoffe diente die kleine, etwa 2cc fassende
                              									kupferne Lampe A
                              									Fig. 5, für die festen Fette die in B dargestellte; beide waren mit Platindrähten am Deckel
                              									der Verbrennungskammer befestigt. Kohlen wurden in den kleinen Platincylinder C mit durchlöchertem Boden verbrannt. Scheurer-Kestner brachte die Kohlen dagegen in die
                              									kleine Platinschale, welche mit 3 Platindrähten an das Platinrohr n befestigt war, so daſs der durch das Rohr B zugeführte Sauerstoff unmittelbar auf die Kohlen
                              									traf.
                           ThomsenPoggendorff's Annalen, 1873 Bd. 148 S. *
                                       												180. 368.
                                 									 bestimmte den Brennwerth des Wasserstoffes, indem er in eine hohle, völlig
                              									eingetauchte Platinkugel von 500cc Inhalt durch
                              									ein Rohr Wasserstoff, durch ein zweites den Sauerstoff einleitete, während ein
                              									drittes bestimmt war, die bei seinen Versuchen mit Chlor gebildeten gasförmigen
                              									Verbrennungsproducte abzuleiten. A. Schuller und V. WarthaAnnalen der Physik und Chemie, * 1877 Bd. 2
                                       												S. 359.
                                 									 verbrannten in einem kleinen Behälter elektrolytisch entwickelten Wasserstoff
                              									mit ebenfalls elektrolytisch entwickelten Sauerstoff, unter Benutzung eines
                              									Eiscalorimeters; die von ihnen erhaltenen Resultate wurden bereits (1877 225 616) angegeben. Für feste und flüssige Brennstoffe
                              									sind beide Apparate nicht geeignet.
                           Völlig abweichend von diesen Verfahren, die zu untersuchenden
                              									Brennstoffe mit freiem Sauerstoff zu verbrennen, ist das neuerdings von F. StohmannJournal für praktische Chemie, * 1879 Bd. 19
                                       												S. 115.
                                 									 empfohlene mit gebundenem Sauerstoff, welches bereits von FranklandJahresbericht der Chemie, 1866 S.
                                       											732.
                                 									 bei seinen Untersuchungen über die Verbrennungswärme der menschlichen
                              									Nahrungsmittel angewendet wurde. Stohmann hat dasselbe
                              									jetzt dahin verbessert, daſs er als Wasserbehälter einen Cylinder A (Fig. 6) von polirtem
                              									Messingblech verwendet, der auswendig versilbert und bis zur Höhe des Wasserstandes
                              									mit sechsfachem Flanell und schlieſslich mit einer Hülse aus Weiſsblech umgeben ist.
                              									Um diese Isolirschicht vor Feuchtigkeit zu schützen, wurde bei i ein breiter Gummistreifen umgelegt.
                           
                           
                              
                              Fig. 6., Bd. 234, S. 395
                              
                           Die zu verbrennende Substanz wird mit 13g,34 chlor
                              									saurem Kalium und 1g,66 vorher geglühtem Braunstem
                              									in dem Verhältniſs gemischt, daſs von dem im Kaliumchlorat enthaltenden Sauerstoff
                              									ein Drittel bis zur Hälfte zur Verbrennung ausreicht. Dieses Gemisch wird locker in
                              									den 25mm weiten und 72mm hohen Platincylinder D gebracht, dessen
                              									Boden aus einer mit Gold eingelötheten Platinplatte gebildet wird. Die seitlich
                              									angebrachten 3mm weiten Oeffnungen, welche die
                              									später folgende Lösung des gebildeten Chlorkaliums beschleunigen sollen, werden
                              									zunächst mit kleinen Scheiben von Seidenpapier verklebt, um ein vorzeitiges
                              									Herausfallen des Gemisches zu verhüten. Um die Heftigkeit der Verbrennung zu
                              									mäſsigen, gibt man dem Gemisch noch, je nach der Natur des Brennstoffes, 0,5 bis
                              										8g gepulverten Bimsstein hinzu. Als Zündschnur
                              									wird ein starker baumwollener Faden, der vorher mit chlorsaurem Kalium getränkt ist,
                              									etwa 5mm tief in die Mischung hineingesenkt.
                              									Inzwischen sind in den Cylinder A 2k Wasser gebracht, dessen Temperatur nach der
                              									Rumford'schen Compensationsmethode um so viel niedriger ist wie die der Umgebung,
                              									als sie nach Beendigung des Versuches höher ist. Der Platincylinder D wird nun so auf dem gebogenen Blech E befestigt, daſs er mit seinem Boden auf dem kurzen
                              									Rohrstutzen G ruht und von den federnden Blechen H gehalten wird. Die Verbindung des gleichzeitig als
                              									Rührer dienenden, am Rande mit Löchern versehenen Bleches E mit der Glocke C wird durch zwei
                              									Messingstäbe K bewerkstelligt.
                           Die angebrannte Zündschnur glimmt, nachdem man die zuerst sich zeigende Flamme
                              									ausgeblasen hat, langsam und ruhig weiter. Man läſst sie verbrennen, bis der Funken
                              									nur noch wenige Millimeter von der zu entzündenden Mischung entfernt ist, setzt dann
                              									rasch die Glocke über den Platincylinder, befestigt dieselbe an dem gebogenen Blech
                              									und stellt die ganze Vorrichtung in das Calorimeter. Nach wenigen Secunden beginnt
                              									die Verbrennung: Gase dringen aus den unteren Oeffnungen der Glocke hervor,
                              									durchwirbeln das Wasser und entweichen an der Oberfläche, wobei das Wasser häufig
                              									ziemlich hoch aufspritzt. Um einem dabei stattfindenden Verlust an Wasser
                              									vorzubeugen, wird während der Verbrennung ein cylindrischer Aufsatz B, von gleichem Durchmesser wie das Calorimeter und
                              										140mm Höhe, oben mit einer 40mm weiten runden Oeffnung versehen, auf das
                              									Calorimeter gesetzt, von
                              									dessen Wandung das etwa verspritzte Wasser in den Apparat zurückflieſst. Gewöhnlich
                              									dauert die Verbrennung etwa eine halbe bis eine Minute. Während derselben
                              									entweichen, neben der aus der Oxydation der organischen Substanz hervorgehenden
                              									Kohlensäure, dichte weiſse nebelförmige Dunstmassen von Chlorkalium, die an der Wand
                              									des Apparates herabgleiten und wie dichte Wolken sich ablagern, überall, wohin sie
                              									kommen, einen weiſsen Anflug zurücklassend. Hat die Gasentwicklung aufgehört, so
                              									öffnet man vorsichtig den an dem Rohr F befestigten
                              									Hahn, damit die Gase entweichen und das Wasser in die Glocke eintritt. Die Lösung
                              									des Chlorkaliums wird durch Bewegen des kleinen Apparates befördert.
                           Um nun aus der erhaltenen Temperaturzunahme die Verbrennungswärme zu berechnen, sind
                              									folgende Umstände zu berücksichtigen:
                           a) Die Molecüle des chlorsauren Kalis zerfallen in
                              									Chlorkaliummolecüle und Sauerstoffmolecüle, ein Theil der Kraft, welche die Atome
                              									des Kaliums, des Chlores und des Sauerstoffes im chlorsauren Kali verband, wird
                              									dabei in Wärme umgesetzt. Zersetzungswärme, positiv.
                           b) Ein Theil des Sauerstoffes verbindet sich mit dem Kohlenstoff
                              									und Wasserstoff der Substanz zu Kohlensäure und Wasser. Verbrennungswärme,
                              									positiv.
                           c) Das Chlorkalium löst sich unter Wärmebindung in Wasser.
                              									Wärmetönung, negativ.
                           d) Die Ueberwindung des Druckes, welcher den entweichenden Gasen
                              									durch die Wassersäule des Calorimeters entgegengesetzt wird, erfordert den Aufwand
                              									einer gewissen Menge von lebendiger Kraft, um deren Wärmeäquivalent die beobachtete
                              									Wärme zu gering erscheint. Also negativ.
                           e) Ein Theil der gebildeten Kohlensäure wird vom Wasser unter
                              									Freiwerden von Wärme gelöst, positiv.
                           f) Die Verbrennungsgase entweichen im mit Wasserdampf gesättigten
                              									Zustande, negativ.
                           g) Der Rest der Zündschnur, sowie die zum Verschluſs der
                              									Oeffnungen des Verbrennungscylinders dienenden Papierscheibchen nehmen an der
                              									Verbrennung Theil. Verbrennungswärme, positiv.
                           h) Ein Theil des Chlorkaliums entweicht als Dunstmasse, ohne
                              									gelöst zu werden, durch das Calorimeterwasser, positiv, da der negative Effect unter
                              										c dadurch verringert wird.
                           i) Unter Umständen bleibt ein Theil des Chlorkaliums bei der
                              									Bestimmung der Endtemperatur ungelöst. Positiver Effect aus gleichem Grunde wie
                              									unter h.
                           Stohmann gibt selbst an, daſs man im günstigsten Falle
                              
                              									hoffen darf, unter 10 Versuchen 5 zu haben, aus denen eine brauchbare
                              									Durchschnittszahl abzuleiten ist. Wenn somit dieses Verfahren für die
                              									Brennwerthbestimmungen der Nahrungsmittel, für welche es Stohmann anwendet, auch empfehlenswerth ist, so ziehe ich doch für die
                              									eigentlichen Brennstoffe die Verbrennung im freien Sauerstoff vor.
                           Da die nach auſsen führenden Ansätze bei den Apparaten von Dulong sowie von Favre und Silbermann zu Wärmeverlusten Veranlassung geben, die
                              									Abführung der Verbrennungsproducte bei letzterem Apparat von dem Deckel aus nicht
                              									besonders empfehlenswerth ist, so habe ich mir den in Fig.
                                 										7 in ⅙ n. Gr. im Durchschnitt dargestellten Apparat anfertigen lassen. Die
                              									in dem Verbrennungsraum A mit aufgeschraubtem Deckel entwickelten
                              									Verbrennungsgase gehen nach unten durch das Rohr i in
                              									den flachen Raum c, werden hier, wie der Querschnitt
                              									zeigt, durch einen Einsatz gezwungen, zunächst bis an die äuſseren Wandungen zu
                              									gehen, dann sich langsam durch den ganzen Raum c zu
                              									bewegen, um durch das flache Rohr e zu entweichen. Die
                              									Verbrennungskammer wird mittels der drei Füſse f am
                              									Boden des kupfernen Kühlgefäſses B durch entsprechende
                              									Vorsprünge festgehalten. Der ganze Apparat ist aus 940theiligem Silber
                              									hergestellt.
                           
                              
                              Fig. 7., Bd. 234, S. 397
                              
                           Mit dem silbernen Apparate sind in der Wasserlinie durch kurze Gummischläuche die
                              									gläsernen Ansätze a und b
                              									verbunden. Der zur Verbrennung erforderliche, völlig trockene Sauerstoff, dessen
                              									Temperatur genau bestimmt wird, tritt durch das mit einer Glasplatte bedeckte Rohr
                              										a in den Verbrennungsraum und führt so die von der
                              									Verbrennung nach oben gehende Wärme wieder nach unten, damit sie völlig vom
                              									Kühlwasser aufgenommen wird. Die durch den Ansatz b
                              									entweichenden Verbrennungsgase, deren Temperatur durch das Thermometer t1 bestimmt wird, gehen
                              									zur Bestimmung des gebildeten Wassers und der Kohlensäure durch entsprechende
                              									Chlorcalcium- und Kaliapparate, dann zur Bestimmung der nicht völlig verbrannten
                              									Stoffe durch ein Rohr mit glühendem Kupferoxyd und nochmals durch Chlorcalcium und
                              									Kali. Der übrig gebliebene Sauerstoff wird zur Messung in einem Gasometer
                              									aufgefangen und kann zu einem späteren Versuche wieder verwendet werden.
                           Der Raum C zwischen dem Kupfergefäſs B und dem Holzbehälter D
                              									ist, wie bei dem früher beschriebenen Pyrometer (* 1877 225 468), mit Asbest oder Glaswolle gefüllt. Der Deckel n besteht aus zwei Hälften, deren eine zwei
                              									halbkreisförmige Ausschnitte für die Röhren a und b, eine Oeffnung für das Thermometer t und zwei für die Rührvorrichtung rr1 hat. Um die
                              									Wärmeübertragung von diesem Rührer auf die Umgebung möglichst zu vermindern, sind
                              									die beiden letzteren Oeffnungen im Deckel mit kleinen Elfenbeinführungen ausgesetzt;
                              									auſserdem sind die beiden Drähte, welche die Scheibe r
                              									tragen, oben in ein Elfenbeingestell r1 eingeschraubt. Zur Bewegung des Rührers
                              									geht eine Seidenschnur o über eine von einem
                              									Messingbügel (der hier der Deutlichkeit wegen seitlich gezeichnet ist) getragene
                              									Rolle, so daſs man während eines Versuches aus 2 bis 3m Entfernung mittels eines Kathetometers die Thermometerstände, durch einen
                              
                              									Spiegel über dem Rohr a die Verbrennung beobachten und
                              									durch die Schnur o den Rührer in Bewegung setzen kann.
                              									Schalen, Lampen u.s.w. können im Verbrennungsraume auf einen flachen, dünnen
                              									Porzellan Untersatz gestellt werden.