| Titel: | Neuerungen in der Eisenerzeugung. | 
| Fundstelle: | Band 234, Jahrgang 1879, S. 399 | 
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                        Neuerungen in der Eisenerzeugung.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 308 dieses
                           								Bandes.)
                        Neuerungen in der Eisenerzeugung.
                        
                     
                        
                           J. v. Ehrenwerth führt in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1879 S. 277 bis 432 aus, daſs es vortheilhafter sei, den
                              									basischen Zustand der Schlacke durch Kalk als durch Eisenoxyd herbeizuführen.
                           Bei der Berechnung der erforderlichen Menge Kalk ist zu
                              									berücksichtigen, daſs der Kieselsäuregehalt 14 Proc., die Phosphorsäure nicht 12
                              									Procent der Schlacke überschreiten soll. Nimmt man nun an, daſs beim Bessemerproceſs
                              									2 Proc. Silicium und 8 Proc. Eisen und Mangan verschlackt werden, so geben 100k Roheisen an Schlacke:
                           
                              
                                 
                                 k
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 4,286
                                 entspr.
                                 29,41
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Mangan- und Eisenoxydul
                                 10,286
                                 „
                                 70,59
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 14,572
                                 
                                 100,00
                                 
                                 
                              
                           oder für 1k Silicium
                              										7k,286 Schlacke.
                           Bezeichnen wir nun die Menge des Siliciums im Roheisen mit s, des Phosphors mit p,
                              									des gebrannten Kalkes mit k, der Proceſsschlacke mit
                              										S, der Schluſsschlacke mit S', der Kieselsäure in 100 Th. Schluſsschlacke mit r und der darin enthaltenen Phosphorsäure mit q und nehmen an, daſs die normale Proceſsschlacke die obige einem
                              									Singulosilicat nahe entsprechende Zusammensetzung habe, so besteht unter
                              									Berücksichtigung der ersten Bedingung für die Ermittlung der Menge Zuschlagskalk die
                              									Gleichung:
                           
                              mk+29\,S+O=r\,(7,286\,s+k+2,25\,p)
                              
                           und daraus ergibt sich
                              										k=\frac{109\,s-31,5\,p}{14-m}.
                           Unter der Annahme, daſs der Kalk 5 Proc. Kieselsäure enthalte, ist
                              									demnach k=\frac{109}{9}\,s-\frac{31,5}{9}\,p=12,1\,s-3,5\,p.
                           Wenn nun das Roheisen 1, 1,5 bis 2 Proc. Silicium und, wie dies
                              									dem Cleveland-Roheisen entspricht, 1,5 Proc. Phosphor enthält, so ergibt sich die
                              									Menge Zuschlagskalk in Procent des Roheisens, für einen Siliciumgehalt desselben von
                              									1, 1,5 und 2 Proc., beziehungsweise zu 6,85, 12,90 und 18,95 Proc. Da 1 Th. Phosphor
                              									2,25 Th. Phosphorsäure gibt, so besteht für die Gesammtmenge der Phosphorsäure die
                              									Gleichung: 2,25\,p=\frac{q}{100}\,(7,286\,s+k+2,25\,p), woraus
                              									sich für den Phosphorgehalt des Roheisens p=1,5 der Procentgehalt
                              									der Schlacke an Phosphorsäure ergibt aus der Formel
                              										q=\frac{337,5}{3,375+7,286\,s+k}.
                           Durch Einsetzen der entsprechenden Werthe von s und k erhält man für
                              									obigen Siliciumgehalt den Gehalt der Schluſsschlacke an Phosphorsäure mit 19,2, 12,5
                              									und 9,1 Proc.
                           Um also ein Roheisen mit 1,5 Proc. Phosphor mit günstigem Erfolge
                              									zu verbessemern, muſs dasselbe bei 1,5 Proc. Silicium nahe 13 Proc., bei 2 Proc. Silicium aber sogar nahe
                              									19 Proc. Kalkzuschlag erhalten, wenn man hierbei eine 14 Proc. Kieselsäure
                              									enthaltende Schlacke erzeugen will. Bei weniger als 1,5 Proc. Silicium aber wäre
                              									unter gleichzeitiger Einhaltung der 14 Proc. Kieselsäure enthaltenden Schlacke eine
                              									entsprechende Entphosphorung aus dem Grunde unmöglich, weil die Schlacke zu reich an
                              									Phosphorsäure würde. Da nun durch die angegebenen Versuche erwiesen ist, daſs eine
                              									weniger als 14 Proc. Kieselsäure haltige Schlacke hinsichtlich der Entphosphorung
                              									nur noch günstiger wirkt, so wird für die Siliciumgehalte unter 1,5 Proc. nur die
                              									Frage gestellt werden müssen: Wie viel Kalk ist zugeschlagen, damit der Gehalt der
                              									Schlacke an Phosphorsäure 12 Proc. beträgt? In dieser Richtung gibt uns die zweite
                              									Gleichung Aufschluſs, denn wenn wir darin q = 12 und
                              										p wie oben = 1,5 setzen und sie nach k auflösen, so erhalten wir:
                           
                              k=\frac{225\,p}{q}-7,286\,s-2,25\,p=28,125-3,375-7,286\,s=24,75-7,286\,s;
                              
                           es entfällt daher für einen Siliciumgehalt im Roheisen
                              									von 0,25, 0,50, 0,75, 1 und 1,25 Proc. die Kalkmenge mit 22,93, 21,11, 19,29, 17,47
                              									beziehungsweise 15,65 Procent der Roheisenbeschickung.
                           Für die Bemessung des Kalkzuschlages hat man stets beide Formeln anzuwenden und dann
                              									das höhere Resultat zu benutzen.
                           Zur Beantwortung der Frage, ob das Thomas'sche Verfahren
                              									nicht auch den Schlüssel bieten könne zur Lösung der Aufgabe, Silicium arme
                              									Roheisensorten, also halbirtes oder weiſses Roheisen nach dem Bessemerverfahren zu
                              									behandeln, nimmt v. Ehrenwerth die Verbrennungswärme
                              									des Phosphors zu 4509c an.
                           Bei der Verbrennung mit Luft nimmt 1 Th. Sauerstoff 3,35 Th.
                              									Stickstoff mit, welche auf 1400° erwärmt 1144° abführen. Somit verbleiben beim
                              									Verbrennen von 1 Th. Sauerstoff mit Phosphor zu Phosphorsäure im Bade 4509 – 1144 =
                              										3365c oder für 1 Th. Phosphor 3365 × (5556 :
                              									4444) = 1,25 × 3365 == 4206c, während bei
                              									Verbrennung von 1 Th. Silicium zu Kieselsäure im Bade verbleiben: 7830 – 1307 ==
                              										6523c. Diesem nach würde hinsichtlich der
                              									Wärmemenge, welche durch Verbrennung entsteht und im Bade verbleibt, 1 Th. Phosphor
                              									ersetzen 4206 : 6523 = 0,654 Th. Silicium oder 1 Th. Silicium ersetzt werden durch
                              									1,56 Th. Phosphor. Sind diese Zahlen richtig, dann muſs ein Roheisen mit 2,33 Proc.
                              									Phosphor unter sonst gleichen Umständen hinsichtlich der Wärmeentwicklung eben so
                              									gut verbessemerbar sein, wie ein solches mit 1,5 Proc. Silicium ohne Phosphor und
                              									Roheisensorten mit:
                           
                              
                                 gleich-zeitig
                                 SiP
                                 I0,003,12
                                 II0,252,73
                                 III0,502,33
                                 IV0,751,95
                                 V1,001,56
                                 VI1,251,17
                                 VII1,500,78
                                 VIII1,750,39
                                 IX2,000,00
                                 
                              
                           sowie solche mit:
                           
                              
                                 gleichzeitig
                                 SiP
                                 I0,002,33
                                 II0,251,95
                                 III0,501,56
                                 IV0,751,17
                                 V1,000,78
                                 VI1,250,39
                                 VII1,500,00
                                 
                              
                           würden in der angedeuteten Richtung äquivalent
                              									sein.
                           Somit wird der Phosphor hinsichtlich der Wärmeverhältnisse im Stande sein, das
                              									Silicium zu ersetzen, so daſs die Gegenwart einer gewissen Phosphormenge es
                              									ermöglichen würde, auch ein Silicium armes Roheisen zu verbessemern; unzweifelhaft
                              									steht der Phosphor bezüglich der im Bade bleibenden Wärmemenge bedeutend höher als
                              									der Kohlenstoff, welcher für 1 Th. Sauerstoff nur 140c zurückläſst.
                           Um die Temperatur des Bades in der Bessemerbirne zu berechnen, ist
                              									die von dem Roheisen mitgebrachte Wärme, die vom Winde in Folge seiner Pressung
                              									mitgebrachte und die durch Verbrennen von Silicium, Phosphor, Kohlenstoff, Mangan und Eisen
                              									entwickelte Wärme zu berücksichtigen. Unter der Annahme, daſs die ausströmenden Gase
                              									1400°, der eintretende Wind 120° hat, ergeben sich nachfolgende Endtemperaturen des
                              									Bades:
                           
                              
                                 Nr.
                                 Auf 100 Roheisen verbrannt
                                 
                                 
                              
                                 Silicium
                                 Phosphor
                                 Zuschlag
                                 Roheisen-Temperatur
                                 Temperaturdes Bades
                                 
                              
                                 1
                                 1,5
                                 0
                                   0
                                   1300°
                                   1705°
                                 
                              
                                 2
                                 1,5
                                 0
                                   5
                                 1300
                                 1622
                                 
                              
                                 3
                                 1,5
                                 0
                                   5
                                 1400
                                 1684
                                 
                              
                                 4
                                 2,0
                                 0
                                   5
                                 1400
                                 1804
                                 
                              
                                 5
                                 2,0
                                 0
                                 15
                                 1400
                                 1650
                                 
                              
                                 6
                                 1,0
                                    1,5
                                 17
                                 1400
                                 1557
                                 
                              
                                 7
                                 1,5
                                    1,5
                                 12
                                 1400
                                 1744
                                 
                              
                                 8
                                 2,0
                                    1,5
                                 20
                                 1400
                                 1736
                                 
                              
                           Danach geht die Erhöhung der Roheisentemperatur nur zu
                              									etwa 60 Proc. auf das fertige Metall über, während 1 Proc. Silicium im
                              									Bessemerroheisen die Temperatur des Bades um fast 240° erhöht. Ein Zuschlag von 10
                              									Proc. kaltem Kalk setzt bei einem Roheisen mit 2 Proc. Silicium die Temperatur des
                              									Bades von 1804 auf 1650° herunter, welcher Verlust durch Mehrverbrennung von 0,64
                              									Th. Silicium oder 0,99 Phosphor etwa ausgeglichen werden könnte. Es ergibt sich aus
                              									dieser Berechnung ferner, daſs bei Roheisen mit 1,5 Proc. Phosphor und 1,5 Proc.
                              									Silicium der zur Verarbeitung dieses Roheisens erforderliche Zuschlag
                              									einschlieſslich Verschlackung von Ofenfutter von 12 Procent oder ein Zusatz von 20
                              
                              									Procent dieser Stoffe zu Roheisen mit 1,5 Phosphor und 2 Proc. Silicium, auch wenn
                              									er kalt zugesetzt würde, die Temperatur nicht in irgendwie bedenklicher Weise herab
                              									drückt. Roheisen von 1,5 Proc. Phosphor gebraucht nur 1,3 Proc. Silicium, um nach
                              										Thomas verbessemert werden zu können.
                           Die Frage, ob die Herbeiführung einer für die Entphosphorung
                              									erfahrungsgemäſs günstig wirkenden Schlacke nicht auf anderem Wege als durch
                              									Zuschlag so bedeutender Kalkmengen, die wieder einen hohen Gehalt an Silicium
                              									erfordern, zu erreichen sei, beantwortet v. Ehrenwerth
                              									dahin, daſs die nothwendige Menge Schlacke, deren Gehalt an Phosphorsäure 12 Proc.
                              									nicht übersteigen darf, ausgedrückt ist durch
                              										s_1=\frac{2,25}{0,12}\,p=18,75\,p oder, wenn s das Silicium, p die
                              									Phosphormenge und k den Zuschlag bedeuten, = 7,286 s + 3,452 p+ k. Somit ist
                              										s = 2,1 p – 0,137 k und bei höchstens 14 Proc. Kieselsäuregehalt der
                              									Schlacke k = 12,48 s –
                              									5,37 p, folglich s = 1,048
                              										p und k = 7,71 p. Um also eine Schlacke mit 14 Proc. Kieselsäure und
                              									höchstens 12 Proc. Phosphorsäure zu erzeugen, braucht man nur wenig mehr Silicium in
                              									dieselbe übergehen zu lassen, als Phosphor zu entfernen ist, und etwa die 8 fache
                              									Menge Kalk zuzusetzen. Bei geringem Phosphorgehalt würde es sich somit empfehlen,
                              									den Proceſs zunächst in gewöhnlicher Art so lange fortzuführen, bis der
                              									Siliciumgehalt des Metalles auf s = 1,05 p herabgesunken ist, dann die Schlacke zu entfernen,
                              										k = 7,7 p Kalk
                              									zuzuschlagen und so fertig zu blasen. Dieses schon von Parmet (S. 312 d. Bd.) vorgeschlagene Verfahren soll in England bereits in
                              									der Weise ausgeführt werden, daſs man in der ersten Birne so lange bläst, bis der
                              									Siliciumgehalt auf 0,5 Proc. gesunken ist, dann nach Entfernung der Schlacke unter
                              									Anwendung der passenden Menge Zuschlag in einer zweiten Birne mit basischem Futter
                              									den Proceſs zu Ende führt. Der Proceſs gestaltet sich voraussichtlich in einem Ponsard'schen Ofen noch einfacher; vielleicht gelingt
                              									es auch, die Schlacke aus der Bessemerbirne in praktischer Weise zu entfernen, so
                              									daſs eine Uebertragung in die zweite Birne nicht erforderlich wäre.
                           Wird beim Proceſs möglichst wenig Zuschlag gegeben, so ergeben
                              									sich folgende Temperaturen und Zuschlagmengen:
                           
                           
                              
                                 Phosphorgehalt des Roheisens
                                 1,00
                                 1,25
                                 1,50
                                 1,75
                                 2,00
                                 2,25
                                 2,50
                                 2,75
                                 3,00
                                 
                              
                                 Siliciumgehalt des Roheisens
                                 1,05
                                 1,31
                                 1,56
                                 1,82
                                 2,08
                                 2,34
                                 2,60
                                 2,86
                                 3,12
                                 
                              
                                 Gewicht des Zuschlages
                                 7,71
                                 9,64
                                 11,57
                                 13,49
                                 15,42
                                 17,35
                                 19,28
                                 21,20
                                 23,13
                                 
                              
                                 Temperatur für
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1400° Roheisentemperatur
                                 1647
                                 1720
                                 1790
                                 1850
                                 1907
                                 1960
                                 2010
                                 2056
                                 2099
                                 
                              
                                 1300°              „
                                 1586
                                 1660
                                 1730
                                 1795
                                 1856
                                 1910
                                 1960
                                 2007
                                 2053
                                 
                              
                                 Gewicht der Schlacke
                                 18,47
                                 23,42
                                 28,11
                                 32,79
                                 37,48
                                 42,16
                                 46,85
                                 51,53
                                 56,22
                                 
                              
                                 Gewicht des Metalles
                                 88,90
                                 87,13
                                 85,35
                                 83,58
                                 81,80
                                 80,03
                                 78,25
                                 76,48
                                 74,70
                                 
                              
                           Folgende Tabelle gibt Aufschluſs über den Bedarf an Zuschlag,
                              									Roheisen und Wind in Kilogramm für 100k geblasenes
                              									Metall, wobei der Aufwand an feuerfestem Material zu je 6k angenommen ist, und zwar für die beiden ersten
                              									Verfahren bei basischem Futter:
                           
                              
                                 Phosphorgehaltdes Roheisens
                                 0,25
                                 0,50
                                 0,75
                                 1,00
                                 1,25
                                 1,50
                                 1,75
                                 2,00
                                 2,25
                                 2,50
                                 2,75
                                 3,00
                                 
                              
                                 
                                 1) Arbeit mit einer Birne und dem
                                    											Minimum an Silicium.
                                 
                              
                                 ZuschlagRoheisenWindmenge
                                 Für 1700° Bessemer-temperatur
                                    											unökonomisch
                                   8118,0  89
                                   12119,5  63
                                   16121,0  67
                                   20122,5  71
                                   24124,0  75
                                   28125,5  79
                                   32127  83
                                 
                              
                                 
                                 2) Arbeit mit einer Birne und dem
                                    											Minimum an Zuschlag.
                                 
                              
                                 ZuschlagRoheisenWindmenge
                                 Für 1700° Bessemer-temperatur
                                    											unökonomisch
                                     8119  60
                                   11121,5  66
                                   14124  73
                                   17127  80
                                   20130  88
                                   23133  96
                                   25136104
                                 
                              
                                 
                                 3) Arbeit mit zwei Birnen und
                                    											Entfernung der sauren Schlacke.
                                 
                              
                                 Phosphorgehaltdes
                                    											Roheisens
                                 0,25
                                 0,50
                                 0,75
                                 1,00
                                 1,25
                                 11,50
                                 Bemerkung
                                 
                              
                                 ZuschlagRoheisenWindmenge
                                 2,211752
                                 4,5117,655
                                 6,8118,257
                                 9,2118,860
                                 11,5119,462
                                 13,812065
                                 Für Berechnung noch keine
                                    											sichereErfahrung vorliegend. Erfolge voraus-günstiger als bei 1
                                    											und 2.
                                 
                              
                           4) Arbeit mit phosphorreinem Roheisen von 1,8 Proc.
                              									Silicium.
                           
                              
                                 Zuschlag
                                 0
                                 Windmenge
                                 47,2
                                 
                              
                                 Roheisen
                                 115
                                 
                                 
                                 
                              
                           Nach diesen Angaben wird man die Kosten des einen oder anderen Verfahrens
                              									einigermaſsen beurtheilen können.
                           Ueber die in Witkowitz ausgeführten
                                 										Entphosphorungsversuche berichtet F.
                                 										Kupelwieser in der Oesterreichischen Zeitschrift
                                 										für Berg- und Hüttenwesen, 1879 S. 451. Zur Ausführung der Versuche wurde
                              									eine der vorhandenen Bessemerbirnen mit basischem Futter versehen, ferner eine
                              									entsprechende Vorrichtung ausgeführt, um das Eisen aus der Birne mit saurem Futter
                              									in die andere überführen zu können. Um die bei dieser vorläufigen Einrichtung
                              									unvermeidlichen Wärmeverluste auszugleichen, wurde das dem Hohofen entnommene
                              									flüssige Roheisen mit 1,95 Proc. Siliciumgehalt durch Zusatz von Silicium reichem
                              									Roheisen auf 2,5 Proc. gebracht. In der Birne mit saurem Futter wurde der
                              									Bessemerproceſs in gewöhnlicher Weise durchgeführt. Nach dem Umleeren des erhaltenen
                              
                              									Metalles in die zweite basisch ausgefütterte Birne, die möglichst gut angewärmt sein
                              									muſs und in welche die erforderlichen Zuschläge vor dem Anwärmen eingetragen
                              									worden, so daſs dieselben ebenfalls vollkommen heiſs sind, ist nur eine Blasezeit
                              									von 3 bis 4 Minuten erforderlich, um den Proceſs zu vollenden. Da die Entkohlung
                              									sehr weit getrieben werden muſs, um die Entphosphorung des Metalles möglichst
                              									vollständig zu erreichen, so ist es nothwendig, dem erhaltenen Fluſsmetall eine
                              									entsprechende Menge von Ferromangan oder Spiegeleisen zuzusetzen, je nachdem man ein
                              									weicheres oder härteres Product erhalten will.
                           In der basischen Birne ist die erzeugte Schlackenmenge natürlich um so gröſser, je
                              									höher der Gehalt an Silicium ist, mit welchem das Metall hineingelangt, da eine
                              									gröſsere Menge von Zuschlägen erforderlich wird und der Abbrand steigt. Die Analyse
                              									des Roheisens und des Metalles aus der ersten Birne, sowie des Endproductes ergab
                              									folgenden Procentgehalt:
                           
                              
                                 
                                 Roheisen
                                 1. Birne
                                 Endproduct
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 –
                                 0,22
                                 0,14
                                 
                              
                                 Silicium
                                 2,50
                                 0,81
                                 Spur
                                 
                              
                                 Phosphor
                                   0,176
                                 0,20
                                    0,036.
                                 
                              
                           Setzt man die im Roheisen enthaltene Menge von Phosphor gleich
                              									100, so ergeben sich für die beiden übrigen Producte folgende Verhältniſszahlen:
                           
                              
                                 Phosphor
                                 100
                                 113,6
                                 20,4.
                                 
                              
                           Berücksichtigt man jedoch, daſs der Abbrand nahe 18 Proc.
                              									betrug, so ergibt sich, daſs mehr als 82 Procent des im Roheisen enthaltenen
                              									Phosphors abgeschieden wurden. Bei der Ueberführung des Metalles in die zweite Birne
                              									waren 68 Procent des Siliciumgehaltes des Roheisens abgeschieden; unter normalen
                              									Verhältnissen wird diese Ausscheidung erheblich weiter geführt werden.
                           Das erhaltene Product war ein vollkommen weiches, zähes Fluſseisen, das sich gut
                              									gieſsen und vollkommen gut bearbeiten lieſs und welches der Qualität nach den
                              									ähnlichen Producten aus den besten österreichischen Holzkohlen-Roheisensorten in
                              									keiner Weise nachsteht. Die vorgenommenen Festigkeitsversuche ergaben folgende
                              									Resultate:
                           
                              
                                 Probestab
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Querschnitt
                                 × Länge
                                 Bruchfestigkeit
                                 Dehnung
                                 Contraction
                                 
                              
                                 mm
                                 mm
                                 k auf 1qmm
                                 Proc.
                                 Proc.
                                 
                              
                                 23 × 8
                                 100
                                 45,6
                                 29,5
                                 61,6
                                 
                              
                                 23 × 8
                                 100
                                 44,3
                                 28,0
                                 63,1.
                                 
                              
                           Die verwendeten basischen Steine bestehen aus 96 Proc. Kalk und Magnesia, 2 Proc.
                              									Eisenoxyd und Thonerde und 2 Proc. Kieselsäure. Dieselben haben einen dichten Bruch,
                              									sind hart, lassen sich leicht mit dem Hammer bearbeiten und zeigten bei ihrer
                              									Anwendung in der Birne eine solche Feuerbeständigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen
                              									Corrosion durch basische Schlacken, daſs die Ausfütterung nach vollendetem Processe
                              									kaum von der Schlacke angegriffen erscheint. Nur in den Fugen zwischen den Steinen
                              									bleiben Schlacken und manchmal auch Spuren von Stahl zurück. Das basische
                              									Ausfütterungsmaterial läſst nach den bisherigen Erfahrungen eine lange Dauer erwarten, so daſs
                              									die Erhaltungskosten der basisch zugestellten Birne keine bedeutenden werden
                              									dürften.
                           Reinigung des Eisens von Schwefel und
                                 										Phosphor. N. Cordier in Paris (* D. R. P. Nr. 6788 vom 16. October 1878)
                              									will das zu reinigende Eisen in einem Cupolofen mit Kokes oder Kohlen
                              
                              									niederschmelzen, welche vorher mit Erdöl getränkt waren. Der in der Gebläseluft
                              									enthaltene Sauerstoff soll in den durch Verbrennung entstehenden
                              									Zersetzungsproducten dieser zubereiteten Kohle einen Ueberschuſs an freiem
                              									Wasserstoff finden, der sich angeblich mit dem Schwefel, Phosphor und Arsen
                              									verbindet und als Schwefelwasserstoff u.s.w. entweicht. Durch Anwendung dieser mit
                              									Erdöl getränkten Kohlen im Hohofenbetrieb soll direct ein reines Eisen erzielt
                              									werden.