| Titel: | Dampfmaschinen-Steuerung von C. Mengelberg, Betriebsleiter der Ottilienhütte zu Kittlitztreben bei Bunzlau. | 
| Autor: | C. Mengelberg | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 6 | 
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                        Dampfmaschinen-Steuerung von C. Mengelberg, Betriebsleiter der
                           								Ottilienhütte zu Kittlitztreben bei Bunzlau.
                        Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 1.
                        Mengelberg's Dampfmaschinen-Steuerung.
                        
                     
                        
                           Die vorliegende Steuerung gehört zu den Präcisionssteuerungen mit allochroner
                              									Auslösung, bei welcher der Auslösemechanismus durch ein eigenes Excenter bewegt wird
                              									(vgl. 1879 233 11 und Allcock's Steuerung * 1876 220
                              									395). Sie bezweckt einerseits möglichste Verringerung der schädlichen Räume,
                              									andererseits schnellen Dampfabschluſs für jede beliebige Kolbenstellung und
                              									verbindet den bewährten Schiebermechanismus mit entlasteten Ventilen; sie spart
                              									daher die Arbeit der Reibung für die Expansionsvorrichtung, welche z.B. bei der
                              									Meyer'schen Steuerung schon ganz beträchtlich werden kann. Die vom Regulator zu
                              									leistende Arbeit ist sehr gering und läſst sich durch neuerdings angebrachte
                              									Vorrichtungen noch bedeutend vermindern. Die in Fig. 1 und
                              										2 Taf. 1 skizzirte Steuerung besteht aus dem Dampfvertheilungs- und dem
                              									Auslösemechanismus.
                           Der Dampfvertheilungsmechanismus besteht aus zwei getrennten Schiebern a, welche sich von den Meyer'schen nur dadurch
                              									unterscheiden, daſs die Durchlaſskanäle nicht auf der Rückseite des Schiebers,
                              
                              									sondern auf den Stirnseiten desselben ausmünden. Der Verschluſs dieser
                              									Durchlaſskanäle erfolgt nicht mittels belasteter Schieber, sondern durch
                              									Tellerventile b, welche im Augenblicke des Oeffnens
                              									entlastet sind. Es liegt also kein Grund vor, dieselben durch weniger einfache
                              									Doppelsitzventile zu ersetzen. Sobald die Kante k des
                              									Schiebers die Kante k1
                              									des Schieberspiegels überschritten hat, tritt durch den Kanal c Dampf von unten hinter das Ventil und gleicht die
                              									Spannung im Kanäle mit dem im Schieberkasten herrschenden Drucke aus; es bleiben
                              									also nur die Sitzflächen belastet. Der im Kanal c
                              									enthaltene Dampf verhütet das völlige Leergehen des Kolbens und dient bei der
                              									niedrigsten Füllung zum Schmieren des Cylinders. Hat der Schieber seinen gröſsten
                              									Ausschlag erreicht, so springt die Knagge d vor das
                              									Ende der mit Kolben e versehenen Ventilstange, dieselbe
                              									bei der Rückwärtsbewegung des Schiebers in ihrer Lage fest und den Dampfkanal e offen haltend. Der Schluſs des Ventiles b geschieht durch den auf dem Kolben e lastenden Dampfdruck, sobald die Stellung der Knagge
                              										d eine Rückwärtsbewegung der Ventilstange
                              									gestattet. Indem nun die Feder q, welche die Knagge d nach abwärts drückt, entsprechend stark gewählt wird, um dem Dampfdruck
                              									auf den Kolben der Ventilstange zu widerstehen, so kann der Rückgang des Ventiles
                              									erst dann erfolgen, wenn die Knagge d durch eine
                              									äuſsere Kraft – die des Auslösemechanismus – zurückgeschoben wird.
                           Als Verbindungsglied zwischen dem Dampfvertheilungs- und dem Auslösemechanismus dient
                              									der Hebel f mit aufgenieteter Feder g. Die Wirkungsweise der Auslösung wird durch
                              									nachstehende Skizze veranschaulicht, bei welcher der besseren Anschauung wegen die
                              									einzelnen Stellungen des Auslösers gegen einander verschoben sind.
                           Textabbildung Bd. 235, S. 7Der Weg des Punktes h an der Feder g ist ein Bogen s vom
                              									Radius r, der Weg der Auslösestange k eine Gerade A B, welche
                              									den Bogen s stets in demselben Punkte c, dem Auslösungspunkte, schneidet. Die Totallänge l der Auslösungsmuffen ist durch den Regulator
                              									variabel. Denkt man sich die Wege des Auslösers bei verschiedenen Längen l desselben parallel über einander aufgetragen, so
                              									rückt selbstverständlich der Auslösungspunkt c auf der
                              									zu A B Normalen B A1 bezieh. c c1, fort. Das ganze Parallelogramm A A1
                              									B1
                              									B gibt ein Bild aller möglichen Wege der Stangen k, das Dreieck A A1
                              									B eine Darstellung der Wege für die Kante h; dieses enthält die vor,
                              									das Dreieck B B1
                              									A1 die nach der Auslösung zurückgelegten Strecken des Weges
                              									von k. Da nun ein todter Punkt des Kolbens und ein
                              									todter Punkt der Auslösestange (Voreilung 90°) der Zeit nach zusammenfallen, so ist
                              									aus dem Diagramm sofort ersichtlich, daſs die Auslösung in jedem Punkte des
                              									Kolbenweges stattfinden kann. Bei AB ist der Weg nach der Auslösung = 0 oder letztere erfolgt zu Ende des Weges der Stange k (volle Füllung); bei A1
                              									B1 ist der Weg vor der Auslösung = 0, oder dieselbe erfolgt zu Anfang
                              									des Weges der Stange k (0-Füllung). Hiernach läſst sich
                              									die Füllung irgend einer Zwischenstellung z.B. A2B2 leicht übersehen, und es ist direct der
                              									Füllungsgrad \frac{s_1}{s}=\frac{A_2B_2}{A_2c_2}.
                           Die Aenderung der Länge l ist durch folgende Einrichtung
                              									erreicht. Der Regulator greift bei dem an die Lagerschale n angegossenen Hebel an und dreht dieselbe um ihre Achse. Ein in der Nuth
                              									der Schale gleitender Keil läſst die Mittelhülse m an
                              									der Drehung theilnehmen. Diese ist nur drehbar, die Seitenhülsen m1 sind dagegen nur
                              									gleitbar auf der Stange k befestigt und stoſsen mit der
                              									Mittelhülse m in Schraubenflächen mit Rechts- bezieh.
                              									Linkssteigung zusammen. In Folge dessen wird bei Drehung von m das Hinaus- oder Hereinschieben der Seitenhülsen m1 erzielt. Die Stahlhülsen m1 wirken mit ihrer
                              									äuſseren Stirnfläche i auf die Nase h der Feder g, den Hebel
                              										f mitnehmend. Zur Regelung der Lage der Kante i und zur Ausgleichung von Abnutzungen ist eine
                              									Stellschraube o an den Federn g angebracht.
                           Damit für jede beliebige Regulatorstellung der Anfangspunkt des Weges der Stange k nicht von der Linie A
                                 										A2
                              									A1 abweicht (vgl.
                              									Textfigur), der Hebel f mit der Feder g also nur so weit zurückfällt, daſs die Stirnfläche
                              										i des Mitnehmers stets wieder vor die Kante h der Feder g kommt, um
                              									den Hebel f fortzubewegen, befindet sich an der
                              									Lagerschale ein mit derselben drehbarer schraubenförmiger Anschlag p.
                           Die Steuerung ist verhältniſsmäſsig einfach; allein sie bedarf wie wohl alle
                              									Präcisionssteuerungen einer höchst sorgfältigen Ausführung und Wartung, wenn nicht
                              									der Nutzen der Selbstregulirbarkeit und des raschen Dampfabschlusses hinfällig
                              									werden soll.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
