| Titel: | Neuerungen an Nähmaschinen und Stickmaschinen. | 
| Autor: | G. W. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 28 | 
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                        Neuerungen an Nähmaschinen und
                           								Stickmaschinen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 4.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 287 Bd.
                           								233.)
                        Neuerungen an Nähmaschinen und Stickmaschinen.
                        
                     
                        
                           Von J. Heſs und L. Kleiber in Carlsruhe (* D. R. P. Nr. 5291 vom 20.
                                 									October 1878) ist ein Bewegungsmechanismus für
                                 										Nähmaschinen erfunden worden, welcher mit eigenthümlichen Mitteln und in
                              									sehr einfacher Weise den Betrieb der Nadelstange und des Schiffchens von der
                              									Hauptwelle der Maschine ableitet. Die Einrichtung ist wesentlich für
                              									Handnähmaschinen bestimmt, für welche man zunächst die Räder- oder Riemenverbindung
                              									zwischen dem Handrade und der Hauptwelle dadurch in Wegfall gebracht hat, daſs man
                              									das Schwung- oder Handrad direct auf der letzteren befestigt und zu ihrer Umdrehung
                              									benutzt hat. Da indeſs die Arbeit zu beschwerlich und zeitraubend sein würde, wenn
                              									während einer Umdrehung mit der Hand auch nur ein Stich hergestellt würde, so ist
                              									durch die neue Vorrichtung ermöglicht, daſs einer Wellenumdrehung die Vollendung von
                              									drei Stichen entspricht, welches Verhältniſs auch bei den bisher verwendeten
                              									Uebersetzungen selten übertroffen wird. Zu dem Zwecke ist die Triebwelle auf einen
                              									Theil ihrer Länge vierkantig und trägt an dieser Stelle eine verschiebbare Hülse,
                              									auf welcher ein Excenter fest geschraubt werden kann. In der mehrfach gebogenen Nuth
                              									dieses Excenters wird der eine Arm des Winkelhebels für die Nadelstangenbewegung
                              									geführt und die eben erwähnte Hülse ist ringförmig eingedreht und hält mit ihrer
                              									Nuth einen Arm des zur Schiffchenbewegung verwendeten Winkelhebels. In die
                              									Excenterführung greift aber auch die Rolle eines am Gestell befestigten Zapfens, so
                              									daſs bei der Umdrehung der Welle und des Excenters das letztere mit der Hülse auf
                              									der Welle sich hin und her verschieben muſs. Die Hülse zieht nun bei der
                              									geradlinigen Bewegung mit ihrer ringförmigen Nuth den Schiffchenhebel hin und her
                              									und bewirkt dadurch die Ausschwingung des Schiffchens in einer Kreisbahn und das
                              									Excenter veranlaſst durch seine Drehung sowohl, als auch durch seine
                              									Längsverschiebung die Ausschwingung des Nadelstangen-Hebels. Hierdurch wird es
                              									ferner möglich, mit einer kleinen Ausbiegung des Excenters einen groſsen Ausschub
                              									der Nadelstange zu erreichen und diese Ausbiegungen auf dem Excenter dreimal
                              									anzubringen, also während einer Wellendrehung drei Verschiebungen der Nadel und des
                              									Schiffchens vorzunehmen und drei Stiche zu vollenden. Behufs Hebung und Verschiebung
                              									des Stoffrückers ist die Welle nahe ihrem vorderen Ende dreikantig geformt und zwar
                              									so, daſs an zwei Stellen die Flächen verschiedene Richtungen haben. Hier wirkt nun
                              									die Welle mit ihren Kanten wie zwei Excenter; sie hebt den Stoffrücker und drückt
                              									ihn auch horizontal fort, worauf eine Feder ihn, wie gewöhnlich, zurückzieht.
                           
                           Mit einer Vorrichtung zur Sicherung der
                                 										Bewegungsrichtung an Nähmaschinen von Emil
                                    										Schrabetz in Wien (* D. R. P. Nr. 5338 vom 27. October 1878) wird bezweckt,
                              									eine Umdrehung der Maschine in falscher Richtung zu verhindern und, hierdurch
                              									unterstützt, zu bewirken, daſs die Ingangsetzung derselben möglichst immer mit dem
                              									Fuſstritte erfolgen kann, ohne Nachhilfe mit der Hand. Diese Vorrichtung besteht in
                              									einer Bremse, welche am Treibriemen zwischen dem Fuſstrittrade und der Maschine
                              									wirkt und den Riemen nur dann festhält, wenn er sich in falscher Richtung bewegt. Es
                              									ist zu dem Zwecke, wie Fig. 10
                              									Taf. 4 zeigt, ein Hebel d c e, um c drehbar, angebracht, welcher durch das Gewicht e so ausbalancirt wird, daſs das excentrische Stück d immer leicht am Riemen a
                              									anliegt und bei richtigem Laufe desselben, wie ihn der Pfeil angibt, fortwährend
                              									wenig abwärts gedrückt wird. Sobald aber der Riemen sich in umgekehrter Richtung
                              									bewegt, so nimmt er das Stück d mit aufwärts und wird
                              									dadurch sofort zwischen d und dem fest liegenden Backen
                              										f eingeklemmt und gehalten. Anstatt dieses zweiten
                              									Stückes f kann auch nochmals ein Hebel, wie punktirt
                              									angegeben, um b drehbar angebracht werden, oder das
                              									Stück d kann mehrere federnde und spitze Arme g erhalten, welche bei falscher Richtung des Riemens in
                              									diesen einstechen und ihn festhalten.
                           Neuerungen an
                                 										Trittschemeln für Nähmaschinen von J. W. A.
                                    										Huſs in Bernburg (* D. R. P. Zusatz Nr. 5893 vom 5. September 1878) bilden
                              									den Gegenstand einer Ergänzung der ursprünglichen Erfindung (1879 233 395) und bestehen darin, daſs an Stelle der Garnitur
                              									des Trittbrettes für Näh-, Spulmaschinen u. dgl. mit hohl liegenden und gebogenen
                              									Blechtafeln eine Verbindung der vorderen und hinteren Leisten mit dem Mittel stücke
                              									durch starke Gummibänder angegeben ist derart, daſs beide Leisten, auf welchen die
                              									Füſse stehen, etwas elastisch sind und beim Betriebe nachgeben.
                           Eine bemerkenswerthe Neuheit ist der schwingende Nähmaschinenstuhl von J. B.
                                    										Underwood und J. D. Smith in Fayetteville, Nordamerika (* D. R. P. Nr. 5552 vom 3. December 1878), welcher in Fig. 11 bis
                              										14 Taf. 4 abgebildet ist. Durch diesen Stuhl soll ermöglicht werden, daſs
                              									auch die Körperbewegung, welche der vor der Maschine Sitzende immer dann macht, wenn
                              									er mit den Füſsen das Trittbrett bewegt, nutzbar zum Maschinenbetriebe verwendet
                              									wird. Es sind zu dem Zwecke unter das Nähmaschinengestell zwei durch Querstangen
                              									verbundene Langschwellen G gelegt, in denen die Achse
                              										B des gewöhnlichen Trittbrettes C schwingt. Von letzterem reicht ein kurzer Arm g abwärts und dieser ist durch die Zugstange I mit dem Arme H
                              									verbunden, welcher vom Stuhlsitzbrette d hinab reicht
                              									und an dasselbe festgeschraubt ist. Der Stuhl selbst schwingt in den Lagern d auf zwei Gestellrahmen A
                              									und diese drehen sich bei a in den Langschwellen G und stemmen sich bei c
                              									auf starke Federn. Wenn nun der auf dem Brette d
                              									sitzende Arbeiter sich vor- und rückwärts neigt, so schwingt der Stuhl ein wenig aus
                              									und überträgt diese Bewegung durch H, I und g auf den Trittschemel C.
                              										Der Arm g ist mit einer besonderen Platte I1 (Fig. 14) an
                              									das Trittbrett C angeschraubt. Wenn der Stuhl so
                              									eingerichtet sein soll, daſs man sein Sitzbrett höher und tiefer stellen kann, so
                              									hat jede Gestellwand, wie in Fig. 13
                              									gezeichnet, eine Nuth h, in welcher der Schieber i in verschiedener Höhe festgeschraubt werden kann, und
                              									diese Schieber tragen dann die Lager d für den
                              									Stuhlsitz, oder, es wird die in Fig. 12
                              									gezeichnete Construction eines gewöhnlichen Drehstuhles verwendet, dessen
                              									Untergestell die vorher angegebene Einrichtung hat, welches aber oben das
                              									schwingende Querstück d trägt. In diesem Querstücke
                              									bewegt sich die Schraube j des Stuhles auf und ab und
                              									von ihm reicht der Arm H nach unten zur Verbindung mit
                              									der Schubstange I. Die Langschwellen G haben mehrere Lagerstellen b für die Achse B des Trittschemels C, damit man den Stuhl je nach Bedarf mehr oder weniger
                              									nahe an die Maschine rücken kann.
                           Die Nähmaschine zur Herstellung einer einseitig sichtbaren Naht von Clara P. Hoffmann in Buffalo, N. Y., Nordamerika (* D. R. P. Nr. 5728 vom
                                 									14. September 1878) zeigt manche Aehnlichkeit mit der Strohgeflecht-Nähmaschine,
                              									Patent J. A. Kurtz in London (vgl. 1879 283 297). Die
                              									Nähnadel hat auch hier die Form eines Kreisbogens und enthält an einem Ende die
                              									Spitze und das Oehr, ist aber am anderen Ende mit einem besonderen zweiarmigen Hebel
                              									verbunden, welcher durch eine Kurbel der Trieb welle bewegt wird. Nadel und Fänger,
                              									zur Herstellung einer Einladen-Kettenstichnaht, sind unterhalb der Nähtischplatte
                              									angeordnet und bleiben auch während der Arbeit unter derselben. Der Stoff wird durch
                              									einen eigenthümlichen Stoffdrücker wenig unter die eigentliche Tischplatte
                              									hinabgebogen und die Nadel kann durch seine Lagen so weit hindurchstechen, daſs sie
                              									mit dem Faden nicht bis über seine Oberfläche hinaus kommt, also der Stich nur auf
                              									der Rückseite der Waare zu sehen ist. Der Arm über dem Nähtische, welcher sonst die
                              									Nadelstange führt, trägt jetzt nur den Stoffdrücker; er kann zur Seite gedreht
                              									werden, wenn man die Decke des Tisches abheben und zur eigentlichen Maschine
                              
                              									gelangen will.
                           Die Handschuh – Nähmaschine für
                                 										zweifädige überwendliche Naht von H. P.
                                    										Henriksen in Kopenhagen (* D. R. P. Nr. 5740 vom 11. August 1878) liefert
                              									die in Fig. 15
                              									Taf. 4 dargestellte Fadenverbindung, welche als Nachahmung des Kreuzstiches und der
                              									überwendlichen Naht bezeichnet werden kann. Sie führt, wie manche der neueren
                              									Nähmaschinen für das Nähen von Lederhandschuhen oder auch von Wirkwaaren (Maschine
                              									von Rudolf, Necker u.a.), den Stoff in verticaler Lage
                              									zwischen zwei Preſsrollen P1, P2 (Fig.
                                 										16) hindurch, so daſs die Stoffkante über die Ränder der Rollen ein wenig
                              									empor steht. Der Schieber E trägt die horizontale
                              									Nähnadel, welche hart über den Rollen den Stoff durchsticht, und das Schiffchen M wird über ihr in der Kapsel L in verticaler Ebene gehalten. Die Kapsel L
                              									ist am Schieber K befestigt, welcher sie abwechselnd
                              									über P2 und P1 bringt. Durch eine
                              									Oeffnung der Rückwand reicht die Welle I nach L hinein und trägt dort den Schiffchentreiber N (Fig. 17),
                              									welcher bei der Umdrehung von I das Schiffchen M in der Kreisbahn von L
                              									herumschiebt. Dabei erfaſst die untere Spitze von M die
                              									Schleife des Nadelfadens und diese wird in gewöhnlicher Weise um das Schiffchen herum geführt. Während
                              									eines Stiches bringt aber der Schieber K die Kapsel und
                              									das Schiffchen sowohl in die gezeichnete Lage über P1, als auch in die punktirt angegebene über P2 und M nimmt den Nadelfaden vor und nach dem durch den Stoff
                              									geführten Stich über sich hinweg. Wenn man dann die zusammengenähten Stoffstücke so
                              									aus einander zieht, daſs ihre Enden stumpf zusammenstoſsen, so erhält man die in
                              										Fig. 15 gezeichnete Form der Naht. Die Scheibe y (Fig. 16 und
                              										17) dient nur dazu, die Schiffchenkapsel während der Arbeit mit ihrer
                              									Platte zu verdecken.
                           Neuerungen an
                                 										Schuhwerks-Nähmaschinen von M. H. Pearson in
                              									Leeds (* D. R. P. Nr. 5810 vom 15. December 1878) bestehen in einer Vereinfachung
                              									der Mechanismen im sogen. Hörn, d. i. in dem winkelförmigen Nähtischgestell von
                              									Stiefelnähmaschinen, und bezwecken dort den Ersatz des Wirbel- oder
                              									Fadenführerrädchens durch einen anderen Fadenführer. Dieser letztere, welcher aus
                              									einem Blechstreifen mit Oehr besteht, muſs allerdings auch, wie das frühere Rad, den
                              									Faden um die Nadel herumdrehen, damit er in den Haken der von oben herabkommenden
                              									Nadel eingelegt wird; es ist aber nicht eine eigentliche Kreisdrehung dazu
                              									erforderlich, sondern der Führer ist an einem Hebel befestigt, welcher ihn
                              									geradlinig hin und her schiebt, und dieser Hebel wird von einem zweiten wiederum
                              									geradlinig bewegt, aber rechtwinklig zur Bewegungsrichtung des ersten.
                           Im Iron, 1879 Bd.
                              									13 S. 708 ist eine Riemen-Nähmaschine besprochen,
                              									welche die Vortheile der Erfindung von J. Keats in Wood
                              									Green, England, zum Theile verwendet und namentlich von der Einrichtung des
                              									Schiffchens Gebrauch macht (vgl. * 1879 233 292), durch
                              									welche thunlichst viel Unterfaden angesammelt werden kann. Bei der Riemennäherei
                              									kommt es ja vorherrschend auf verhältniſsmäſsig dicken und langen Faden an; doch ist
                              									die Maschine auch für andere Arbeiten der Sattler oder Schuhmacher zu verwenden; sie
                              									erweitert die Stichlöcher nicht mehr, als für den Faden erforderlich ist, und
                              									vermeidet also ein Zusammenlaufen der Stiche. Die Maschine war in Paris 1878
                              									ausgestellt und wird von Greenwood und Batley in Leeds
                              									gebaut.
                           Eine Neuerung an der
                                 										Schiffchenbahn bei Nähmaschinen haben J. M.
                                    										Fair und W. Hinze in Buffalo, Nordamerika (*
                              									D. R. P. Nr. 5911 vom 15. December 1878) damit eingeführt, daſs sie das Schiffchen
                              									nicht direct an der Wand, an oder auf welcher es liegt, entlang schleifen lassen,
                              									sondern Rollen anbringen, welche von Stelleisen auf der entgegengesetzten Seite
                              									dieser Wand gehalten werden und durch Schlitze in letzterer nach vorn hindurch
                              									reichen, so daſs das Schiffchen während seiner Bewegung an diesen Rollen antrifft.
                              									Wenn die Spitze des Schiffchens von seiner Gleitbahn etwas hinweg gerichtet ist., so
                              									können die Rollen cylindrisch sein, im anderen Falle werden sie in der Mitte etwas
                              									dünner gedreht als an den Enden, um die Abnutzung der Schiffchenspitze zu vermeiden.
                              									Die Vorrichtung wird sowohl bei geraden, als auch bei kreisbogenförmigen
                              									Schiffchenbahnen verwendet, sie vermindert die Abnutzung dieser Bahnen und der
                              									Schiffchen und erleichtert die Bewegung der letzteren, sowie ihren Durchgang durch
                              									die Fadenschleife.
                           Der Nadeleinsatz an
                                 										Schiffchen-Nähmaschinen von W. P. Kraemer in
                              									Bonn (* D. R. P. Nr. 5914 vom 21. December 1878) besteht in der durch Fig.
                                 										18 und 19 Taf. 4
                              									verdeutlichten Vorrichtung zum Befestigen der Nähnadel an der Nadelstange er. Diese
                              									letztere enthält eine Rinne b und eine Reihe dicht über
                              									einander liegender Löcher c. Die Nadel e wird mit einem Theile ihrer Länge in die Rinne
                              									eingelegt und ihr umgebogener Endhaken gelangt dabei in eines der Löcher c; dann schiebt man eine Hülse f abwärts und
                              									klemmt mit derselben, welche sich an das keilförmige Stück d anlegt, die Nadel fest. Durch Auswahl unter den Oeffnungen c hat man die Möglichkeit, die Nadel höher oder tiefer
                              									zu stellen. Die Nadelstange kann nach unten hin auch nach mehreren Seiten sich
                              									verbreitern; sie kann auch rund sein und von einer runden Hülse umschlossen werden.
                              									Ein besonderes winkelförmig gebogenes Stäbchen wird oben auf die Hülse f gesetzt, wenn die Nadelstange sich hebt, das Stäbchen
                              									stöſst dann nach oben gegen das Gestell und klemmt die Hülse fest; um letztere zu
                              									lösen, stellt man das Stäbchen unter dieselbe, während die Nadelstange sich senkt;
                              									es stöſst dann gegen die Nähtischplatte und drängt die Hülse f nach oben.
                           Der Einfädler für
                                 										Nähmaschinen von Wolf und Knippenberg in
                              									Ichtershausen bei Erfurt (* D. R. P. Nr. 5915 vom 22. December 1878) besteht aus
                              									einem Guſsstahldrahte, welcher entweder gerad gestreckt oder vorn rechtwinklig
                              									abgebogen, sehr fein zugespitzt und am Ende mit einem kleinen Häkchen versehen ist.
                              									Man bringt nun die Vorrichtung so an die Nähnadel der Maschine, daſs das Häkchen in
                              									ihre Nadelrinne gelangt, fährt längs derselben herab bis zum Oehre und durch dieses
                              									hindurch; auf der anderen Seite legt man dann den Nähfaden in den Haken und zieht
                              									ihn mit diesem durch das Nadelöhr hindurch.
                           Die Einrichtung an Nähmaschinen zum Hoch- und Tiefstellen des Stoffrückers während des Nähens
                              									von B. Stoewer in Stettin (* D. R. P. Nr. 5916 vom 24.
                                 									December 1878) zeigt unter der Stoffrückerschiene eine Feder, welche erstere immer
                              									nach oben drückt. Die Zugstange, welche den Stoffrücker hin und her bewegt, stöſst
                              									mit einem keilförmigen Stücke oben an den ebenfalls keilförmigen Ansatz einer
                              									Schiene, welche der Arbeiter, während er die Waare führt, noch bequem mit der Hand
                              									verschieben kann, so daſs die schiefen Ebenen gegen einander verschoben werden und
                              									der Stoffrücker sich höher oder tiefer stellt. Für dicke lockere Stoffe bei
                              									vorkommenden mehrfachen Stofflagen oder Quernähten u.s.w. ist es nöthig, den
                              									Stoffrücker höher auszuschieben, damit auch diese Stellen ungehindert genäht werden
                              									können, während er für dünne Stoffe nicht so hoch gebracht werden darf.
                           Die Neuerungen an Sacknähmaschinen für überwendliche Naht von Klug
                                 										und Schultheiſs in Wien (* D. R. P. Nr. 5930 vom 11. September 1878)
                              									betreffen eine Nähmaschine, welche mit dem Einfadenkettenstich eine überwendliche
                              									Naht nachahmt genau so, wie dies in Hertel's
                              									Strumpfnähmaschine geschieht. Hierzu gehört, daſs der Fadenfänger die Schleife,
                              									welche er von der zurückgehenden Nadel erfaſst hat, nicht auf derselben Seite bis
                              									zum nächsten Stiche festhält, sondern über die Waarenkante hinweg hebt und auf der
                              									entgegengesetzten Seite der Nähnadel so vorhält, daſs die letzere durch sie
                              									hindurchstechen muſs. Der Fadenfänger hat deshalb dreierlei Bewegungen zu machen,
                              									welche ihm im vorliegenden Falle von einem einzigen Excenter ertheilt werden. Ebenso
                              									wird die Nadelstange direct von einem Excenter, den sie gabelförmig umfaſst, vor-
                              									und rückwärts gezogen und endlich ist zur Staffrückung, d. i. zur Umdrehung zweier
                              									cylindrischer Stoffrücker, welche die Waare zwischen sich hindurch führen, ein neuer
                              									Klink- und Bremsapparat angebracht, dessen Einrichtung auch die Verstellung der
                              									Stichlänge gestattet.
                           Die Einrichtung zum Nähen von Steppdecken von Harry Edler in
                              									Bielefeld (* D. R. P. Nr. 5935 vom 14. November 1878) besteht aus einem Spannrahmen,
                              									in welchem die Decken, d. i. der Ober- und Unterstoff mit dazwischen liegender
                              									Watte, passend befestigt werden. Der Rahmen ist nur aus vier rechtwinklig mit
                              									einander verbundenen Holzleisten gebildet und jede Seite der zu nähenden Decke wird zwischen zwei
                              									gekerbte Holz- oder Metallleisten eingelegt, welche man durch einzelne
                              									Schraubzwingen aufeinander drückt, so daſs sieden Stoff fest zwischen sich halten.
                              									Diese Spannleisten befestigt man dann mit Riemen, Schnuren oder Schrauben auf den
                              									vier Seiten des Rahmens. Von letzterem können indeſs auch zwei gegenüber stehende
                              									Seiten zugleich als Spannleisten eingerichtet sein, so daſs der Stoff nur an den
                              									zwei übrigen Kanten in besonderen Klemmschienen gehalten und durch diese endlich mit
                              									dem Rahmen verbunden wird.
                           Die Neuerungen an Spulvorrichtungen für
                                 										Nähmaschinen von G. M. Pfaff in Kaiserslautern
                              									(* D. R. P. Nr. 6022 vom 1. October 1878) beziehen sich nur auf solche Spulapparate,
                              
                              									deren Spindeln durch Andrücken an das Schwungrad und durch Reibung von demselben mit
                              									umgedreht werden. In diesen Fällen lockert sich leicht die Stellung des Apparates,
                              									so daſs er von dem Schwungradumfange nicht mehr genügend getroffen und getrieben
                              									wird. Nach der vorliegenden Einrichtung, welche in Fig. 20
                              									Taf. 4 gezeichnet ist, steckt das ganze Spulgestell an einem Hebel b a, dessen unteres Ende a
                              									von einer starken Blattfeder c so gedrückt wird, daſs
                              									sein oberes Ende b mit der Triebscheibe d an der Spulenachse immer sicher am Umfange des
                              									Schwungrades e anliegen muſs. Die Feder c ist am Gestell befestigt und hält, wenn nicht gespult
                              									werden soll, den Apparat in horizontaler Lage fest, weil dann beide Vorsprünge von
                              										a an sie anstoſsen, wie punktirt in der Zeichnung
                              									angegeben ist.
                           Die Triebradauslösung für
                              									Nähmaschinen von Dürkopp und Comp. in Bielefeld (* D.
                                 									R. P. Nr. 6264 vom 28. Januar 1879) ist eine sehr einfache Vorrichtung zum
                              									Ausschalten des Schnuren- oder Schwungrades an der Triebwelle der Nähmaschine für
                              									den Fall, daſs mit dem Rade oder der Treibschnur der Spulapparat gedreht und
                              									Nähfaden aufgespult werden soll. Das Schwungrad a (Fig.
                                 										21 und 22 Taf. 4)
                              									ist locker auf der Welle i und in das Stirnende dieser
                              									Welle ist die Scheibe s eingeschraubt, welche den
                              									Bolzen f enthält. Wenn dieser Bolzen in eine Oeffnung
                              									der Nabenwand des Rades eindringen kann, so verbindet er das Rad fest mit der Welle;
                              									seine Verschiebung vermittelt theils die um ihn herum gewundene Spiralfeder, theils
                              									seine Führung in der Scheibe b, welche drehbar an der
                              									äuſseren Fläche von s sitzt und deren Umfang gerändelt
                              									ist, damit man sie leicht mit der Hand drehen kann. Diese Scheibe b hat eine kreisbogenförmige Nuth c von stetig abnehmender Tiefe, deren Grundfläche also
                              									eine schiefe Ebene e bildet, und in dieser Nuth wird
                              									der Kopf des Bolzens f geführt. Dreht man die Scheibe
                              										b, so kann man mit ihrer Führung e den Bolzen f entweder
                              									aus der Radnabe herausziehen, oder durch die Spiralfeder in diese Nabe hinein
                              									drücken lassen, also das Schwungrad leer auf der Welle gehen lassen, oder mit
                              
                              									derselben kuppeln. Bei Räderbetrieb ist die Anordnung, wie Fig. 22
                              									zeigt, so getroffen, daſs das Kupplungsstück m
                              									innerhalb des Triebrades und die Regulirungsscheibe p
                              									noch weiter nach innen
                              									angebracht ist; in gleicher Weise wie in Fig. 21
                              									wird auch hier das Rad entweder durch einen in m
                              									liegenden Bolzen mit der Welle gekuppelt, oder lose auf letzterer gelassen, je
                              									nachdem man die Scheibe p umdreht und damit den Bolzen
                              									vor- oder zurückschiebt.
                           Neuerungen an Nähmaschinen von O. Mertens in Berlin (* D. R. P. Nr. 6275 vom 18.
                                 									September 1878) streben eine Vereinigung an von den Vorzügen, welche sich in der
                              									Wheeler und Wilson-Nähmaschine vorfinden, hinsichtlich des Stoffrückens und Haltens
                              									und der gesammten Anordnung mit den Vorzügen, welche die anderen Nähmaschinensysteme
                              									mit hin- und hergehenden Schiffchen bezüglich der Bildung ihrer Naht unleugbar
                              									enthalten. Zu dem Zwecke ist das Gestell im Allgemeinen dem der Wheeler und
                              									Wilson-Maschine ähnlich, aber die vorn unter der Nadel liegende Greiferwelle wird
                              									als Triebwelle benutzt; sie trägt in der Mitte die Riemenscheibe und zu beiden
                              									Seiten auſserhalb der Gestellplatte je eine Kurbelscheibe. Der Zapfen der einen
                              									Kurbelscheibe läuft in der ungefähr herzförmigen Nuth eines Hebelarmes, welcher mit
                              									der Nadelstange zusammen einen Winkelhebel bildet, so daſs durch diese Verbindung
                              									die Nadel im Bogen auf und ab bewegt werden kann. Die andere Kurbelscheibe zieht
                              									dadurch, daſs ihr excentrischer Zapfen in dem Langschlitze eines einarmigen Hebels
                              									läuft, welcher durch eine Zugstange mit dem Schiffchenkorbe verbunden ist, das
                              									Schiffchen geradlinig hin und her. Alle anderen Einrichtungen, wie Stoffrückung,
                              									Fadenführung u.s.f., sind gleich denen der Wheeler und Wilson-Maschine.
                           Die Heftmaschine
                              									von G. Neidlinger in Hamburg (* D. R. P. Nr. 6289 vom
                                 									11. December 1878) ist bestimmt zum Heften der Papierbogen bei dem Einbinden der
                              									Bücher. Sie enthält drei in einer Richtung liegende, nach einander folgende
                              									Stoffrücker und kann deshalb auch die kleinsten Bogen, z.B. solche für Notizbücher
                              									u. dgl., zusammenheften. Zwischen dem zweiten und dritten Stoffrücker ist ein
                              									Schneidapparat angebracht, welcher den Heftfaden am Ende eines jeden Bogens
                              									abschneidet, und nach dem letzten Transporteur gelangen endlich die Bogen noch durch
                              									geeignete Führungen zwischen zwei Walzen (in einen sogen. Schichtapparat), welche
                              									sie zusammendrücken und auf einander hinlegen. Die Maschine ist eine
                              									Doppelsteppstichmaschine nach dem Singer'schen System; sie verrichtet alle
                              									angegebenen Arbeiten selbstthätig, so daſs der Arbeiter nur die Bogenlagen der Reihe
                              									nach unter den ersten Stoffrücker zu bringen hat.
                           Die Fadeneinzieh- und Knüpfmaschine für
                                 										Stickmaschinen von Albert Voigt in Kappel bei Chemnitz (* D. R. P. Nr. 4617 vom 1. August 1878) ist eine Hilfsmaschine zu den
                              									groſsen Plattstich-Stickmaschinen, welche in der Weiſswaarenfabrikation vielfache
                              									Verwendung finden. Diese Stickmaschinen nähen mit zweispitzigen, das Oehr in der
                              									Mitte ihres Schaftes enthaltenden Nadeln den Plattstich und haben eine groſse Anzahl
                              									solcher Nadeln, oft in mehreren Reihen, in gleichzeitiger Arbeit. Bisher hat man die
                              									Nadeln einzeln von Kindern einfädeln lassen, ehe man sie der Stickmaschine übergab;
                              									die oben genannte neue Maschine verrichtet nun das Einfädeln und das Verknüpfen der
                              									ersten Fadenenden kurz hinter dem Oehre mit dem Faden selbstthätig und zwar
                              									gleichzeitig mit einer gröſseren Anzahl von Nadeln. Est ist dafür zunächst
                              									erforderlich, daſs das Stickgarn in solchen Abständen, welche gleich sind der Länge
                              									eines Stickfadens, mit irgend einem Klebmittel (Leim, Gummi, Stärke u.s.w.), dem
                              									auch eine Farbe zugesetzt ist, bestrichen und dann getrocknet und so auf eine
                              									Strecke von ungefähr 8cm
                              									möglichst steif gemacht
                              									wird. Das so vorbereitete Garn bringt man in so vielen Zahlen, als die Fädelmaschine
                              									gleichzeitig Nadeln aufnehmen kann (etwa 30), in diese Maschine, schneidet die
                              									anlaufenden Fäden so ab, daſs jeder ein steifes Ende besitzt und leitet nun diese
                              									Enden durch ein Walzenpaar und durch kleine Trichter hindurch, bis sie von diesen in
                              									die Oehre der dahinter stehenden Nadeln geschoben werden. Eine breite Zange erfaſst
                              									hinter den Nähnadeln die Fadenenden und zieht sie ein Stück weiter fort, während die
                              									Nadeln selbst von einzelnen Zangen erfaſst und etwas aufwärts bewegt werden. Hierauf
                              									legen sich Hakengabeln, welche von der Seite her zugeführt werden, auf die zwischen
                              									den Nadeln und den Trichtern hängenden Fadenstücke, bilden daraus Schlingen und
                              									durch diese senken sich die Nadeln hinab, werden unten von anderen Zangen erfaſst
                              									und weiter fortgezogen, so daſs in den Fadenstücken Knoten entstehen. Die unteren
                              									Zangen sitzen auf einem Wagen, welcher auf die Länge eines Stickfadens ausgefahren
                              									wird; dabei ziehen sich die Knoten fest zusammen und die nächst folgenden steifen
                              									Stücke gelangen zwischen die Walzen, hinter denen sie von einzelnen Scheren
                              									abgeschnitten werden. Man legt nun auf die Nadeln ein Kissen, in welches dieselben
                              									sich einsenken, so daſs man sie nach dem Oeffnen der Zangen entfernen kann. Eine
                              									neue Nadelschiene, welche durch Handarbeit mit Nadeln besteckt worden ist, wird nun
                              									in die Maschine eingelegt und die Arbeit beginnt aufs Neue. Die Bewegungen zur
                              									Ausführung aller Arbeiten bis auf das Hinwegnehmen der Nadeln durch das Kissen und
                              									Auflegen der neuen Nadelschienen besorgt ein Arbeiter durch Drehen zweier
                              									Handkurbeln, von denen die eine den Wagen hin und her führt und die andere die
                              									Bewegungen zum Einfädeln und Schlingenbilden vermittelt.
                           Die Einrichtung zur Herstellung mehrerer parallelen Sticknähte mittels mehrerer Nadeln und
                              									eines einzigen Fadens von E. Cornely in Paris (* D. R.
                                 									P. Zusatz Nr. 6635 vom 2. Februar 1879) erstrebt eine Vervollkommnung der
                              									ursprünglichen Erfindung (* 1879 231 28) dahin, daſs von
                              									den verwendeten drei Tambourirnadeln, welche gleichzeitig neben einander arbeiten,
                              									die zwei äuſsern drehbar sind, so daſs ihre Haken nicht immer in der Nahtrichtung,
                              									sondern bisweilen auch rechtwinklig gegen dieselbe liegen. Diejenige Nadel, deren
                              									Haken so gewendet worden ist, geht leer durch ihre Schleife hindurch, sie bildet
                              									nicht eine neue Masche, sondern läſst ihre Schleife frei zur Seite des mittleren
                              									Maschenstäbchens liegen. Hierdurch entsteht eine Ziernaht, welche entweder ein oder
                              									zwei Mäschenstäbchen mit seitlich daran hängenden freien Schleifen enthält.
                              									Besondere Vorrichtungen sind dafür getroffen, daſs bei solchen Fehlstichen einer
                              									Nadel nicht so viel Fadenlängen zwischen die drei Sticknadeln eingebogen wird, als
                              									wenn sie alle volle Maschen liefern sollten.
                           Die Neuerungen an Geflechtnähmaschinen von Edm. Wiesemann in
                              									Laton, England (* D. R. P. Nr. 6918 vom 21. Januar 1879) ermöglichen eine gute
                              									Nachahmung der Handnaht für Strohgeflechtwaaren durch die in Fig. 23 bis
                              										25 Taf. 4 dargestellte eigentümliche Kettenstichnaht. Die Maschine
                              									enthält zu dem Zwecke eine gewöhnliche Nähnadel a und
                              									eine Tambourirnadel b, welche beide von einer
                              									Nadelstange getragen und
                              									gleichmäſsig bewegt werden. Beim Aufsteigen beider Nadeln nimmt a den Nähfaden in Schleifenform durch den Stoff mit
                              									hindurch; oben erfassen zwei Fadenfänger (oder auch nur ein solcher mit doppelter
                              									Bewegung) die Schleife x und führen sie seitlich ab
                              									nach der Tambourirnadel, so daſs letztere beim Niedergange mit ihrem Haken diese
                              									Schleife wieder durch den Stoff hinabzieht und unten, beim nächsten Stiche, der
                              									Nähnadel a vorhält. Der Aufgang der Nadeln a und b führt a durch die Schleife x
                              									hindurch und den Haken von b ohne weiteres aus dieser
                              									Schleife heraus. Die Stoffrückung erfolgt horizontal und geradlinig. Durch diese
                              									neue Stichform wird es möglich, wenig Faden auf der Waarenoberfläche sichtbar werden
                              									zu lassen und lange Stiche auf die Rückseite zu bringen.
                           
                              
                                 G. W.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
