| Titel: | Laurentius Carlander's automatischer Telegraph. | 
| Autor: | E–e. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 39 | 
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                        Laurentius Carlander's automatischer
                           								Telegraph.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 8.
                        Carlander's automatischer Telegraph.
                        
                     
                        
                           Der schwedische Telegrapheningenieur Laurentius
                                 										Carlander hatte die Pariser Weltausstellung 1878 mit
                              									einem automatischen Telegraphen für gewöhnliche Morseschrift beschickt, welcher mit
                              									Wechselströmen arbeitet. Der zum Abtelegraphiren des Telegrammes erforderliche
                              									Streifen wird mittels einer Lochmaschine mit drei Tasten vorbereitet, d.h. die
                              									Punkte und Striche der Morseschrift in ihn gestanzt. Dazu enthält die Lochmaschine
                              									zwei Stempel a und b (Fig.
                                 										1 Taf. 8), welche mittels der drei Tasten bewegt werden können und dabei
                              									ein Loch in dem Papierstreifen p erzeugen, der zwischen
                              									der Führungsplatte g und einem Schieber c hindurchgeht. Steht der Schieber in seiner äuſsersten
                              									Stellung rechts, so läſst er in seiner Mitte nur ein rundes Loch unter, den
                              									Stempeln, welches gerade groſs genug ist, daſs nur der Stempel b durch dasselbe hindurch treten kann; wird der
                              									Schieber c in seine äuſserste Stellung nach links
                              									gebracht, so bietet seine mittlere Partie einen länglichen Schlitz von solcher
                              									Gröſse, daſs die beiden Stempel hindurch gehen können. Der Stempel a trägt an seinem unteren Ende einen Ansatz t, welcher den Raum zwischen den beiden Stempeln a und b völlig ausfüllt.
                              									Wird im erstem Falle der Stempel b niedergedrückt, so
                              									stanzt er ein rundes Loch in den Streifen; werden dagegen bei links stehendem
                              									Schieber c beide Stempel nach unten bewegt, so stoſsen
                              									sie ein längliches Loch in den Streifen. Auſser diesen die Schrift darstellenden
                              									Löchern wird noch eine zweite Reihe r r (Fig.
                                 										2) von kleineren, unter sich gleichen und von einander gleich weit
                              									abstehenden Löchern in den Streifen gestanzt, welche dazu nöthig sind, dem Streifen
                              									sowohl schon beim Lochen, wie später beim Abtelegraphiren eine gleichmäſsige
                              									Bewegung zu ertheilen. Dazu greift ein kleines Rädchen mit seinen spitzen Zähnen in
                              									den Streifen ein und letzterer dient gewissermaſsen als Zahnstange. In Fig.
                                 										2 ist in natürlicher Gröſse ein Stück Streifen abgebildet, in welchen das
                              
                              									Wort „Carlander“ in Morseschrift gestanzt ist; man sieht, daſs jeder
                              									Morsepunkt neben sich einen Punkt in der Reihe r r hat,
                              									daſs dagegen jeder Morsestrich über zwei Punkte in der Reihe r r und den zwischen diesen beiden liegenden Zwischenraum sich
                              									erstreckt.
                           Die Lochmaschine enthält drei Tasten oder Knöpfe, welche beim Niederdrücken auf die
                              									Stanzhebel und durch diese auf die Stanzen selbst wirken, beim Aufhören des Druckes
                              									aber durch kräftige Spiralfedern in ihre Ruhelage zurückgebracht werden. Beim
                              									Niederdrücken jedes Knopfes wird eins der Führungslöcher in der Reihe r r gestanzt Auſserdem stöſst beim Niederdrücken des
                              									linken Knopfes der Stempel b ein rundes Loch in der
                              									Schriftreihe durch, nachdem vorher der Schieber c nach
                              									rechts verschoben worden war; zugleich greift unter Vermittlung zweier Hebel ein
                              									Sperrhaken über einen Zahn eines Sperrrades, welcher
                              									nach dem Rückgange des Knopfes und dem Wiederheraustreten der beiden Stempel aus dem
                              									Streifen das Sperrrad um einen Zahn dreht und so den
                              									Streifen um die Entfernung zweier benachbarter Punkte in der Führungslöcherreihe r r fortbewegt. Beim Niederdrücken des mittleren Knopfes wird weder
                              									der Stempel a, noch der Stempel b durch das Papier gestoſsen, aber in ähnlicher Weise das Sperrrad um einen Zahn gedreht; dieser Knopf dient eben blos zur
                              									Erzeugung der Zwischenräume zwischen den einzelnen Morsebuchstaben. Der rechte Knopf
                              									endlich verschiebt stanzend die beiden Stempel a und
                              										b zugleich und dazu noch zwei Stempel, welche zwei Löcher in der
                              									Führungsreihe ausstoſsen; dem entsprechend muſs auch der Sperrhaken über zwei Zähne hinweggreifen, damit bei seinem Rückgänge
                              									das Papier um die doppelte Entfernung zweier
                              									benachbarter Führungslöcher verschoben wird; dazu wird durch eine Feder beim
                              									Niederdrücken des rechten Knopfes ein Winkelhebel so bewegt, daſs eine Nase an dem
                              									einen seiner Arme vor einem Aufhaltstifte an dem den Sperrhaken tragenden Hebel
                              									hinweggeschoben wird, so daſs sich nun der Sperrhaken doppelt so tief senken und
                              									über zwei Sperrradzähne hinweggreifen kann, woran ihn beim Niederdrücken des linken
                              									oder mittlern Knopfes jene Nase hindert.
                           Die selbstthätige Stromgebung beim Abtelegraphiren des gelochten Streifens läſst sich
                              									mit Hilfe von Fig. 3 Taf.
                              									8 deutlich machen, in welcher die wesentlichen Theile des automatischen Senders
                              									skizzirt sind. Derselbe enthält zwei um die Achsen f0 und k0 drehbare, metallene Hebel f und k, welche durch zwei Federn g und h gegen zwei
                              									metallene Stifte i und e
                              									gedrückt werden; diese beiden Stifte sind in die Scheibe z gegen einander durch ein Elfenbeinstück isolirt eingesetzt und können
                              									sich mit der Scheibe z um deren Achse drehen. Mit der
                              									Scheibenachse ist noch ein spitziger Finger s
                              									verbunden, unter welchem der gelochte Streifen durch ein Uhrwerk hinweggeführt wird;
                              									dabei fällt der Finger entweder mit seiner Spitze in die runden und länglichen
                              									Löcher des Streifens hinein, oder er gleitet auf den zwischen den Löchern stehen
                              									gebliebenen Papiertheilen. Die beiden Hebel f und k sind über g und h mit dem Kupferpole C und
                              									dem Zinkpole Z der Telegraphirbatterie verbunden; an
                              									den Stift i ist über q die
                              									Telegraphenleitung L geführt, während von e ein Draht über p zur
                              									Erde E läuft. Wenn sich demnach durch die Wirkung der
                              									Feder p die Spitze s in
                              									ein Loch des Streifens einsenkt, was in Fig. 3
                              									angenommen ist, so geht der positive Strom vom Kupferpole C über g, f, i, q in die Linie L, da gleichzeitig der Zinkpol Z über h, k, e, p mit der Erde E in Verbindung gesetzt ist. Gleitet dagegen die Spitze
                              										s zwischen zwei Löchern auf dem Streifen, so wird
                              									die Scheibe z auf ihrer Achse so weit gedreht, daſs i mit k und e mit f in Berührung
                              									tritt; deshalb steht jetzt der Kupferpol C über g, f, e und p mit der Erde
                              										E in Verbindung, der negative Strom geht vom
                              									Zinkpole Z über h, k, i
                              									und q in die Linie L. Die
                              									Scheibe z spielt also die Rolle eines Stromwenders,
                              									Zwischen je zwei Stromumkehrungen gibt es aber einen Moment, wo die Linie L unmittelbar entladend an Erde E gelegt wird;
                              									dies geschieht nämlich, wenn die beiden Stifte e und
                              										i die beiden Hebel f
                              									und k zugleich berühren. In diesem Augenblicke nun kann
                              
                              									die nicht verbrauchte Elektricität zur Erde abflieſsen, bevor ein Strom von
                              									entgegengesetzter Richtung in die Linie gesendet wird.
                           Ueberdies stöſst der Hebel k bei der in Fig. 3
                              									gezeichneten Lage, in welcher die beiden Hebel f und
                              										k in ihrer gröſsten Entfernung von einander sind,
                              									gegen die Schraube n in dem kleinen Hebel m, welcher über x durch
                              									den Rheostaten-Widerstand W ebenfalls mit dem
                              									Kupferpole C verbunden ist. Es tritt daher hierbei eine
                              									Stromtheilung ein, indem vom Zinkpole aus der eine Stromzweig über h, k, e und p zur Erde E geht, während der andere von k seinen Weg über n, m, x und W zum Kupferpole C nimmt.
                              									Diese Stromverzweigung kann zur Entsendung von Compensationsströmen (ähnlich wie
                              									beim Wheatstone'schen Automaten) und dadurch zur Vergröſserung der
                              									Telegraphirgeschwindigkeit benutzt werden. Die Spitze s
                              									entsendet also einen positiven Strom beim Einfallen in ein Loch und den das
                              									Morsezeichen im Empfänger beendenden negativen Strom beim Ausheben aus dem Loche.
                              									Mittels desselben Triebwerkes könnten leicht mehrere Sender, welche in verschiedene
                              									Linien arbeiten, in Gang gesetzt werden.
                           Dieser Automat arbeitet nach dem Journal télégraphique,
                              									1879 Bd. 4 S. 306 seit Juli 1877 auf mehreren schwedischen Linien und seine
                              									Leistungen sowohl auf oberirdischen, wie auf unterseeischen Linien (z.B. dem Kabel
                              									zwischen Gothenburg und Newcastle) werden als ausgezeichnet gerühmt. Er ist
                              									wesentlich einfacher als Wheatstone's Automat.
                           
                              
                                 E–e.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
