| Titel: | Neuerungen in der Eisenerzeugung. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 43 | 
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                        Neuerungen in der Eisenerzeugung.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 398 und 489 Bd.
                           								234.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel 5.
                        Neuerungen in der Eisenerzeugung.
                        
                     
                        
                           Verfahren zum Reinigen von Eisen von O. Helmholtz (* D. R. P. Nr. 6078 vom 5. März 1878).
                              									Wie bei dem Verfahren von Krupp (* 1879 233 42) soll
                              									hier die Reinigung vorwiegend durch Eisenoxyd erreicht werden; zu diesem Zweck ist
                              									der langsame, dünne Strom von flüssigem Roheisen dem vorwiegend aus Eisenoxyden
                              									bestehenden Schlackenstrom entgegen und darunter fortzuführen. Anfangs soll das
                              									Eisen dem entgegenflieſsenden, bereits sauer gewordenen Schlackenstrom Silicium
                              									abgeben, dann aber dem noch basischeren Eisenoxydstrom auch Phosphor als
                              									Phosphorsäure und schlieſslich gereinigt abflieſsen, während der ausgenutzte
                              									Schlackenstrom am entgegengesetzten Ende austritt. Um hierbei eine etwaige
                              									Entkohlung zu verhüten, wird ein Theil des Weges mit Kohle ausgefüttert.
                           Die Ausführung des Processes erfolgt in einem mit gewöhnlicher Rostfeuerung oder mit
                              									Gasfeuerung versehenen Flammofen, wie er in Fig. 1 bis
                              										5 Taf. 5 in verschiedenen Schnitten dargestellt ist. Das Eisen flieſst
                              									durch die Oeffnung A (Fig. 1 und
                              										5) ein und durchläuft denselben schlangenförmig in Rinnen h bis a, welche durch auf
                              									den Herd gesetzte Dämme oder Krippen (vgl. Fig. 2)
                              									gebildet werden, bis an das entgegengesetzte Ende, wo es unter einem Tümpel B hindurch abflieſst. Ebenso durchflieſst der durch die
                              									Oeffnung C (über B)
                              									eintretende Schlackenstrom die Rinnen von a bis h in entgegengesetzter Richtung wie das Eisen und
                              									gelangt durch den Ueberfall E wieder nach auſsen.
                           
                           Der ununterbrochene Roheisenstrom wird dadurch gewonnen, daſs entweder an dem
                              									Schmelzofen das Stichloch offen bleibt, so daſs das geschmolzene Eisen mit der
                              									Schlacke zusammen austritt, welch letztere jedoch durch das Schlackenloch E sofort wieder zurückflieſst, oder daſs statt des
                              									gewöhnlichen Stichloches ein Tümpel, ähnlich wie in Fig. 5
                              									angegeben ist, angebracht wird, unter welchem das Eisen fortflieſst, während die
                              									Schlacke über einen Ueberlauf ebenfalls ununterbrochen abflieſst.
                           Die Basis des Herdes besteht aus guſseisernen Platten, die von unten durch Luft
                              									gekühlt werden können, und auf welchen die Krippen stehen, zwischen denen das
                              									Bodenmaterial der Erzunterlage, oder an anderen Stellen der Kohlenunterlage
                              									(vorwiegend Kokesstaub mit backender Steinkohle, Kalk und Thon) anfänglich
                              									eingestampft und eingebrannt, nachher während des Betriebes durch Nachfüttern immer
                              									wieder erneuert wird. Die Krippen, Tümpel sowie alle solche Theile, welche dem zu
                              									raschen Abschmelzen ausgesetzt sind, können auf ähnliche Weise, wie bei Puddelöfen
                              									gebräuchlich, mittels Wasser und Luft abgekühlt werden.
                           Um während des Betriebes einzelne Rinnen ausschalten zu können, befindet sich an
                              									jeder Seite des Ofens vor jeder Rinne eine Arbeitsthür t und unter derselben ein Abstichloch. Soll z.B. die Rinne d ausgebessert werden, so wird bei m (Fig. 1) ein
                              									Theil des Dammes durchbrochen und an dem anderen Ende bei l verlängert, sowie die beiden Querdämme i
                              									und k aufgeführt. Alsdann kann man das flüssige Eisen
                              									und die Schlacke durch das unter der Thür befindliche, Abstichloch entfernen und die
                              									Rinne dann ausbessern, ohne daſs der Strom unterbrochen wird. Damit auch die
                              									äuſsersten Rinnen gereinigt werden können, ist es nöthig, daſs, wie die Zeichnung
                              									angibt, sowohl der Tümpel zum Abflieſsen des Eisens und der darüber liegende
                              									Einfluſs für Schlacke, sowie der Ueberlauf für die abflieſsende Schlacke und der
                              									darüber liegende für das Eisen auch auf der anderen Seite des Ofens angebracht ist.
                              									Diese zweiten Oeffnungen sind für gewöhnlich verstopft und kommen nur in
                              									Wirksamkeit, wenn die äuſsersten Rinnen ausgebessert werden sollen.
                           Die Krippen am Ende des Eisenstromes werden mit den reinsten, Eisenoxyde enthaltenden
                              									Materialien gefüttert. An dieselben reihen sich solche an, welche mit weniger
                              									reinen, diese Oxyde enthaltenden Materialien, und zuletzt kommen Krippen, welche
                              									wesentlich mit Kalk gefüttert werden. (Vgl. Osann 1878
                              									230 511.)
                           Verfahren zur Entphosphorung des Eisens durch flüssige
                                 
                                 										Haloïdsalze von J. Barnstorf und H. Schulze-Berge in Oberhausen (* D. R. P. Nr. 5152 vom
                                 									5. October 1877). Das flüssige, Phosphor haltige Roheisen wird direct beim Abstechen
                              									aus dem Hochofen oder nach dem Umschmelzen, der Bessemerstahl, nachdem er vollständig fertig geblasen
                              									ist, der Martinstahl wie das Fluſseisen werden ebenfalls im flüssigen Zustande in
                              									einen Behälter abgelassen, welcher das flüssige Metall möglichst vor Abkühlung und
                              									Oxydation schützt. Als solche Stoffe, welche wegen Oxydation des beim Entphosphoren
                              									gebildeten Phosphorcalciums, Phosphorstrontiums, Phosphorbariums oder
                              									Phosphormagnesiums unbedingt abgehalten werden müssen, sind auſser der
                              									atmosphärischen Luft Wasserdampf, Kohlensäure, Kohlenoxyd, Eisenoxyd hervorzuheben.
                              									Ferner ist bei Anwendung der Fluoride Kieselsäure sehr nachtheilig, so daſs das
                              									Eisen möglichst Schlacken frei sein soll.
                           Um dem flüssigen Eisen möglichst wenig Wärme zu entziehen, werden die Haloïdsalze der
                              									Alkalimetalle ebenfalls geschmolzen angewendet. Für Hochofen werke kann dies durch
                              									die Wärme der abflieſsenden Schlacke geschehen, und zwar in dem ovalen Blechgefäſs
                              										P (Fig. 6 und
                              										7 Taf. 5), welches zum Schutz gegen die zerstörende Wirkung der von der
                              									Rinne N aus in der Pfeilrichtung flieſsenden Schlacke
                              									mit feuerfesten Stoffen umhüllt ist. Bei etwaigen Unterbrechungen des Betriebes kann
                              									die Schlacke durch eine am Boden befindliche Oeffnung z
                              										(Fig. 7) abgelassen werden. Die zu schmelzenden Salze werden durch die
                              									verschlieſsbare Oeffnung p eingefüllt und nach dem
                              									Schmelzen durch entsprechende Vorrichtungen in den Behälter B (Fig. 8 und
                              										9 Taf. 5) abgelassen, welcher gut vorgewärmt war.
                           Zur Ausführung der Entphosphorung wird das geschmolzene Eisen in den Behälter A abgelassen, von welchem Fig. 9 einen
                              									Horizontalschnitt durch die Abfluſsöffnung c und durch
                              									den Boden zeigt. Man preſst nun in den untern Raum B
                              									durch das Rohr i getrocknete Luft ein, so daſs die
                              									geschmolzenen Halloïde durch die mit Kegelventil versehenen Rohre a fein vertheilt in dem Eisen aufsteigen. Ist die
                              									genügende Menge des Entphosphorungsmittels durchgetrieben, so werden die Ventile
                              									geschlossen, die beiden Apparate von einander gelöst, worauf das gereinigte Eisen
                              									abgelassen wird. Das sich bildende Phosphorcalcium oder Phosphormagnesium sammelt
                              									sich über dem Eisen und flieſst schlieſslich mit den unzersetzten Haloïdsalzen durch
                              									das Rohr c in eine Vorlage ab, während das gleichzeitig
                              									gebildete Eisenchlorür sich in einer entsprechenden zweiten Vorlage verdichtet.
                           Jedes der Haloïdsalze der Erdalkalimetalle kann einzeln für sich, oder in Gemischen
                              									mit den übrigen angewendet werden. Vielleicht benutzt man am zweckmäſsigsten ein
                              									Gemisch von zweien oder dreien derselben. Beispielsweise könnte ein Gemenge von
                              									Chlorcalcium und einigen Procenten Chlorbarium und Fluorcalcium weit günstiger
                              									wirken, als irgend ein Chlorid oder Fluorid für sich. Die Haloïdsalze der
                              									Alkalimetalle, der Erdmetalle und der schweren Metalle äuſsern im flüssigen Zustande
                              									auf flüssiges Eisenphosphid keine entphosphoren de Einwirkung. Man kann sie aber
                              									erforderlichen Falls benutzen, um durch Zusatz derselben zu den Haloïdsalzen der
                              									Erdalkalimetalle letztere leichter schmelzbar zu machen.
                           Um von den gebildeten Phosphiden die atmosphärische Luft völlig abzuhalten, kann man
                              									durch das Rohr e entsprechende Gase einführen. Die
                              									Vorrichtung kann auch umgekehrt angeordnet werden, indem der Behälter mit den
                              									Chloriden sich über dem Eisen befindet. Es ist ferner eine Benutzung rotirender
                              									Oefen nicht ausgeschlossen, wenn sie nur unter Abschluſs von Luft und oxydirenden
                              									Stoffen gleichzeitig ein ununterbrochenes inniges Mischen der Entphosphorungsmittel
                              									mit dem flüssigen Eisen ermöglichen und auſserdem ein Ableiten von
                              									Zersetzungsproducten gestatten. Nach Vornahme der sich hieraus ergebenden
                              									Abänderungen könnte sich beispielsweise der Sellers'sche rotirende Puddelofen (*
                              									1878 228 41) vollständig zur Entphosphorung des Eisens eignen, wie auch Siemens'
                              									Drehofen (* 1873 209 1). Durch entsprechende Verwerthung der erhaltenen
                              									Phosphorverbindungen und des Eisenchlorürs sollen die Kosten dieses Verfahrens
                              									wesentlich ermäſsigt werden.
                           Windform-Mantel von H.
                                    										Bansen in Tarnowitz (* D. R. P. Nr. 5143 vom 19. September 1878). Der in
                              										Fig. 10 bis 12 Taf. 5
                              									im senkrechten und wagrechten Schnitt sowie in der Vorderansicht dargestellte
                              									Windformmantel soll namentlich dort die geschlossenen guſseisernen Kühlkästen
                              									ersetzen, wo diese wegen geringer Menge von Kühlwasser oder dessen Neigung zur
                              									Krustenbildung nicht wohl verwendet werden können.
                           Der guſseiserne Mantel A ist nach der Auſsenwand des
                              									Gestelles cylindrisch, nach dem Innern desselben der Windform entsprechend
                              									kegelförmig gegossen. Die verstärkten Kanalkränze a
                              									legen sich an die Windform dicht an und verhindern so gleichzeitig ein Tiefergehen
                              									derselben in das Innere des Ofens. Die in dem kegelförmigen Theile des Mantels
                              									befindlichen halbkreisförmigen Kanäle b, deren Wülste
                              									bezieh. Kanalkränze nicht ganz dicht an die Windform anschlieſsen, werden von den
                              									beiden etwa 25mm breiten Kanälen B in der ganzen Länge bis zum Kopf kränz a durchschnitten und dienen auf dem höchsten Punkte zum
                              									Einleiten, an der Sohle zur Ableitung des Kühlwassers. Dasselbe wird von der
                              									Hauptleitung O aus durch ein etwa 13mm weites, mit etwa 12mm weiten Oeffnungen versehenes Rohr D in den
                              									oberen Kanal B und durch das Rohr F in die Windform geleitet, während das gebrauchte
                              									warme Wasser durch die Rinne G zur Abfluſsleitung N geführt wird.
                           Nach seinem Zusatzpatente * Nr. 6648 vom 14. Januar 1879 ab will der Erfinder die
                              									Kanäle B und b nach Zahl
                              									und Maſs beliebig vermehren und vermindern, die Wülste oder Kränze der Kanäle b, wie dies bei den Kanalkränzen a schon geschehen, dicht an die Windform anlegen,
                              									endlich den cylindrischen Theil des Mantels, entsprechend der Gestalt des
                              									Windformgewölbes, beliebig erweitern oder verringern.
                           
                           Die Kühlung soll bei dieser vereinigten offenen und geschlossenen Vorrichtung
                              									vollkommen ausreichend sein, ein Eindringen von Wasser in den Hochofen nicht
                              									stattfinden können und daher jede Explosion, wie solche beim Schadhaft werden
                              									geschlossener Kühlkästen vorkommt, ganz ausgeschlossen sein, da die Kanalöffnungen
                              										B und die seitlichen Oeffnungen i (Fig. 12)
                              									des Kranzes vollkommen ausreichen, die etwa entwickelten Dämpfe nach auſsen zu
                              									leiten.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
