| Titel: | Ueber Neuerungen in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 48 | 
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                        Ueber Neuerungen in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 403 Bd.
                           								234.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel 6.
                        Ueber Neuerungen in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           Neue Spiritusdestillirapparate. Im Anschluſs an die
                              									bereits besprochenen Destillirapparate von Savalle (*
                              									1870 196 473. * 1877 223 615. 224 616) und Ilges (1874
                              									211 50. 160) mögen die neueren hierher gehörenden Constructionen besprochen
                              									werden.
                           C. F. Hecht in Hohenstein (* D. R. P. Nr. 4681 vom 3.
                                 									Januar 1878) hält es für sehr wichtig, daſs die in die Destillationsapparate
                              									eingeführte Maische möglichst rasch erhitzt wird. Sie soll daher zunächst in zwei
                              									über einander angebrachte Schüsseln und erst dann auf die darunter liegenden
                              									Destillationsteller flieſsen.
                           W. Sennecke in Berlin (D. R. P. Nr. 5085 vom 22.
                                 									September 1878) will die Destillation alkoholischer Flüssigkeiten dadurch um das
                              									dreifache beschleunigen, daſs er in die Destillirblase ein senkrecht wirkendes
                              									Rührwerk bringt. Durch diese Vorrichtung soll gleichzeitig eine vollkommenere
                              									Trennung des Alkoholes von den Verunreinigungen erzielt werden.
                           Entlutterungscolonne von W.
                                    										Engelke in Kandrzin (* D. R. P. Nr. 5504 vom 15. November 1878). Wie der
                              									Schnitt Fig. 1 Taf.
                              									6 zeigt, ist die Colonne aus vertieften, mit 20cm
                              									hohen Borden versehenen, in einer Zarge befindlichen Böden zusammengesetzt. Zwischen
                              									dem 20cm hohen Bord des Bodens und der Wandung der
                              									äuſseren Zarge befindet sich in ihrem ganzen Umfange ein enger Zwischenraum, durch
                              									welchen die von a aus eintretenden Dämpfe sich drängen
                              									müssen, an den darüber befindlichen Boden stoſsen und vermöge der Stellung desselben
                              									wieder zurück nach der Mitte zu geleitet werden. Auch zwischen der inneren Zarge und
                              									dem Bord dieses Bodens befindet sich wieder im ganzen Umfange ein Zwischenraum,
                              									durch den die Dämpfe gedrängt werden und wieder durch den darüber befindlichen Boden
                              									ihren Weg nach der äuſsern Wandung nehmen müssen, bis sie schlieſslich durch das Rohr b zur Kühlschlange gelangen. Die verdichtete wässerige
                              									Flüssigkeit flieſst durch die 2mm weiten und 8cm von einander entfernt angebrachten Löcher bei
                              										i von Boden zu Boden und endlich fast völlig
                              									entgeistet durch den Ansatz a in den Luttersammler
                              									zurück. Das Kühlwasser flieſst durch das Rohr c auf den
                              									oberen Boden der Colonne, von wo aus es, in die äuſseren Wasserkränze bei d, e, f überflieſsend, bei g zur Ableitung gelangt. Ebenso flieſst das Wasser durch das Rohr h zur besseren Vertheilung auf einen kleinen, von der
                              									Wandung der inneren Zarge abstehenden Boden und gelangt bei k in gleicher Höhe mit dem Einfluſs zum Abfluſs.
                           Säulenförmiger Destillirapparat von J. Savary in Paris (* D. R. P. Nr. 607 vom 19. August
                                 									1877). Die Destillirsäule S (Fig. 2 bis
                              										4 Taf. 6) hat, wie Draufsicht und Durchschnitt Fig. 3 und
                              										4 zeigen, eine Doppelreihe kreisförmiger Oeffnungen A; der Raum zwischen denselben bildet eine 0mm,3 tiefe Rinne. Etwas über diesen Schlitzen A sind die runden Platten B angebracht, welche die aufsteigenden Dämpfe entsprechend ablenken. Die
                              									zu destillirende Flüssigkeit sammelt sich in dem Behälter H und flieſst durch das Rohr m in den ersten
                              									Kühler K (Fig. 2) und
                              									dann durch das Rohr p zur Säule S. Um diesen Zufluſs zu regeln, ist bei n
                              									eine Verengerung des Rohres angebracht; auſserdem hat der Kasten H drei Abfluſshähne, wie bei l angegeben; wird der obere Hahn geöffnet, so flieſst des höheren Druckes
                              									wegen mehr ab als aus dem unteren.
                           Der aus der Säule durch das Rohr a entweichende
                              									Spiritusdampf tritt zunächst in den Kühler K. In dem
                              									oberen Theile c desselben verdichten sich die schwerer
                              									flüchtigen Fuselöle und flieſsen durch das Rohr e zum
                              									Kühler E. Die in c nicht
                              									verdichteten Dämpfe gehen durch das Rohr f in den
                              									unteren Theil d. Die hier verdichtete Flüssigkeit
                              									flieſst durch das Rohr g zur Säule zurück, die Dämpfe
                              									gehen durch das Rohr b zum Kühler C. Die leichtflüchtigen Aether gehen durch das Rohr i mit den Oelen zusammen durch den Kühler E zum Sammelgefäſs G,
                              									während der reine Spiritus durch das Rohr k und den
                              									Kühler D nach der Probevorrichtung F gelangt. Neben der Säule kann dann noch ein kleiner
                              									Probirapparat I aufgestellt werden.
                           Reinigungs- und Controlapparat für Brennereibetrieb von
                              										Wagner und Camp, in Cöthen und W. Ballerstedt in Emmerich (* D. R. P. Nr. 2305 vom 21.
                                 									December 1877). Der regulirbare Reinigungsapparat, von welchem Fig. 5 bis
                              										7 Grundriſs, Verticalschnitt mit theilweiser Ansicht, bezieh.
                              									Seitenansicht darstellen, besteht aus dem mit dem Abfluſsrohr der Kühlschlange
                              									verbundenen Einfluſsrohr a, an dem unten zwei
                              									Glasröhren b, oben zwei kupferne Röhren d sitzen, welche durch das Rohr c mit dem eigentlichen Reinigungsapparat A
                              									verbunden sind. Der Behälter F ist zur Aufnahme
                              									desjenigen Branntweines bestimmt, der als nicht tauglich der Maische wieder beigefügt werden soll.
                              									Der von der Kühlschlange kommende Branntwein ist auf seine Stärke an dem in dem
                              									einen Glaseylinder b schwimmenden Alkoholometer zu
                              									prüfen. Die Rohre d und der Blechmantel e haben Löcher, um die aus dem Spiritus aufsteigenden
                              									Gase entweichen zu lassen.
                           Der hölzerne Reinigungsapparat A hat 4 Abtheilungen, und
                              									zwar nehmen f und g den
                              									zu- und abflieſsenden Alkohol auf, während die beiden mittleren Abtheilungen k und l mit Wolle und
                              									Thierkohle gefüllt sind. Diese Filterstoffe werden durch die mittels der Kurbeln und
                              									Schrauben h und i zu
                              									bewegenden Deckel nach Bedarf zusammengedrückt oder durch die eingelegten
                              									Spiralfedern gelockert. Der aus diesen Filtern abflieſsende Spiritus geht durch den
                              									mit Wolle gefüllten Behälter g, um etwa mitgerissene
                              									Kohlen zurückzuhalten, dann in den Behälter B, von
                              									welchem aus ein Rohr r zu dem Kasten o führt. Mittels der kleinen Luftpumpe p wird in diesen drei Räumen g,
                                 										B und o die Luft entsprechend verdünnt, um den
                              									Durchfluſs des Spiritus zu regeln.
                           Zur Messung der durchflieſsenden Spiritusmengen liegt in dem Deckel des in zwei
                              									gleiche Abtheilungen geschiedenen Behälters C eine
                              									genau ausgebohrte Röhre, in welcher eine maſsive Spindel q bewegt werden kann. Letztere hat eine Durchbohrung z, während sich in dem Behälter B zwei Oeffnungen s, s1, die mit den Oeffnungen t,
                                 										t1 in C
                              									correspondiren, befinden. Steht nun die Oeffnung z
                              									zwischen s und t, so
                              									flieſst der Spiritus nach Abtheilung I, während bei der
                              									Stellung s1
                              									t1 derselbe nach
                              									Abtheilung II des Behälters G flieſst. Dieselbe Vorrichtung befindet sich im Boden des Behälters C. Da nun die beiden Spindeln q und q1
                              									mittels Winkelräder verbunden sind, so ist leicht ersichtlich, daſs die obere
                              									Spindel nur Flüssigkeit in Behälter I lassen kann, wenn
                              									diese Abtheilung unten geschlossen, und ebenso ein Abflieſsen unten nur möglich ist,
                              									wenn I oben geschlossen ist. Es kann also kein
                              									Branntwein abgelassen werden, wenn oben solcher zuflieſst. Die obere Spindel q ist mit einem geschlossenen Hubzähler mittels des
                              									Hebels y verbunden, welcher angibt, wie oft der
                              									Behälter C gefüllt ist. Die Verbindung der beiden
                              									Behälter mit der äuſseren Atmosphäre wird durch das Gabelrohr u hergestellt, dessen beide Schenkel durch die Hähne
                              										v abgeschlossen werden können.
                           An jedem Theilbehälter von C befindet sich ein
                              									Glaseylinder w, welcher in der Mitte durch ein Rohr mit
                              									dem Behälter C verbunden ist und im Innern ein
                              									Alkoholometer mit Thermometer enthält. In diesem Cylinder bleibt im unteren Theile
                              									auch nach dem Ablassen des Branntweines aus dem betreffenden Theilbehälter C noch Branntwein zurück, dessen Stärke dann noch so
                              									lange zu bestimmen ist, bis derselbe Behälter wieder mit frischem Branntwein gefüllt
                              									wird, was jedoch erst nach erfolgter Füllung und Leerung der zweiten Abtheilung
                              									geschieht. Auſserdem sind zu gleichem Zwecke in den Wänden der Behälter in verschiedener Höhe
                              									mehrere knieartig nach auſsen gehende, mit einem Hahn versehene und durch eine
                              									Kapsel von Kautschuk verschlieſsbare Röhren n
                              									angebracht, in welchen der Branntwein auch nach Entleerung des zugehörigen Behälters
                              									zurückbleibt, so daſs der Revisor noch längere Zeit nachher eine Probe entnehmen
                              									kann.
                           Die in Fig. 8 und
                              										9 Taf. 6 dargestellte Destillircolonne von
                              										R. Ilges in Köln-Bayenthal (* D. R. P. Nr. 3537 vom
                                 									9. December 1877) enthält zwei Systeme von Böden, welche zum Auffangen und
                              									Weiterbefördern der Dämpfe dienen, und zwar sind die ersteren 7 Böden i an die Colonne selbst, die 6 anderen Böden h aber an dem Rohr g
                              									befestigt. So weit die Böden über einander greifen, sind sie mit 6mm weiten Löchern versehen. Der Dampf tritt durch
                              									das Rohr o, die Maische durch den Ansatz l ein und flieſst aus dem Ueberlauf m ununterbrochen ab; nur die schwereren Theile werden
                              									durch den Hahn n abgelassen.
                           Der Betrieb des Apparates gestaltet sich nun folgendermaſsen: Zu Anfang des täglichen
                              									Betriebes ist die Destillircolonne B bis etwa zum zweit
                              									oberen Boden h noch mit der letzten Maische des
                              									vorhergehenden Tages gefüllt. Durch den Stutzen o wird
                              									nun anfangs wenig, bald aber die bestimmte ausprobirte Menge Wasserdampf, welche für
                              									den regelmäſsigen Betrieb erforderlich ist, unter den untersten Boden i eingelassen. Durch die vielen Löcher des letzteren
                              									strömt der Dampf in die Maische und zunächst unter den untersten Boden h, von hier ebenso unter den nächsten Boden i u.s.f. nach dem freien Dampfraum im oberen Theile der
                              
                              									Destillircolonne. Allmählich füllen sich die Höhlungen aller Böden h und i mit Dampf, wodurch
                              									sich die Maische derart hebt, daſs die Mündung des Rohres l verschlossen wird, durch welche die kalte Maische in die
                              									Destillircolonne B eintritt, sofort erwärmt, zum Kochen
                              									erhitzt und, indem sie nach und nach von einem Siebboden zum andern sinkt, ihres
                              									Alkoholgehaltes durch die aufsteigenden Dämpfe immer mehr beraubt wird. Nachdem die
                              									Maische den untersten Boden i passirt hat, wo sie mit
                              									reinem Wasserdampfe zusammengetroffen, tritt sie als Schlempe in den Cylinder F ein und durch das Rohr m
                              									nach der Schlempegrube aus.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
