| Titel: | Beiträge zur technischen Rohstofflehre; von Dr. Franz R. v, Höhnel, Privatdocent an der techn. Hochschule in Wien. | 
| Autor: | Höhnel Franz R. v | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 74 | 
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                        Beiträge zur technischen Rohstofflehre; von Dr.
                           									Franz R. v, Höhnel,
                           								Privatdocent an der techn. Hochschule in
                              								Wien.
                        (Fortsetzung der Abhandlung S. 407 Bd.
                           								234.)
                        R. v. Höhnel, Beiträge zur technischen Rohstofflehre.
                        
                     
                        
                           Zur Unterscheidung der Farbhölzer. (Mit
                              									Abbildungen.)
                           Seit längerer Zeit mit einer eingehenden histologischen und histochemischen
                              									Untersuchung der Farbhölzer beschäftigt, erkannte ich es als ein Bedürfniſs, durch
                              									Vermittlung einer genauen makroskopischen Untersuchung so weit irgend möglich eine
                              									sichere Unterscheidung der Farbhölzer unter einander und von anderen ähnlichen
                              									Hölzern durchzuführen. Durch die Untersuchungen von WiesnerWiesner: Die Rohstoffe des Pflanzenreiches, S.
                                    											552. und VoglVogl: Untersuchungen über den Bau etc. im Lotos, März 1873. ist zwar, was die
                              									Vertiefung unserer waarenkundlichen Kenntnisse über die Färbehölzer betrifft, alles
                              									nur Wünschenswerthe gethan; hingegen wurde bisher ein anscheinend sehr nahe
                              									liegender Punkt: die sichere makroskopische Erkennung, d. i. die durch das freie
                              									Auge und durch Vermittlung der Loupe durchzuführende sichere Unterscheidung der
                              									Farbhölzer nur sehr nebenher behandelt und ist namentlich eine genügende
                              									Rücksichtnahme auf Differentialcharaktere auſser Acht gelassen worden.
                           Wer ein Mikroskop und ein Mikrometer zur Verfügung hat, wird auch bei geringer Uebung
                              									im Mikroskopiren mit Hilfe der genannten vorzüglichen Arbeiten in der Lage sein, die
                              									verschiedenen Sorten der Farbhölzer sicher von einander zu unterscheiden; wer aber
                              									nur auf die Loupe angewiesen ist – und in diese Lage kann bei dem Umstände, daſs man
                              									wohl eine Loupe, nicht aber ein Mikroskop immer bei sich führen kann, wohl Jeder
                              									leicht, wenigstens zeitweilig kommen – der dürfte mit der vorhandenen Literatur wohl
                              									hier und da auf unüberwindliche Schwierigkeiten stoſsen, die, soweit überhaupt
                              									möglich, zu beheben, der Zweck der folgenden Mittheilungen sein soll. Ich bemerke,
                              									daſs ich die Untersuchung mit einem ziemlich reichhaltigen Material ausgeführt habe,
                              									das ich der Güte der genannten beiden Herren verdanke und hinlängliche Garantie für
                              									eine allgemeine Giltigkeit der im Folgenden aufgestellten Merkmale bietet.Zur beiläufigen Orientirung sei bemerkt, daſs der ganze Holzkörper der
                                    											Farbhölzer – für gegenwärtigen Zweck betrachtet – aus Parenchym, Holzfasern,
                                    											Markstrahlen und Gefäſsen besteht. Die Markstrahlen erscheinen aufdem Querschnitte, manchmal schon mit freiem
                                    											Auge, immer aber bei einer 4 bis 5 maligen Loupenvergröſserung als zarte
                                    											matte parallele Linien, die in einer meist dunkleren festen Grundmasse, die
                                    											aus Holzfasern zusammengesetzt ist, eingebettet
                                    											sind. Die Richtung der Markstrahlen ist die radiale. Ein in dieser Richtung
                                    											geführter Längsschnitt heiſst Radialschnitt. Senkrecht auf der radialen
                                    											Richtung – tangential – verlaufen auf dem Querschnitte andere feine, meist
                                    											etwas wellige Linien, welche die Grenzen der Jahresringe darstellen. Der auf
                                    
                                    											dem Radialschnitte senkrecht geführte Längsschnitt heiſst Tangentialschnitt;
                                    											er durchschneidet alle Markstrahlen quer, während sie der Radialschnitt
                                    											ihrer Länge nach bloslegt. Die Holzfasern und Gefäſse erscheinen auf dem
                                    											Querschnitte im senkrechten Durchschnitte. Erstere stellen gewissermaſsen
                                    											die Grundmasse des Holzes dar; sie bedingen die Festigkeit des Holzkörpers
                                    											und erscheinen auf dem Querschnitte als dünklere, feste, geschlossene
                                    											Gewebemassen, in welche die meist hellen Parenchymmassen als Flecke von
                                    
                                    											rundlicher oder tangential quergestreckter Gestalt, oder als
                                    											zusammenhängende tangentiale schmale Bänder oder Streifen eingebettet sind.
                                    											In diese durch ihre Anordnung meist sehr charakteristischen Parenchymmassen
                                    											sind nun die Gefäſse als hohle, der Länge des Holzkörpers nach gerichtete
                                    											Röhren eingelagert.
                           
                           Hat man einen auch nur kleinen Splitter des Holzes, so gelingt es mit Hilfe der
                              									leicht herzustellenden Querschnittsfläche ohne weiteres genau orientirte Radial
                              									schnitte und Tangentialschnitte zu führen, ebenso gerichtete Spaltungsflächen zu
                              									erzeugen und sich so in den Besitz aller jener Cardinal ansichten des Holzkörpers zu
                              									versetzen, welche für die Ausführung der folgenden Untersuchung nöthig
                              									erscheinen.
                           Schon eine vorläufige Untersuchung der Querschnitte mit der Loupe zeigt, daſs sich
                              									die Färb- und nächstverwandten ähnlichen Hölzer in eine Anzahl von Gruppen theilen,
                              									die bezüglich des Baues scharf von einander getrennt und zu unterscheiden sind,
                              									innerhalb welcher aber eine sichere Unterscheidung mit gröſseren Schwierigkeiten
                              									verbunden ist. Diese Gruppen sind: 1) Blauholz, 2) die minderen Rothholzsorten aus
                              									Amerika – Lima-, Costarica-, Santa-Martha-Rothholz u.a., 3) Fernambukholz,
                              									Sappanholz und Coulteria-Rothholz, 4) rothes Sandelholz (afrikanisches und
                              									indisches), 5) Camwood, 6) Maclura-Gelbholz, 7) Sauerdorn und 8) Rhus
                              									Cotinus-Gelbholz (Fisetholz).
                           Alle diese Gruppen sind schon ohne Zuhilfenahme des Mikroskopes scharf von einander
                              									zu unterscheiden. Nur das Blauholz ist von den minderen Rothholzsorten, was den mit
                              									der Loupe erkennbaren Bau allein betrifft, manchmal nicht leicht zu trennen. Ich
                              									gebe nun nachstehend eine genaue, mit besonderer Berücksichtigung der
                              									unterscheidenden Kennzeichen verfaſste Charakteristik der einzelnen Gruppen und der
                              									in denselben vorkommenden Hölzer, welche durch die beigegebenen Loupenbilder der
                              									Querschnitte wesentlich unterstützt werden.
                           1) Blauholz. Mit freiem Auge sind am Querschnitte die
                              									Markstrahlen z. Th. eben noch sichtbar; ferner eine dunkelbraune bis schwarze
                              									Grundmasse, in welcher mattrothe Striche, Punkte und Streifen liegen. Die
                              									Gefäſsquerschnitte als solche meist nicht zu sehen. An arideren Stellen (oder
                              									Sorten: Domingo-Blauholz besonders) nimmt das matte (Parenchym-) Gewebe überhand und
                              									kann schlieſslich die Grundmasse bilden, in welcher das Holzfasergewebe in Form
                              									kleiner Flecke eingelagert ist. An solchen Stellen sind die Gefäſse auch etwas
                              									weiter und als Hohlröhren deutlich zu sehen (bis 0mm,25 weit).
                           Auf dem Tangential- und Radialschnitte sind die Gefäſse noch deutlich als Halbröhren
                              									zu erkennen (was bei dem Fernambukholz nicht mehr der Fall ist). Auf dem
                              									Tangentialschnitte ist von den Markstrahlen gar nichts zu sehen. Dieselben
                              									erscheinen radial als Querbänder von sehr verschiedener Breite, welche heller und
                              									glänzend sind. Die breitesten Markstrahlen sind 2 bis 3mm breit; zwischen ihnen sieht man feine Querlinien, welche den schmalen
                              									Markstrahlen entsprechen und nie so regelmäſsig angeordnet sind wie beim
                              									Fernambukholze.
                           Die Loupe zeigt am Querschnitte eine Gewebeanordnung wie in Fig. 1 und 2. Das helle matte Parenchym
                              									ist (wie in sämmtlichen Figuren) dunkel gehalten und die Markstrahlen erscheinen senkrecht. Diese
                              									bilden meist keine ganz geraden Linien und sind charakteristischer Weise von sehr
                              									verschiedener Dicke. Wo das Parenchym überhand nimmt, sind auch Markstrahlen sowie
                              									Gefäſse häufiger und breiter und letztere in radiale Reihen geordnet.
                           Die Markstrahlen treten tangential kaum hervor und bieten Tangential- und
                              									Radialansicht mit der Loupe nichts weiter Bemerkenswerthes.
                           
                              
                              Fig. 1–3., Bd. 235, S. 76
                              
                           2) Die minderen Rothholz-Sorten aus Amerika schlieſsen
                              									sich im Baue eng an das Blauholz an. Sie sind indeſs schon durch die verschiedene
                              									Färbung mehr oder weniger leicht vom Blauholze zu unterscheiden. Von einander sind
                              									aber Lima-Rothholz (Caesalpinia crista?), Nicaragua-Rothholz (C.
                                 										brasiliensis) u.a. nicht mit Sicherheit zu trennen, was den Bau und die
                              									übrigen Eigenschaften betrifft.
                           Ohne Loupe sind weder Markstrahlen, noch Jahresringgrenzen am Querschnitte sichtbar.
                              									Die Gefäſse sind ebenfalls nicht oder nur vereinzelt zu sehen. Die Anordnung des
                              									Parenchyms (Fig. 3) ist fast genau so, wie beim
                              									Campecheholz; nur ist die Structur viel feiner, die Parenchymflecke erscheinen mehr
                              									zusammenhängend und feiner ausgezogen an den Enden.
                           Im Tangentialschnitte erscheinen die Gefäſse nur als dunkle Linien und die
                              									Markstrahlen als sehr kurze und zarte dunkle Längsstriche, die nicht (wie beim
                              									Fernambukholze) zu horizontalen Reihen angeordnet sind. Auf dem Radialschnitte
                              									zeigen sich die nur bis 0mm,3 breiten
                              									Markstrahlen, welche bezüglich ihrer Breite in der Mitte zwischen denen des
                              									Fernambuk- und Sappanholzes stehen. Mit der Loupe zeigt sich das Querschnittsbild
                              										Fig. 3. Man sieht die 0,14 bis 0mm,1 weiten Gefäſsöffnungen und die sehr
                              									ungleichmäſsig entwickelten Markstrahlen; hingegen sind eigentliche
                              									Jahresringgrenzen nicht wahrnehmbar. Der Tangentialschnitt zeigt besonders bei den
                              									schlechteren, heller gefärbten Sorten die Markstrahlen sehr deutlich als dunkle
                              									Längsstrichelchen, welche unregelmäſsig vertheilt sind, so daſs keine Wellung
                              									(Fernambuk- und Sandelholz) zu Stande kommt. Der radiale Schnitt läſst ebenfalls
                              									keine Wellung erkennen. Die Markstrahlen treten meist nur als kurze breite
                              									Querbänder hervor, die Gefäſse als glänzende dunkle Halbröhren.
                           3) Das Fernambuk-, Sappan- und Coulteria-Rothholz stimmen in den wesentlichen
                              									Eigenthümlichkeiten des Baues mit einander überein. Alle drei besitzen nämlich fast
                              									gleichmäſsig zerstreute Gefäſsporen und rundliche sehr charakteristische
                              									Parenchymflecke.
                           Das Coulteria-Rothholz (von Coulteria tinctoria) hat unter allen Rothhölzern die feinste Structur. Der
                              									Querschnitt zeigt genau dieselbe Beschaffenheit wie beim Fernambukholze; nur sind
                              									die Jahresringgrenzen deutlicher und das Holz ist mehr braun als roth gefärbt. Auch
                              									Tangential- und Radialschnitt verhalten sich ganz so wie beim Fernambukholze.
                           Das Fernambukholz läſst am Querschnitte eine rothbraune
                              									harte glänzende Grundmasse erkennen, welche mit sehr zahlreichen einzeln stehenden
                              									mattrothen Punkten bestreut erscheint, von welchen viele undeutlich und wie
                              									verschwommen sind. Markstrahlen und Jahresringgrenzen sind ohne Loupe nicht zu
                              									sehen. Am Tangentialschnitte erscheinen die Gefäſse nur als zarte dunkle
                              									Längslinien. Tangentiale Spaltungsflächen zeigen ungemein zarte genäherte
                              									Querlinien, welche denselben ein feinwelliges Aussehen geben und von den in
                              									horizontalen Reihen angeordneten Markstrahlen herrühren. Ein ähnliches Aussehen
                              									erhält auch der radiale Hauptschnitt. Die Markstrahlen sind alle schmal; 4 bis 5
                              									derselben gehen auf 1mm. Mit der Loupe zeigt der
                              									Querschnitt das Aussehen
                              										Fig. 4. Die Markstrahlen erscheinen alle in fast
                              									gleicher Entfernung von einander und fast gleich stark. Die Jahresringgrenzen sind
                              									als sehr zarte Querlinien zu erkennen. Die Parenchymflecke sind rundlich und meist
                              									nicht scharf abgegrenzt. Sie enthalten ein bis mehrere sehr enge Gefäſse, die aber
                              									am Querschnitte mit der Loupe als Röhren schon deutlich zu erkennen sind. Seltener
                              									hängen Parenchymflecke zusammen, nie bilden sie tangentiale gesonderte Binden.
                           Die tangentiale Ansicht zeigt mit der Loupe die Markstrahlen als zarte kurze dunkle
                              									Längsstriche, die Gefäſse als dunkle Halbröhren und das Parenchym als hellere
                              									Längsstreifen. Auf den beiden Längsansichten tritt die zarte Wellung mit der Loupe
                              									noch deutlicher hervor.
                           Das Sappanholz (Fig. 5)
                              									zeigt am Querschnitte gröſsere Parenchymflecke als das Fernambukholz. Die
                              									Gefäſsquerschnitte sind schon mit freiem Auge als Löcher zu erkennen. Die
                              									Jahresringgrenzen sind deutlich. Dadurch, daſs die Parenchymflecke am inneren Rande
                              									der Jahresringe dichter gestellt sind, entstehen charakteristische hellere und
                              									dunklere concentrische Binden. Die Markstrahlen sind eben noch mit freiem Auge zu
                              									sehen.
                           Die radiale Ansicht zeigt keine Wellung, hingegen sind die Markstrahlen deutlicher
                              									als beim Fernambukholz (0,25 bis 0mm,66 hoch).
                              									Ebenso wenig zeigt die tangentiale Schnittfläche Wellung. Sehr deutlich erscheinen
                              									die Markstrahlen als kurze Längsstriche, besonders auf Spaltungsflächen. Auf beiden
                              									Längsansichten treten die Gefäſse als erkennbare Halbröhren auf.
                           Die Loupe zeigt die groſsen Gefäſsquerschnitte sehr deutlich, ebenso die fast gleich
                              									weit von einander entfernten Markstrahlen und die schmalen, linienförmigen
                              									Jahresringgrenzen. Die Parenchymhüllen der Gefäſse sind relativ viel schmäler als
                              									beim Fernarnbuk- und Coulteria-Rothholze, oft kaum bemerklich, so daſs die
                              									betreffenden Gefäſse direct an Libriform zu grenzen scheinen. Die Längsansichten
                              									bieten mit der Loupe nichts Neues.
                           
                              
                              Fig. 4–6., Bd. 235, S. 77
                              
                           4) Das rothe Sandelholz von Pterocarpus santalinus zeigt im Querschnitte eine dunkelrothe Grundmasse,
                              									in welcher zahlreiche dichter oder lockerer gestellte Querbänder von matter, fast
                              									ziegelrother Färbung eingelagert sind. Dieselben erscheinen stellenweise knotig
                              									angeschwollen; in jeder Anschwellung findet sich in der Regel ein Gefäſs von fast
                              										0mm,3 Durchmesser, das also schon mit freiem
                              									Auge als Röhre erkennbar ist. Die auſserordentlich feinen Markstrahlen werden erst
                              									mit der Loupe sichtbar, welche das Bild Fig. 6
                              										liefert.Vgl. auch Wiesner a. a. O. S. 560 Fig.
                                    										72. Dieselben sind fast genau gleich weit von einander entfernt und
                              									um die gröſseren Gefäſse herum etwas gekrümmt.
                           Der tangentiale Schnitt erscheint mit unbewaffnetem Auge mit ungemein zarten, kaum
                              									welligen Querlinien bedeckt, welche (wie das Mikroskop lehrt) wie beim
                              									Farnambukholz, wo sie aber weniger auffallend und feiner sind, von der regelmäſsigen
                              									Anordnung der Markstrahlen herrühren: 5 Querlinien kommen auf 1mm. Die Gefäſse erscheinen an den Längschnitten
                              									meist als etwas krumm verlaufende, dunkelbraune und lebhaft glänzende Halbröhren.
                              									Der Radialschnitt zeigt die schmalen und fast sämmtlich gleich hohen Markstrahlen,
                              									die eine Wellung erzeugen. Auſserdem sieht man etwas von einander abstehende gerade
                              									Längslinien, welche von den concentrischen Parenchymlagen des Holzkörpers herrühren.
                              									Die Gefäſse sind schon mit freiem Auge deutlich gegliedert und stark glänzend zu
                              									erkennen. Häufig erscheinen sie auf radialen Spaltungsflächen als unverletzte Röhren.
                              									Mit der Loupe erkennt man an tangentialen Flächen die Querschnitte der Markstrahlen
                              									in Form von etwa 0mm,2 langen feinen fast
                              									schwarzen Strichelchen. Am radialen Längsschnitte erscheinen die Markstrahlen mit
                              									sehr feinen und zahlreichen Querlinien bedeckt. Die Loupe zeigt auch die
                              									Gefäſsglieder, welche etwas länger als breit sind, sehr deutlich.
                           Das afrikanische Sandelholz ist von dem asiatischen weder makro- noch mikroskopisch
                              									mit Sicherheit zu unterscheiden. Nach Vogl (Lotos, 1873) ist es vielleicht etwas lebhafter gefärbt
                              									und sind die Gefäſse etwas gröſser.
                           5) Camwood (von Baphia
                                 										nitida) ist auſserordentlich charakteristisch gebaut. Der Querschnitt (Fig. 7) zeigt weder Gefäſse, noch Markstrahlen mit
                              									freiem Auge, sondern nur zarte schwach wellige, parallele, oder nur wenig
                              									divergirende hellere Parenchymzonen. Mit der Loupe erscheinen die Gefäſse als feine
                              									Pünktchen (noch feiner als beim Fernambukholze) von 0mm,08 Durchmesser. Die Markstrahlen treten als auſserordentlich zarte
                              									Linien nur stellenweise hervor. Die Grundmasse des Holzkörpers ist hart und
                              									schwarzroth, die Parenchymbänder sind ununterbrochen und kirschroth.
                           Die tangentiale Schnittfläche läſst selbst mit der Loupe keine bemerkenswerthen
                              									Structureigenthümlichkeiten erkennen, nur hier und da einzeln etwas weitere Gefäſse.
                              									Sehr charakteristisch sind an der radialen Schnittfläche die von den Parenchymzonen
                              									herrührenden Längsstreifen, die schon ohne Loupe deutlich sind. 4 bis 6 derselben
                              									gehen auf 1mm. Daselbst erscheinen die
                              									Markstrahlen als glänzende schmale Bänder von ungleicher Breite, an welchen eine
                              									sehr zarte Querstreifung mit der Loupe deutlich wird. Hingegen sind selbst mit
                              									letzterer die Gefäſse nur stellenweise als dunkle glänzende Längslinien
                              									sichtbar.
                           6) Alter Fustik (Maclura
                                 										tinctoria). Der Querschnitt zeigt schon ohne Loupe Markstrahlen; hingegen
                              									fehlen Jahresringgrenzen vollständig, was den wesentlichsten Unterschied von Maclura aurantiaca bildet. In einer dichten schmutzig
                              									bräunlichen Grundmasse sind theils isolirte, theils auf gröſsere oder geringere
                              									Ausdehnung bandartig zusammenhängende Parenchymflecke eingesprengt (vgl. Fig. 8). Die Bänder erscheinen gezackt. Die Gefäſse
                              									sind ganz mit Parenchym erfüllt, daher man die Gefäſsöffnungen auch nicht mit der
                              									Loupe sehen kann.
                           Der Tangentialschnitt zeigt in einer glänzenden Grundmasse zahlreiche gleichmäſsig
                              									zerstreute, dunkle kurze Striche (die Markstrahlen) und meist etwas gebogene,
                              									ockergelbe, ziemlich breite Streifen, welche von dem Parenchym und den Thyllen
                              									erfüllten Gefäſsen herrühren. Am Radialschnitte erscheinen die Markstrahlen als
                              									matte, im Mittel 0,2 bis 0mm,25 breite
                              									Querstreifen, die mit der Loupe 6 bis 20 zarte Linien zeigen, welche von den
                              									einzelnen Zellreihen herrühren. Im Längschnitte erscheinen die Gefäſse mit der Loupe
                              									betrachtet wie mit ockergelben Schüppchen, welche glänzen, erfüllt.
                           Das Holz von Maclura aurantiaca ist durch die scharfe
                              									Sonderung der Jahresringe leicht vom alten Fustik zu unterscheiden; ferner durch die
                              									hell- und nicht ockergelbe Färbung der Parenchymmassen und die bedeutend feinere
                              									Structur. Auch sind die Parenchymflecke mehr quergestreckt und besteht das Frühjahrs
                              									holz fast ganz aus Parenchym und Thyllen erfüllten Gefäſsen.
                           
                              
                              Fig. 7–10., Bd. 235, S. 78
                              
                           7) Das Sauerdornholz (Wurzeln von Berberis vulgaris) ist
                              									intensiv citronengelb gefärbt. Mit freiem Auge sieht man auf der Querschnittsfläche
                              									eine gleichmäſsige gelbe Grundmasse, in welcher stark convergirende, sehr breite
                              									hellgelbe Markstrahlen
                              									eingebettet sind. Alle Markstrahlen sind deutlich. Die Gefäſse erscheinen als kleine
                              									dunkle Punkte, welche theils auf dem Querschnitte gleichmäſsig zerstreut, theils in
                              									Querbändern angeordnet sind. Die Loupe zeigt, daſs die Gefäſse leer sind, und läſst
                              									noch mehr derselben erkennen, als mit freiem Auge sichtbar sind. Die Markstrahlen
                              									nehmen am Querschnitte an Breite ab und zu. Die Jahresringgrenzen sind deutlich,
                              									aber nicht so wie bei den übrigen Gelbhölzern. Am Tangentialschnitte treten die
                              									Markstrahlen als verwischte, breite Längsstriche hervor, die Gefäſse als sehr dünne
                              									dunklere Linien. Am Radialschnitte erscheinen die Markstrahlen bis über 2mm breit und sind mit horizontalen Linien versehen
                              									(vgl. Fig. 9).
                           8) Das Fisetholz (Rhus
                                 										Cotinus) läſst mit freiem Auge im Querschnitt concentrische hellere und
                              									dunklere Querbänder erkennen. Die Gefäſse erscheinen als kleine Pünktchen und die
                              									Markstrahlen sind nur angedeutet. Am Tangentialschnitte sieht man nur die Gefäſse in
                              									einer ockergelben Grundmasse als hellbräunliche Längsstreifen. Auch am
                              									Radialschnitte treten die nur sehr kleinen Markstrahlen nur wenig hervor und
                              									erscheinen die Gefäſse wie am Tangentialschnitte. Mit der Loupe zeigt, sich der
                              									Querschnitt wie Fig. 10. Die sehr feinen Markstrahlen
                              									sind nur zum Theil sichtbar. Die sehr engen Gefäſse erscheinen in radialen Reihen
                              									angeordnet und es zerfällt der ganze Holzkörper in bräunliche, dichtere, gefäſsarme
                              									und in gelbe, lockere, gefäſsreiche concentrische Zonen. Auf den Längsschnitten
                              									erscheinen die Gefäſse deutlich gegliedert und lebhaft glänzend, während die
                              									Markstrahlen am Radialschnitte nur wenig hervortreten. Sie erscheinen dunkler als
                              									die Grundmasse, ebenso wie am Tangentialschnitte, wo sie als sehr feine
                              									hellbräunliche Längsstrichelchen zu erkennen sind.
                           Ich glaube durch das Gesagte deutlich gezeigt zu haben, daſs den organischen
                              									Rohstoffen eine Menge von Eigenschaften zukommen, die bei genauerer Betrachtung
                              									schon mit freiem Auge und der Loupe sichtbar werden und welche bisher nur in ungenügendem Maſse in der Waarenkunde verwerthet
                              									wurden. Da die Aufsuchung von sicheren unterscheidenden Merkmalen zwischen ähnlichen
                              									aber ungleichwerthigen Rohstoffen eine der Hauptaufgaben der Rohstofflehre ist, so
                              									darf kein Mittel verschmäht werden, um dieses Ziel möglichst vollständig zu
                              									erreichen. In diesem Sinne mögen vorstehende Mittheilungen aufgenommen werden.