| Titel: | Bezirkstelegraph. | 
| Autor: | E–e. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 114 | 
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                        Bezirkstelegraph.
                        O.
                                 									Leuner und O.
                                 										H. S. Teucher's Bezirkstelegraph.
                        
                     
                        
                           Unter der Bezeichnung als „Bezirkstelegraph“ sind ein Paar zusammengehörige
                              									Telegraphenapparate für O. Leuner und O. H. S. Teucher in Dresden (*
                              									D. R. P. Nr. 6845 vom 22. September 1878) patentirt worden, welche ähnliche Zwecke
                              									verfolgen wie die amerikanischen Districtstelegraphen (vgl. 1876 219 463). Mittels
                              									eines einzigen Leitungsdrahtes sollen nach einer Centralstelle von verschiedenen
                              									entfernten Orten aus durch einen an diesen Orten aufzustellenden Sender oder
                              									Signalgeber verschiedene Bedürfnisse oder Wünsche berichtet werden unter
                              									Namhaftmachung nicht nur des Bedürfnisses, sondern auch des Ortes, wo dasselbe
                              									aufgetreten ist; der Empfangsapparat in der Centralstelle soll ferner nicht blos den
                              									Bericht aufnehmen, sondern darauf auch den richtigen Empfang nach dem Abgangsorte
                              									zurückzumelden gestatten. Zugleich soll es an jedem Signalgeber deutlich zu erkennen
                              									sein, wenn bereits in der Leitung von oder nach einem andern Signalgeber eine
                              									Meldung gemacht wird.
                           Der Signalgeber besitzt über einem Zifferblatte eine
                              									Kurbel. Bei den z.B. für städtische Zwecke bestimmten Apparaten mag das Zifferblatt
                              									4 Schilder der Reihe nach mit der Aufschrift: „Gas“, „Wasser“,
                              										„Feuer“ und „Polizei“ enthalten. Soll nun ein Bedürfniſs nach der
                              									Centralstelle gemeldet werden, so wird die Kurbel rechts herum auf das betreffende
                              									Schild gedreht; dabei dreht sich ein auf der Kurbelachse sitzender Klinkarm mit und
                              									übersteigt, wenn die Kurbel über das erste, zweite, dritte, vierte Schild hinweg
                              									ist, den ersten, zweiten, dritten, vierten Klinkkamm auf der Stirnfläche eines
                              									Schlieſsungsrades, was durch je einen Schlag gegen eine Glocke auch dem Ohre
                              									wahrnehmbar gemacht wird. Beim Loslassen der Kurbel bewegt ein bei der
                              									vorhergegangenen Drehung emporbewegtes Triebgewicht die Kurbel rückwärts, also links
                              									herum, und der Klinkarm nimmt dabei auch das Schlieſsungsrad mit und spannt hierbei
                              									eine in diesem Rade angebrachte Feder, so daſs dieselbe, wenn beim Eintreffen der
                              									Kurbel in ihrer Ruhelage der Klinkarm auf einen keilförmigen Anlauf aufläuft und
                              									durch diesen über den Klinkkamm empor gehoben wird, das Schlieſsungsrad in seine
                              									Ruhelage zurückführt, in welcher ein Anschlagstift sich gegen einen Vorsprung an der
                              									Laufwerksplatte anlegt. Bei der Drehung des Schlieſsungsrades links herum wirkt
                              									zunächst eine an ihm sitzende Scheibe auf einem Winkelhebel, welcher als Umschalter
                              									dient, mit dem obern Arme bisher die Contactfeder berührte, sie in einer gewissen
                              									Höhe über den Contact-machenden Vorsprüngen auf der Mantelfläche des
                              									Schlieſsungsrades hielt und dabei einen Elektromagnet im Signalgeber in der
                              									Telegraphenlinie eingeschaltet lieſs, jetzt aber seinen oberen Arm senkt, die
                              									Contactfeder sich auf die Vorsprünge auflegen läſst und auſser Berührung mit ihr
                              									tritt, wodurch der Stromweg durch den Elektromagnet abgebrochen, dafür aber ein
                              									neuer Linienschluſs hergestellt wird. Sowie diese Umschaltung erfolgt ist, beginnen
                              									die Unterbrechungen des Ruhestromes in der Linie und zwar allemal und zuerst so
                              									viele, als zur Bezeichnung des Ortes (der Nummer) des telegraphirenden Senders
                              									nöthig sind; diese Stromunterbrechungen folgen sehr rasch auf einander; wurde aber die Kurbel auf
                              										„Wasser“, „Feuer“, „Polizei“ gestellt, so kommen nach
                              									jedesmaliger, entsprechend langer Pause noch 1, 2, 3 kurze Stromsendungen.
                           Im Empfänger der Centralstation nun durchlaufen die
                              
                              									Ströme einen Elektromagnet; die erste Stromunterbrechung löst eine Fallscheibe aus,
                              									die rasche Folge von Unterbrechungen aber läſst mittels einer vom Ankerhebel des
                              									Elektromagnetes mit bewegten Hemmungsgabel ein von einer Feder getriebenes Steigrad
                              									so viel Schritte machen, als Ströme kommen, dreht so eine mit dem Steigrade fest
                              									verbundene (mit den Straſsen und Hausnummern beschriebene) Scheibe rechts herum um
                              									eben so viele Felder und läſst dadurch den Ort des telegraphirenden Senders durch
                              									ein Schauloch in einer die übrige Scheibe verdeckenden feststehenden Platte sichtbar
                              									werden. Während nun bei jener raschen Folge von kurzen Unterbrechungen ein Fortsatz
                              									an dem Ankerhebel ein Laufwerk mit Triebgewicht nicht in Gang kommen läſst, beginnt
                              									dieses zu laufen, sowie durch eine längere Unterbrechung seine Sperrung auf längere
                              									Zeit beseitigt wird, und versetzt die Achse, worauf das Steigrad lose steckt, und
                              
                              									mit dieser Achse eine auf ihr festsitzende zweite Scheibe links herum in Drehung und
                              									zwar je nach der Zahl der noch folgenden längeren Unterbrechungen um 1, 2, 3 oder 4
                              									(gröſsere) Schritte, so daſs durch das erste, zweite, dritte oder vierte Loch in der
                              									zweiten Scheibe die auf der ersten Scheibe aufgeschriebenen Wörter „Gas“,
                              										„Wasser“, „Feuer“ oder „Polizei“ sichtbar werden. Da nun
                              
                              									aber hierbei beziehungsweise die erste Scheibe auch noch 0 bis 4 Schritte macht, so
                              									muſste durch eine besondere Anordnung der Aufschriften auf der ersten Scheibe und
                              									geeignete, dieselben verdeckende oder sichtbar machende Ausschnitte der zweiten
                              									Scheibe dafür Sorge getragen werden, daſs durch dieses nachträgliche Fortschreiten
                              									der ersten Scheibe die Orts- oder Nummerangabe des Senders nicht gefälscht wird. Auf
                              									der Achse der zweiten Scheibe sitzt nun noch eine Metallscheibe mit einem
                              									unbeweglichen und vier etwas beweglichen strahlenförmigen Armen; nach der ersten
                              									(bis vierten) Auslösung läuft nun das Laufwerk so lange, bis sich der erste (bis
                              									vierte) bewegliche Arm an den kurzen Schenkel eines Winkelhebels anlegt und durch
                              									dessen langen Schenkel das Laufwerk zum Stillstehen bringt. Wird darauf der Strom
                              									wieder geschlossen, so hebt ein vom Ankerhebel bewegter Winkelhebel den beweglichen
                              									Arm so weit, daſs er den langen Schenkel des Arretirungshebels frei läſst und
                              									letzterer daher in seine frühere Lage zurückspringen, das Laufwerk aber wieder eine
                              									Zeit lang laufen kann. Die Triebfeder im Steigrade ist mit dem einen Ende an der
                              									Achse, mit dem anderen an dem Steigrade selbst befestigt. Sie erhält daher ihre
                              									volle ursprüngliche Spannung wieder, wenn durch einen Zugfaden die erste Scheibe und
                              									das Steigrad links herum in ihre Ruhelage zurückgebracht und durch Drehen an dem vor
                              									die feststehende Platte
                              									vortretenden Knopfe auf der Achse diese sammt der zweiten Scheibe, unter Heben des
                              									Triebgewichtes, rechts herum wieder in ihre Anfangslage versetzt werden. Bei dieser
                              									Drehung des Knopfes aber unterbrechen vier aus einer Achse des Triebrades
                              									vorstehende Stifte, unter gleichzeitigem jedesmaligem (mechanischem) Anschlagen
                              									einer Glocke, durch Zurückdrücken einer Contactfeder den jetzt in der Linie
                              									vorhandenen Ruhestrom bezieh. ein- bis viermal, lassen dadurch den Anker des jetzt
                              									in die Linie eingeschalteten Elektromagnet es des Senders nebst der durch den
                              									Ankerhebel bewegten Hemmungsgabel 1 bis 4 Spiele machen und so das zugehörige
                              									Steigrad sich durch das Uebergewicht eines auf seine Achse aufgesteckten, mit den
                              									nöthigen Aufschriften versehenen Flügels 1 bis 4 Schritte drehen, so daſs in einem
                              									Schauloche je nach der Zahl der Schritte bezieh. das Wort „Gas“,
                              										„Wasser“, „Feuer“ oder „Polizei“ erscheint.
                           Während nun ein Sender eine Meldung empfängt oder macht, sind ja die Elektromagnete
                              									aller andern Sender in die Linie eingeschaltet; alle Flügel drehen sich daher mit
                              									und stellen sich somit schlieſslich auf ein fünftes Feld mit dem Worte
                              										„Besetzt“. Ist dieses Wort im Schauloche sichtbar, wenn man mit irgend
                              									einem Sender eine Meldung nach der Centralstelle machen will, so hat man zunächst
                              									durch Ziehen an einer Schnur den Flügel in seine normale Stellung zurückzuführen und
                              									ein wenig zu warten, ob er sich wieder senkt; geschieht dies, so wird bereits in der
                              									Linie gearbeitet und man hat das Ende davon abzuwarten. Würde man dies aber. nicht
                              									thun, sondern gleich telegraphiren, so würde dies doch vergeblich sein, weil durch
                              									eine besondere Sperrung in jedem Sender die Bewegung der Kurbel unmöglich gemacht
                              									ist, so lange in der Linie gearbeitet wird.
                           
                              
                                 E–e.