| Titel: | Neue Theerfarbstoffe. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 155 | 
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                        Neue Theerfarbstoffe.
                        Neue Theerfarbstoffe.
                        
                     
                        
                           Zur Herstellung rother, violetter und blauer Farbstoffe aus dem Mono- und Biamido-,
                              									bezieh. Mono- und Binitroanthrachinon verfährt man nach Przibram und Comp. in Wien (D. R. P. Nr. 6526 vom 16. Juli 1878) bei der
                              									Erzeugung der Amidoanthrachinone entweder auf die bekannte Weise, oder besser noch
                              									nach einer der beiden folgenden Methoden.
                           Man erhitzt in einem geschlossenen eisernen Gefäſse 100k Nitroanthrachinon mit 2000k Wasser und
                              										300k Salmiakgeist zum Kochen und gibt durch
                              									einen Füllstutzen Zinnstaub hinzu. Die entweichenden Ammoniakdämpfe verdichtet man
                              									in einer Vorlage mit Wasser. Ist die Reduction beendet, so preſst man die
                              									Flüssigkeit durch ein Filter und bläst in das Filtrat Luft ein. Die dadurch gefällte
                              									Amidoverbindung wird abfiltrirt, gewaschen und getrocknet.
                           Nach dem zweiten Amidirungsverfahren erhitzt man 100k Anthrachinon mit etwa 300k
                              									concentrirten Salmiakgeist; das überschüssige Ammoniak wird abgeblasen und wieder
                              									gewonnen. Man erhitzt nun 10k Mono- oder
                              									Biamidoanthrachinon mit 50k Schwefelsäure von etwa
                              									40 Proc. Anhydridgehalt so lange auf 100°, bis alles Chinon verschwunden ist, gieſst
                              									dann die Masse in Wasser, setzt Kochsalz hinzu, läſst erkalten, filtrirt ab und
                              									wäscht gut aus. Bei Anwendung einer stärkeren Schwefelsäure braucht man weniger
                              									Säure und eine niedrigere Temperatur. Erwärmt man dagegen länger, als zur Umwandlung
                              									des Nitroanthrachinons nöthig ist, so entstehen Sulfosäuren der gebildeten
                              									Farbstoffe.
                           Aus dem Monoamido- oder Nitroanthrachinon erhält man auf diese Weise röthere, aus dem
                              									Biamido- oder Nitroanthrachinon blauere Farbstoffe. Je nachdem man Zinn-, Thonerde-
                              									oder Chrombeize verwendet, lassen sich die Farbstoffe der niedrigeren Amidirungs- oder
                              									Nitrationsstufe von Roth bis Violett, die der höheren Stufe von Violett bis Blau
                              									nüanciren.
                           Die Actiengesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin
                              
                              									(D. R. P. Nr. 6714 vom 27. October 1878) gibt ein Verfahren an zur Darstellung der
                              									Sulfosäuren der grünen Farbstoffe, welche durch Einwirkung von Benzotrichlorid oder
                              									gechlorten Benzotrichloriden auf aromatische tertiäre Amine bei Gegenwart von
                              									Metallchloriden gebildet werden und von denen die aus Bimethylanilin und aus
                              									Methyldiphenylamin entstehenden als Malachitgrün bekannt sind (vgl. 1879 231 71. 233
                              									166). Dieser Farbstoff besteht im Wesentlichen aus dem Zinkdoppelsalz einer
                              									farblosen Base, deren neutrale Salze grüne Lösungen geben, während die sauren Salze
                              									gelb gefärbt sind. Werden nun die Basen dieser grünen Farbstoffe oder deren Salze
                              									mit concentrirter Schwefelsäure erwärmt, so bilden sich gepaarte Sulfosäuren, welche
                              									sich wie die Sulfosäuren des Anilinblau verhalten.
                           Man löst z.B. 10 Theile der bei 100° getrockneten Base oder die äquivalente Menge des
                              									Chlorides derselben unter Umrühren in 90 Th. concentrirter Schwefelsäure oder der
                              									entsprechenden Menge rauchender Schwefelsäure und erwärmt, bis eine Probe mit
                              									Alkalien keinen Niederschlag mehr gibt. Nach dem Abkühlen gieſst man die Flüssigkeit
                              									in kaltes Wasser, neutralisirt mit Kalkmilch, erhitzt zum Kochen und filtrirt den
                              									ausgeschiedenen Gyps ab. Aus dem Filtrat krystallisirt beim Erkalten ein Theil des
                              									Kalksalzes in farblosen Krusten, der Rest wird durch Abdampfen der Lösung gewonnen.
                              									Das so erhaltene Kalksalz löst sich leicht in kochendem Wasser, färbt sich mit
                              									schwachen Säuren intensiv grün und kann sofort in der Färberei und Druckerei
                              									verwendet werden.