| Titel: | Azofarbstoffe von Meister, Lucius und Brüning. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 156 | 
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                        Azofarbstoffe von Meister, Lucius und Brüning.
                        Meister, Lucius und Brüning's Azofarbstoffe.
                        
                     
                        
                           Den früher (1879 232 543) besprochenen Farbstoffen, welche durch Einwirkung der aus
                              									Naphtylamin, Anilin, Toluidin, Xylidin und Amidoäthylxylol dargestellten
                              									Diazoverbindungen auf die beiden Disulfosäuren des Betanaphtols von Meister, Lucius und Brüning erhalten worden sind, hat
                              									dieselbe Firma nach einem Zusatzpatent Nr. 7217 vom 3. December 1878 ab eine weitere
                              									Reihe neuer Farbstoffe hinzugefügt. Dieselben entstehen durch Einwirkung jener
                              									beiden Disulfosäuren des Betanaphtols auf die Diazoverbindungen der Phenole und
                              									Naphtole, sowie der ihnen zugehörenden Methyl- und Aethyläther.
                           Um die Diazoverbindungen der Phenole zu erhalten, werden die Nitrophenole durch Reduction
                              									mittels Zinn (oder Eisen) und Salzsäure zunächst in die entsprechenden Amidophenole
                              									übergeführt und diese wieder durch Einwirkung von salpetriger Säure in bekannter
                              									Weise in Diazophenole umgewandelt, nach der Formel:
                           
                              
                                 C6H5.NH2.OHCl + HCl +
                                    												NaNO2
                                 = C6H4.N2O.HCl + NaCl + 2H2O.
                                 
                              
                                    Amidophenol
                                 Diazophenolchlorid
                                 
                              
                           Die Nitrophenoläther, welche aus Nitrophenolkalium und Bromäthyl oder Brommethyl
                              									dargestellt werden, dienen als Ausgangspunkt für die Herstellung der
                              									Amidophenoläther, nämlich des Amidophenoläthyläthers oder Amidophenetols und des
                              									Amidophenolmethyläthers oder Amidoanisols, und diese Amidophenoläther werden in oben
                              									angegebener Weise wieder in die zugehörigen Diazophenoläther übergeführt, um wie die
                              									obigen Diazophenole oder auch Diazonaphtole mit den beiden betanaphtoldisulfosauren
                              									Salze R und G (vgl. 1879
                              									232 544) zusammengebracht und zur Herstellung neuer licht- und waschechter Farben
                              									verwendet zu werden.
                           So werden 6k,5 Amidophenol oder auch 7k Amidokressol in 12k Salzsäure von 1,1598 sp. G. und 200k
                              									Wasser gelöst und der Lösung unter Abkühlen 4k,5
                              									Natriumnitrit zugesetzt, um neben Kochsalz und Wasser Diazophenol- oder
                              									Diazokressolchlorid zu erhalten.
                           Ebenso wird die Lösung von 7k,2 Amidophenetol in
                              										12k Salzsäure und 100k Wasser mit 4k,5 salpetrigsaurem Natron versetzt und hernach die Lösung des so entstandenen
                              									Diazophenetolchlorids zur Auflösung von 20k
                              									disulfosaurem Salz R in 200k Wasser und 10k Ammoniakflüssigkeit von
                              									10 Proc. gegossen, wobei sich der Azofarbstoff ausscheidet. Dieser wird in allen
                              									Fällen durch Umlösen und Fällen mit Salz gereinigt und dann getrocknet als Kalium-
                              									oder Natriumsalz in den Handel gebracht.
                           Während die Diazophenole rothgelbe Farbstoffe liefern, geben die Diazophenoläther
                              									rothe bis blaurothe, die Diazonaphtoläther dagegen rothviolette bis violette
                              									Nüancen.