| Titel: | Dampfschieber mit selbsttätiger, durch Dampfdruck bewirkter Einölung der ganzen Schieberfläche; von C. v. Lüde, Oberingenieur der Berliner Maschinenbau-Actiengesellschaft, vormals L. Schwartzkopff in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 179 | 
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                        Dampfschieber mit selbsttätiger, durch Dampfdruck
                           								bewirkter Einölung der ganzen Schieberfläche; von C. v. Lüde, Oberingenieur der Berliner
                           								Maschinenbau-Actiengesellschaft, vormals L. Schwartzkopff in
                           									Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 17.
                        C. v. Lüde's Schmierung von Dampfschiebern.
                        
                     
                        
                           Der Dampfmaschinenbau ist im Laufe der Zeit in den Besitz zahlreicher Constructionen
                              									von Schmierapparaten für die Kolben und Schieber gelangt, und sind mit denselben
                              									vielfach Versuche angestellt worden, ohne jedoch zu einem derart befriedigenden
                              									Resultate zu gelangen, daſs einem bestimmten Schmiergefäſse der Vorzug über alle
                              									anderen ertheilt werden könnte. Während alle Erfinder von Schmiergefäſsen ihre Ideen
                              									lediglich auf das Wesen des Oelgefäſses selbst concentrirten und hierbei nur dafür
                              									Sorge trugen, daſs das Oel in Tropfen oder als Strahl durch Eigengewicht oder
                              									Dampfdruck das Gefäſs verläſst, überlieſsen sie es dem Schmiermittel, den Weg zu der
                              									zu ölenden Fläche selbst zu finden. So ist meist die Wirkung der Oelgefäſse eine
                              									sehr zweifelhafte, da das Oel die reibenden Flächen entweder gar nicht, oder nur in
                              									sehr beschränktem Maſse trifft. Der Natur der Sache nach leiden an diesem
                              									Uebelstande der mangelhaften Oelvertheilung weit mehr die Schieber wie die Kolben
                              									und hängt hiermit auch der bedeutende Verschleiſs der Dampfschieber zusammen.
                           An welcher Stelle man auch das Oel gegen den Schieberspiegel leiten mag, immer bleibt
                              									der gröſste Theil der Schieberfläche ohne Oel, da einerseits der verhältniſsmäſsig
                              									kleine Schieberhub ein Vertheilen des Schmiermittels auf der ganzen, viel
                              									durchbrochenen Fläche nicht zuläſst und andererseits ein nicht geringer Theil des
                              									Oeles vom Dampfe fortgerissen wird, ehe er zur Schmierung gelangt. Die in Fig.
                                 										5 bis 7 Taf. 17
                              									dargestellte Methode der Schieber Schmierung stellt sich nur allein die Aufgabe, das
                              									vom Schmiergefäſse gelieferte Oel über die ganze Schieberfläche zu verbreiten und
                              									erfolgt die Vertheilung selbstthätig durch Dampfdruck.
                           An dem einen Ende des Schieberspiegels, bei senkrechter Schieberlage am oberen Ende,
                              									wird das mit dem beliebig angeordneten Schmiergefäſse in Verbindung stehende
                              									Kupferröhrchen a dampfdicht in die Schieberkastenwand
                              									eingeführt und endigt dasselbe in eine Bohrung b,
                              									welche durch eine angegossene Verstärkung des Schieberkastens hindurch in das
                              									Material des Schieberspiegels des Cylinders hineinreicht. Diese Bohrung steht
                              									einerseits durch eine Oeffnung m mit dem Schieberkasten
                              									in Verbindung, andererseits mündet sie durch einen etwa 3mm weiten Kanal c in
                              									die Schiebergleitfläche aus.
                           In der Gleitfläche des Schiebers sind zwei etwa 5mm
                              									tiefe und 3 bis 5mm breite Nuthen d (Fig. 7)
                              									nahezu in der ganzen Schieberlänge eingehauen oder gefräst. Die am oberen Ende dieser beiden
                              									Nuthen des Schiebers angebrachten Bohrungen e stehen
                              									während des Schieberspieles abwechselnd mit der Oelzuführung c der Cylindergleitfläche in Verbindung.
                           Das Eigenthümliche und Wesentliche dieser Kanal- und Nuthenanordnung besteht nun
                              									darin, daſs jedesmal in dem Augenblicke, wo der Schmierkanal c mit einer der Nuthen d durch die Bohrung
                              										e zusammenhängt, in der Nuth, welche zuvor den
                              									Dampfeinströmungskanal des Cylinders passirte, eine dem Dampfauslaſs entsprechende
                              									äuſserst geringe Spannung herrscht, mithin der Dampf des Schieberkastens mit
                              									Volldruck durch die Schmierbohrung m und c in das relative Vacuum der ganzen bezüglichen Nuth
                              									einströmen wird. Hieraus folgt, daſs das vom Schmiergefäſse gelieferte Oel, welches
                              									sich lediglich nur vor dem engen Kanal c lagern kann,
                              									zweifelsohne durch die ganze Nuth des Schiebers in wirksamster Weise getrieben
                              									werden muſs. Dieser Vorgang findet mit jedem Tropfen bald nach der einen, bald nach
                              									der anderen Seite des Schiebers hin statt und muſs sich demnach das Schmiermittel in
                              									Folge der Bewegung des Schiebers auf der ganzen Fläche des Schieberspiegels
                              									gleichförmig vertheilen.
                           Constructiv ist die Lösung der vollständigen Schieberschmierung äuſserst einfach
                              									erreicht, ein Verstopfen des engen Schmierkanales c ist
                              									bei dem fortwährenden Dampfdurchblasen ausgeschlossen und läſst sich der Nachweis,
                              									daſs thatsächlich die ganze Gleitfläche bei diesem Verfahren eingeölt wird, leicht
                              									durch Abdruck des der Arbeit entnommenen Schiebers auf ungeleimtem Papiere führen.
                              									Diese Schieberölung (* D. R. P. Nr. 5747 vom 3 December 1878) läſst sich mit
                              									geringsten Kosten anstandslos an jedem Cylinder und Schieber anbringen.
                           
                        
                     
                  
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