| Titel: | Ueber den Glycerinkitt; von Theodor Morawski, | 
| Autor: | Theodor Morawski | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 213 | 
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                        Ueber den Glycerinkitt; von Theodor Morawski,
                        Professor an der k. k. Gewerbeschule in
                           								Brünn.
                        Morawski, über den Glycerinkitt.
                        
                     
                        
                           Durch Verreiben von Bleiglätte mit Glycerin erhielt Hirzel (1869 191 88) eine bald erhärtende Masse, welche er als Kitt für
                              									Gefäſse mit Benzol, ätherischen Oelen u. dgl. geeignet fand. Pollack (1869 192 171) empfahl dieselbe Masse als haltbaren Kitt für
                              									Stein- und Eisenverbindungen. Er gibt an, der Kitt erhärte schnell und sei deshalb
                              									rasch zu verbrauchen. Nach seinen Mittheilungen eignet sich der Kitt auch zum
                              									Dichten von Eisen auf Eisen, zum Verkitten von Steinarbeiten und zum Verkitten von
                              									Eisen in Stein. Der Kitt sei ferner ausgezeichnet dadurch, daſs er nur von starken
                              									Säuren angegriffen werde. Die Haltbarkeit des Kittes sei endlich um so gröſser, je
                              									mehr Wasser die Bleiglätte aufsaugt; bei mehr trockener Bleiglätte bindet er nicht
                              									so gut. Weitere Angaben liegen noch vor von C. Rost
                              									(1870 196 92), welcher hervorhebt, daſs der Kitt haltbar sei gegen concentrirte und
                              									auch verdünnte Säuren, gegen alkalische Laugen, Aether, Alkohol, Benzol,
                              									Schwefelkohlenstoff, und schlieſslich erwähnt, daſs die aus Bleioxyd und Glycerin
                              									erzeugte erhärtende Masse auch zum Unterguſs beim Fundamentiren von Dampf- und
                              									anderen Maschinen verwendbar sei.
                           Berücksichtigt man nun die Bestandtheile, aus welchen der Glycerinkitt
                              									zusammengesetzt ist, so muſs zunächst das Verhalten gegen Säuren auffallen, wie es
                              									in den erwähnten Mittheilungen angegeben wird; diesbezüglich besteht auch keine
                              									Uebereinstimmung zwischen den Beobachtungen Pollack's
                              									und jenen von Rost. Einestheils um dieses
                              									bemerkenswerthe Verhalten des aus Bleioxyd und Glycerin gebildeten
                              									Erhärtungsproductes aufzuklären, dann aber anderntheils die eigentliche Ursache der
                              									Erhärtung aufzusuchen, unternahm ich es, den Glycerinkitt einer näheren Untersuchung
                              									zu unterziehen. Es war aber noch ein dritter Grund, der mich veranlaſste, die eben
                              									angedeutete Aufgabe zu verfolgen; denn, da es von vorn herein wahrscheinlich war,
                              									daſs bei der Erhärtung dieses Kittes die Bildung einer Bleiverbindung des Glycerins
                              									eintrete, stand zu erwarten, daſs im Verlaufe dieser Untersuchung unsere Kenntnisse
                              									über die Metall Verbindungen des Glycerins erweitert werden möchten. Die Vermuthung,
                              									daſs der Erhärtungsproceſs zu erklären sei durch die Bildung einer salzartigen
                              									Verbindung des Glycerins mit dem Blei hat sich vollkommen bestätigt.
                           Unter verschiedenen Umständen wurde ein in feinen Nadeln krystallisirendes Glycerid
                              									des Bleies von der Formel C3H6PbO3 erhalten,
                              									welches einfach als „Bleiglycerid“ fortan bezeichnet werden soll und auch
                              									unmittelbar durch die Wechselwirkung von Bleioxyd und Glycerin entsteht – unter
                              									denselben Verhältnissen, wie sie beim Erhärten des Glycerinkittes stattfinden. Auf
                              									die Bildung dieser krystallisirten Verbindung also ist die Erhärtung des Glycerinkittes
                              									zurückzuführen und der chemische Vorgang durch folgende Gleichung dargestellt:
                           C3H8O3 + PbO = C3H6PbO3
                              									+ H2O.
                           Wenn man die Bruchfläche der erhärteten Masse mit der Loupe aufmerksam betrachtet, so
                              									zeigen sich sehr deutlich Theile von unveränderter Bleiglätte, welche unter einander
                              									durch eine weiſse harte Masse verkittet sind. Nicht bei allen Mischungsverhältnissen
                              									aber ist dies gleich auffallend; bei geringem Glycerinzusatz zum Anmachen der Masse,
                              									läſst sich diese Erscheinung am leichtesten beobachten. Um nun Reste unveränderter
                              									Bleiglätte zu vermeiden und das erwähnte Glycerid rein darzustellen, wurde äuſserst
                              									fein gepulverte Glätte mit einem groſsen Ueberschuſs von Glycerin von 1,24 sp. G.
                              									zusammengebracht. Bei längerem Stehen war die Oberfläche der Bleiglätte weiſs
                              									geworden und die Glätte, die sich natürlich absetzte, zu einer festen Masse
                              									zusammengebacken.
                           Läſst man eine solche Masse lange Zeit stehen, so wird dieselbe durch allmähliche
                              									Einwirkung des Glycerins mit der Zeit durchscheinend. Zertheilt man etwas davon
                              									vorsichtig auf einem Gläschen mit Wasser, so kann man bei starker Vergröſserung
                              									deutlich erkennen, daſs die weiſse Masse aus äuſserst feinen Nädelchen
                              									zusammengesetzt ist, aber immer noch unverändertes Bleioxyd einschlieſst. Rascher
                              									als bei gewöhnlicher Temperatur findet die Einwirkung unter Erwärmen statt, und
                              									durch lange fortgesetztes Erhitzen auf dem Wasserbade wurde aus Bleiglätte unter
                              									Zusatz von gröſseren Mengen Glycerin endlich eine Substanz erhalten, welche unter
                              									dem Mikroskope keine unveränderte Bleiglätte mehr zeigte und ausschlieſslich aus
                              									weiſsen Nädelchen bestand. Dabei wurde die Umsetzung noch in der Weise gefördert,
                              									daſs das Erhitzen in einer Reibschale vorgenommen und von Zeit zu Zeit die Masse mit
                              									einem Pistill zerrieben wurde, um neue Oberflächen des Bleioxydes blos zu legen.
                              									Derart erhaltene Substanz wurde möglichst rasch mit kaltem Wasser ausgewaschen, an
                              									der Luft und dann bei 100° getrocknet.
                           0g,3892 gaben 0g,067 H2O und 0g,1662 CO2. 1g,8011 gaben 0g,2091 PbO und 1g,0594 Pb. Dies führt zur
                              									Formel C3H6PbO3:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Berechnet
                                 Gefunden
                                 
                              
                                 C3
                                   36
                                 12,12
                                 11,64 Proc.
                                 
                              
                                 H6
                                     6
                                   2,02
                                   1,91
                                 
                              
                                 Pb
                                 207
                                 69,69
                                 69,59
                                 
                              
                                 O3
                                   48
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 297
                                 
                                 
                                 
                              
                           Da es nun auf dem eben beschriebenen Wege ziemlich umständlich ist, diese neue
                              									Verbindung rein darzustellen, so wurde versucht, dies in bequemerer Weise zu
                              									erzielen. Durch Verdünnen des Glycerins mit dem gleichen Volumen Wasser und Kochen
                              									mit Bleiglätte entsteht wohl die Verbindung ziemlich rasch, besser noch mit
                              									Bleioxyd, welches aus
                              									Bleiweiſs durch Erhitzen erzeugt wurde; allein die völlige Beseitigung unveränderten
                              									Bleioxydes hat auch hier Schwierigkeiten. Es konnte nun sein, daſs im überschüssigen
                              									Glycerin die Verbindung in gröſserer Menge löslich sei. Um dies zu prüfen, wurde die
                              									Flüssigkeit, welche reichlich die weiſsen Nadeln enthält, abfiltrirt und erkalten
                              									gelassen. Das Filtrat schied keine Kryställchen aus und enthielt überhaupt keine
                              									sehr bedeutenden Mengen von Bleioxyd gelöst. Somit war auch dieser Weg nicht
                              									verwendbar, um zu gröſseren Mengen der reinen Verbindung zu gelangen.
                           Die günstigste Methode, durch welche man leicht und schnell gröſsere Mengen der
                              									Verbindung ganz rein erhalten kann, beruht auf der Anwendung einer Lösung von
                              									Bleioxydkali. Unter der Voraussetzung, daſs die Lösung von Bleioxyd in Kalilauge gelöstes Bleioxyd an Glycerin übertragen könne, wurde
                              									eine Kalilauge von 1,1 Dichte zuerst mit Bleioxyd gesättigt und die geklärte Lösung
                              									mit dem halben Volumen Glycerin versetzt. Erhitzt man nun zum Kochen, so werden
                              									bedeutende Mengen von Bleioxyd, die man in kleinen Partien einträgt, rasch gelöst.
                              									Beobachtet man, daſs sich das Bleioxyd schon schwer löst, so muſs man schnell vom
                              									ungelösten Bleioxyd abfiltriren. In manchen Fällen scheidet sich beim Filtriren
                              									schon eine weiſse breiige, aus Krystallnädelchen bestehende Masse auf dem Filter
                              									aus; in anderen Fällen beginnt die Krystallisation nach kurzer Zeit im Filtrate. Es
                              									kommt aber auch vor, daſs das Auskrystallisiren der Verbindung aus dem Filtrate
                              									selbst nach 1 bis 2 Tagen nicht eintritt; wirft man dann kleine Mengen der
                              									Verbindung von früherer Bereitung in die Flüssigkeit, so erfolgt bald die
                              									Ausscheidung von Krystallen. Die ausgeschiedenen Krystallmassen bilden oft harte,
                              									feste Krusten; zumeist aber findet die Ausscheidung in Form eines lockeren
                              									Haufwerkes von Nadeln statt. Vermehrt sich die Ausscheidung nicht mehr, so filtrirt
                              									man möglichst rasch ab. Wäscht man dann mit Wasser aus, so kann man mit einem
                              									Curcumapapier den Augenblick ermitteln, wo die alkalische Reaction des Waschwassers
                              									aufhört und das Product ausgewaschen ist. Unmittelbar nach der Feststellung, daſs
                              									Curcumapapier nicht mehr gebräunt wird, beobachtet man im Trichterrohr weiſse
                              									Schlieren, die Oberfläche wird eigenthümlich seidenglänzend, es tritt der Beginn
                              									einer Zersetzung ein. Vortheilhafter ist es deshalb, anstatt mit Wasser mit einem
                              									Gemische gleicher Theile Wasser und Alkohol auszuwaschen.
                           So bereitete Substanz wurde zuerst an der Luft getrocknet. Ueber
                              									Schwefelsäure trat dann kein Gewichtsverlust ein. Beim Trocknen bei 100° trat eine
                              									kleine Gewichtsabnahme ein, die aber nur mechanisch anhaftenden Wasserresten
                              									zuzuschreiben ist, da der Gewichtsverlust höchstens 0,1 bis 0,2 Proc. betrug. Nach
                              									dem Trocknen stellt die Substanz meist eine lockere, weiſse Masse dar, die sich
                              									schwer pulvern läſst, da sie aus einem Filzwerk feiner weicher Nadeln besteht. Die
                              									bei 100° getrocknete Substanz erwies sich der Zusammensetzung nach gleich mit der
                              									unmittelbar aus Bleioxyd und Glycerin erhaltenen.
                           
                           I) 0g,3145 gaben 0,0576 H2O und 0g,1409
                              										CO2. 1g,3467
                              									gaben 0g,3938 PbO und 0g,5696 Pb.
                           II) 0g,3324 gaben 0g,0601 H2O und
                              										0g,1480 CO2.
                              										1g,4302 gaben 0g,2868 PbO und 0g,7264 Pb.
                           III) 0g,3012 gaben 0g,0546 H2O und
                              										0g,1341 CO2.
                              										1g,5621 gaben 0g,3717 PbO und 0g,7432 Pb.
                           
                              
                                 In 100 Theilen:
                                 Berechnet
                                 Gefunden
                                 
                              
                                 
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 C
                                 12,12
                                 12,22
                                 12,13
                                 12,14
                                 
                              
                                 H
                                   2,02
                                   2,03
                                   2,00
                                   2,01
                                 
                              
                                  Pb
                                 69,69
                                 69,43
                                 69,40
                                  69,66.
                                 
                              
                           Die unter III angegebenen analytischen Angaben beziehen sich auf
                              									eine Substanz, welche nach einer dritten Methode dargestellt wurde. Die Verbindung
                              									entsteht nämlich auch, wenn man Bleiessig mit Glycerin versetzt und unter Zusatz von
                              									Glätte kocht. Nach längerem Kochen wird abfiltrirt und zur erkalteten Flüssigkeit
                              									werden einige Kryställchen der Verbindung von früherer Bereitung gegeben. Allmählich
                              									scheidet sich eine Krystallisation des Glycerides aus, welche sehr stark an den
                              									Wänden haftet. Die Menge ist keine sehr bedeutende, die Methode also auch nicht so
                              									vortheilhaft wie jene mit Bleioxydkali. Mittels der Bleioxydkali-Lösung wurden nun
                              									gröſsere Mengen des Bleiglycerides hergestellt, um die Eigenschaften desselben
                              									ermitteln zu können. Erwärmt man die Substanz über 100° hinaus, so beobachtet man
                              									ohne merkliche Gewichtsabnahme gegen 130° eine braungelbe Verfärbung der Masse. Auch
                              									bei 180° ist die Veränderung durch Wärme noch höchst unbedeutend. Bei 200 bis 210°
                              									findet aber eine tiefer greifende Zersetzung statt, indem die Masse bei längerem
                              									Verweilen bei dieser Temperatur verkohlt. Auch compacte Stücke der erhärteten
                              									Kittmasse wurden bei dieser Temperatur, durch die Masse, bis in den Kern verkohlt.
                              									An einer Stelle, bis zur Entzündung erhitzt, verglimmt das reine Bleiglycerid
                              									ziemlich vollständig.
                           In den meisten Beziehungen erwies sich die Verbindung als sehr
                              									zerleglicher Natur. Schon durch Kochen mit Wasser läſst sie sich vollständig
                              									zersetzen, indem das Glycerin sich löst und das Bleioxyd ungelöst zurückbleibt. Zur
                              									vollständigen Zerlegung ist aber vielstündiges Kochen mit Wasser erforderlich. Einer
                              									feuchten Kohlensäure-Atmosphäre ausgesetzt, findet rasche Aufnahme von Kohlensäure
                              									statt. Eine fein gepulverte Substanz, welche 2 Tage unter einer Glocke mit feuchter
                              									Kohlensäure in Berührung war, hatte schon an 4 Proc. Kohlensäure aufgenommen. In
                              									verdünnter Essigsäure löst sich die Verbindung leicht, indem sich Bleiacetat bildet.
                              									In Kalilauge ist sie gleichfalls löslich, insbesondere beim Erwärmen. Wenn aber dann
                              									die Lösung auskühlt, so scheidet die Verbindung sich nicht wieder aus, sie wurde
                              									durch die Kalilauge verändert.
                           Um nun auch die Wirkung verschiedener Reagentien auf die Kittmasse kennen zu lernen,
                              									wurden aus Glycerinkitt kleine Parallelepipede von ziemlich übereinstimmender
                              									Gröſse, etwa 3mm dick, hergestellt und in
                              									Proberöhren mit verschiedenen Reagentien zusammengebracht. Nach etwa 3 stündiger
                              									Einwirkungsdauer wurden die einzelnen Proben untersucht und folgende Ergebnisse
                              									beobachtet: In Essigsäure löst sich der Kitt leicht, sowohl in concentrirter, als
                              									auch in verdünnter. In concentrirter Salpetersäure hält sich der Kitt fast
                              									unverändert, während er von verdünnter Säure (1:4) leicht zersetzt wird. Im ersteren
                              									Fall ist es gewiſs die Unlöslichkeit des oberflächlich gebildeten Bleinitrates in
                              									concentrirter Salpetersäure, durch welche die Einwirkung der Salpetersäure gehindert
                              									wird. In concentrirter Schwefelsäure findet ein Loslösen von Theilchen von der
                              									Oberfläche aus statt; jedoch ist die Einwirkung eine langsame. Bei verdünnter Schwefelsäure
                              									(1:4) verlief dieselbe etwas rascher. Ein Kitt, der unter Zusatz von Wasser zum
                              									Glycerin (3 Th. Wasser, 5 Th. Glycerin) erzeugt wurde, zeigte in concentrirter
                              									Schwefelsäure eine raschere Veränderung als ein solcher, welcher ohne Wasserzusatz
                              									bereitet wurde. Concentrirte sowie verdünnte Salzsäure zeigen eine geringe Wirkung
                              									auf den Kitt; derselbe zeigt sich, auf einer Bruchfläche betrachtet, nur ganz
                              									oberflächlich verändert und hat von seiner Festigkeit fast gar nichts eingebüſst.
                              									Kalilauge greift den Kitt merklich an und war eine beträchtliche Menge von Bleioxyd
                              									in der angegebenen Zeit von der Kittmasse losgelöst. Wässeriges Ammoniak hatte eine
                              									kaum merkliche oberflächliche Einwirkung. Um endlich die Verhältnisse kennen zu
                              									lernen, unter welchen das Erhärten des Glycerinkittes am vortheilhaftesten
                              									stattfindet, wurden
                           
                              
                                 Nr.
                                 Verdünnung desGlycerinsnach
                                    											VolumenGlycerin : Wasser
                                 Zu 50g
                                    											Blei-oxyd
                                 Verhalten beim Erhärten
                                 DasAbbrechen der Probe-körperchen
                                    											erfolgte beieiner Belastung von
                                 
                              
                                 1
                                 10 : 60
                                 cc6
                                 Gibt schon keine gut erhärtende Massemehr,
                                    											kaum cohärent.
                                 –
                                 
                              
                                 2
                                 10 : 40
                                 6
                                 Etwas härter, aber leicht zwischen denFingern zu
                                    											zerdrücken.
                                 –
                                 
                              
                                 3
                                 10 : 30
                                 6
                                 Deutlich härter als 2, aber noch
                                    											nichtbefriedigend.
                                 –
                                 
                              
                                 4
                                 10 : 20
                                 6
                                 Läſst sich auch noch leicht schneidennach
                                    											mehrtägigem Stehen.
                                   550g nach 4
                                    											Tagen.
                                 
                              
                                 5
                                 10 : 10
                                 7
                                 Fester als 4, aber weniger als 6.
                                 –
                                 
                              
                                 6
                                 10 : 10
                                 5
                                 Deutlich fester als 5, in Blättchenform
                                    											schwachklingend, bald anziehend, schwer zu mischen.
                                 –
                                 
                              
                                 7
                                 10 :   6
                                 6
                                 Ziemlich hart, zeigt schon einen schar-fen
                                    											Schnitt.
                                   800g nach 4
                                    											Tagen.
                                 
                              
                                 8
                                 10 :   4
                                 5
                                 In 10 Minuten erhärtet. Nach 2 Stdn.sehr fest.
                                    											Schwer anzumachen.
                                 1700g nach 4
                                    											Tagen.
                                 
                              
                                 9
                                 10 :   4
                                 6
                                 Nach 2 Stunden fester als jede andereMasse;
                                    											erhärtet ebenso rasch.
                                 2020g nach 4
                                    											Tagen.
                                 
                              
                                 10
                                 10 :   4
                                 7
                                 In 10 Min. zähe, binded und nach2 Stunden sehr
                                    											fest.
                                 1550g nach 4
                                    											Tagen.
                                 
                              
                                 11121314
                                 ConcentrirtesGlycerin
                                 7,5765
                                 Nach 3 Stdn. noch nicht gut erhärtet;wird aber in
                                    											einigen Tagen zieml. hart.Verhält sich fast wie 11.Erhärtet in
                                    											kürzerer Zeit als 12 undwird fester.Erscheint schon nach 2 Min.
                                    											eigenthüml.zähe und wird in 20 bis 30 Min. fest.
                                 1110g nach 4
                                    												Tagen.1020g nach 3
                                    												Tagen.1750g nach 6
                                    												Tagen.1540g nach 3
                                    												Tagen.2070g nach 3
                                    												Tagen.3080g nach 6 Tagen.
                                 
                              
                           Da beim Erhärten der Masse nach dem früher angedeuteten chemischen Processe Wasser
                              									ausgeschieden wird, so wurde versucht, ob ein Zusatz von Gyps im gebrannten Zustande
                              									günstig einwirke. 50g Glätte wurden mit 5g Gyps verrieben und mit 7cc,5 Glycerin angemacht. Die Masse erhärtete etwas
                              									schneller als die Probe 11, zeigte aber nahezu dieselbe Festigkeit wie diese
                              										(1050g nach 4 Tagen). Deshalb wurden weitere
                              									Proben unter Zusatz von Gyps nicht vorgenommen. Versuche ausgeführt, bei welchen
                              									einestheils die zum Erhärten erforderliche Zeit ins Auge gefaſst, anderntheils
                              									angestrebt wurde, den Grad der Festigkeit der erhärteten Massen festzustellen. Zu
                              									letzterem Zwecke wurden verschiedene Massen bereitet unter Anwendung wechselnder
                              									Mengen von Glycerin, welches entweder in der ursprünglichen Concentration oder mit
                              									bestimmten Mengen von Wasser verdünnt zur Anwendung kam. Den erhärteten Massen wurde
                              									gleiche Form und Gröſse ertheilt (Parallelepipede von 25mm Länge, 11mm Breite und 3mm Dicke) und mit diesen kleinen Probekörperchen
                              									Versuche auf relative Festigkeit vorgenommen, indem sie, flach auf beiden Enden frei
                              									aufliegend, in der Mitte bis zum Abbrechen belastet wurden. Dürfen diese Versuche
                              									nun auch keinen Anspruch auf Genauigkeit machen, so wurde doch durch dieselben
                              									festgestellt, bei welchen Mengenverhältnissen der zum Kitte benutzten Substanzen die
                              									festeste Masse entsteht. Die nahe Uebereinstimmung, welche bei Wiederholung der
                              									Versuche unter gleichen Umständen erhalten wurde, sowie die Regelmäſsigkeit der
                              									Resultate sind die Gründe, weshalb diese Versuche hier beschrieben werden. Mit
                              									gleichzeitiger Rücksichtnahme auf die Zeit des Erhärtens ergibt sich aus den
                              									angestellten Versuchen die beigegebene tabellarische Uebersicht.
                           Faſst man nun die wichtigsten Resultate aus dieser Tabelle zusammen, so ergibt sich
                              									folgendes: Die gröſste Festigkeit wird erzielt, wenn man zu
                                 										50g
                              
                              									Bleiglätte 5cc
                              									Glycerin zusetzt. Nimmt man mehr Glycerin, so erhärtet
                              									die Masse viel langsamer und erlangt auch nicht den Grad der Festigkeit, welcher bei
                              									dem angeführten Verhältnisse erzielt wird. Sollen aber gröſsere Mengen des Kittes
                              									erzeugt werden, so wird wohl etwas mehr Glycerin zugesetzt werden müssen, um ein
                              									bequemes Vermengen zu ermöglichen. Was den Zusatz von Wasser betrifft, so wurde als
                              									das günstigste Verhältniſs ermittelt, auf 5 Vol. Glycerin nur 2 Vol. Wasser zu
                              									nehmen. Von dieser Flüssigkeit gibt man dann vortheilhaft zu 50g Bleiglätte 6cc. Diese Masse ist deshalb interessant, weil sie binnen kürzester Zeit eine
                              									groſse Festigkeit erlangt. Nach 10 Minuten hat sie schon eine bedeutende Härte und
                              									nach 2 Stunden ist sie fester als Glycerinkitt, welcher nach irgend anderen
                              									Verhältnissen hergestellt wurde. Im Verlaufe von einigen Tagen überholt aber die
                              
                              									nach dem ersten Verhältnisse ohne Wasserzusatz bereitete Masse die (nach Versuch 9)
                              									mit Wasser angemachte in Bezug auf Festigkeit noch bedeutend. Wenn es sich aber
                              									darum handelt, eine Masse herzustellen, die rasch erhärten und dabei doch bedeutende
                              									Festigkeit erlangen soll, so empfiehlt es sich, nach obigem Verhältnisse dem
                              									Glycerin Wasser zuzusetzen.
                           Zum Schlüsse sei mir gestattet, nochmals auf die Verbindung zurückzukommen, durch
                              									deren Bildung die Erhärtung des Glycerinkittes erklärt wurde. So wie es gelang,
                              									dieses Glycerid durch Einwirkung von Bleioxydkali auf Bleioxyd und Glycerin darzustellen,
                              									so dürfte es auch gelingen, mittels anderer alkalischer Lösungen von Metalloxyden
                              									auf neue Glyceride der Metalle zu kommen, und ich möchte jetzt schon mittheilen,
                              									daſs ich derartige Versuche bereits in Angriff nahm.