| Titel: | Ueber die Herstellung von Zink; von Ferd. Fischer. | 
| Autor: | Ferd. Fischer | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 219 | 
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                        Ueber die Herstellung von Zink; von Ferd. Fischer.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 23 und 24.
                        F. Fischer, über die Herstellung von Zink.
                        
                     
                        
                           An den Fortschritten, welche das Zinkhüttenwesen in den letzten Jahren gemacht hat,
                              									ist der Röstproceſs der Erze am wenigsten betheiligt. Noch immer wird die Blende auf
                              									den meisten Hütten in dem bekannten Flammofen mit doppelter Sohle, dem sogen.
                              									Fortschaufelungsofen, abgeröstet, die gebildete Schwefligsäure in die Atmosphäre
                              									entlassen, während in Letmathe und Rosdzin der Röstofen von Hasenclever und Helbig (* 1871 199 286. *
                              									1872 206 274. 1875 216 165. 334. 1878 227 71) mit bestem Erfolg eingeführt ist. Die
                              									Erze werden in diesem Ofen bis etwa 10 Proc. abgeröstet, die dabei entwickelte
                              									Schwefligsäure in die Bleikammer geleitet, während der Rest des Schwefels bis auf 1
                              									bis 2 Proc. in Fortschaufelungsöfen abgeröstet wird.
                           Um das Entweichen der Schwefligsäure in die Atmosphäre zu
                              									hindern, läſst man in der Reckehütte diese letzten Röstgase von dem Kanal A (Fig. 1 Taf. 23Fig. ist auf bezeichneter Tafel nicht eindeutig identifizierbar.) aus zunächst durch die drei 2m breiten und 2m,75 hohen Flugstaubkammern B hindurch in die 4
                              									Abtheilungen des Kalkthurmes C gehen, von je 8m,5 Höhe und 1m,5 im Quadrat. Von dem Kalklöschtrog K aus
                              									rieselt nun fortwährend Kalkmilch herunter, mit welcher die Gase somit in innige
                              									Berührung kommen. Nach Bernoulli enthielten die Gase
                              									vor dem Eintritt in den Thurm 0,258 Proc., beim Verlassen desselben 0,017 Proc.
                              									Schwefligsäure, die sich aus der abflieſsenden Kalkmilch absetzenden Niederschläge
                              									33,6 Proc. schwefligsauren und 6,6 Proc. schwefelsauren Kalk. Die Herstellungskosten
                              									für Flugstaubkammern und Thurm betrugen 3500 M., die monatlichen Betriebskosten 550
                              									M. Auch in Letmathe werden, wie ich bei einem Besuche zu sehen Gelegenheit hatte,
                              									Versuche zur Entsäuerung der Gase mit Kalkmilch in einem Thurm ausgeführt. Auf der
                              									Silesia läſst man die Gase durch einen etwa 50m
                              									langen Kanal hindurch gehen, in welchem von der Sohle aus gegen die Decke Kalkmilch
                              									gespritzt wird.
                           F. Goodfellow in Manchester hat nach dem Textile Manufacturer, 1879 S. 444 die in Fig.
                                 										2 und 3 Taf. 24 im
                              									senkrechten und wagrechten Schnitt dargestellte Vorrichtung zur Beseitigung der in
                              									den Rauchgasen enthaltenen Schwefligsäure ausgeführt. Die drei kleinen Schaufelräder
                              										a (mit minutlich 200 Umdrehungen) schleudern
                              									Kalkmilch fein vertheilt
                              									auf die schrägen Holzsiebe c, so daſs die von dem
                              									Flügelrade b (400 Umdrehungen) angesaugten Gase in der
                              									Pfeilrichtung den Kalkmilchregen 3 mal durchziehen müssen, ehe sie in den
                              									Schornstein S gelangen. Diese Vorrichtung hat
                              									allerdings den Vorzug, daſs sie sehr wenig Platz erfordert, während die Kalkmilch
                              									leicht zu etwa ⅔ in schwefelsaures und schwefligsaures Calcium übergeführt wird.
                           Der „Sächsische
                                    											Privat-Blaufarbenwerks-Verein in Schneeberger Ultramarinfabrik
                                 										Schindlers Werk bei Bockau“ (* D. R. P. Nr. 7174 vom 20. October 1878)
                              									empfiehlt zur Unschädlichmachung derartiger verdünnter saurer Gase oder Dämpfe die
                              									in Fig. 4 bis 6 Taf. 23 im
                              									Grundriſs und zwei senkrechten Schnitten dargestellte Vorrichtung. Die durch die
                              									beiden Querwände S gebildeten drei ausgemauerten
                              									Kammern sind mit groben Stücken eines vorzugsweise aus Calciumcarbonat bestehenden
                              									Gesteines, wie Kalkstein, Dolomit, Kalktuff o. dgl., gefüllt. Die Decke ist aus
                              									hölzernen Bohlen gebildet, die mit einer groſsen Anzahl feiner Oeffnungen versehen
                              									sind, durch welche das aus der Zufluſsleitung i
                              									zugeführte Wasser als feiner Regen herabrieselt, um schlieſslich aus dem Kanal C abzuflieſsen. Die zu reinigenden Gase treten bei E in die erste Kammer ein und werden durch das Gebläse
                              										v aus der letzten Kammer abgesaugt, um durch den
                              									Kanal A abgeführt zu werden. Die gasförmige Säure soll
                              									auf diesem Wege von dem Wasser gelöst, die saure Flüssigkeit dann aber durch den
                              									Kalkstein neutralisirt werden.
                           Die Unterhaltung dieser Anlage ist zwar billiger als die Anwendung von Kalkmilch; sie
                              									erfordert aber mehr Wasser, welches überdies keine groſsen Mengen Gyps enthalten
                              									darf, da sonst die Gefahr vorliegt, daſs sich Gypskrusten auf den Kalksteinstücken
                              									bilden.
                           Sehr beachtenswerth ist der Vorschlag von E. Landsberg in Aachen (D. R. P. Nr. 6364 vom 1. November 1878) zur
                              									Beseitigung der Schwefligsäure. Während das Verfahren von Spineux (Wagner's Jahresbericht 1861 S. 130), die Blende direct mit Kalk und Kohle zu
                              									reduciren, nur schlechte Ausbeute gibt, läſst Landsberg
                              									die Blende im Muffelofen zur Hälfte abrosten, dann mit Kalk und Kohle mischen und
                              									nun in gewöhnlichen Zinköfen reduciren. Nach der Formel: ZnO + ZnS + CaO + C == 2Zn + CaS + CO2
                              									destillirt das Zink über. Der wesentlich aus Schwefelcalcium bestehende Rückstand
                              									wird in geschlossenen Gefäſsen mit Salzsäure übergössen, der entwickelte
                              									Schwefelwasserstoff aber gleichzeitig mit der beim Rösten entwickelten
                              									Schwefligsäure in einen Thurm geleitet, in welchem ein feiner Wasserregen
                              									niederrieselt. Durch wechselseitige Umsetzung scheidet sich der Schwefel in
                              									bekannter Weise aus (vgl. Stingl und Morawski 1879 234 134). – Zweifelhaft erscheint mir
                              									hierbei nur die Widerstandsfähigkeit der Retorten gegen das Schwefelcalcium, da die
                              									Schwefelalkalien die feuerfesten Thone so ungemein heftig angreifen (vgl. * 1879 231 434). Sollte sich
                              									dies für Schwefelcalcium vermeiden lassen, so ist dieses Verfahren jedenfalls als
                              									Fortsehritt zu begrüſsen.
                           Sehen wir ab von den alten englischen Töpfen (1824 13 407. 14 129. 1825 18 117), so
                              									wird die Reduction der gerösteten Zinkerze bekanntlich theils in geschlossenen
                              									Gefäſsen, theils in Schacht- oder Flammöfen ausgeführt. Die Verbesserungen der
                              									letzten Jahre sind hier namentlich auf Ersparung an Brennstoff gerichtet.
                           Bei den belgischen Zinköfen hat man dies namentlich durch
                              									Vermehrung der Retorten in einem Ofen zu erreichen versucht. Während die belgischen
                              									Oefen früher mit 30 Röhren täglich etwa 200k Erz
                              									verarbeiteten, bewältigen die neueren mit 70 Röhren etwa 1200k. Nach gef. Mittheilung des Hrn. M. Liebig betreibt die Zinkhütte des Märkisch-Westfälischen Bergwerkvereines in Letmathe
                              									durchschnittlich 26 Zinköfen mit je 76 Retorten von 1m,05 Länge und 16cm Durchmesser. Jeder
                              									Ofen verarbeitet täglich 1600k Erz (⅔ Blende, ⅓
                              									Galmei) von durchschnittlich 45 Proc. Zinkgehalt und erzeugt daraus 580k Rohzink. Der Kohlenverbrauch beläuft sich auf
                              									etwa 23hl Heizkohlen und 8hl Reductionskohlen. An Retorten werden täglich
                              									für jeden Ofen durchschnittlich 3 Stück ausgewechselt.
                           Im vorigen Herbst hatte ich an zwei Tagen Gelegenheit, die Verbrennungsgase dieser
                              									Zinköfen in Letmathe zu untersuchen. Während dieselben in der untern Reihe der
                              									Retorten durchschnittlich 13,4 Proc. Kohlensäure und 5,6 Proc. Sauerstoff, aber kein
                              									Kohlenoxyd enthielten, gaben die durch den auf den Oefen liegenden Rauchkanal zum
                              									Schornstein entweichenden Gase durchschnittlich 10,7 Proc. Kohlensäure und 9,1
                              									Sauerstoff und bei einem andern Ofen 8,9 Proc. Kohlensäure und 11,0 Proc.
                              									Sauerstoff, ebenfalls ohne Kohlenoxyd. Für directe Feuerung ist dieses Ergebniſs
                              									sehr befriedigend.
                           Für Gasfeuerung scheinen die belgischen Oefen nicht besonders
                              									geeignet zu sein und erscheint es fraglich, ob die Feuerung von Mathiessen und Hegeler (*
                              									1875 218 222) Vorzüge haben wird. J. Hauzeur in Brüssel
                              									(* D. R. P. Nr. 3729 vom 15. September 1877) will nun die directe mit der
                              									Gas-Feuerung vereinigen. Fig. 7 und
                              										8 Taf. 23 zeigen Längsschnitte der beiden Ofenabtheilungen, Fig.
                                 										9 und 10 einen
                              									Querschnitt bezieh. Horizontalschnitt des Ofens. Der Ofen besteht aus den beiden
                              									Abtheilungen L und R,
                              									welche mit einem gemeinschaftlichen Gewölbe überdeckt sind. Beide sind mit Sitzen
                              										m, Pfeilern n und
                              									Platten versehen (vgl. Fig. 9), um
                              									die horizontalen Reihen von Retorten aufzunehmen. Die Abtheilung L ist mit einem gewöhnlichen Herde N versehen, auf welchem eine möglichst unvollkommene
                              									Verbrennung zu erstreben ist. Die somit noch einen groſsen Theil brennbarer Gase
                              									enthaltenden Feuergase steigen in der ersten Ofenabtheilung auf, treffen bei ihrem Eintritt
                              									in die zweite Abtheilung R mit der durch die Kanäle f zugeführten vorgewärmten Luft zusammen, verbrennen
                              									hier völlig und entweichen dann durch die Kanäle G zum
                              									Schornstein. Die erforderliche atmosphärische Luft tritt dagegen bei A ein, geht durch die Kanäle B (vgl. Querschnitt Fig. 11),
                              									tritt in die Kammer C ein, dann durch die Oeffhungen
                              										D in die Leitung E, um
                              									durch die Röhren f in die Abtheilung R zu gelangen, nachdem sie von dem durch die
                              									abziehenden Feuergase erhitzten Mauerwerk entsprechend vorgewärmt war. – Ob sich
                              									diese Einrichtung bewähren wird, steht dahin.
                           Zur Verhüttung gemischter Erze, welche in belgischen Röhren nur
                              									schwierig auszuführen ist (vgl. 1875 216 284), empfehlen J.
                                    										Binon und A. Grandfils in Stolberg bei Aachen	(* D. R. P. Nr. 3497 vom 14. Juli 1878) senkrecht stehende Retorten.Vgl. auch J. Binon und Grandfils: Étude sur l'amélioration des procédés de fabrication du
                                       												zinc (Lüttich 1878. Vaillant-Carmanne). Der Ofen (Fig. 12 bis
                              										14 Taf. 23) besteht aus einem im Querschnitt viereckigen Schacht, dessen
                              									zwei groſse Wände auf Winkeln A ruhen, welche – durch
                              									nur auſserhalb des Ofens verlängerte Pfeiler B getragen
                              									– auf diese Weise den unteren Theil des Ofens freilassen. Durch Gewölbe mit einander
                              									verbunden, bilden sie einen Boden, welcher den Arbeitern als Hüttensohle dient. Die
                              									unter den Gewölben und zwischen den Pfeilern gelassenen Räume bilden Gallerien, die
                              									unter den Ofen führen, von welchen aus die Rückstände entfernt werden. Der den Ofen
                              									bildende lange Schacht ist oben und unten durch zwei Gewölbe geschlossen, welche in
                              									bestimmten Entfernungen parallel der Längsachse des Ofens mit Oeffnungen C (Fig. 13Fig. ist auf bezeichneter Tafel nicht vorhanden.) versehen sind, welche der Form der daselbst
                              									einzusetzenden Retorten angepaſst sind. Die Retorten D
                              									werden von oben in den Ofen eingeführt und ruhen unter dem unteren Gewölbe auf
                              									guſseisernen Fugen E, die an ihrem oberen Ende durch
                              									guſseiserne, auf kleinen Pfeilern g ruhende Kasten F geschützt sind. Die Verbindung zwischen Retorte und
                              									dem guſseisernen Kasten wird in dem Augenblick bewerkstelligt, wo die Retorte in den
                              									Ofen eingeführt wird, indem man die Fuge des Kastens, auf welcher der untere Theil
                              									der Retorte aufruht, mit ziemlich nassem und daher wenig zähem Lehm ausfüllt. Durch
                              
                              									das Trocknen bildet letzterer dann eine sehr dichte Verbindung. Auſserdem ist jeder
                              									guſseiserne Kasten noch nach der groſsen Fläche des Ofens hin mit einer mittels
                              									Deckel a verschlieſsbaren Oeffnung versehen, welche
                              									dazu dient, die Entladung der Retorte vollziehen zu können, und so angebracht ist,
                              									daſs man sich nach dem Einsetzen der Retorte immer überzeugen kann, ob die
                              									Verbindung zwischen letzterer und dem Kasten eine befriedigende ist. Der Kasten hat
                              									nicht allein den Zweck, die Retorte zu tragen, er dient auch dazu, das aus den gemischten
                              									Erzen reducirte Blei aufzusammeln, welches dann durch einfaches Absieben von den
                              									Retortenrückständen getrennt werden kann. Da ferner die ganze Beschickung auf diesen
                              									Kasten ruht, so sollen die Oefen weniger leiden als bei liegenden Retorten. Die
                              									Retorten werden von oben beschickt, dann mit einem Ziegelstein I verschlossen und verkittet. In jede Retorte ist die
                              									etwas elliptisch geformte Condensationsröhre K mittels
                              									Lehmkitt eingesetzt. Die vorn auf einer eisernen oder irdenen Stütze liegenden
                              									Röhren ruhen in Thonplatten l, welche mit zwei kleinen
                              									Mauern M eine Nische für das Condensationsrohr bilden,
                              									deren Temperatur so geregelt werden kann, daſs sich nur wenig Zink verflüchtigt. Die
                              									Gewölbe des Ofens werden aus Bogen N gebildet, welche
                              									sich auf die beiden groſsen Flächen stützen, aus Ziegelsteinen von trapezförmigem
                              									Querschnitt construirt und so in den Ofen eingelegt sind, daſs die trapezförmigen
                              									Flächen die Fugflächen, die etwas gegen einander geneigten hingegen die äuſseren
                              									glatten Seiten bilden; auf diesen stehen lange, schief gestellte, an beiden Enden
                              									schräg abgehauene Ziegelsteine, welche so zusammengesetzt sind, daſs sie die
                              									Oeffnung für die in den Ofen einzuführende Retorte frei lassen. Die Heizung
                              
                              									geschieht am vortheilhaftesten mittels Generatorgasen. – Erfahrungen über die
                              									Anwendung dieses Ofens liegen noch nicht vor.
                           Für Muffelöfen (vgl. 1823 19 574. * 21 415) geht man allgemein
                              									und mit Recht zur Gasfeuerung über. Die groſse Zinkhütte zu Münsterbusch bei
                              									Stolberg hat fast ausschlieſslich das Boëtius'sche System durchgeführt, während sich
                              									ein Siemens'scher Ofen hier nicht bewährt hat. Die Zinkhütte Birkengang (vgl. 1861
                              									161 462) hat theilweise Boëtius'sche Oefen, geht aber nach und nach zu Siemens'schen
                              									Regenerativöfen über, durch deren Anwendung es bei 40 Proc. Reductionskohle möglich
                              									geworden ist, den Kohlenverbrauch für die Feuerung auf etwas weniger als gleiche
                              									Theile des zu verarbeitenden Erzes zu beschränken. Auch Nehse's Ofen bewährt sich
                              									hier, wie mir bei einem Besuche dort mitgetheilt wurde. In Schlesien dagegen geht
                              									man mehr und mehr zum Siemens'schen Regenerativsystem über. (Schluſs folgt.)
                           
                        
                     
                  
               
