| Titel: | Ueber Herstellung und Eigenschaften des Cementes. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 290 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber Herstellung und Eigenschaften des
                           								Cementes.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 31.
                        Ueber Herstellung und Eigenschaften des Cementes.
                        
                     
                        
                           Trockenapparat. Zum Trocknen des beim nassen
                              									Mischverfahren erhaltenen Cementschlammes empfiehlt D.
                                 										Wilson zu Grays (Essex) im Engineering, 1879
                              									Bd. 28 S. 378 den in Fig. 1 bis
                              										4 Taf. 31 dargestellten Apparat. Die im Cementschachtofen A aufsteigenden Gase können durch Schlieſsung einer
                              									Deckelklappe und Oeffnung des Schiebers C gezwungen
                              									werden, in der Höhe der oberen Beschickungsöffnung o
                              									seitlich durch die vier Kanäle B in den zum Schornstein
                              									führenden Fuchs E abzugehen. Die durch die drei
                              									Zwischenwände a und e
                              									gebildeten 4 Kanäle sind mit durch aufgenietete Winkeleisen verstärkte
                              									Eisenblechplatten D bedeckt, welche, wie der Schnitt
                              
                              										Fig. 4 andeutet, aufgeklappt werden können. Die Kanäle B werden nun in entsprechender Höhe mit dem
                              									Cementschlamm angefüllt, die Klappen D geschlossen und
                              									ebenfalls mit einer Cementschicht bedeckt, so daſs die untere Cementlage durch die
                              									direct überstreichenden Feuergase, die obere aber durch die von unten erhitzten
                              									Platten D erwärmt wird.
                           Trockenofen. F. Schott in Heidelberg sowie Nagel und Kamp in Hamburg (* D. R. P. Nr. 4727 vom 27.
                                 									August 1878) bringen die feuchte, zu Steinen geformte Masse in einen Trockenofen
                              										(Fig. 5 bis 8 Taf. 31),
                              									welcher mit directer Feuerung a oder durch abziehende
                              									Gase erhitzt wird. Während die Heizgase im Ofen senkrecht aufsteigen und durch die
                              									Oeffnung b entweichen, wird die zu trocknende Masse
                              									oben bei c in den Ofen eingeführt, nach und nach gesenkt und durch die
                              									Oeffnung d wieder entfernt.
                           Oben im Ofen sind an den Seitenwänden zwei Eisenschienen eingemauert, auf welchen ein
                              									vierrädriger Wagen e läuft, unter dessen vier Achsen
                              									sich vier Klauen befinden, in welche zwei I-Balken zum Tragen der Schichten
                              									eingehängt werden. Die einzelnen Schichten der Cementmasse ruhen zunächst auf
                              									gitterförmigen, eisernen Rosten, welche mit je zwei oben gerichteten I-Balken
                              									versehen und nach unten auf eisernen Querträgern befestigt, so daſs die einzelnen
                              									Gestelle direct über einander geschichtet sind. Die Vorrichtung zum Heben und Senken
                              									sämmtlicher Trockengestelle besteht aus vier senkrechten Schraubenspindeln g, die durch Schneckenräder und Vorgelege vom Handrad
                              										f aus gehoben oder gesenkt werden können. Auf den
                              									vier Schraubenspindeln ruhen vier Drehsäulen h, welche
                              									in Halsbändern geführt, gleichzeitig mit den Schraubenspindeln auf und nieder gehen,
                              									mit seitlichen Lappen unter die Trockengestelle fassen und dieselben an den beiden
                              									Unterzügen unter den I-Balken tragen. Befinden sich die vier Drehsäulen h in der durch die Zeichnung veranschaulichten
                              									Stellung, so ruhen alle oberen (in diesem Falle sechs) Trockengestelle auf den
                              
                              									Lappen der Drehsäulen. Werden durch Drehen des Handrades die Drehsäulen, die sich
                              									auf die Schraubenspindeln g stützen, gehoben, so werden
                              									gleichzeitig auch die sämmtlichen darauf ruhenden oberen Trockengestelle gehoben und
                              									wird damit der Wagen e frei, um aus dem Ofen
                              									herausgezogen zu werden. Durch Drehung des Handrades f
                              									in umgekehrter Richtung werden die sämmtlichen Trockengestelle gesenkt, bis
                              									dieselben auf den unteren Wagen m stoſsen und dort zur
                              									Auflage kommen. Zwei Zugstangen (bei n als Zahnstangen
                              									gebildet), die von der Stirnfläche des Ofens aus durch Handgriffe n1 horizontal vorwärts
                              									oder rückwärts bewegt werden können, greifen nun in die im oberen Theile
                              									getriebeartig verzahnten Drehsäulen h und bewirken
                              									deren Drehung um etwa ¼ Kreis. Die Drehsäulen stehen in Nischen und können, sobald
                              									die unteren Lappen nicht mehr unter die Trockengestelle stoſsen, sondern an
                              									denselben frei vorübergehen, durch Drehung der Handräder f um die ungefähre Höhe einer Schicht gehoben und dem nächst oberen
                              									Trockengestelle nahe gebracht werden; alsdann drückt man die Zugstangen n wieder zurück, so daſs die Lappen der Drehsäulen bei
                              									weiterem Drehen des Handrades f wieder unter die
                              									Querträger der Trockengestelle fassen und mit dem nächsten Trockengestell die
                              									darüber liegenden Schichten anheben. Das untere Trockengestell ruht inzwischen auf
                              									dem unteren Wagen m, durch welchen es nach Freimachung
                              									von den oberen Gestellen aus dem Ofen gezogen wird; der geleerte Wagen wird dann
                              									wieder in den Ofen zurückgeschoben. Nun werden wiederum die Drehsäulen h gesenkt, bis alle Schichten auf dem Wagen m ruhen, alsdann die vier Drehsäulen h durch die Zugstangen n
                              									gedreht, auſser Verbindung mit den Gestellen gebracht und durch das Handrad f wieder gehoben, bis sie bei abermaligem Senken durch
                              									Hilfe der Zahnstangen n wieder unter die nächst höhere
                              									Schicht fassen und mit dieser alle darüber liegenden Schichten heben. Inzwischen ist
                              									aber durch den Wagen e eine neue nasse Schicht
                              									eingebracht worden, welche nun durch die Aufwärtsbewegung der auf der Drehsäule h ruhenden unteren Schichten gehoben wird, bis die
                              									Klauen des Wagens e loslassen und der Wagen wieder aus
                              									dem Ofen genommen werden kann.
                           In Verbindung mit dem Cementschachtofen soll dieses Verfahren nach einem zweiten
                              									Patent (* D. R. P. Nr. 1440 vom 15. November 1877) in folgender Weise vereinfacht
                              									werden. Fig. 9 Taf.
                              									31 zeigt den oberen Theil eines Cementschachtofens, in welchem auf eisernen
                              									schienenförmigen Trägern kleine, den Ofenraum möglichst ausfüllende Wagen durch
                              									seitliche Thüren aus und ein geschoben werden können. Bei der in zwei Ansichten
                              										(Fig. 10 und 11) und
                              									zwei Schnitten (Fig. 12 und
                              										13 Taf. 31) dargestellten Anordnung werden die zu trocknenden Steine auf
                              									entsprechenden Unterlagen in den oberen Ofenraum A
                              									gebracht und allmählich je nach dem Fortschritt der Trocknung gesenkt, also den
                              									senkrecht aufsteigenden Gasen entgegen abwärts geführt, bis an eine zweite untere
                              									seitliche Oeffnung B mittels eines auf Schienen
                              									laufenden unterzuschiebenden Wagens wieder Schicht auf Schicht nach erfolgter
                              									Trocknung aus dem Ofen gezogen wird.
                           Hochofen mit Gebläseluft zum Brennen von Portlandcement
                              									von W. Bertina in Schierstein a. Rh. (* D. R. P. Nr.
                                 									2720 vom 8. Januar 1878). Das mit einem vollständigen Blechmantel umhüllte Mauerwerk
                              									ruht auf einem entsprechenden Fundament, welches zwei mit Schiebern versehene
                              									Oeffnungen a und b (Fig.
                                 										14 und 15 Taf. 31)
                              									enthält, aus denen die gebrannte Cementmasse entfernt wird. Der Unterbau enthält
                              									ferner Gebläsegewölbe o mit eingesetzten guſseisernen
                              									Formen. Der eingesetzte Scheider c soll die Zuführung
                              									des gebrannten Cementes nach den Abstichöffnungen fördern. Oberhalb der Formöffnung
                              									ist das feuerfesten Ofenfutter eingezogen, um die Rast als eigentlichen Brennraum zu
                              									erhalten und eine bessere Luftvertheilung zu erreichen. Die Gichtbühne d steht mit einem Aufzuge in Verbindung; der
                              									Blechschornstein e hat 2 oder 3 Thüren zum Aufgeben der
                              									Gichten. Das Gebläse soll mindestens mit 40mm
                              									Druck arbeiten und die Düsen müssen mit Regulirvorrichtungen g versehen sein. Der Betrieb des bis 18m
                              									hohen Ofens ist im Wesentlichen wie beim Eisenhochofen; die Schauöffnungen f dienen zum Beobachten des Ofenganges und zum
                              									Beseitigen etwa festgesetzter Massen.
                           Die bisherigen Versuche den Schachtofenbetrieb in einen continuirlichen zu
                              									verwandeln, haben keine günstigen Resultate gegeben; ob sich dieser Ofen von Bertina besser bewähren wird, bleibt abzuwarten.
                           
                           Während der Ringofen (* 1879 233 383) sich an einigen Orten zum Brennen von Cement
                              									durchaus bewährt hat, z.B. bei Dyckerhoff in Amöneburg,
                              									sind an anderen Stellen ungünstige Erfahrungen damit gemacht worden. Eine
                              									wesentliche Erleichterung bietet der Ringofenbetrieb, wenn die Cementmasse durch
                              									eine Trockenpresse zu Steinen geformt wird, welche sofort in den Ofen eingesetzt
                              									werden können, ohne eine vorherige Trocknung zu erfordern.
                           Festigkeit des Cementes. A. Jacob (Engineer, 1879 Bd. 48 S. 397) stellt die runden
                              									Probekörper von 2¼ Quadratzoll engl. (14qc,52)
                              									Querschnitt in einer Form A (Fig. 16
                              									Taf. 31) aus Kanonenmetall und unter einem Druck von 227k her. Fig. 17
                              									erläutert die Art der Zerreiſsung der Probekörper. Der für die Kanalisation von
                              									Salford bestimmte Cement soll eine Festigkeit von 350 Pfund auf 1 Quadratzoll engl.
                              									oder 24k,5 auf 1qc haben.
                           Böhme hat die Festigkeit des Cementes der Pommer'schen
                              									Portlandcementfabrik Quistorp in Stettin bestimmt, 1l dieses Cementes wog im losen Zustande
                              									eingelaufen 1284g, eingerüttelt 1787g; ein 600-Maschensieb gab 4,5, ein
                              									900-Maschensieb 13,3 Proc. Rückstand. Die Zugfestigkeit betrug nach 7 Tagen 17,45
                              									und nach 28 Tagen 20k,78 auf 1qc, bei einem Mischungsverhältniſs (nach
                              									Gewichtstheilen) von 1 zu 3 Normalsand. Ferner wurden folgende Zugfestigkeiten
                              									erhalten:
                           
                              
                                 Zeit
                                 Unter Wasser erhärtet
                                 An der Luft erhärtet
                                 
                              
                                 Mischungsverhältniſs von Cement und
                                    											Sand
                                 
                              
                                 Rein
                                 1:1
                                 1:2
                                 Rein
                                 1:1
                                 1:2
                                 
                              
                                 Nach  7 Tagen
                                 51,48
                                 30,36
                                 23,61
                                 50,27
                                 31,53
                                 25,91
                                 
                              
                                    „   30
                                 62,32
                                 36,04
                                 28,38
                                 61,02
                                 36,34
                                 30,40
                                 
                              
                                    „   60
                                 66,08
                                 38,66
                                 30,08
                                 68,74
                                 38,98
                                 33,62
                                 
                              
                                    „   90
                                 68,30
                                 42,62
                                 32,48
                                 68,56
                                 41,08
                                 35,24
                                 
                              
                           Die Prüfung auf Druckfestigkeit ergab folgende Resultate:
                           
                              
                                 NachTagen
                                 Reiner Cement
                                 1 Th. Cementund 1 Th. Sand
                                 1 Th. Cementund 2 Th. Sand
                                 1 Th. Cementund 3 Th. Sand
                                 1 Th. Cementund 4 Th. Sand
                                 
                              
                                 Risse
                                 Zerstörung
                                 Risse
                                 Zerstörung
                                 Risse
                                 Zerstörung
                                 Risse
                                 Zerstörung
                                 Risse
                                 Zerstörung
                                 
                              
                                 UnterWassererhärtet
                                 7306090
                                 362,1513,6586,0605,5
                                 399,9550,9630,5646,1
                                 208,9296,9335,3357,6
                                 245,6331,4373,8393,2
                                 162,6227,3256,8263,0
                                 191,1260,7292,4299,1
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 ––––
                                 
                              
                                 An derLufterhärtet
                                 7306090
                                 356,8452,3554,1565,9
                                 388,6486,8595,0601,6
                                 212,8274,6305,3310,8
                                 246,7306,4340,9345,3
                                 164,3223,4239,0247,3
                                 190,8255,1274,6283,5
                                 95,8123,1142,6151,0
                                 119,2152,6172,1182,7
                                 70,590,8100,8103,1
                                 82,5109,2122,5129,8
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
