| Titel: | Neuerungen an elektrischen Lampen. | 
| Autor: | E–e. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 318 | 
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                        Neuerungen an elektrischen Lampen.
                        Neuerungen an elektrischen Lampen.
                        
                     
                        
                           S. Marcus in Wien (vgl. * 1879 231 423) benutzt bei seiner Glühlichtlampe (* D. R. P. Nr. 7173 vom 10.
                              									October 1878) als Stromleiter einen dicken Kohlencylinder auf horizontaler Achse,
                              									auf welchem excentrisch ein verticaler dünner Kohlenstab ruht, der durch den Strom ins Glühen
                              									kommt und bei seinem allmählichen Abbrennen langsam niedergeht, zugleich den
                              									Cylinder zufolge der seitlichen Belastung in langsame Drehung versetzend, die durch
                              									Federn oder Gewichte noch befördert werden kann.
                           Die elektrische Lampe von R.
                                 										Werdermann in London (vgl. * 1879 231 34) ist
                              									aus Versuchen hervorgegangen, welche zeigten, daſs durch Verminderung des
                              									Querschnittes der positiven Elektrode und Vergröſserung des Querschnittes der
                              									negativen die an letzterer bemerkbare Rothglut mehr und mehr abnimmt, die Hitze an
                              									der positiven Elektrode dagegen zunimmt. Wenn die Querschnitte der Elektroden sich
                              									wie 1 : 64 verhalten, so wird der Volta'sche Bogen unendlich kurz, d.h. die
                              									Elektroden müssen sich berühren, die negative wird nicht mehr erwärmt, nützt sich
                              									nicht mehr ab und nur die positive verbrennt an der Berührungsstelle, wobei an
                              									derselben ein ruhiges Licht entsteht, so lange die Elektroden sich innig berühren.
                              									Einige constructive Verbesserungen der Werdermann'schen
                              									Lampe sind in der Patentschrift (* D. R. P. Nr. 7045 vom 10. November 1878)
                              									enthalten.
                           In der photo-elektrischen Lampe von Karl Dubos in Paris
                              									(* D. R. P. Nr. 7619 vom 9. Februar 1879) werden kreisförmig gebogene Kohlenstäbe
                              									verwendet und einander constant genähert, bis sie vollständig verbrannt sind. Man
                              									erhält so ein Licht von gleicher Dauer mittels einer Lampe von viel kleineren
                              									Dimensionen, wie bei Benutzung gerader Kohlenstäbe. Die unteren Enden der
                              									Kohlenstäbe, deren obere Enden einander gegenüberstehen, sind in Klemmen in zwei
                              									Armen befestigt, welche sich um eine durch den Krümmungsmittelpunkt der Stäbe
                              									gehende Achse drehen. Jeder der beiden Arme sitzt auf der Achse mit einer Rolle, um
                              									welche eine Schnur gelegt ist, deren zweites Ende an einem in eine Drahtspule
                              									hineinragenden weichen Eisenkerne befestigt ist; die Spule strebt die Spitzen von
                              									einander zu entfernen. Ein Hebel mit verstellbarem Gegengewichte strebt die Spitzen
                              									mittels Rollen und Schnuren einander zu nähern. Nahe am freien Ende ruhen die
                              									Kohlenstäbe auf einer Führungsrolle, welche zugleich als Stromzuleiter dient.
                           Eine Abänderung der Lampen von Reynier (vgl. * 1878 227 399. 1879 231 285) und von
                              										Werdermann wird im Scientific American, 1879 Bd. 41 S. 274 abgebildet und beschrieben. Der
                              									eine Zuführungsdraht bildet am oberen Ende eine Schleife, worin die als Elektrode
                              									dienende, runde und etwas conische Kohlen Scheibe befestigt wird, in etwas geneigter
                              									Lage, damit der durch hydrostatischen Druck sich gegen sie anlegende Kohlenstift sie
                              									innig berührt. Der Stift ist 0m,228 lang und 1mm,5 dick. Die Zuführungsdrähte erhalten zugleich
                              									eine Glasröhre in ihrer aufrechten Stellung; diese Röhre ist fast ganz mit Wasser
                              									gefüllt und in diesem schwimmt ein Kork, in welchem der Kohlenstift in einer
                              									Federspule befestigt ist. Ein von dem zweiten Zuführungsdrahte getragener, etwas
                              									unter der Kohlenscheibe befindlicher Kohlenblock dient dem Stifte als Führung und
                              
                              									drängt ihn gegen die Scheibe hin. – Daselbst S. 794 ist auch eine der oben
                              									beschriebenen Marcus'schen Lampe nahe stehende
                              									Abänderung von Reynier's Lampe beschrieben und
                              									abgebildet.
                           Um eine Theilung des elektrischen Lichtes zu ermöglichen, wird von Karl Stewart zu London im Iron, 1879 Bd 14. S. 616) ein etwa 60 Umläufe in der Secunde machender
                              									Vertheiler vorgeschlagen, welcher – ähnlich wie bei dem mehrfachen Meyer'schen Telegraphen (vgl. * 1875 215 310) – den Strom einer beliebigen Anzahl von Lampen
                              									abwechselnd zuführen soll.
                           Auch G. Cromé (Scientific
                                 										American, 1879 Bd. 41 * S. 166) hat eine elektrische Lampe nach Reynier's System für Hauszwecke hergestellt. In
                              									derselben wird der etwa 5mm dicke Kohlenstab von
                              									unten durch ein Gewicht gegen den Rand der kleinen Kohlenscheibe emporgepreſst; er
                              									findet seine Führung in einer Röhre.
                           Nach Iron, 1879 Bd. 14 S. 300 stellte H. W. Wiley verschiedene Versuche an, um die Kohlen
                              
                              									gegen zu rasches Verbrennen zu schützen, und erlangte die günstigsten Erfolge, wenn
                              									er die Kohlen mit Kupfer plattirte und darüber mit einem etwa 1mm dicken Ueberzug von fein gebranntem Gyps (Plaster of Paris) versah, um das Kupfer gegen Oxydation
                              									zu schützen.
                           
                           Von einer Vereinfachung der Serrin'schen Lampe (* 1877 224 494) durch R. E.
                                 										Crompton in London enthält Engineering, 1879
                              									Bd. 28 S. 17 Beschreibung und Abbildung.
                           Die Theilung des elektrischen Lichtes durch optische Mittel zu erreichen, bestrebten
                              									sich Molera und Cebrian in
                              									San Francisco (vgl. Scientific American, 1879 Bd. 40 S.
                              									383). Sie gingen darauf aus, von der elektrischen Lampe aus durch Linsen oder
                              									Spiegel die Strahlen in Röhren fortzupflanzen (vgl. S. 166 d. Bd.) und aus diesen
                              									durch Spiegel den zu erleuchtenden Räumen zuzuführen.
                           In Krupp's elektrischer Lampe (* D. R. P. Nr. 4070 vom
                              									12. Juni 1878) werden die beiden Kohlenträger von Ketten oder Drähten getragen, und
                              									es ist die Kette des oberen, positiven Trägers um eine Rolle von doppelt so groſsem
                              									Halbmesser geschlungen, wie die Kette des unteren, negativen Trägers, damit der
                              									untere Träger sich stets um die Hälfte des Betrages hebt, um welchen der obere
                              									Träger sich gleichzeitig senkt; so bleibt dann der Lichtbogen immer an derselben
                              									Stelle. Das Gewicht des oberen Trägers darf nicht zu klein sein, weil sonst seine
                              									Bewegung leicht durch Dunst und Schmutz beeinfluſst werden könnte; deshalb wird ein
                              									Mittel zur Verlangsamung und Regulirung seiner Bewegung nöthig; als solches ist ein
                              									Flügel auf horizontaler Achse gewählt worden, der sich in Quecksilber oder einer
                              									anderen Flüssigkeit dreht; ein auf seiner Achse sitzendes Getriebe steht im
                              									Eingriffe mit einem Rade auf der Achse jener beiden Rollen; an diesem Rade sitzt ein
                              									Gesperre, damit beim Einsetzen frischer Kohlenstäbe der Flügel nicht rückwärts
                              									gedreht zu werden braucht. Die Entfernung der Kohlenspitzen regulirt eine
                              									eigentümliche elektrische Bremse; wenn die Stromstärke abnimmt, zieht eine behufs
                              									der Verstärkung ihrer Anziehung von einer Eisenhülle umgebene Drahtspule einen
                              									Eisenkern mit geringerer Kraft in sich hinein, lüftet so einen Bremsbacken, welcher
                              									sich bisher bremsend auf eine ebenfalls auf die Achse jener beiden Rollen
                              									aufgesteckte Bremsscheibe auflegte, und erlaubt nun den Kohlenstäben, sich einander
                              
                              									zu nähern; kommen sie einander zu nahe, so werden sie durch die Bremsvorrichtung
                              									selbst wieder entsprechend von einander entfernt.
                           
                              
                                 E–e.