| Titel: | Scheuermaschine für seidene und halbseidene Gewebe. | 
| Autor: | Kl. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 346 | 
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                        Scheuermaschine für seidene und halbseidene
                           								Gewebe.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 35.
                        Pesch's Scheuermaschine für Seidengewebe.
                        
                     
                        
                           Die in Fig. 5 bis 11 Taf. 35
                              									näher veranschaulichte Scheuermaschine hat den Zweck, Seidenstoffen, namentlich aber
                              									halbseidenen Geweben ein seidereicheres Ansehen und einen höheren Glanz zu geben,
                              									dadurch die Waare leichter verkäuflich zu machen und ihren Handelswerth um
                              									mindestens 10 Proc. zu erhöhen. Die neue Maschine von Karl
                                    										Pesch in Tilburg, Holland (* D. R. P. Nr. 4176 vom 13. November 1877 und
                                 									Zusatz Nr. 4177 vom 19. Februar 1878) vervollkommnet diesen Theil der Ausrüstung der
                              									Waare dadurch, daſs sie die Gewebe sowohl auf der linken, als auf der rechten Seite,
                              									der Länge und der Breite nach scheuert; sie entfernt auſserdem die auf beiden Seiten
                              									des Stoffes sich zeigenden Baumwollfasern und erspart damit das Sengen der
                              									Waare.
                           Das Gewebe ist, die rechte Seite nach oben gekehrt, ziemlich fest auf der Walze A aufgerollt, welche mit ihren beiden Zapfen in dem
                              									eisernen Maschinengestell gelagert ist und auf der einen Seite durch Muffen mit dem
                              									Zapfen des Zahnrades U zusammengekuppelt werden kann.
                              									Ein angehängtes Gewicht gibt dem langsam sich abdrehenden Gewebe die nöthige
                              									Spannung. Letzteres gelangt zunächst über die hintere Seite des gerippten
                              									Spannwälzchens B zu der Scheuerwelle C, einem achtseitigen hölzernen Baum, welcher, wie das
                              									Wälzchen B von der Schnurscheibe B2, durch
                              									Riemenübersetzung von der auf der Hauptwelle O
                              									sitzenden Scheibe A2
                              									aus in Bewegung gesetzt wird und zwar so, daſs beide sich dem Gang des Gewebes
                              
                              									entgegengesetzt drehen. Auf den vier schmäleren Kanten dieser Scheuerwelle sitzt je
                              									eine Bürste d, auf den vier breiteren Kanten je ein
                              									Zickzackmesser 1 bis 4.
                              									Letztere sind unter einem Winkel von 45° gebogen und haben, um über die ganze Breite
                              									des Stoffes eine vollständige Wirkung hervorzubringen, die in Fig. 8 bis
                              										11 angegebene Stellung gegen einander. Sie scheuern das Gewebe auf der
                              									Rückseite in der Breitenrichtung, während die Bürsten die sich lockernden
                              									vorstehenden Baumwollfasern beseitigen und damit dem Stoff ein festeres Aussehen
                              									geben.
                           Von der Scheuerwelle C geht die Waare über das durch den
                              									Hebel N verstellbare Leitwälzchen D, biegt sich um die Kante des für diesen Durchgang
                              									freigelassenen hölzernen, gepolsterten Tisches E und
                              
                              									gelangt zwischen den gerippten Spannwälzchen H, H1 und der Rundbürste J
                              									hindurch, welche sämmtlich von der Hauptwelle O aus
                              									durch die Scheibenpaare Y und Z getrieben werden, zu dem zweiten Scheuertisch E1. Hier kommt sie faltenfrei und in
                              									gespanntem Zustand unter das geradlinige, an dem guſseisernen Querstück L1 befestigte
                              									Scheuermesser M1. Das
                              									Querstück L1 sammt dem
                              									Messer ist zwischen den zwei Gleitschienen K1 mittels Schraube und Handrad senkrecht verschiebbar und für diesen
                              									Durchgang der Waare eben heruntergelassen, während dessen das Messer M in die Höhe gehoben ist. Die beiden hölzernen
                              									Scheuertische E und E1 sind mit einem weichen Polster von Wollplüsch,
                              									Flanell oder einem anderen weichen Tuchstoff bekleidet, über welchen noch ein
                              									glattes, filzartiges Tuch von der Walze F bezieh. F1 nach der Walze G bezieh. G1 führt. Hat sich das Filztuch unter dem Messer
                              									abgenutzt, so läſst man es durch Drehung der mit Sperrkränzen versehenen Walzen F1 und G1 entsprechend
                              									vorrücken, so daſs eine frische Stelle des Tuches dem Seidenstoff als Unterlage
                              									gegeben wird. Indem dieser nun zwischen dem Polster und dem in dasselbe fest
                              									eingedrückten Messer hindurchgeht, so verschiebt letzteres sämmtliche baumwollene
                              									Einschlagfäden gleichmäſsig um 1 bis 2mm,
                              									vertheilt die seidenen Kettenfäden gleichmäſsig nach allen Seiten und entfernt auf
                              									diese Weise die Rietstreifen. Alle zwischen der Seide hervorstehenden
                              									Baumwollfasern, welche dem Stoff ein rauhes Aussehen geben, werden gleichzeitig von
                              									dem, wenn auch nicht scharf zugeschliffenen, so doch schneidend scharfen Messer
                              									abgeschabt und weggenommen und so der Stoff dieses Mal auf der rechten Seite und in
                              									der Längenrichtung gescheuert. Auſserdem erhält die seidene Oberfläche desselben
                              									einen erhöhten Glanz und das ganze Gewebe ein viel dichteres Gefüge und gleich
                              									maſsigeres Aussehen als vor dem Scheuern.
                           Von dem Scheuertisch M1
                              									geht sodann das Gewebe über die Leitwalze D1, das Spannwälzchen B1 und wickelt sich, ein Mal gescheuert,
                              									auf der Walze A1 auf.
                              									Es muſs jedoch alle Waare, wenn sie gleichmäſsig gescheuert sein soll, zwei Mal
                              									bearbeitet werden, manche Artikel, z.B. Regenschirmstoffe, verlangen sogar einen
                              									viermaligen Durchgang durch die Maschine.
                           Nun wird die Maschine durch die Zugstange Q und den
                              									Hebel P ausgerückt, das Messer M1 gehoben und das Messer M herunter gelassen, worauf, nachdem die Leitwälzchen
                              										D und D1 verstellt worden sind, die bewegenden Theile der
                              									Maschine für den zweiten Durchgang durch den zweiarmigen Hebel V und dessen Handgriff C2 für die entgegengesetzte Umdrehung
                              									eingestellt werden. Der Hebel V führt nämlich die
                              									Kupplungen des mit der Walze A1 verbundenen Zahnrades S und des mit der Walze A verbundenen
                              									Zahnrades U, welch letzteres durch Vermittlung des
                              									Zahnrades T in das Hauptzahnrad R eingreift, so daſs bald der einen, bald der anderen Walze die Führung
                              									der Waare überlassen wird. Auf demselben Hebel V sitzt
                              									die Zugstange W, durch welche der auf der anderen Seite
                              									der Maschine befindliche einarmige Hebel X geführt
                              									wird; letzterer umfaſst die Doppelkupplung, welche das eine Mal das
                              									Schnurscheibenpaar Y mit der geraden, das andere Mal
                              									das Schnurscheibenpaar Z mit der geschränkten
                              									Schnurführung in Bewegung setzt und damit den Spannwälzchen H und H1,
                              									sowie der Rundbürste J bald die Drehung nach rechts,
                              									bald nach links ertheilt, und zwar je nachdem die Kupplungen von A und A1 aus- oder eingerückt
                              
                              									sind. Es führt nun der Rückweg die Waare, genau dem ersten Durchgang entsprechend,
                              									über B1, C1, D1, und über den jetzt
                              									freien Tisch E1, ferner
                              									über H, H1 unter das
                              									Messer M und schlieſslich über D und B nach der Walze A, wo die Waare sich wiederum aufrollt.
                           Plesch's Scheuermaschine hatte 1 Jahr früher eine in der
                              									Anlage ähnliche, aber durch das Fehlen der Scheuerwelle C und C1
                              									bedeutend einfachere Form (vgl. * D. R. P. Nr. 4176 vom 13. November 1877). Die
                              									jetzige Maschine ist jedenfalls eine Verbesserung, in so fern sie die Waare nicht
                              									nur rechts, wie jene, sondern auch links, nicht blos der Länge nach, sondern auch
                              									der Breite nach scheuert.
                           
                              
                                 Kl.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
