| Titel: | Hinterladegewehr von W. Mauser und P. Mauser in Oberndorf a. N. | 
| Autor: | F. Hentsch | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 350 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Hinterladegewehr von W. Mauser und P. Mauser in Oberndorf a. N.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 39.
                        W. und P. Mauser's Hinterladegewehr.
                        
                     
                        
                           Die Schloſsconstruction (* D. R. P. Nr. 1192 vom 7. August 1877) soll hauptsächlich
                              									bei Pistolen zur Anwendung kommen und gehört zur Klasse der Blockverschlüsse mit
                              									senkrecht beweglichem Verschluſsstücke. Die Hauptbestandtheile sind der Lauf, der
                              									Schaft mit Kolben und das Verschluſsstück mit den in ihm enthaltenden Theilen. Auf
                              									Taf. 39 zeigen Fig. 8 den
                              									Längsschnitt bei geöffnetem Gewehr, Fig. 9 den
                              									Querschnitt unmittelbar hinter dem Laufende.
                           Auf das hintere Ende des Laufes C ist der Schaft B geschraubt. Etwa in der Mitte seiner unteren Seite
                              									besitzt der Lauf einen Ansatz c1, welcher zum Festhalten des Verschluſsstückes
                              									bestimmt ist; die Befestigung geschieht durch die Schraube c3, welche zugleich als Drehzapfen dient.
                              									Auſserdem trägt der Ansatz c1 hinten an dem unteren Ende eine kleine Stahlnase c2.
                           Der aus Stahl gefertigte Schaft B ist in seinem vorderen
                              									Theile mit einer senkrechten Auslassung versehen, welche unter dem Laufe ganz nach
                              									vorn hindurchgeht und zur Aufnahme des Verschluſsstückes D dient; letzteres ist ein viereckiger Block, welcher im oberen Theile mit
                              									einem horizontalen, oben geriffelten, nach hinten hervorstehenden Ansatz d zu seiner Handhabung versehen ist. Derselbe hat in
                              									seiner Mitte eine senkrechte, ganz nach unten und hinten durchgehende Auslassung und
                              									sind zwischen seinen so entstehenden Seitenbacken der Abzug, die Abzugsfeder, der
                              									Spannhaken, die Spannhakenfeder und der Schlagbolzen untergebracht. An dem unteren
                              									Ende des Verschluſsblockes ist ebenfalls ein horizontaler, aber nach vorn
                              									gerichteter und unter dem Lauf liegender Ansatz angebracht. Dieser besitzt eine
                              									cylindrische Bohrung zur Aufnahme des Schlagbolzens und wird durch die oben genannte
                              									Schraube c3 gehalten.
                              									Die Nase d2 legt sich
                              									bei geschlossener Waffe gegen die untere Seite des Laufes C und regelt die Stellung des Verschluſsstückes. Es verbleibt dann
                              									zwischen Verschluſsstückansatz und Lauf ein freier Raum zur Aufnahme von Schmutz,
                              									wodurch etwaigen dadurch entstehenden Hemmungen vorgebeugt wird. An den äuſseren
                              									Seiten hat dieser Verschluſsstückansatz ferner Verstärkungen, welche sich bei
                              									geschlossener Waffe gegen die vordere Seite des Schaftes B legen und den Rückstoſs auffangen. Endlich ist am vorderen Ende des
                              									Verschluſsstückes eine Winkelfeder d1 befestigt, welche mit ihrem nach unten greifenden
                              									Ende gegen den Schlagbolzenkopf d5 drückt und den Verschluſsblock selbst in Folge
                              									dessen stets zu heben strebt.
                           Der Schlagbolzen F befindet sich in einer cylindrischen
                              
                              									Durchbohrung des Verschluſsstückansatzes und endet hinten in einen Kopf, welcher an
                              									seiner oberen Seite die Schlagspitze f, an seiner
                              									unteren die Spannrast d8 besitzt. Vorn trägt der Schlagbolzen den aufgeschraubten Kopf d5, gegen welchen eine
                              									Spiralfeder drückt. An der unteren Seite hat dieser Schlagbolzenkopf eine Nase d6.
                           Der Abzug E ist durch den Stift e1 zwischen den Backen des
                              									Verschluſsstückes D befestigt. Derselbe hat ebenfalls
                              									eine senkrechte Auslassung, welche zur Aufnahme des Kopfes des Schlagbolzens und des
                              									Spannhakens dient. Hinter der Abzugsstange e3 sind die Schultern e4 auf beiden Seiten des Abzuges
                              									abgerundet, und liegt der Mittelpunkt dieser Abrundung in der Achse des Drehstiftes
                              										e1. Wird der Abzug
                              									zurückgezogen, so dreht er sich um letzteren und legen sich diese Schultern auf zwei
                              									an den inneren Backenflächen des Schaftes B ausgesparte
                              									Pfannen b6, welche von
                              									demselben Mittelpunkte aus abgerundet sind. Auf die obere Fläche des Abzuges drückt
                              									die im Verschluſsstück angebrachte Abzugsfeder e2. Der Spannhaken e ist
                              									durch den Zapfen e6
                              									zwischen den Wänden des Abzuges befestigt und hat die Form eines Winkelhebels, gegen
                              									dessen hinteren aufrecht stehenden kürzeren Arm von vorn die in dem Abzüge
                              									befestigte Feder e5
                              									drückt. Hierdurch wird sein vorderes mit einem nach oben gerichteten Haken e versehenes Ende gehoben und vor die Spannrast d8 gebracht.
                           Zum Auswerfen der Patrone dient der Winkelhebel G.
                              									Derselbe wird durch den Druck des Verschluſsstückes bei dessen Niedergehen in
                              									Thätigkeit gesetzt und entspricht ganz den betreffenden Theilen anderer Hinterlader
                              									gleicher Art. Abweichend von letzteren versieht er aber noch die Aufgabe, das
                              									Verschluſsstück in niedergelegter Stellung zu erhalten, zu welchem Zwecke sein
                              									senkrechter Schenkel auſser dem zum Auswerfen der Patrone bestimmten Ansätze g1 noch eine Nase g2 besitzt, welche in
                              									eine Auslassung des Verschluſsstückes eingreift.
                           Was nun das Zusammenwirken der Schloſs- und Verschluſstheile betrifft, so wird behufs
                              									Ladens das Verschluſsstück D niedergedrückt. Hierbei
                              									dreht sich der Auswerfer G, die abgeschossene Patrone
                              									wird ausgeworfen, die Auswerferrast g2 legt sich in die betreffende Auslassung des
                              									Verschluſsstückes D, dieses wird in seiner Lage fixirt
                              									und das hintere Ende des Laufes frei zur Aufnahme einer frischen Patrone. Zugleich
                              									trifft die Nase d6 des
                              									Schlagbolzens den Laufansatz c2 und wird der Schlagbolzen mit seinem Kopfe so weit
                              									zurückgedrückt, daſs der Spannhaken sich vor die Rast des letzteren legt und ihn
                              									festhält. Hierbei ist
                              									die Schlagfeder gespannt. Wird nun die neue Patrone geladen, so wird dadurch der
                              									Auswerfer g1
                              									vorgebracht, sein Ansatz g2 aus der Auslassung des Verschluſsstückes
                              									entfernt, letzteres frei, durch die Feder d1 hochgeschnellt und der Lauf in Folge dessen
                              
                              									geschlossen. Der Schlagbolzen verharrt hierbei in seiner Stellung, seine Spiralfeder
                              									bleibt gespannt. Die Waffe ist nun zum Abfeuern fertig.
                           Zum Abfeuern wird der Abzug E zurückgezogen, seine
                              									Schultern legen sich auf die Schaftpfannen, wie oben beschrieben, die Lage des
                              									Verschluſsstückes wird dadurch gesichert. Zugleich trifft der Abzug auch das hintere
                              									Ende des Spannhakens, hebt dieses, dessen vorderes Ende geht nieder, der
                              									Schlagbolzen wird frei, durch seine Spiralfeder vorgeschleudert und die Patrone
                              									entzündet. Zur Handhabung der Waffe ist somit nur der eine Grifferforderlich: „das Verschluſsstück niederlegen“, da bei
                              									dem allen Einzelladern eigenen Griffe des Einbringens der Patrone der Verschluſs
                              									selbstthätig wieder hergestellt wird.
                           Eine Ruhestellung besitzt die Waffe nicht.
                           F.
                                 										Hentsch.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
