| Titel: | Ueber Neuerungen in der Eisenerzeugung. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 369 | 
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                        Ueber Neuerungen in der
                           								Eisenerzeugung.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 124 dieses
                           								Bandes.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel 38.
                        Neuerungen in der Eisenerzeugung.
                        
                     
                        
                           Verbesserungen in dem Verfahren zur Herstellung von Eisen
                                 										und Stahl und in den hierzu dienenden Oefen von C.
                                    										W. Siemens in London (* D. R. P. Nr. 2495 vom 4. November 1877). Im
                              									Anschluſs an die früheren Besprechungen dieses Verfahrens (1873 208 218. * 209 1.
                              									1875 217 69. 1878 230
                              									84. 181. 506) sei bemerkt, daſs es bei der Reduction der Eisenerze in rotirenden Oefen von groſser Wichtigkeit ist, daſs sich
                              									die Flamme frei in dem Arbeitsraum bewegt, damit ein gleichmäſsiger Hitzgrad erzeugt
                              									und eine vollständige Verbrennung der Gase erzielt wird, welche fast nur aus
                              									Kohlenoxyd bestehen, das theils von auſsen eingeführt, theils im Ofen selbst erzeugt
                              									ist. Dies wird dadurch erreicht, daſs der Durchmesser der rotirenden Kammer A (Fig. 1 Taf.
                              									38) so weit vergröſsert ist, daſs er der Länge derselben nahezu gleicht; ferner wird
                              									die Trennungsmauer b zwischen den zu- und abgehenden
                              									Gasen, wie Horizontal- und Querschnitt Fig. 2 und
                              										3 zeigen, mindestens 35cm dick gemacht
                              									und dadurch dem eintretenden Gasstrome erschwert, sofort wieder auszutreten.
                           Um die schnelle Zerstörung des Ofenfutters zu verhindern, wird der hintere Boden der
                              									rotirenden Kammer aus starken Eisenplatten hergestellt, auf welche ein U-förmiger
                              									Eisenring mit der Oeffnung nach auſsen angenietet wird. Ein gleicher Ring wird auf
                              									den festen Theil, welcher die Verbindung mit den Regeneratoren herstellt,
                              									aufgenietet. Beide Ringe bilden den Ofenhals. Durch ein durchlöchertes Rohr werden
                              
                              									Wasserstrahlen gegen diesen Hals und den Boden der rotirenden Kammer, sowie auch
                              									gegen den festen Theil, welcher die Verbindung mit den Regeneratoren herstellt,
                              									geleitet und dadurch Backstein- und Eisenoxydfütterung dieser Theile vor dem
                              									Schmelzen bewahrt.
                           Statt die Regeneratoren wie bisher aus aufgeschränkten Backsteinen aufzubauen, sind
                              									sie hier mit Zickzackkanälen H eingerichtet. Manchmal
                              									ist nur der obere Theil auf diese Weise hergestellt, da sich dort der aus der
                              									rotirenden Kammer kommende Staub am meisten absetzt; der übrige Theil wird dann wie
                              									gewöhnlich construirt, oder es wird die in Fig. 7 und
                              										9 Taf. 38 angegebene Anordnung des Aufschränkens der Backsteine gewählt.
                              									Um den Apparat zu vereinfachen, werden in manchen Fällen die Gasregeneratoren
                              									weggelassen und das Gas in fortdauerndem Strome durch einen aus feuerfestem Material
                              									construirten Kanal in die rotirende Kammer eingeführt. Dieser Kanal liegt zwischen
                              									den beiden Luftregeneratoren, deren Querschnitt und Heizfläche in diesem Falle
                              									vergröſsert wird. Die Generatoren G werden nahe an den
                              									Ofen gelegt, um jeden Wärmeverlust zu vermeiden, und zur Regelung der Gaszuströmung
                              									werden Ventile aus feuerfestem Thon verwendet. Die durch das Umsteuerungsventil h in die Zickzackkanäle eingetretene Luft geht erhitzt
                              									abwechselnd durch den einen der nach den Regeneratoren E und F führenden Kanäle c oder e, während die
                              									Verbrennungsgase jeweilig durch den anderen entweichen.
                           Gegen den hinteren Theil des Ofens um den Hals a
                              									desselben liegt ein ringförmiger Behälter aus Eisenblech f (Fig. 5 Taf.
                              									38), welcher mit Wasser gefüllt ist. Die Kammer ist zu diesem Zweck auf ihrem
                              									Umfange mit einer Reihe von Ventilen f2 versehen, welche, wie aus 
                              									Fig.
                                 										6 näher ersichtlich, durch Federn auf ihren Spitzen gehalten werden. Die
                              									Ventilstangen sind mit kleinen Rollen versehen, welche, wenn sie bei der Umdrehung
                              									der Kammer in die Höhe kommen, gegen eine feste Schiene f3 anstoſsen und von dieser niedergedrückt
                              									werden; dies öffnet die Ventile und hält dieselben eine Zeitlang offen, so daſs eine
                              									gewisse Menge des in der Kammer enthaltenen Wassers entweichen und in den Behälter
                              										z flieſsen kann, während frisches kaltes Wasser
                              									durch das Rohr f1 in
                              									dem Maſse, als die Oeffnungen unter demselben weggehen, zuflieſst und die Kammer
                              									kühl hält.
                           Die zur Erhitzung der Luft dienenden Regeneratoren E und
                              										F (Fig. 2)
                              									bestehen aus einer Anzahl horizontaler Kanäle H (Fig.
                                 										1 und 3) aus
                              									feuerfesten Steinen, durch welche die Feuergase nach dem zum Schornstein führenden
                              									Kanäle S abgehen. Zur Reinigung sind in den Mauern
                              									Oeffnungen angebracht, welche durch die Thüren g
                              									geschlossen werden können, während die gröſseren Thüren g1 mit Backsteinen und Sand verschlossen
                              									werden. Die oberen Kanäle sind höher als die unteren und werden durch Querriegel o (Fig. 1) aus
                              									Backsteinen versteift.
                           Der direct von der senkrechten Leitung i des Generators
                              										G führende Gaskanal d
                              									ist in der Scheidewand b angebracht, welche die beiden
                              									Regeneratoren von einander trennt, so daſs das Gas sich auf seinem Wege durch diesen
                              									Kanal etwas erwärmt, bevor es durch die vorspringende Düse d1 in die rotirende Kammer eintritt. Die
                              									Menge des zutretenden Brenngases wird entweder durch eine Klappe oder durch ein
                              									Ventil v im Kanal i
                              									geregelt. In dem Trichter t (Fig. 4) des
                              									Generators befinden sich zwei Beschickungsregulatoren, bestehend aus zwei
                              									cylindrischen Behältern, welche in einer äuſseren Hülse liegen und an einem Punkte
                              									ihres Umfanges eine groſse Oeffnung haben, so daſs, wenn man sie mit Hilfe der
                              									Schnecke und des Getriebes n abwechselnd dreht, sie
                              									sich aus dem Trichter mit Kohle füllen und ihren Inhalt alsdann in den Gasgenerator
                              									entleeren, welcher auf diese Weise in regelmäſsigen Zwischenräumen mit einer stets
                              									gleichen Menge Brennmaterial beschickt wird.
                           Die Darstellung des Eisens geschieht in folgender Weise. Nach
                              									Herstellung der Oxydfütterung beschickt man den Ofen mit Erz oder einem Gemenge von
                              									Erz und den Fluſsmitteln und Kohle oder anderen Reductionsmitteln, wozu es in
                              									manchen Fällen vortheilhaft ist, noch eine gewisse Menge von granulirtem Guſs in
                              									Bruchstücken zu fügen. Wenn nach 2 stündiger Heizung und Drehung die Reduction des
                              									Metalles vollendet ist, beginnen die Gangart des Erzes und die Fluſsmittel zu
                              									schmelzen und es entsteht eine verhältniſsmäſsige eisenarme Schlacke, welche man
                              									durch ein vorn am Ofen angebrachtes Abstichloch auslaufen läſst.
                           Hierauf wird zum Schweiſsen des Eisens der Hitzgrad und die
                              									Umdrehungsgeschwindigkeit vergröſsert, bis sich eine oder mehrere Luppen gebildet
                              									haben, welche alsdann herausgenommen und wie gewöhnlich gezängt werden. Wenn die
                              									Luppen zum Zängen nicht heiſs genug sind, so bringt man dieselben in einen
                              									Schweiſsofen mit Schlackensohle, was den Vortheil hat, daſs das Eisen vollständig von Schlacke
                              									gereinigt und in seinen physischen Eigenschaften verbessert wird. Die Zugabe von
                              									Guſseisen bezweckt die Erzielung eines heftigen Aufwallens des reducirten Eisens,
                              									wenn es sich zu Luppen formt; durch dieses Aufwallen wird die Ausstoſsung der
                              									fremden Stoffe erleichtert und überdies der Vortheil erzielt, daſs das auf diese
                              									Weise dargestellte Eisen einen Zusatz von etwas Kohlenstoff enthält, an welchem das
                              									direct aus den Erzen dargestellte Eisen stets Mangel hat.
                           Die Schlacke, welche nach Herausnahme der Luppen in dem Ofen
                              									zurückbleibt, ist verhältniſsmäſsig reich an Eisen; man vermengt dieselbe mit etwas
                              									Walzhammerschlag oder anderem reichhaltigen Eisenoxyd und läſst das Gemenge im Ofen
                              									erhärten, während man diesen entweder unter einem von auſsen aufgespritzten
                              									Wasserstrahl langsam dreht, oder indem man ihn in Ruhe läſst, wenn man eine flache
                              									Stelle in der Fütterung herstellen will, durch welche das Rutschen der folgenden
                              									Beschickung vermieden wird. Dieses Rutschen wird auch dadurch verhindert, daſs man
                              									in das stehende Bad der noch flüssigen Schlacke groſse Stücke von Eisenerz oder
                              									anderen feuerfesten Stoffen einwirft.
                           Soll flüssiges Metall gewonnen werden, so ist eine Fütterung von
                              									Kohlenstoff am geeignetsten. Dieselbe kann von dem aus den Gasretorten kommenden
                              									Graphit, von Koke oder Anthracit gemacht werden. Zu diesem Zwecke werden die Stoffe
                              									pulverisirt, mit feuerfestem Thon oder Theer vereinigt, an Ort und Stelle
                              									festgestampft und dann erhitzt.
                           Der Schmelzofen, welchen C. W.
                                 										Siemens jetzt zur Umwandlung von Eisen in Stahl mit Zugabe von Guſs und
                              									Roherz und mit oder ohne Zugabe von Abfalleisen verwendet, unterscheidet sich, wie
                              									die Schnitte Fig. 7 und
                              										8 Taf. 38 zeigen, dadurch von den früheren Oefen, daſs sich jede
                              									Luftzuströmungsöffnung k von ihrem Regenerator K hinter einer entsprechenden Oeffnung l der Gasregeneratoren L
                              									erhebt, so daſs der wagrechte Luftstrom oberhalb des senkrechten Gasstromes in den
                              									Ofen eintritt. Ferner ist wesentlich, daſs jede Lufteinmündung breiter ist als die
                              									entsprechende Gaseinmündung, so daſs das Gas von der Luft auf drei Seiten umhüllt
                              									wird. Die Schaulöcher m hinter den Luftkanälen werden
                              									durch Stopfen verschlossen. Die Regeneratoren bestehen aus einer Reihe senkrechter
                              									Wände aus feuerfesten Steinen, welche, wie Fig. 7 und
                              										9 zeigen, durch enge Zwischenräume von einander getrennt sind und durch
                              									feuerfeste Querriegel versteift werden. Sie sind so eingerichtet, daſs die auf- oder
                              									absteigenden Ströme oftmals getheilt werden und alle Theile derselben mit der
                              									Oberfläche der Wände, von welchen sie Wärme empfangen, oder denen sie ihre Wärme
                              									abgeben, in Berührung kommen. In Folge dessen können die Regeneratoren viel leichter
                              									gereinigt werden, als bei den früheren Constructionen der Fall war. Die
                              									Luftregeneratoren K können dieselbe Einrichtung haben.
                              									Da dieselben jedoch der Ablagerung des Ofenstaubes weniger ausgesetzt sind, so
                              									können sie in der bisherigen Weise mit Aufschränkungen gebaut werden. Zwischen den
                              									beiden Regeneratorpaaren befindet sich ein Kanal n,
                              									welcher mit den Hohlräumen o unter und an den Seiten
                              									der Ofensohle in Verbindung steht, so daſs die Luft in diesen Räumen sich frei
                              									bewegen kann, wodurch Sohle und Wände des Ofens wirksam kühl gehalten werden. Sollte
                              									Metall durch die Sohle abflieſsen, so fällt dasselbe auf eine zu diesem Zweck in dem Kanäle n aufgeschüttete Sandschicht, von wo es leicht entfernt
                              									werden kann.
                           An der Seite der Schmelzkammer sind Oeffnungen q (Fig.
                                 										8 und 10) in
                              									solcher Höhe angebracht, daſs man die auf dem Metallbade schwimmenden Schlacken
                              									entweder ununterbrochen oder zeitweilig ablassen kann, ohne daſs man das Metallbad
                              									selbst abzustechen braucht.
                           Hat man sich durch eines der bekannten Mittel davon überzeugt,
                              
                              									daſs das Metall hinlänglich entkohlt ist, so sticht man dasselbe in eine Gieſskelle
                              									ab, welche mit feuerfestem Thon gefüttert und im Innern durch eine Gasflamme zur
                              									Rothglut erhitzt wird. ½ Stunde vor dem Abstich wirft man reichhaltiges Spiegeleisen
                              									und kieselhaltiges Ferromangan in kleinen Stücken in die Gieſskelle und vertheilt
                              									dasselbe auf dem Boden der Kelle, woselbst es erhitzt und dann von dem aus dem Ofen
                              									kommenden Metalle leicht in Fluſs gebracht wird. Der übrige Theil des Spiegeleisens
                              									wird dem Metallbade vor dem Abstiche zugesetzt.
                           Die erforderliche Menge des beizugebenden kieselhaltigen
                              									Ferromangans hängt von dem Silicium- und Mangangehalte ab, welchen man dem Metalle
                              									zu geben wünscht, und einer der Hauptvortheile dieses Processes besteht darin, daſs
                              									das Mangan oder Silicium sich nicht oxydiren kann, man daher im Stande ist, dem
                              									Metalle eine vorher ganz bestimmbare Menge Mangan und Silicium beizugeben.
                              									Gleichzeitig wird dabei an Mangan gespart und die Fabrikationsmittel werden
                              									vereinfacht.
                           Will man alte Eisen- oder Stahlschienen oder andere Abfälle in
                              									Guſsstahl umwandeln, so bringt man einen Theil derselben in den Ofen und füllt den
                              									Rest noch im Verhältniſs von 3 Th. Eisen oder Stahl zu 1 Th. Guſs. Es ist rathsam,
                              									diese Stoffe vorher zu erhitzen, ehe man sie in den Ofen bringt. Man ändert hierauf
                              									nach Bedarf die Natur des Bades durch Zugabe von Metall oder Erzen vor dem Einführen
                              									von Spiegeleisen oder Ferromangan, welches in der oben angegebenen Weise bewirkt
                              									wird.
                           Schachtofen zum Reinigen von Roheisen. Wenn man nach
                              										Fr. Krupp in Essen (* D. R. P. Kr. 7117 vom 1.
                                 									August 1878) in einem Schachtofen, welcher mit Eisenerzen, Bauxit, Magnesia,
                              									Kohlenschiefer oder einem anderen basischen Futter ausgestampft ist, oder ein
                              									vorwiegend aus Kohlenstoff bestehendes Futter hat, oder aber aus einem
                              									doppelwandigen Gefäſse besteht, zwischen dessen Doppelwänden sich Kühlwasser bewegt
                              									und dessen Herd oder Vorherd eine basische oder neutrale Ausstampfung hat, Roheisen
                              									mit basischen Eisenoxyden mit oder ohne Zuschlag von Manganoxyden und Kalk
                              									herunterschmilzt, so verliert das Eisen den gröſsten Theil seines Gehaltes an
                              									Mangan, Silicium, Schwefel und Phosphor. Auſserdem wird ein Theil des Erzes reducirt
                              									und so das Ausbringen vergröſsert. Ob der Kohlenstoff des Eisens angegriffen wird,
                              									ist bei dieser Reinigung im Schachtofen gleichgültig, da hier bei genügender Koke
                              									das Schmelzproduct stets mit einer Temperatur in den Herd oder Vorherd gelangen
                              									muſs, die höher ist als der Schmelzpunkt des Endproductes, möge dieses nun Guſseisen
                              									oder schon Stahl sein. Das im Schachtofen zu reinigende Eisen braucht daher kein
                              									Mangan zur Conservirung des Kohlenstoffes zu enthalten. Das Eisen würde nur dann an
                              									seiner Dünnflüssigkeit verlieren, wenn noch im Herde oder Vorherde eine wesentliche
                              									Entkohlung stattfände. Am besten wird sich für das vorliegende Verfahren der Ofen mit gekühltem Schachte
                              									ohne Ausfütterung des Schmelzraumes eignen, da sich hier die Wände von selbst mit
                              									einer Erzschicht überziehen und somit alle Reparatur im Schmelzraum vermieden wird.
                              									Als Boden des Schachtes kann man ebenfalls ein Kühlgefäſs anwenden und einen mit
                              									Kohlenfutter versehenen, leicht auswechselbaren Vorherd.
                           Der obere Theil eines solchen Ofens A (Fig. 11
                              									Taf. 38) ist an der Gichtbühne B aufgehängt; der Wind
                              									tritt rund um den Schacht durch den Schlitz a ein. Das
                              									flüssige Eisen läuft durch das in der Mitte des gekühlten Schachtbodens befindliche
                              									Loch b in den fahrbaren Vorherd B, welcher bei c gegen den Schacht durch eine
                              									leichte Ausschmierung abgedichtet wird.
                           Um die Reinigung möglichst vollkommen zu machen, empfiehlt es sich durch eine hoch
                              									angebrachte Düsenreihe die eigentliche Schmelzzone des Ofens möglichst in die Höhe
                              									zu rücken, so daſs die Beschickung schon über dieser Hauptdüsenreihe schmilzt,
                              									während eine oder mehrere untere Düsenreihen nur dazu dienen, das geschmolzene Eisen
                              									nachzuheizen. Da man aber in der Höhe des Ofens beschränkt ist, so kann man mit
                              									Vortheil einen Etagenofen derart anwenden, daſs der
                              									untere Ofenschacht den Vorherd des oberen Ofenschachtes bildet. Beim Austreten aus
                              									einem oberen Schachte kann man das Eisen mit dem Erz in den unteren Schacht laufen
                              									lassen, in welchem Falle man nur den Weg der flüssigen Massen verlängert, oder man
                              									kann bei diesem Austreten auch wieder durch einen Ueberfall das Eisen von der
                              
                              									Schlacke trennen.
                           Einen solchen Ofen zeigt Fig. 12
                              									Taf. 38 im Durchschnitt. Eisen und Erz werden zuerst in dem Schacht A heruntergeschmolzen. Das flüssige Eisen läuft,
                              									während die Schlacke in den Schlackenüberfall D durch
                              									das Loch a abflieſst, bei b in den zweiten Schacht B des Etagenofens,
                              									in welchem es mit frischem Erz und Koke heruntergeschmolzen wird. Das fertig
                              									gereinigte Eisen gelangt durch den Schlackenüberfall E
                              									bei d in den fahrbaren Vorherd C, während die Schlacke bei c überflieſst.
                              									Beide Schächte des Ofens sind mit oberen Haupt- und unteren Nebendüsen versehen.
                              									Durch diese Doppelreinigung kann ein Eisen mit 1,6 Proc. Phosphor leicht auf 0,1
                              									Proc. gebracht werden, da jeder Ofen etwa 75 Procent des Phosphorgehaltes
                              									entfernt.
                           In einem niedrigen kleinen Versuchsofen ohne Vorherd mit einem
                              									Futter von Graphit wurden aus einem Roheisen von untenstehender Zusammensetzung
                              									folgende Abstiche erhalten:
                           
                              
                                 
                                 Roheisen
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 3,73
                                 3,43
                                 3,43
                                 3,00
                                 3,40
                                 3,40
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,47
                                 0,002
                                 0,002
                                 0,004
                                 0,005
                                 0,002
                                 
                              
                                 Mangan
                                 3,56
                                 0,45
                                 0,35
                                 0,128
                                 0,210
                                 0,470
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,25
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,60
                                 0,273
                                 0,20
                                 0,136
                                 0,187
                                 0,210.
                                 
                              
                           Das Reinigungserz hatte 98,2 Proc. Eisenoxyd, 0,1 Proc.
                              									Manganoxydul, 0,1 Proc. Kalk, 0,54 Proc. Phosphorsäure, 1,1 Proc. Wasser und Gangart. Beim
                              									Herunterschmelzen der ersten 600k Eisen war der
                              									Ofen noch sehr wenig gefüllt, so daſs, wie Analyse I zeigt, noch 0,273 Proc.
                              									Phosphor in dem abflieſsenden Eisen enthalten waren. Besser stellte sich der zweite
                              									Abstich des schon mehr gefüllten Ofens, während erst der dritte (III) als völlig
                              									normal angesehen werden kann; das Eisen war dünnflüssig und trennte sich vollkommen
                              									von der Schlacke. Bei IV und V war der von den flüssigen Massen im Ofen durchlaufene
                              									Weg wieder kürzer, in Folge dessen der Phosphorgehalt wieder etwas gröſser. Die an
                              									Phosphor reichste Schlacke, welche erhalten wurde, hatte folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 17,60 
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 41,28 
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                 26,30 
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 7,25 
                                 
                              
                                 Kalk
                                 1,46 
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,36 
                                 
                              
                                 Phosphorsäure
                                 5,28 
                                 
                              
                                 Schwefel
                                  0,66.
                                 
                              
                           Das Zuschlagen von Kalk bei dem Processe wird den Gebrauch von bedeutend weniger Erz
                              									ermöglichen, da die Kieselsäure der Kokes dann von Kalk und nicht von Erz gebunden
                              									wird.
                           Dieses Reinigungsverfahren kann nach Krupp auch am
                              									Hochofen in der Weise ausgeführt werden, daſs man das aus dem Hochofen flieſsende
                              									Eisen durch einen hohen, mit Erz und Kokes oder mit Erzbriquettes gefüllten
                              									Cupolofen oder Etagenofen laufen läſst, oder indem man das Eisen in eine Pfanne
                              									absticht, diese über einen Cupolofen bringt und das Eisen durch eine möglichst
                              									kleine Oeffnung in den Cupolofen auslaufen läſst. Das Verfahren eignet sich ferner
                              									nicht nur für die weitere Verarbeitung des flüssigen Eisens im Siemens-Martin-Ofen
                              									oder im vereinigten Flamm- und Bessemer-Ofen u. dgl., es eignet sich auch ganz
                              									besonders für den Puddelproceſs, bei welchem dann nochmals Phosphor entzogen wird.
                              									Aus dem Cupolofen kann man ganz nach Bedarf das gereinigte Eisen entnehmen und es
                              									flüssig in den Puddelofen bringen, dessen Herd, da das Eisen fast frei von Mangan
                              									und Silicium ist, nicht in der Weise angegriffen werden kann, wie es sonst beim
                              									Beschicken mit flüssigem Eisen der Fall ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
