| Titel: | Expansionssteuerung von Druitt Halpin in London. | 
| Autor: | M-M. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 409 | 
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                        Expansionssteuerung von Druitt Halpin in
                           									London.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 40.
                        Halpin's Expansionssteuerung.
                        
                     
                        
                           Als Dampfvertheilungsorgan dient ein eigenthümlich geformter Flach Schieber, als
                              									Bewegungsmechanismus ein mit normalem Voreilen aufgekeiltes Excenter und die Halpin'sche Steuerung (Fig. 1 bis
                              										5 Taf. 40) gehört somit, ungeachtet ihres complicirten Ansehens, zu den
                              									positiven Steuerungen mit oscillirender Bewegung eines einzigen
                              									Dampfvertheilungsorgans. Aber der Schieber ist derart geformt, daſs die
                              									Einströmungskanten, unabhängig von der die Ausströmung besorgenden Schiebermuschel,
                              									eine besondere Bewegung annehmen können, und die Excenterbewegung gelangt, nach zwei
                              									verschiedenen Richtungen zerlegt, auf die Steuerung zur Einwirkung, so daſs dieselbe
                              									Wirkung erzielt wird, als ob die Ausströmung von einem fixen Excenter, die
                              									Einströmung dagegen mit besonderem Schieber durch ein mit variabler Voreilung vom
                              									Regulator stellbares Excenter gesteuert würde.
                           Zu diesem Zwecke erhalten Schiebergesicht und Schieber die aus Fig. 4 und
                              										5 ersichtliche Form; die mittlere nahezu kreisförmige Oeffnung des
                              									Schiebergesichts Fig. 4
                              									bildet die Ausströmung, ihr entspricht im Schieber (in Fig. 5 in
                              									der Draufsicht gezeichnet) die punktirte Contur der Schiebermuschel und die
                              									Bedienung der Ausströmung findet, sowie der Schieber in der Achse xy hin- und herbewegt wird, in gewöhnlicher Weise
                              									statt. Wird nun gleichzeitig mit diesem geradläufigen Gang dem Schieber eine
                              
                              									oscillirende Bewegung um den Mittelpunkt des Schiebermuschelkreises ertheilt, so
                              									wird selbstverständlich die Ausströmsteuerung nicht im geringsten beeinfluſst,
                              									während die Einströmung in einfachster Weise hierdurch variabel gemacht wird. Denkt
                              									man sich nämlich den Schieber in der Richtung von links nach rechts über das
                              									Schiebergesicht geschoben, so wird nach Ueberschreiten der Mittelstellung zunächst
                              									die rechte Kante der Schiebermuschel über die beiden zum rechten Cylinderende
                              									führenden Fenster des Schiebergesichtes treten und so die Ausströmung dieses
                              									Cylinderendes einleiten. Hierauf gelangen die Einströmkanten α und β des Schiebers über die entsprechenden
                              									Kanten a und b der zum
                              									linken Cylinderende führenden Einströmkanäle und eröffnen hier den Dampfzutritt.
                              									Falls nun der Schieber
                              									allein unter dem Einflüsse der geradlinigen Bewegung arbeiten könnte, würde nunmehr
                              									der Einströmkanal immer weiter eröffnet und, entsprechend der geringen Voreilung des
                              									Excenters, nahezu volle Füllung gegeben. Dies ist jedoch thatsächlich nicht der Fall
                              									und der Schieber erhält, durch einen oberhalb der Schiebermuschel angebrachten
                              									Zapfen z, eine nach rechts oder links gerichtete kleine
                              									Verdrehung.
                           Findet nämlich, im Augenblicke des Oeffnens der linken Einströmkanäle, eine Drehung
                              									des Schiebers nach rechts statt, so wird die Oeffnung beschleunigt und die Füllung
                              									vermehrt, andererseits bei nach links gerichteter Drehung die Oeffnung verlangsamt,
                              									die Füllung vermindert und zwar um so mehr, je gröſser der Verdrehungswinkel gewählt
                              									wird, bis endlich der Kanal überhaupt nicht mehr geöffnet wird. Indem der Betrag der
                              									Verdrehung von der Stellung des Regulators abhängig gemacht wird, ist die
                              									selbstthätige Regulirung der Expansion leicht zu erzielen.
                           Die constructive Ausführung dieses geistreichen Gedankens ist in Fig. 1 bis
                              										3 dargestellt. Der Schieber wird in einem concentrisch der
                              									Schiebermuschel aufgesetzten Zapfen von dem Schieberrahmen erfaſst, welcher im
                              									Schieberkasten passend geführt und von der Stange des Steuerexcenters in normaler
                              									Weise bewegt wird. Ein zweiter oben befindlicher Zapfen z des Schiebers steht durch ein kurzes Gelenk mit einer zweiten
                              									Schieberstange in Verbindung, welche die abwechselnde Drehbewegung des Schiebers
                              									einleitet. Dieselbe ist nämlich auſserhalb des Schieberkastens mit einem Winkelhebel
                              									verbunden, welcher in dem Verbindungsbolzen von Vertheilungsschieberstange und
                              									Excenterstange gelagert ist und an seinem anderen Ende von einer Lenkerstange
                              									erfaſst wird. So nimmt die obere Schieberstange einerseits an der hin- und
                              									hergehenden Bewegung der unteren Schieberstange theil, empfängt jedoch auſserdem
                              									noch eine relative Bewegung, welche die gewünschte Verdrehung des Schiebers
                              
                              									hervorruft. Zu diesem Zwecke ist die am unteren Ende des Winkelhebels angreifende
                              									Lenkerstange auf und nieder zu bewegen, was dadurch geschieht, daſs dieselbe mit dem
                              									einen Arme eines Hebelkreuzes verbunden ist, das durch eine besondere Excenterstange
                              									von der Scheibe des Steuerexcenters angetrieben wird und gleichzeitig mit einem
                              									dritten Hebelarme die Bewegung der Kesselspeisepumpe besorgt. Das im Maschinenbette
                              									fix gelagerte Hebelkreuz hat constanten Ausschlag und die zum Winkelhebel führende
                              									Lenkerstange erhält dadurch variablen Hub, daſs sie mittels des Regulators in einer
                              									Coulissenbahn dem Drehpunkt des Hebelkreuzes mehr oder weniger genähert wird. Je
                              									gröſser der Hub, desto geringer wird die Füllung und ist derart die Regulirung der
                              									Expansion mit geringem Kraftaufwand zu besorgen.
                           Von Constructionseinzelheiten ist die einfache Form des Excenterbügels
                              									bemerkenswerth, ferner die Plungerführung der Schieberstange im Angriffpunkt der
                              									Exenterstange und endlich die eigenthümliche Construction des Dampfcylinders.
                              									Derselbe ist aus zwei Theilen hergestellt, dem eigentlichen Cylinderkörper sammt dem
                              									Schiebergesicht und dem Cylindermantel, welcher gleichzeitig den Schieberkasten
                              									bildet; beide Theile sind gesondert an das Bett angeschraubt und nur durch das
                              									Auströmrohr (Fig. 3) mit
                              									einander verbunden. Zwischen Cylinder und Mantel streicht überall frischer
                              									Kesseldampf hindurch und, um die Wärmeaufnahme zu vermehren, hat sowohl der
                              									Cylinderkörper, als der hintere Deckel Rippen angegossen; der Kolben ist, wie aus
                              										Fig. 2 ersichtlich, entsprechend ausgenommen. (Nach Engineering, 1879 Bd. 27 S. 481.)
                           
                              
                                 M-M.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
