| Titel: | Neuerungen an Siederohr-Putz- und Fräsmaschinen. | 
| Autor: | J. P. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 420 | 
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                        Neuerungen an Siederohr-Putz- und
                           								Fräsmaschinen.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 42.
                        Neuerungen an Siederohr-Putz- und Fräsmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die in Fig. 1 und
                              										2 Taf. 42 nach dem Organ für die Fortschritte des
                                 										Eisenbahnwesens, 1879 S. 140 dargestellte Maschine ist nach Elbe's System von Zobel,
                                 										Neubert und Comp. in Schmalkalden gebaut und dient zum Putzen (Reinigen)
                              									der Locomotiv-Siederöhren von Kesselstein und gleichzeitig zum Anfräsen von deren
                              									Enden behufs Anlöthens der Kupferstutzen.
                           Sie besteht aus einem Spindelstock A
                              									mit hohler Spindel, welche an jedem Ende einen Centrirkopf trägt, so daſs das durch
                              									diese Spindel gesteckte Rohr schnell centrisch eingespannt wird. Der Spindelstock
                              									steht auf einem kurzen Stück Wange, welche einen Handkreuzsupport B trägt zum Ab- und Anfräsen der Kupferstutzen und
                              									Rohrenden. Während diese ohnehin nöthige Arbeit auf der einen Seite vorgenommen
                              									wird, vollzieht sich das Reinigen an der anderen Hälfte des Rohres selbstthätig
                              									durch den sogenannten Putzwagen C.
                           Derselbe läuft mit seinen Rollen auf den prismatisch gehobelten
                              									Schienen der längeren Wange und trägt auf seiner Platte ein System eigentümlich
                              									schräg gestellter, am Umfange verzahnter Guſsstahlrollen, welche durch Federn an das
                              									Rohr gepreſst werden. Der Umfang dieser Rollen wickelt sich auf dem Rohr
                              									spiralförmig ab, lockert dabei den festen Kesselstein, bewegt dadurch den Wagen
                              									vorwärts und zieht das Rohr durch ein zweites System von Schabern, welche auch durch
                              									Federn angedrückt werden und das Putzen sodann vollenden. Der Federdruck ist
                              									verstellbar. Der Wagen bleibt stehen, sobald das Rohr geputzt ist und die Rollen vom
                              									Rohr abgelaufen sind, so daſs der Arbeiter beim Fräsen nicht gestört wird.
                           
                           Ein Arbeiter vermag bei geringer Uebung in der Schicht etwa 100
                              									Stück Röhren zu putzen. Bei der erfahrungsmäſsigen Zweckdienlichkeit dieses
                              									Apparates empfiehlt es sich da, wo in den Werkstätten schon besondere Fräsmaschinen
                              									vorhanden sind, dieselben mit der Einrichtung des beschriebenen Putzwagens zu
                              									vereinigen. Die prismatisch gehobelte Wange läſst sich leicht durch Abhobeln zweier
                              									alter Eisenbahnschienen herstellen, welche auf Füſse gestellt sodann die Wange
                              									bilden.
                           Die in Fig. 3 bis
                              										8 Taf. 42 dargestellte Maschine nach H.
                                 										Esser's System (* D. R. P. Nr. 5259 vom 27. October 1878) wird von Gschwindt und Comp. in Karlsruhe gebaut und dient
                              									allein zum Reinigen der Siederöhren.
                           Das Verfahren besteht darin, daſs das mit Kesselsteinansatz
                              									behaftete Rohr mit gewöhnlichen Kieseln oder anderen Steinen umgeben und sodann in
                              									schnelle Rotation (etwa 600 Umdrehungen in der Minute) versetzt wird, während die
                              									Kiesel an das Rohr angedrückt und an demselben hin- und hergeführt werden und ein
                              									Wasserstrahl zwischen den Kieseln durchgeleitet wird. Die Steine reiben und drücken
                              									den Kesselstein vom Rohre in kleinen Stückchen ab und diese werden durch das Wasser
                              									weggespült.
                           Das inkrustirte Rohr a ist von den in
                              									einem trogartigen Support b gelagerten Kieselsteinen
                              									rings umgeben; der Support kann mittels Zahnstange d
                              									und Getriebe e an der ganzen Länge des Bettes der
                              									Maschine von Hand leicht hin- und hergeführt werden, wodurch die Kiesel an dem Rohre
                              									hin- und hergeschoben werden. Das Rohr ist in einer Drehbank eingespannt und erhält
                              									mittels geeigneten Antriebsmechanismus eine schnelle rotirende Bewegung. Der mit
                              									einem Gewicht beschwerte Deckel f des Supports b drückt die Kiesel an das Rohr; die Zu- und Ableitung
                              									des Wassers ist bei g und h angegeben. Das Rohr i ist von Kautschuk und
                              									so aufgehängt und an die Wasserleitung angeschlossen, daſs es dem Support auf seinem
                              									ganzen Wege längs des Bettes folgt; so geht ein ununterbrochener Wasserstrahl in den
                              									kleinen, die Kieselsteine enthaltenden Trog. Dieser Trog ist nach oben durch den
                              									schon genannten Deckel f abgeschlossen, während an den
                              									Seiten verstellbare Backen k, welche dem jeweiligen
                              									Durchmesser der zu reinigenden Röhren angepaſst sind, das Herausfallen der
                              									Kieselsteine verhindern.
                           Das Einspannen des Rohres geschieht in der Weise, daſs dasselbe
                              									auf der einen Seite von den drei Klauen l eines
                              									Spannkopfes, welche gleichzeitig durch einen bei m
                              									eingesteckten Schlüssel zugespannt werden können, erfaſst wird, während auf der
                              									anderen Seite durch das Handrad n, Zahnstange o und Getriebe p der
                              									conische Dorn q in das Rohr eingetrieben und am
                              									Zurückgehen durch das Sperrrad r (Fig. 3)
                              									verhindert wird. Wenn das Rohr eingespannt oder ausgespannt werden soll, wird die
                              									Sperrklinke s (Fig. 6) in
                              									das Sperrrad t eingelegt, damit sich die Antriebspindel
                              									nicht drehen kann, während der Spannkopf auf- oder zugedreht wird.
                           Ein Arbeiter reinigt mit Leichtigkeit 80 bis 120 Röhren je nach
                              									der Länge und dem Kaliber derselben in einer 10stündigen Arbeitszeit, wobei aas
                              									vorherige Richten, Hohlen und Abstellen der Röhren mit inbegriffen ist.
                           Zum Anfräsen der Rohrenden wird von Gschwindt und Comp. eine eigene Fräsmaschine gebaut, welche unabhängig von
                              									der Putzmaschine arbeitet und in Fig. 9 und
                              										10 Taf. 42 dargestellt ist.
                           Die Arbeiten, welche damit ausgeführt werden können, sind
                              									folgende: 1) Das Abschneiden der ganzen Röhren auf Maſs. 2) Das Abschneiden der
                              									stützen. 3) Das Conisch-Anfräsen von Stutzen. 4) Das Conisch-Anfräsen der Röhren von
                              									innen. 5) Das Aufbörteln der Röhren. 6) Das Cylindrisch-Anfräsen der Stutzen. 7) Das
                              									Abfräsen der Börtel nach dem Löthen.
                           Die Maschine besteht aus einem auf einem Bett aufgesetzten
                              									Spindelstock mit Riemenscheiben-Antrieb; die Spindel desselben ist hohl, um die
                              									Siedeten Hindurch stecken zu können; in das vordere Ende der hohlen Spindel ist ein Centrirkopf
                              
                              									gesteckt, in welchem die Backen durch eine Spindel mit rechtem und linkem Gewinde
                              									vorwärts und rückwärts bewegt werden können. Mit diesem Spannkopfe werden theils die
                              									auf Länge abzuschneidenden Siederöhren, sowie diejenigen, welche zu Stutzen
                              									geschnitten werden, eingespannt, theils dient derselbe auch dazu, die Werkzeuge zum
                              									Fräsen und Aufbörteln aufzunehmen.
                           Dem Spindelstocke gegenüber ist ein Support, der von Hand mit
                              									Zahnstange und Getriebe auf dem Bette hin und her bewegt werden kann. Der Support
                              									trägt in zwei einander gegenüber stehenden Lagern, deren Achse horizontal und
                              									rechtwinklig zur Spindel des Spindelstockes steht, zwei kleine Cylinder, welche
                              									durch gemeinschaftlichen Räderantrieb und durch Schrauben von Hand in der Weise
                              									verstellbar sind, daſs sie gleichzeitig der Mittellinie der Maschine näher oder
                              									ferner gerückt werden können.
                           In die eben erwähnten Cylinder wird das Werkzeug zum Abschneiden
                              									der Siederöhren und Stutzen festgespannt. Dasselbe besteht aus 3 Stahlscheiben,
                              									welche nach Art der bekannten Rohrabschneider geformt sind und ebenso wie diese
                              									wirken; der bei dieser Art des Abschneidens nach dem Innern des Rohres sich bildende
                              									Grath wird durch eine in das Rohr eingeführte Fräse weggenommen. Ferner dienen beide
                              									Cylinder auch zur Aufnahme von Backen, um die Siederöhren sowie die Stutzen während
                              									des An- und Ausfräsens festzuhalten, bei welcher Arbeit das Werkzeug sich dreht und
                              									das zu bearbeitende Stück feststeht.
                           Während des Arbeitens mit der Maschine sind zu beiden Seiten in
                              									der Längsrichtung derselben je zwei Böcke aufgestellt zum Auflegen der Röhren.
                           Im Anschluſs kann noch erwähnt werden die
                              									Maschine zum Scheuern der Innenwand metallener Röhren von W.
                                    										C. Allison in Philadelphia (* D. R. P. Nr. 8715 vom 26. August 1879).
                           In das im Innern zu scheuernde horizontal liegende Rohr wird ein
                              									zweites Rohr geführt, das unten mehrere Oeffnungen besitzt, durch welche das
                              									Scheuermaterial in das zu scheuernde Rohr gelangen kann; letzteres wird um seine
                              									Achse gedreht und durch die Reibung des Scheuermaterials auf der Innenfläche dieses
                              									Rohres gereinigt. Damit sich das Scheuermaterial auf die ganze Länge des Rohres
                              
                              									gleichmäſsig vertheilt, bewegt sich das innere Rohr in der Richtung der Achse hin
                              									und her.
                           
                              
                                 J. P.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
