| Titel: | Zur Kenntniss der Thone und Thonwaaren. | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 445 | 
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                        Zur Kenntniſs der Thone und
                           								Thonwaaren.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 294 dieses
                           								Bandes.)
                        Zur Kenntniſs der Thone und Thonwaaren.
                        
                     
                        
                           Vergleichende Untersuchungen einiger Ziegelmaterialien im
                                 										rohen und gebrannten Zustande. (Schluſs.) Bemerkenswerth sind die Versuche,
                              									welche W. Olschewsky über die Widerstandsfähigkeit der
                              									vier (S. 294 d. Bd.) genannten Thone im gebrannten Zustande ausführte. Die
                              									Einwirkung von Frost konnte im milden Winter 1878/9 nicht sicher festgestellt
                              									werden. Die Probesteine wurden nun zunächst 8 Tage lang mit kochendem Wasser
                              									behandelt, dann allmählich getrocknet, gewogen und zerrissen. Die erhaltenen
                              									Resultate sind in folgender Tabelle zusammengestellt.
                           
                              
                                 Thon von
                                 Brenn-schwindung
                                 Zerreiſs-querschnitt
                                 Gewichtdes Steines vordem Kochenmit
                                    											Wasser
                                 Gewichtdes Steines nachdem Kochen
                                 Gewichtsverlust
                                 Festigkeitdes Steines
                                 Festigkeit desSteines nach
                                    											demKochen
                                 Differenzder Festigkeiten
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 qc
                                 g
                                 g
                                 g
                                 k/qc
                                 k/qc
                                 k/qc
                                 
                              
                                 Siegersdorf
                                 – 6,0– 6,0– 7,2– 7,8– 8,0– 8,0
                                 3,783,783,683,633,613,61
                                 100,2632  99,5340  98,1005  99,3464101,0327100,7385
                                 100,2496  99,5310  98,0985  99,3464101,0327100,7382
                                    0,0136   0,0030   0,0020   –  
                                    											–   0,0003
                                 39,839,850,154,255,455,4
                                 37,440,348,753,851,256,4
                                 – 2,4+ 0,5– 1,4– 0,4– 4,2+
                                    											1,0
                                 
                              
                                 Osterode
                                 + 0,5+ 0,9+ 0,9– 2,5– 3,6–
                                    											5,0
                                 4,384,424,424,104,003,88
                                 112,4911112,8707111,4805112,1870111,9955112,1438
                                 112,2365112,6421111,2825112,1034111,9590112,1105
                                    0,1546   0,2286   0,1980  
                                    											0,0836   0,0365   0,0333
                                 18,416,216,256,172,285,3
                                 17,816,415,958,771,081,2
                                 – 0,6+ 0,2– 0,3+ 2,6– 1,2–
                                    											4,1
                                 
                              
                                 Rathenow
                                 + 1,0+ 1,0+ 0,5+ 0,4– 1,0–
                                    											1,8– 3,3
                                 4,234,234,194,174,053,983,85
                                 103,0802102,7430103,9826102,3530102,5387102,3392101,3065
                                 102,8274102,4998103,7814102,1456102,4117102,2655101,2337
                                    0,2528   0,2432   0,2012  
                                    											0,2074   0,1270   0,0737   0,0728
                                 25,125,128,829,438,647,659,1
                                 23,626,830,327,535,245,861,2
                                 – 1,5+ 1,7+ 1,5– 1,9– 3,4–
                                    											1,8+ 2,1
                                 
                              
                                 Eberswalde
                                 + 0,5+ 0,2+ 0,9+ 0,9+ 0,9–
                                    											1,9– 1,4– 6,0
                                 4,544,514,584,584,584,324,363,95
                                 121,3648121,1885122,6296120,9407122,2435122,4775120,2886121,7045
                                 120,9200120,8234122,4100120,4417122,0184122,4983120,3124121,7434
                                    0,4448   0,3651   0,2196  
                                    											0,4990   0,2251+ 0,0208+ 0,0238+ 0,0389
                                 16,517,614,414,414,433,931,353,4
                                 16,116,013,311,313,934,231,152,3
                                 – 0,4– 1,6– 1,1– 3,1– 0,5+
                                    											0,3– 0,2– 1,1
                                 
                              
                           Eine Schwächung der Festigkeit zeigt sich demnach nur beim
                              									Thon von Eberswalde. An löslichen Salzen enthalten die Thone von Siegersdorf 0,14
                              									Proc., Osterode 0,14, Rathenow 0,09 und Eberswalde 013 Proc., für die verwendeten
                              									Steinchen daher 0,14, 0,16, 0,092 und 0g,158. Die
                              										Siegersdorf er
                              									Steinchen verloren aber nicht annähernd so viel, so daſs also hier selbst beim
                              									Schwachbrand die löslichen Salze gröſstentheils zur Silicatbildung gedient hatten.
                              									Beim Osteroder Thon wurden beim Schwach- und Mittelbrand wenig mehr als 0g,16 entzogen, ohne Abnahme der Festigkeit. Dem
                              									Thon von Rathenow entzog aber kochendes Wasser wesentlich mehr als 0g,092, so daſs es scheint, als ob hier etwas von
                              									der Thonsubstanz gelöst sei. Weit stärker noch ist dieses gröſsere Lösungsvermögen
                              									beim Thon von Eberswalde. Dies erklärt sich theils durch Lösen von gebildetem
                              									Aetzkalk und Gyps, theils aber auch durch die zersetzende Wirkung des Wassers auf
                              									das Kalksilicat. Beim Trocknen nahmen diese mit Wasser behandelten Klinker, wohl
                              									vermöge ihres nunmehr aus dem beim Brennen gebildeten, durch das Wasser aber wieder
                              									zersetzten Kalksilicates Kohlensäure aus der Atmosphäre auf und wurden dadurch
                              									schwerer.
                           Man wird aus diesen Versuchen wohl schlieſsen dürfen, daſs auch kaltes Wasser unter
                              									Mitwirkung der darin enthaltenen Kohlensäure ähnlich auf die Steine einwirken wird.
                              									Bei Kalk haltigen Thonen wird diese Einwirkung eine stärkere sein als bei Kalk
                              									freien; sie wird ferner meist um so schneller verlaufen, je schwächer der Stein
                              									gebrannt und je gröſser die durch die poröse Beschaffenheit bedingte Angriffsfläche
                              									ist. Mindestens ist Hartbrand erforderlich, um die Steine gegen Wasser
                              									widerstandsfähig zu machen; ja vom Eberswalder an Kalk reichen Thon werden selbst
                              									die Klinker noch angegriffen. Immerhin bleibt es gerathen, selbst bei Verwendung
                              									besserer Steine für Hochbauten, durch gute Isolirung das Eindringen von Feuchtigkeit
                              									in die Steine möglichst zu verhindern.
                           Die Probesteine wurden ferner 4 Monate lang in eine 2,5 procentige Salzsäure gelegt;
                              									die dabei beobachteten Erscheinungen sind in der Tabelle auf S. 447
                              									zusammengestellt.
                           Auf den Thon von Siegersdorf wirkt demnach verdünnte Salzsäure fast gar nicht ein.
                              									Beim Osteroder Thon ist die Salzsäure nach 4 Monaten gelb geworden, hat somit
                              									beträchtliche Mengen Eisen ausgezogen. Die Einwirkung ist um so geringer, je höher
                              									die Brenntemperatur war, je geringer daher die Porosität ist. Dem entsprechend wird
                              									auch der Thon von Rathenow wegen seiner geringeren Porosität etwas schwächer
                              									angegriffen als der Osteroder. Die Salzsäure ist hier ebenfalls gelb geworden, hat
                              									daher auch Eisenoxyd gelöst. Die Abnahme der Festigkeit ist etwas geringer als beim
                              									Osteroder Thon. Beim Thone von Eberswalde trübt sich die verdünnte Salzsäure
                              									allmählich durch sich abscheidende Kieselsäure und bildet nach 4 Monaten eine dicke
                              									Gallerte. Der Gewichtsverlust ist mit Ausschluſs der Klinker bei gleich groſser
                              									Porosität ein nahezu gleicher, so daſs dieser Thon durch höhere Brenntemperatur wohl
                              									nicht widerstandsfähiger gegen verdünnte Salzsäure gemacht werden kann. Erst beim
                              									Klinkerbrand
                           
                           
                              
                                 Thonmaterialvon
                                 Brenn-schwindung
                                 Zerreiſs-querschnitt
                                 Steingewicht vorder Behandlungmit
                                    											Salzsäure
                                 Steingewichtnach derBehandlung
                                 Gewichts-differenz durchdie
                                    											Einwirkung
                                 Festigkeit
                                 Festigkeit nachder Behandlung
                                 Festigkeits-differenz durchdie
                                    											Einwirkung
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 qc
                                 g
                                 g
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                                 k/qc
                                 k/qc
                                 k/qc
                                 
                              
                                 Siegersdorf
                                 6,06,05,97,07,88,0
                                 3,783,783,793,703,633,61
                                 100,3080100,1265  99,4495  99,3145  98,7868100,2314
                                 100,2884100,1134  99,4388  99,3114  98,7853100,2310
                                 0,01960,01310,01070,00310,00150,0004
                                 39,839,839,449,654,255,4
                                 37,738,241,650,852,454,6
                                 – 1,1– 1,6+ 1,8+ 1,2– 1,8–
                                    											0,8
                                 
                              
                                 Osterode
                                 + 0,5+ 1,0+ 1,0– 2,7– 2,7–
                                    											3,0– 5,0
                                 4,384,434,434,084,084,053,88
                                 112,9317111,3680113,9572110,0410109,9805110,4220111,0895
                                 112,4230110,9900113,3260109,6950109,6195110,1380110,9465
                                 0,50870,37800,63120,34600,36100,28400,1340
                                 18,415,615,657,257,260,085,3
                                 15,614,212,054,855,762,482,1
                                 – 2,8– 1,4– 3,6– 2,4– 1,5+
                                    											2,4– 3,2
                                 
                              
                                 Rathenow
                                 + 0,9+ 0,8+ 0,1– 1,0– 1,8–
                                    											3,3
                                 4,224,214,144,053,983,85
                                 102,1400102,2625103,4550101,9124  99,9678102,4285
                                 101,7532101,8630103,1236101,6378  99,6840102,3645
                                 0,38680,39950,33140,27460,28380,0640
                                 25,826,533,038,647,659,1
                                 24,424,831,938,946,361,2
                                 – 1,4– 1,7– 1,1+ 0,3– 1,3+
                                    											2,1
                                 
                              
                                 Eberswalde
                                 + 1,0+ 0,7+ 0,8+ 0,0– 2,0–
                                    											2,0– 6,0– 5,0– 5,0
                                 4,594,564,574,494,314,313,954,064,06
                                 122,5020123,4980122,0125122,3790121,6385119,3880124,1035120,2430118,9535
                                 117,9200119,2100117,6700117,9460117,1200115,1800123,6200119,3400119,9400
                                 4,58204,28804,34254,43304,51854,20800,48350,90301,0135
                                 14,015,815,418,534,434,453,449,349,3
                                 6,76,77,88,325,523,947,746,845,3
                                 – 7,3– 9,1– 7,6– 10,2– 8,9–
                                    											10,5– 5,7– 2,5– 4,0
                                 
                              
                           wird der Gewichtsverlust wegen der dichteren Beschaffenheit
                              									etwas geringer. Die Festigkeitsschwächung ist sehr bedeutend; ja durch längere
                              									Behandlung mit Salzsäure würde der Stein voraussichtlich völlig zerfallen. Kalk
                              									haltige Thone können demnach der Einwirkung verdünnter Salzsäure nicht
                              									widerstehen.
                           Bei der Behandlung mit verdünnter Salpetersäure zeigten sich im Wesentlichen
                              									dieselben Erscheinungen; nur war die Einwirkung namentlich auf den Thon von
                              									Eberswalde geringer als für Salzsäure.
                           Bei der Behandlung mit 2,5 procentiger Schwefelsäure zeigten sich die in der Tabelle
                              									S. 448 zusammengestellten Erscheinungen.
                           Eigentümlich ist die Gewichtszunahme der Siegersdorfer Steine, auffallend aber für
                              									den Thon von Eberswalde die starke Gewichtszunahme und eine damit verknüpfte
                              									bedeutende Festigkeitszunahme. Die Gewichtszunahme erklärt sich wohl dadurch, daſs
                              									der im Schwächend Mittelbrand enthaltene Aetzkalk Gyps gebildet hat, welcher in den
                              									Porenräumen auskrystallisirt ist und dadurch verkittende Wirkungen ausübt. Diese
                              									Erscheinung, daſs Thon, welcher viel kohlensauren Kalk 
                           
                              
                                 Thonmaterialvon
                                 Brenn-schwindung
                                 Zerreiſs-querschnitt
                                 Steingewicht vorder Einwirkungmit
                                    											Schwefel-säure
                                 Steingewichtnach derEinwirkung
                                 Gewichts-differenz durchdie
                                    											Einwirkung
                                 Festigkeit
                                 Festigkeit nachder Einwirkung
                                 Festigkeits-differenz durchdie
                                    											Einwirkung
                                 
                              
                                 
                                 Proc.
                                 qc
                                 g
                                 g
                                 g
                                 k/qc
                                 k/qc
                                 k/qc
                                 
                              
                                 Siegersdorf
                                 – 5,8– 6,0– 6,0– 7,0– 8,0– 8,0
                                 3,803,783,783,703,613,61
                                   97,8637  99,6157  99,7640  97,2104  99,2631  97,8090
                                   98,0250  99,8555  99,8975  97,2940  99,3512  97,9005
                                 + 0,1613+ 0,1598+ 0,1335+ 0,0836+
                                    											0,0890+ 0,0915
                                 38,939,839,849,655,455,4
                                 40,237,938,850,256,254,3
                                 + 1,3– 0,9– 1,0+ 0,6+ 0,8–
                                    											1,1
                                 
                              
                                 Osterode
                                 + 0,9+ 1,3– 2,2– 3,4– 4,0–
                                    											5,0
                                 4,424,464,124,023,983,88
                                 111,5327111,3511110,7670110,1429110,3784111,8631
                                 110,9100110,8520110,5085109,8900110,1230111,7975
                                 – 0,6224– 0,4991– 0,2585– 0,2529–
                                    											0,2554– 0,0656
                                 16,114,151,963,276,085,3
                                 15,312,150,464,574,282,8
                                 – 0,8– 2,0– 1,5+ 1,3– 1,8–
                                    											2,5
                                 
                              
                                 Rathenow
                                 + 1,0+ 0,0+ 0,2– 1,4– 2,7–
                                    											3,2
                                 4,234,204,154,013,893,85
                                 101,3605101,9995101,3629101,9835101,3495102,2760
                                 101,2665101,8740101,2570101,8375101,2125102,1840
                                 – 0,0940– 0,1255– 0,1059– 0,1460–
                                    											0,1370– 0,0920
                                 25,127,132,642,954,458,2
                                 24,727,834,841,753,257,6
                                 – 0,4+ 0,7+ 2,2– 1,2– 1,2–
                                    											0,6
                                 
                              
                                 Eberswalde
                                 + 1,1+ 1,0+ 0,2– 1,7– 2,0–
                                    											6,0
                                 4,604,594,514,334,313,95
                                 124,9990124,2850123,9910124,0246122,3793123,6789
                                 126,6455126,2355126,0345123,8532122,2160123,5000
                                 + 1,6465+ 1,9505+ 2,0435– 0,1714–
                                    											0,1633– 0,1289
                                 13,814,017,632,334,453,4
                                 20,722,721,531,834,154,6
                                 + 6,9+ 8,7+
                                    											3,9– 0,5– 0,3+ 1,2
                                 
                              
                           enthält, nach dem Brennen durch Behandlung mit verdünnter
                              									Schwefelsäure fester wird, dürfte für einige Zwecke praktisch brauchbar sein.
                           Bei der Behandlung mit verdünntem Ammoniak zeigten sämmtliche Steine eine geringe
                              									Gewichtszunahme, auch eine gröſsere Festigkeit, die beim Thon von Eberswalde sogar
                              									um 7 k/qc stieg.
                              									Diese Erscheinungen erklären sich vielleicht durch Bildung Wasser haltiger Silicate.
                              									Weitere Versuche in dieser Richtung sind jedenfalls sehr wünschenswerth.
                           Zur Klinkerfabrikation, H. Rasch (Thonindustriezeitung, 1879 S. 473) hat Versuche darüber
                              									angestellt, auf welche Weise aus einem gegebenen Thon ein möglichst dichter Stein
                              									hergestellt werden könne, ob namentlich durch Trockenpressung oder Handstrich. Ein
                              									auf einer Tittelbach'schen Presse aus lufttrocknem Thonpulver hergestellter Stein
                              									wog 3565g bei 1880cc Inhalt, so daſs 100cc 190g wogen. Derselbe Thon, mit Wasser zu einem
                              									streichrechten Brei durchgearbeitet und dann ohne Druck zu einem Mauerziegel
                              									gestrichen, wog getrocknet bei 1345cc dagegen
                              										2775g; 100cc
                              									wogen daher 206g. Derselbe Thon, durch kräftige
                              									Hammerschläge in einer kleinen Eisenform möglichst zusammengepreſst zu einem Würfel
                              									von 1cc, wog 2g,44, für 100cc somit 244g. Nimmt man diese letztere Probe als frei von Luft an, so befanden sich
                              									in 100cc bei den trocken gepreſsten Steinen 78cc Thon und 22cc
                              									Porenraum, bei den durch Handstrich hergestellten dagegen 84cc Thon. Bei der Verarbeitung eines lufttrocknen
                              									Thonpulvers zu Mauersteinen mittels sogen. Trockenpressen wird somit die Lagerung
                              									der einzelnen Thontheilchen nicht so dicht als in einem getrockneten Steine, welcher
                              									durch Verarbeitung desselben Thones in dem Weichheitsgrade hergestellt wurde, wie er
                              									bei der Handstreicherei erforderlich ist.
                           Bei einem anderen Thon wurde eine Walzenpresse bester Construction und Handstrich
                              									verglichen; 100cc der lufttrocknen Steine wogen
                              										192g von der Walzenpresse, durch Handarbeit
                              									hergestellt aber 199g.
                           Glasiren von Thonwaaren. W. Olschewsky (Töpfer- und Zieglerzeitung, 1879 S. 319) erinnert
                              									daran, daſs eine Glasur stets der Beschaffenheit des Thones, für den sie dienen
                              									soll, entsprechen muſs. Der Schmelzpunkt der Glasur soll stets mit der Temperatur
                              									zusammenfallen, bei welcher die Thonsubstanz im Thone bei genügender Erweichung
                              									einen möglichst vollkommenen Porenschluſs unter Einhaltung der scharfen Form des
                              									Werkstückes dient.
                           Erdglasuren wurden namentlich von Seger (1878 229 451.
                              									1879 234 464) untersucht. Salzglasuren werden nur für Thone mit hohem Schmelzpunkt
                              									verwendet, Bleiglasuren für leicht schmelzbare Thone. Sehr wesentlich ist die
                              									Beschaffenheit des Glasursandes. Der als bewährt bekannte Sand von Malchin in
                              									Mecklenburg hat folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Bestandtheile
                                 Gesammt
                                 In Schwefelsäure
                                 
                              
                                 unzersetzbar
                                 zersetzbar
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 83,88 Proc.
                                 75,99 Proc.
                                 7,89 Proc.
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   8,78
                                   3,89
                                 4,89
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   1,49
                                 –
                                 1,49
                                 
                              
                                 Kalk
                                   0,75
                                 –
                                 0,75
                                 
                              
                                 MagnesiaAlkalien
                                   0,41  1,69
                                   1,24
                                 0,86
                                 
                              
                                 Wasser und organische Substanz
                                   3,20
                                 –
                                 3,20
                                 
                              
                           Im Vergleich mit dem Fürstenwalder Sand (vgl. 1878 229 454) ergeben sich demnach folgende
                              									Einzelbestandtheile:
                           
                              
                                 
                                 Sandvon Fürstenwalde
                                 Sandaus Mecklenburg
                                 
                              
                                 Quarz
                                       76,98 Proc.
                                      67,27 Proc.
                                 
                              
                                 Glimmer
                                         7,00
                                      13,65
                                 
                              
                                 Thonsubstanz
                                       16,02
                                      19,08
                                 
                              
                           Die im Schöne'schen Schlämmapparat ausgeführte Schlämmanalyse
                              									ergab folgende Korngröſsen:
                           
                           
                              
                                 
                                 Sandvon Fürstenwalde
                                 Sandaus Mecklenburg
                                 
                              
                                 Korngröſsen über    0mm,2
                                            0,2 Proc.
                                            0,38 Proc.
                                 
                              
                                         „          von 0,2   bis 0,04
                                 57,5
                                 32,70
                                 
                              
                                         „            „   0,04 bis 0,02
                                 27,4
                                 30,90
                                 
                              
                                         „            „   0,02 bis 0,01
                                   6,4
                                 28,98
                                 
                              
                                         „         unter       0,01
                                   8,5
                                   6,93
                                 
                              
                           Der verhältniſsmäſsig groſse Gehalt des Sandes an Glimmerblättchen erleichtert die
                              									Aufschlieſsung des Sandes bedeutend. Soll jedoch ein solcher Sand für weiſse
                              									Glasurmassen Verwendung finden, so setzt man etwas Kochsalz zu, wodurch beim
                              									Einschmelzen das Eisenoxyd gröſstentheils als Eisenchlorid verflüchtigt wird.
                           Die Farben der persischen Fliesen, Die persischen oder
                              									Rhodoser Fliesen, welche auf dem Sandstein artigen, fast 90 Proc. Kieselsäure
                              									enthaltenden Scherben mit einer Engobe von fast gleicher Farbe versehen sind, zeigen
                              									unter einer Bleiglasur, deren Zusammensetzung etwa einem Zweiundeinhalbsilicat
                              									entspricht, wenige, aber schöne Farben. Nach Lindhorst
                              										(Thonindustriezeitung, 1879 S. 311) finden sich auf
                              									den Fliesen Kobaltblau, Kupferblau, Kupfergrün, Antimongelb, Eisenroth,
                              									Manganviolett und zu den Conturen Schwarz, welches letztere ein Chromschwarz zu sein
                              									scheint, hergestellt durch Glühen von Chromeisenstein.
                           Das Dunkelblau läſst sich durch Fritten von Kobaltoxyd mit der Glasur der Flieſsen
                              									herstellen, ebenso Kupferblau und Kupfergrün, welche sich nur durch den gröſseren
                              									oder geringeren Gehalt an Kupferoxyd unterscheiden; setzt man der Fritte etwas
                              									Potasche hinzu, so erhält man ein schöneres Blau. In entsprechender Weise erhält man
                              									das Manganviolett aus Braunstein, welches namentlich durch Zusatz von etwas Salpeter
                              									zur Fritte eine schöne Farbe gibt. Das Gelb erhält man durch Vermischen von
                              									Neapelgelb mit einem Gemenge aus 1 Th. gebrannnten weiſsen Thon, 2 Th. Sand und ⅓
                              									der Glasur, bis der gewünschte gelbe Thon erreicht ist. Wird über dieses Gelb
                              									Kupferblau gelegt, so erhält man Grün und durch Zusatz von etwas Kobaltblau
                              									blaugrüne Töne. Eisenroth wird erhalten durch Mischen des beim Gelb genannten
                              									Gemenges mit Ocker; nimmt man statt der Ocker das durch Glühen von Eisenvitriol
                              									erhaltene Eisenoxyd, so erhält man ein etwas dunkleres Roth als das der alten
                              									Fliesen.
                           Mosaiken aus Steinmasse. Th. Holzhüter und Ratay (Thonindustriezeitung, 1880 S. 19) stellen Mosaiken mittels kleiner, nur
                              										1qc groſser, scharfkantiger und sehr hart
                              									gebrannter Steine aus Mettlacher Material her. Die Mosaiksteinchen werden auf den
                              									colorirten oder mit Nummern für die einzelnen Farben auf einer Platte ausgebreiteten
                              									Zeichnungen, nach der Art einer Stickarbeit, von Mädchen mit den farbigen
                              									Steinwürfeln besetzt und diese, nachdem sie in einen passenden Rahmen eingeschlossen
                              									sind, mit einer Schicht Cementmörtel überzogen. Es entstehen dadurch Platten von
                              									einer Gröſse bis zu 1qm, die für Fuſsböden und
                              									Wandbekleidungen an einander gefügt werden, und bei welchen die nur mit ganz
                              									schwachen Fugen eingebetteten farbigen Steinwürfel auf der ebenen Fläche ein
                              									farbiges Muster darstellen. Die milden Farben und die verhältniſsmäſsig billige
                              									Herstellbarkeit derartiger Mosaiken ermöglichen eine ausgedehntere Verwendbarkeit
                              									derselben gegenüber den Glasmosaiken, namentlich zu Fuſsbodenbelägen.
                           Chamotte-Gasretorten. Bekanntlich versuchten die
                              									Engländer schon vor etwa 60 Jahren statt der eisernen Retorten solche, die aus
                              									feuerfestem Thon in einem Stück hergestellt waren. Vielfach wurde versucht, die
                              									Retorten aus einzelnen kleinen Steinen oder Platten zu mauern, oder aus kurzen,
                              									hinter einander gesetzten Rohrstücken herzustellen. Heute sind fast überall die aus
                              									einem Stück bestehenden Thonretorten eingeführt.
                           Nach A. Heintz (Thonindustriezeitung, 1879 S. 343) darf das Retortenmaterial beim Anheizen
                              									und Ausgehen der Oefen, beim Laden und Graphitentfernen nicht leicht Sprünge
                              									bekommen, bei anhaltender höchster Betriebstemperatur weder schwinden, noch bis zur
                              									Formveränderung erweichen öder gar schmelzen. Für Retorten werden Schieferthone nur
                              									in England benutzt; in Deutschland verwendet man fette, plastische, ferner gewisse
                              									magere, an Kieselsäure reiche Thone und Kaoline. In der Regel wird ein Theil
                              									ungebrannter Thon mit 1,5 bis 2 Th. Chamotte gemischt.
                           Das Formen geschieht noch heute am vortheilhaftesten durch Handarbeit. Die Formen
                              									sind meist von Holz, stellenweise mit Eisen beschlagen; nur selten trifft man ganz
                              									eiserne oder Gypsformen. Bei der Benutzung von Mantel und Kern, wobei die Retorte
                              									stehend geformt wird, hat man auch kurze, dem horizontalen Querschnitt nach mehrfach
                              									getheilte Kerne, deren Theile durch Bänder, Keile oder Spannklinken und, so lange es
                              									nöthig ist, durch kleine Centrirungskeile festgestellt werden. Mit dem Höherarbeiten
                              									der Retorte rückt man mit dem kurzen Kern ebenfalls höher nach.
                           Die Wandstärke jeder einzelnen Retorte muſs, abgesehen von Kopf und Boden, durchaus
                              									gleichmäſsig sein und wird in der Regel zwischen 55 und 75mm gewählt. Eine Ausnahme ist es, wenn die dem
                              									Feuer im Betrieb später zuzukehrende Seite der Retorte eine um mehrere Centimeter
                              									dickere Wandstärke absichtlich erhält als die entgegengesetzte. So nimmt man auch
                              									wohl in ein und demselben Gasofen für die der Hitze und Stichflamme ausgesetzten
                              									Stellen Retorten von widerstandsfähigerem Querschnitt und stärkerer Wandung als für
                              									die weniger heiſsen Plätze. Nach dem Formen glättet und dichtet man die Oberfläche
                              									der Retorte, besonders die innere, um das feste Ansetzen des Graphits zu verringern
                              									und seine zeitweise Entfernung zu erleichtern. Auch gibt man wohl den Retorten eine
                              									Glasur. Indeſs darf dieselbe, wie es leider stellenweise geschieht, keine
                              									leichtflüssige Blei- oder Lehmglasur sein, sondern es ist einer schwer schmelzbaren
                              									sogen, ordinären Porzellanglasur als einer wesentlich dauerhafteren der Vorzug zu
                              									geben.
                           Die fertig geformten Retorten werden langsam und allmählich getrocknet, in der Regel
                              									mehrere Wochen. Man bringt sie dann auf eigens dazu construirten Wagen liegend oder
                              									besser aufrecht stehend sorgfältig in den Brennofen, erhitzt sie hier stehend bis zu
                              									einer Temperatur, die höher sein muſs als jene, welcher sie später im Betriebe
                              									ausgesetzt sind, weil sonst alsdann ein Nachschwinden und sehr erhebliches Springen
                              									mit weitklaffenden Rissen zu befürchten ist. Während des Garbrennens muſs andauernde
                              									Weiſsglut gehalten werden, der Ofen so construirt und der Einsatz und die
                              									Feuerführung so bewerkstelligt sein, daſs in jedem Stadium des Brandes die Hitze auf
                              									alle Theile einer Retorte gleichmäſsig einwirkt.