| Titel: | Rundschau auf dem Gebiete der Bierbrauerei; von Victor Griessmayer. | 
| Autor: | Victor Griessmayer | 
| Fundstelle: | Band 235, Jahrgang 1880, S. 452 | 
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                        Rundschau auf dem Gebiete der Bierbrauerei; von
                           									Victor
                              								Grieſsmayer.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 379 dieses
                           								Bandes.)
                        Greiſsmayer, Rundschau auf dem Gebeite der Brauerei.
                        
                     
                        
                           Mittheilungen aus dem Carlsberger Laboratorium.
                           
                              1) Ueber die Diastase; von J.
                                    											Kjeldahl.
                                 									
                              Das Messen der Fermentkraft. (Schluſs von S. 387 d.
                                 										Bd.) Gemäſs der weiter oben gefundenen Reductionskraft setzt sich die in der
                                 										Flüssigkeit enthaltene Trockensubstanz zusammen aus 15 Proc. Maltose und 85
                                 										Proc. Dextrin, während sie in dem mit 4cc
                                 										Malzauszug durchgeführten Versuche 63 Proc. Maltose und 37 Proc. Dextrin
                                 										enthält. Diesen Zahlen entsprechen nach O'Sullivan
                                 										die Drehungen α (D) =
                                 										184,5° und 157°. Die directe Beobachtung ergab nach Abzug der Correctur α (D) = 185° und 158°.
                                 										Im ersteren Falle wurde die Flüssigkeit durch Jod dunkelblau, im zweiten
                                 										hellgelb gefärbt. Da man die wirkliche Drehung dadurch fand, daſs man in beiden
                                 										Fällen für Dextrin den Werth α (D) = 193° annahm, so scheint dies die Annahme O'Sullivans zu bestätigen, daſs alle Substanzen,
                                 										welche wir mit dem Namen „Lösliche Stärke und Dextrin“ bezeichnen,
                                 										dieselbe Rotation besitzen.
                              Bei einer anderen Versuchsreihe wurden immer 100cc Versuchsflüssigkeit (mit 33 Proc. Trockensubstanz und 0,31 Proc.
                                 										Zucker) in Verwendung genommen und sodann auf 130cc gebracht. Der Zuwachs an Zucker und die Differenz betrug
                                 										hierbei:
                              
                              
                                 
                                    
                                    Zuwachs
                                    Differenz
                                    
                                 
                                    0,25cc Malzauszug
                                       												lieferten
                                     0,18g
                                    –
                                    
                                 
                                    0,50             „             „
                                    0,35
                                    0,17
                                    
                                 
                                    0,75             „             „
                                    0,52
                                    0,17
                                    
                                 
                                    1,00             „             „
                                      0,685
                                      0,165
                                    
                                 
                                    1,25             „             „
                                    0,82
                                      0,135
                                    
                                 
                                    1,50             „             „
                                    0,93
                                    0,11
                                    
                                 
                                    2,00             „             „
                                    1,04
                                    –
                                    
                                 
                              Drückt man diese Differenzen durch eine Curve aus, so findet man, daſs sich
                                 										dieselbe nach dem Zuwachse auf 0g,685, der von
                                 											1cc Malzauszug bewirkt wird, von der
                                 										geraden Linie entfernt Dies kommt aber davon her, daſs dadurch schon eine
                                 										Reductionskraft von 28 und hiermit die Grenze des Proportionalitätsgesetzes
                                 										erreicht ist.
                              So sind wir denn nunmehr in den Besitz einer Methode gelangt, Welche es
                                 										ermöglicht, den Reichthum verschiedener Lösungen an Diastase zu bestimmen, den
                                 										Werth verschiedener Malzsorten hiernach zu klassificiren und die Entwicklung
                                 										dieses Fermentes während des Mälzens zu verfolgen u. dgl.
                              Um die im Malze befindliche Diastase vollständig in Lösung zu bringen, bediente
                                 										sich Kjeldahl folgender Methode: Auf je 25g fein gemahlenes Darrmalz nahm er 1000cc Wasser (destillirt) und digerirte es damit
                                 										verschiedene Zeiten lang unter öfterem Umrühren. Diese Auszüge filtrirten
                                 										anfangs trübe, wurden aber öfters aufs Filter zurückgebracht, bis sie klar
                                 										abliefen. Dann wurde der Zuckergehalt derselben bestimmt und nun je 15cc auf Kleister einwirken gelassen und der
                                 										Zuwachs an Zucker in der Flüssigkeit notirt:
                              
                                 
                                    
                                    Dauer der Digestion
                                    Zuwachs an Zucker
                                    
                                 
                                    Nr. 1
                                    ½ Stunde
                                     0,863g
                                    
                                 
                                     „   2
                                              4 Stunden
                                    1,055
                                    
                                 
                                     „   3
                                              6     „
                                    1,098
                                    
                                 
                                     „   4
                                            12     „
                                    1,105
                                    
                                 
                              Man sieht hieraus, daſs ½ Stunde nicht genügt, um alle
                                 										Diastase in Lösung zu bringen, daſs man sich aber mit 6 Stunden begnügen kann,
                                 										da man nach 12 Stunden nicht viel mehr erhält.
                              Bei Untersuchungen von Grünmalz oder überhaupt von Gerste in ihren verschiedenen
                                 										Keimungsstadien ist das Verfahren verwickelter, weil das Rohmaterial hier sehr
                                 										wasserreich ist und sich nicht leicht mahlen läſst. Man zerdrückt das feuchte
                                 										Korn, wiegt dann 25g von der so erhaltenen
                                 										Paste, befeuchtet nun einzelne Portionen derselben mit Wasser, bis das Ganze –
                                 										ausgenommen einige Kügelchen – eine homogene Masse bildet, welche man nun mit
                                 										Wasser auf ein Gewicht von 1025g bringt. Indem
                                 										man so immer 1000g Wasser zufügt, begeht man
                                 										allerdings einen Irrthum, da man den schon vorhandenen Wassergehalt
                                 										unberücksichtigt läſst; doch beträgt derselbe nur 1 Proc. Selbstverständlich
                                 										muſs man immer eine Wasserbestimmung im Korne vornehmen, um die gefundenen
                                 										Werthe auf Malztrockensubstanz umrechnen zu können. – Eine andere Methode
                                 										besteht darin, das feuchte Korn in mäſsig warmem Räume in dünner Schicht auszubreiten.
                                 										Man unterbricht so den Keimungsproceſs in sehr kurzer Frist, und nach einigen
                                 										Tagen sind die Körner so trocken, daſs man sie leicht mahlen kann.
                              Aus den früheren Versuchen ersieht man, daſs 1cc,5 Malzauszug (oder 15cc des
                                 										dünneren Auszuges von 1 Th. Malz auf 40 Th. Wasser) in beiden Fällen einen
                                 										Zuckerzuwachs von ungefähr 1g erzielt hatten.
                                 										Verfasser bezeichnet daher mit 100 diejenige Diastasemenge, welche in einem
                                 										Malze enthalten ist, von dessen Auszug 15cc (1
                                 										: 40) bei der Einwirkung auf 200cc Kleister
                                 											1g Zucker erzeugen. Man muſs daher bei den
                                 										betreffenden Analysen so viel Auszug nehmen, daſs man ungefähr 1g Zucker erhält. Bei Malzproben, die in ihrer
                                 										Wirkung nicht viel verschieden sind, nimmt man also 15cc. Findet man mehr, so müssen eben weniger
                                 										Cubikcentimeter Auszug genommen werden, bis man in die Nähe von 1g gekommen ist. Z.B. 15cc liefern 1g,9, daher zu viel; nun nimmt man 7cc,5 und erhält 1g,11 Zucker, hat
                                 										also in der Probe 2\times \frac{1,11}{1,00}\times 100=222. –
                                 										Wendet man nur 100cc Versuchsflüssigkeit an,
                                 										so ist die Diastase = 100, da 7cc,5 des
                                 										Auszuges (1 : 40) einen Zuckerzuwachs von 0g,5
                                 										geben.
                              Fermentkraft der Gerste. Es ist bekannt, daſs auch
                                 										ungekeimte Gerste Diastase enthält; ja es ist mehr davon in derselben enthalten,
                                 										als man gewöhnlich annimmt. So gaben 15 bis 22cc eines Auszuges aus ungekeimter Gerste, welcher etwa 3,3 Proc.
                                 										Trockensubstanz in 100cc enthielt, in 200cc Versuchsflüssigkeit je 0,63 und 0g,9 Zucker. Diese Gerste enthielt daher
                                 											\frac{15}{22}\times 90=61 Diastase, und da sie einen
                                 										Wassergehalt von 13,5 Proc. aufwies, so betrug die Diastase auf Trockensubstanz
                                 										berechnet 70. Zehn verschiedene Gerstenproben, auf diese Art untersucht,
                                 										lieferten merkwürdiger Weise dieselben Diastasemengen. Hieraus erklärt sich
                                 										auch, warum Gerste, die bei gewöhnlicher Temperatur nur ungefähr 8 Proc. Extract
                                 										an Wasser abgibt, bei 60° mehr als 50 Proc. Extract liefert, was beinahe ihrem
                                 										gesammten Stärkegehalte gleichkommt. Das Filtriren dieser Gerstenauszüge ist
                                 										noch schwieriger als das der Malzauszüge; doch bekommt man sie schlieſslich
                                 										vollständig klar.
                              Die Behauptung O'Sullivan's, daſs die Stärke von der
                                 										Diastase nur dann angegriffen werde, wenn sie vorher in Kleister verwandelt
                                 										wurde, ist nicht richtig, wenigstens nicht für die Stärke der Cerealien (wie
                                 										Jeder weiſs, der in einen Maischbottich mit Verstand blickt); Kartoffelstärke
                                 										ist allerdings schwieriger zu verflüssigen.
                              Entwicklung der Fermentkraft während der Bereitung des
                                    											Malzes. Um das Wachsthum der Diastase während des Keimens zu verfolgen,
                                 										nahm man alle Morgen um 9 Uhr in der Brauerei eine Probe von demselben Haufen und, um je
                                 										eine Durchschnittsprobe zu erhalten, nahm man 2 bis 3k in kleinen Portionen von verschiedenen
                                 										Stellen des Haufens. Diese Menge wurde dann wieder in gleicher Weise ausgesucht,
                                 										bis man zwei Proben von 25g und eine dritte
                                 										kleinere zur Wasserbestimmung gewonnen hatte. Die Diastase wurde in den beiden
                                 										ersten bestimmt und geben die unten angeführten Zahlen das Mittel aus beiden
                                 										Bestimmungen:
                              A) Im feuchten Zustande zerdrücktes Grünmalz.
                              
                                 
                                    Tage auf derTenne
                                    Trockensubstanzim Malze
                                    Fermentkraft
                                    Zuwachs der Fermentkraft(auf
                                       												Malztrockensubstanz)
                                    
                                 
                                    des feuchtenMalzes
                                    des wasserfreienMalzes
                                    
                                 
                                    1
                                    54 Proc.
                                      38
                                      70
                                    –
                                    
                                 
                                    2
                                    56
                                      41
                                      73
                                      3
                                    
                                 
                                    3
                                    54
                                      43
                                      80
                                      7
                                    
                                 
                                    4
                                    57
                                      60
                                    105
                                    25
                                    
                                 
                                    5
                                    58
                                      87
                                    150
                                    45
                                    
                                 
                                    6
                                    60
                                    114
                                    190
                                    40
                                    
                                 
                                    7
                                    60
                                    132
                                    220
                                    30
                                    
                                 
                                    8
                                    62
                                    140
                                    226
                                      6
                                    
                                 
                              (Die wasserfreie Gerste enthielt 74 Diastase.)
                              B) In dünner Schicht rasch getrocknetes und dann auf der
                                 										Mühle gemahlenes Grünmalz.
                              
                                 
                                    Tage auf derTenne
                                    Trockensubstanzim Malze
                                    Fermentkraft
                                    Zuwachs an Fermentkraft
                                    
                                 
                                    des feuchtenMalzes
                                    des wasserfreienMalzes
                                    
                                 
                                    1
                                    53 Proc.
                                      36
                                      68
                                    –
                                    
                                 
                                    2
                                    54
                                      36
                                      67
                                      1
                                    
                                 
                                    3
                                    57
                                      43
                                      75
                                      8
                                    
                                 
                                    4
                                    60
                                      59
                                      98
                                    23
                                    
                                 
                                    5
                                    59
                                      83
                                    140
                                    42
                                    
                                 
                                    6
                                    62
                                    113
                                    183
                                    43
                                    
                                 
                                    7
                                    60
                                    127
                                    211
                                    28
                                    
                                 
                                    8
                                    62
                                    135
                                    218
                                      7
                                    
                                 
                              (Fermentkraft der entwässerten Gerste = 73.)
                              Die Fermentkraft der Gerste blieb daher ungefähr dieselbe nach 3 Tagen Weiche und
                                 										änderte sich nur unbedeutend während der ersten 3 Tage auf der Tenne. Dann kommt
                                 										ein plötzliches Wachsthum derselben, zumal am 5. und 6. Tage, während welcher
                                 										auch die Keimung am thätigsten ist. Von dieser Periode an läſst das Wachsthum
                                 										nach und ist am 7. und 8. Tage bereits sehr schwach. Im Ganzen nimmt die
                                 										Fermentkraft während des Mälzens derart zu, daſs es im fertigen Grünmalze
                                 										dreimal so stark ist wie in der Gerste, beide im wasserfreien Zustande
                                 										gerechnet.
                              Verminderung der Fermentkraft während des Darrens.
                                 										Die Proben wurden auf den Horden in derselben Weise genommen wie auf der Tenne.
                                 										Die Temperatur wurde an 3 Thermometern abgelesen, wovon eines unter der unteren
                                 										Darrhorde (also in der Sau), eines zwischen den beiden Darrhorden und das dritte
                                 										über der oberen Horde angebracht war. Das Mittel aus den Angaben der beiden ersten
                                 										Thermometer liefert dann die mittlere Temperatur des Malzes auf der unteren
                                 										Darre und das Mittel aus den Temperaturen des zweiten und dritten Thermometers
                                 										die mittlere Malztemperatur der oberen Darre. Der Gang der Thermometer war
                                 										folgender:
                              
                                 
                                    Zeit
                                    Auf derunteren Darre
                                    Zwischenbeiden Horden
                                    Ueber deroberen Horde
                                    
                                 
                                    10 Uhr Morgens
                                     65°
                                     48°
                                     38°
                                    
                                 
                                    12   „         „
                                    69
                                    53
                                    –
                                    
                                 
                                    2     „   Abends
                                    72
                                    57
                                    29
                                    
                                 
                                    4     „         „
                                    77
                                    63
                                    –
                                    
                                 
                                    6     „         „
                                    82
                                    68
                                    –
                                    
                                 
                                    7     „         „
                                    87
                                    70
                                    –
                                    
                                 
                                    8     „         „
                                    78
                                    71
                                    31
                                    
                                 
                                    5     „   Morgens
                                    67
                                    55
                                    42
                                    
                                 
                                    10   „         „
                                    65
                                    48
                                    –
                                    
                                 
                              Nach dieser Tabelle muſs daher die mittlere Temperatur des Malzes um 2 Uhr Nachts
                                 										auf der unteren Horde = 65° und auf der oberen 43° sein.
                              
                                 
                                    Darrhorden
                                    Zeit
                                    Temperatur
                                    Malztrocken-substanz
                                    Fermentkraft
                                    
                                 
                                    des feuchtenMalzes
                                    des wasserfreienMalzes
                                    
                                 
                                    Obere
                                    11½ Uhr Morgens
                                     41°
                                    56,5 Proc.
                                    125
                                    221
                                    
                                 
                                    –
                                      3        „  Abends
                                    44
                                    58,9
                                    124
                                    210
                                    
                                 
                                    –
                                      5½     „        „
                                    48
                                    61,1
                                    123
                                    202
                                    
                                 
                                    –
                                      7¾     „        „
                                    51
                                    64,1
                                    125
                                    195
                                    
                                 
                                    –
                                    11      „        "
                                    49
                                    69,5
                                    135
                                    195
                                    
                                 
                                    Untere
                                      7¼     „  Morgens
                                    49
                                    88,8
                                    141
                                    159
                                    
                                 
                                    –
                                    11      „        "
                                    59
                                    92,9
                                    162
                                    173
                                    
                                 
                                    –
                                      4        „  Abends
                                    70
                                    94,7
                                    147
                                    155
                                    
                                 
                                    –
                                    10½   „        „
                                    68
                                    96,6
                                    113
                                    117
                                    
                                 
                                    –
                                      7        „  Morgens
                                    61
                                    95,7
                                      96
                                    100
                                    
                                 
                              Wie ersichtlich, vermindert sich die Fermentkraft in
                                 										fortschreitender Weise; die stärkste Verminderung trat ein von 4 bis 10½ Uhr
                                 										Abends auf der unteren Darre. Bei anderen Versuchen trat sie schon früher ein.
                                 										Als Resultat aller Versuche aber ergibt sich, daſs die Fermentkraft durch das
                                 										kritische Darrsystem (ein Tag auf der oberen und ein Tag auf der unteren Darre)
                                 										ungefähr auf die Hälfte vermindert wird.
                              Einfluſs der Concentration auf die
                                    											Zuckerproduction. Ein mit etwas Malzauszug verflüssigter Kleister von
                                 										10 Proc. Trockensubstanz und 0,95 Proc. Zucker wurde zu folgenden Versuchen
                                 										verwendet:
                              A) 25cc (mit 0g,93 Zucker) wurden der Einwirkung von 0cc,5 Malzauszug während 20 Minuten bei 59° ausgesetzt. Zuckerzunahme =
                                 											0g,39, R = 25.
                              B) 100cc (mit 0g,39 Zucker) ebenso behandelt. Zuckerzunahme 0g,395, R = 13.
                              C) 25cc auf 100cc verdünnt und ebenso behandelt. Zuckerzunahme 0g,355, R = 23,5.
                              
                              Wenn man die Versuche A und C vergleicht, findet man, daſs in beiden dieselbe
                                 										Beziehung zwischen Ferment und der verwendeten Substanz besteht; nur ist die
                                 										Lösung in C viermal verdünnter als in A. Also vermindert sich die Zuckerausbeute
                                 										etwas in verdünnteren Lösungen; aber diese Differenz ist ohne Bedeutung.
                                 										Uebrigens liegt die Sache anders, wenn die Einwirkung auſserhalb der Gültigkeit
                                 										des Proportionalitätsgesetzes sich vollzieht. Erhält man in verdünnten Lösungen
                                 										die Maximalreduction, so wird neue Zugabe von Ferment die Zuckerausbeute nicht
                                 										mehr merklich steigern; in concentrirteren aber entsteht eine entschiedene
                                 										Vermehrung der Ausbeute. Ist die Fermentmenge genügend groſs, um in allen
                                 										Verdünnungen die Maximalreduction zu erzeugen, so ist die Zuckerausbeute
                                 										proportional der Concentration und unabhängig von der Diastase.
                              Einfluſs fremder Körper auf die Zuckerausbeute. –
                                 										1) Zucker. Mehrere Gelehrte haben nach Payen
                                 										angenommen, daſs die Anhäufung des Zuckers in einer Lösung die Wirkung der
                                 
                                 										Diastase beeinträchtigt und schlieſslich ganz aufhebt.
                              Wir haben weiter oben gesehen, daſs man mit Diastase leicht 66 bis 68 Proc.
                                 										Maltose erhalten kann, daſs es aber stets schwer hält, diese Grenze zu
                                 										überschreiten. Man konnte daher vermuthen, daſs, wenn man zu einer Flüssigkeit
                                 										vor der Zugabe von Diastase 66 bis 68 Proc. Maltose hinzufügt, die Wirkung des
                                 										Fermentes Null oder doch sehr schwach sein würde. Man stellte nun eine
                                 										Flüssigkeit her, die auf 100cc 3g,35 Trockensubstanz enthielt, wovon 0g,39 Zucker = 0g,59 Maltose waren.
                              A) 100cc der Flüssigkeit
                                 										wurden auf 130 verdünnt. Dieses Volumen enthält 2g,76 Dextrin. Hierzu die 0g,59
                                 										Maltose, gibt zusammen 3g,35 Trockensubstanz,
                                 										wovon die Maltose nur 17,6 Proc. (R = 11,5)
                                 										ausmacht. Zu 50cc dieser verdünnten
                                 										Flüssigkeit, die also ursprünglich nur 0g,227
                                 										Maltose enthielt, gab man 0cc,25 Malzauszug
                                 										und fand nach der Digestion mit demselben 0g,485 Maltose, also einen Zuwachs von 0g,258.
                              B) Zu 100cc der Flüssigkeit
                                 										fügte man 5g,1 Maltosehydrat == 4g,84 wasserfreie Maltose und verdünnte die
                                 										Lösung auf 130cc. Sie enthält daher 2g,76 Dextrin und 5g,43 Maltose, zusammen 8g,19
                                 										Trockensubstanz, wovon die Maltose mit 66,3 Proc. (R = 44) Theil nimmt. In 50cc der verdünnten Flüssigkeit, die also 2g,09 Maltose enthielt, fand man nach Digestion
                                 										mit 0cc,25 Malzauszug 2g,33 oder einen Zuwachs von 0g,24.
                              Diese Versuche beweisen daher, daſs gleiche Diastasemengen unter sonst gleichen
                                 										Verhältnissen gleiche Maltosemengen erzeugen, ob nun die Lösung eine Reduction
                                 										von 44 oder 11,5 darstellt. Dieses Ergebniſs ist in scheinbarem Widerspruche mit
                                 										früheren Sätzen; es erklärt sich aber leicht dadurch, daſs bei der Verzuckerung
                                 										der Stärke Dextrine abgespalten werden, welche schlieſslich nicht mehr spaltbar
                                 										sind, worauf die Zuckerbildung aufhört. – Eine Zugabe von Glycose ist ebenfalls
                                 										ohne jeden hindernden Einfluſs.
                              Um die Frage zu entscheiden, ob es durch Diastase unangreifbare Dextrine gebe, behandelte
                                 										Verfasser 250g verkleisterte Stärke während
                                 										einer Stunde mit 400cc Malzauszug und brachte
                                 										dann die Flüssigkeit zum Sieden. Die Lösung enthielt 8 Proc. Trockensubstanz und
                                 										4 Proc. Zucker (= 6 Proc. Maltose), R = 50. Jod gab nur noch schwachgelbe
                                 										Färbung. Nun fügte man Unterhefe zu, deren Trockensubstanz 2 bis 3 Proc.
                                 										Maltosedextrin entsprach. Nach 8 Tagen Gährung bei 15° klärte sich die
                                 										Flüssigkeit. Nach dem Filtriren, Verdampfen des Alkohols, Neutralisirung der
                                 										freien Säure und passender Verdünnung fand man, daſs die Flüssigkeit 2,86 Proc.
                                 										Trockensubstanz und 0,37 Proc. Zucker enthielt, R = 13. Nun digerirte man 100cc dieser Flüssigkeit mit verschiedenen Mengen
                                 										Malzauszug (20 Minuten bei 57°) und bestimmte den Zuckerzuwachs:
                              
                                 
                                    100cc der Dextrinlösung
                                    +   0,5cc Malzauszug
                                    0,03g Zuwachs
                                    
                                 
                                    
                                    +   2           „
                                    0,03        "
                                    
                                 
                                    
                                    +   5           „
                                    0,04        "
                                    
                                 
                                    
                                    + 10           „
                                    0,04        "
                                    
                                 
                              Also ist die Einwirkung der Diastase auf das Achroodextrin
                                 										ganz schwach, selbst nach Elimination der gröſsten Zuckermenge, und es gibt, wie
                                 											Musculus und Gruber behaupten, durch Diastase unangreifbares Dextrin.
                              Wenn bei der Spiritusbrennerei noch eine Nachwirkung der Diastase stattfindet, so
                                 										ist hier also nicht die Vergährung des Zuckers daran schuld, sondern die längere
                                 										Zeit der Einwirkung. Lieſse man die Maischen ohne Hefe ebenso lange stehen, so
                                 										würde derselbe Erfolg eintreten.
                              2) Verdünnte Säuren und Alkalien besitzen die stärkste Einwirkung auf die
                                 										Diastase. Zu je 100cc Versuchsflüssigkeit
                                 										fügte man verschiedene Mengen verdünnter Schwefelsäure (1cc = 1mg
                                 
                                 											SO3) und behandelte sie wie gewöhnlich mit
                                 											0cc,75 Malzauszug:
                              
                                 
                                    1/40 normaleSchwefelsäure
                                    Zucker-zuwachs
                                    1/40 normaleSchwefelsäure
                                    Zucker-zuwachs
                                    
                                 
                                      0cc
                                    0,44
                                         3,5cc
                                    0,27
                                    
                                 
                                    1
                                    0,47
                                    4
                                    0,13
                                    
                                 
                                    2
                                    0,49
                                    6
                                    0,02
                                    
                                 
                                    2,5
                                    0,48
                                    10
                                     0,01.
                                    
                                 
                                    3
                                    0,43
                                    
                                    
                                    
                                 
                              Wie schon Leyser früher gefunden hat, begünstigt
                                 										daher eine geringe Menge Schwefelsäure die Wirkung der Diastase; aber eine
                                 										gröſsere Menge wirkt derselben rasch entgegen. 0mg,01 Säure auf 100cc Flüssigkeit
                                 										bewirkt schon eine Verminderung der Zuckerausbeute um 5mg. Andere Säuren vorhalten sich ähnlich.
                                 										Salzsäure steht der Schwefelsäure am nächsten. Die organischen Säuren wirken
                                 										schwächer. Die Alkalien wirken ebenfalls in ganz geringen Mengen dagegen.
                                 										Ueberhaupt stört bei allen Versuchen die Reaction. So reagirt Stärke gewöhnlich
                                 										sauer und läſst sich schwer durch Waschen von der Säure befreien. Man erhält
                                 										hiedurch ungenaue Resultate. Auch wirken die Säuren nicht auf alle Malzauszüge
                                 										in gleicher Stärke.
                              
                              3) Salze der Schwermetalle. In dieser und der nächsten Reihe wurden nur einzelne
                                 										Versuche angestellt, jeder mit 100cc der
                                 										Versuchsflüssigkeit und 0cc,75 Malzauszug.
                              0g,1 Bleinitrat, Zink- und Eisenoxydulsulfat
                                 										reducirte den normalen Zuckerzuwachs um mehr als 80 Proc., während mit 0g,5 Manganoxydulsulfat dieser Zuwachs nur um 7
                                 										Proc. variirte. Da das Mangansalz die Fehling'sche Lösung schon an und für sich
                                 										reducirt, so muſs man es vor dem Titriren erst ausscheiden. Man behandelt die
                                 										Flüssigkeit mit Schwefelammon, filtrirt, schafft den Ueberschuſs des
                                 										Schwefelammons mit schwefelsaurem Zink fort und filtrirt von Neuem. Dann kann
                                 										man titriren, da das bischen Zinkoxyd nicht störend ist und beim Sieden sich
                                 										ausscheidet.
                              Wie bekannt, reagiren Zink- und Eisensalze sauer, Mangansalze neutral. Es scheint
                                 										demnach, daſs die Wirkung der ersteren auf die Reaction zurückzuführen ist, da
                                 										sie ähnlich wie freie Säuren sich verhalten.
                              4) Verschiedene andere Salze. Bezeichnet man die Zuckerausbeute mit 100, welche
                                 										man vor Zusatz gewisser Salze erhält, so wird dieselbe nach Zusatz von:
                              
                                 
                                    0,013g Borax
                                    60
                                    0,5g arsensaurem Natron
                                    20
                                    
                                 
                                    0,050      "
                                    5
                                    0,5 Kochsalz
                                    90
                                    
                                 
                                    0,1 Alaun
                                    2
                                    Mit gesättigter Gypslösung
                                    88.
                                    
                                 
                              5) Carbolsäure und Salicylsäure.
                              
                                 
                                    Ohne Zusatz
                                    100
                                    0,03g Salicylsäure
                                    10
                                    
                                 
                                    0,2g Carbolsäure
                                    89
                                    0,1            "
                                      0.
                                    
                                 
                                    0,4          "
                                    70
                                    
                                    
                                    
                                 
                              Diese beiden Antiseptica wirken daher sehr verschieden auf die Diastase ein,
                                 										indem die Salicylsäure wie ein energisches und die Carbolsäure wie ein sehr
                                 										schwaches Gift sich verhält. Da nun die erstere eine Säure, die letztere aber
                                 										eigentlich keine Säure (sondern ein Alkohol) ist, so ist auch die Erklärung
                                 										ihres verschiedenen Verhaltens gegeben.
                              6) Alkaloide. Verfasser hat nur die Wirkung des Strychnins verfolgt, das er als
                                 										Nitrat in Dosen von 0,01 bis 0g,25 anwendete.
                                 										In keinem Falle trat hierbei eine Verminderung, sondern öfters sogar eine kleine
                                 										Vermehrung der Zuckerausbeute ein (102 bis 105 statt 100). Man trifft hier auf
                                 										eine Analogie mit mehreren niederen Organismen, zumal mit der Hefe.
                              7) Alkohol. Dieser Versuch hat in so fern praktisches Interesse, als die
                                 										nachträgliche Wirkung der Diastase in den gährenden Maischen der Brennereien in
                                 										Gegenwart ansehnlicher Alkoholmengen stattfindet. Wegen der Flüchtigkeit des
                                 										Alkohols wurde der Versuch in der Art durchgeführt, daſs man die Mischung von
                                 										Alkohol und Flüssigkeit in einen Kolben gab, der mit einem Rückfluſskühler
                                 										verbunden wurde, so daſs man beim Sieden keinen Verlust an Alkohol hatte:
                              
                              
                                 
                                    100cc der Flüssigkeit + 0cc,75 Malzauszug ohne Alkohol
                                    0g,53 Zucker
                                    
                                 
                                      „       „         „         „     „           „           mit 10cc Alko-hol von 93 Proc.
                                       												Tr.
                                    0,28       „
                                    
                                 
                              Der Alkohol reducirte also die Zuckerausbeute um die
                                 										Hälfte. Er ist daher nicht ohne Einfluſs auf die Diastase; aber wenn man den
                                 										relativen Verhältnissen von Alkohol und Malzauszug Rechnung trägt, erscheint er
                                 										als ein schwaches Gift, indem 10cc Alkohol
                                 										kaum so viel wirken wie 1mg Schwefelsäure.
                              Untersuchung des Ptyalin (Diastase des Speichels). Das Speichelferment ähnelt sehr der Diastase.
                                 										Wie letztere äuſsert es keine groſse Wirkung auf die Stärke in ihrem
                                 										Naturzustande; aber den Kleister löst es rasch auf unter Verwandlung in Zucker
                                 										und Dextrin.
                              Zu den Versuchen wurde menschlicher Speichel verwendet, d.h. das Gemenge der
                                 										Secretionen der verschiedenen Drüsen. Die Versuchsflüssigkeit enthielt auf 3,31
                                 										Proc. Trockensubstanz 0,294 Proc. Zucker. Man nahm jedesmal 200cc (also mit 0g,588 Zucker). Um den Einfluſs der Temperatur zu studiren, nahm
                                 										Verfasser immer 1cc mit 9cc Wasser und lieſs dieselben immer 15 Minuten
                                 										bei Temperaturen von 15 bis 70° einwirken. Die Reduction überschritt nie 30:
                              
                                 
                                    
                                    Temperatur
                                    Zuckerzuwachs
                                    
                                    Temperatur
                                    Zuckerzuwachs
                                    
                                 
                                    A
                                      15°263742485561677072
                                      0,50g0,781,081,281,351,150,730,250,050,00
                                    B
                                      18°2940434649  
                                       												56,570
                                      0,58g0,781,031,041,051,020,750,04
                                    
                                 
                              Das Optimum liegt bei 46° – eine Temperatur, welche die
                                 										Körpertemperatur um einige Grade übersteigt, aber 17° unter dem Optimum der
                                 										Diastase (63) liegt.
                              Bezüglich der Fermentmenge und der Zuckerausbeute gilt für das Ptyalin dasselbe
                                 										wie für die Diastase. Der Zuckerzuwachs ist zunächst fast proportional dem
                                 										Fermente, bis die Reduction ungefähr 30 beträgt (Gesetz der Proportionalität);
                                 										dann läſst die Zuckerausbeute nach. 0cc,5
                                 										Speichel erzeugen dieselbe Zuckermenge (0g,8)
                                 										wie 1cc,15 Malzauszug aus 1 Th. Darrmalz und 4
                                 										Th. Wasser. Der Speichel wirkt daher in dieser Beziehung wie concentrirter
                                 										Malzauszug.
                              Gegen verdünnte Säuren ist Ptyalin ebenfalls sehr empfindlich: 1cc Speichel, der in 200cc Flüssigkeit einen Zuckerzuwachs von 1g,55 gegeben hatte, lieferte nach Zugabe von
                                 											10mg Salzsäure nur mehr 0g,012 Zucker. Seine Wirksamkeit wurde daher
                                 										fast gänzlich vernichtet.