| Titel: | Hetherington's selbstputzende Baumwoll-Krempel. | 
| Autor: | H. Falke | 
| Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 24 | 
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                        Hetherington's selbstputzende Baumwoll-Krempel.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 3.
                        Falcke, über Hetherington's selbstputzende
                           								Baumwollkrempel.
                        
                     
                        
                           Seit Erfindung der mechanischen Baumwollkarde ist man stets bemüht
                              									gewesen, Vorrichtungen an derselben anzubringen, durch welche die arbeitenden
                              									Kratzenflächen von den sich anhängenden kurzen Fasern und Unreinigkeiten befreit
                              									werden, um so immer günstig wirken zu können. Da namentlich die über der
                              									Krempeltrommel in gröſserer Anzahl angebrachten flachen Deckel wegen des häufig
                              									nöthigen regelmäſsigen Ausputzens viel Handarbeit und demnach Kosten verursachen,
                              									auch durch Handausputzen leicht beschädigt werden, diese flachen Deckel sich aber
                              									gleichwohl nicht für alle Fälle durch Walzen ersetzen lassen, bei denen ein
                              									mechanisches Putzen leichter ausführbar ist, so bemühte man sich auch für diese
                              									Deckel Einrichtungen zu schaffen, welche das Ausputzen selbstthätig
                              									verrichteten.
                           Nach dem einen schon vor längerer Zeit in Gebrauch gekommenen,
                              									aber erst in neuerer Zeit weiter ausgebildeten und vervollkommneten System werden
                              									die flachen Deckel zu einer Art Kette ohne Ende vereinigt, welche mit einem Theil
                              									ihrer mit Kratzen versehenen Fläche der Trommel zugekehrt ist und arbeitet, während
                              									der andere Theil bei einem Putzapparat vorbeigeht und sich reinigt. Es erfolgt also
                              									hier fortwährendes Putzen und die Deckel liegen nicht ganz still während des
                              									Arbeitens der Kratzenflächen.
                           Ein anderes durch Wellmann zuerst zu
                              									gröſserer Vollkommenheit gebrachtes System (vgl. 1862 165*250. 1868 187 * 291) ahmt die Arbeit des
                              									Ausputzens mit Hand nach, indem die für gewöhnlich festliegenden Kratzendeckel in
                              									radialer Richtung von der Trommel aus sich beim beabsichtigten Putzen einzeln von
                              									der Trommel entfernen, worauf ein concentrisch zur Trommelachse sich bewegender,
                              									zwischen Trommelfläche und Deckelfläche oscillirender Ausputzkamm die Kratzenfläche
                              									des Deckels reinigt. Dieser ganze Putzapparat befindet sich auf einer Art Rahmen, der
                              									mit seinen Stützarmen lose auf der Trommelwelle steckt, während des Ausputzens eines
                              									Deckels stillsteht, nach geschehenem Putzen desselben und nachdem er wieder an
                              									seinen Arbeitsort zurückgebracht ist, aber nach einem anderen Deckel wandert, um
                              									dort dieselbe Arbeit zu wiederholen.
                           Die hier vorkommenden Bewegungen erfolgen, was das Aufheben und
                              									Niederlassen der Deckel, sowie die Oscillation des Ausputzkammes anlangt, durch ein
                              									von der Trommelwelle aus umgedrehtes Rad mit verschiedenen Hubscheiben; das
                              									Fortwandern des Apparates dadurch, daſs dieses Rad abgesetzt ein mit dem Rahmen
                              									zusammenhängendes Getriebe bewegt, welches zur Vorwärts- oder Rückwartsdrehung des
                              									Rahmens wechselweise auf der Auſsenseite und auf der Innenseite eines am
                              									Krempelgestellbogen angebrachten Zahnrechens sich fortwälzt.
                           Dieser ursprüngliche Wellmann'sche Apparat arbeitete so, daſs der
                              									Rahmen von dem ersten bis zum letzten Deckel fortwanderte und dabei einen Deckel um
                              									den anderen putzte, bei der Rückwanderung aber dann die vorher vernachlässigten
                              									Deckeln reinigte. Aenderungen, welche an demselben vorgenommen wurden, z.B. durch
                              										Rieter, Schimmel u.a., zielten dahin, die Ordnung
                              									des Ausputzens dahin abzuändern, daſs die ersten Deckeln (nach der Speisungsseite
                              									der Krempel zu) doppelt so oft gereinigt wurden als die nach der Ausgangsseite der
                              									Krempel gelegenen, während die Einrichtung von Pfaff
                              									eine Art Musterrad, aufweist, durch welches eine ganz beliebige Reihenfolge der
                              									auszuputzenden Deckeln ermöglicht wird.
                           Da aber diese Apparate alle fortwährend arbeiten, so muſste, wenn
                              									das Ausputzen im Laufe des Tages eine bestimmte Anzahl Male erfolgen sollte, die
                              									Geschwindigkeit des ganzen Apparates abgeändert werden und bei zu schnellem Gange
                              									desselben entstand dadurch eine gewisse Ueberstürzung bei dem Bewegen der einzelnen
                              									Theile; anderntheils zeigte sich bei zu langsamem Betriebe der Vorrichtung der
                              									Uebelstand, daſs durch die nach Aufheben eines Deckels entstandene Oeffnung zu lange
                              									Zeit Staub ausgeblasen wurde, der sich ansammelte und dann wieder Anlaſs zu Fehlern
                              									im Krempelvlieſs wurde. Die von Wiede getroffene
                              									Einrichtung war des letzteren Umstandes wegen so construirt, daſs das eigentliche
                              									Ausputzen durch eine halbe, schnellere Umdrehung des Hubscheibenrades
                              									verhältniſsmäſsig rasch bewirkt wurde, dann aber, da die andere halbe Umdrehung
                              									desselben viel langsamer erfolgte, zwischen dem Ausputzen zweier auf einander
                              									folgenden Deckel eine längere Pause lag. Immerhin muſste aber auch hier, wenn des
                              									Tages über öfter oder weniger ausgeputzt werden sollte, die Geschwindigkeit des
                              									ganzen Apparates geändert werden.
                           Die Anordnung eines solchen selbstthätigen, in Fig. 3 bis
                              										5 Taf. 3 abgebildeten Deckelputzapparates von der Firma Hetherington and Sons in Manchester unterscheidet sich
                              									nun von der des Wellmann'schen und seiner Abänderungen durch Folgendes: Es sind
                              									zunächst die Kratzendeckel nicht radial zur Trommel verschiebbar aufgelagert und in
                              									gleicher Richtung beweglich, sondern sie sind an den Enden mit Drehzapfen versehen
                              									und können eine schwingende Bewegung um eine horizontale oder der Länge des Deckels
                              									parallele Achse ausführen, welch letztere aber nicht in die Längenrichtung des
                              									Deckels selbst, sondern seitwärts von derselben liegt. Da diese Drehbewegung für das
                              									Ausputzen bis auf etwa 180° getrieben wird, so kommt dabei die mit Kratzen belegte
                              									Fläche nach auſsen, ist also vollständig sichtbar. Das Ausputzen erfolgt stets mit
                              									gleicher Geschwindigkeit und nur, wenn der Apparat sich vom Speiseende der Krempel
                              									nach der Ausgangsseite zu bewegt. Bevor der Apparat jedoch seinen Rückweg aus seiner
                              									Stellung über der Kammwalze nach den Speisecylindern zu beginnt, tritt eine Pause in
                              									der Bewegung ein und kann
                              									dieselbe durch Anstecken eines Wechselrades beliebig ausgedehnt werden. Dadurch wird
                              									die Zahl der Spiele während eines gewissen Zeitraumes unabhängig von der
                              									Geschwindigkeit des Apparates selbst.
                           Was die nähere Ausführung dieses Hetherington'schen
                              									Apparates anlangt, so ist auch da der auf der Trommelachse drehbare Rahmen D vorhanden, welcher aber hier auf seinem äuſsersten
                              									Ende den Ausputzkamm fest angebracht trägt. Zum Fortbewegen dieses Rahmens sind an
                              									seinen Stützarmen Zahnbögen oder Quadranten angegossen, in welche Getriebe
                              									eingreifen, die nach rechts oder links umgedreht werden, um den Rahmen vorwärts oder
                              									rückwärts laufen zu lassen. Hierzu ist in den gewöhnlichen Schnur- oder Riementrieb
                              									für den Hacker noch eine Zwischenscheibe A
                              									eingeschaltet, die sich stets nach einer Richtung dreht, aber noch eine
                              									Riemenscheibe von dreifacher Breite trägt. Von dieser geht dann ein Riemen nach
                              									einer Zwischenwelle, auf welcher drei lose Riemenscheiben B sich befinden, deren mittlere eine Leerscheibe ist, während die beiden
                              									äuſseren jede ein Kegelrad besitzen, beide in Eingriff mit einem Getriebe auf einem
                              									Schaft C. Je nachdem der Riemen auf einer der drei
                              									Scheiben liegt, wird dann der Schaft nach rechts oder nach links oder gar nicht
                              									gedreht. Der Schaft hängt aber durch ein Vorgelege mit Kegelrädern E mit dem Quadrantentrieb zusammen und ist sonach
                              									leicht ersichtlich, wie durch die verschiedene Riemenlage der Quadrant seine
                              									Vorwärts- oder Rückwärtsbewegung erhält.
                           Nun sind am Quadranten selbst an zwei Stellen Vorstoſsplatten F angeschraubt, dergestalt, daſs bei der beabsichtigten Anfangs- oder
                              									Endstellung des Quadranten ein solcher Vorstoſs auf die Klauen eines Hebels G mit Umschlaggewicht drehend einwirkt. Dieser
                              									Umschlaghebel aber bewirkt durch seine Drehung ein Vorwärts- oder Rückwärtsschieben
                              									einer in der Richtung von der Trommel nach dem Hacker zu gehenden Schubstange H und diese theilt ihre Schiebebewegung der
                              									rechtwinklig dagegen gelegenen Riemengabel mit, so daſs letztere den Riemen auf den
                              									drei Scheiben derart verschiebt, daſs die Vorwärts- oder Rückwärtsdrehung des
                              									Quadranten allemal beim Umsteuern des Umschlaghebels erfolgt. Die Schubstange hat
                              
                              									aber einen Einschnitt, in welchen eine Sperrklinke einfallen und die
                              									Rückwärtsbewegung der Schubstange selbst aufhalten kann, so daſs der Umschlaghebel
                              									sich nicht völlig umdreht und die Riemengabel auf der mittleren Riemenscheibe stehen
                              									bleibt. Demnach wird auch, wenn die Vorwärtsbewegung des Quadranten, bei welchem das
                              									Putzen erfolgt, unterbrochen ist, nicht sofort die Rückwärtsbewegung eingeleitet,
                              									sondern es geschieht dies erst dann, wenn ein Daumen J
                              									auf einem Rade L, das durch eine Schnecke auf dem
                              									Treibschaft der Kammwalze bewegt wird, jene Sperrklinke aushebt; denn dann kann der
                              									Umschlaghebel fortwirken und den Riemen auf die andere äuſsere Scheibe bringen. Durch Auswechslung des
                              									Schneckenrades L läſst sich also die Ruhepause beliebig
                              									ändern und die Zahl der Ausputzer in gegebener Zeit reguliren.
                           Das Ausputzen selbst erfolgt durch den am äuſseren Ende der Quadrantenarme
                              									aufgesetzten Ausputzkamm M (Fig. 4 und
                              										5), und es muſs, damit ein Deckel in Berührung mit demselben kommt,
                              									jedesmal ein solcher um 180° nach aufwärts gedreht werden. Dazu ist wieder am
                              									Quadrantenarm etwas unterhalb des Ausputzkammes eine Platte mit einer erst nach
                              									auswärts, dann nach einwärts gerichteten Führungsnuth N, sowie noch etwas weiter unten ein Hebel O
                              									angebracht. Kommt nun letzterer bei der Vorwärtsbewegung des Quadranten in die Nähe
                              									eines Deckels, so hebt er sich selbst etwas, indem er auf die schiefe Fläche eines
                              									auf dem Deckellager lose steckenden Klinkrades aufläuft; dabei erfaſst er aber einen
                              									am Deckel selbst excentrisch angebrachten Zapfen und dreht so den Deckel etwas, bis
                              									dieser excentrische Zapfen in die vorerwähnte Führungsnuth eintritt. Da sich diese
                              									letztere aber mit dem Quadranten fortbewegt, wird der Deckel genöthigt, eben jene
                              									Drehung um 180° zu machen, seine Kratzenfläche kommt nach oben und es geht nun
                              									sofort der Ausputzkamm darüber hinweg (Fig. 5), so
                              									daſs also das Reinigen erfolgt. Nun muſs sofort der Deckel in seine frühere Stellung
                              									zurückgebracht werden, und dies erfolgt durch einen an seinem anderen Ende
                              									angebrachten Sector mit drei Zähnen, welcher sofort in Berührung mit einem am
                              									Quadranten befestigten Zahnrechen P kommt} da letzterer
                              									sich vorwärts bewegt, wirkt er natürlich drehend auf den Deckel ein. Der mittlere
                              									Zahn jenes Sectors steht übrigens etwas seitlich vor und gleitet an einer
                              									beweglichen Falle Q, welche dafür sorgt, daſs der
                              									Deckel sich sanft und ganz genau auf den richtigen Platz aufsetzt.
                           Uebrigens sind die gewöhnlichen Stellschrauben auf dem Krempelgestellbogen vorhanden,
                              									welche sowohl dazu dienen, die Deckel gegen die Trommel richtig anzustellen, als
                              									auch die erhobenen oder aufgedrehten Deckel richtig gegen den Ausputzkamm gestellt
                              									zu erhalten.
                           Hat der Apparat die sämmtlichen Deckel durchgeputzt, so reinigt sich der Ausputzkamm
                              									selbst, indem er beim Beginn des Rücklaufes über einen in der Nähe der Kammwalze
                              									fest am Gestellbogen angebrachten anderen Ausputzkamm hingleitet, wobei die
                              									Deckelwolle in eine unterhalb befindliche Mulde fällt. Uebrigens ist es sehr leicht,
                              									noch einen kleinen Mechanismus anzubringen, durch welchen bewirkt wird, daſs die
                              									ersten vier oder sechs Deckel öfter geputzt werden als die übrigen. Das Ausputzen
                              									eines Deckels erfordert mit allen Nebenbewegungen blos 6 Secunden Zeit; es wird also
                              									keine Gelegenheit gegeben, daſs sich während desselben viel Staub durch Ausblasen
                              									ansammeln könnte.
                           Uebrigens läſst sich auch mit diesem Ausputzapparat gleich noch ein Schleifapparat für die
                              									Deckel anbringen, indem an Stelle des Ausputzkammes eine Schleifwalze eingelegt
                              									wird. Der Apparat läſst sich auch im Nothfall schnell abstellen, da der Vorlegschaft
                              									nach dem Quadrantentrieb zu eine kleine Vorrichtung zu seiner Verschiebung und
                              									Auslösung besitzt. (Nach der Deutschen Industriezeitung,
                                 										1880 S. 182.)
                           H.
                                 										Falke.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
