| Titel: | Magnesia und ihre Verbindungen, Kalk u. dgl. als feuerfeste Materialien sowie als Entphosphorungsmittel, pyrometrisch betrachtet; von Dr. Karl Bischof. | 
| Autor: | Karl Bischof | 
| Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 51 | 
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                        Magnesia und ihre Verbindungen, Kalk u. dgl. als
                           								feuerfeste Materialien sowie als Entphosphorungsmittel, pyrometrisch betrachtet; von Dr.
                           									Karl Bischof.
                        K. Bischof, über Magnesia und ihre Verbindungen als
                           								Entphosphorungsmittel.
                        
                     
                        
                           Schon länger verwendet man Magnesit, Talkschiefer, Speckstein, Serpentin, Asbest zu
                              									feuerfesten Zwecken, sei es, daſs man sie als solche benutzt oder in Verbindung mit
                              									feuerfestem Thon. So findet in Oesterreich der MagnesitAuch zur Herstellung von Porzellan ist in Vinovo oder Turin der Magnesit
                                    											benutzt worden. (Vgl. Brongniart:
                                       												Thonindustriezeitung, 1879 Nr. 52.) aus den Nordalpen
                              									von Oberdorf bei St. Katharein unter Zusatz von 20 Vol.-Th. Blanskoer Thon Anwendung
                              									zur Fabrikation feuerfester Ziegel und ebenso der Talkschiefer daselbst, welch
                              									letzterer auch für sich in den Handel kommt. Dasselbe gilt von dem Talkschiefer und
                              									Seifenschiefer von Fohnsdorf aus den Südalpen. Auf einigen Hütten in Steiermark
                              									bedient man sich schon länger zur Herstellung der Hochofengestelle, namentlich wenn
                              									basische Beschickungen verschmolzen werden, des Serpentinfels, welcher
                              									durchschnittlich aus 44 Proc. Kieselsäure, 43 Proc. Magnesia und 13 Proc. Wasser
                              									nebst Eisenbeimengung besteht. – In Göpfersgrün (Polytechnisches Centralblatt, 1862 S. 282) werden Specksteintiegel
                              									angefertigt, welche, wenn auch wenig schwerschmelzbar, von metallischen Massen nicht
                              									corrodirbar sind. Lobley's Material zu feuerfesten
                              									Tiegeln besteht aus einem plastischen Magnesiasilicat, Asbestin (vgl. Illustrirte Gewerbezeitung, 1865 S. 238). Gaudin nimmt zu Tiegeln Magnesia und Thonerde. Auch
                              									Asbest, diese Doppelverbindung von kieselsaurer Magnesia und kieselsaurem Kalk, wird
                              									für sehr dauerhafte Schmelztiegel empfohlen. Der Asbest als faseriger Körper
                              									verhindert das Zerfallen oder Rissigwerden bei einer eintretenden Neigung zum
                              									Zerspringen des Tiegels (vgl. 1872 206 156). – Für
                              									feuerfeste Ziegel machte Grüner in seinem Traue de Metallurgie, 1875 auf die Verwendung von
                              									Dolomit aufmerksam.
                           
                           Wo es auf hohe Anforderungen in pyrometrischer Hinsicht
                              									ankommt, können die genannten mehr oder weniger unreinen Magnesiaverbindungen, mit
                              									etwaiger Ausnahme des Magnesits, weder für sich und noch viel weniger als
                              									Zusatzmittel sich behaupten. Sie schmelzen alle in
                              									Guſsstahl-Schmelzhitze und theils in noch erheblich geringerem Hitzgrade.Unter verschiedenen von mir in Platin-Schmelzhitze geglühten natürlichen
                                    											Magnesiaverbindungen – wobei Speckstein, Talk, Ankerit und Serpentin geprüft
                                    											wurden – hielt sich nur der Magnesit, und zwar der aus Serpentin von
                                    											Frankenstein in Schlesien, doch einzig und allein unter der Bedingung, daſs
                                    											derselbe beim Glühen im verschlossenen Tiegel mittels reiner Thonerde von
                                    											der Thonunterlage isolirt wird. Der so geglühte Magnesit hatte seine Form
                                    											noch vollständig bewahrt, wenn auch die Probe stark ölig bis leise krugartig
                                    											auf dem Bruche erschien.
                           Anders hingegen ist das pyrometrische Verhalten, wenn man reine Magnesia nimmt oder Gemenge, bei denen die Magnesia weit vorherrschend und die Zusätze ganz untergeordnet
                              									nur eben zum Formen wie einer gewissen feurigen Verkittung dienen. Bekanntlich ist
                              									ja die Magnesia für sich bei selbst bedeutend hohen
                              									Temperaturen unschmelzbar.
                           So empfiehlt Caron die Anfertigung von Ziegel aus reiner Magnesia, die heftigst gebrannt, mit einem
                              									geringen Theil schwach gebrannter Magnesia versetzt, angefeuchtet und nun in einer
                              									Form stark gepreſst werden. – Snelus schlägt die
                              									Magnesia vor oder eine Mischung davon mit Kalk in Verbindung mit etwas Eisenoxyd. Es
                              									soll diese Masse als Material für das Innere von Cupol- und Flammöfen dienen. Der
                              									Raum zwischen dieser basischen Bekleidung und dem Ziegelwerk des Ofens wird
                              									ausgefüllt mit einer Mischung von Kalk und Kokesstaub (vgl. 1873 208 463). Snelus machte auch
                              									bereits Versuche, das Eisen zu entphosphoren in einer Bessemerbirne mit basischem
                              									Futter (vgl. 1879 234 311). – Nach M. Michaelis hält sich ein Gemenge aus Magnesia, etwa ⅔
                              									roh und ⅓ gebrannt, beide pulverisirt, genetzt und gestampft, ohne allen Tadel in
                              									Feuergraden, welche das weichste Schmiedeisen in vollen Fluſs brachten (Gesammte Thonwaarenindustriezeitung, 1878 S. 339).
                           Hierzu kommen die in neuester Zeit so überaus groſses Interesse erregenden Versuche,
                              									welche man mit solch basischen Gemengen zur Entphosphorung des Eisens angestellt
                              									hat. Schmilzt man oxydirend und genügend andauernd das Roheisen in einem Gefäſse
                              									oder Ofen, welcher mit einem hochbasischen Futter versehen ist, so wird die
                              
                              									Phosphorsäure von letzterem aufgenommen. Man hat dazu und zwar bei Ausführung im
                              									Groſsen genommen: Eisen- und Manganoxyd nach Krupp
                              									(1879 233 * 42) oder nach Sidney
                                 										Gilchrist Thomas (1879 234  308. D. R. P. Kl. 18
                              									Nr. 6080 vom 26. März 1878) eine Mischung von vorherrschend Kalk und Magnesia nebst
                              									einigen Beimengungen, worunter namentlich das Eisenoxyd als nothwendige Bedingung in Frage steht, die als Bindemittel oder, wie gesagt, zur Festigkeit
                              									gebenden Verkittung in der Hitze erforderlich sind. Zu der Herstellung der Steine
                              									mit Wasserglas (1879 234 310) ist zu bemerken, daſs
                              									Wasserglas erfahrungsmäſsig eine zu wenig feste, ja hinfällige Verbindung mit der
                              									Magnesia gibt, und erklärt sieh dadurch wohl, weshalb S. G.
                                 										Thomas in seinem späteren Patent (D. R. P. Kl. 80 Nr. 5869 vom 5. October
                              									1878) diesen Zusatz wieder hat fallen lassen. Derselbe gibt hier aber mit noch
                              									gröſserer Beschränkung der Kieselsäure die Grenzen für die Mengen der einzelnen
                              									Gemengtheile an. Die Neuerungen bestehen in der Herstellung von Ziegeln aus Magnesia
                              									haltigem Kalkstein, welcher entweder von Natur aus gewisse Mengen von Kieselsäure
                              									oder Thonerde besitzt, oder diese besonders zugesetzt erhält. S. G. Thomas zieht vor, einen Thonerde und Magnesia
                              									stark haltigen Kalkstein zu nehmen, in welchem 3 bis 4,5 Proc. Thonerde und 5 bis 9
                              									Proc. Kieselsäure mit oder ohne etwas Eisenoxyd, welches 2 Proc. nicht übersteigen
                              									soll, beigemengt sich finden. Wenn ein Material von dieser Zusammensetzung nicht
                              									vorhanden ist, so kann eine künstliche Mischung gemacht werden, indem man einen
                              									reineren, Magnesia haltigen Kalkstein nimmt und denselben mit so viel Thon,
                              									Thonschiefer oder ähnlich wie oben mit einer Thonerde haltigen Hochofenschlacke u.
                              									dgl. mischt, daſs er die gewünschte Zusammensetzung erhält.
                           Als gutes Verhältniſs wird hervorgehoben ein Gemenge aus 8 oder 9 Proc. Kieselsäure,
                              									4 Proc. Thonerde, 1,5 Proc. Eisenoxyd. Der gebrannte Ziegel sollte zwischen 70 und
                              									80 Proc. Kalk und Magnesia enthalten, der Rest aus Kieselsäure, Thonerde und etwas
                              									Eisenoxyd bestehen. Je mehr Magnesia dabei vorhanden ist,
                                 										desto besser ist es.
                              									Nach C. W. Siemens halten sich scharf gebrannte
                                    											reine Magnesiaziegel recht gut, kommen aber zu theuer (vgl. 1879 234 312). Die Kieselsäure im
                              									gebrannten Ziegel sollte, wie nun betont wird, in keinem Falle 20 Proc. übersteigen.
                              									Die natürliche oder künstliche Mischung wird mit etwas Wasser sehr fein gemahlen,
                              									wobei Sorge zu tragen ist, daſs die Mischung so gleichartig wie möglich werde. Die
                              									plastische Masse wird hierauf unter beträchtlichem Drucke zu Ziegeln geformt. Die
                              									Ziegel werden bei gelinder Wärme getrocknet und endlich bei einer intensiven, nicht weit von Platinschmelzhitze entfernten
                                 										Weiſsglühhitze gebrannt, bis die ganze Menge Thonerde und Kieselsäure mit
                              									dem Kalke und der Magnesia sich verbunden hat. Diese sehr
                                 										hohe Temperatur (beträchtlich diejenige übersteigend, bei welcher
                              									feuerfeste Ziegel gebrannt werden) ist unbedingt nothwendig zur Erzeugung guter
                              									basischer Ziegel (vgl. Töpferzeitung, 1879 Nr. 24).
                           Statt dem sauren Gemenge aus reichlich Quarz und wenig Thon, dem sogen. Ganister,
                              									womit bisher die Bessemerbirne ausgeschlagen wurde, ist man somit behufs Bindung der
                              									Phosphorsäure umgekehrt zu einem stark basischen
                              									übergegangen. Ersteres verwehrt bekanntlich der Phosphorsäure den Eintritt in die entstehende Schlacke,
                              									indem die in hoher Temperatur stärkere Kieselsäure die schwächere Phosphorsäure
                              									bekämpft, während basische Schlacke sie sofort bindet. Es ist aber u.a. dabei zu
                              									verhüten, daſs die Phosphorsäure auch nicht wieder zurückgeht. Freie Kieselsäure
                              									zersetzt z.B. phosphorsaures Eisen in freie Phosphorsäure und kieselsaures Eisen,
                              									und die freie Phosphorsäure wird von Kohlenoxyd und selbst von Eisen reducirt, so
                              									daſs sich Phosphoreisen wieder zurückbildet. Man fand so, daſs mit der Abnahme der
                              									Kieselsäure die Entphosphorung stieg. Eine gröſsere Menge Kieselsäure benimmt nicht
                              									blos den basischen Charakter, sondern, wie wir später sehen werden, trägt auch zur
                              									Verminderung der Feuerfestigkeit eines erdig basischen Gemisches bei, welche
                              									letztere Rolle noch mehr die Phosphorsäure spielt. Die basische Mischung hat dabei
                              									zwei sich gewissermaſsen widersprechende Anforderungen, Schmelzbarkeit und doch zugleich Beständigkeit, zu erfüllen. Sie muſs möglichst erweichen, um die Aufnahme
                              									der Phosphorsäure und Kieselsäure energischer und vollständiger zu erfüllen, wodurch
                              									alsdann um so viel leichter schmelzbare Verbindungen entstehen, und doch soll und
                              									muſs sie genügen, den Widerstand, d.h. mechanische Festigkeit darbieten, um eine
                              									Anzahl Beschickungen auszuhalten. Waren doch die chemischen Bedingungen der Entphosphorung durch die Erfindungen von Siemens, Bell und Lustus
                              									schon längst bekannt, aber nicht die mechanischen
                                 										Operationen, welche erst das erkannte Problem zur Anwendung im Groſsen in
                              									der Bessemerbirne führten. S. G. Thomas – wiewohl
                              									Andere schon auf ähnlichen Wegen sich befunden haben – kam darauf, die genannte sich
                              									widersprechende Schwierigkeit dadurch zu überwinden, daſs er das basische Futter
                              									einfach in zwei Schichten theilte, eine äuſsere, festere (als Herdbildner) und eine
                              									innere, lose und leicht erneuerbare (als Zuschlag). Als beste Mischung für das äuſsere feuerbeständige Futter wird ausdrücklich
                              									angegeben, mit nochmaliger Verminderung der
                              									Kieselsäuremenge, ein Gemisch von Ungefähr 7 Proc. Kieselsäure, 3,5 Proc. Thonerde
                              									und Eisenoxyd und 88 Proc. kohlensaurem Kalk und Magnesia in dem Verhältnisse, in
                              									welchem diese Körper im DolomitVersteht man darunter den sogen. Normaldolomit, welcher am häufigsten
                                    											auftritt, so kommt auf 1 Aeq. kohlensauren Kalk (54,18 Proc.) 1 Aeq.
                                    											kohlensaure Magnesia (45,82 Proc). Bekanntlich findet sich der Dolomit in
                                    											zwei Abänderungen vor.Nach Gregor entspricht ein Dolomit des Durhamer
                                    											Kohlenbeckens (in England) der angegebenen Zusammensetzung und man hat darin
                                    											das genannte Futtermaterial gefunden. Aehnliche Mischungen dürften nicht
                                    											selten sein und bieten solche z.B. manche Magnesia haltigen Mergel wie
                                    											dolomitische Kalke u. dgl. dar. vorkommen.Nach Massenez ging Thomas bei seinen Ziegeln von dem Gedanken aus, einen umgekehrten Dinasbrick herzustellen, so zwar
                                    											daſs, während bei dem Dinas geringe Mengen Kalk als Bindemittel für die
                                    											Quarzmasse dienen, hier möglichst geringe Mengen von Kieselsäure und
                                    											Thonerde, mit oder ohne etwas Eisenoxyd, das Bindemittel für die Hauptmasse,
                                    											welche aus Kalk und Magnesia besteht, abgeben sollen. Ja, wie wir weiter
                                    											unten sehen werden, haben wir bei diesen basischen Dinas genauer betrachtet,
                                    											nicht blos einen ähnlichen, sondern den völlig analogen Fall! Wie bei den epochemachenden Dinas der pyrometrische
                                    											Gegensatz zwischen Säure und Basis, zwischen Kieselsäure und Kalk, welche
                                    											nach bekannter Regel in Verbindung ungleich leichter schmelzbar, als sie es
                                    											für sich sind, einzig nicht maſsgebend und nicht
                                       												ausgenutzt wird, sondern erst geringe Mengen Thonerde (vgl. 1870
                                    												196 525) hinzukommen müssen, damit überhaupt wenige Kalkprocente von Wirksamkeit, – so
                                    											auch genügt allein die Kieselsäure bei diesen
                                    											umgekehrten Dinas nicht. Hier würde zu der Magnesia eine groſse, ja den
                                    											vorliegenden Proceſs hinfällig machende Menge Kieselsäure hinzu zu setzen
                                    											sein, wenn man sich auſser anderen Zusätzen nicht mit etwas Thonerde
                                    
                                    											aushälfe. Ein geringer Thonerdezusatz (oder ein
                                    											Ersatz dafür) spielt auch hier eine durchaus
                                       												bedingende Rolle. Analog ist auch das Brennen der basischen Steine,
                                    
                                    											welches wie bei dem Dinas in stärkerem Hitzgrade geschehen muſs, als dies
                                    											bei den Chamottesteinen der Fall, weiche vielfach bei niedrigeren
                                    											Temperaturen erbrannt werden, als sie später auszuhalten
                                    									haben.
                           
                           Die vorgenannten Materialien werden gepulvert und zu Ziegeln geformt, welche wie oben
                              									gebrannt werden. (Die Magnesia gibt ihre Kohlensäure bei einer niederen Temperatur
                              									her, bei welcher der Kalk kaum beginnt, sie fahren zu lassen.) Mit diesen Steinen
                              									wird die Bessemerbirne ausgefüttert, alsdann eine gewisse Menge einer Mischung von
                              									Kalk und Magnesia eingeführt (nach Gregor spielt
                              									Eisenoxyd dabei eine bedingende Rolle); dann wird die Beschickung, das geschmolzene
                              									Roheisen, eingelassen und das Blasen beginnt. Nach einiger Zeit wird der Wind
                              									abgestellt und Brocken von Kalk und Magnesia, mit Schwefelkiesabbränden gemischt,
                              									werden in den Hals der Birne geworfen. Damit ist Alles geschehen, was nöthig ist, um
                              									das innere Futter herzustellen und zu erhalten. Was das feste Ziegelfutter auf diese
                              									Weise verliert, unterstützt die Wirkung des losen Futters; es ist daher um so
                              									weniger von letzterem erforderlich, je gröſser die Abnutzung der Steine ist. Die
                              									Bestandtheile des inneren oder losen Futters erscheinen bei Beendigung der Charge in
                              
                              
                              									Form von Schlacke. Diese Schlacke enthält ungefähr 19 Proc. Kieselsäure und 10 bis
                              									15 Proc. Phosphorsäure; an Kalk und Magnesia sind ungefähr 40 Proc. vorhanden.Nach dem Iron, Januar 1880 Bd. 15 S. 8 ist
                                    											folgende Anzahl von Bessemerbirnen nach dem Thomas'schen System im Betriebe: Hörde 3, Ruhrort 2, Neunkirchen
                                    											1, Witkowitz 1, Teplitz 1, Angleur (Belgien) 1, Creuzot (Frankreich) 1,
                                    											Sheffield (England) 2.
                           Von den genannten Thomas'schen Mischungen wurden von mir
                              									drei, die als die zweckmaſsigsten oder besten besonders
                              									bezeichnet worden, ausgewählt, d.h. gemäſs den angegebenen und abgewogenen einfachen Bestandtheilen zusammengesetzt und damit
                              									Glühproben angestellt.
                           So wurde a) eine Mischung geglüht aus 85 Th. reinem und von Kohlensäure freiemDer Kalk war als chemisch reiner gefällter kohlensaurer Kalk aus einer
                                    											chemischen Fabrik bezogen. Verhielt sich derselbe, wie später folgende Prüfungen
                                    											ergaben, auch nicht absolut rein, so war er doch immerhin weit reiner, als
                                    											man ihn im Groſsen zur Verwendung hat. Dasselbe gilt von der nachfolgenden
                                    											Magnesia und dem Eisenoxyd, während die Thonerde und Kieselsäure von mir
                                    											selbst chemisch rein dargestellt wurden. Kalk mit 5 Th. oder 5,88
                              									Proc. Thon (Grünstädter, erste Qualität, 30 proc. ff. Normalthon).
                           
                           b) Mischung für Ziegel, welche sehr stark gebrannt werden und 3 Monate halten
                              									sollen:
                           
                              
                                 80,0 Th.
                                 Kalk
                                 (Kohlensaure frei)
                                 
                              
                                   5,5
                                 Magnesia
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   4,0
                                 Thonerde
                                 
                                 
                              
                                   1,5
                                 Eisenoxyd
                                 
                                 
                              
                                   8,0
                                 Kieselsäure.
                                 
                                 
                              
                           c) Beste Mischung für das äuſsere Futter, welche ähnlich, nur etwas basischer und
                              									unter Beobachtung eines anderen Verhältnisses zwischen Kalk und Magnesia,
                              									angefertigt wird. Dieselben brennen sich in anhaltender Weiſsglut basaltartig
                              
                              
                              
                              									hart:
                           
                              
                                 58,5 Th.
                                 Kalk
                                 (Kohlensaure frei)
                                 
                              
                                 30,5
                                 Magnesia
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   2,5
                                 Thonerde
                                 
                                 
                              
                                   1,5
                                 Eisenoxyd
                                 
                                 
                              
                                   7,0
                                 Kieselsäure.
                                 
                                 
                              
                           Behufs innigster Mischung wurden sämmtliche Bestandtheile auf das Feinste zerrieben,
                              									dann zu einem weichen Brei angemacht, derselbe vollständigst durchknetet, hierauf
                              									getrocknet und wieder pulverisirt. Mit den so erhaltenen, mit destillirtem Wasser
                              									angemachten und geformten Pulvern wurden die Versuche angestellt. Da bei diesen
                              									basischen Massen eine Berührung mit Thon während des Glühens, wie vorläufige
                              									Versuche ergeben hatten, auszuschlieſsen war, so wurden je die Proben in das Oehr
                              									eines Platindrahtes eingeknetet und letzterer in eine dickere Thonscheibe gesteckt,
                              									angetrocknet und nun im verschlossenen Tiegel geglüht. Die Proben wurden so drei
                              									verschiedenen immer höher gesteigerten Hitzgraden ausgesetzt. Als die niedrigste
                              									Temperatur diente die Schmelzhitze des Guſseisens. Ein Stückchen mitgeglühten
                              									Guſseisens war zusammengeschmolzen, dagegen erschien ein solches von Guſsstahl nur
                              									eben angeleckt.
                           In diesem Hitzgrade war die Probe a fest zusammengesintert zu einer rein gelblichen,
                              									glatten Masse (Siegellack artig) mit dichtem Bruche. Die Probe b bildete einen
                              									rauheren, etwas körnigen bis schwamm artigen Kuchen von bräunlicher Farbe mit
                              									schwarzen Eisenflecken. Der Bruch ist löcherig und etwas rissig, die Masse stark
                              									geschwunden. Die Probe c ist etwas dunkler wie b, sonst durchaus ähnlich. Von Probe
                              									c hatte sich ein Theil aus dem Oehr abgelöst und war auf die Thonunterlage gefallen,
                              									auf welcher die Masse fest verkittet, ja bereits angeschmolzen erschien.
                           Der Hitzgrad wurde hierauf bis zur annähernden Guſsstahl-Schmelzhitze gesteigert, in
                              									welchem ein mitgeglühter Guſsstahlsplitter bis auf einen ganz kleinen Rest
                              									zusammenschmolz: Die Probe a war wie oben fest zusammengesintert,
                              									aber dunkler, dunkelgelb gefärbt, und zeigte sich der theils löcherige Bruch schon
                              									etwas glänzend; die Proben b und c verhielten sich wie oben; doch hatte der Bruch
                              									bereits ein Lava artiges Ansehen.
                           Hierauf wurde der Hitzgrad noch höher getrieben bis zur annähernden
                              									Schmiedeisen-Schmelzhitze, so daſs ein mitgeglühter Eisendraht bis auf einen kleinen
                              									Rest wegschmolz: Die Probe a war völlig zusammengeflossen zu einer hellgelben, Email
                              									artigen, glänzenden Masse; die Probe b gelbbraun, theils zusammengeflossen zu einem
                              									gelben Email; die Probe c braungelb und zeigte geringe, aber deutliche Anfänge der
                              									Bildung eines Emails.
                           Unter den drei Mischungen, die sich trotz der Behauptung, in der Bessemerbirne
                              									herrschten die höchsten Hitzgrade, welche die Technik
                              										hervorbringeVgl. Maschinenbauer, 1879 H. 21 S. 329.
                                    											Andererseits ist dagegen anzuführen, daſs nach Bell der Phosphor das Eisen nur bei verhältniſsmäſsig geringem
                                    											Temperaturgrad verläſst., sowohl an Schwerschmelzbarkeit – die
                              									überhaupt eine auffallend geringe ist – wie auch, und
                              									namentlich Probe b und c, an mechanischer Widerstandsfähigkeit mit einem
                              									hochfeuerfesten Thon nicht irgendwie vergleichen
                              									lassen, ist somit in steigender Schwerschmelzbarkeit Probe a am leichtesten
                              									schmelzbar, dann folgt b und hierauf c. Bei den beiden letzten Gemengen wächst die
                              									Schwerschmelzbarkeit mit der gröſseren Kalk- und Magnesiamenge oder Abnahme der
                              									Kieselsäure; das Gemenge a ist das am reichlichsten zusammengesetzte und mit schon
                              									vorgebildeten Verbindungen.
                           Das Kalk-Thongemenge a lieſs die Frage aufwerfen, ob die äquivalent sich tiefer
                              									stellende Magnesia ein noch leichter schmelzbares Gemenge abgeben würde. Es wurde
                              									daher der Versuch wiederholt unter Ersetzung von Magnesia, d.h. 85 Th. Magnesia
                              									wurden gemischt, wie oben mit 5 Theilen desselben Thones.Die Probe wurde nicht rissig beim Antrocknen, wie dies bei der Kalk-Thonprobe
                                    											der Fall ist. Beim Glühen beider Gemenge, wozu vorher vollkommen
                              									chemisch rein hergestellter Kalk und Magnesia verwendet wurden, wie vorstehend in
                              									annähernder Schmiedeisen-Schmelzhitze hielt sich das Magnesiagemenge entschieden mehr schwerschmelzbar. Während dieses nur
                              									zusammengebacken, matt und nicht ölig, war jenes bereits Email artig, glänzend. Wir
                              									haben also hier bei den allerdings wesentlich anderen Verhältnissen, d.h. einerseits
                              									einem nicht entfernt Thon ähnlichen und andererseits einer wesentlich geringeren
                              									Temperatur, als sie zur Prüfung hoch feuerfester Thone maſsgebendHierzu kommt noch, daſs wir es, was die Basen Kalk und Magnesia angeht, mit
                                    											erst sich bildenden Verbindungen zu thun haben., eine Ausnahme vom Aequivalentengesetz zu bemerken. Bei der
                              									nicht geringen theoretischen Wichtigkeit dieses Resultates wurde der Versuch noch mehrmals unter
                              									Abänderungen vorgenommen. Es wurden Proben von beiden Gemengen auf einer Thonscheibe
                              									mit bestem feuerfesten Thon aufgeklebt und nun bis zur Silber-Schmelzhitze geglüht:
                              									das der Magnesia war von noch erdigem Ansehen; dagegen das des Kalkes zeigte bereits
                              									eine äuſsere gelbliche Haut, wenn auch der Bruch erdig war. Dasselbe Resultat wurde
                              									erhalten, wenn die Proben in gleicher Weise im Platinöhr geglüht wurden. Wurde
                              									ferner die Temperatur bis zur völligen Schmiedeisen-Schmelzhitze gesteigert, so war
                              									letzteres bereits gänzlich zerflossen zu einer dunklen, glänzenden, glasartigen
                              									Masse, während bei ersterem noch die Form der Probe zu erkennen war, welche ein
                              									graues Halbemail bildete und äuſserlich mit der Thonumhüllung eine graue, wenig
                              									glänzende Glasur. Wurden endlich die Proben im Platinröhr ebenso stark erhitzt, so
                              									war das der Magnesia zusammengebacken, Mehlzucker artig
                              									verdichtet, nicht ölig und der Bruch erdig, leise einsaugend; wogegen jenes Caramel
                              									artig zusammengeschmolzen, emaillirt, leise glänzend
                              									und etwas durchscheinend aussah. Der Bruch erschien halb glasig. Beide Proben waren
                              									sehr beträchtlich geschwunden. Schlieſslich wurde letzterer Versuch noch dahin
                              									abgeändert, daſs statt 5 Proc. Magnesia und Kalk nur 2,5 Proc. genommen wurden.
                              									Jetzt war die Mehlzucker artige Magnesiaprobe noch etwas ritzbar oder schneidbar,
                              									während die Kalkprobe wie Caramel, nicht glänzend, doch etwas durchscheinend und der
                              									Bruch stark ölig war. Die gegenüber der Magnesia gröſsere
                                 										Schmelzbarkeit des Kalkes mit Thon ist demnach festgestellt.
                           Ferner ist anzuführen, wie der Versuch c bereits schon
                              									in Guſseisen-Schmelzhitze andeutet, daſs diese an Kalk oder Magnesia reichen und
                              									zwar nicht einfachen, sondern zusammengesetzten Gemenge
                              									mit einer Thonmasse im Feuer durchaus nicht in Berührung treten dürfen, um nicht an
                              									Schwerschmelzbarkeit gleich beträchtlich zu verlieren. Klebt man ein solches
                              									basenreiches Gemenge unmittelbar auf eine Thonunterlage, so friſst es sich, und wenn
                              									letztere auch die feuerfesteste ist, mit zunehmender Erhitzung immer mehr ein, eine
                              									grünlich glasirte muschelförmige und weit ausgehöhlte Vertiefung bildend, in welcher
                              									als Mittelpunkt – hat die Erhitzung nicht länger angedauert und war die Probe in
                              									Cylinderform – noch ein theils erhaltener Halbcylinder schwimmt. Bekanntlich wirken
                              									wenige Bruchtheile von Magnesia sowie auch von Kalk, und zwar sobald einmal die
                              									Schmelzung eingeleitet ist, als kräftige Fluſsmittel auf die Thonbestandtheile ein,
                              									damit leicht schmelzbare und flüssigere Doppelverbindungen eingehend.
                           Als nothwendige Bedingung wird daher von Snelus der Raum zwischen basischer Bekleidung und dem
                              									Ziegelwerk des Ofens mit Kokesstaub u. dgl. ausgefüllt. Auch S. O. Thomas hebt besonders hervor, daſs die basischen Ziegel nicht mit
                              									Kieselsäure haltigen Ziegeln in Berührung kommen dürfen.
                           
                           Was ferner das wenig feste Brennen der Magnesiasteine (wozu der Uebelstand kommt,
                              									daſs dieselben mit Wasser befeuchtet oder überhaupt an der Luft, Feuchtigkeit und
                              									Kohlensäure anziehend, alsbald aus einander fallen)Um dem Zerfallen vorzubeugen, hat man Erdöl empfohlen (vgl. 1879 234 311). In Witkowitz taucht man zu dem Zwecke
                                    											die gebrannten noch warmen Steine in Theer. Nach einem von Borsig angemeldeten Patent wird durch einen
                                    											Zusatz von Borsäure und ihrer Verbindungen ein sehr fester Stein
                                    											erhalten. unter starkem Schwinden angeht, so bestätigen dies
                              									vorstehende Versuche; das Schwinden ist selbstredend noch bedeutend gröſser (30 bis
                              									40 Proc), wenn statt Magnesia oder Kalk deren Carbonate angewendet werden. Endlich,
                              									wenn behauptet wird, daſs die Magnesiasteine in einer sehr hohen, bis zur
                              									Platin-Schmelzhitze gesteigerten Temperatur gebrannt werden müssen, so kann dies,
                              									vorausgesetzt, daſs die Kohlensäure bereits vorher vollständig ausgetrieben, nur
                              									sehr annäherungsweise zu verstehen sein; denn in erreichter Platin-Schmelzhitze
                              									schmelzen die obigen Kohlensäure freien Mischungen völlig
                                 										und zwar dünnflüssig ohne allen Widerstand zusammen.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)