| Titel: | Gramme's neue Wechselstrommaschine. | 
| Autor: | E-e. | 
| Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 128 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Gramme's neue Wechselstrommaschine.
                        Mit Abbildungen im Text und auf Tafel 12.
                        Gramme's neue Wechselstrommaschine.
                        
                     
                        
                           Bei seiner älteren, vom J. 1878 stammenden Wechselstrommaschine magnetisirte Gramme die umlaufenden Anker durch den Strom einer
                              									kleinen Maschine, welche einen Strom von unveränderter Richtung lieferte. Diese
                              									Einrichtung erschwerte die Transmission und besaſs einige Nachtheile in Betreff der
                              									Gleichmäſsigkeit des Lichtes, welches die Wechselströme mittels elektrischer Kerzen
                              									erzeugten; daher hat Gramme eine bessere und billigere
                              									Maschine entworfen, welche sich selbst erregt. Wir beschreiben dieselbe nach der
                              										Revue industrielle, 1880 S. 53
                                 									kurz unter Bezugnahme auf die zugehörigen Abbildungen auf Taf. 12, von denen
                              										Fig. 4 einen Grundriſs, Fig. 5 eine
                              									Vorderansicht, Fig. 6 eine
                              									Seitenansicht von der Riemenscheibe R, endlich Fig.
                                 										7 bis 9 einen
                              									Längsschnitt, einen Schnitt durch die Spule mit unveränderlichem Strom und einen
                              									Schnitt durch die Wechselstromspule einer Maschine der kleinsten Art darstellen.
                           Auf guſseiserner Grundplatte sind zwei ebenfalls guſseiserne, nahezu runde Platten
                              									befestigt, welche durch sechs im Querschnitt quadratische Riegel verbunden und mit
                              									Lagern für die in der Mitte durchgehende Welle versehen sind. Die vordere besitzt im
                              									Inneren vier Rippen, woran die Kerne der Elektromagnete der erregenden Maschine
                              										(Fig. 8) befestigt sind. Wie bei der älteren Maschine ruht die
                              									Wechselstromspule auf den Riegeln mittels Leisten aus hartem Holz, welche auſsen an
                              									den Kern von Eisendraht angeleimt sind, auf welchen der zu inducirende Draht gewickelt ist.
                              									Die beweglichen Elektromagnete bilden einen sechsstrahligen Stern, der an einen auf
                              									die Achse aufgekeilten sechsseitigen Muff aufgeschraubt ist; wie Fig. 7
                              									zeigt, halten die nämlichen Schrauben zugleich die Kerne fest. Auf der Achse sitzt
                              									an dem einen Ende (in Fig. 7
                              									links) die kleine erregende Spule und am anderen der Inductor, welcher den nutzbaren
                              									Strom liefert. Die Zapfenlager haben eine groſse Länge und bei den groſsen Maschinen
                              									selbstthätige Oelung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 237, S. 129
                              
                           Ein kleiner Handgriff, der in Fig. 5 zu
                              									sehen ist, dient dazu, die beweglichen Elektromagnete mit dem Strome der erregenden
                              									Maschine zu verbinden. Dieser Strom wird von Bürsten aus versilbertem Kupferdraht
                              									aufgenommen; die Bürsten werden mittels einer kleinen Schraube ohne Ende an der
                              									Auſsenseite des Gestelles in die richtige Lage gebracht. Um die Magnetisirung der
                              									Inductoren und dadurch die Kraft der Maschine reguliren zu können, hat Gramme zwischen der erregenden Maschine und den
                              									Elektromagneten einen Kupferdraht angebracht, dessen Länge und Querschnitt leicht
                              									verändert werden kann. Die Bewickelung unterscheidet sich von der bei den älteren
                              									Maschinen, in so fern zwei Drähte zugleich, anstatt eines einzigen, gewickelt sind,
                              									damit man für kleine Kerzen einen Intensitätsstrom, für gröſsere Kerzen einen
                              									Quantitätsstrom erzeugen kann.
                           Jetzt werden diese Maschinen in zwei Gröſsen gebaut; die kleineren
                              									wiegen 280k und speisen 12 Kerzen mit 20 bis 30
                              									Carcelbrennern Lichtstärke, oder 8 mit 40 bis 50 Brennern; die gröſseren wiegen
                              										470k und speisen 24 Kerzen zu 20 bis 30, oder
                              									16 mit 40 bis 50 Brennern. In der nachfolgenden Tabelle wurden die 4 ersten Versuche
                              									mit einer kleinen, von einer Otto'schen Gaskraftmaschine getriebenen Maschine
                              									angestellt, und die Abtheilungen der Spule waren parallel geschaltet, so daſs sie 2,
                              									3 und 4 getrennte Stromkreise bildeten. Die Triebkraft wurde mittels eines
                              									Prony'schen Zaums gemessen. Die Kerzen hatten Kohlenstäbe von 4mm Durchmesser und brannten 2 Stunden. Die
                              									Versuche 5 bis 7 wurden mit derselben Maschine bei Hintereinanderschaltung gemacht;
                              									die Kerzen hatten Kohlenstäbe von 3mm und brannten
                              									1½ Stunden. Man hätte die Theilung des Lichtes noch weiter treiben können;
                           
                           
                              
                                 Versuchs-nummer
                                 MinutlicheTourenzahl
                                 Kraftaufwandmk
                                 Gesammt-zahl Lichter
                                 Leuchtkraftjedes Lichtes
                                 
                              
                                   1  2  3  4  5  6  7  8  9101112
                                 114012001330140014401350130013001460100010201200
                                 145204330380352310287334376–––
                                   2  4  6  812  8  6  6  8162025
                                 454744422538  
                                    											37,5   50,2   47,24851   31,5
                                 Carcelbrenner
                                 
                              
                           allein beim Herabgehen auf 20 Brenner Lichtstärke
                              									verloren die Kerzen viel an ihrem regelmäſsigen Brennen. Mit einer besonders für
                              									kleinere Lichter construirten Maschine hat man bei 1250 Umläufen 14 Lichter zu 20
                              									Carcelbrennern erhalten mit einem Kraftaufwande von 350mk (4e,67); die dabei verwendeten Kerzen
                              									hatten Kohlen von 3mm Dicke. Die Versuche 8 und 9
                              									wurden mit einer kleinen Maschine angestellt, die von einer in ihrer Geschwindigkeit
                              									stark wechselnden Dampfmaschine getrieben wurde. Mehrere Kerzen erloschen während
                              									des Ganges; man konnte dem aber dadurch abhelfen, daſs man die Geschwindigkeit ein
                              									wenig erhöhte. Die Versuche 10 bis 12 wurden in der Werkstätte der Société Jablochkoff in Paris ausgeführt mit zwei
                              									groſsen Maschinen; sie werden nächstens auf der „Place de l'Opera“ wiederholt werden.
                           Während vor 2 Jahren die Gramme'schen
                              									Maschinen 8000 M. für 16 Lichter und 4000 M. für 6 Lichter kosteten und die 1⅓
                              									Stunde brennenden Kerzen mit 0,60 M. zu bezahlen waren, werden die jetzigen
                              									Maschinen für 20 Lichter für 3600 M. und für 8 Lichter für 2240 M. verkauft und die
                              									2 ⅙ Stunden brennenden Kerzen kosten nur 0,40 M.
                           
                              
                                 E-e.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
