| Titel: | Magnesia und ihre Verbindungen, Kalk u. dgl. als feuerfeste Materialien sowie als Entphosphorungsmittel, pyrometrisch betrachtet; von Dr. Karl Bischof. | 
| Autor: | Karl Bischof | 
| Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 137 | 
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                        Magnesia und ihre Verbindungen, Kalk u. dgl. als
                           								feuerfeste Materialien sowie als Entphosphorungsmittel, pyrometrisch betrachtet; von Dr.
                           									Karl Bischof.
                        (Schluſs der Abhandlung S. 51 dieses
                           								Bandes.)
                        K. Bischof, über Magnesia und ihre Verbindungen als
                           								Entphosphorungsmittel.
                        
                     
                        
                           Um über diese mehr oder weniger reichlich zusammengesetzten Mischungen und dadurch
                              									mehr complicirte Verhältnisse ein klareres Bild in pyrometrischer Hinsicht zu
                              									bekommen, erschien es nicht ohne Interesse, sowohl mit den in Frage kommenden
                              									Einzelstoffen, als den möglichen einfachen Verbindungen Bestimmungen im Feuer
                              									vorzunehmen Es wurde daher zunächst pyrometrisch bestimmt die Magnesia, der Kalk,
                              									die Thonerde, das Eisenoxyd, die Kieselsäure und die Phosphorsäure, alle in chemisch
                              									reinem Zustande. Als maſsgebende Temperatur wurde gewählt controlirte
                              									Schmiedeisen-Schmelzhitze (abgekürzt S. S.) und oft auch noch ein höherer Hitzgrad,
                              									und zwar fanden die Proben ihre Befestigung entweder auf einer Thonscheibe, oder in
                              									dem Oehr eines Platindrahtes oder in einem kleinen Platintrichter.
                           1) Die Magnesia wurde aus Bittersalzkrystallen unter
                              									allen beim nachstehenden Kalke noch näher angegebenen Vorsichtsmaſsregeln der
                              									Abscheidung jeglicher Beimengungen als kohlensaure Magnesia gefällt und hierauf in
                              									einem PlatintiegelBewirkt man das Glühen in einem Thontiegel, so nimmt die Magnesia bereits so
                                    											viel Thonerde und Kieselsäure aus demselben auf, daſs sie hierdurch
                                    											wesentlich an Schwerschmelzbarkeit einbüſst; noch mehr schien diese
                                    											bemerkenswerthe Verunreinigung beim gleichen Glühen des kohlensauren Kalkes
                                    											einzutreten. längere Zeit geglüht, bis beim Uebergieſsen mit
                              									Säure auch nicht die geringste Kohlensäure-Entwicklung sich mehr zeigte. Die zum
                              									Ueberfluſs noch angestellte vorherige Prüfung der Magnesia auf Kieselsäure,
                              									Thonerde, Eisen und Mangan erwies dieselbe als vollkommen frei von diesen
                              									Substanzen. So wurde das mit destillirtem Wasser angemachte feinste Magnesiapulver
                              									im Platinöhr dem bezeichneten Hitzgrade ausgesetzt: Es war weiſs, wenig fest,
                              									schneidbar; äuſserlich glatt und der Bruch staubig, lose.
                           Es wurde daher die Prüfungshitze noch höher gesteigert, indem eine Probe mit bestem
                              									feuerfestem Thon auf einer Thonscheibe aufgeklebt und dieselbe bis zur annähernden
                              									Platin-Schmelzhitze (abgekürzt P. S.) zur Erhitzung kam. Die Probe war noch völlig
                              									erhalten, weiſs, äuſserlich verdichtet und mit mürbem, abstaubendem Bruche. In
                              									völliger P. S. zerfloſs eine gleiche Probe zu einem grauen, dünnen Flusse. Die chemisch reine Magnesia verhält sich somit in S. S. und
                                 										in annähernder (wenn auch nicht völliger) P. S. bis auf eine äuſsere Verdichtung
                                 										unschmelzbar, ja selbst bei äuſserlicher Berührung mit feuerfester
                                 										Thonmasse.
                           Die in bezeichneter Weise hergestellte und vorgeglühte Magnesia zerreibt sich höchst
                              									zart, formt sich erdig, doch etwas schleimig und wird lufttrocken ziemlich fest.
                           2) Der Kalk wurde mit gröſster Sorgfalt völlig rein
                              									dargestellt. Es wurde dazu ein natürlicher Kalk genommen, welcher 98 Proc.
                              									kohlensauren KalkKalkspathkrystalle von Goſslar und selbst völlig durchsichtiger Doppelspath
                                    											von Brilon und auch von Island erwiesen sich als merklich Mangan haltig, was
                                    											sich beim Glühen in S. S. durch eine, wenn auch in letzterem Falle
                                    											stellenweise, schwach bräunliche Färbung zu erkennen gab.
                              									enthielt und den die Vorprüfung als frei von Magnesia erwiesen hatte. Er wurde in
                              									reiner Salzsäure gelöst und abfiltrirt und die Lösung völlig zur Trockne
                              									eingedampft, um jegliche etwa mit gelöste Kieselsäure abzuscheiden. Hierauf wurde
                              									die wässerige Lösung mit Schwefelammonium versetzt, die entstandene Trübung nach
                              									völliger Klärung abfiltrirt und nun mit vorher geprüftem reinem kohlensaurem
                              									Ammonium der Kalk gefällt und vollkommen ausgewaschen, bis Silberlösung nicht mehr
                              									die leiseste Reaction gab. Mit dem rein hergestellten und wie oben im Platintiegel
                              									zur Verjagung aller Kohlensäure wiederholt stark vorgeglühten Kalk wurden die
                              									pyrometrischen Bestimmungen vorgenommen, nachdem der Kalk in einem Platintrichter in
                              									S. S. geglüht worden, da vorherige Versuche ein Abblättern desselben aus dem
                              									Platinöhr ergeben hatten. Derselbe war zusammengebacken mit einer äuſseren Haut,
                              									doch schneidbar; der Bruch der etwas harten Masse erschien erdig. Auf einer
                              									Thonscheibe in annähernder P. S. begann er zu zerflieſsen. Der Kalk zeigt somit bereits in S. S. eine Haut. In annähernder P. S. in Berührung mit Thonmasse zergeht er. Der nicht ebenso
                              									zarte Kalk gibt beim Anmachen anfangs eine schleimige Masse, die aber bald kurz und
                              									körnig erscheint und beim Trocknen zerspringt und sich aufbläht. Das Rissigwerden
                              									und Zerfallen des Aetzkalkes an der Luft ist bekannt.
                           3) Die aus Kryolith-Thonerde durch nochmaliges Lösen und Fällen wie nach
                              									vollständigem Auswaschen, wie früher angegeben, dargestellte und vorgeglühte Thonerde ist in S. S. vollkommen unschmelzbar; sie war erdig, lose, rein weiſs. Es war dabei
                              									völlig gleich, ob die Probe auf einer Thonscheibe aufgeklebt war, oder auf Platin
                              									sich befand, und konnte die Temperatur bis zur annähernden und selbst völligen P. S.
                              									gesteigert werden, ohne daſs sich das erdige Ansehen verlor; ja selbst noch ein
                              									leises Einsaugen war zu bemerken. Sie unterscheidet sich dadurch von der Magnesia, welche
                              									so stark geglüht in ersterem Falle eine äuſsere Verdichtung aufweist, oder in
                              									letzterem Falle gar zerflieſst. Die in Silber-Schmelzhitze vorgeglühte Thonerde
                              									knirscht beim Reiben in der Achatschale und haftet stark an letzterer an. Die in
                              
                              									geringerer Temperatur beim Vorglühen sich hart, dagegen in höherer Hitze mürbe
                              									brennende Thonerde überholt die Magnesia, welche sich umgekehrt in schwächerer
                              									Glühhitze lose und in höherer etwas fester brennt. Beim Anmachen erscheint das
                              									vorgeglühte feinste Thonerdepulver körnig, schleimig, kittartig.
                           4) Chemisch reines Eisenoxyd, bis zur S.S. in einem
                              									Platintrichter erhitzt, war von einem blauen Fluſs stark umrindet. Das Eisenoxyd beginnt somit bereits in S. S. auf Platin zu
                                 										schmelzen. Das vorgeglühte feinste Eisenoxydpulver formt sich kurz,
                              									körnig.
                           5) Die Kieselsäure, welche aus Wasserglaslösung mittels
                              									Salzsäure gefällt und vollkommen ausgewaschen war, brannte sich in S. S. auf Platin
                              									etwas ölig. Die weiſse Probe zeigte eine wenig feste Rinde und war schneidbar, dabei
                              									in Körnchen zerbröckelnd. In annähernder P. S. war das Verhalten ein fast gleiches.
                              									Die Körner waren lose verkittet. Die Kieselsäure für sich
                                 										verhält sich demnach in S. S. schmelzbarer wie die Magnesia und auch wie der
                                 										Kalk. Sie verträgt Erhitzung in annähernder P. S. auf einer
                                 									Thonscheibe.
                           6) Phosphorsäure. Chemisch reines phosphorsaures
                              									Ammonium, in einem Platintrichter S. S. ausgesetzt, schmolz überschäumend zu einem
                              									opalartigen Glase zusammen. Aehnlich zerschmolz bereits in Silber-Schmelzhitze
                              									glasige Phosphorsäure, wie man sie zu Löthrohrversuchen verwendet. Nachdem dieselbe
                              									im Platinöhr, sowie in einem Platintrichter über der Spirituslampe so lange geglüht
                              									wurde, bis sie nicht mehr aufkochte, und hierauf in Silber-Schmelzhitze gebracht
                              									worden, waren sowohl der Platindraht wie der Platintrichter zu Kugeln zusammen
                              									gesunken und diese mit metallisch glänzenden Körnchen besetzt; die Phosphorsäure
                              									aber hatte sich auf der Thonscheibe als eine gelbliche dünne Glasur ausgebreitet.
                              										Die Phosphorsäure schmilzt somit vollends in S. S., ja
                                 										bereits schon in geringerem Hitzgrade.
                           Ordnen wir die vorgenannten sechs Körper nach ihrer Schmelzbarkeit, so steht einzig
                              									oben an die Thonerde, dann folgt die Magnesia, hierauf der Kalk
                              									und die Kieselsäure und eine wesentlich tiefere Stufe
                              									nimmt das Eisenoxyd und noch mehr die Phosphorsäure ein.
                           7) Magnesia mit Kieselsäure. Hierauf, zu den einfachen
                              									Verbindungen übergehend, wurde das Verhalten der Magnesia einer zunehmenden Menge
                              									von Kieselsäure gegenüber pyrometrisch bestimmt. Zu dem Zwecke wurde das obige
                              									trockene oder vorher getrocknete feinste Magnesia- und Kieselsäurepulver, beide mit
                              									einander, wie angegeben, aufs innigste gemengt. Auf 100 Th. Magnesia kamen zur
                              									Abwägung 5, 10, 25, 50 und 100 Th. Kieselsäure. Diese fünf Gemenge wurden alsdann in der
                              									bezeichneten Schmiedeisen-Schmelzhitze und zwar in den Platintrichtern geglüht.
                              									Vorversuche hatten in dem genannten Hitzgrade für die drei ersten Proben keine
                              									Beeinflussung durch eine Thonberührung wahrnehmen lassen; bei der 4. Probe aber fand
                              									ein Anbacken und bei der 5. ein Zusammenschmelzen mit dem Thone statt: Alle Proben
                              									mit Ausnahme der 100procentigen blieben erhalten. Sie waren Mehlzucker artig, d.h.
                              									nicht fest zusammengebacken. Die 50procentige Probe ist wenig schneidbar und zeigt
                              									sich etwas ölig. Die 100procentige war zu einer Steinzeug artigen Masse
                              									zusammengeflossen. Die weniger Kieselsäure enthaltenden Proben waren gerissen, die
                              									an Kieselsäure reichen nicht, alle aber merklich geschwunden und die mehr
                              									Kieselsäure haltigen in stärkerem Grade. Mit der gröſseren
                                 										Kieselsäuremenge nimmt demnach die Schmelzbarkeit, wenn auch langsam, so doch
                                 										allmählich zu. Bei gleichen Theilen Magnesia und Kieselsäure tritt in S. S.
                                 										bereits eine deutliche Schmelzung ein. Dieselbe wächst jedenfalls, absolut
                                 										genommen, bis zu einem recht hohen Zusatz, bis dann endlich mit einem sehr
                              									bedeutenden Vorherrschen der Kieselsäure wegen ihrer hohen Schwerschmelzbarkeit als
                              									solcher diese in ihre Rechte tritt. In physikalischer Beziehung formten sich die
                              									Proben mit dem gröſseren Kieselsäuregehalte stetig steifer.
                           8) Magnesia und Phosphor säure. Als zweiter Versuch
                              									wurde die Magnesia mit Phosphorsäure geglüht, und zwar bediente ich mich dabei eines
                              									Zusatzes von chemisch reinem phosphorsaurem Ammonium unter der annehmbaren
                              									Voraussetzung, daſs die Magnesia in der Glühhitze das Ammonium völlig austreibt und
                              									allein die Phosphorsäure als Verbindungsmittel übrig bleibt. Bereits beim Anmachen
                              									der Proben machte sich unter starker Wärmeentwicklung ein Ammoniakgeruch geltend.
                              									Auf 100 Th. Magnesia wurden wie oben 5, 10... Phosphorsäure und zwar kurzweg der
                              									Einfachheit wegen das Doppelte an phosphorsaurem Ammonium (worin 53,79 Proc.
                              									Phosphorsäure) genommen. Wie oben in Platintrichterchen geglüht, lieſsen sämmtliche
                              									Proben bereits eine Schmelzung, wenigstens eine beginnende deutlich wahrnehmen. Die
                              									5procentige war zusammengebacken, grau, ölig, beträchtlich geschwunden, die
                              									10procentige stark ölig, die 25procentige desgleichen, kugelig, leise glänzend, die
                              									50procentige völlig zusammengeflossen zu einem graulich weiſsen Email und die
                              									100procentige bildete einen glänzenden Emailtropfen. Die
                                 										Phosphorsäure gibt also mit der Magnesia erheblich früher und mit der gröſsern
                                 										Menge um so völliger eintretende schmelzbare Verbindungen als die
                                 										Kieselsäure. Die höheren Proben erhitzen sich beim Anmachen so bedeutend,
                              									daſs unter Dampfentwicklung sofort eine harte Masse entsteht, welche, zerrieben und
                              									angemacht, jedoch stark klebend, aufquellend, wassersteif und von blaugrauer Färbung
                              									ist. Die trocknen Pulver haften beim Reiben in der Achatschale an deren Wandung
                              									reichlich an.
                           
                           9) Magnesia mit Thonerde. Versetzte man die Magnesia mit
                              									1, 2, 5, 10, 25, 50 und 100 Proc. Thonerde, beide absolut rein und wasserfrei, so
                              									ergab sich nach verschiedenen Glühungen Folgendes. In Silber-Schmelzhitze auf
                              									Thonscheibe waren sämmtliche Proben ohne Unterschied noch erdig, weiſs. Wurde die
                              									Temperatur bis zur Schmiedeisen-Schmelzhitze gesteigert, so erschienen dieselben
                              									theils verdichtet und härter, aber alle unbeeinfluſst von der Thonberührung. Ebenso
                              									stark im Platinöhr geglüht, waren sie sämmtlich verdichtet, noch schneidbar,
                              									Mehlzucker artig. Die 10procentige Probe zeigte eine HautOb hier vielleicht bestimmte äquivalente chemische Verhältnisse eine gewisse
                                    											Schmelzbarkeit bedingen, behalte ich mir vor, noch durch weitere Versuche zu
                                    											verfolgen. und die 25procentige eine schwache, während die 50 und
                              									100procentige keine Verschiedenheit vor den übrigen Proben beobachten lieſs. In Silber-Schmelzhitze halten sich demnach sämmtliche
                                 										Proben, auch in unmittelbarer Berührung mit Thon sowie auch selbst in
                                 
                                 										Schmiedeisen-Schmelzhitze. In derselben Temperatur im Platinöhr sind nur geringe
                                 										Unterschiede zu bemerken.
                           Hinsichtlich des physikalischen Verhaltens sind die mehr Magnesia haltigen Proben die
                              									voluminösem, mehr weich und schmierig; getrocknet sind die festern reinweiſs. Die
                              									Thonerde haltigen hingegen erscheinen compacter und getrocknet mehr lose und
                              									bläulich. Die Gemenge mit dem gröſsern Magnesiagehalt schwinden beim Glühen
                              									mehr.
                           10) Magnesia mit Kalk. Die Magnesia wurde mit 5, 10...
                              									Proc. Kalk und umgekehrt der Kalk in denselben Verhältnissen mit Magnesia versetzt
                              									und geglüht. In Schmiedeisen-Schmelzhitze im Platinöhr waren alle Mehlzucker artig
                              									zusammengebacken. Erstere Proben mit der vorherrschenden Magnesia lieſsen unter
                              									einander keinen oder einen nur undeutlichen Unterschied wahrnehmen; hingegen zeigten
                              									die Kalkproben (mit der vorherrschenden Kalkmenge) eine Haut und machte sich hierbei
                              									mit 10 Proc. anfangend mit dem höheren Magnesiazusatz eine gröſsere Bläschenbildung
                              									in der genannten Haut geltend. Magnesia und Kalk äuſsern
                                 										daher in S. S. keine beträchtliche Schmelzwirkung auf einander; doch haben die
                                 										Proben mit dem vorherrschenden Kalkgehalte das Ansehen einer wenn auch erst
                                 
                                 										beginnenden Schmelzung.
                           Mit der gröſsern Magnesiamenge nimmt die Formbarkeit, d.h. die schleimige
                              									Beschaffenheit der Proben zu. Der aufgequollene wie schleimige Zustand der Magnesia
                              									und der kurze wie körnige Zustand des Kalkes ergänzen sich gewissermaſsen.
                              									Unmittelbar nach dem Anfeuchten erscheinen die Proben mit dem gröſseren Kalkgehalte
                              									dünn, schleimig, werden aber dann beim Antrocknen immer kürzer und streichen sich
                              									streifig (wellenförmig). Mit dem gröſseren Kalkgehalte nimmt das sehr schwierig zu
                              									bekämpfende Zerfallen der Proben an der Luft zu. Sie bersten beim Antrocknen. Die
                              									Schwindung der Magnesia-Kalkproben scheint ebenso bedeutend als die der Magnesia-Thonerdeproben
                              									zu sein.
                           11) Magnesia mit Eisen. In Silber-Schmelzhitze auf der
                              									Thonscheibe waren alle erhalten. Die 5 proc. Probe war noch erdig, etwas schneidbar,
                              									abstäubend, die 10procentige wenig schneidbar, die 25 und 50procentige mit einer
                              									schmutzigfarbenen Haut verdichtet und die 100procentige eisenblau glänzend, mit auch
                              									glänzendem Bruche. Hingegen auf Thonscheibe in S. S. waren alle Proben
                              									zusammengeflossen zu einer blauschwarzen Schlacke. Bei der 5procentigen war noch ein
                              									gröſserer Theil ungeschmolzen vorhanden, bei der 10procentigen war dieser Theil
                              									geringer u.s.w. Die Glühung im Platinöhr wiederholt, war die 5procentige Probe
                              									bräunlich dicht, die 10procentige braunroth ölig und die 25procentige ziegelroth
                              									glänzend, die 10procentige begann zu flieſsen und die 100procentige war völlig
                              
                              									zusammengeflossen. Das Eisenoxyd gibt mit der Magnesia in S.
                                 										S. alsbald eine schmelzbare Verbindung. Mit der gröſseren Eisenmenge steigt die
                                 										Schmelzbarkeit. Die Eisenproben schwinden reichlich. Mit dem gröſseren
                              									Eisenoxydzusatz verliert sich das schleimig Schmierige der Magnesia.
                           Gehen wir noch kurz durch das Verhalten des Kalkes gegenüber den genannten
                              									Substanzen, das trotz der sonstigen Aehnlichkeit der beiden Erden, in höchst
                              									bemerkenswerther Weise, besonders der Thonerde gegenüber, von einander abweicht.
                           12) Kalk und Kieselsäure. Nachdem beide in den obigen 5
                              									Verhältnissen gemischt und in S. S. in dem PlatintrichterchenVersuche hatten ergeben, daſs die Kalkproben im Platinöhr leicht abfallen,
                                    											abspringen oder abflieſsen und wurden daher dieselben alle in
                                    											Platintrichtern vorgenommen. ausgesetzt worden, bildete die
                              									5procentige eine ölige Masse, die 10 und 25procentige desgleichen, abgerundet, die
                              									50procentige ein weiſses Email, die 100procentige war zu einem glänzenden
                              									Glastropfen zusammengeflossen.
                           
                              Die bedeutend frühere wie gröſsere Schmelzbarkeit des Kalkes
                                 										mit Kieselsäure gegenüber der Magnesia tritt somit überraschend hervor.
                              
                           13) Kalk und Phosphorsäure. Ebenso wie oben wurde der
                              									Kalk in den 5 Verhältnissen mit phosphorsaurem Ammonium versetzt und auf Platin
                              									geglüht. Die 5 procentige Probe war bereits Caramel artig zusammengeschmolzen,
                              									weiſs, leise glänzend, schwach durchscheinend. Die 10procentige desgleichen,
                              									ziemlich glänzend, die 25procentige abgerundet, die 50 und die 100procentige
                              									tropfenförmig zusammengeflossen. Die Proben waren ziemlich stark geschwunden. Der Kalk gibt mit Phosphorsäure noch um so mehr, eher und
                                 										völliger schmelzbare Verbindungen als die Magnesia. Der Kalk erhitzt sich
                              									beim Anmachen nicht so stark, wie dies bei der Magnesia der Fall ist und oben
                              									beschrieben wurde.
                           14) Kalk und Thonerde. Dem reinen Kalk wurden 1, 2, 5,
                              									10, 25, 50, 100 und noch
                              									200 wie 300 Proc. reine Thonerde beigemischt und die Proben in S. S. im
                              									Platintrichter geglüht. Die 1 procentige war fest zusammengebacken, 2 procentige
                              									porzellanartig glänzend, 5 procentige porzellanartig, aber wenig glänzend, die
                              									10procentige zusammengeschmolzen, tropfenförmig zu einem weiſsen Email, die
                              									25procentige desgleichen, ausgebreiteter, die 50procentige Caramel artig
                              									geschmolzen, die 100 procentige war zu einer theils glasglänzenden Perle, die
                              									200procentige im Trichter zu einer bläulich opalartigen Masse zusammengesunken, die
                              									300 procentige war zähflüssiger, aber noch etwas opalartig durchscheinend. Der Kalk gibt demnach auch selbst mit der Thonerde weit mehr
                                 										schmelzbare Verbindungen als die Magnesia. Diese gröſsere Schmelzbarkeit äuſsert
                                 										sich nicht allein sofort bei einem nur geringen Thonerdezusatz, sondern wächst
                                 										auch selbst theils bis zu einer recht hohen Zusatzmenge. Sogar 300 Proc.
                                 										Thonerde geben noch eine opalartige, wenn auch sichtlich recht zähflüssige
                                 										Masse. Sämmtliche Proben blähten sich beim Antrocknen auf, zerbersteten und
                              									zerfielen.
                           15) Kalk und Eisenoxyd. Nachdem die fünf Proben in
                              									gleicher Weise geglüht worden, war die 5procentige zusammengesintert zu einer
                              									bräunlich gelben, wenig ritzbaren Masse, die 10procentige desgleichen zu einer
                              									röthlich braunen, die 25procentige ganz desgleichen, die 50 procentige
                              									zusammengeflossen zu einer sich mäſsig ausbreitenden schmutzig grünlichen Schlacke,
                              									die 100procentige zu einem pechschwarzen, glänzendem Glase. Das Eisenoxyd verhält sich somit im Ganzen wie der Magnesia so auch dem Kalke
                                 										gegenüber ähnlich; doch läſst sich immerhin eine etwas leichtere Schmelzbarkeit
                                 										nicht verkennen. Das Eisenoxyd gibt mit Kalk eine besonders kurze
                              									Masse.
                           
                        
                           
                              Schluſsfolgerungen.
                              
                           1) Die Unterschiede, welche die verschiedenen Einzelsubstanzen in pyrometrischer
                              									Hinsicht darbieten, lassen sich in ihren Verbindungen nicht oder nur theils, und
                              									dann meist in verstärktem Maſse, wieder erkennen. Die Thonerde, die Magnesia, der
                              									Kalk und die Kieselsäure an sich höchst, doch verschieden schwer schmelzbar, treten,
                              									wie zum Theil schon länger bekannt, ganz anders wirksam als Gemengemittel auf;
                              									besonders die Phosphorsäure, bezieh. das phosphorsaure Ammonium und auch das Eisen,
                              									wenn auch letzteres in geringerm Grade, äuſsern ihre Leichtschmelzbarkeit noch um so
                              									mehr durchschlagend, wenn sie in Verbindungen eintreten.
                           2) Was die verschiedenen Gemenge unter einander angeht, so gilt als erste Regel: je zusammengesetzter dieselben, namentlich wenn sie aus
                              									fertigen Verbindungen bestehen, um so schmelzbarer sind
                              									sie im Allgemeinen.
                           3) Unterscheiden wir hierbei unter den verschiedenen einfachen Verbindungen bezieh.
                              									der Betheiligung der einzelnen Basen, so wirkt, wenn von dem schon erwähnten
                              
                              									Eisenoxyd abgesehen wird, als energischstes Schmelzmittel der Kalk, welcher diesen
                              									Einfluſs nicht blos den Säuren, sondern auch den Basen gegenüber ganz klar hervorkehrt. Derselbe unterscheidet sich dadurch
                                 										in sehr individueller Weise von der Magnesia, welche um so bevorzugter
                              									dasteht. Die Thonerde spielt gewissermaſsen und selbst endlich dem Kalke gegenüber
                              									eine Zwitterrolle. Thonerde und Magnesia ergänzen sich, oder unterstützen sich in
                              									beachtenswerth günstiger Weise.
                           4) Die maſsgebenden Principien in ihrem causalen und eine feste Richtschnur
                              
                              									abgebenden Zusammenhange, welche für die Verwendung basischer Substanzen zu
                              									pyrometrischen Zwecken überhaupt und weiter in Anpassung an die günstigsten
                              									Entphosphorungsbedingungen zu befolgen sind, dürften aus Vorstehendem sich ergeben.
                              									Es handelt sich dabei in pyrometrischer Beziehung sowohl um Vermeidung zu groſser
                              									Schmelzbarkeit oder umgekehrt Steigerung der Haltbarkeit, als auch andererseits um
                              									die Bewirkung einer gewissen, aber möglichst beschränkten Verkittung, auf daſs die
                              									drei in Frage kommenden Seiten: die chemische, mechanische wie ökonomische, gegen
                              									einander in je vortheilhaftester Weise sich abwägen.
                           Wiesbaden, April 1880.