| Titel: | Ueber Fortschritte in der Zuckerfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 146 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Zuckerfabrikation.
                        Ueber Fortschritte in der Zuckerfabrikation.
                        
                     
                        
                           Ueber Zucker in verschiedenen Pflanzen
                              									Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie
                                       												Deutschlands, 1879 S. 42, 974. 1880 S. 245. Neue Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1879 Bd. 2 S. 393. Bd.
                                    											3 S. 277. Die deutsche Zuckerindustrie, 1880 S.
                                    											306. liegen verschiedene Analysen vor. H.
                                 										Pellet hat Zucker aus Sorgho und Mais (vgl. 1879 234 341), P. Horsin-Déon Palmenzucker aus
                              									Calcutta analysirt:
                           
                              
                                 Palmenzucker
                                 
                              
                                 Rohrzucker
                                 87,97
                                 
                              
                                 Reducirender Zucker
                                   1,71
                                 
                              
                                 Gummi
                                   4,88
                                 
                              
                                 Wasser und flüchtige Stoffe
                                   1,88
                                 
                              
                                 Asche
                                   0,50
                                 
                              
                                 Mannit, Unbestimmtes und Verlust
                                   3,06.
                                 
                              
                           Der Palmenzucker befand sich in
                              									schleimiger Gährung. Horsin-Déon konnte durch
                              									Alkoholfällungen einen gummiartigen Stoff isoliren, welcher eine specifische Drehung
                              									von (α) D = + 193,32°
                              									besaſs.
                           Neunier hat Versuche über die
                              									Vertheilung des Zuckers und des Traubenzuckers im Sorgho angestellt, aus denen
                              									hauptsächlich zu schlieſsen ist, daſs der Zuckergehalt des Sorgho, welcher, unter
                              									gemäſsigtem Klima in sehr feuchtem Jahre gewachsen, sehr gering ist und daſs die Verminderung,
                              									welche eine kalte Jahreszeit hervorbringt, hauptsächlich den Rohrzucker trifft.
                           Göſsmann hat auf Grund von Untersuchungen nachgewiesen,
                              									daſs die Benutzung von Sorgho, Mais und Melonen zur Zuckergewinnung kein nur
                              									einigermaſsen rentables Unternehmen wäre. Entgegen öfters sich wiederholender
                              									Alarmnachrichten weisen die Analysen unzweideutig darauf hin, daſs von dieser Seite
                              									der Rübenzucker-Industrie so bald keine Gefahr entstehen wird.
                           Liebermann und Hörmann haben über den Glycosidzucker der Gelbbeeren
                              									Mittheilungen gemacht. Die Spaltung des Glycosids geht vor sich nach der
                              									Gleichung:
                           C48H66O29 + 5H2O = 2C12H10O5 + 4C6H14O6.
                              Xantorhamnin      Rhamnetin      Zucker.
                           Dem Verfasser gelang es zum ersten Mal, den Zucker reichlich
                              									in schönen Krystallen zu gewinnen. Die Analyse stellte die Identität desselben mit
                              									Isodulcit fest. Das optische Drehungsvermögen war für (α) D = + 8,07°.
                           Chemie des Rohrzuckers und der Zuckerarten.Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie
                                       												Deutschlands, 1879 S. 39, 357, 449, 683, 806, 970. 1880 S. 50, 80,
                                    											81. Neue Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie,
                                    											1879 Bd. 2 S. 81, 310. Bd. 3 S. 28, 79, 93, 100, 275. Bd. 4 S. 9, 21, 37,
                                    											49, 94, 95, 137, 139. Organ des Vereines für
                                       												Rübenzuckerindustrie der ö.-u. Monarchie, 1880 S. 37, 220,
                                    										222.v. Lippmann hat eine sehr inhaltreiche Monographie der
                              									Zuckerarten veröffentlicht, betreffs der wir auf das Original verweisen, welches
                              									einen Auszug nicht gestattet.
                           M. Hönig und M. Rosenfeld haben durch Versetzen der
                              									alkoholischen Zuckerlösungen mit Natriumalkoholat Fruchtzuckernatrium und
                              									Milchzuckernatrium dargestellt. Die Formel des ersteren wurde auf C6H11NaO6 festgestellt.
                           Eine partielle Synthese des Milchzuckers ist E. Demole gelungen. Der Verfasser zersetzte Milchzucker
                              									unter dem Einfluſs verdünnter Säure in Galactose und Lactoglucose und behandelte
                              									dieses Gemisch in der Siedhitze mit Essigsäureanhydrid. Der erhaltene Aether wurde
                              									mit Baryt verseift; das wiederholt aus Alkohol umkrystallisirte Product war
                              									Milchzucker in allen seinen Eigenschaften. Ein analoger Versuch mit Rohrzucker ist
                              									nicht gelungen.
                           Berthelot schrieb über Umwandlung
                              									des Zuckers in Alkohol auf rein chemischem Wege. Er hat in der That, wenn auch in
                              									sehr geringer Menge, Alkohol erhalten, indem er Glycoselösungen als Flüssigkeit in
                              									einer Batterie von Bunsen'schen Elementen benutzte, deren Platinschwamm-Elektroden
                              									durch einen oscillirenden Commutator abwechselnd positiv und negativ wurden. Die
                              									sehr beschränkte Umwandlung gestattete natürlich keinen definitiven Schluſs.
                           
                           v. Lippmann hat Versuche über
                              									Inversion von Rohrzucker durch Kohlensäure angestellt und gefunden, daſs eine solche
                              									bei Einwirkung trockener Kohlensäure auf trockenem Zucker nicht stattfindet. Eine
                              									mit Kohlensäure gesättigte Zuckerlösung von +100° am Polarisationsapparate zeigte
                              									nach 150 Tagen eine Rotation von –44,2°; die Inversion war also eine vollständige.
                              									Die invertirende Kraft der Kohlensäure wird durch starken Druck bedeutend erhöht.
                              									Eine unter Druck mit Kohlensäure gesättigte Zuckerlösung, auf 100° erhitzt, ist
                              									schon nach 20 bis 30 Minuten vollständig invertirt.
                           De Grobert hat über den Einfluſs des Invertzuckers auf
                              									Zuckerlösungen gearbeitet und stellt fest, daſs man nicht ein für alle Mal annehmen
                              									dürfe, ein gewisser Procentgehalt an Invertzucker erzeuge im Verlaufe der
                              									Fabrikation constant einen gewissen Procentgehalt neuen Invertzuckers; als Factor
                              									kommt vielmehr noch ins Spiel, ob die Säfte neutral oder ob sie alkalisch,
                              									namentlich ob Ammonsalze in der Lösung enthalten sind.
                           Dubrunfaut fand, daſs je länger eine Rohrzuckerlösung in
                              									der Siedehitze mit kaustischem Kali oder Natron behandelt wurde, desto mehr auch
                              									Polarisation und Alkali tat der Lösung abnahm. F. Desor
                              									berichtete über die Wirkung des Aetzkalkes auf Zuckerlösungen (vgl. 1880 235 247).
                           Durch Einwirkung von Chlorzink auf geschmolzenen Zucker erhielt
                              										v. Lippmann eine Flüssigkeit, welche er durch
                              									fractionirte Destillation als ein Gemisch von Aldehyd, Aceton, Metaceton,
                              									Ameisensäure, Essigsäure, Furfurol und wahrscheinlich Mesithyloxyd erkannte.
                              									Auſserdem wurden Kohlensäure, Kohlenoxyd, Kohlenwasserstoffe, Aethylen und Propylen
                              									nachgewiesen. Im Retortenhalse hatten sich kleine, rein weiſse, harte Krystalle mit
                              									dem Schmelzpunkt 150° abgeschieden, die durch Elementaranalyse als Hexamethylbenzol
                              										C6(CH3)6 erkannt wurden. Ob dieser Körper ein directes
                              									Zersetzungsproduct des Zuckers ist, blieb vorläufig noch unentschieden.
                           Peligot hat einen neuen Körper von
                              
                              									der empirischen Zusammensetzung des Rohrzuckers entdeckt, welchem er den Namen „Saccharin“ gegeben. Derselbe ist nicht gährungsfähig, besitzt keinen zuckerartigen
                              									Geschmack, ist in kaltem und heiſsem Wasser löslich, sehr beständig, auch
                              									concentrirten Säuren gegenüber. Alkalische Kupferlösung wird nur bei verlängertem
                              									Kochen reducirt. Die Darstellung des Körpers ist folgende. Eine Lösung von
                              									Invertzucker und Kalk läſst man aufkochen, filtrirt ab und fällt aus dem Filtrat den
                              									Kalk durch Oxalsäure. Nach abermaliger Filtration wird das Filtrat abgedampft und
                              									man erhält eine krystallinische Masse, deren Krystalle durch Knochenkohle entfärbt
                              									und durch Umkrystallisation gereinigt werden.
                           Des Cloizeaux hat die Krystallform des Saccharins als
                              									gerade rhombische Prismen bestimmt. Berthelot stellte
                              									fest, daſs das Saccharin eine merkwürdige Uebereinstimmung mit der Trehalose zeige; der
                              									Prismenwinkel mm des ersteren beträgt 111,16°,
                              									der des letzteren mm = 111,31°. – Leider ist das
                              									Saccharin nicht auf sein Rotationsvermögen geprüft worden, wodurch die interessante
                              									Entdeckung vorerst noch unvollständig bleibt.
                           Durin hat gefunden, daſs in Lösungen von Rohrzucker,
                              									welche Invertzucker enthalten, bei einer Temperatur von 70 bis 75° keine Veränderung
                              									und Umwandlung des Rohrzuckers erfolge, wenn man die Alkalität auf etwa 0,001 CaO
                              									halte. Setzt man die Erwärmung 75 bis 114 Stunden fort, so verschwindet die
                              									Alkalität und eine schwache Acidität tritt auf, mit ihr der Beginn der Inversion,
                              									die zuletzt eine vollständige wird. Erhält man die Lösung stets alkalisch, so tritt
                              										nie Inversion auf. Aus des Verfassers Arbeiten ist
                              									zu folgern, daſs der Rohrzucker sich unter verlängertem Einfluſs von Wärme und
                              									Wasser in Invertzucker umsetzt, auch ohne vorherige Anwesenheit des letzteren,
                              									welche allerdings durch Säurebildung den Rohrzucker zersetzbarer macht. Diese
                              									Einwirkung kann durch geringe Alkalität verhindert werden. Der vorhandene
                              									Invertzucker kann nicht als Invertzuckerbildner betrachtet und kein Coefficient
                              									hierfür aufgestellt werden.
                           P. Horsin-Déon hat über den optisch
                              									inactiven Zucker gearbeitet, über welchen die Ansichten noch sehr getheilt sind.
                              									Nach seinen Versuchen erlangt dieser Zucker, wenn man ihn der Diffusion durch
                              									Pergamentpapier unterwirft, eine Linksdrehung, welche ungefähr der des Invertzuckers
                              									gleichkommt. Er hat ferner gefunden, daſs Zucker, in alkoholischer Lösung invertirt,
                              									um so geringere Drehung zeigt, je reicher an Alkohol die Lösung ist. In absolutem
                              									Alkohol findet keine Drehung statt. Ja der aus letzterer Lösung durch rasche Verdunstung erhaltene Invertzucker zeigt sogar,
                              									in Wasser aufgenommen, keine Drehung. Der Verfasser stellte optisch neutralen Zucker
                              									dar durch Ausfällen einer alkoholischen Invertzuckerlösung mit Aether. Er wies nach,
                              									daſs die optische Inactivität dadurch erzeugt werde, daſs der Rechtstraubenzucker in
                              									alkoholischer Lösung doppelte Rechtsdrehung zeige, während die Drehung der Levulose
                              									in alkoholischer und wässeriger Lösung die gleiche ist. Es ist also der neutrale
                              									Zucker Invertzucker, dessen Dextrose ihre Maximaldrehung besitzt. Déon sieht den neutralen Zucker als ersten Zustand des
                              									Rohrzuckers bei Vornahme einer Inversion an. Referent kann dieses Resultat aus
                              									eigenen Versuchen vollständig bestätigen.
                           P. Casamajor hat eine
                              									ausgezeichnete Arbeit über den Einfluſs der Temperatur auf die Drehung des
                              									Invertzuckers geliefert, wobei er fand, daſs das von Clerget aufgestellte Gesetz, nach welchem für je 2° die Drehung einer
                              									Invertzuckerlösung um 1° abnimmt, für alle Temperaturen Gültigkeit hat. Die Drehung
                              									der Lösung wird genau bei 88° gleich Null. Gleichzeitig gab er Bestimmungen von Roh-
                              									und raffinirten Zuckern
                              									durch directe Polarisation, Inversion und Bestimmung mittels Fehling'scher Lösung;
                              									letztere bewies, daſs die Stoffe, welche Kupferlösung reduciren, meistens ohne Einwirkung auf das polarisirte Licht sind.
                           Max Conrad hat durch seine Untersuchungen die Identität
                              									der Acetopropionsäure mit Levulinsäure nachgewiesen.
                           Begleiter des Rohrzuckers in Rübe und
                                 										Fabrikproducten.Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie
                                       												Deutschlands, 1879 S. 879, 1066, 1137. 1880 S. 134, 342. Neue Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1879
                                    											Bd. 2 S. 376. Bd. 3 S. 160, 175, 341, 366, 367. Bd. 4 S. 110, 129, 220. Organ des Vereines für Rübenzuckerindustrie der
                                       												ö.-u. Monarchie. 1879 S. 391, 855, 856, 1880 S. 32.v. Wachtel findet, daſs die als Intercellularsubstanz
                              									der Rübe fungirende Arabinsäure bei der Kalkscheidung sich in arabinsaure Salze
                              									verwandelt, welche durch die Saturation und Filtration über Knochenkohle nicht aus
                              									dem Safte entfernt werden. Es ergibt sich hieraus, daſs die sämmtlichen arabinsauren
                              									Salze in der Melasse der Zuckerfabriken und Raffinerien wieder gefunden werden
                              									müssen. Er vermuthet die Arabinsaure auch im Zuckerkalke der Elution, in welchem v. Lippmann sie thatsächlich nachwies, und zwar in
                              									Producten der Scheibler-Seyferth'schen Elution, des Manoury'schen und des
                              									Weinrich'schen Verfahrens und der Substitution (vgl. 1880 235 * 53. * 361).
                           Friedr. Weyr hat Tricarballylsäure
                              									im Schlamme der Robert'schen Apparate gefunden und dieselbe nach der von Lippmann angegebenen Methode rein dargestellt und
                              									untersucht. Lippmann, der Entdecker dieser Säure im
                              									Rübensafte (vgl. Zeitschrift des Vereines für
                                 										Rübenzuckerindustrie Deutschlands, 1878 S. 365) hat in seinen weiteren
                              									Untersuchungen über diesen Gegenstand auch Aconitsäure gefunden, deren Vorkommen im
                              									Zuckerrohr bereits Behr nachgewiesen hat.
                           Der gleiche Autor hat nachgewiesen, daſs der ausgesprochene Geruch und Geschmack nach
                              									Vanille, den manche Rohzucker zeigen (vgl. 1860 158 131),
                              									in einem Gehalt an Vanillin seinen Grund hat. Er stellte das letztere durch
                              									Ausschütteln einer sauren Rohzuckerlösung mit Aether rein dar (vgl. 1880 236 262).
                           Scheibler hat beobachtet, daſs der
                              									Zuckergehalt der Melassen ein höherer ist, als der vom Polarimeter angegebene. Er
                              									schlieſst auf eine linksdrehende Substanz, über welche er sich weitere
                              									Untersuchungen vorbehält. Des Weiteren hat er in der Rübe einen Körper von sehr
                              									groſsem Drehungsvermögen, (α) D > 200° nach rechts, entdeckt und zwar in solcher Menge, daſs derselbe
                              									1,5 bis 2 Proc. Zucker in der Rübe entsprechen kann. Dieser Körper polarisirt bei
                              									den gewöhnlichen Untersuchungen mit, weshalb Scheibler
                              									dieselben für sinn- und nutzlose Operationen erklärt, welche der Rumpelkammer der
                              									Industrie zu überweisen sind. – Vorerst dürften jedoch die bisherigen Methoden kaum
                              									entbehrt werden können.
                           
                           v. Wachtel stellte Untersuchungen
                              									über den Rübenfarbstoff an. Letzterer verdankt gegenüber den allgemeinen
                              									Anschauungen sein Entstehen weder der Berührung mit Eisen, noch der Anwesenheit
                              									atmosphärischer Luft. Er entwickelte sich auch an Rübenschnitten, die mit einem
                              									Platinmesser geschnitten und in eine Kohlensäure-Atmosphäre gebracht wurden. Wachtel wies nach, daſs der von ihm isolirte
                              									Rübenfarbstoff Stickstoff, aber kein Eisen
                              									enthielt.
                           Nach Alex. Müller sollen in 100k frischer Runkelrübenblätter 4k Oxalsäure enthalten sein, hiervon ⅓ gelöster
                              									Form. Da Oxalsäure für den thierischen Organismus ein Gift ist, so lassen sich durch
                              									deren Vorkommen Durchfälle und Verdauungsbeschwerden des mit Rübenblättern
                              									gefütterten Viehes erklären. Zusatz von Kreide zu den Blättern dürfte dem Uebelstand
                              									wohl abhelfen.
                           Neues Verfahren nebst Apparat zur
                                 										directen Bestimmung des Zuckers in der Rübe.Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie
                                       												Deutschlands, 1879 S. 176, 256, 692, 704. Neue Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1879 Bd. 2 S. 1, 17,
                                    											190, 191, 241, 306. Bd. 3 S. 77, 242, 287. Bd. 4 S. 186.Scheibler (1879 234 * 128. *
                              									D. R. P. Kl. 89 Zusatz Nr. 7453 vom 29. April 1879) hat sich ein „Verfahren der
                                 										Auslaugung von Zucker und Apparat zur Auslaugung von Stoffen überhaupt“
                              
                              									patentiren lassen, wobei der Rohrzuckergehalt von Rüben fehlerlos direct bestimmt
                              									werden kann; dasselbe besteht darin, daſs 20 bis 25g Rübenbrei durch die Dämpfe von 25cc
                              									Alkohol von 90 bis 94 Proc. Tralles erschöpft und der Zucker in alkoholischer oder
                              
                              
                              									wässeriger Lösung polarisirt wird. Im Verlauf seiner Arbeiten mit diesem Apparat ist
                              									der Verfasser zu der Erkenntniſs gekommen, daſs die bisherigen
                              									Saftbestimmungsmethoden fehlerhaft gewesen, indem das Mark nicht in von Wasser
                              									freiem, sondern in Wasser haltigem Zustand in der Rübe enthalten seien – eine
                              									Thatsache, auf welche übrigens in letzter Zeit (vgl. Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie, 1878 S. 289 und 290)
                              										Bittmann nachdrücklich hingewiesen. Nach Scheibler beträgt der Saftgehalt der Rüben
                              									durchschnittlich nicht 95, sondern 90 Proc.
                           Als Hilfsapparat bei der Analyse
                              									hat sich K. Rumann in Göttingen (* D. R. P. Kl. 42 Nr.
                                 									5134 vom 4. Juni 1878) eine Einrichtung zur Bestimmung des specifischen Gewichtes
                              									von Flüssigkeiten mit eigenthümlich construirten Senkgefäſsen, anwendbar an jeder
                              									Wage, patentiren lassen. An dem Senkgefäſs, in welchem sich die zu bestimmende
                              									Flüssigkeit befindet, ist das Thermometer derart befestigt, daſs dessen Kugel
                              									innerhalb des Gefäſses angebracht, während die Scale dicht an der äuſseren
                              									Gefäſswand nach oben gebogen ist. So läſst sich die Temperatur auch ganz
                              									undurchsichtiger Flüssigkeiten deutlich ablesen. Bei dieser Einrichtung braucht der
                              									Senkkörper nicht zugleich Thermometer zu sein, wie dies bisher üblich, und läſst
                              									sich daher aus maſsivem Glas von jedem selbst dem kleinsten Volumen herstellen. Hierdurch ist auch der
                              									Gebrauch der Grammgewichte und jeder analytischen Wage gestattet. Die Reitergewichte
                              									können wegfallen.
                           Analytische Untersuchungen über Rüben
                                 										und Zuckerproducte.Zeitschrift des Vereines für Rübenzuckerindustrie
                                       												Deutschlands, 1879 S. 182, 262, 812, 875, 882, 950, 957, 1056,
                                    											1127. 1880 S. 132, 229, 339, 346. Neue Zeitschrift
                                       												für Rübenzuckerindustrie, 1879 Bd. 2 S. 174. Bd. 3 S. 130, 275,
                                    											285. 1880 Bd. 4 S. 148, 180, 182, 335. Organ des
                                       												Vereines für Rübenzuckerindustrie der ö.-u. Monarchie, 1880 S. 35,
                                    											228. Ueber eine einheitliche Methode bei der Untersuchung der
                              									Rüben und Rübenabfälle hat der vom „Verein der ostböhmischen
                                 										Zuckerfabrikanten“ ernannte Ausschuſs, Mategczek,
                                 										Quis und Nevole, berichtet. Es wäre sehr
                              									wünschenswerth, daſs auch in Deutschland eine einheitliche Norm aufgestellt würde,
                              									damit die analytischen Zahlen verschiedener Fabriken direct verglichen werden
                              									könnten.
                           Aus den Untersuchungen von Franz Sachs ist besonders
                              									hervorzuheben, daſs der Verfasser, übereinstimmend mit Payen, Wiesner und Stammer gefunden, daſs die
                              									im Querschnitt der Rübe bemerkbaren Cambiumringe relativ den gröſsten Zuckergehalt
                              									besitzen, daſs der Kern der Rübe weniger Zucker enthält als die äuſseren Theile,
                              									daſs die Rinde der Rübe dagegen sehr wenig Zucker enthält, daſs der Zuckergehalt der
                              									Rübe vom Kopf nach dem Schwänze zunimmt.
                           v. Wachtel hat gefunden, daſs als Intercellularsubstanz
                              
                              									der Rübe nicht lediglich Arabinsäure und Meta-Arabinsäure dient, sondern auſserdem
                              									noch das unlösliche Kalksalz einer organischen Säure, welche der Meta-Arabinsäure
                              									ähnlich, möglicherweise mit derselben auch identisch ist.
                           Bittmann hat sich eingehend mit Nachweisung und
                              									Bestimmung der organischen Nichtzuckerstoffe, der Salpetersäure und des Ammoniaks in
                              									zuckerhaltigen Producten beschäftigt und übersichtliche analytische Tabellen
                              									aufgestellt, welche ein Nacharbeiten zu erleichtern geeignet sind.
                           Casamajor hat ein neues Verfahren zur schnellen
                              									Untersuchung der rohen und raffinirten Handelszucker gegeben, bei welchem ein
                              									Polarisationsinstrument entbehrlich ist. Er bringt den zu untersuchenden Zucker mit
                              									Zucker gesättigtem Methylalkohol in Berührung und berechnet den Gehalt des Productes
                              									an reinem Zucker aus der Differenz der specifischen Gewichte, welche durch die
                              									Aufnahme von Wasser und Nichtzuckerstoffen in der Lösung hervorgebracht wird. Der
                              									von dem Verfasser angewendete Methylalkohol hat eine Alkoholometeranzeige von 83,5,
                              									nach der Sättigung von 77,1 Proc. 50cc der
                              									Probelösung werden mit 19g,8 Zucker in einem
                              									Mörser verrieben, hierauf wird filtrirt und mit Berücksichtigung der Temperatur das
                              									specifische Gewicht der Lösung bestimmt. Die Verdunstung soll ohne Einfluſs sein.
                              									Die Resultate stimmen
                              									mit der Angabe des Polarisationsapparates genügend überein.
                           Biggart hat bei der Untersuchung von Zucker auf
                              									Beschädigung durch Salzwasser gefunden, daſs sich das Chlor des Seewassers in der
                              										Asche der Producte nicht nachweisen läſst, indem es
                              									bei der Veraschung fast ganz verschwindet. Er bestimmt es deshalb in der Art, daſs
                              									er eine Lösung des Zuckers mit Silberlösung und Salpetersäure versetzt, filtrirt und
                              									den ausgewaschenen Niederschlag, der aus Chlorsilber, organischen Stoffen, Sand u.
                              									dgl. besteht, in Ammoniak auflöst, das Filtrat mit Salpetersäure versetzt und das
                              									jetzt ausgeschiedene Chlorsilber wie üblich weiter behandelt.
                           Seyffart's Untersuchungen haben dargethan, daſs
                              									Rohrzucker in wässeriger wie in alkoholischer Lösung, gleich viel ob concentrirt
                              									oder verdünnt, ob stark oder schwach alkoholisch, innerhalb der mit den vorhandenen
                              									optischen Instrumenten erreichbaren Genauigkeit stets gleich polarisirt.
                           F. Sachs hat über den Einfluſs des
                              									Bleiessigniederschlages auf die Polarisation gearbeitet. Nach ihm ist bei Syrupen
                              									eine Berichtigung der Polarisation durch Abzug von 0,2 Proc., bei Melassen durch
                              									eine solche von 0,4 für die Praxis hinreichend genau. Bei Rohzuckern kann der Fehler
                              									immer nur annähernd zwischen 0,03 und 0,4 Proc. angenommen werden. – Es dürfte aber
                              									wohl sehr die Frage sein, ob ein ausgewaschener Melassen-Bleiessig-Niederschlag auf
                              									eine reine Zuckerlösung von bekanntem Gehalt den gleichen Einfluſs ausübt wie auf
                              									die Zuckerlösung, in welcher er entsteht.
                           Raffy hat gefunden, daſs die Polarisation den Gehalt
                              									einer mit Bleiessig entfärbten Flüssigkeit, ohne daſs eine Berichtigung nöthig wäre,
                              									angibt, was offenbar daher rührt, daſs der Niederschlag im Augenblick seiner
                              									Entstehung Zucker absorbirt.
                           Schmitz hat eine corrigirte Rohrzucker-Tabelle für
                              									Polaristrobometer mit Kreisgradtheilung berechnet.
                           Sammerkorn's Verfahren, das specifische Gewicht von
                              									Flüssigkeiten zu bestimmen, ist S. 83 d. Bd. mitgetheilt.
                           v. Lippmann hat die Zusammensetzung des dreibasischen
                              									Kalksaccharates auf dem Wege der organischen Elementaranalyse ermittelt und dieselbe
                              									auf C12H22O11 + 3CaO + 3H2O
                              									festgestellt.
                           
                              B–n.