| Titel: | Bestimmung der Verbrennungswärme und Bildungswärme. | 
| Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 239 | 
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                        Bestimmung der Verbrennungswärme und
                           								Bildungswärme.
                        Bestimmung der Verbrennungswärme und Bildungswärme.
                        
                     
                        
                           Die Verbrennungswärme von Glycerin und Aethylenalkohol hat W.
                                 										Louguinine (Comptes rendus, 1880 Bd. 90 S. 367) bestimmt unter Verwendung
                              									des Calorimeters von Berthelot. Danach ist die
                              									Wärmetönung bei der Reaction:
                           C3H8O3 (flüssig) + 70 (gasförmig) = 4H2O (flüssig) + 3CO2
                              									(gasförmig)=392 455c
                           und für:
                           C2H6O2 (flüssig) + 50 (gasförmig) = 3H2O (flüssig) + 2CO2
                              									(gasförmig) = 283 293c.
                           Die von Frankland (Jahresbericht der Chemie, 1866 S.
                              									733) begonnene Bestimmung der Verbrennungswärme organischer Verbindungen hat C.
                                 										v. Rechenberg (Journal für praktische Chemie, 1880 Band 22 S. 1) wieder
                              									aufgenommen, indem er eine Anzahl Stoffe in dem von Stohmann (1880 234 * 394) verbesserten
                              									Frankland'schen Apparate mit chlorsaurem Kalium verbrannte. Zur Erläuterung der
                              									Berechnungsweise möge folgendes Beispiel eines Verbrennungsversuches angeführt
                              									werden.
                           Es wurden 1g,25 Rohrzucker mit
                              										15g Oxydationsmischung unter Zusatz von 2g,5 Bimsstein verbrannt.
                           
                              
                                 Stadien dieses Verbrennungsversuches
                                 Temperaturendes Calorim.-Wassers
                                 Dauerder einzelnenStadien
                                 
                              
                                 a) Beginn des Versuches
                                       16,810°
                                       5 Min.
                                 
                              
                                 b) Beginn der Verbrennung
                                     16,860
                                   0,75
                                 
                              
                                 c) Ende der Verbrennung
                                 –
                                 0,5
                                 
                              
                                 d) . . . . . . . . . . . . . . . . .
                                 19,3
                                           1
                                 
                              
                                 e) Maximalhöhe des Quecksilbers
                                   19,73
                                 3,5
                                 
                              
                                 f) Ende des Versuches
                                     19,565
                                 
                                 
                              
                           
                              
                                 Temperatur der umgebenden Luft
                                 
                                 18,15°
                                 
                              
                                 Einfluſs der strahlenden Wärme innerhalb (a) bis (b) bei
                                    											Tem-    peraturdifferenz – 1,4°
                                 +
                                 0,050°
                                 
                              
                                 Einfluſs der strahlenden Wärme innerhalb (c) bis (f) bei
                                    											Tem-    peraturdifferenz + 1,4°
                                 +
                                 0,014°
                                 
                              
                                 Differenz zwischen End- und Anfangstemperatur
                                 +
                                 2,750°
                                 
                              
                                 Correction für Wärmestrahlung
                                 –
                                 0,064°
                                 
                              
                                 Wahre Temperatursteigerung durch die Verbrennung
                                 +
                                 2,686°
                                 
                              
                                 Wärmewerth des mit 2000cc
                                    											Wasser gefüllten Apparates
                                 
                                 2128
                                 
                              
                                 Durch die Verbrennung erhaltene Wärmemenge 2128 ×
                                    											2,686
                                 =
                                 5716c
                                 
                              
                                 Chlorkalium ungelöst = 0g,1
                                 =
                                 –   6c
                                 
                              
                                 Wärmemenge aus der Verbrennung mit vollständiger Lösung
                                    											des    Chlorkaliums = 5716 – 6
                                 =
                                 5710c
                                 
                              
                                 Wärmewerth der Oxydationsmischung
                                 
                                   490c
                                 
                              
                                 Verbrennungswärme von 1g,25
                                    											Rohrzucker = 5710 – 490
                                 =
                                 5220c
                                 
                              
                                 Verbrennungswärme von 1g
                                    											Rohrzucker
                                 
                                 4176c
                                 
                              
                           Nach dem Vorgange von Berthelot
                              									Berthelot: Essai de mécanique chimique fondée sur la
                                       												thermochemie, (Paris 1879) Bd. 1 S. 321. unterscheidet
                              										Rechenberg zwei Arten von Wärmeeinheiten, indem er
                              									mit „Cal.“ jene Wärmemenge ausdrückt (bezogen auf 1g Substanz), welche zur Erwärmung von 1k Wasser und mit „c“ die Wärmemenge
                              									bezeichnet, welche zur Erwärmung von 1g Wasser
                              									erforderlich ist. Der Wärmewerth der 15g
                              									Oxydationsmischung ergab sich in 7 Versuchen zu 433 bis 543c und wurde mit der Durchschnittszahl 490c in Rechnung gesetzt.
                           Nachfolgende Tabelle gibt eine Zusammenstellung der so bestimmten Verbrennungswärme
                              									und der danach berechneten Bildungswärmen der Stoffe aus ihren Elementen, und zwar
                              									sind die Verbrennungsproducte CO2 als gasförmig,
                              										H2O als flüssig angenommen. Für die Reaction C +
                              										O2 = CO2 wurden
                              									94 Cal., für H2 + O = H2O 69 Cal. in Rechnung gesetzt. Die Verbrennung der Dextrose wird z.B.
                              									durch folgende Formelgleichung ausgedrückt: C6H12O6 + 6O2 = 6CO2 + 6H2O, entsprechend 709 Cal.
                              									Dieser Vorgang läſst sich zerlegen in a) C6H12O6 = C6 + H12 + O6 und b) C6 + H12 + O6 + 6O2 = 6CO2 + 6H2O; beide Processe müssen ebenfalls 709 Cal. geben.
                              									Die Wärmetönung des Processes (b) ist aber gleich der Summe der Bildungswärmen von 6
                              									Mol. CO2 und 6 Mol. H2O oder 564 + 414 = 978, so daſs die Wärmetönung des Processes (a) = 709 –
                              									978 oder – 269 Cal. sein muſs und + 269 Cal. die Bildungswärme der Dextrose aus den
                              									Elementen.
                           
                              
                                 Name
                                 Formel
                                 Mole-cular-gew.
                                 Verbrennungs-wärme von
                                 Bildungs-wärme
                                 
                              
                                 der chemischen Verbindung
                                 
                                 1g
                                 1 Mol.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 c
                                 Cal.
                                 Cal.
                                 
                              
                                 Dextroseanhydrid
                                 C6H12O6
                                 180
                                 3939
                                   709
                                 + 269
                                 
                              
                                 Dextrosehydrat
                                 C6H12O6.H2O
                                 198
                                 3567
                                   701
                                 + 346
                                 
                              
                                 Lactoseanhydrid
                                 C6H12O6
                                 180
                                 3894
                                   701
                                 + 277
                                 
                              
                                 Rohrzucker
                                 C12H22O11
                                 342
                                 4173
                                 1427
                                 + 460
                                 
                              
                                 Maltoseanhydrid
                                 C12H22O11
                                 342
                                 4163
                                 1424
                                 + 476
                                 
                              
                                 Maltosehydrat
                                 C12H22O11.H2O
                                 360
                                 3932
                                 1416
                                 + 540
                                 
                              
                                 Milchzuckeranhydrid
                                 C12H22O11
                                 342
                                 4162
                                 1423
                                 + 464
                                 
                              
                                 Milchzuckerhydrat
                                 C12H22O11.H2O
                                 360
                                 3945
                                 1420
                                 + 536
                                 
                              
                                 Stärke
                                 C6H10O5
                                 162
                                 4479
                                   726
                                 + 183
                                 
                              
                                 Erythrodextrin
                                 C6H10O5
                                 162
                                 4325
                                   701 (?)
                                 + 208 (?)
                                 
                              
                                 Inulin
                                 C6H10O5
                                 162
                                 4398
                                   712
                                 + 197
                                 
                              
                                 Cellulose
                                 C6H10O5
                                 162
                                 4452
                                   721
                                 + 188
                                 
                              
                                 Metarabinsäure
                                 C6H10O5
                                 162
                                 4464
                                   723
                                 + 186
                                 
                              
                                 Mannit
                                 C6H14O6
                                 182
                                 4175
                                   760
                                 + 287
                                 
                              
                                 Dulcit
                                 C6H14O6
                                 182
                                 4135
                                   753
                                 + 294
                                 
                              
                                 Myristinsäure
                                 C14H28O2
                                 228
                                 9540
                                 2175
                                 + 107
                                 
                              
                                 Stearinsäure
                                 C18H36O2
                                 284
                                 9886
                                 2808
                                 + 126
                                 
                              
                                 Oxalsäure
                                 C2H2O4
                                   90
                                   659
                                     59
                                 + 198
                                 
                              
                                 Malonsäure
                                 C3H4O4
                                 104
                                 1992
                                   207
                                 + 213
                                 
                              
                                 Bernsteinsäure
                                 C4H6O4
                                 118
                                 2996
                                   354
                                 + 229
                                 
                              
                                 Weinsäure
                                 C4H6O6
                                 134
                                 1408
                                   211
                                 + 372
                                 
                              
                                 Citronensäure
                                 C6H8O7
                                 148
                                 2531
                                   486
                                 + 354
                                 
                              
                                 Phenol
                                 C6H6O
                                   94
                                 7908
                                   743
                                 +   28
                                 
                              
                                 Benzoesäure
                                 C7H6O2
                                 122
                                 6650
                                   811
                                 +   54
                                 
                              
                                 Phenylessigsäure
                                 C8H8O2
                                 136
                                 7127
                                   969
                                 +   59
                                 
                              
                                 Phtalsäure
                                 C8H6O4
                                 166
                                 4855
                                   806
                                 + 153
                                 
                              
                                 Salicylsäure
                                 C7H6O3
                                 138
                                 5503
                                   759
                                 + 106
                                 
                              
                                 Metaoxybenzoesäure
                                 C7H6O3
                                 138
                                 5464
                                   754
                                 + 111
                                 
                              
                                 Paraoxybenzoesäure
                                 C7H6O3
                                 138
                                 5448
                                   752
                                 + 113
                                 
                              
                                 Naphtalin
                                 C10H8
                                 128
                                 9831
                                 1258
                                 –   42
                                 
                              
                                 Anthracen
                                 C14H10
                                 178
                                 9977
                                 1776
                                 – 115
                                 
                              
                                 Anthrachinon
                                 C14H8O2
                                 208
                                 7198
                                 1424 (?)
                                 + 168 (?)
                                 
                              
                           J. Thomsen (Journal für praktische Chemie, 1880 Bd. 21
                              									S. 449) berichtet über die Bildungswärme der Stickstoffverbindungen. Stickoxyd wurde
                              									durch gasförmigen Sauerstoff zu Stickstoffdioxyd oxydirt, dieses durch Wasser
                              									absorbirt und in Salpetrigsäure und Salpetersäure zersetzt, die erhaltene Lösung
                              									dann theils durch Chlor, theils durch übermangansaures Kalium zu Salpetersäure
                              									oxydirt. Aus der Wärmetönung dieser Processe wurde die Bildungswärme der
                              									Salpetrigsäure, des Stickstoffoxydes und der Salpetersäure berechnet, indem diese Stoffe aus
                              									Stickoxyd als Radical gebildet gedacht werden. Die Bildungswärme des Stickoxydes
                              									wurde durch Zersetzung des Aramoniumnitrits bei höherer Temperatur bestimmt,
                              									diejenige des Stickstoffoxyduls durch Zersetzung desselben mit Wasserstoff, die
                              									Bildungswärme des Ammoniaks durch Verbrennen im Sauerstoff gemessen.
                           
                              
                                 
                                 Reaction
                                 Wärme-tönung
                                 Erklärungen
                                 
                              
                                 Stickstoff-oxydul
                                 (N2, O)(N, NO)
                                 – 18320c+   3255
                                 
                                 
                              
                                 Stickoxyd
                                 (N, O)(N2O, O)
                                 – 21575– 24830
                                 Product: 2 NO.
                                 
                              
                                 SalpetrigeSäure
                                 (N2, O3,
                                    												Aq)(N2O2, O, Aq)(N, O2, H,
                                    											Aq)(NO, O, H, Aq)(N2, 2H2O)
                                 –   6280+ 36330+ 30770+ 52345– 71770
                                 Aus Stickoxyd gebildet.Aus Stickoxyd gebildet.Product:
                                    												NH4.NO2.
                                 
                              
                                 Stickstoff-dioxyd
                                 (N, O2)(NO, O)(NO2, Aq)
                                 –   2005+ 19570+   7755
                                 Product dampfförmig.Aus Stickoxyd
                                    											gebildet.Absorptionswärme.
                                 
                              
                                 Salpeter-säure
                                 (N2, O5,
                                    												Aq)(N2O2, O3, Aq)(N2O4,
                                    											O.Aq)(N, O3, H)(NO, O2, H)(NO2, O, H)(N2O4, O, H2O)(NO3H,
                                    											Aq)(N, O3, H, Aq)(NO, O2, H, Aq)(NO2, O, H, Aq) (NO2HAq,
                                    											O)
                                 + 29820+ 72970+ 33830+ 41510+ 63085+
                                    											43515+ 18670+   7580+ 49090+ 70665+
                                    											51095+ 18320
                                 Bildung von N2O5 in wässeriger    Lösung aus N2, N2O, N2O2
                                    												und    N2O4.Bildung des Hydrats NO3H aus    N, NO und NO2.Lösungswärme des
                                    											Hydrats.Bildung des Hydrats NO3H
                                    											in    wässeriger Lösung aus N. NO    NO2 und NO2HAq.
                                 
                              
                                 
                                 (N, H3)
                                 + 11890
                                 Bildung von Ammoniak aus den    Elementen.
                                 
                              
                                 
                                 (NH3, Aq)
                                      8440
                                 Lösungswärme.
                                 
                              
                                 
                                 (2NH3, H2SO4)(NH3, HCl)
                                    65250   41910
                                 Bildung krystallisirter Salze aus    gasförmigem Ammoniak.