| Titel: | Wässeriger Firniss für Drucke auf mattem Papier; von Dr. Josef Maria Eder. | 
| Autor: | Josef Maria Eder | 
| Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 243 | 
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                        Wässeriger Firniſs für Drucke auf mattem Papier;
                           								von Dr. Josef Maria
                              								Eder.
                        Eder, über einen wässerigen Firniſs für Drucke auf mattem
                           								Papier.
                        
                     
                        
                           Oftmals benöthigt man einen Firniſs, um Drucken auf mattem Papiere einen hübschen
                              									Glanz zu ertheilen. Insbesondere verlangt man häufig von Lichtdrucken auf
                              									gewöhnlichem Druckpapier jenen eigenthümlichen Glanz, welcher für Albuminpapier
                              									charakteristisch ist; die Bilder sind dann besser verkäuflich. Auch den Drucken auf
                              									dem an und für sich glänzenderen Kreidepapier sucht man durch Firnissen einen Hochglanz zu ertheilen.
                              									Weingeistige Lacke sind ohne vorhergehendes Gelatiniren des Papieres (Durchziehen
                              									durch eine warme Gelatinelösung und Trocknen) nicht gut verwendbar, weil sie sonst
                              									durchschlagen. Eine heiſse Lösung von Schellack in wässerigem Ammoniak ertheilt wohl
                              									dem Kreidepapier einen schönen Glanz, ist aber für gewöhnliches Druckpapier eben so
                              									wenig wie ein Weingeistlack brauchbar.
                           In mehreren deutschen Lichtdruckanstalten wird schon seit längerer Zeit mit kalten
                              									wässerigen Firnissen auf verschiedenen Papiersorten gearbeitet, ohne daſs nähere
                              									Angaben über diese Methode bekannt geworden wären. Als mir daher eine Probe eines
                              									derartigen „Wasserlackes“, wie er in einer der ersten deutschen
                              									Lichdruckanstalten verwendet wird, zukam, untersuchte ich denselben in Gemeinschaft
                              									mit Hrn. Julius Herrmann; wir geben auf Grund unserer
                              									Analyse und einer Reihe von praktischen Proben, folgende Vorschrift, welche
                              									vortreffliche Dienste leistet.
                           300 Th. Wasser werden mit 3 bis 5 Th. zerkleinerten Eibischwurzeln durch ungefähr ¼
                              									bis ½ Stunde gekocht und dann abgegossen. In den Decoct werden 24 Th. gepulverter
                              									krystallisirter Borax, 4 Th. wasserfreie Soda und 100 Th. gepulverter gut
                              									gebleichter Schellack eingetragen und wieder erhitzt. Nach kurzem Kochen löst sich
                              									der Schellack zu einer trüben, gelblich gefärbten Flüssigkeit auf, welche nach dem
                              									Erkalten durch Baumwolle o. dgl. filtrirt wird. In diesem wässerigen Firniſs läſst
                              									man in der Kälte das glänzend zu machende Papier durch kurze Zeit schwimmen und
                              									hängt es frei zum Trocknen auf. Die am untersten Rande angesammelten Tropfen läſst
                              									man gut abtropfen, oder nimmt sie mit Flieſspapier weg, damit dort kein gelber
                              									Streifen entsteht.
                           Es wird nicht überflüssig sein hinzuzufügen, daſs die Eibischwurzeln nothwendig sind,
                              									um dem Firniſs einen hübschen Glanz zu verleihen. Derselbe Erfolg läſst sich auch
                              									mit anderem Pflanzenschleim erzielen, aber, wie es scheint, nicht so gut. Mehr
                              									Eibischwurzeln erhöhen den Glanz, färben aber die Lösung dunkler, und ein Uebermaſs
                              									macht sie gallertig. Das Gemenge von Borax und Soda ist besser als jedes der Salze
                              									für sich. Borax allein löst den Schlack langsamer und weniger reichlich. Soda allein
                              
                              									macht die Lösung braun und leimartig. Vermindert man die Soda unter das angegebene
                              									Verhältniſs, so löst sich nicht einmal ¾ der obigen Schellackmenge auf, aber die
                              									Farbe der Lösung wird heller. Enthält der Firniſs weniger Schellack, als oben
                              									angegeben, oder ist er überhaupt verdünnter, so schlägt er auch durch
                              									verhältniſsmäſsig dickes Lichtdruckpapier durch. War die Flüssigkeit zu kurze Zeit
                              									gekocht, oder ungenügend filtrirt worden, so fühlt sich das damit gefirniſste Papier
                              									rauh an; dieser Fehler ist durch Wiederholung der betreffenden Operation leicht zu
                              									beheben. Der Firniſs ist milchig trübe, soll aber nicht körnig sein. Durch Satiniren
                              									gewinnt das mit Firniſs
                              									überzogene Papier an Glanz und Glätte, aber das Satiniren ist um so weniger
                              									erforderlich, je besser filtrirt der Firniſs war.
                           Der Nutzen des wässerigen Firnisses für Lichtdrucke auf gewöhnlichem mattem
                              									Druckpapier ist nicht unbedeutend. Man kann nämlich Bilder mit Albuminglanz
                              									erhalten, ohne zu dem ziemlich kostspieligen Kreidepapier greifen zu müssen, welches
                              									letztere bis jetzt vielfach in Druckereien angewendet werden muſste, um mit Firniſs
                              									eine gute Wirkung zu erzielen. Der oben beschriebene wässerige Firniſs kann übrigens
                              									auch mit Vortheil auf Kreidepapier angewendet werden, wenn dieses für gewisse Zwecke
                              									erwünscht erscheint.
                           Der wässerige Firniſs eignet sich nicht nur für Lichtdrucke, sondern auch für andere
                              									Drucksorten auf starkem Papier, wie Kupferstiche, Landkarten u. dgl. Seine
                              									Darstellung wurde, selbst von Verfassern von Büchern über Lichtdruck, als Geheimniſs
                              									zurückgehalten. Nach unseren Angaben läſst er sich ohne Mühe darstellen und mit
                              									Sicherheit handhaben.
                           Wien. Technische
                                 										Hochschule, Laboratorium des Prof. Dr. J. J.
                                 										Pohl.