| Titel: | Fortschritte in der technischen Analyse. | 
| Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 306 | 
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                        Fortschritte in der technischen
                           								Analyse.
                        Fortschritte in der technischen Analyse.
                        
                     
                        
                           Zur Bestimmung des Anhydridgehaltes der
                                 										rauchenden Schwefelsäure wird nach Cl. Winkler
                                 										(Chemische Industrie, 1880 S. 194) eine gewogene Menge der Säure in Wasser
                              									gelöst und dann mit Normalkali titrirt. Zur Probenahme muſs die zu untersuchende
                              									Säure zunächst verflüssigt werden. Bei krystallisirter Schwefelsäure oder einem
                              									theilweise erstarrten Oleum geschieht dies durch allmähliche Erwärmung in einem
                              									geschlossenen Gefäſse auf etwa 30°. Bei Blechtrommeln wird das in der Mitte des
                              									Deckels befindliche Verschluſsplättchen mit einem heiſsen Löthkolben entfernt und
                              									hierauf die runde Einfüllöffnung sogleich mit einem Uhrglase bedeckt, so daſs beim
                              									nachherigen Erwärmen keine Spannung in dem Gefäſse eintreten kann, während
                              									andererseits auch der durch Verdampfen entstehende Verlust unbedeutend ist. Beim
                              									Einschmelzen der Handelsproducte, die in ihrer Zusammensetzung dem reinen Anhydrid
                              									nahe kommen, zeigt sich die schon von R. Weber
                                 
                                 										(Poggendorff's Annalen, 1876 Bd. 159 S. 313) untersuchte Erscheinung, daſs
                              									sich nur ein Theil der Masse verflüssigt, während der Rest das Ansehen
                              									durchfeuchteter Baumwolle annimmt und nicht vollkommen schmilzt. Da nun aber nach
                              										Winkler kein wesentlicher Unterschied in der
                              									Zusammensetzung des verflüssigten und des starr gebliebenen Theiles besteht, so
                              									entnimmt man die Probe nur dem ersteren.
                           Das Abwägen der Probe geschieht in einem kleinen, leichten, dünnwandigen Fläschchen
                              									mit gut eingeriebenem Stöpsel. Von dem gewöhnlichen schwach rauchenden Oleum des
                              									Handels bringt man zu diesem Zweck vorsichtig mittels einer Pipette etwa 10cc in das Gläschen, wiegt, gieſst die Säure in
                              									dünnem Strahl in kaltes Wasser, spült mit Wasser nach, füllt zu 250cc auf und titrirt hiervon 25cc mit Normalkali. Anhydrid oder daran reiche
                              									Säuregemische müssen zunächst mit gewöhnlicher Schwefelsäure versetzt werden, da bei
                              									ihrer directen Einführung in Wasser Verluste durch Verdampfen oder Spritzen
                              									entstehen würden. Man pipettirt zunächst 10 bis 15cc Schwefelsäure von genau bekanntem Gehalt in das tarirte trockene
                              									Stöpselfläschchen, wiegt, hebt dann mittels einer reinen, passend mit einer
                              									Wasserluftpumpe verbundenen, erwärmten Pipette 5 bis 10cc der verflüssigten Probe ab und läſst diese ebenfalls in das Fläschchen
                              									ausflieſsen, wobei man darauf zu achten hat, daſs die Ausfluſsspitze der Pipette
                              									weder den Hals des Gefäſses berührt, noch in die vorher bereits abgewogene Säure
                              									eintaucht. Hierauf wird der Stöpsel aufgesetzt und die Mischung beider Säuren durch
                              									gelindes Umschwenken bewirkt, wobei beträchtliche Erhitzung eintritt. Nach erfolgter
                              									Abkühlung ergibt eine zweite Wägung die Menge der zur Untersuchung verwendeten
                              									Substanz. Diese wird wie vorhin in kaltem Wasser gelöst und dann titrirt.
                           Zur Gehaltsbestimmung von Säuregemischen, welche bei mittlerer Temperatur noch
                              									flüssig bleiben, hat Cl. Winkler folgende Tabelle
                           
                              
                                 Spec. Gew.bei 20°
                                 Gehalt an
                                 Gehalt an
                                 Gehalt an
                                 
                              
                                 
                                 SO3
                                 H2O
                                 SO3
                                 Schwefel-saure von60° B
                                 abdestillir-baremAnhydrid(SO3)
                                 Mono-hydratH2SO4
                                 Wasser
                                 
                              
                                 1,835
                                 75,31
                                 24,69
                                 –
                                    100,00
                                 –
                                 92,25
                                 7,75
                                 
                              
                                 1,840
                                 77,38
                                 22,62
                                   8,39
                                 91,61
                                 –
                                 94,79
                                 5,21
                                 
                              
                                 1,845
                                 79,28
                                 20,72
                                 16,08
                                 83,92
                                 –
                                 97,11
                                 2,89
                                 
                              
                                 1,850
                                 80,01
                                 19,99
                                 19,04
                                 80,96
                                 –
                                 98,01
                                 1,99
                                 
                              
                                 1,855
                                 80,95
                                 19,05
                                 22,85
                                 77,15
                                 –
                                 99,16
                                 0,84
                                 
                              
                                 1,860
                                 81,84
                                 18,16
                                 26,45
                                 73,55
                                   1,54
                                 98,46
                                 –
                                 
                              
                                 1,865
                                 82,12
                                 17,88
                                 27,57
                                 72,43
                                   2,66
                                 97,34
                                 –
                                 
                              
                                 1,870
                                 82,41
                                 17,59
                                 28,76
                                 71,24
                                   4,28
                                 95,76
                                 –
                                 
                              
                                 1,875
                                 82,63
                                 17,37
                                 29,95
                                 70,05
                                   5,44
                                 94,56
                                 –
                                 
                              
                                 1,880
                                 82,81
                                 17,19
                                 30,38
                                 69,62
                                   6,42
                                 93,58
                                 –
                                 
                              
                                 1,885
                                 82,97
                                 17,03
                                 31,03
                                 68,97
                                   7,29
                                 92,71
                                 –
                                 
                              
                                 1,890
                                 83,13
                                 16,87
                                 31,67
                                 68,23
                                   8,16
                                 91,84
                                 –
                                 
                              
                                 1,895
                                 83,43
                                 16,66
                                 32,52
                                 67,48
                                   9,34
                                 90,66
                                 –
                                 
                              
                                 1,900
                                 83,48
                                 16,52
                                 33,09
                                 66,91
                                 10,07
                                 89,93
                                 –
                                 
                              
                                 1,905
                                 83,57
                                 16,43
                                 33,46
                                 66,54
                                 10,56
                                 89,44
                                 –
                                 
                              
                                 1,910
                                 83,73
                                 16,27
                                 34,10
                                 65,91
                                 11,43
                                 88,57
                                 –
                                 
                              
                                 1,915
                                 84,08
                                 15,92
                                 35,52
                                 64,48
                                 13,33
                                 86,67
                                 –
                                 
                              
                                 1,920
                                 84,56
                                 15,44
                                 37,27
                                 62,73
                                 15,95
                                 84,05
                                 –
                                 
                              
                                 1,925
                                 85,06
                                 14,94
                                 39,49
                                 60,51
                                 18,67
                                 81,33
                                 –
                                 
                              
                                 1,930
                                 85,57
                                 14,43
                                 41,56
                                 58,44
                                 21,34
                                 78,66
                                 –
                                 
                              
                                 1,935
                                 86,23
                                 13,77
                                 44,23
                                 55,77
                                 25,65
                                 74,35
                                 –
                                 
                              
                                 1,940
                                 86,78
                                 13,22
                                 46,46
                                 53,54
                                 28,03
                                 71,97
                                 –
                                 
                              
                                 1,945
                                 87,13
                                 12,87
                                 47,88
                                 52,12
                                 29,94
                                 70,06
                                 –
                                 
                              
                                 1,950
                                 87,41
                                 12,59
                                 49,01
                                 50,99
                                 31,46
                                 68,54
                                 –
                                 
                              
                                 1,955
                                 87,65
                                 12,35
                                 49,98
                                 50,02
                                 32,77
                                 67,23
                                 –
                                 
                              
                                 1,960
                                 88,22
                                 11,78
                                 52,29
                                 47,71
                                 35,87
                                 64,13
                                 –
                                 
                              
                                 1,965
                                 88,92
                                 11,08
                                 55,13
                                 44,87
                                 39,68
                                 60,32
                                 –
                                 
                              
                                 1,970
                                 89,83
                                 10,17
                                 58,81
                                 41,19
                                 44,64
                                 55,36
                                 –
                                 
                              
                           
                           angegeben, welche das specifische Gewicht und den
                              									Gesammtgehalt an Schwefelsäureanhydrid und Wasser (nach alter Anschauung), den
                              									Gehalt an SO3 neben Säure von 66° B. und den an
                              									abdestillirbarem Anhydrid neben eigentlicher Schwefelsäure angibt. Um mittels
                              									Senkwagen auch das specifische Gewicht von Säuregemischen, welche beim Stehen
                              									Krystalle von Pyroschwefelsäure absetzen, ja von der Pyroschwefelsäure selbst
                              									bestimmen zu können, werden dieselben durch Erwärmen vollkommen verflüssigt, worauf
                              									man sie in einen Cylinder gieſst, das Aräometer einsenkt, nun abkühlen läſst und
                              									abliest, bevor die Krystallisation eintritt.
                           Um schlieſslich die Menge der in der rauchenden Schwefelsäure vorhandenen
                              									Schwefligsäure zu bestimmen, mischt man eine passend abgemessene Menge der zu
                              									untersuchenden Säure mit doppeltem Maſstheil reiner Schwefelsäure und läſst das
                              									erkaltete Gemisch unter einer gröſseren Menge ausgekochten und wieder erkalteten
                              									Wassers ausflieſsen, rührt langsam um und titrirt mit Kaliumpermanganat.
                           Zur Bestimmung des Schwefelgehaltes der
                                 										Schwefelkiese schmilzt B. Deutecom (Zeitschrift für
                                 										analytische Chemie, 1880 S. 313) 1g Pyrit
                              									mit 8g eines Gemenges von gleichen Theilen
                              									chlorsaurem Kalium, kohlensaurem Natrium und Chlornatrium in einem groſsen,
                              									bedeckten Porzellantiegel. Nach dem Erkalten wird in kochendem Wasser gelöst, das
                              									Ganze auf 200cc aufgefüllt, filtrirt und in 50cc des Filtrates die Schwefelsäure besimmt.
                           Verwendung von Brom zur Analyse der
                                 										Sulfide. Wie bereits P. Wage (Zeitschrift für
                                 										analytische Chemie, 1871 S. 206), Kämmerer
                              									(1871 200 157) und R. v.
                                 										Wagner (1876 219 544) so empfiehlt auch E. Reichardt im Correspondenzblatt analytischer Chemiker, 1880 S. 85 das Brom zur
                              									Oxydation von Schwefel und Sulfiden; nur der Schwefelkies erfordert feine
                              									Zertheilung und längere Einwirkung. Zur Lösung der im Gang der Analyse erhaltenen
                              									Schwefelwasserstoff-Niederschläge von Quecksilber, Arsen, Antimon u.s.w. genügt es
                              									dieselben auf dem Filter mit Bromwasser zu behandeln. Bromsilber und bei Verdünnung
                              									ein Theil des Antimons bleiben auf dem Filter zurück.
                           Zur Untersuchung der Rohsoda, Um die
                              									schwefligsauren und unterschwefligsauren Salze zu bestimmen, bedient sich J. Groſsmann (Zeitschrift für analytische Chemie, 1879
                              									S. 79) der indirecten Analyse. Hat man z.B. eine Lösung, die nur
                              									unterschwefligsaures und schwefligsaures Natrium, aber kein Sulfat enthält, so
                              									bestimmt man einmal, wie viel Gramm Jod ein entsprechender Theil nach dem Ansäuern
                              									mit Essigsäure erfordert, um mit Stärke die bekannte Endreaction zu geben,
                              									andererseits wie viel Gramm Sulfat ein gleicher Theil der Lösung bei völliger
                              									Oxydation mit Brom liefert.
                           Es seien nun x1 und y1 die Anzahl Gramm Jod, welche dem Na2S2O3 bezieh. dem Na2SO3 entsprechen, A diejenige, welche die Einheit beim Titriren mit Stärke erfordert, und B die Anzahl Gramm Na2SO4 welche bei der Oxydation gebildet
                              									wurde, so ist:
                           x_1+y_1= A und
                              										\frac{2Na_2SO_4}{J}\,x_1+\frac{Na_2SO_4}{2\,J}\,y_1=B,
                           woraus sich berechnet:
                           x_1=\frac{2\,J}{3Na_2SO_4}\,B-\frac{1}{3}\,A und
                              										y_1=\frac{4}{3}\,A-\frac{2\,J}{3Na_2SO_4}\,B.
                           Um das Resultat als Gramm Na2S2O3 und Na2SO3 zu erhalten,
                              									ist es nur nöthig, x1
                              									mit \frac{Na_2S_2O_3}{J} und y1 mit
                              										\frac{Na_2SO_3}{2\,J} zu multipliciren. Wir finden dann:
                           
                              
                              
                           
                              
                              
                           Etwa vorhandenes Sulfid wird durch kohlensaures Cadmium fortgenommen, Sulfat
                              									besonders bestimmt und vom Gesammtsulfat abgezogen. Zur Bestimmung des vorhandenen
                              									Sulfates wird über die mit Natriumbicarbonat versetzte, in einen Kolben gebrachte
                              									Flüssigkeit Kohlensäure geleitet, bis alle Luft verdrängt ist; dann wird die
                              									Flüssigkeit erhitzt, mit überschüssiger Salzsäure auf ein Viertel des ursprünglichen
                              									Volumens eingedampft und nun mit Chlorbarium gefällt.
                           Die Analyse der beim Mond'schen Verfahren
                                 										erhaltenen Schwefellaugen, welche bereits von Mond (1879 191 378), Richters (1879 192 63), Stahlschmidt (1872 205 240) und Lunge (Soda-Industrie, Bd. 2 S. 594) bearbeitet wurde,
                              									führt K. Jurisch (Chemische Industrie, 1880 S. 159) in
                              
                              									folgender Weise aus. Man versetzt zunächst 3cc,2
                              									der Schwefellauge mit essigsaurem Natrium und so viel schwefelsaurem Zink, daſs
                              									alles H2CaS2 und
                              										CaS2 als Schwefelzink gefällt wird, verdünnt auf
                              										200cc, filtrirt 100cc davon ab und titrirt mit Zehntelnormaljod und
                              									Stärke. Die doppelte Anzahl der verbrauchten Cubikcentimeter Jod entspricht dem
                              									vorhandenen CaS2O3.
                              									Eine zweite Probe von 3cc,2 Lauge, direct mit
                              									Zehnteljodlösung titrirt, gibt die den sämmtlichen Schwefelverbindungen
                              									entsprechende Jodmenge, die Unterschiede beider Proben daher die für H2CaS2 und CaS2 zusammen erforderliche. Man entfärbt nun die
                              									Flüssigkeit der zweiten Probe mit einem Tropfen unterschwefligsaurem Natrium, fügt
                              
                              									etwas Lackmustinctur hinzu und titrirt mit Zehntelnormalkali. Da bei der Reaction
                              									von Jod auf H2CaS2
                              									für je 2 Atom gefälltem Schwefel 2 Mol. HJ entstehen, so entspricht 1cc Kali 2cc der
                              									von H2CaS2
                              									verbrauchten Jodlösung.
                           Bezeichnet man nun mit x die Anzahl
                              									der Cubikcentimeter Zehnteljod der ersten Probe, mit y
                              									die der zweiten und mit z die Anzahl Cubikcentimeter
                              									Zehntelkali der dritten Probe, ferner mit A die Anzahl
                              									der Gramm Schwefel als CaS2O3, mit C die von H2CaS2 und mit B die von CaS2 in 3cc,2 Schwefellauge, so ergibt sich, daſs:
                           
                              
                                 A = 0,0064 x
                                 enthalten
                                 in
                                 0,0152 x Gramm CaS2O3
                                 
                              
                                 C = 0,0016 (2 z)
                                 „
                                 „
                                 0,00265 (2 z) Gramm H2CaS2
                                 
                              
                                 B = 0,0032 (y – 2 z –
                                       												x)
                                 „
                                 „
                                 0,0052 (y – 2 z – x) Gramm
                                    												CaS2. 
                                 
                              
                           Daraus ergibt für die Gesammtmenge des in 3cc,2 Schwefellauge enthaltenen Schwefels der
                              									Ausdruck: S' = A + B + C
                              									oder:
                           
                           S' = 0,0064 x + 0,0016 (2 z) + 0,0032 (y – 2 z – x) =
                           = 0,0032 (x + y – z) Gramm in 3cc,2 Lauge, oder (x + y – z) Gramm in 1l.
                           Begeht man den kleinen Fehler, das specifische Gewicht der Lauge
                              									gleich 1 zu nehmen, so ergibt sich der Procentgehalt der Lauge an Gesammtschwefel
                              									aus der Proportion 3,2 : 0,0032 (x + y – z) = 100 : S' und S' = 1/10
                              									(x + y – z) Proc. Da das
                              									specifische Gewicht der Laugen zwischen 1,04 und 1,1 schwankt, so findet man durch
                              									diese Formel den Procentgehalt an Schwefel etwas zu hoch. Dieser Fehler wird dadurch
                              									theilweise ausgeglichen, daſs die Lauge etwas mehr Schwefel enthält, als der hier
                              									angenommenen Formel CaS2 entspricht, wird aber
                              									völlig vermieden, wenn man die so gefundenen Procentzahlen, mit 10 multiplicirt, als
                              									Kilogramm im Cubikmeter in Rechnung stellt.
                           Für den Fabrikanten kommt von dem Gesammtschwefel nur der durch Salzsäure wirklich
                              									ausfällbare in Betracht:
                           CaS2O3 + 2CaS2   + 6HCl = 3CaCl2 + 3H2O + 3S2 und
                           CaS2O3 + H2CaS2
                              									+ 4HCl = 2CaCl2 + 3H2O + 2S2.
                           Diesen Formeln entsprechend würde die Schwefellauge bei der Jodprobe für CaS2O3 1 Jod, für
                              										2CaS2 oder H2CaS2 aber 4, zusammen also 5 Jod
                              									erfordern müssen. Bei einer solchen normalen Schwefellauge verhält sich somit die
                              									Anzahl der Cubikcentimeter Jodlösung der ersten Probe zu der Anzahl der
                              									Cubikcentimeter Jodlösung der zweiten Probe, oder x zu
                              										y, wie 1 zu 5, oder es ist 5x = y. Zugleich ist A = ½ B + C.
                           Wenn die Schwefellauge mehr CaS2O3 enthält, als der Formel 2CaS2O3 + (2CaS2 + H2CaS2) entspricht, d.h. wenn die Oxydation zu lange
                              									gedauert hat, so entweicht auf Zusatz von Salzsäure schweflige Säure; und zwar geht,
                              									wie die Formel CaS2O3 + 2HCl == CaCl2 + SO2 + S + H2O lehrt,
                              									die Hälfte des in dem Ueberschuſs an CaS2O3 enthaltenen Schwefels in dieser Weise verloren.
                              									Die Lauge heiſst „überblasen“.
                           Enthält sie dagegen weniger CaS2O3, als obiger Formel entspricht, hat also die
                              									Oxydation nicht lange genug gedauert, so entweicht auf Zusatz von Salzsäure
                              									Schwefelwasserstoffgas; es geht die Hälfte des in dem Ueberschuſs an CaS2 enthaltenen Schwefels und aller in dem Ueberschuſs
                              									an H2CaS2 enthaltene
                              									Schwefel als H2S verloren, wie folgende Formeln
                              									veranschaulichen: CaS2 + 2HCl = CaCl2 + H2S + S und H2CaS2 + 2HCl =
                              										CaCl2 + 2H2S;
                              									die Lauge heiſst in diesem Falle „unterblasen“.
                           In der überblasenen Lauge ist ein Ueberschuſs von CaS2O3 vorhanden, d.h.
                              									es ist A > ½ B + C oder 5 x > y. Auf Zusatz von Salzsäure geht die Hälfte dieses
                              									Ueberschusses als SO2 verloren und daher beträgt die
                              									wirklich niedergeschlagene Schwefelmenge nur S'' = (A + B + C) – ½ (A – ½ B – C).
                           Setzt man hier die numerischen Werthe ein, so erhält man:
                           S'' = 0,0032 (x + y – z) – ½ [0,0064 x – 0,0016 (2z) – 0,0016
                              										(y – 2 z – x)]
                               = 0,0032 (x + y – z) – 0,0032 (¾ x – ¼
                              										y) Gramm.
                           In diesem Ausdrucke gibt das erste Glied den Procentgehalt der
                              									Lauge an S', das zweite Glied die Procentmenge des
                              									Verlustes, wie folgende einfache Umformung zeigt: S'' =
                              										1/10
                              									(x + y – z) – 1/40 (5x – y) Proc.
                           Die Menge des ausfallbaren Schwefels ist natürlich um so gröſser,
                              									je kleiner der Unterschied 5 x – y ist.
                           Die unterblasene Lauge enthält einen Ueberschuſs von CaS2 und H2CaS2, so daſs 5 x < y ist. Jedes Cubikcentimeter Jodlösung als Ueberschuſs
                              									von y über 5 x zeigt 0g,0016 Schwefel als H2CaS2 oder 0g,0032 als CaS2 an. Da nun aus der
                              									ersteren Verbindung durch Salzsäure aller Schwefel als H2S ausgetrieben wird, aus der zweiten nur die Hälfte, so zeigen in jedem
                              									Falle die (y – 5 x)
                              									Cubikcentimeter Jodlösung 0,0016 (y – 5 x) Gramm Schwefel in Gestalt von basischen
                              									Calciumverbindungen als verloren an. Dieser Verlust V,
                              									in Procent des Laugengewichtes ausgedrückt, ergibt sich aus der Proportion 3,2 :
                              									0,0016 (y – 5 x) = 100 :
                              										V und V = 1/20 (y – 5x) Proc. Jedes in der
                              									zweiten Probe mehr als 5 x verbrauchte Cubikcentimeter
                              									Jodlösung zeigt also einen Verlust von 0,05 Proc. Schwefel an, so daſs die
                              									ausfällbare Schwefelmenge S'' = 1/10
                              									(x + y – z) – 1/20 (y – 5k) Procent
                              									beträgt.
                           Diese Formel kann man auch durch folgende Betrachtung ableiten:
                              									Wenn ½ B + C > A ist, so geht in dem Ueberschuſs der alkalischen
                              									Caliumverbindungen auf Zusatz von Salzsäure die Hälfte des als B vorhandenen Schwefels, und aller als C vorhandene Schwefel als H2S verloren, d.h. der Verlust beträgt (½ B +
                              										C – A) Gramm Schwefel, die ausfällbare
                              									Schwefelmenge beträgt also:
                           S'' = (A+ B + C) – (½ B + C – A) oder
                           S'' = 0,0032(x + y – z) – 0,0032(½y – 5/2x) Gramm,
                           1/10(x + y – z) –
                              										1/20(y – 5x) Proc.
                           Für die Beurtheilung der Laugen ergeben sich somit folgende Regeln: Um den
                              									ausfällbaren Schwefel zu finden, multiplicirt man die Anzahl der Cubikcentimeter
                              									Jodlösung der ersten Probe mit 5. Ist dieses Product gröſser als die Anzahl der
                              									Cubikcentimeter Jodlösung der zweiten Probe, so ist die Lauge überblasen; ist es dagegen kleiner, so heiſst die Lauge
                              										unterblasen. Man zieht dann die kleinere Zahl von
                              									der gröſseren ab und theilt den Unterschied im ersten Falle durch 40n im zweiten durch 20 und zieht die erhaltene Zahl
                              									von der Gesammtmenge des Schwefels ab.
                           Bestimmung der Cyanverbindungen in den
                                 										Sodalaugen. Nach F. Hurter (Chemical News,
                              									1879 Bd. 39 S. 29) enthalten die Laugen Ferrocyannatrium, Schwefelcyannatrium und
                              									Natriumcyanat; letztere sind weniger wichtig, da sie bei der Bearbeitung der Soda
                              									farblose Zersetzungsproducte geben; das Ferrocyannatrium ist aber um so schädlicher,
                              									als es nicht, wie das Schwefeleisennatrium, durch Kohlensäure und atmosphärische
                              									Luft zersetzt wird (vgl. 1879 231 337. 232 529). Zur Bestimmung desselben behandelt man 100cc Sodalauge mit Chlor oder unter chlorigsaurem
                              									Natrium, bis die Schwefelverbindungen in Sulfate, das Ferrocyan in Ferridcyan
                              									übergeführt ist, säuert die Flüssigkeit an und erwärmt zur Verflüchtigung des
                              									überschüssigen Chlores. Als Maſsflüssigkeit verwendet man eine Lösung von 3g,17 reinem Kupfer, in möglichst wenig
                              									Salpetersäure gelöst und auf 11 verdünnt; 1cc entspricht 0g,01013 Na4FeCy6. Von dieser Zwanzigstel-Normallösung läſst man so lange zuflieſsen, bis
                              									ein Tropfen der Flüssigkeit auf weiſser Porzellanplatte mit einem Tropfen
                              									Eisensulfatlösung (1 : 100) nicht mehr eine Blaufärbung hervorbringt, sondern nach
                              									folgender Gleichung das gelbe Ferridcyankupfer in braunrothes Ferrocyan überführt:
                              										Cu3Fe2Cy12 + 2HCl + 2FeCl2 =
                              										Cu3H2Fe2Cy12 + Fe2Cl6. Sollte die
                              									Lauge noch auſserdem Cyannatrium enthalten, so kocht man sie zunächst mit einigen
                              									Tropfen Eisenvitriollösung auf, filtrirt und behandelt dann, wie vorhin angegeben,
                              										mit Chlor. Für
                              									Laugen, welche nicht mehr als 2g Ferrocyannatrium
                              									enthalten, ist dieses Verfahren nach Weldon (1879 232
                              									538) empfehlenswerth.
                           Zur Bestimmung des Rhodannatriums säuert man die Lösung an, fällt das Ferrocyan mit
                              									Chlorzink, filtrirt und versetzt mit Eisenchlorid. In einem zweiten Gefäſs sucht man
                              									dieselbe Färbung einer Eisenlösung mit einer Lösung von Rhodankalium von bekanntem
                              									Gehalt herzustellen (vgl. 1874 211 140).
                           G. Lunge (Soda-Industrie, 1880 Bd. 2
                              									S. 431) schlägt zur Bestimmung des Ferrocyannatriums vor, die Sodalauge mit
                              									Kohlensäure zu behandeln, um das an Schwefelnatrium gebundene Eisen zu fällen, nach
                              									dem Filtriren einzudampfen und stark zu glühen und dann im Rückstande das gebildete
                              									Eisenoxyd zu bestimmen.
                           Die Prüfung des Weldon-Schlammes
                              									(vgl. 1875 215 157. 1880 235
                              									300. 236 225) wird nach K.
                                 										Jurisch (Chemische Industrie, 1880 S. 193) in der Fabrik von J. Muspratt in Widnes seit d. J. 1878 in folgender
                              									Weise ausgeführt. Zur Auflösung des Schlammes benutzt man Doppel-Normalsalzsäure
                              										(73g HCl in 1l) und eine ziemlich starke neutrale Auflösung von oxalsaurem Ammonium.
                              									Man bringt nun 25cc Schlamm in eine Literflasche,
                              									fügt 30 bis 35cc obiger Salzsäure hinzu und
                              									digerirt bei 30 bis 60° unter Zusatz von kleinen Mengen der Ammoniumoxalatlösung so
                              									lange, als der entstehende Niederschlag von oxalsaurem Calcium sich noch auflöst.
                              									Die nach wenigen Minuten erhaltene schwach gelblich gefärbte Lösung wird mit Lackmus
                              									versetzt und dann mit Normalkali titrirt.
                           Bekanntlich erfordert 1g MnO2
                              									146/87 Gramm HCl,
                              									von welcher 73/87
                              									Gramm als freies Chlor fortgeht; 1g MnO bindet 73/71 und 1g CaO 73/56 Gramm HCl. Enthalten nun die 25cc Schlamm x MnO2, y MnO und z CaO, so beträgt die Gesammtmenge verbrauchter
                              									Salzsäure (146/87x + 73/71y + 73/56z) Gramm HCl.
                           Angenommen, man habe C
                              									Cubikcentimeter der Normalsalzsäure verbraucht, dann ist 0,073 C = 146/87x + 73/71y + 73/56z.
                           Hat man auſserdem in üblicher Weise gefunden, daſs 25cc desselben Weldon-Schlammes E Gramm schwefelsaures Eisenoxydulammoniak (Mol. = 392)
                              									oxydiren, so ist x = 87/784
                              									E = 0,11084 E.
                           Aus beiden Gleichungen ergibt sich der Ausdruck für das
                              									Aequivalent der Basis:
                           
                              \frac{\frac{1}{71}\,y+\frac{1}{56}\,z}{\frac{1}{87}\,x}=0,784\,\frac{C}{E}-2
                              
                           Haben ferner 25cc Schlamm,
                              									mittels Chlorkalklösung in bekannter Weise oxydirt, T
                              									Gramm schwefelsaures Eisenoxydulammonium gebraucht, so ergibt sich der
                              									Oxydationsgrad durch (100 E : T) in Procent des
                              									Gesammtmangangehaltes. Da nun yMnO 87/71
                              									y MnO2 liefern, so
                              									ergibt sich die Gleichung:
                           (x + 87/71
                              									y) = 87/784
                              									T
                           Setzt man hier den Werth von x ein,
                              									so ergibt sich: y = 71/784
                              									(T – E) = 0,09056 (T –
                                 									E).
                           Durch Einsetzen beider Werthe in die erste Gleichung erhält
                              									man:
                           z = 56/1000C – 56/784(T + E) = 0,056C – 0,07143(T + E).
                           Die kleine Menge des vorhandenen kohlensauren Calciums ist in so fern vernachlässigt,
                              									als sie einfach zur Basis gerechnet wird.
                           Da bei Anwendung von reinem Manganhyperoxyd für je 1 Aeq. Chlor 2 Aeq. Salzsäure
                              									erforderlich sind, so bezeichnet F. Jurisch als „Basiszahl“ diejenige Zahl, welche angibt, wie viele Aequivalente Salzsäure man bei Anwendung von
                              									Weldon-Schlamm mehr als 2 gebraucht, um 1 Aeq. Chlor zu erzeugen. Die um 2 vermehrte
                              									Basiszahl gibt somit die zur Erzeugung von 1 Aeq. Chlor nöthige Menge von Salzsäure
                              									an.