| Titel: | Zur quantitativen Bestimmung des Phosphors und Siliciums in Eisen und Stahl; von Alex. E. Haswell. | 
| Autor: | Alexander E. Haswell | 
| Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 315 | 
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                        Zur quantitativen Bestimmung des Phosphors und
                           								Siliciums in Eisen und Stahl; von Alex. E. Haswell.
                        Haswell's Bestimmung des Phosphors und Siliciums in
                           								Eisen.
                        
                     
                        
                           Die im Folgenden zu beschreibende Methode der Bestimmung des Phosphors in Eisen und
                              									Stahl beruht auf der vollständigen Fällbarkeit der Phosphorsäure mit molybdänsaurem
                              									Ammon in einer mit Salpetersäure stark angesäuerten Lösung von salpetersaurem
                              									Kupferoxyd und Wägen der nach bekannter Methode zu erhaltenden pyrophosphorsauren
                              									Magnesia.
                           Die Eisen- oder Stahlspäne werden zu dem Zwecke mit einer ungefähr 7procentigen
                              									Lösung von Kupferchlorid-Chlorammonium in gut verkorktem und zur Abkühlung in kaltem
                              									Wasser einzustellendem, der Flüssigkeitsmenge entsprechend groſsem Kolben unter
                              									wiederholtem Aufschütteln durch etwa 12 Stunden digerirt. Bei Anwendung
                              									concentrirterer Lösungen
                              
                              									und ohne Einkühlen, bei welcher allerdings die Auflösung der Späne viel rascher
                              									erfolgt, wurde stets Entwicklung übelriechender Gase, Kohlenwasserstoffe,
                              									möglicherweise Phosphor Wasserstoff und Kieselwasserstoff, deren Nachweisung und
                              									Bestimmung einer späteren Arbeit vorbehalten wird, bemerkt, was offenbar auf
                              									parallel laufende Reactionen deutet, welche Verluste an den quantitativ zu
                              									ermittelnden negativen Bestandtheilen des Eisens veranlassen müssen.
                           Nach erfolgter Reaction wird die Lösung von Eisenchlorür, welche bei Anwendung der
                              									stöchiometrisch berechneten Menge des Kupferdoppelsalzes nahezu von Kupfer frei ist,
                              									vorsichtig vom Rückstande abgegossen und derselbe, der auſser dem schwammförmig
                              									ausgeschiedenen Kupfer sämmtliche negative Elemente des Eisens (Kohlenstoff,
                              									Silicium, Schwefel und Phosphor) an Eisen gebunden enthält, wiederholt mit
                              									destillirtem Wasser gewaschen. Die mehr oder weniger trüben Waschwasser werden zur
                              									Vorsicht, da sie möglicherweise von den zu bestimmenden Bestandtheilen suspendirt
                              									enthalten, filtrirt und das getrocknete Filter eingeäschert.
                           Der Rückstand im Kolben wird durch allmählichen Zusatz von concentrirter
                              									Salpetersäure und schlieſsliches Erwärmen oxydirt und nach beendeter Reaction in
                              									eine Schale gespült. Nachdem obige Filterasche hinzugebracht wurde, wird im
                              									Wasserbade zur Abscheidung der Kieselsäure eingedampft. Nach dem Eintrocknen wird
                              									unter Beobachtung der nöthigen Vorsichtsmaſsregeln die Kohle haltige Kieselsäure
                              									abfiltrirt und zur weiteren Reindarstellung und Bestimmung mit kohlensaurem
                              									Kalinatron im Platintiegel geschmolzen und abermals auf bekannte Weise mittels
                              									Salpetersäure ausgeschieden, filtrirt und als anhydrische Kieselsäure gewogen. Im
                              									Filtrate wird etwa hier vorhandene Phosphorsäure mittels molybdänsaurem Ammon
                              									gefällt und die Fällung auf dasselbe Filter der aus dem ersten Filtrate gefällten
                              									und filtrirten Phosphorsäure gebracht. Das tiefblaue Filtrat der Kohle haltigen
                              									Kieselsäure, welches die Hauptmasse der Phosphorsäure neben salpetersaurem
                              									Kupferoxyde enthält und das bei Anwendung von etwa 10g Stahlspänen 200 bis 300cc beträgt,
                              									wird mit molybdänsaurem Ammon im Ueberschusse versetzt und auf dem Wasserbade durch
                              									längere Zeit erwärmt, wobei sämmtliche Phosphorsäure vollständig als
                              									phosphormolybdänsaures Ammon ausgefällt wird. Zu bemerken ist, daſs bei Anwendung
                              									der nach Lipowitz mittels weinsaurem Ammon bereiteten
                              									Lösung der Molybdänsäure die Phosphorsäure neben Kupfer gar nicht oder nur
                              									unvollständig gefällt wird. Die nun erhaltene Fällung der Phosphorsäure wird auf
                              									bekannte Weise in die der phosphorsauren Ammon-Magnesia umgewandelt und als
                              									Magnesiapyrophosphat gewogen.
                           Um mich von der Verläſslichkeit dieses Verfahrens, von der vollständigen
                              									Ausfällbarkeit der Phosphorsäure neben Kupfersalzen, zu überzeugen, wurde eine mit
                              									Salpetersäure stark angesäuerte Lösung von salpetersaurem Kupfer, deren Kupfergehalt
                              									gleich jenem war, wie er bei der Behandlung der Stahlspäne erhalten wird, mit einer
                              									Lösung von phosphorsaurem Natron von bekanntem Gehalte in dem Verhältnisse gemischt,
                              									daſs die Phosphormenge dem des Stahles entsprach, und darin die Phosphorsäure
                              									mittels molybdänsaurem Ammon ausgeschieden und als pyrophosphorsaure Magnesia
                              									gewogen.
                           12g Kupferspäne wurden in
                              									Salpetersäure gelöst und die Lösung mit 20cc
                              									Natronphosphat, wovon 100cc 0g,224 Phosphorsäure enthielten, gemischt und darin
                              									die Phosphorsäure = 0g,0457 gefunden. Die
                              									berechnete Phosphorsäure beträgt 0g,0448.
                           Zur Phosphorbestimmung in einem Roheisen wurden 4g,6597 Späne mit einer Lösung von 25g Kupferchlorid-Chlorammonium in 350cc Wasser digerirt und auf beschriebene Weise
                              									verfahren. Der Phosphorgehalt wurde == 0,0983 Proc. gefunden. Derselbe betrug nach
                              									der Methode von Fresenius (bestimmt durch Lösen der
                              									Späne in Salpetersäure, Reduciren mittels schwefliger Säure und Fällen der
                              									Phosphorsäure als basisch phosphorsaures Eisenoxyd und dessen Weiterbehandlung)
                              									0,097 Proc.
                           In einem Bessemer-Fluſseisen wurden zwei Phosphorbestimmungen
                              									durch Digeriren von 10g,8379 und 9g,884 Späne mit einer Lösung von 50g Kupferchlorid-Chlorammonium in 700cc Wasser bestimmt und gefunden 0,0133 bezieh.
                              									0,0124 Proc. Phosphor. Silicium wurde 0,1098 Proc. gefunden und beträgt nach anderer
                              									Methode bestimmt 0,115 Proc.
                           Diese Methode der Phosphorbestimmung in Eisen und Stahl ist bei gleicher Genauigkeit
                              									einfacher und rascher ausführbar wie die älteren Methoden und gewährt gegenüber dem
                              									jetzt häufig in Anwendung stehenden Verfahren, die Späne in
                              									Kupferchlorid-Chlorammonium zu digeriren und das gefällte Kupfer durch einen
                              									Ueberschuſs des Kupferdoppelsalzes wieder aufzulösen, den Vortheil, daſs, abgesehen
                              									von dem geringeren Verbrauche obigen Reagenses und damit verbundenen Vermeidung
                              									möglicher Verluste, besonders an Phosphor, sogleich eine concentrirte Lösung
                              									erhalten wird, in welcher die Phosphorsäure ohne weiters gefällt und quantitativ
                              									bestimmt werden kann.
                           Auch Schwefel in Eisen und Stahl läſst sich in den nach diesem Verfahren erhaltenen
                              									Lösungen quantitativ ermitteln und werde ich seinerzeit Beleganalysen darüber
                              									mittheilen.
                           Wien. Chemisches Laboratorium, IV.
                              
                              
                              
                              									Theresianumgasse 10.