| Titel: | Ueber Adhäsion der Riemen; von J. H. Cooper. | 
| Autor: | Rudolf Doerfel | 
| Fundstelle: | Band 237, Jahrgang 1880, S. 326 | 
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                        Ueber Adhäsion der Riemen; von J. H. Cooper.
                        Cooper, über Adhäsion der Riemen.
                        
                     
                        
                           Der Riemen legt sich an die Scheibe, je nachdem seine
                              									Form, Biegsamkeit und Spannung es gestattet; er haftet
                              									an der Scheibe entsprechend der in Anwendung gebrachten Riemenschmiere. Die
                              									Beschaffenheit derselben ist von bedeutendem Einfluſs auf die Gröſse der
                              									Kraftübertragung; würde man statt einer klebrigen Substanz gutes Schmieröl zwischen
                              									die reinen Flächen von Riemen und Scheibe bringen, so würde die Adhäsion bedeutend
                              									verringert, wenn nicht ganz aufgehoben werden.
                           Ueber die Erfahrung, daſs schnell gehende Riemen stärker gespannt werden müssen als
                              									langsam gehende, sagt Rankine, daſs die Fliehkraft dies
                              									erfordert und nicht der Umstand, daſs bei gröſserer Geschwindigkeit die Luft
                              									zwischen Riemen und Rolle nicht Zeit hat, zu entweichen. Es ist aber völlig klar,
                              									daſs ein Riemen um so besser Kraft überträgt, je vollständiger er anliegt; daſs
                              									hierzu auch die Entfernung der Luftschicht zwischen Riemen und Riemenscheibe
                              									erforderlich ist, geht besonders aus einer Beobachtung hervor, welche in dem Boston Journal of Commerce, 5. Mai 1880 mitgetheilt
                              									wird.
                           Der 8 zöllige Antriebsriemen einer Andrews-Pumpe lief mit 825 Umdrehungen in der
                              									Minute auf einer 12 zölligen Scheibe unter starkem Schleudern. Die Riemenscheibe
                              									sollte, um dies zu verhindern, mit Leder überzogen werden, und zwar lieſs der
                              									Besitzer vorläufig drei Reihen von ⅛zölligen Löchern je 2½ Zoll von einander in den
                              									Kranz für die Nietbolzen bohren und den Riemen einstweilen wieder auflegen. Auf der
                              									durchlöcherten Scheibe lief der Riemen völlig lautlos ohne jedes Schleudern, was nur
                              									davon herrühren konnte, daſs die Bohrungen den Austritt der Luft begünstigten.
                           Es ist aber immerhin fraglich, ob geradezu der äuſsere Luftdruck als wirksame Kraft
                              									gegenüber einem Vacuum zwischen Riemen und Rolle angesehen werden kann.
                           Bei Adhäsionsversuchen mit genau bearbeiteten Metallplatten o. dgl. zeigt sich, daſs
                              									der Luftdruck blos einem Abheben senkrecht zur Fläche
                              									bedeutenden Widerstand entgegensetzt; Verschiebungen parallel zu derselben können mit Leichtigkeit vorgenommen werden und nur
                              									um solche handelt es sich beim Riementrieb.
                           Andererseits bleibt auch beim Aufeinanderlegen zweier Flächen durch eine Bewegung,
                              									wie bei dem Zuklappen eines Buches – also ähnlich wie bei dem Auflaufen des Riemens
                              									auf die Rolle, – stets eine Luftschicht dazwischen, welche eine leichte
                              									Beweglichkeit gestattet, da sie die unmittelbare Berührung verhindert. Genau
                              									bearbeitete Metallplatten, derart zusammen gebracht, lassen sich auſserordentlich
                              									leicht längs der Berührungsfläche verschieben, als ob sie auf einander schwimmen
                              									würden; erst durch Verreiben kann man die isolirende Luftschicht herausdrängen,
                              									worauf die eigentliche Reibung merklich wird.
                           Cooper bemerkt, daſs von einem derartigen Hinausschaffen
                              									der Luft bei Riemen nicht die Rede sein kann.
                           Um nun den hiernach zweifelhaften Einfluſs des Luftdruckes endgültig aufzuklären,
                              									construirte Cooper einen eigenen Apparat, welcher
                              									gestattete, einen Lederriemen über eine glatte Eisenscheibe, oder umgekehrt diese
                              									unter dem festgehaltenen
                              									Riemen gleiten zu machen, wobei mit einer Federwage der Widerstand gemessen wurde.
                              									Der Apparat wurde unter den Recipienten einer Luftpumpe gestellt und Versuche mit und ohne Luftdruck
                              									vorgenommen: Wenn hierbei ein Unterschied in der Gröſse der Adhäsion bemerkt werden
                              									konnte, so war diese eher gröſser im Vacuum als unter dem
                                 										Luftdrucke.
                           So weit Cooper im Journal of the
                                       												Franklin Institute, 1880 Bd. 109 S. 414. – Der
                              									Berichterstatter erachtet durch dieses Ergebniſs die Annahme der Mitwirkung des
                              									Luftdruckes beim Riementriebe noch nicht widerlegt, nachdem es fraglich ist, ob die
                              									Umstände, unter denen die angeführten Versuche gemacht wurden, den Vergleich
                              									zulässig erscheinen lassen.
                           Rudolf
                                 										Doerfel.