| Titel: | Ueber die Gewinnung des Quecksilbers. | 
| Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 152 | 
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                        Ueber die Gewinnung des Quecksilbers.Caron: Zeitschrift für Berg-, Hütten- und
                                    											Salinenwesen, 1880 S. 125. T. Egleston:
                                    											Engineering, 1879 Bd. 29 S. 239 und 463. C. v.
                                    											Ernst: Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1880 S.
                                 										316 und 470. H Kuss: Annales des Mines, 1879 Bd. 15
                                 										S. 524. Kerl: Muspratt's Chemie, 1878 Bd. 5 S.
                                 										1286. J. K. Langer: Berg- und Hüttenmännisches
                                    											Jahrbuch, 1879 S. 1. Patera: Oesterreichische
                                    											Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1878 S. 193. Petiton: Annales des Mines, 1880 Bd. 17 S. 35. Pichler: Zeitschrift des Berg- und hüttenmännischen
                                    											Vereines für Steiermark, 1878 S. 332. Rolland:
                                    											Bulletin de la Société d'Encourragement, 1878 Bd. 5 S. 488. Annales des Mines, 1878 Bd. 14 S. 384.
                           							
                        Mit Abbildungen auf Tafel 12 und 18.
                        Ueber die Gewinnung des Quecksilbers.
                        
                     
                        
                           Das Vorkommen des Quecksilbers ist fast nur auf die älteren
                              									Formationen beschränkt. So liegt das Quecksilberwerk Almaden im Silur, nur ein
                              									geringer Theil desselben im Devon, während der Zinnober selbst erst nach der Hebung
                              									der benachbarten Melaphyre abgelagert wurde und somit, wie das Vorkommen in der
                              									Pfalz, etwa gleichalterig ist mit dem Kupferschiefer. Die Quecksilberlager von Idria
                              									(vgl. 1878 230 96) und Huancavelica in Peru finden sich in der Kohlenformation, die
                              									von Kalifornien (vgl. 1849 112 119) im Uebergangsgebirge, weniger in der Kreide,
                              									während in den jüngsten Formationen nur unbedeutende Lagerstätten vorkommen (vgl.
                              									1878 229 168).
                           Von neueren Vorrichtungen zur hüttenmännischen Gewinnung des Quecksilbers sind
                              									folgende hervorzuheben.
                           In St. Annathal bei Neumarktl, Krain, hat A. Pichler einen Schachtofen für Quecksilber-Grob- und Feinerze gebaut,
                              									welcher sich von den bisherigen namentlich dadurch unterscheidet, daſs er einen
                              									vollkommenen geschlossenen Metallcylinder bildet, wie Schnitt und Grundriss Fig.
                                 										1 und 2 Taf. 12
                              									zeigen. Der Ofen A ist 9m,25 hoch bei 1qm,25 Querschnitt, aus
                              										8mm starkem Eisenblech hergestellt, wie ein
                              									Dampfkessel vernietet und dicht verstemmt. Dieser Blechcylinder ist mit einer 16cm dicken Mauer aus Formziegeln gefüttert, der
                              									zwischen beiden gelassene, 1cm weite Zwischenraum
                              									aber mit Graphit gefüllt, um der Ausdehnung der Mauer etwas Spielraum zu lassen und
                              									die Wärmeausstrahlung zu
                              									vermindern. Zu letzterem Zweck ist der Ofen auſserdem noch mit einer Riegelwand r umgeben. Der Gasfang e
                              									besteht aus einem guſseisernen weiten Rohr mit Gichttrichter und Gichtrohr b, in welchem zwei guſseiserne Glocken o, o1 mit Gegengewicht
                              										v als Sperrventile dienen. Auſserdem greift noch
                              									der Deckel p mit Gegengewicht q in einen Wasserverschluſs ein, um so jeden Verlust von
                              									Quecksilberdämpfen zu verhüten. Die entwickelten Gase entweichen durch das Rohr d, dann getheilt durch die beiden Rohre f, deren unterer wagrechter Theil x von einem Blechmantel mit Wasserkühlung umgeben ist.
                              									Nun gehen die Gase durch die zickzackförmig gebogenen Rohre f, welche in den oben offenen Wasserkasten n
                              									tauchen, durch die Stuppkästen H mit doppelter
                              									Bretterverschalung und ausgestampfter Zwischenfüllung, die Luttenleitung i, um von dem hydraulischen Saugapparat k aus ins Freie zu gelangen. Die Zugstärke wird theils
                              									durch diesen vom Gerinne g mit Wasser versorgten
                              									Apparat, theils durch den Schieber s geregelt.
                           Die für den Verhüttungsproceſs aufbereiteten Erze werden ihrer Gröſse nach in Grob-
                              									und Kleinerze sortirt und wird die je nach dem Verhältniſs beider zusammengestellte
                              									Beschickung mittels Hunden, welche genau eine einmalige Beschickung von 0cbm,32 Erzen und 0cbm,05 gemischter Holzkohle fassen, in den Gichttrichter gestürzt. Bei der
                              									täglich 7 bis 8 mal vorzunehmenden Beschickung wird die obere Glocke o gehoben, so daſs die darauf liegende halbe
                              									Beschickung auf die untere Glocke o1 fällt; dann wird die Kohle und die erste Hälfte
                              									des Hundes in den Trichter gestürzt, o herabgelassen,
                              									darauf die zweite Hälfte des Hundes entleert und der Trichter durch den Deckel p geschlossen. Erst dann wird die untere Glocke o1 durch Herablassen
                              									geöffnet, während die obere Glocke und der Deckel geschlossen bleiben, so daſs bei
                              									der Beschickung keine Dämpfe entweichen können. Aus den drei Entleerungsöffnungen
                              										c wird dann eine der Beschickung gleiche Menge
                              									Gestein ausgezogen, so daſs der Ofensatz immer etwa 32cm unter dem unteren Rande des Gichtrohres gehalten wird, wovon man sich
                              									durch Herablassen der unteren Glocke o1 überzeugen kann.
                           Zur Beurtheilung der Condensation sind an der Austragöffnung und in den Lutten
                              									Goldblättchen aufgehängt. Ist der Zug zu stark, so zeigt das Goldblättchen der
                              									Endlutten in einigen Stunden schon einen deutlichen Beschlag von Quecksilber- ist
                              									der Zug zu schwach oder das Feuer zu niedrig gehalten, so treten Quecksilberdämpfe
                              									theilweise bei der Ausziehöffnung aus, was das dortige Blättchen zur Anzeige bringt.
                              									Ist der Zug endlich richtig getroffen, so zeigt sich auf keinem der Blättchen auch
                              									nur der geringste Beschlag. Zu bemerken ist noch, daſs, da die Erze in kohlensaurem
                              									Kalk einbrechen, zur Beschickung keine Zuschläge gegeben zu werden brauchen und daſs
                              									das Kleinerz ohne jede weitere Verarbeitung aufgegeben wird, sowie endlich, daſs man in diesem Ofen
                              									den ausgeriebenen Stupp (mit noch 50 Proc. Quecksilber) mit Kalk gebunden und darin
                              									erhärtet ganz vortheilhaft mit verschmolzen hat.
                           Die Ausbeute einer 5 monatlichen Schmelze von 4530k
                              									Quecksilber und Stupp vertheilt sich nach einzelnen Rohrlängen abgegrenzt derart,
                              									daſs aus den Rohren d bis x während des Betriebes bei m 1992k, bei der Kehrung 1607k, zusammen 3599k erhalten wurden. Die nächste Rohrlänge bis z ergab bei der Kehrung 727k, die letzte
                              										185k, während Stuppkasten und Luttenleitung
                              									nur noch 19k lieferten. Die ganze Masse gab 39
                              									Proc. reines Quecksilber und 61 Proc. Stupp.
                           In Idria werden nach Mittheilungen von F. M. v. Friese
                              									jährlich an Erzen verarbeitet:
                           
                              
                                 In
                                 Schachtöfen
                                 12000t
                                 mit
                                 0,3
                                 bis
                                 0,6
                                 Proc.
                                 Quecksilber
                                 
                              
                                 „
                                 Flammöfen
                                 20200
                                 „
                                 0,8
                                 „
                                 1,5
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 Muffelöfen
                                   1000
                                 „
                                 0,5
                                 „
                                 0,75
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           welche zusammen etwa 362t
                              									Quecksilber liefern.
                           Die Brennhütte von Almaden, bekannt unter dem Namen Cerco de Buitrones, liegt auf dem äuſsersten westlichen
                              									Theile des Hügels, auf welchem sich Almaden selbst befindet. Dieselbe ist 320m lang, 240m
                              									breit und aus Sicherheitsrücksichten von einer hohen Ringmauer eingeschlossen. Der
                              									erste hier errichtete Ofen, Xabeca genannt, war ein
                              									Galerenofen mit 21 geschlossenen Tiegeln, wovon jeder mit 12k Erz und einer entsprechenden Menge Zuschlag
                              									beschickt wurde und auf deren Deckeln sich das Quecksilber sammelte. Im J. 1600
                              									wurden statt dessen gewölbte Oefen eingeführt, welche von auſsen erhitzt wurden und
                              									offene Tiegel enthielten, während sich das Quecksilber an der Ofenwölbung
                              									verdichtete. Der Bustamente- oder Aludel-Ofen, von Lope
                                 										Saavedra Barba in Huancavelica, Peru, i. J. 1633 construirt, wurde i. J.
                              									1646 von Bustamente in Almaden eingeführt und hat sich
                              									hier bis jetzt erhalten, nachdem in d. J. 1660 bis 1672 mannichfache Verbesserungen
                              									an demselben vorgenommen und ihm 1775 die heute noch gebräuchliche Form gegeben war.
                              									Die Almadener Hütte hat 20 Aludel-Oefen, von welchen je zwei zusammenstehen.
                           Der Aludel-Ofen ist im Wesentlichen ein cylindrischer Schacht A (Fig. 3 und
                              										4 Taf. 12) von 2m Durchmesser und 6m,5 Höhe, dessen Gicht durch ein halbkugelförmiges
                              									Gewölbe mit versperrbarer Oeffnung in der Mitte geschlossen ist. Der Feuerraum unter
                              									dem Ziegelgewölbe z ist mit einem seitlich stehenden
                              									Schornstein versehen und wird mit Holzgestrüppe geheizt, während der obere Theil des
                              									Schachtes die Erze aufnimmt. Er steht durch ein System von Oeffnungen mit 12 aus je
                              									40 bis 45 in einander steckenden, 0m,5 langen
                              									Thongefäſsen, „Aludeln“ genannt in Verbindung. Die Aludeln der sich nach der
                              									Mitte zu senkenden Hälfte a haben seit d. J. 1834 am
                              									Bauche Oeffnungen zum Ausflieſsen des Quecksilbers, während die der aufsteigenden
                              										Hälfte b diese Oeffnungen nicht besitzen, da sich hier weniger
                              									Quecksilber ansammelt. Das auslaufende Quecksilber sammelt sich in einem steinernen
                              									Gefäſs und flieſst durch eine unterirdische Leitung ins Magazin, während die Gase
                              									von den Aludeln aus in die Condensationskammern K
                              									treten.
                           Die auſserdem seit d. J. 1806 in Almaden verwendeten, so
                              									genannten Idrianer Oefen (Fig. 5 Taf.
                              									12) haben einen 7m,5 hohen Ofenschacht A von 3m Durchmesser.
                              									Der Raum über dem Ziegelgewölbe z steht mittels 5
                              									Oeffnungen o auf jeder Seite mit je 6
                              									Condensationskammern C in Verbindung, von denen die
                              									letzte als Esse wirkt. Boden und Wände der Kammern sind durch eine Lage
                              									Portlandcement gegen das Eindringen von Quecksilber geschützt.
                           Jeder Brand im Aludel-Ofen dauert 3 Tage. Auf dem Ziegelgewölbe z wird zunächst eine 0m,4 hohe Schicht armes Erz (solera) oder
                              									taubes Gestein ausgebreitet, dann noch eine Schicht grober armer Erze, um
                              									mittelreiches Erz (china) und grobes Mittelerz (requiebro), reiches Erz (metal) und schlieſslich Stupp- oder Grubenkleinsteine, worauf man die
                              									Füllöffnungen vermauert. Im Durchschnitt besteht eine Ofenladung aus:
                           
                              
                                 Reiches Erz
                                   1840k
                                 
                              
                                 Mittleres Erz
                                   5290
                                 
                              
                                 Armes Erz
                                   2070
                                 
                              
                                 Grubenkleinbriquettes
                                   2300
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 11500k.
                                 
                              
                           Nun wird unter dem Roste z 8 bis
                              									10 Stunden ein Feuer unterhalten, wobei 2,3 bis 2t,5 Holz gebraucht werden. Dann erst beginnt die eigentliche etwa 45 Stunden
                              									dauernde Destillationsperiode, während welcher Zeit die erforderliche Temperatur nur
                              									durch die Verbrennung des Schwefels erzeugt wird. Die nun folgende Abkühlung dauert
                              									12, die Ausräumung des Ofens 6 Stunden, der ganze Brand daher 3 Tage. Nach je fünf
                              									Bränden reinigt man die Aludeln der ersten Hälfte a des
                              									Aludelplanes von der darin befindlichen Stupp (hollines), sowie vom zurückgebliebenen Quecksilber, welche Operation bei
                              									der zweiten Hälfte nur alle zwei Monate vorgenommen wird. Die erhaltenen Stuppe
                              									werden einer mechanischen Aufbereitung (Reiben auf einer schiefen hölzernen Fläche)
                              									unterzogen, wobei noch eine bedeutende Menge Quecksilber gewonnen wird; der
                              									Rückstand, welcher noch einen hohen Gehalt an Quecksilber aufweist, wird zu
                              									Briquettes geformt und neuerdings gebrannt.
                           Die Arbeit im Idrianer Ofen ist ähnlich, die Beschickung aber gröſser, nämlich:
                           
                              
                                 Métal
                                 2,5cbm
                                 oder
                                   4600k
                                 
                              
                                 China
                                 8,75
                                 „
                                 13225
                                 
                              
                                 Solera
                                 3,64
                                 „
                                   5175
                                 
                              
                                 Briquettes
                                 480 Stück
                                 „
                                   5750
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 28750k.
                                 
                              
                           
                           Der 4,2 bis 4t,5 Holzgestrüpp erfordernde Brand
                              									dauert 6 Tage; den 1. Tag wird der Ofen hergerichtet und beschickt, den 2. Tag wird
                              									gefeuert, den 3. und 4. Tag erfolgt die Destillation blos durch Hilfe des in den
                              									Erzen enthaltenen Schwefels, den 5. Tag wird der Ofen abgekühlt, so daſs am 6. Tage
                              									das Ausräumen der Asche und der Rückstände vorgenommen werden kann. Die Stuppe
                              									werden in den Condensationskammern ausgerieben, die Rückstände mit oder ohne
                              									Erzklein zu Briquettes verarbeitet.
                           Die Betriebsverhältnisse der zwei Ofensysteme stellten sich folgendermaſsen:
                           Die 20 Aludel-Oefen standen vom 12. October 1875 bis 27. April
                              									1876 im ununterbrochenen Betriebe, machten somit in den 198 Tagen 1320 Brände. Die
                              									Beschickung betrug durchschnittlich 11220k und
                              									wurden aus den mit 7,35 Proc. Quecksilbergehalt angelasteten Erzen ausgebracht: auf
                              									dem Aludelplan 824,72, aus Stupp ausgerieben 3,16, zusammen 827k,88. Die Hüttenunkosten betrugen für einen Brand
                              									50 Franken. Bei 4 Bränden im Idrianer Ofen betrug:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 
                              
                                 Beschickung
                                 28,5
                                 28,5
                                 28,5
                                 28,5t
                                 
                              
                                 Zeit der Feuerung
                                 10
                                 11
                                 11
                                 11,35 Std.
                                 
                              
                                 Holzverbrauch
                                 3,385
                                 4,290
                                 4,030
                                 4,680t
                                 
                              
                                 Branddauer
                                 6
                                 6
                                 6
                                 6 Tage
                                 
                              
                                 Erzeugtes Quecksilber
                                 1601,55
                                 1538,75
                                 1837,925
                                 1738,13k
                                 
                              
                                 Taube Rückstände
                                 25,373
                                 25,373
                                 24,915
                                 26,114t
                                 
                              
                                 Hältige Rückstände
                                 25
                                 521
                                 35
                                 24t.
                                 
                              
                           Die 114t Erze mit
                              										16t,385 Holz gaben 6716k,355 Quecksilber direct, 1791k,725 aus den Stuppen durch Reiben, zusammen
                              										8508k,08. Der Satz bestand aus 4t,6 reichen, 17,0 mittleren und 6t,9 armen Erzen; die Rückstände wogen 89,768
                              									Procent des Aufbringens. Die erzeugte Stuppmenge betrug 1993k,34 mit 535k,88
                              									Quecksilber, wovon 80 Proc. oder 428k,7
                              									ausbringbar, so daſs zusammen 8936k,78 Quecksilber
                              									gewonnen wurden, während die 114t nach Probe 8,3
                              									Proc. oder 9466k,14 enthielten, entsprechend einem
                              									Verlust von 5,59 Proc. Die Hüttenunkosten eines Brandes betrugen für Löhne 51, für
                              									Holz 42,5 und für Reparaturen u. dgl. 30, zusammen 123,5 Fr., somit etwas niedriger
                              									als beim Aludel-Ofen.
                           Die Gesammtkosten für 1t Quecksilber stellen sich
                              									auf:
                           
                              
                                 Generalkosten
                                   160
                                 bis
                                       200 Fr.
                                 
                              
                                 Erzgewinnung
                                   700
                                 „
                                 900
                                 
                              
                                 Specielle Hüttenkosten
                                     45
                                 „
                                   60
                                 
                              
                                 Verpackung
                                   170
                                 „
                                 180
                                 
                              
                                 Allgemeine Hüttenkosten
                                     50
                                 „
                                 100
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 1125
                                 bis
                                     2040 Fr.
                                 
                              
                           Im J. 1868 wurde ein von E. Pellet
                              									entworfener Ofen (Fig. 6 und
                              										7 Taf. 12) gebaut. Der Brennraum A ist ein
                              									cylindrischer Schacht von 6m,5 Höhe und 1m,6 Durchmesser, der unten mit einem Roste
                              									abgeschlossen in eine Kammer mündet, welche mittels der Sturzöffnung e mit dem Rückstandskanal m verbunden ist. Das Beschicken erfolgt durch eine 1m,6 hohe, 0m,7
                              									breite, in dem Deckgewölbe des Schachtes ausgesparte Gichtöffnung, die durch einen
                              									Gichtkegel verschlossen ist. Das Erz wurde abwechselnd mit Kokesgichten aufgegeben
                              									und nach Ziehen der bestimmten Post wieder frisch gefüllt. Die hier sich ergebenden Uebelstände waren
                              									nach einem Berichte von Monasterios das Entweichen von
                              									Quecksilberdämpfen aus der Gichtöffnung, insbesondere während der Beschickung die
                              									Schwierigkeit, eine entsprechende Temperatur im Ofen zu erhalten, da diese bald zu
                              									hoch, bald zu niedrig war, so daſs im ersteren Falle leicht ein Fritten, in beiden
                              									Fällen aber unvollständiges Ausbrennen die Folge hiervon war. Die 5 gewölbten
                              									Condensationskammern bestehen aus mit Portlandcement verputztem Mauerwerk. Die erste
                              									Kammer B steht durch drei in der Zwischenmauer
                              									befindlichen, 1m,2 hohen und 0m,5 breiten Oeffnungen o mit der nächsten Kammer C in Verbindung,
                              									welche 3m hoch, 8m,8 lang und 3m,3 breit ist. Jede Kammer
                              										C wird durch eine Scheidewand s in zwei Abtheilungen getrennt, welche mit einander
                              									durch ein System runder, die Wand siebartig durchbrechenden Oeffnungen in Verbindung
                              									stehen, wobei der Dampfstrom mittels des durch eine Oeffnung in der Decke
                              									herabströmenden Wassers niedergeschlagen werden soll. Die Kammern selbst stehen mit
                              									einander durch eine Reihe runder Oeffnungen in Verbindung, welche so angeordnet
                              									sind, daſs sie von dem Wasser noch eben bedeckt werden und den Dampf nur dann
                              									durchlassen, wenn durch den Luftsauger V das Wasser in
                              									Bewegung kommt.
                           Die i. J. 1869 mit diesem Ofen ausgeführten Versuche gaben aber einen
                              									Quecksilberverlust von 27,67 und 14,05 Proc. gegen 5,6 Proc. im Idrianer Ofen; die
                              									Unkosten für 114t Erz stellten sich bei diesen auf
                              									371,8, beim Pellet'schen Ofen auf 1518,6 Fr. Zudem
                              									litten die Arbeiter derart unter den Quecksilberdämpfen, daſs innerhalb 2 Monate 35
                              									Mann erkrankten. Auch die i. J. 1872 neuerdings aufgenommenen Versuche fielen so
                              									ungünstig für den Pellet sehen Ofen aus, daſs er wieder
                              									aufgegeben wurde. Auſserdem wird noch als Mangel hervorgehoben der groſse
                              									Wasserverbrauch, die schwierigere Bedienung, die Nothwendigkeit einer eigenen
                              									Betriebskraft für das Gebläse, die Unzugänglichkeit der Kammern während des
                              									Betriebes. – J. K. Langer bemerkt noch dazu, daſs, wie
                              									verlockend auch die Verwendung des Kühlwassers innerhalb der Kammern erscheinen mag,
                              									die Anwendung desselben in dieser Art beim Quecksilberhüttenwesen noch viel weniger
                              									Eingang finden dürfte als bei dem sonstigen Metallhüttenbetriebe, da, abgesehen von
                              									den insbesondere auf gemauerte Condensationsräume so zerstörend auftretenden
                              									Einwirkungen desselben, die Verluste an Quecksilber durch fliessendes Wasser eine
                              									gar nicht zu verachtende Höhe erreichen können. Hierzu kommt noch die schwierige
                              									Behandlung der schlammartigen Stuppe. Bei 200 Umdrehungen des Gebläses, 18 bis 20°
                              									Lufttemperatur und 14° des Condensationswassers zeigte auſserdem die untere Kammer
                              									45 bis 480, die obere noch 27 bis 280, so daſs auch hierdurch Verluste entstehen
                              									muſsten.
                           Zu den Angaben über die Quecksilberverluste der drei Oefen
                              									bemerkt Langer, daſs die in Spanien übliche
                              									Probirmethode (Destilliren im Glaskolben mit gleichem Gewicht Aetzkalk und 10 Proc.
                              									Soda) Verluste bedinge. Nach den Versuchen von Glovacky
                              									und Teuber gibt die Destillation mit Kalk immer zu
                              									niedrige Angaben; die Genauigkeit der Probe nimmt mit dem Gehalte des Probegutes ab,
                              									so daſs die Proben mit 0 bis 0,1 Proc. die gröſsten Verluste zeigen. Berücksichtigt
                              									man nun, daſs die Anlastung der Grube für die Hütte mit einem geringeren als dem
                              									wirklichen Gehalt, und zwar bei einem wirklichen Durchschnittsgehalte von 8,3 Proc.,
                              									mit 7,84 Proc. erfolgt, entsprechend einem Verlust von 5,55 Proc., daſs bei
                              									gröſserem Abgange die Erze nur mit 7,47 Proc. berechnet werden, entsprechend 10
                              									Proc. Verlust, und stellt man die Correction für die fehlerhafte Gehaltsbestimmung
                              									mit Kalk ein, so ergibt sich für den Idrianer Ofen ein Verlust von rund 15 Proc.,
                              									für den Aludel-Ofen von 25 Proc. und für den Pellet'schen Ofen 28 Proc.Bezüglich Idria finden sich noch immer in den meisten Werken über Montanwesen
                                    											die alten, jedenfalls viel zu hohen Ziffern, während die viel niedrigeren
                                    											Abgänge der letzteren Jahre (1873 26,03, 1874 14,95, 1875 14,56 1876 13,58,
                                    											1877 11,24, richtiger 13,26 Proc.) noch zu wenig bekannt sind. Einer der
                                    											schwierigsten Punkte ist das richtige Probenehmen von den so
                                    											ungleichförmigen Brennzeugen. Wer Gelegenheit hatte, die Idrianer Brennzeuge
                                    											zu sehen, wird über die Unmöglichkeit, hieraus auf gewöhnliche Art eine
                                    											richtige Probe zu ziehen, nicht in Zweifel sein, weshalb die Anordnung des
                                    											Ackerbauministeriums, von den ganzen angelieferten Brennzeugen 5 Proc. zur
                                    											Probe zu nehmen, mit Freuden begrüſst werden muſs, da nur hierdurch endlich
                                    											Klarheit in die Sache gelangen kann. Zur Aufbereitung dieser etwa 2500t betragenden Masse wurde ein eigenes
                                    											Probenhaus gebaut, wo die Zerkleinerung durch eine mittels Dampfmaschine
                                    											betriebene Kugelmühle erfolgen wird. Wenn nun auch zugegeben
                              									werden muſs, daſs diese Berechnung nicht ganz sicher ist, so sind doch jedenfalls
                              									die angegebenen Verluste von 5 bis 6 Proc. zu niedrig gegriffen und auf etwa 15 bis
                              									25 Proc. zu erhöhen.
                           Die Gesammtproduction an Quecksilber von Almaden betrug:
                           
                              
                                 in
                                 den
                                 J.
                                 1564
                                 bis
                                 1700
                                   17863720k
                                 
                              
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                                 1700
                                 „
                                 1800
                                   42149501
                                 
                              
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                                 „
                                 1800
                                 „
                                 1875
                                   60166379
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Im Ganzen
                                 120179600k.
                                 
                              
                           Der Preis von 1k Quecksilber
                              									schwankte vor der Entdeckung der californischen Minen zwischen 12 bis 15 und beträgt
                              									heute etwa 7 Franken.
                           Es verdient noch bemerkt zu werden, daſs L. de la
                                 										Escosura und F. de Botella in Almaden in ihrer
                              										Geschichte der Quecksilbergewinnung in Spanien
                              									(1878) hervorheben, daſs, wenn es gelänge, durch Anwendung Siemens'scher Oefen die
                              									Entwicklung des Staubes zu Anfang der Destillation zu verhindern, die Aludel-Oefen
                              									bei Verwendung guter Arbeiter die einfachsten und vollkommensten Apparate sind,
                              									welche es zur Gewinnung von Quecksilber gibt.
                           Besser als der Pellet'sche soll sich in Spanien neuerdings der
                              									Ofen von H. Berrens bewähren. Derselbe ist mit 17 bis
                              									25 Condensatoren verbunden, welche die Form von zwei mit ihrer Basis auf einander gestellten Kegeln
                              									haben; der untere Kegel ist in die Erde versenkt, während der obere aus Eisenblech
                              									gebildete Kegel durch einen beständigen Strom kalten Wassers kühl gehalten wird. Die
                              									Condensatoren sind mittels Kanälen zwischen ihren unteren Kegeln mit einander
                              									verbunden und mündet der letzte Condensator in eine mit Holzkohlen gefüllte Kammer,
                              									welche dafür bestimmt ist, die letzte Spur Quecksilber aus den Gasen abzuscheiden.
                              									Zur genauen Regulirung des für den Ofen erforderlichen Zuges wird statt eines
                              									Schornsteins ein Saugapparat angewendet. Die inneren Wände des Apparates sind mit
                              									einer Mischung von gleichen Theilen Holzkohlen und Cement überzogen. Ein solcher
                              									Ofen soll in Barcelona bei einem Versuch mit 8t
                              									Erzen von 2,8 Proc. Quecksilbergehalt nur 0,78 Proc. Verlust gegeben haben, obgleich
                              									derselbe im Sommer ausgeführt wurde, zu welcher Zeit der schwierigeren Condensation
                              									wegen in Almaden für gewöhnlich der Betrieb gänzlich eingestellt wird. Ein anderer
                              									liegender Ofen dieses Systemes für täglich 20 bis 30l Erz ist in Anfondeguille erbaut.
                           Nach den Berichten von T. Egleston, J. H.
                                 										Langer und J. Rolland sind in Californien
                              									namentlich die Werke von New-Almaden, Redington (Knoxville) und Sulfurbank wichtig.
                              									Die in den Hütten des ersteren Werkes verarbeiteten Erze haben 3 bis 5 Proc., des
                              									zweiten 1 bis 3 und von Sulfurbank 1,75 Proc. Quecksilber. Das natürliche, aber nur
                              									spärlich vorkommende Quecksilber wird durch einfache Destillation gewonnen. Die
                              									Destillation der Zinnobererze mit Aetzkalk aus guſseisernen Muffeln ist fast völlig
                              									aufgegeben, da sie viel Brennstoff und Arbeit erfordern und ihr Betrieb ungesund
                              									ist.
                           Das Rösten der Erze zur Verbrennung des Schwefels und Destillation des Quecksilbers
                              									geschieht immer mehr in ununterbrochen arbeitenden Oefen. Die hierfür erforderlichen
                              									Condensationsvorrichtungen aus Mauerwerk sind zwar billig, hindern den Zug wenig,
                              									kühlen aber schwieriger und saugen Quecksilber auf. Guſseiserne Vorrichtungen kühlen
                              									gut, sind leicht herzustellen, aber theuer und der Zerstörung durch feuchte saure
                              									Gase sehr ausgesetzt. Holz ist billig und leicht zu verwenden, aber ein schlechter
                              									Wärmeleiter; dagegen werden mit Erfolg gläserne Kühler angewendet. Die erhaltene
                              									Stupp wird meist mit einem Zusatz von Aetzkalk auf geneigten Holzböden ausgerieben
                              									und der Rückstand, mit der gleichen Menge Aetzkalk gemischt, in Muffeln gebrannt. Zu
                              									New-Almaden behandelt man die Stupp mit heiſsem Wasser, mengt sie dann mit Holzasche
                              									und verarbeitet sie im Röstofen.
                           In New-Almaden sind 4 etwas abgeänderte Idrianer Oefen von je 50t und einer von 100t im Betriebe. Der Ofen ist ein rechtwinkliger, senkrechter, inwendig ganz
                              									freier Schacht von 6m Höhe, 4m Breite und 3m Länge, mit einem
                              									Fassungsraum für 100t Beschickung. Die zwei langen
                              									Schachtumfassungsmauern sind voll, die zwei Stirnseiten aber bestehen aus einer
                              									durchbrochenen Ziegelmauerung. An einer derselben ist auſsen die Feuerung angebaut,
                              									so daſs die Feuergase den ganzen Schacht durchziehen und mit den Quecksilberdämpfen
                              									am entgegengesetzten Ende durch die durchbrochene Mauer in die anstoſsenden
                              									Condensationsräume gelangen. Die aus abwechselnden Schichten Erze und Erzziegeln
                              									bestehende Beschickung ist derart eingesetzt, daſs die Feuergase hindurchstreichen
                              									können; die oberste Schicht wird mit feinem Erz, dann mit Asche und Lehm bedeckt.
                              									Der Ofen wird wöchentlich einmal beschickt. In den 16 bis 22 gemauerten und 4 bis 5
                              									hölzernen Condensationskammern für jeden Ofen müssen die Gase auf- und absteigen,
                              									bis sie zum Schornstein gelangen; der geneigte Boden aus Cement ist gegen das
                              									Eindringen von Quecksilber mit eisernen Platten belegt. Der Betrieb gestaltete sich
                              									i. J. 1875 folgendermaſsen:
                           
                              
                                 
                                 50t-Ofen
                                 100t-Ofen
                                 
                              
                                 Verarbeitetes Erz
                                 1647
                                 3885,5t
                                 
                              
                                 Erhaltenes Quecksilber (Flasche zu 34k,69)
                                 618
                                               2806 Flaschen
                                 
                              
                                 In Procent des Erzes
                                 1,43
                                 2,76
                                 
                              
                                 Unkosten: Arbeitslohn
                                 11544
                                      16263 Fr.
                                 
                              
                                    Holz, 1cbm zu 9,3
                                    											Fr
                                 16848
                                 24669
                                 
                              
                                    Kokes, 1t zu 60
                                    											Fr
                                   1123
                                   2035
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                    Zusammen
                                 29515
                                      42967 Fr.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Somit für 1 Flasche Quecksilber
                                 47,74
                                       15,29 Fr.
                                 
                              
                                          für 1t Erz
                                 17,89
                                       11,08 Fr.
                                 
                              
                           Da die intermittirenden Oefen die feinen Erze nur in Ziegelform verarbeiten können,
                              									so sind hier noch die Kosten ihrer Herstellung hinzuzurechnen. Danach stellen sich
                              									die Gesammtkosten folgendermaſsen:
                           
                              
                                 
                                 1t Erz
                                 1000 St. Ziegeln
                                 
                              
                                 Grubenkosten
                                        7,97 Fr
                                      47,84 Fr.
                                 
                              
                                 Transport zur Hütte
                                    1,89
                                 11,34
                                 
                              
                                 Ziegelfabrikation
                                    2,60
                                 15,60
                                 
                              
                                 Transport zum Brennen
                                    2,34
                                 14,04
                                 
                              
                                 Holzverbrauch
                                 10,04
                                 16,06
                                 
                              
                                 Arbeitslöhne
                                   5,20
                                 30,99
                                 
                              
                                 Ofenerhaltung
                                   1,17
                                   7,02
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                      31,21 Fr.
                                     186,89 Fr.,
                                 
                              
                           d. i. bei Verarbeitung von Grubenklein und dem angegebenen
                              									Gehalte von 1 Proc. Quecksilber berechnet sich 1k
                              									Quecksilber mit 3,44 Fr. Gestehungskosten.
                           Im J. 1876 stellten sich die Kosten beim 100t-Ofen
                              									nur auf 10,24 Fr. für 1t Erz und bei zwei gleichen
                              									Oefen zu Redington auf Knoxville-Hütte sogar nur auf 6,48, oder bei
                              									ausschliesslicher Ziegel Verarbeitung auf 9,6 Franken.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
