| Titel: | Schleifmaschine für Lampencylinder und anderes Hohlglas; von F. A. Schöpfleuthner, Ingenieur in Wien. | 
| Autor: | F. A. Schöpfleuthner | 
| Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 294 | 
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                        Schleifmaschine für Lampencylinder und anderes
                           								Hohlglas; von F. A. Schöpfleuthner, Ingenieur in Wien.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 22.
                        Schöpfleuthner, über Schleifmaschine für Lampencylinder u.
                           								dgl.
                        
                     
                        
                           Gewöhnlich werden die Lampencylinder (irrthümlich auch
                              									Lampengläser genannt) nach dem Blasen, also an beiden Enden verschlossen, vom
                              									Kühlofen direct nach der Schleiferei gebracht, um dort mittels eiserner Räder beiderseits
                              									abgesprengt und hierauf durch Abschleifen des so entstandenen, vielfach gezackten
                              									Randes auf einer horizontalen Schleifscheibe aus freier
                              									Hand fertig gerichtet zu werden. Auſser der Ungleichheit ihrer auf diese Weise
                              									erhaltenen Länge fällt der Schnitt ebenso wenig rein, als senkrecht zur Achse des
                              									Cylinders aus, da rasche Behandlung und geringer Arbeitslohn jede längere Hantirung
                              									unmöglich machen, feiner Schliff aber bei Glaswaare stets zeitraubend und dadurch
                              									kostspielig ist. Trotz alledem stellt sich der Arbeitslohn hierfür verhältniſsmäſsig
                              									sehr hoch, so daſs eine praktische Behandlung mittels zweckmäſsigeren Maschinen sehr
                              									erwünscht ist. Dieser Umstand und die Anregung des Directors der Wiener Glasfabrik
                              									veranlaſsten mich, eine für diesen Zweck speciell eingerichtete Schleifmaschine zu
                              									construiren und zwar unter Berücksichtigung der einfachsten Bedienung, damit hier
                              									die in derartigen Fabriken mit Vortheil verwendeten Kinder gleich gut herangezogen
                              									werden können.
                           Dem üblichen Verfahren entgegen fand ich bei Construction dieser in Fig. 16 bis
                              										19 Taf. 22 dargestellten Maschine die horizontale Lagerung der
                              									Reibungsglieder als die zweckmäſsigste, mithin die Annäherung an eine gewöhnliche
                              									Drehbank von selbst gegeben. Der möglichst niedrigen Anordnung der beiden Spindel
                              									stocke, sowie des Durchmessers der symmetrischen Schleifkegel wegen schien eine auf
                              									die gröſste Abweichung der letzteren vom Mittel sich erstreckende Kröpfung der
                              									guſseisernen Wangen als unerläſslich und suchte ich gleichzeitig das zum Gusse
                              									erforderliche Modell für beide Wangen zu benutzen. Dem bei solchen Maschinen mit
                              									Erfolg durchgeführten Antrieb von unten entsprechend
                              									wurden beide Tragfüſse zur Lagerung der Hauptwelle mit Pratzen versehen, auf welchen
                              									die nach auſsen gegen Staub u. dgl. mittels Pockholzscheibchen abgeschlossenen Lager
                              										m festgeschraubt sind. Die Antrieb- und die
                              									Losscheibe a und b sitzen
                              									links auf der hierzu über das Lager hervorragenden Verlängerung der Welle w und am Bett der Maschinen der Ausrücker H, während unterhalb des Bettes beide für die
                              									Spindelstöcke bestimmten Stufenscheiben K und k so angeordnet sind, daſs die linksseitige auf der
                              									Welle fest und die andere (aus später zu erörtenden Gründen) in achsialer Richtung
                              									verschiebbar ist, ohne sich um die Welle w zu drehen.
                              									Dicht neben K sitzt eine Schraube ohne Ende s, welche dem Zuführungsmechanismus als Uebertrager
                              									dient und ihn mittels der an der Vorderwange in L
                              									gelagerten Spindel t in geradezu schleichenden Rundgang
                              									versetzt. Die Spindelstöcke haben gleiche Form und Einrichtung, sitzen am Bett
                              									einerseits flach, andererseits im Prisma, jedoch mit dem Unterschiede, daſs der
                              									linksseitige fest, der gegenüber liegende aber mittels Schraube und Handrad D dem anderen beliebig genähert werden kann, um auf
                              									diese Weise alle vorkommenden Längen genau einstellen zu können; letzteres
                              									ermöglicht der an der Vorderwange und am Spindelstock angebrachte Die Schleifkegel C, C1 sind aus
                              									Guſseisen von gleichmäſsigem Korn, auf der Vorderseite unter demselben Winkel
                              									convergirend abgedreht und behufs freien Durchganges der Gläser im Centrum
                              									ausgebohrt, gleichzeitig aber auch zum Zwecke einer für den letzten Schliff
                              									erforderlichen geraden Abschluſslinie an dieser Stelle schwach abgerundet. Beide
                              									sind von der Rückseite ausgehend von an den Spindelstöcken festgeschraubten
                              									Schutzkappen n bis über den Rand hinaus umschlossen und
                              									erhalten den beständigen Zufluſs von Schleifsand aus je einem an diesen Kappen
                              									abnehmbar befestigten Blechtrichter T, deren
                              									Ausfluſsspitzen i so gegen die Schleifflächen gerichtet
                              									sind, daſs der Sand stets vor den Gläsern zuflieſst.
                              									Hier sei gleich bemerkt, daſs der bereits durchgegangene und in den Kappen
                              									angesammelte Sand vor dem Waschen nicht in die Trichter T zurückgebracht werden darf, soll der Betrieb nicht unterbrochen
                              									werden.
                           Der Zuführungsapparat, dessen Bestimmung die ununterbrochene Zuleitung der
                              									aufgelegten Gläser ist, bedurfte hinsichtlich seiner Ausrüstung und Anordnung der
                              									einzelnen Glieder einer besonderen Beachtung, da nicht allein die geringe Festigkeit
                              									der zu behandelnden Arbeitstücke die vorsichtigste Wahl des an den Berührungsflächen
                              									nothwendigen elastischen Futtermaterials bedingt, sondern die in der Glasschleiferei
                              									herrschende Nässe als Feind allen Holzes nur wenige der sonst für solche Zwecke mit
                              									Erfolg verwendeten Zwischenmittel zuläſst. Der ununterbrochene Betrieb bedingt für
                              									den Zuführapparat die Kreisbewegung, der einmalige Durchgang der Cylindergläser das
                              									Auflegen derselben auf der einen Seite und das Abgeben auf der anderen Seite,
                              									demzufolge das wichtigste Glied dieses Mechanismus in Form einer runden Scheibe U (Fig. 18)
                              									zur Anwendung kommen muſste. Diese letztere ist vor den Spindelstöcken so gelagert,
                              									daſs sie die Achse derselben fast tangirt und die fertigen Cylinder genau im Centrum
                              									der Schleifkegel hindurchgehen. Der langsame Gang sowie die bis auf den dreifachen
                              									Durchmesser der zu bearbeitenden Enden erweiterte Ausbauchung der Lampencylinder
                              									gestatten nur bei wechselweiser Lagerung die gröſste Ausnutzung der Maschine und
                              									dadurch ist die Form der beiden Zuführscheiben bedingt. Kreisförmige Ausschnitte
                              									reihen sich an deren Peripherie rings an einander, vervollständigt durch ebenso
                              									viele in radialer Richtung auslaufende, am vorstehenden Ende hakenförmig gekrümmte
                              									und durch Spiralfedern f nach der Achse hin gedrängte
                              									Klemmschieber r. Der leichteren Zusammenstellung wegen
                              									bewegen sich dieselben in auf deren Dicke vertieften kurzen Schlitzen und sind durch
                              									übergelegte flach abgerichtete Ringe o (Fig. 16)
                              									gehalten. Der knappe Spielraum am Schleifkegel für einen am unteren Ende zu behandelnden Cylinder und dessen jähe Erweiterung an
                              									dieser Stelle erfordern
                              									eine möglichste Herabsetzung der Länge seiner Auflage, weshalb die Scheibe U und die Schieber r
                              									entsprechend gekröpft sind. Zur Lagerung dieser Theile wurden an der Vorderseite der
                              									Spindelstöcke angegossene Hülsen am zweckmäſsigsten befunden; der linksseitige sitzt
                              									zwischen dem auf der Welle E festgekeilten Schneckenrad
                              									und Bund g (Fig. 17),
                              									während der zweite dem Spindelstocke entsprechend verschoben werden kann,
                              									gleichzeitig aber die Bewegung der Zuführscheibe B
                              									durch die vorgesetzte Klaue h (Fig. 16 und
                              										17) besorgt. Man sieht, daſs hierbei jede Zuführscheibe, einmal in
                              									geeigneter Stellung zum Schleifkegel gebracht, mit diesem unveränderlich fest
                              									verbunden jede Bewegung betreffs Stellungsänderung mitmacht; letzteres gilt speciell
                              									von der rechtseitigen Hälfte der Maschine, deren Abstand vom Maschinenmittel bezieh.
                              									dem Schleifkegel C, durch die jeweilige Cylinderlänge
                              									bedingt ist und welche den Riemen der zugehörigen Stufenscheibe stets mit sich
                              									führt. Beide Nabenenden des letzteren sind ebenso wie die Lager m mit selbstthätigen Pockholzplättchen staubdicht
                              									abgeschlossen.
                           Weil nun das Aufgeben der zu schleifenden Gläser (Hohlglas jeder Art) auf der
                              									Vorderseite geschieht, die fertigen auf der Rückseite selbstthätig abgegeben werden,
                              									müssen die mittels der Spiralfedern f zugehaltenen
                              									Schieber r auf der hinteren Seite geöffnet, bezieh.
                              									heraus gezogen werden. Zu diesem Zwecke erhält jeder derselben bei c eine Rolle, welche über einer feststehenden, nach
                              										Fig. 19 geformten Bahn dahinrollt, so daſs sie auf der Strecke 4 bis 3 offen, von 1 bis 2 dagegen
                              									geschlossen bleiben und auf diese Weise das Einlegen bezieh. Ablegen der
                              									Arbeitstücke rechtzeitig gestatten.
                           Für cylindrisches Hohlglas, wie Trinkgefäſse u. dgl., wird an Stelle der beiden
                              									Zuführscheiben für specielle Fälle – wie in vorliegendem Falle – nur eine jedoch mit
                              									breiteren Klemmbacken versehene Scheibe gesetzt und in bekannter Weise verfahren.
                              									Der Preis gegenüber der Handarbeit stellt sich auf etwa den sechsten Theil.
                           Aehnliche Maschinen zur Bearbeitung von Glasartikeln sind in den
                              									letzten zwei Jahren mehrere in Deutschland patentirt worden.
                           Bei seiner Abspreng- und Abschleifmaschine für
                              									Lampencylinder ging E. Jähde in Liebau, Schlesien (* D. R. P. Kl. 32 Nr. 8089 vom 10.
                                 										Mai 1879) von der Idee aus, die vom Ofen kommenden Glascylinder, anstatt
                              									von Hand am Stein abzusprengen, mittels je eines Kupferrades an jedem Ende zu
                              									bearbeiten. Der Cylinder wird an beiden Enden mittels Klauen so gefaſst, daſs dessen
                              									Drehung selbstthätig während des Schnittes durch die rotirenden Scheiben erfolgt.
                              									Ein Ruck an einem Griff genügt, das fertige Glas aufzuhalten, den Deckel der
                              									Einspannvorrichtung zu öffnen, so daſs an Stelle des fertigen Glases ein rohes
                              									eingelegt werden kann. Im Ganzen ist das Princip der Maschine richtig, allein deren
                              									Leistung eine zu geringe und unvollkommene.
                           Raspiller und
                                    										Comp. in Fennerglashütte bei Saarbrücken (* D. R. P. Kl. 67 Nr. 3630 vom 7.
                                 									Mai 1878) haben eine Maschine construirt, um ebene oder hohle Flächen, sogen.
                              									Façetten oder Oliven, auf Gläser einzuschleifen. Der Schleifstein von etwa 75cm Durchmesser dreht sich mit seiner vertical in
                              										Spitzen (!)
                              									gelagerten Spindel möglichst rasch, während das zu schleifende Glas, entsprechend
                              									eingespannt, der Mantelfläche des Steins zugeschoben wird. Der Schliff beginnt an
                              									einer Stelle des Glases, geht demselben entlang und setzt sich nach entsprechender
                              									Wendung des Glases an der nächsten Fläche fort. – In der vorliegenden Construction
                              									ist die Maschine in der Glasschleiferei nicht verwendbar, da deren empfindlichsten
                              									Theile gegen Staub u. dgl. gar nicht geschützt sind.
                           Die von Volpp, Schwarz
                                    										und Comp. in Freiburg i. B. (* D. R. P. Kl. 67 Nr. 3407 vom 29. November
                                 									1877. Zusatz Nr. 5051 vom 28. April 1878. Zusatz Nr. 9579 vom 6. Juli 1879)
                              									patentirte Facetten – Schleifmaschine für Hohlglas verdient kein günstigeres Urtheil
                              									wie die vorhergehende Maschine, so viele Sperrkegel, Federn u. dgl. sind an
                              									derselben vorhanden. Der Stein rotirt in senkrechter Ebene. – Die Patentansprüche in
                              									Nr. 9579 umfassen 17 Glieder der Maschine.
                           Besser ist die Bodenschleifmaschine (* D. R. P. Kl. 67 Nr. 5526
                              									vom 22. Juni 1878) derselben Erfinder, welche zunächst mindestens 6 Stück zu
                              									gleicher Zeit einzuspannen und zu bearbeiten gestattet und in der Ausführung den von
                              									solchen Schleifereien gestellten Hauptanforderungen theilweise entspricht. Die
                              									Maschine ruht auf einer senkrechten Hohlsäule, in welcher die Lager der stehenden
                              									Spindel verdeckt sind; die Schleifscheibe rotirt in horizontaler Ebene. Sechs in
                              									radialer Richtung an der Säule festgeschraubte Supporte enthalten in geschlossenen
                              									Schlitten die Einlege- und Auslegemechanismen mit den zur Steuerung führenden
                              									Gliedern. Die Maschine schleift die Böden nicht eben, sondern blos in ihrer Höhlung,
                              									um die von der Krücke herrührenden Unebenheiten zu beseitigen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
