| Titel: | Dampfheizapparat bei Personenwagen der Schwedischen Staatsbahnen nach dem System Lilliehöök. | 
| Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 401 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Dampfheizapparat bei Personenwagen der
                           								Schwedischen Staatsbahnen nach dem System Lilliehöök.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 31.
                        Lilliehöök's Dampfheizapparat für Eisenbahnwagen.
                        
                     
                        
                           Die Erwärmung der Personenwagen der Schwedischen Staatsbahnen durch Dampf nahm i. J.
                              									1871/72 ihren Anfang. Man brachte dabei das Haag'sche System (vgl. 1873 207 * 433.
                              									516) in Anwendung und hat sich seither ausschlieſslich an dieses System gehalten,
                              									wenn auch dann und wann einige Veränderungen getroffen wurden. Aber ungeachtet
                              									seiner vielen guten Seiten hat das System doch nicht allen den Erwartungen
                              									entsprochen, die man mit Rücksicht auf das schwedische Klima an eine möglichst gute
                              									Wärmeleitung zu stellen berechtigt ist und wurden deshalb seit einer geraumen Zeit
                              									Versuche angestellt, um bessere Resultate zu erzielen.
                           Vor ungefähr drei Jahren construirte der damalige Maschinen-Ingenieur 
                              									Lilliehöök eine Dampfwärmeleitung, welche, nachdem sie
                              									nun vollendet und gründlich probirt worden ist, sich für schwedische Verhältnisse
                              									ganz besonders geeignet erwiesen hat. Sämmtliche Staatsbahnen und viele Privatbahnen
                              									haben sich deshalb beeilt, die Lilliehöök'sche
                              									Einrichtung statt der Haag'schen einzuführen und werden mit der Zeit alle älteren
                              									Erwärmungsmethoden von dieser verdrängt sein.
                           Diese Lilliehöök'sche Wärmeleitung unterscheidet sich
                              									dadurch von der älteren Haag'schen, das die frische Luft des Coupé zuvor in einem
                              									Behälter auſserhalb erwärmt wird und erst dann in dasselbe hineingeführt wird,
                              									während die Luft nach dem älteren Systeme in dem Coupé selbst erwärmt wird. Durch
                              									diese neue Anordnung erreicht man auf eine einfache Weise die für eine gute
                              									Erwärmung durchaus nothwendige Bedingung einer guten Lüftung und empfindet man auch
                              									sofort, daſs die nach dem neuen Systeme erwärmte Luft weit angenehmer ist als die
                              									nach dem alten Verfahren erwärmte. Bei der neuen Wärmeleitung wird die frische Luft
                              									von einer unter dem Wagen entlang gehenden kastenförmigen Röhre aufgesaugt, in
                              									welcher sie sodann durch ein durch dasselbe gehendes Dampfrohr erwärmt wird, um in
                              									die zu erwärmenden Coupés hineingeleitet zu werden.
                           Die nähere Anordnung ist aus den dem Organ für die
                                       										Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1880 S. 96 entnommenen Figuren 1
                              									bis 8 Taf. 31 zu ersehen. Eine aus wohl zusammengefügten Bohlen verfertigte
                              									Röhre wird unten an den Wagenboden gut befestigt, doch so, daſs sie leicht
                              									abzunehmen ist. Dieselbe umfaſst das Dampfrohr b. Zu
                              									beiden Seiten dieses Rohres ist das Untergestell mit einem Bohlenboden versehen,
                              									wodurch zwischen diesem Boden und dem eigentlichen Wagenboden ein Raum entsteht. Das
                              									Dampfrohr innerhalb des Holzrohres ist, um eine gröſsere Wärmefläche zu bekommen,
                              									mit einer groſsen Anzahl aufgegossener Scheiben (Fig. 4 und
                              										5) versehen. In dem Boden der Holzröhre sind die Löcher, durch welche die
                              									kalte Luft einströmt; dieselbe wird, nachdem sie erwärmt worden, durch die Ventile
                              										e in den Boden der betreffenden Coupés
                              									hineingeleitet. Die Construction dieser Ventile ist in Fig. 6 und
                              										7 in gröſserem Maſsstabe gezeichnet. Die Fahrgäste selbst können, wie man
                              									sieht, die Einströmung der warmen Luft nach Bedürfniſs reguliren. Die Kappen der
                              									Ventile sind mit Messingnetz überspannt, um zu verhindern, daſs Schmutz u. dgl.
                              									durch die Oeffnungen hindurchfallen.
                           Dem Rohre b wird der Dampf mittels Gummischläuche c zugeführt. Dadurch, daſs diese Schläuche über den
                              									Kupplungen, statt wie früher unter denselben, gebogen sind, sammelt sich darin kein
                              									Niederschlagwasser an, sondern wird dasselbe mittels Ventile a (Fig. 4 und
                              										8) an den Enden des Dampfrohres abgelassen. Erfahrungsgemäſs braucht man
                              									diese Ventile auch bei strenger Kälte nicht öfter als in Zwischenräumen von etwa je
                              									1½ Stunden zu öffnen.
                           
                           Die Vorzüge, welche die Lilliehöök'sche Wärmeleitung vor
                              									der älteren hat, sind zunächst, daſs die Luft in den Coupés eine gleichmäſsigere und
                              									angenehmere Wärme annimmt, frei von Dunst und überhaupt möglichst rein ist, weil die
                              									Lüftung vollständig ist. Auch ist die Gefahr der Dampfausströmung auf das Mindeste
                              									gebracht, weil in dem Dampfrohr nur eine einzige Zusammenfügung ist, die sich mit
                              									Leichtigkeit vollständig dicht machen läſst. Dadurch, daſs der Zwischenraum unter
                              									dem Wagenboden beständig mit warmer Luft gefüllt bleibt, so lange der Apparat in
                              									Thätigkeit ist, hält derselbe sich warm und die Fahrgäste bekommen keine kalten
                              									Füſse. Die Unterhaltungkosten werden in Folge der einfachen Construction des
                              									Apparates unbedeutend. Besonders ist zu beachten, daſs die Gummischläuche viel
                              									länger dauern, weil sie nie Condensationswasser enthalten. Auch heizt es sich mit
                              									diesem Apparat viel rascher und sicherer; sollte endlich irgend etwas in Unordnung
                              									gerathen sein, so ist er leicht wieder in Ordnung zu bringen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
