| Titel: | Ueber Conservirung und Zusammensetzung des Hopfens. | 
| Fundstelle: | Band 238, Jahrgang 1880, S. 477 | 
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                        Ueber Conservirung und Zusammensetzung des
                           								Hopfens.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 36.
                        Ueber Conservirung und Zusammensetzung des Hopfens.
                        
                     
                        
                           Einen Apparat zum Schwefeln des
                                 										Hopfens haben Hünerkopf und Sohn in Nürnberg
                              									(* D. R. P. Kl. 6 Nr. 10217 vom 13. December 1879) angegeben. In dem Raum a (Fig. 13 bis
                              										15 Taf 36) unter der Darre steht ein von auſsen heizbarer Ofen b, welcher mit einem Blechmantel c umgeben ist. Um eine Entzündung der herunter
                              									fallenden Hopfenblättchen zu verhüten, sind in der Mitte und über dem Blechmantel
                              									Drahtsiebe d angebracht und die vom Ofen ausgehenden
                              									Heizrohre e ebenfalls mit Drahtsieben umgeben. Der
                              									Hopfen wird 0,5 bis 1m hoch auf der Darrhorde f ausgebreitet, der Ofen geheizt und auf das obere
                              									bitter d eine Pfanne mit brennendem Schwefel
                              									aufgestellt. Der Schieber s wird mittels des Hebels h vor die Oeffnung des Rohres n gezogen, dann wird durch den mit der oben in die Darre mündenden
                              									Rohrleitung l
                              									verbundenen Luftsauger
                              										i die Schwefligsäure durch den Hopfen
                              									hindurchgesaugt und durch das Rohr m so lange wieder in
                              									den Blechmantel des Ofens zu erneutem Aufsteigen geblasen, bis der Hopfen die
                              									gewünschte Farbe erhalten hat. Nun wird der Schieber s
                              									in die entgegengesetzte Stellung gebracht, so daſs das Rohr m geschlossen, n und o aber offen sind. Durch dieses Rohr o strömt
                              									dann aus dem Kanal p Luft ein, welche so lange durch
                              									den Hopfen gesaugt wird, bis aller Schwefelgeruch beseitigt ist. Die nicht
                              									absorbirte Schwefligsäure wird durch das Rohr n in den
                              									mit Kokesstücken gefüllten Kasten q geführt, welche
                              									durch das vom Behälter r beständig zuflieſsende Wasser
                              									benetzt werden. Ein Vortheil dieses Apparates soll darin bestehen, daſs der Hopfen
                              									sofort verpackt werden kann, nachdem er auf vorbeschriebene Weise behandelt worden
                              									ist, da durch das Durchströmen der frischen Luft der Schwefelgeruch vollständig
                              									entfernt ist. Auſserdem soll nur etwa ⅙ des beim alten Verfahren gebrauchten
                              									Schwefels erforderlich sein.
                           Zur Beseitigung der überschüssigen
                                 										schwefligen Säure in Hopfendarren läſst K. Weber in
                              										Fürth bei Nürnberg (* D. R. P. Kl. 82
                                 										Nr. 11082 vom 8. Januar 1880) die entweichenden Gase seitlich in den Raum
                              										e (Fig. 16
                              									Taf. 36), dann durch die von herabträufelndem Wasser naſs gehaltene Kokesschicht K und schlieſslich durch die Oeffnung a zum Schornstein entweichen. Ein kleines Rad r wird durch das herabrieselnde Wasser in Bewegung
                              									gesetzt und deutet dadurch die Thätigkeit des Apparates an. Das aus Kupferblech
                              									hergestellte Kokesfilter wird in den nach dem Kamin führenden Abzugskanal
                              										eingeschaltet.Ueber die Nachweisung- des Schwefels im Hopfen vgl. Kastner (1839 73 56), R. Wagner (1853 128
                                    											221. 156 140 135. 1857 143 224), Grieſsmayer (1873 209 127), A. Vogel
                                    											(1875 215 283).
                           Aus einer Untersuchung über Hopfenbitter
                                 										und Hopfenharz von M. Iſsleib (Archiv der
                                 										Pharmacie, 1880 Bd. 13 S. 345) ergibt sich das Vorhandensein eines
                              									eigenthümlichen Bitterstoffes im Hopfen und im Lupulin, welcher durch Säuren nach
                              									folgender Gleichung gespalten wird: 2C29H46O10 + 3H2O = C10H16O4
                              									+ C48H82O19. Das bei
                              									dieser Spaltung entstandene Lupuliretin unterscheidet sich vom Hopfenharz (vgl. Grieſsmayer 1878 228 52. Ott 1878 230 337) durch H2O, d.h. C10H14O3
                              									+ H2O = C10H16O4. Das Hopfenharz kann man sich durch Oxydation des
                              									ätherischen HopfenölesVgl. Payen und Chevallier (1823 11 75), R. Wagner (1853 128
                                    											217. 1859 154 65). entstanden denken:
                              										C10H18O + 4O =
                              										C10H14O3 + 2H2O. Ein in
                              									Aether unlöslicher Stoff, C10H18O6, ist als
                              									einfaches Oxydationsproduct des Hopfenöles zu betrachten: C10H18O + 5O = C10H18O6.
                           Beiträge zur Untersuchung des
                                 										Hopfens liefert A. Ott in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1880 S. 201.
                              									Die Herstellung der Hopfenbittersäure nach Lermer (1863 169 54)
                              									gibt nur sehr geringe Ausbeute (vgl. Grieſsmayer 1874
                              									212 67). Das Phlobaphen verhält sieh so, wie Etti (1878
                              									228 354. 1880 237 170) angegeben hat.
                           Die für die Bestimmung der bei Hopfenanalysen namentlich
                              									in Betracht kommenden Gerbsäure vorgeschlagenen
                              										MethodenVgl. Monier (1858 148
                                    											209), Hammer (1861 159 300), Wildenstein (1864 172 * 231), Mittenzwey (1864 173 * 294), Hallwachs (1866 180
                                    											53), Büchner (1867 184 250. 330), Grieſsmayer (1873 208 400), Terreil
                                    											(1874 212 259), Proctor (1874 212 355), Muntz und Ramspacher (1874 214 74), Muntz (1876 220 *
                                    											171), Perret (1878 229 400), Eder (1878 229 81. 1879 231 445.
                                    											586). sind theils für Hopfen nicht anwendbar, theils liefern sie
                              									gegenwärtig noch unbefriedigende Resultate. So erhielten Ives (1821 5 188) 4,2 Proc. Gerbsäure durch Fällen mit Leim, Wimmer (1823 9 91) 0,6 bis 1,6 Proc., Daubrawa und R. Wagner
                              									(vgl. Wagners Jahresbericht, 1859 S. 418) 3,2 bis 7,8,
                              									mit Cinchoninsulfat dagegen 4,25 Proc. Gerbsäure – Schwankungen, welche wohl
                              									wesentlich auf die mangelhaften Methoden zurückzuführen sind.
                           Nach Fehling (1853 130 53) wird die Menge des
                              									Gerbstoffes mittels Leimlösung von bestimmtem Gehalt ermittelt, die nach Müller mit Alaun versetzt, nach Fr. Schuhe (1866 182 155) mit Salmiak gesättigt ist. Abgesehen davon, daſs
                              									er als unzulässig erscheint, zur Bestimmung des Hopfengerbstoffes den Titer der
                              									Leimlösung mittels Tannin oder Eichengerbsäure festzusetzen, hat die Methode den
                              									groſsen Fehler an sich, daſs bei ihrer Anwendung auf Hopfen das Ende der Reaction
                              									nicht mit Sicherheit zu erkennen ist. Die nur schwach sichtbaren Niederschläge
                              									setzten sich bei allen Versuchen nur äuſserst schwierig und manchmal gar nicht ab;
                              									es gelang nicht, eine völlig klare Probe zu erhalten, und war sehr schwer zu
                              									erkennen, ob durch weiteren Zusatz von Leimlösung noch eine neue Fällung entstand.
                              									Nicht besser erging es bei Benutzung der in Peltz und
                              										Habich's Hand- und
                                 										Hilfsbuch für Bierbrauer, S. 221 empfohlenen Abänderung durch Zusatz von 4
                              									bis 6 Tropfen Eisenchlorid.
                           Löwenthal (1878 227 491. 228 354. 560) hat gefunden,
                              									daſs dieselbe Menge Leim verschiedene Mengen Gerbstoff zu binden vermöge. Ist dies
                              									der Fall, so ist diese Methode nicht blos für Hopfen, sondern überhaupt unbrauchbar.
                              									Nach Etti's Angabe fällt Leimlösung die Hopfengerbsäure
                              									nicht, sondern wirkt erst dann fällend auf dieselbe, wenn letztere durch Erhitzen
                              									der wässerigen oder weingeistigen Lösung eine Umwandlung in Phlobaphen erlitten hat.
                              									Es müſste demnach, je länger eine wässerige Hopfenabkochung erhitzt wird, um so mehr
                              									Gerbsäure durch Titriren mit Leimlösung gefunden werden. Versuche hierüber gaben
                              									keinerlei Resultat, hauptsächlich weil das Ende der Fällung äuſserst unsicher zu
                              									erkennen war. Ist jedoch diese Angabe Etti's richtig,
                              									so muſs auch schon im frischen grünen Hopfen Phlobaphen enthalten sein; denn ein kalt
                              									bereiteter wässeriger Auszug eines solchen Hopfens gab mit Leimlösung eine deutliche
                              									Fällung.
                           Um nach Etti's Vorschlag den Gerbstoff ganz in
                              									Phlobaphen (vgl. Böttinger 1880 238 62) überzuführen
                              									und dieses quantitativ zu bestimmen, wurden Hopfenauszüge zur Trockne verdampft, die
                              									Rückstände 3 Stunden auf 122 bis 126° erwärmt und mit warmem Wasser aufgenommen. Die
                              									dunkelbraune Lösung gab mit Leim einen starken Niederschlag, aber keine deutliche
                              									Endreaction.
                           Bei der Titration mit Chamäleon und Indigo nach Löwenthal (1861 159 143. 1867 184 259. 1878 228 53) ist die Endreaction
                              									ebenfalls schwierig zu erkennen, weil der Hopfenauszug trübe ist. Es ist daher
                              									zweckmäſsig, zwei Proben eines Auszuges neben einander zu titriren und, wenn die
                              									Endreaction eben einzutreten scheint, die eine Probe noch mit etwas Chamäleon zu
                              									versetzen und mit der anderen zu vergleichen. Auſserdem ist zu berücksichtigen, daſs
                              									eine concentrirte Lösung weniger Chamäleon erfordert als eine verdünnte, daſs daher
                              									die Menge des zum Ausziehen des Gerbstoffes verwendeten Wassers von groſsem Einfluſs
                              									auf das Resultat ist. Da anzunehmen ist, daſs die reducirende Wirkung eines
                              									Hopfenauszuges auf übermangansaures Kalium nicht von Gerbstoff allein herrührt, so
                              									wurde der Gerbstoff durch Leim gefällt, wodurch aber nur 8 bis 10 Procent von den
                              									auf Chamäleon wirkenden Stoffen entfernt wurden. Da somit die Hopfengerbsäure nicht
                              									durch Leim gefällt wird, so ist das Verfahren von Löwenthal nicht auf Hopfen anwendbar.
                           Nach Neubauer (Zeitschrift für analytische Chemie, 1871
                              									S. 1) wird die Gerbsäurelösung mit Chamäleon titrirt, denn durch Thierkohle die
                              									Gerbsäure aus dem Auszug entfernt und das Filtrat ebenfalls titrirt; die Differenz
                              									entspricht der Menge des Gerbstoffes. Bei der
                              									Behandlung von Hopfenauszügen mit gereinigter Thierkohle wurden nun etwa 90 Procent
                              									der durch Chamäleon oxydirbaren Stoffe entfernt, unter Berücksichtigung der
                              									ungenauen Endreaction aber wahrscheinlich völlig, so daſs die Behandlung mit
                              									Thierkohle überflüssig erscheint. – Ott fand ferner,
                              									daſs die in Gegenwart von Indigolösung durch Chamäleon oxydirbaren Stoffe durch
                              									kaltes und warmes Wasser nur theilweise ausgezogen werden, daſs daher zur völligen
                              									Lösung etwa ½stündiges Kochen erforderlich ist.
                           Die mit dem Verfahren von Carpene-Barbieri (1875 216
                              									452. 1876 219 471. 1878 227 482) erhaltenen Zahlen sind sehr niedrig, theilweise
                              									wohl in Folge der unvollständigen Lösung des Niederschlages in Schwefelsäure. Durch
                              									essigsaures Blei wird aus dem Hopfenauszug nur etwa die Hälfte der durch Chamäleon
                              									oxydirbaren Stoffe gefällt; ob nur die Gerbsäure müssen weitere Versuche zeigen.
                           Nach dem Verfahren von Fleck (Wagner's Jahresbericht, 1860 S. 531) wird die Gerbsäure durch
                              									eine bekannte Menge Kupferacetat gefällt und der Ueberschuſs des Fällungsmittels mittels Cyankalium
                              									unter Anwendung von Ferrocyankalium als Indicator zurücktitrirt. Um etwa
                              									mitgefälltes gallussaures Kupfer aus dem Niederschlag zu entfernen, wird derselbe
                              									vor dem Abfiltriren mit einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak behandelt. Nach
                              									Untersuchungen von E. Wagner u.a. kommt jedoch
                              									Gallussäure im Hopfen nicht vor.
                           Nach den Vorschlägen von Sackur und Wolf (Wagner's Jahresbericht, 1861 S. 624) wird der
                              									Niederschlag geglüht und die Gerbsäure aus dem Gewicht des rückständigen
                              									Kupferoxydes berechnet. Wenn man nun nach Ott einem
                              									wässerigen Hopfenauszug Kupferacetat zusetzt, so entsteht ein starker blaugrüner
                              									Niederschlag, welcher sich, sobald eine zur vollständigen Fällung genügende Menge
                              									Kupferlösung vorhanden ist, zu Flocken zusammenballt und sich rasch zu Boden setzt.
                              									Um zu ermitteln, ob dieser Niederschlag eine von der Menge der zugesetzten
                              									Kupferlösung unabhängige gleichmäſsige Zusammensetzung besitzt, wurden je 100cc der Hopfenauszüge mit verschiedenen Mengen
                              									Kupferlösung versetzt, so daſs ein gröſserer oder kleinerer Ueberschuſs davon
                              									vorhanden war, gekocht, die Niederschläge filtrirt, ausgewaschen, getrocknet,
                              									eingeäschert, die Rückstände mit Salpetersäure befeuchtet, wieder geglüht und
                              									gewogen. Dabei ergab sich, daſs um so mehr Kupferoxyd erhalten wurde, je gröſser der
                              									Ueberschuſs an Kupferacetat war, sei es, daſs das Kupfer wirklich in den
                              									Niederschlag einging, oder daſs beim Auswaschen das überschüssige essigsaure Kupfer
                              									vom Niederschlage zurückgehalten wurde. Bei Behandlung des Niederschlages mit
                              									kohlensaurem Ammoniak löste er sich zum gröſseren Theile auf und hinterlieſs einen
                              									Rückstand von bräunlicher Farbe. Wurde der Hopfenauszug längere Zeit gekocht, so
                              									löste sich von dem Niederschlage weniger in Ammoniumcarbonat, so daſs beim Kochen
                              									der Auszug verändert zu werden scheint.
                           Bei der Fällung der Gerbsäure durch schwefelsaures Cinchonin nach R. Wagner (1867 183 227. 184 335. 1872 205 137) gelang
                              									es nicht, das Ende der Reaction zu erkennen, weil die wenig sichtbaren Niederschläge
                              									sich sehr langsam zu Boden setzten und die Hopfenauszüge an sich schon zu stark
                              									gefärbt waren.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
