| Titel: | L. Stanek's positive Ventilsteuerung. | 
| Autor: | Karl Heinrich | 
| Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 89 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        L. Stanek's positive Ventilsteuerung.
                        Mit einer Abbildung auf Tafel 8.
                        Stanek's positive Ventilsteuerung.
                        
                     
                        
                           Das Princip der vorliegenden Steuerung, welche von Ingenieur L. Stanek in Prag erfunden wurde, besteht in
                              									Folgendem.
                           Parallel der Cylinderachse läuft eine Steuerwelle A
                              										(Fig. 1 Taf. 8), welche durch Zahnräder von der Kurbelwelle mit gleicher
                              									Tourenzahl angetrieben wird. Von dieser Steuerwelle wird nun mittels Kröpfkurbel
                              									oder Excenter der zweiarmige Hebel G (für jedes Ventil
                              									einer) um den Drehpunkt H in schwingende Bewegung
                              									versetzt und der Aufwärtsgang des kürzeren Hebelarmes zum Heben des Einlaſsventiles
                              									verwendet, dessen Schluſs dann beim Niedergang des Hebelarmes die Feder L bewirkt. Der von der Excenterstange gefaſste Hebelarm
                              									ist nach einem Bogen gekrümmt, dessen Mittel mit jenem des Excenters im Beginne der
                              									Ventileröffnung zusammenfällt, und bildet derart eine Coulisse, auf welcher sich ein
                              									Gleitschuh F bewegt. Dieser ist durchbohrt und trägt
                              									eine hohle Büchse D, welche mittels Zapfen um einen
                              									Punkt des Schuhes oscilliren kann. Durch diese Büchse geht nun die Excenterstange
                              									durch, welche an ihrem Ende einen Telleranschlag E
                              									trägt. Bei der Abwärtsbewegung der Stange legt sich der Teller an die Büchse an und
                              									drückt diese, also auch den Gleitschuh nieder, die Coulisse schwingt abwärts,
                              									während der zweite Hebelarm aufsteigend den Anschlagteller K der Ventilspindel J trifft und das Ventil
                              									hebt.
                           Beginnt die Excenterstange zu steigen, so wird sich durch den Druck der Feder L die Coulisse heben, bis sie ihre Normalstellung bei
                              									geschlossenem Ventile erreicht hat. Die weitere Aufwärtsbewegung der Excenterstange
                              									ist nun, da sich der Teller E von der Büchse abhebt,
                              									d.h. die Stange durch die Büchse D frei verschiebt,
                              									ohne Einfluſs auf die Coulisse, welche erst wieder beim Rückgange und neuerlichen
                              									Anschlag des Tellers sich in gleicher Weise zu senken beginnt. Es bildet also hier
                              									der Teller E den activen, der Gleitschuh F bezieh. dessen Büchse D
                              									den passiven Mitnehmer. Durch Veränderung der Lage des Gleitschuhes auf der Coulisse
                              									– bewirkt durch den Regulator – wird nun die Expansion verändert, wie aus folgender
                              									Betrachtung klar wird.
                           
                           Es seien zA die todte Kurbellage und OA die entsprechende Excenterstellung (Voröffnung),
                              									ferner 1 bis 9 die
                              									Excenterstellungen für gleichprocentige Kolbenstellungen. Nimmt man nun die
                              									Excenterstangenlänge O 1' in den Zirkel, setzt in die
                              									Punkte 1 bis 9 ein und
                              									schneidet auf dem Coulissenkreis die Punkte 1' bis 9' ab, so ist klar, daſs (wegen 1 1' = 2 2' = ... 9
                                 										9' = O 1' = O 2'
                              									= O 3' =... O 9') die
                              									Coulisse in der Ruhelage (Ventil geschlossen) sein wird, wenn das Excenter die
                              									Stellungen 1 bis 9
                              									einnimmt, während gleichzeitig der Gleitschuh sich in den betreffenden Lagen 1' bis 9' befindet. Es
                              									entsprechen sonach die Stellungen 1' bis 9' des Gleitschuhes
                              									den procentuellen Kolbenstellungen, sonach Füllungsgraden und können folglich mit
                              									dieser Steuerung alle Füllungsgrade erreicht werden, und zwar wird, da der
                              									Bewegungsanstoſs für alle Gleitschuhstellungen stets bei der Excenterstellung O A beginnt, das Eröffnen für alle Füllungsgrade im
                              									gleichen Augenblick stattfinden.
                           Nehmen wir an, der Gleitschuh sei auf 5', d.h. 50 Proc.
                              									Füllung eingestellt, O A sei die Excenterlage für die
                              									Normallage der Coulisse, die Drehung erfolge in der Pfeilrichtung. Gelangt das
                              									Excenter in die Lage A z (entsprechend der todten
                              									Kurbellage), so wird der Punkt O gegenüber dem Bogen
                              										V 2'... 91 um die Pfeilhöhe xy
                              									herabgegangen sein; xy stellt also das lineare Voreilen
                              									dar. Beim Weiterdrehen gelangt endlich der Punkt O im
                              									halben Bogen O 5 in seine tiefste Stellung, d.h. das
                              									Ventil zur Maximalerhebung. Von da ab bewegt sich O
                              									wieder aufwärts, ebenso die Coulisse unter Einwirkung des Federdruckes, das Ventil
                              									beginnt zu schlieſsen. Ist O in der Stellung 5 angelangt, so ist das Ventil geschlossen, da wegen
                              										5 5' = O 5' die Coulisse in der Normallage
                              									angelangt ist, in welcher sie bleibt, während die Excenterstange sich durch die
                              									Büchse weiterschiebt (Teller abgehoben bis zur Stellung p). Von hier tritt wieder die Rückbewegung ein, bis in der neuerlichen
                              									Lage von O der Teller abermals anschlägt und das Spiel
                              									sich wiederholt.
                           Es ist nun einleuchtend, daſs sowohl das lineare Voreilen, wie der Coulissenhub ein
                              									variabler ist, und zwar bei kleineren Füllungen ein kleinerer wie bei gröſseren.
                              									Dagegen findet aber in Folge der ungleichen Hebelarme für die kleineren
                              									Füllungsgrade bezüglich des Ventilhubes eine Erhöhung, für die gröſseren
                              									Füllungsgrade eine Verringerung statt, so daſs durch passende Wahl der
                              									Hebelübersetzungen auch ein nahezu constantes Voreilen und Ventilerheben erreicht
                              									werden kann.
                           Diese Steuerung wurde von der Maschinenbau-Actiengesellschaft
                                 										vormals Breitfeld, Danek und Comp. in Prag bei mehreren Maschinen
                              									ausgeführt und arbeitet tadellos.
                           Karl
                                 										Heinrich.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
