| Titel: | Zur chemischen Technologie des Glases. | 
| Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 128 | 
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                        Zur chemischen Technologie des
                           								Glases.
                        (Patentklasse 32. Fortsetzung des Berichtes S. 69
                           								Bd. 238.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel 13.
                        Zur chemischen Technologie des Glases.
                        
                     
                        
                           Der Glasschmelzofen mit in die Herdsohle
                                 										eingesenkten Häfen von E. F. W. Hirsch in
                              									Radeberg (* D. R. P. Nr. 6747 vom 28. Januar 1879) soll die Vortheile der Hafen- mit
                              									denen der Wannenöfen vereinigen. Nach dem senkrechten und wagrechten Durchschnitt
                              									des halben Ofens (Fig. 1 und
                              										2 Taf. 13) wird ein entsprechend starkes Fundament gebaut und mit einer
                              									Mauer umgeben. In diesen Kasten setzt man die flachen Häfen und stampft die
                              									Zwischenräume mit Chamotte, Sand oder einer anderen feuerfesten Masse aus, so daſs
                              									der untere Theil des Ofens einen maſsiven Körper bildet. In dem darüber aufgeführten
                              									Gewölbe w werden die Arbeitslöcher a in gewöhnlicher Weise angebracht, während die in
                              									beiden Stirnwänden befindlichen Oeffnungen c den Ofen
                              									mit den Regeneratoren R verbinden, deren Luft- und
                              									Gaskanäle l und g nach
                              									einem bekannten System angeordnet werden.
                           Der in Fig. 3 bis
                              										6 Taf. 13 dargestellte Glasschmelzofen von
                              										C. Nehse zeigt nach der Glashütte, 1880 S. 1 gegen die frühere Construction (1876 220 * 427)
                              									einige nicht unwesentliche Verbesserungen. Die in den Generatoren G mit den Rosten b
                              									erzeugten Gase gehen durch den mit Regulirschieber versehenen Kanal c, um mit der durch den Kanal e zugeführten vorgewärmten Luft als Flamme durch die Schlitze s in den Ofen zu treten. Die Flamme vertheilt sich am
                              									Gewölbe des Ofens, umspült abwärts sinkend die Häfen und entweicht durch die
                              									Oeffnungen a in die Kanäle h, um von hier durch die Züge i in die
                              									Lufterhitzungskammern k zu gelangen; letztere sind
                              									nicht mehr wie früher in Reihen langer Kanäle angeordnet, sondern bestehen aus einer
                              									Anzahl von sorgfältig gedichteten Röhren, welche derart auf einander gelagert sind,
                              									daſs die abgehende Flamme des Ofens die Röhren schlangenförmig umzieht, so daſs die
                              									in denselben aufsteigende Luft stark erhitzt wird, bevor sie durch den KanalKunal
                              									e zu den Gasen tritt. Die Kammern mit den eingebauten
                              									Röhren sind durch die Kellerräume l leicht zugänglich,
                              									so daſs Ausbesserungen selbst während des Betriebes möglich sind. Von hier aus
                              									führen die Verbindungskanäle m zu dem Schornstein.
                           Die Kanäle h und c sind
                              									etwas vertieft eingerichtet, um das von der Bank des Ofens abflieſsende Herdglas
                              									aufzunehmen, welches nach beendeter Schmelze durch die Oeffnungen n in den Keller geleitet werden kann.
                           Die Abhitze wird hier nur zur Vorwärmung der Verbrennungsluft benutzt, während das
                              									Gas mit der Temperatur des Generators zutritt. Mit geringen Abänderungen ist dieses
                              									System auch für Wannenöfen zu benutzen.
                           
                           Um das Glas vor Verunreinigung durch die Thonhäfen zu schützen,
                              									soll man es nach G. Leuffgen in Berlin (* D. R. P. Nr.
                                 									6902 vom 22. September 1878) in von auſsen gut gekühlten Metallhäfen schmelzen,
                              									welche mit ausgeschmolzenem Glase innen ausgekleidet sind. Bei dem in Fig.
                                 										7 bis 9 Taf. 13
                              									dargestellten Ofen ist die doppelwandige Wanne W
                              									beweglich angeordnet, bei dem Ofen Fig. 10
                              									steht sie in einem mit Wasser gefüllten ausgemauerten Behälter. Luft und Gas werden
                              									durch die Kanäle l und g
                              									in gewöhnlicher Weise zugeführt; die unter dem Gewölbe G hinstreichende Flamme entweicht am anderen Ende des Ofens zu den
                              									Regeneratoren.
                           Die doppelwandige Wanne hängt an beiden Seiten in Ketten k, welche, über Rollen geführt, das Senken der Wanne ermöglichen, so daſs
                              									der geschmolzene Inhalt auf die bewegliche glatt polirte und vorgewärmte Gieſsplatte
                              										P ausgegossen werden kann. Damit der Guſsstrahl
                              									nicht zu lang wird, ist oberhalb der Gieſsplatte P noch
                              									die Gieſsbrücke B aus hohlem Eisen oder Chamotte
                              									angeordnet, welche auf beliebige Weise vorgewärmt und in die geeignete Stellung
                              									gebracht wird, so daſs ein langsames, gleichmäſsiges Ueberflieſsen des Glases über
                              									diese Brücke auf die Platte P und ein gleichmäſsiges
                              									Ausbreiten erzielt wird.
                           Bei der feststehenden Wanne (Fig. 10)
                              									wird das in der kalten Glaskruste lediglich durch Oberhitze geschmolzene Glas wie
                              									gewöhnlich ausgearbeitet.
                           Nach R. M. Atwater in Milville und
                              										J. Whitall in Philadelphia (* D. R. P. Nr. 8387 vom
                                 									25. Februar 1879) soll der Glassatz in einem Drehofen geschmolzen und das fertige
                              									Glas in einen anderen weniger heiſsen Ofen abgelassen werden, welchem es dann zur
                              									Verarbeitung entnommen wird. Der cylindrische Schmelzofen A (Fig. 11 bis
                              										13 Taf. 13) besteht aus mit feuerfestem Material gefütterten Eisenplatten
                              									und ruht auf Rollen a, so daſs man ihn drehen kann. Die
                              									an einem Ende des Ofens befindliche Oeffnung b steht
                              									mit den beiden Kanälen c in Verbindung, während die am
                              									entgegengesetzten Ende befindliche gleiche Oeffnung z
                              									zu dem Kanal D führt. Der Ofen wird durch die mit einem
                              									abnehmbaren Deckel versehene Oeffnung h beschickt, in
                              									welchem das Schauloch x angebracht ist. Damit letzteres
                              									sich immer über der Glasfläche befindet, wird der Ofen aus der Stellung Fig.
                                 										12 in der Pfeilrichtung nur um eine Viertelumdrehung vorwärts bewegt und
                              									dann wieder zurückgedreht.
                           Beim Betriebe des Ofens werden durch die Kanäle c
                              									brennbare Gase und Luft getrennt zugeführt, welche sich vor ihrem Eintritt in den
                              									Ofen vermengen, als Flamme durch den Ofen streichen und durch die gegenüber liegende
                              									Oeffnung z zum Kanal D
                              									entweichen. Der obere Theil des Glassatzes und die über diesem befindliche Fütterung
                              										wird nothwendiger
                              									Weise heiſser als der untere Theil des Glassatzes und die untere Fütterung. Um diese
                              									Temperaturunterschiede auszugleichen und den ganzen Glassatz der vollen Hitze
                              									auszusetzen, so daſs das Schmelzen und Läutern leichter vor sich geht, wird der Ofen
                              									in passenden Zwischenräumen um eine halbe Umdrehung gedreht, so daſs der hoch
                              									erhitzte Theil der Fütterung in directe Berührung mit dem Theil der Beschickung
                              									kommt, welcher vorher am wenigsten der Hitze ausgesetzt war. Gleichzeitig wird das
                              									halbflüssige Glas, welches an der Fütterung anhaftet, beim Drehen des Ofens der
                              									directen Wirkung der Flamme ausgesetzt, so daſs dasselbe rasch geschmolzen und
                              									geläutert wird. Diese Wirkung kann man auch noch dadurch befördern, daſs man die
                              									Oberfläche der Fütterung rauh macht.
                           Auf beiden Seiten des Schmelzofens befinden sich die beiden Arbeitsflächen 1 mit nach unten schräg zulaufenden Seitenwänden und
                              									einer gewölbten Decke mit Arbeitsöffnungen i, durch
                              									welche die Arbeiter das Glas entnehmen. Soll einer dieser Oefen I gefüllt werden, so wird der Ofen so weit gedreht,
                              									daſs die Oeffnung m in die Lage Fig. 12
                              									kommt. Nun entfernt man den Verschluſspfropfen n, so
                              									daſs das Glas auf der schiefen Ebene p nach den Rinnen
                              										o und von dort in den vorgewärmten Kanal J flieſst. Die Oeffnung m
                              									wird dann wieder verschlossen, der Ofen frisch beschickt und nach vollendeter
                              									Schmelze in den Kanal J auf der anderen Seite entleert,
                              									während die Arbeiter das Glas im ersten verarbeiten. Ein durch die Oeffnung w des Arbeitsofens I
                              									eingelassenes Gemenge von Generatorgasen und Luft hält den Inhalt auf der
                              									gewünschten Temperatur, worauf die entweichenden Verbrennungsgase durch den Kühlofen
                              										K zum Schornstein gehen.
                           Auf dem Geleise x dieses Kühlofens (Fig. 13 und
                              										14) können Wagen M hin und her bewegt
                              									werden. Ist ein Wagen mit fertigen Glaswaaren gefüllt, so wird er verschlossen und
                              									herausgefahren, so daſs die Gegenstände langsam abkühlen, während ein neuer Wagen im
                              									Kühlofen beladen wird. (Vgl. E. Hirsch 1879 233 *
                              									219.)
                           Einen Glasschmelzofen mit
                                 										Luftheizung hat K. Emmel in Hörde, Westphalen	(* D. R. P. Nr. 9518 vom 14. August 1879) angegeben. Die in Fig. 15 bis
                              										17 Taf. 13 dargestellte Anlage besteht aus zwei Oefen mit je 8 Häfen und
                              									zwei zwischen den Oefen liegenden Generatoren G. Die in
                              									diesen erzeugten Gase ziehen durch Kanäle a nach einer
                              									in der Mitte jedes Ofens stehenden hohlen Säule, steigen in derselben auf und treten
                              									dicht unter dem Gewölbe in den Ofen. Für Zuleitung der Verbrennungsluft führen bei
                              										n 4 Kanäle von auſsen nach den um die hohle Säule
                              									herumlaufenden Zügen b, deren oberster Schlitze hat,
                              									durch welche die in den Zügen b erwärmte Luft in den
                              									Ofen strömt. In dem Umfassungsmauerwerk des Ofens sind den Häfen H gegenüber Oeffnungen angebracht, welche nach innen
                              									durch feuerfeste
                              									Platten, nach auſsen durch Lehmmauern verschlossen sind. In den Raum zwischen Platte
                              									und Mauer münden unten die Züge nach dem Schornstein, welche von auſsen durch
                              									Schieber x verschlossen werden können. Die nach auſsen
                              									mündenden Oeffnungen g dienen zum Anheizen und werden
                              									beim Betrieb mit Steinen zugesetzt. Der innere Raum des Ofens ist durch feuerfeste
                              									Quermauern f in einzelne Zellen abgetheilt, deren jede
                              									einen Hafen aufnimmt. Da jede dieser Zellen einen Abzug nach dem Rauchsammler h besitzt, so kann die Hitze gleichmäſsig geregelt
                              									werden. Auſserdem kann jeder Ofen durch einen der Schieber y im Rauchsammler h von dem Schornstein s abgeschlossen werden. Beide Oefen sind durch einen
                              									Kanal d mit einander verbunden, die Generatoren durch
                              									einen Querzug e, um Gase von einem zum anderen leiten
                              									zu können.
                           Jede Hafenzelle kann durch einen längs der Hinterwand des Hafens von oben
                              									einschiebbaren eisernen Schieber z vorübergehend vom
                              									übrigen Ofen getrennt werden. Die Ofensohle ist vom Mittelpfeiler bis zu den Häfen
                              									wagerecht, dann neigt sie sich bis zu den Oeffnungen g.
                              									Die im tiefsten Punkt k der Gaskanäle a abgesetzte Flugasche u. dgl. wird zeitweilig
                              									entfernt. Das Ofengewölbe besteht aus sich über der Säule kreuzenden Gurtbögen,
                              									welche von jeder der radialen Mauern zu der gegenüber liegenden geschlagen und
                              									zwischen denen Stichkappen eingewölbt sind; in diesen Kappen ist über jedem Hafen
                              									eine verschlieſsbare Arbeitsöffnung L vorhanden. Die
                              									Bläser stehen auf runden Bühnen über den Oefen, welche durch eine Laufbühne
                              									verbunden sind.
                           Zu den beiden Schürräumen S1 der in der Erde liegenden Generatoren G
                              									gelangt man durch einen oben offenen Schacht S, in
                              									dessen Mitte eine Bühne B liegt, von welcher aus die
                              									Generatorschlacken nach oben geschafft werden. Jeder Generator hat einen sogen.
                              									Sicherheitsfüllapparat, bestehend aus einem Füllkasten o von Eisenblech, der sich oben an den Generatorschacht anschlieſst und in
                              									welchem eine hohle, an beiden Kopfseiten offene guſseiserne, mit Spitzen besetzte
                              									Walze v liegt; durch letztere laufen 2 Flügel, welche
                              									auf der Achse befestigt sind und in horizontaler Lage den Schacht oben abschlieſsen.
                              									An einem Ende der Walzenachse ist ein gröſseres Zahnrad, das durch ein mit Kurbel
                              									und Sperrhaken versehenes Getriebe hin und her bewegt werden kann, durchschnittlich
                              									so, daſs die Flügel der Walzen bis zum Winkel von 45° gegen die Horizontale auf und
                              									nieder streichen und dadurch die Kohlen gleichmäſsig in den Generator
                              									einstreuen.
                           Sind bei der Inbetriebsetzung die Generatoren gefüllt, so werden
                              									die Schieber in den Gaskanälen a gezogen und die
                              									ersteren von unten angesteckt. Vorher schon muſs eine der Anheizöffnungen g mit leicht brennbarem Stoff angefüllt sein, damit,
                              									wenn Gase im Ofen angelangt sind, diese entzündet werden. Die Züge n führen äuſsere Luft ein; diese füllt die erwähnten
                              									Züge b und tritt schlieſslich durch die oben um die
                              									hohle Säule herum befindlichen Schlitze in den Ofen. Nach einiger Zeit werden durch
                              									Ziehen des Schiebers x die Züge c nach dem Schornstein s geöffnet und die
                              									Oeffnungen g zugesetzt. Da jeder Hafen in einer
                              									besonderen Zelle steht, deren jede einen Zug c für sich
                              									hat, so wird die Glut am stärksten in der Zelle sein, deren Schieber x am weitesten gezogen ist; daher kann man in ein und
                              									demselben Ofen je nach der Handhabung der Schieber über ganz verschiedene
                              									Temperaturen zu gleicher Zeit verfügen.
                           Sollte ein Hafen platzen, dann wird die betreffende Zelle durch
                              									Einlassen des Schiebers z vom übrigen Ofenraum getrennt
                              									und die in ihr noch vorhandene Hitze kann entweder durch den Zug c, oder durch das im Gewölbe vorhandene Loch abziehen.
                              									Inzwischen sind die zugehörigen Oeffnungen g geöffnet,
                              									durch welche dann die flüssige Schmelzmasse nach auſsen ablaufen kann. Hiernach wird
                              									die Zelle durch Hinwegnahme der feuerfesten Platte und der einen Stein starken Wand
                              									freigelegt, der gesprungene Hafen herausgenommen, ein neuer eingeschoben und die
                              									Oeffnung in der früheren Weise geschlossen. Das Aufziehen der Schieber z stellt nun das frühere Verhältniſs zwischen Zelle und
                              									dem übrigen Ofenraum wieder her.
                           
                        
                     
                  
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