| Titel: | Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Autor: | St. | 
| Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 132 | 
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                        Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        (Patentklasse 18. Fortsetzung des Berichtes S. 316
                           								Bd. 238.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel 14.
                        Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           J. M. Hartmann befaſst sich in einem Vortrag im American Institute of Mining Engineers zu New-York
                              									(vgl. Zeitschrift des berg- und hüttenmännischen Vereines
                                 										für Steiermark 1880 S. 161) mit der Gestalt des Hochofens und kommt zu dem
                              									Schlüsse, daſs es falsch sei, die Rast nach unten hin zu verengen. Eisenstäbe,
                              									welche er von der Gicht aus in das Innere verschiedener Hochöfen einführte,
                              
                              									schmolzen bis zu einem ganz bestimmten Punkte, welcher 2m,29 über den Formen lag, ab; ferner fand sich bei einem eingefrorenen
                              									Ofen, während des Ausräumens, in gleicher Höhe über den Formen eine gesinterte Decke
                              									von 0m,38 Dicke. Hartmann glaubt danach, daſs die Schmelzzone scharf nach oben begrenzt
                              									sei, so daſs bei einer conisch zulaufenden Rast ein Klemmen und Hängenbleiben der
                              									direct über der Schmelzzone liegenden gesinterten Schichten hervorgerufen würde. Um
                              									dies zu vermeiden, gibt er der Rast eine cylindrische Gestalt (vgl. Fig. 7 Taf.
                              									14), wodurch die Gesammthöhe des Ofens um etwa 10 Proc., bis zu 25m, vergröſsert wird.
                           Einige Angaben über das Anblasen eines Hochofens auf den Edgar Thomson Steel Works gibt Jul Kennedy im
                              										Engineer, 1880 Bd. 49 S. 269. Die Winderhitzung bei
                              									demselben erfolgte durch 3 Siemens-Cowper-Cochrane'sche Apparate von 4m,57 Durchmesser und 15m,24 Höhe. Nachdem während 4 Monaten das Gemäuer
                              									des Ofens und der Apparate auf das sorgfältigste durch Feuern mit Reisigbündel und
                              									Kohlen ausgetrocknet worden war, wurden in das Gestell zwei senkrechte Lagen Reisigbündel eingebracht
                              									und die Wände hierüber gegen die herunter stürzenden Kokes durch noch zwei einfache
                              									Lagen Reisigbündel geschützt. Es folgten dann 3000k Kokes mit 15 Proc. Kalkstein ohne Schlacken, 7 Beschickungen zu je
                              										1575k Kokes und 750k Erz, 6 Beschickungen zu 1575k Kokes und 1050k Erz, 10 Beschickungen zu 1575k Kokes,
                              										1050k Erz und 1200k Kalkstein, um eine Schlacke zu erhalten von 33 Proc. SiO2, 45 Proc. CaO, 5 Proc. MgO und ein Eisen mit 3,5
                              									Proc. Silicium Gehalt. Hiermit war der Ofen beinahe bis zur Begichtungslinie gefüllt
                              									und wurde er Morgens den 5. Januar 1880 durch Einbringung von brennenden Kohlen
                              									angezündet und sofort durch eine Düse Wind gegeben. In 2 Stunden hatte das Feuer das
                              									Holz durchdrungen und wurde Wind durch sämmtliche 6 Düsen von 102mm Durchmesser mit einer Temperatur von 94°
                              									eingeblasen. Die Beschickung stieg auf 1500k Erz.
                              									Während einer Stunde wurde bei offener Gicht geblasen, dann geschlossen und wurden
                              									die Gase durch die Winderhitzungsapparate geleitet. Nachdem das Holz verbrannt,
                              									machte die Gebläsemaschine (Dampfcylinder 813mm
                              									Durchmesser, Windcylinder 2m,13 Durchmesser, 1m,22 Hub) 20 Umdrehungen. Die Temperatur des
                              									Windes stieg stündlich um etwa 22°. Am 6. Januar Morgens erschien die erste Schlacke
                              									am Abstich und am 7. Januar Morgens das Eisen am Schlackenloch. Es wurde abgestochen
                              									und ergab 22t Eisenmasseln Nr. 1. Am 8. Januar
                              									stieg die Beschickung auf 2110k, am 15. Januar auf
                              										2730k und zuletzt auf 2880k Erz. Dabei war die Windtemperatur 600°, die
                              									Windpressung an der Maschine betrug 41cm, an den
                              									Düsen 33cm,5 Quecksilbersäule. Die Gichtgase
                              									hatten eine Zusammensetzung von etwa 12 Proc. Kohlensäure und 27 Proc.
                              									Kohlenoxyd.
                           Wie in Deutschland so ist man auch in England eifrigst bemüht,
                              									ein Mittel zu finden, um die Hochofenschlacke zu verwerthen. Fr. Ransome in England erhielt vor einigen Jahren ein englisches Patent
                              									auf die Herstellung eines hydraulischen Mörtels aus Hochofenschlacke und wird
                              									hiernach die Fabrikation desselben auf den Tees Iron
                                 										Works in Middlesbrough folgendermaſsen beschrieben (vgl. Engineering, 1880 Bd. 29 S. 301).
                           Schlackensand des erwähnten Werkes wird mit dem weiſsen Kalkstein von Essex im
                              									Verhältniſs von 4 : 7 gemischt und daraufhin in einem gewöhnlichen Cementofen
                              									gebrannt. Die Zusammensetzung der Schlacke war:
                           
                              
                                 SiO2   = 38,25
                                 CaO = 31,56
                                 CaS   = 2,95
                                 
                              
                                 Al2O3 =
                                    											22,19
                                 MgO =  4,14
                                 Fe2O3 =
                                    											0,91.
                                 
                              
                           Der aus dieser Mischung zusammengesetzte Mörtel hatte in 3
                              									Tagen eine gröſsere Festigkeit als Portlandcement von 7 Tagen, ein 7tägiger war
                              									stärker als jener von 3 Monaten und in 28 Tagen war er stärker als jener in 7
                              									Jahren.
                           
                           Stead besprach auf der Londoner Versammlung des Iron and Steel Institute (vgl. Engineer, 1880 Bd. 49 S. 329) folgenden Apparat zum Analysiren der
                              									Hochofengase. Die Meſsröhre A (Fig. 8 Taf.
                              									14) in 270mm getheilt, hat 7mm im Durchmesser, steht in einem Kühlrohr, ist
                              									oben und unten ausgezogen, besitzt oben die Absperrhähne G und E und steht unten einerseits mit einem
                              									ebenfalls von einem Kühlrohr umgebenen, aber offenen Cylinder B, andererseits durch einen Kautschukschlauch mit dem
                              									in der Höhenlage verstellbaren Quecksilberbehälter C in
                              									Verbindung. Im oberen Theile von A sind 2 Platindrähte
                              									zum Durchschlagen des elektrischen Funkens eingeschmolzen. Der linke Strang des
                              									oberen Theiles der ausgezogenen Röhre A ist umgebogen
                              									und taucht mit seinem zu einem Cylinder erweiterten Rohre D in ein Gefäſs mit Kalilauge. Um den Stand der Flüssigkeiten in den
                              									Röhren A und B ablesen zu
                              									können, befindet sich am Ständer eine Wasserwage und ein Kathetometer F.
                           Es wird nun das Rohr A und B durch Oeffnen von Hahn E und Heben von C mit Quecksilber gefüllt; sodann wird durch Senken von
                              										C eine gewisse Menge des zu analysirenden Gases
                              									angesaugt, E geschlossen und C so lange gehoben, bis A und B gleichen Stand haben. Durch Heben von C und Oeffnen von Hahn Q
                              									drängt man das Gas nach dem Gefäſs D, wo die
                              									Kohlensäure von der Kalilauge absorbirt wird. Das Gas wird hierauf wieder nach A zurückgesaugt. Hiernach saugt man durch den rechten
                              									Rohrstrang Sauerstoff an, mischt die Gase durch mehrmaliges Uebertretenlassen nach
                              										D, läſst den elektrischen Funken durchschlagen und
                              									bestimmt die gebildete Kohlensäure in bekannter Weise (vgl. 1880 237 * 387).
                           Bei dem Puddelofen, System Lukens
                              										(Revue industrielle, 1880 S. 165), welcher in den
                              									Werken von Schuykill in Pennsylvanien seit einem Jahre
                              									in Betrieb steht, tritt Unter wind direct unter den Rost oder durch die Oeffnung N (Fig. 9 und
                              										10 Taf. 14), kühlt die Sohle M und strömt
                              									theilweise, wie beim gewöhnlichen Puddelofen durch den Rost J, theilweise tritt er durch die im Gemäuer befindlichen Kanäle h in den Raum P, um von
                              									hier vorgewärmt, durch die Düsen i mit den Feuergasen
                              									zusammenzutreffen und eine kräftige Stichflamme zu erzeugen. Neben dem Vortheil der
                              									Schonung des Gemäuers sollen diese Oefen in oben erwähntem Werke eine
                              									Brennmaterialersparniſs von 20 bis 40 Proc. aufweisen.
                           R S. Ripley in New-Inn, England (* D. R. P. Nr. 6420 vom
                                 									21. Januar 1879) beschreibt einen Puddelofen mit Gasfeuerung, dessen Einrichtung im
                              									Wesentlichen aus zwei über dem Herdgewölbe angebrachten Regeneratoren besteht mit
                              									Gaskanälen, durch welche die abgehenden Feuergase streichen, diese erhitzen und
                              									dadurch eine Vorwärmung der Luft bezieh. der Gase, welche die Kanäle umspülen,
                              									bewirken. An den
                              									äuſsersten Enden der beiden neben einander liegenden Herde eines Doppelpuddelofens
                              									sind die Gasbrenner angebracht, deren Düsen senkrecht nach dem Innern des Ofens
                              									gerichtet sind; durch diese wird Gas und Luft eingeführt und in den beiden Herden
                              									unter Erzeugung einer starken Stichflamme verbrannt.
                           Bei dem in Fig. 11 und
                              										12 Taf. 14 dargestellten mechanischen Puddelofen von Ed. Daelen in Düsseldorf (* D. R. P. Nr. 4686 vom 4.
                                 									August 1878) hat der eigentliche Herd k nach einer
                              									Cylinderoberfläche gekrümmte Wandungen, läuft mit den halbkreisförmigen Flanschen
                              										e auf Führungsrollen f
                              									und wird durch Zahnradgetriebe D innerhalb des
                              									entsprechend geformten Gewölbes r mittels des Armes h in Bewegung gesetzt. Feuerbrücke n, Fuchs q, Sohle und
                              									Wände des Herdes k werden gekühlt, und zwar befindet
                              									sich das Wasserzufluſs- und Abfluſsrohr bei n bezieh.
                              										q im Centrum des von dem Kreuzkopf der Zahnstange
                              										i beschriebenen Kreises, so daſs eine fortwährende
                              									Verbindung des Herdes mit dem Wasserbehälter möglich ist. Um dem Herde verschiedene
                              									Winkelgeschwindigkeiten ertheilen zu können, wird der Bewegungsmechanismus durch
                              									eine Stufenscheibe getrieben. Das Umsetzen des die hin- und hergehende Bewegung der
                              									Zahnstange bewirkenden Steuerhebels erfolgt selbstthätig durch zwei Mitnehmer,
                              									welche an einer besonderen Hilfszahnstange angebracht sind und ein Aus- und
                              									Einkuppeln der beiden betreffenden Räder bewerkstelligen. Je nach der Stellung der
                              									Mitnehmer hat man es in der Hand, dem Herd eine Neigung von 0 bis 25° zu geben.
                           Die Gase der Rostfeuerung A mit Unterwind treten über
                              									den Fuchs und fallen durch zwei an den beiden Seiten desselben gelegene Oeffnungen
                              									in den Rauchkanal c, um von hier aus zur Esse geleitet
                              									zu werden. Die Eintrageöffnungen s und t befinden sich an zwei Seiten des Ofens, die
                              									Austrageöffnung dagegen an der der Feuerung gegenüber liegenden Seite. Da nämlich
                              									durch die schwingende Bewegung des quadratischen Herdes beim Zusammenschweiſsen der
                              									Eisenkörner eine walzenförmige Luppe C (Fig. 11)
                              									erhalten wird und ein Verarbeiten derselben in dieser Gestalt unthunlich ist, so
                              									wird dieselbe durch eben erwähnte Oeffnung geschoben und je nach Bedarf durch eine
                              									hydraulische Schere E in beliebig groſse Stücke, wie
                              									sie zum Zangen passend sind, geschnitten.
                           M. D. Henvaux Vater und Leon Henvaux in Lüttich (* D. R.
                                 									P. Nr. 7123 vom 12. November 1878) lassen den Herd eines Puddelofens um seine
                              									Längsachse oscilliren, indem sie an der Drehachse einen langen Hebelarm mit
                              									Zahnbogen anbringen. Letzterer undnnd damit der Ofen wird von einem Arbeiter mittels eines Kurbelgetriebes in
                              									Bewegung gesetzt.
                           
                           Um die Drehung rotirender Puddelöfen je nach Bedarf verlangsamen
                              									bezieh. beschleunigen zu können, construirten S.
                                    										Godfrey und R. Howson in Middlesbrough (* D.
                                 									R. P. Nr. 5345 vom 23. October 1877) einen Apparat, bei welchem die durch eine
                              									dreicylindrige Dampfmaschine in Bewegung gesetzte Welle ihre Umdrehung entweder
                              									direct durch Stirnräder, oder durch Schnecke, Schneckenrad und Kegelräder auf eine
                              									mit einem Getriebe versehene Welle überträgt. Dieses Getriebe steht mit dem am Herd
                              									angebrachten Zahnkranz in Eingriff.
                           Otto Klatte in Luxemburg (* D. R. P. Nr. 8078 vom 21.
                                 									März 1879) will die Materialien im Puddelherde selbst vorwärmen. Er gieſst in Folge
                              									dessen die Masseln vom Hochofen in besondere Formen von rechteckiger Gestalt, mit
                              									einem conischen Loche in der Mitte. Diese Masseln werden an einer durch das Gewölbe
                              									des Herdes gehenden Kette aufgehängt. Nach 10 Minuten soll schon eine Schmelzung
                              									eintreten.
                           Edm. Weber in Siegburg (* D. R. P. Nr. 5923 vom 7.
                                 									Januar 1879) sucht durch die abgehende Hitze der Schweiſsöfen die Pakete in der
                              									Weise vorzuwärmen, daſs er den Fuchs seitwärts der Achsenrichtung des Ofens legt und
                              									die Ofensohle über den Fuchs hinaus verlängert; es wird dadurch ein sowohl vom Herd,
                              									als vom Fuchs abzuschlieſsender Raum geschaffen, der die Pakete auf einem kleinen
                              									Wagen aufzunehmen vermag, um sie nach Maſsgabe der abgehenden Pakete allmählich der
                              									Feuerbrücke näher rücken zu können. Um die Kohlen vorzuwärmen, ist an der Kopfseite
                              									des Ofens ein Fülltrichter angebracht, von wo aus die Kohlen durch Schüröffnungen
                              									auf den Rost gelangen. Abgesehen von der dadurch bewirkten directen Berührung mit
                              									dem heiſsen Ofengemäuer, soll eine Erwärmung der Kohlen noch dadurch eintreten, daſs
                              									das Innere der luftgekühlten Herd wände durch Röhren mit jenem Fülltrichter in
                              									Verbindung steht.
                           Gieſsen des Stahles unter Druck, Die verchiedensten
                              									Vorschläge und Versuche sind gemacht worden, um die Blasenbildungen beim Gieſsen der
                              									weichen Stahlsorten zu vermeiden; es scheint jedoch, als ob noch kein einziger einen
                              									durchschlagenden Erfolg gehabt hätte.
                           D. K. Tchernoff (vgl. Revue
                                 										universelle des Mines, 1880 Bd. 7 S. 129) schlägt vor, den Stahl möglichst
                              									heiſs zu gieſsen, oder ihm vor dem Gieſsen Silicium in Gestalt von an Silicium
                              									reichem Ferromangan zuzusetzen; dabei wird das bei der Berührung mit der Luft sich
                              									bildende Kohlenoxyd reducirt und eine leichtflüssige nach oben steigende Schlacke
                              									durch die Verbindung von Kieselsäure mit den Mangan- und Eisenoxyden erzeugt. Das
                              									Verhältniſs des zuzusetzenden Siliciums zu dem vorhandenen Mangan muſs gleich den
                              									beiderseitigen Moieculargewichten sein, d. i. wie 3 : 4,5 sich verhalten, so daſs im
                              									fertigen Stahl noch 0,2
                              									bis 0,3 Proc. Silicium vorhanden sind. Hierbei genügt es, einen verlorenen Kopf
                              									aufzusetzen, um dichte Güsse zu erhalten, wie dies z.B. in Terre-noire ausgeführt
                              									wird.
                           Als ein weiteres Mittel Stahlgüsse zu dichten, schlägt Tchernoff vor, die eisernen Guſsformen (Coquillen) während des Guſses in
                              									eine schnelle Umdrehung um ihre Achse, unter häufiger plötzlicher Umkehrung der
                              									Drehungsrichtung, zu versetzen. Es soll dadurch einestheils einer Krystallbildung,
                              									welche beim ruhigen Erkalten eintritt, vorgebeugt und damit eine Wiederauflösung der
                              									gebildeten Kohlenoxydblasen in der noch weichen Stahlmasse befördert werden. Um
                              									letztere möglichst lange flüssig zu erhalten, werden die Guſsformen innen mit
                              									schlechten Wärmeleitern ausgekleidet.
                           Whitworth setzt die nach seiner Methode gegossenen
                              									Stahlblöcke unter hydraulischen Druck (vgl. 1877 225 * 423). Der in seiner Fabrik
                              									verwendete Apparat hat nach dem Engineer, 1880 Bd. 50
                              									S. 113 einen hydraulischen Kolben von 1m,25
                              									Durchmesser, kann einem Druck von 650at ausgesetzt
                              									werden und einen Druck von 10000t auf den
                              									Preſskolben übertragen. Der Druck muſs so lange anhalten, bis der ganze Stahlblock
                              									erstarrt ist, damit einerseits die während des Flüssigseins sich noch bildenden Gase
                              									sofort wieder gelöst werden können, andererseits aber der Druck dem durch die
                              									Erkaltung sich zusammenziehenden Metall folgen kann. Whitworth'sche Stahlblöcke von 0m,32
                              									Durchmesser und 0m,90 Höhe zeigen keine Blasen.
                              									Jedoch ist dieses Verdichtungsverfahren so kostspielig, daſs es sich nur auf jenes
                              									Werk beschränkt hat.
                           Im Iron, 1880 Bd. 16 S. 116 und Engineer, 1880 Bd. 50 S. 99 wird ein Verfahren beschrieben, bei welchem
                              									die Stahlblöcke durch Anwendung hochgespannter Dämpfe verdichtet werden (vgl. H. R. Jones 1879 234 * 457). Dasselbe ist in den Barrow Haematite Steel Works und bei Bolkow, Vaughan und Comp. eingeführt und wurde den
                              									Werken von Edgar Thompson in Pittsburg entnommen. In
                              									letzteren strömt hochgepreſster Dampf von einem Kessel in einen neben dem Krahn
                              									stehenden Behälter, welcher mit einer Reihe von Hähnen entsprechend der Anzahl der
                              									Guſsformen versehen ist; letztere und die Hähne sind durch starke Kautschukröhren
                              									mit einander verbunden. Das Metall flieſst von der Gieſspfanne in einen kleinen
                              									losen Trichter, welcher auf einem conischen Sitz auf der oberen Fläche der Guſsform
                              									ruht und dazu dient, dieselbe zur Aufnahme des Deckels vor Guſsansätzen zu bewahren.
                              									Sobald der Guſs beendigt, wird der Trichter entfernt, ein mit der Dampfröhre schon
                              									verbundener Deckel aufgesetzt und mit Schlieſskeil befestigt. Der Dampfhahn bleibt
                              									so lange geöffnet, bis der Stahl sich vollständig gesetzt hat. Dadurch können die
                              									Stahlblöcke viel kürzer hergestellt werden, bis zu 38 bis 63mm auf 1,5 bis 1m,8 Länge.
                           
                           In Barrow stehen die Guſsformen in einer Reihe in einer Grube, an welcher die
                              									fahrbare Gieſspfanne entlang läuft. Jede Form hat einen dampfdichten Deckel mit
                              									einer schmiedeisernen Dampfzuleitungsröhre und Abschluſshahn. Die Verbindung
                              									derselben mit dem Hauptdampfrohr geschieht durch Stopfbüchsen.
                           Der Dampfkessel hat 1m,07
                              									Durchmesser, 2m,74 Höhe und geht auf etwa 14at, welcher Druck bei Anwendung von Perkins'schen
                              									Kesseln bis auf 130at gesteigert werden kann.
                              									Statt des Dampfes kann man auch gepreſste Luft verwenden, welche einer eben so hohen
                              									Spannung ausgesetzt werden kann, wie die verschiedenen Pläne der
                              									Straſsenbahnlocomotiven und die Torpedoversuche in Woolwich gezeigt haben.
                           Nach einer weiteren Notiz im Engineer, 1880 Bd. 50 S.
                              									123 ist dagegen die Dichtung zwischen Form und Deckel eine so mangelhafte, daſs
                              									nicht mehr als 5 bis 5at,5 in der Guſsform zur
                              									Wirkung kamen, während 13at,5 im Kessel vorhanden
                              									waren. Es wird Asbest oder Kupferringe als Dichtungsmaterial zwischen Deckel und
                              									Form vorgeschlagen.
                           Ein weiteres Mittel, um Druck zu erzeugen, besteht in der Einbringung einer durch
                              									Versuche zu bestimmenden Menge von irgend einem in der Hitze Gas erzeugenden Salze
                              									oder Wasser nach dem Guſs des Blockes und sofortigen Verschluſs der Form durch einen
                              									Deckel. (Um Explosionen zu vermeiden, sollen an den Deckeln Sicherheitsventile
                              									angebracht werden.) Ein solches Salz ist z.B. salpetersaures Natron, welches behufs
                              									langsamer Gasabgabe mit Thon gemengt werden kann. Kohle würde dieselben Dienste
                              									thun. Es würden z.B. bei der Temperatur des geschmolzenen Stahles die erzeugten Gase
                              									1500mal den Raum der Kohle einnehmen, demnach 16cc
                              									Kohle genügen, um einen Druck von etwa 20at zu
                              									erzeugen.
                           Ein anderer Vorschlag ist, nach dem Guſs des Blockes der Guſsform eine plötzliche
                              									Bewegung zu ertheilen, sie z.B. von einer Höhe von etwa 10 bis 15cm herunterfallen zu lassen, um hierdurch eine
                              									plötzliche Gasabgabe vor der Erstarrung zu bewirken.
                           Wie groſs die Gasmengen in den Blasenräumen von nicht
                              									verdichtetem Stahl sind, beweist die Thatsache, daſs, nachdem W. Richards (vgl. Engineer
                              									1880 Bd. 50 S. 100) in einen solchen Block unter Wasser ein Loch von 57mm Durchmesser und 108mm Tiefe bohrte, er nicht weniger als 294cc Gas sammelte, welches eine Zusammensetzung von 78,6 Proc. Wasserstoff,
                              									20,4 Stickstoff, 0,2 Kohlensäure, 0,8 Kohlenoxyd zeigte. – C. W. Siemens glaubt, entweder vermindert der Druck das Volumen des Gases,
                              									oder es wird durch denselben in seine frühere Verbindung mit dem Metall
                              									zurückgeführt, gerade wie die Kohlensäure des Sodawassers aufhört, sich zu
                              									entwickeln, wenn der Pfropfen in die Flasche getrieben wird.
                           
                           Um die Blöcke bei der Fluſs- und Schweiſsstahlerzeugung in
                              									derselben Hitze nach dem Guſse sofort schmieden und walzen zu können, legen B. E. Cammell in Sheffield und J. Duffield in Dronfield, England (* D. R. P. Nr. 2186 vom 7. December
                                 									1877) dieselben nach der Entfernung aus der Guſsform in eiserne Kästen, deren
                              									Wandungen mit Chamotte bekleidet und die mit gepulverter Holzkohle gefüllt sind. Es
                              									findet dadurch eine gleichmäſsige Vertheilung der Wärme durch die ganze Masse des
                              
                              									Guſsblockes statt, indem der noch flüssige Kern seine Wärme an die am Umfange
                              									befindlichen schon mehr erkalteten Schichten abgibt. Die betreffenden Kästen können
                              									entweder fest, oder fahrbar sein.
                           Die Société Française des Aciers in
                              									Paris (* D. R. P. Nr. 7911 vom 14. Mai 1879) lieſs sich einen höchst complicirten
                              									Apparat zur Cement- und Guſsstahlerzeugung patentiren. Das auf irgend eine Weise
                              
                              									erzeugte Kohlenoxydgas und die gepreſste Luft bespülen, nachdem sie in Kanälen
                              									vorgewärmt worden sind, die Decke bezieh. den Boden eines Herdofens, vereinigen sich
                              									an einem Ende und werden hier entzündet. Sie verbrennen im Schmelzherd und werden
                              									die von hier abgehenden Gase zur Heizung der Cementirkästen und der darüber
                              									stehenden Vorbereitungskästen verwendet, um endlich eine eiserne Retorte zur
                              									Darstellung von Stickstoff zu erwärmen und von hier zur Esse zu gehen. Die
                              									Vorbereitungskästen dienen zum Reinigen des Rohmaterials, des Bessemereisens, indem
                              									dasselbe in Form von Stangen auf eine Schicht von Kalksteinstücken mit 2 bis 3 Proc.
                              									Steinkohlengrus gelegt wird. Unter Einleitung von Kohlenwasserstoffgas soll sich bei
                              									einer Temperatur von 550 bis 600° freier Kohlenstoff und Wasserstoff bilden.
                              									Letzterer soll sich mit den im Eisen befindlichen Metalloiden verbinden und
                              									dieselben als Gase fortführen. Diese Operation dauert 8 Stunden.
                           Das hiernach gereinigte Bessemereisen wird nun in die Cementirkästen gebracht und
                              									hier während 10 bis 12 Stunden dem Einflüsse einer Mischung von 4 Th. verkohltem
                              									Torf, 1 Th. fetter kleiner Steinkohle mit 2 Proc. Kalkstein unterworfen. Je nach der
                              									Härte des Stahles verwendet man obige Mischung zur Darstellung weichen Stahles, den
                              									Zusatz von 1 Th. dünner Steinkohle für härteren Stahl, ⅓ Theil dünner Steinkohle für
                              									ganz harten Stahl mit muscheligem Bruch. Die Cementirung geschieht in einer
                              									Atmosphäre von Stickstoff und Wasserstoff, welche hergestellt werden soll durch
                              									Einwirkung erwärmter feuchter Luft auf Eisen- und Kupferspäne in der oben erwähnten
                              									Retorte. Die auf diese Weise erzeugten Cementstahlstäbe werden in dem Herdofen
                              									verschmolzen und in Formen gegossen.
                           Directe Eisenerzeugung. Von J.
                                    										M. Hamilton in St. Louis (* D. R. P. Nr. 2125 vom 9. December 1877) wird
                              									eine Einrichtung und das hierzu gehörige Verfahren beschrieben, um in der
                              									Bessemerbirne Eisen nach dem directen Processe aus Erzen herzustellen. Zu dem Zwecke kann man der Birne
                              									entweder eine Mischung von Kohlenoxydgas und Luft, ersteres allein, oder letztere
                              									allein zuführen und dadurch eine schmelzende, reducirende oder oxydirende Wirkung
                              									erzielen. Zur Ausführung des directen Processes bringt man auf den Boden der Birne
                              									eine dünne Brennmaterialschicht und hierüber eine Lage Erz. Letzteres wird durch
                              									Einleiten eines Kohlenoxyd- und Luftstromes geschmolzen und hiernach durch Einführen
                              									von Kohlenoxyd reducirt. Nach dem Abgieſsen der Schlacke wird das Metall auf den
                              									gewünschten Kohlungsgrad gebracht. Auf gleiche Weise kann man Stahlabfälle und
                              									Roheisen vorerst schmelzen und dann beliebig kohlen oder entkohlen.
                           Nach Holley (vgl. Zeitschrift des berg- und hüttenmännischen Vereines für
                                 										Steiermark, 1880 S. 140) ist die directe Eisenerzeugung nach Siemens, d. i. die Verarbeitung von Erz mit Kohle in
                              									einem Siemens'schen Rotator (vgl. 1880 235 * 369), zur Herstellung von Schmiedeisen
                              									weniggeeignet, weil bei der vollständigen Entfernung der Schlacke die Hälfte des
                              									reducirten Eisens wieder verbrennt. Wohl ist sie dagegen ein ausgezeichnetes Mittel,
                              									um ein Material zur Ausführung des Herd-Processes zu gewinnen, wenn es sich darum
                              									handelt, ausgezeichnete Stahlsorten aus schlechten Erzen zu gewinnen. Schlägt man
                              									die nach Siemens'scher Methode gewonnenen Luppen beim Herdproceſs zu, so schmilzt
                              									das Eisen und trennt sich von der Schlacke nach Maſsgabe der specifischen Gewichte.
                              									Nach dieser Methode sind in Landore vorzügliche Stahlsorten aus Erzen mit 2 Proc.
                              									Phosphor gewonnen worden. Die Schlacke, welche beim Proceſs fällt, enthält bis zu 6
                              									Proc. Phosphorsäure und 1 bis 2 Proc. Schwefel, während die aus den Luppen
                              									gehämmerten Stangen 0,08 bis 0,019 Proc. Phosphor enthalten. Auf der Tyrone-Hütte in
                              									Pennsylvanien hat der Drehofen eine Länge und einen Durchmesser von 3m,35. Die Versuchsresultate eines einwöchentlichen
                              									Betriebes mit an Silicium sehr reichen Erzen bei 50 Proc. Eisengehalt waren
                              									folgende:
                           
                              
                                 ReduktionskohleKalksteinSchlacke, Walzsinter
                                 300 bis 350k125400
                                 = 80 bis 85 Proc.
                                    											des Eisen-gehaltes der Erze.
                                 
                              
                                 Gewonnene Luppen
                                 800 bis 850
                                 
                                 
                              
                           In der Woche wurden 19 Beschickungen mit einer Production von
                              										14t Luppen gemacht. Die Gestehungskosten sind
                              									etwa 25 Dollars für 1t. Eine Anlage von 4 Drehöfen
                              									mit Maschinen und Hilfsapparaten einschlieſslich Gebäuden kostet 40000 Dollars, bei
                              									einer Production von wöchentlich 125t. Noch
                              									bessere Resultate sind zu erwarten, wenn die Erze geröstet und noch glühend in den
                              									Drehofen gebracht werden.
                           Prof. v. Ehrenwerth befürwortet in gleicher Weise in der
                              										Zeitschrift des berg- und hüttenmännischen
                                 										Vereines, 1880 S. 297 die Verwendung der Ellershausen'schen Erzluppen bei der
                              									Fluſsstahlerzeugung. Bekanntlich bestehen dieselben aus einem innigen Gemenge von
                              									Roheisen und Erz, welche durch Erhitzen und nachherige Bearbeitung in der Weise auf
                              									einander wirken sollen, daſs einerseits das Roheisen gefrischt, andererseits ein
                              									Theil des Erzes reducirt wird. Die Materialkosten des Martinprocesses, die
                              									Verhältnisse in Vordernberg als Beispiel genommen, würden sein: beim gewöhnlichen
                              									Betrieb 146,96 M., beim Betrieb mit Erzluppen 124,24 M. für 1t fertigen Materials.
                           Welch groſsen Vortheil das Tempern von weichen
                              									Bessemerstahlplatten hat, welche für Dampfkessel bestimmt sind, mögen folgende in
                              									der Chemical News, 1880 Bd. 41 S. 178 veröffentlichte
                              									Daten beweisen: Die 6 Proben waren quer zur Walzrichtung den Platten entnommen.
                              									Letztere wurden aus Blöcken hergestellt, welche vor dem Walzen vorgeschmiedet waren.
                              									Sie hatten folgende chemische Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlenstoff
                                 0,155 Proc.
                                 
                              
                                 Mangan
                                 0,450
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 0,020
                                 
                              
                                 Phosphor
                                 0,010
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,025
                                 
                              
                           Die Proben hatten ungetempert
                              									eine durchschnittliche Bruchfestigkeit von 45k,3
                              									für 1qmm und zeigten eine Verlängerung von 21,45
                              									Proc; getempert fiel die Festigkeit auf 38k,74 für 1qmm
                              									jedoch stieg die Verlängerung auf 30,8 Proc.
                           Versuche, welche Jul. Kollmann (Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des
                                 										Gewerbefleiſses, 1880 S. 92) über die Festigkeit des erhitzten Eisens
                              									machte, ergaben, daſs die Bruchfestigkeit:
                           
                              
                                 
                                 bei 20°
                                 bei 1080°
                                 
                              
                                 von weichem sehnigem Schmiedeisen
                                 37,51k
                                    1,20k
                                 
                              
                                   „   Feinkorneisen
                                 40
                                 2,3
                                 
                              
                                   „   Bessemerfluſseisen
                                 58,91
                                 3,6
                                 
                              
                           betrug. Die nachstehenden Diagramme zeigen die Uebergänge des
                              									Bruchmoduls für Zug bei den zwischenliegenden Temperaturen. Die Elasticitätsgrenze
                              									bei sehnigem Eisen wurde gefunden:
                           
                              
                                 zu
                                 3,2k
                                 für
                                 1qmm
                                 bei
                                 750°
                                 
                              
                                 
                                 2,0
                                 „
                                 „
                                 „
                                 800°
                                 
                              
                                 
                                 1,5
                                 „
                                 „
                                 „
                                 850°.
                                 
                              
                           Weiches Schweiſseisen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 239, S. 141
                              Abscissenachse; Ordinatenachse; k
                                 										auf qmm; mm; Schmelzpunkt
                              
                           
                           Mittelweiches Bessemerfluſseisen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 239, S. 142
                              Abscissenachse; Ordinatenachse; k
                                 										auf qmm; mm; Schmelzpunkt
                              
                           Mittelweiches Feinkorneisen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 239, S. 142
                              Abscissenachse; Ordinatenachse; k
                                 										auf qmm; mm; Schmelzpunkt
                              
                           Zur directen Bestimmung der auftretenden Verlängerungen bediente sich Kollmann eines Apparates in Gestalt einer Zange, deren
                              									kürzere Schenkel mit Gabeln versehen sind, welche mittels Druckschrauben auf dem
                              									Probestabe befestigt werden; der eine der 10mal längeren Schenkel trägt dagegen
                              									einen Gradbogen, an welchem man die eintretenden Dehnungen sofort ablesen kann.
                           Bei den Versuchen über den Druck der Walzen beim Walzen von Eisenstäben in
                              									Temperaturen von 1325° fand sich, daſs derselbe bei weitem nicht so hoch ist, als
                              									gewöhnlich in der Praxis angenommen wird.
                           In Bezug auf Bessemerschienenblöcke zieht Kollmann das
                              									Vorschmieden dem Vorwalzen vor, da durch das Schmieden „gewissermaſsen ein Löthen
                                 										der metallischen Flächen der Blasen“ stattfindet, ein stärkeres Verdichten
                              									des Materials und damit eine Zunahme des specifischen Gewichtes im Gegensatz zur
                              									Walzarbeit vor sich geht.
                           Kollmann zeigt endlich durch Aetzproben, daſs das
                              									Spitzbogenkaliber der Vorwalzen zu Gunsten des Flachkalibers zu verwerfen sei;
                              									erstere strecken das Material an den einzelnen Stellen ganz verschieden und
                              									zerreiſsen die Fasern in der Längsrichtung.
                           
                              
                                 St.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
