| Titel: | Ueber die Bestimmung der Durchlässigkeit des Bodens. | 
| Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 189 | 
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                        Ueber die Bestimmung der Durchlässigkeit des
                           								Bodens.
                        Mit einer Abbildung auf Tafel 21.
                        Seelheim, über Bestimmung der Durchlässigkeit des
                           								Bodens.
                        
                     
                        
                           Da die bisherigen Untersuchungen über die Durchlässigkeit des Sandes und der
                              									Bodenproben von DarcyH. Darcy: Les fontaines publiques de la ville de
                                       												Lyon. Paris 1856., HagenHandbuch der Wasserbaukunde. Berlin
                                    										1869. und HartingVerslagen en Mededeelingen der kon. Akad. van
                                       												Wetensch. Afd. Natuurk., Serie 2 Bd. 13. unvollständig
                              									und theilweise widersprechend sind, so hat F.
                                    										SeelheimZeitschrift für analytische Chemie, 1880 S. 387
                                       											bis 418. umfassende Versuche darüber angestellt, denen wir
                              									folgende Angaben entnehmen.
                           Der verwendete Sand wurde mit Salzsäure ausgezogen und mit Kaliumbisulfat
                              									geschmolzen, um Kalk und anhaftenden Thon zu entfernen, der Thon mit Säuren und
                              									Alkalien ausgezogen, um ihn von den Beimengungen zu reinigen, die Kreide zuvor mit
                              									Kalilauge behandelt.
                           Die 4cm weite und 1m,5 lange Druckröhre A des verwendeten
                              									Apparates (Fig. 2 Taf.
                              									21) konnte durch Aufsetzen einer Verlängerung auf eine Gesammthöhe von 2m,5 gebracht werden. Der in die Druckröhre
                              									mündende Arm des Hebers h trug unten ein Wattefilter,
                              									um das bereits durch Papier filtrirte Regenwasser, welches mittels der
                              									Mariotte'schen Flasche r in dem Becherglase w auf gleicher Höhe erhalten wurde, von den letzten
                              									Unreinigkeiten zu befreien. Der dritte Arm a diente zum
                              									Ansaugen des Hebers und zum Entweichen der etwa in demselben aufsteigenden
                              									Luftblasen. Die Anwendung der unter der Druckröhre angebrachten U-förmigen Sandröhre
                              									hat den Vortheil, daſs man die Druckhöhe genau messen kann und somit den Druck,
                              									welchen das zwischen den Sandkörnern befindliche Wasser ausübt, ausschlieſst.
                           Die Sandröhre wurde erst leer, dann mit Wasser gefüllt gewogen, der Sand zur
                              									Austreibung der Luft mit Wasser gekocht und dann in die ganz mit Wasser gefüllte
                              									Röhre eingeschöpft, bis sich auch nach längerem Aufklopfen nichts mehr hineinbringen
                              									lieſs, worauf die Röhre nochmals mit Wasser gewogen wurde. Dabei zeigte sich die
                              									unerwartete Erscheinung, daſs sowohl bei Anwendung von Seesand, Heidesand oder Sand
                              									aus dem Leckflusse die gefüllte Röhre immer das gleiche Gewicht hatte, welche
                              									Sandsorte und von welcher Korngröſse sie auch genommen wurde. Nicht allein das
                              									Gewicht der mit Sand und Wasser gefüllten Röhre war immer dasselbe, sondern auch das
                              									Gewicht des Sandes, so daſs demnach auch das Gewicht des Wassers in den
                              									Zwischenräumen bei allen reinen Sandsorten gleich war, sich somit bei der groſsen
                              									Zahl der Körner die Ungleichheiten der Form so ergänzten, daſs das Verhältniſs bei
                              									den einzelnen Sandproben gleich wurde. Die geladene Sandröhre wurde mit dem einen
                              									Schenkel an der
                              									Druckröhre befestigt, die Oeffnung des Schenkels aber nicht bedeckt, da das Wasser
                              									so langsam eindrang, daſs es den Sand nicht aufrührte. Um zu verhindern, daſs der
                              									Sand auf der anderen Seite der Röhre herausgetrieben wurde, war hier mittels
                              									Kautschukstopfen der Kupfercylinder c aufgesetzt von
                              										5cm Höhe und einem 3mal so groſsen
                              									Durchmesser, als derjenige der Sandröhre ist, damit das eingelöthete Metallsieb zwar
                              									die Sandkörner zurückhielt, nicht aber den Durchfluſs des Wassers verzögerte. Auf
                              									der anderen Seite des Metallsiebes mündete die nur mit Wasser gefüllte Röhre u, welche in einen mit Wasser gefüllten Trichter i mit eingesenktem Thermometer t derart mündete, daſs die vier Oeffnungen der beiden Röhren in gleicher
                              									Höhe lagen. Am unteren Theile des Trichters war eine dritte U-Röhre angeschmolzen,
                              									welche mit einem seitlichen Abfluſsrohre versehen wurde, während der freie Arm
                              									dieser Röhre offen blieb. Das Abfluſsrohr n befand sich
                              									in derselben Höhe wie die Oeffnungen der beiden U-Röhren und berührte die Wand eines
                              									in halbe Cubikcentimeter (0cc,5) getheilten
                              									Meſscylinders.
                           Zur Prüfung der Frage, ob die vom Sande durchgelassene Wassermenge unter denselben
                              									Bedingungen gleich ist, wurde eine Röhre von 50cm
                              									Länge und 1cm,5 Weite in angegebener Weise mit
                              									Sand gleicher Korngröſse gefüllt und an der Druckröhre befestigt. Die in gleichen
                              									Zeiten durchgeflossenen Wassermengen waren während des mehrere Wochen fortgesetzten
                              									Versuches bei gleicher Temperatur und gleichem Drucke immer dieselben.
                           Bei der Prüfung, wie die Durchlässigkeit von der Höhe der drückenden Wassersäule
                              									abhängt, ergab eine U-förmige Sandröhre folgende Resultate:
                           
                              
                                 Druck
                                 Zeitdes Durchflusses
                                 Temperaturdes Wassers
                                 Mittel der aus-geflossenen Wassermenge
                                 
                              
                                   1,5m
                                 15 Min.
                                  8°
                                 41cc
                                 
                              
                                 1,0
                                 „
                                   7,9
                                  27,5
                                 
                              
                                 0,5
                                 „
                                 8
                                  13,7
                                 
                              
                           Die Ausfluſsmengen verhalten sich also wie die Druckhöhen, oder
                              										Q=(K)\,h, worin Q die
                              									Wassermenge, K eine noch unbekannte Constante und h die Druckhöhe bezeichnet. Wenn man statt einer
                              									U-förmigen eine gerade senkrechte Röhre anwendet, so muſs man auch den Druck des
                              									Wassers in der Sandsäule in Betracht ziehen und Hagen
                              									hat gefunden, daſs die Vermehrung des Druckes, welche daraus entsteht, gleich ist
                              									der Höhe dieser Säule weniger der Höhe, bis zu welcher das Wasser in dem Sande
                              									vermöge der Capillarität aufsteigt.
                           Da der Sand Luft enthält, welche das Aufsteigen des Wassers stört, so wurde die
                              									Capillarität auf folgende Weise bestimmt. Drei unten mit einem Siebe versehene
                              									Glasröhren wurden auf obige Weise mit drei Sandsorten verschiedener Korngröſsen
                              									gefüllt und mit dem unteren Ende in Wasser getaucht. Der Punkt, auf welcher Höhe das
                              										Wasser in den Röhren
                              									stehen blieb, war leicht zu beobachten, da der Theil der Röhren, aus dem das Wasser
                              									ausgeflossen war, durch totale Reflexion zum Theil metallglänzend wird. Die Höhen in
                              									den drei Röhren betrugen 10, 15 und 30cm. In
                              									Capillarröhren verhalten sich die Höhen des Wassers wie die Durchmesser der Röhren,
                              									so daſs dieselbe Beziehung stattfinden muſs, wenn sich die Zwischenräume des Sandes
                              									wie Capillarröhren verhalten. Nun ist aber das Gewicht eines Sandkornes bei Nr. 1 =
                              										0mg,4288, Nr. 2 = 0mg,1525 und bei Nr. 3 = 0mg,01646, somit das Verhältniſs der Cubikwurzeln
                              									dieser Zahlen, also auch der Durchmesser: Nr. 1 = 16,24, Nr. 2 = 11,55 und Nr. 3 =
                              									5,48. Vergleicht man hiermit die Steighöhen, so ergibt sich für:
                           
                              
                                 
                                 Nr. 1 : 2
                                 Nr. 2 : 3
                                 Nr. 1 : 3
                                 
                              
                                 Steighöhen
                                 1 : 1,5
                                 1,5 : 3
                                 1 : 3
                                 
                              
                                 Durchmesser des Kornes
                                 1,5 : 1,06
                                 3 : 1,42
                                 3 : 1,01.
                                 
                              
                           Die Steighöhen verhalten sich also umgekehrt wie die mittleren
                              									Durchmesser der Zwischenräume des Sandes, in Uebereinstimmung mit dem Gesetz der
                              									capillaren Röhren. Die in Folge der Capillarität im Sande zurückgehaltenen
                              									Wassersäulen können keinen Druck ausüben und müssen daher vom Gesammtdruck abgezogen
                              									werden, wenn die Angaben Hagen's richtig sind. Es
                              									wurden nun zwei gerade Röhren, unten mit einem Siebe von gröſserem Durchmesser
                              									versehen, wie oben mit gleich hohen Sandschichten geladen und unter verschiedenem
                              									Drucke der Durchströmung unterworfen:
                           
                              
                                 Sandsaule
                                 Druckhöhe vomoberen Ende derSandsäule
                                    											gerechn.
                                 Zeit
                                 Temperatur
                                 Ausfluſs
                                 
                              
                                 50cm
                                  150cm
                                 10 Min.
                                 15,8°
                                 22,5cc
                                 
                              
                                 
                                 50
                                 „
                                 „
                                  11,25.
                                 
                              
                           Die Ausfluſsmengen verhalten sich demnach wie die Druckhöhen,
                              									wenn man die ganze Höhe der Sandsäule dem Drucke zuzählt, so daſs die Capillarität
                              									nicht in Betracht kommt. Für senkrechte Röhren geht also obiger Ausdruck über in
                              										Q=(K)\,(h+H), worin H die Höhe
                              									der Sandsäule bedeutet.
                           Liegt dagegen die Oberfläche des Wassers innerhalb der Sandschicht, so muſs die
                              									Steighöhe vermöge der Capillarität von dem Wasserdrucke abgezogen werden. Diese
                              									Steighöhe H ist eine Constante, welche umgekehrt
                              									proportional dem Durchmesser eines capillaren Zwischenraumes ist. Man kann also
                              									dafür auch setzen (c:r') worin r'
                              									den Radius eines Zwischenraumes, den letzteren als kugelförmig genommen, bedeutet.
                              									Man findet aus der oben gegebenen Korngröſse und den Steighöhen der drei Sandnummern
                              									unter Berücksichtigung des constanten Volumverhältnisses des Sandes zu den
                              									Zwischenräumen 1,729:1 durch eine einfache Rechnung im Mittel
                              										c=28^{mm},92.
                           Die obigen Ausdrücke gehen also für den Fall, daſs keine Wassersäule oberhalb der
                              									Sandschicht steht, über in
                              									Q=(K)\,\left(H-\frac{28,9}{r'}\right).
                           
                           Zur Lösung der dritten Frage: Wie hängt die Durchlässigkeit ab von der Dicke der
                              									Sandschicht, wurden zwei U-förmige Röhren von gleichem Durchmesser angewendet, deren
                              									Enden so abgeschliffen waren, daſs sich die Längen wie 2 : 1 verhielten. Der Versuch
                              									ergab:
                           
                              
                                 Druck
                                 Zeit
                                 Temperatur
                                 Ausfluſs im Mittel
                                 
                              
                                 0,5m
                                 30 Min.
                                 8°
                                   8,3cc (lange Röhre)
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 16,8 (kurze Röhre).
                                 
                              
                           Die Ausfluſsmengen verhalten sich wie 1 : 2, d. i. umgekehrt
                              									wie die Längen der Sandsäulen, was die Formel Q=(K):L ausdrückt,
                              									worin L die Dicke der Sandschicht bedeutet.
                           Die Prüfung der Frage, wie die Durchlässigkeit vom Querschnitte der Sandschicht
                              									abhängt, ergab ein Verhältniſs der Ausfluſsmengen wie 2:0,996,
                              									der Querschnitte wie 2:1,014, entsprechend der Formel
                              										Q=(K)\,D^2, worin D den
                              									Durchmesser der Röhren bezeichnet. Die Röhrenwände sind demnach nicht von merkbarem
                              									Einflüsse.
                           Die Versuche über die Abhängigkeit der Durchlässigkeit von der Temperatur des Wassers
                              									führten zu Zahlen, aus denen nach der Methode der kleinsten Quadrate gefunden wurde:
                              										\alpha=79,348,\ \beta=1,081 und
                              										\gamma=0,0559, so daſs man das Gesetz, welches die
                              									Durchlässigkeit mit der Temperatur des Wassers verbindet, durch die Formel
                              									ausdrücken kann: Q=79,348\,(1+0,0136\,t+0,000704\,t^2). Die
                              									Constante a gilt nur für die angewendete Versuchsröhre
                              									und wird später allgemein bestimmt.
                           Zur Untersuchung der Abhängigkeit der Durchlässigkeit von der Gröſse der Sandkörner,
                              									bezieh. der Zwischenräume, wurden 4 Sandsorten nach einander in ein und derselben
                              									Röhre geprüft, deren unterer Theil m aus Messing mit
                              									zwei geraden Glasröhren g verbunden war. Bei 12° und
                              										0m,5 Druck flössen in 15 Minuten aus:
                           
                              
                                 
                                 Gewicht eines Kornes
                                 Ausfluſs
                                 
                              
                                 Nr. 1
                                    0,4288mg
                                 180,9cc
                                 
                              
                                 2
                                 0,1525
                                 89,7
                                 
                              
                                 3
                                   0,01646
                                   21,02
                                 
                              
                                 4
                                   0,00586
                                 10,3
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Nr. 1
                                 
                                 2
                                 
                                 3
                                 
                                 4
                                 
                              
                                 Somit
                                 Verhältniſs
                                 der Ausfluſsmengen
                                 =
                                 180,9
                                 :
                                 89,7
                                 :
                                    21,02
                                 :
                                 10,3
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 der Korngröſse
                                 
                                    =
                                    
                                 4288
                                 :
                                   15,25
                                 :
                                 164,6
                                 :
                                   56,3.
                                 
                              
                           Nimmt man aus letzteren Zahlen die 3/2 Wurzeln, d.h.
                              									das Verhältniſs der Quadrate der Radien, so erhält man:
                           
                              
                                 Nr. 1
                                 Nr. 2
                                 Nr. 3
                                 Nr. 4
                                 
                              
                                 263,9
                                 132,48
                                   30,03
                                 14,7 oder
                                 
                              
                                 180,9
                                 90,9
                                 20,3
                                   9,8,
                                 
                              
                           was nahe übereinstimmt mit dem Verhältniſs der
                              									Ausfluſsmengen.
                           Bei dieser Berechnung ist die Form der Sandkörner im Mittel als gleich angenommen,
                              									was wegen der groſsen Anzahl erlaubt ist. Die Abhängigkeit der Ausfluſsmengen von
                              									der Gröſse der Sandkörner wird somit ausgedrückt durch die Formel:
                              										Q=(K)\,r^2, worin r den Radius
                              									eines Sandkornes bedeutet.
                           
                           Es könnte scheinen, als ob diese Beziehung im Widerspruch wäre mit dem Gesetze für
                              									capillare Röhren von Poiseuille:
                              										Q=(K)\,r^4. Bedenkt man aber, daſs auch
                              										Q=(K)\,D^2 ist, und setzt man D^2=mr^4 so
                              									ergibt sich für Sand dasselbe Gesetz wie für capillare Röhren, nämlich
                              										Q=(K)\,mr^4, wo m in die
                              									Constante zu begreifen ist. Das für gerade Capillaren gefundene Gesetz von Poiseuille ist somit auch für Sand, d.h. für nach allen
                              									möglichen Richtungen verzweigte Röhren, bewiesen. Zu bemerken ist noch, daſs nach
                              									dem Gesetze Q=(K)\,D^2r^2 die Durchfluſsmenge dem gesammten
                              									Querschnitte und dem capillaren Querschnitte proportional ist. Wenn das Quadrat der
                              									Geschwindigkeit des Wassers in der capillaren Röhre dem Quadrate des Radius
                              									derselben proportional ist, so würde die Form Q=(K)\,r^2 das
                              									Gesetz des freien Falles S=(1:2\,g)\,c^2 ausdrücken, wobei nur
                              									die Constante durch die Reibung beeinfluſst ist. In der That wird auch in beiden
                              									Fällen die Geschwindigkeit durch die Schwerkraft hervorgebracht.
                           Sämmtliche Beziehungen vereinigen sich zu dem Ausdrucke:
                              										Q=K\,\frac{h\,D^2r^2}{L}\,(1+0,0136\,t+0,000704\,t^2). Setzt
                              									man hierin h=D=L=1^m,\ r=0^{mm},1,\ t=12^{\circ}, so ergibt sich
                              									im Mittel aus den vier Sandsorten die Constante K=0^{cbm},4257 in
                              									der Stunde.
                           Zur Prüfung der Durchlässigkeit bei über einander liegenden Sandschichten von
                              									verschiedener Feinheit wurde dieselbe Röhre mit zwei verschiedenen Sandsorten
                              									gefüllt – nämlich das Metallgefäſs m und der eine Arm
                              										g mit Sand Nr. 4, der andere Arm mit Sand Nr. 2 –
                              									und so an der Druckröhre befestigt, daſs bei einer ersten Versuchsreihe der grobe
                              									Sand, bei einer zweiten der feine Sand zuerst durchflössen wurde. Die Versuche
                              									ergaben bei 12° und 0m,5 Druck in 5 Minuten eine
                              									mittlere Ausfluſsmenge von 16cc,9, wenn der feine
                              									Sand, und 17cc,1, wenn der grobe Sand vorn war, so
                              									daſs also die Durchlässigkeit dieselbe bleibt, ob der feine oder der grobe Sand
                              									zuerst durchströmt wird. Berücksichtigt man ferner, daſs an der Berührungsstelle der
                              									beiden Sandsorten die feinen Körner sich immer etwas in die Zwischenräume der
                              									gröſseren setzen und daher den Durchfluſs etwas erschweren, so verhalten sich zwei
                              									Sandschichten von ungleicher Feinheit, als ob nur die feine allein vorhanden wäre.
                              									Es ergibt sich daraus die für die Herstellung von
                                 										Wasserfiltern wichtige Regel, daſs bei einer Folge von beliebig vielen
                              									Schichten verschiedener Sande die Durchlässigkeit nur von der feinsten Schicht
                              									abhängt und der Einfluſs aller übrigen verschwindet.
                           Die Prüfung der Frage, wie sich Gemenge verschiedener Korngröſse verhalten, wenn die
                              									kleineren Körner nicht in den Zwischenräumen der gröſseren Platz finden, ergab das
                              									Resultat, daſs die Durchlässigkeit von Gemengen gleich ist derjenigen des Mittels
                              									aus der Menge der einzelnen Sandsorten. Haben jedoch die kleineren Körner in den Zwischenräumen
                              									den gröſseren Platz, so ist die Durchlässigkeit des Gemisches etwa um 1,2 mal
                              									gröſser als die des feinen Sandes allein. Luftblasen verhalten sich wie feine
                              									Sandkörner in den Zwischenräumen.
                           Aus diesen Versuchen ergeben sich somit folgende Regeln:
                           1) Die Durchlässigkeit des Sandes für Wasser wird ausgedrückt durch
                              										Q^{cbm}=0,4257\,\frac{h\,D^2r^2}{L}\,(1+0,00136\,t+0,000704\,t^2)
                              									in 1 Stunde, worin die Constante für h=D=L=1^m,\ r=0^{mm},1,\
                                 										t=12^{\circ} gilt.
                           2) Die Gröſse h wird gleich h+L für
                              									verticale Sandschichten, wenn die drückende Wassersäule höher als die Sandschicht
                              									ist.
                           3) Die Gröſse h wird gleich
                              										H-\frac{c}{r'}=H-\frac{28,9}{r'}, wenn die Wassersäule H innerhalb der Sandschicht liegt.
                           4) Die Ausfluſsgeschwindigkeit erhält man durch die Formel unter (1), wenn D2 die Einheit des
                              									Querschnittes bedeutet.
                           5) Die Gröſse r muſs durch
                              										r'=\frac{r}{1,73} ersetzt werden, wenn man wie in (3) anstatt
                              									der Sandkörner die Zwischenräume für die Berechnung von Q benutzt.
                           6) Für Sande, worin r verschiedene Werthe hat, ist der
                              									mittlere Werth zu nehmen, wenn die Zwischenräume leer bleiben, d.h. wenn das
                              									Verhältniſs der Volumen des Sandes und der Zwischenräume dasselbe wie in einem
                              									homogenen Sande ist.
                           7) Für Sande, worin die Zwischenräume besetzt sind, ist für r der Strahl des feinsten Sandes bezieh. des feinsten sich als homogen
                              									verhaltenden Gemenges zu nehmen.
                           Die entsprechenden Versuche mit Thon und Kreide führten zu folgenden Resultaten:
                           1) Die Durchlässigkeit des Thones wird ausgedrückt durch die Formel:
                              										Q^{cbm}=0,000016\,\frac{hD^2}{L}\,\left(\frac{v}{v+v'}\right)\,v\,(1-0,00224\,t+0,002038\,t^2)
                              									in 1 Stunde, worin die Constante für h=D=L=1^m,\
                                 										\left(\frac{v}{v+v'}\right)\,v=1,\ t=12^{\circ} gilt.
                           2) Die Durchlässigkeit des Kalkes ist bei derselben Bedeutung wie in (1):
                              										Q^{cbm}=0,000033\,\frac{hD^2}{L}\,\left(\frac{v}{v+v'}\right)\,v\,(1+0,093\,t+0,00005\,t^2).
                           3) Für Gemenge von Thon und Kalk sind die Constanten proportional dem Volumen der
                              									beiden constituirenden Elemente zu nehmen.
                           4) Für Gemenge von Sand mit Thon oder Kalk hat man für D2 zu setzen
                              										D^2-{D'}^2, d.h. der gesammte Querschnitt muſs vermindert
                              									werden um den Querschnitt des im Gemenge enthaltenen Sandvolumens.
                           
                           5) Die Gesetze der Durchlässigkeit von Sand, Thon und Kalk können in Worten, wie
                              									folgt, ausgedrückt werden: Unter gleichen Bedingungen ist die Durchlässigkeit
                              									proportional a) der Summe der Querschnitte der Zwischenräume und b) dem Querschnitte
                              									der einzelnen Zwischenräume.
                           6) Die Thatsache, daſs die Durchlässigkeit dem Querschnitte der einzelnen Poren
                              									proportional ist, erklärt sich durch die Wirkung der Schwerkraft in Verbindung mit
                              									der Adhäsion.
                           7) Es ist wahrscheinlich, daſs die vorhergehenden Gesetze in gewissen Grenzen für
                              									alle porösen Körper gelten, sobald keine anderweitige Kraft darauf einwirkt.
                           
                        
                     
                  
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