| Titel: | Neuerungen an Papier-Kalandern. | 
| Autor: | A. L. | 
| Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 270 | 
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                        Neuerungen an Papier-Kalandern.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 26.
                        Neuerungen an Papier-Kalandern.
                        
                     
                        
                           Im Bau der Papierkalander scheint ein Umschwung im Anzüge. Von mehreren Seiten wird
                              									angeregt, die stockwerkshohen 8- und mehrwalzigen Kalander zu verlassen und nicht
                              									mehr als 6 Walzen anzuordnen, damit Bedienung und Uebersicht nicht allzu sehr
                              									erschwert werde. Von zwei Seiten ist ferner der Versuch gemacht worden, die
                              									Bedienung durch andere Gruppirung der Walzen zu erleichtern.
                           So legt W. R. Schürmann in
                              									Düsseldorf (* D. R. Kl. 8 Nr. 6584 vom 3. December 1878) um eine Hartguſswalze 4 Papierwalzen in gleichen Abständen. Das Papier – in
                              									Bogen oder endloser Bahn – tritt zwischen den Papierwalzen 1 und 4 ein und aus und erhält Führung durch
                              									zwischen den Walzen 1 und 2,
                                 										2 und 3, bezieh. 3 und 4 angeordnete gebogene Blechstreifen,
                              									die sich dem Umfange der Hartguſswalze – der Centralwalze – dicht anschlieſsen und
                              									zugleich an den Papierwalzen als Schaber wirken. Geht das Papier durch einen solchen
                              									Kalander mit Centralwalze nur einmal hindurch, so kann auch nur eine einseitige
                              									Glätte entstehen, da ein Wechsel der Papierseite nicht stattfindet. – Die
                              									Papierwalzen werden der Patentzeichnung nach durch Schrauben gegen die Centralwalze angestellt. Dadurch
                              									ist die Regulirung der Pressung recht sehr erschwert. Bedenklich mag auch Vielen
                              									erscheinen, daſs hier der Druck direct gegen die Zapfen der Papierwalzen gegeben
                              									wird. Der letztere Punkt ist bereits von anderer Seite Oeffentlich zur Sprache
                              									gebracht worden und hat Schürmann zu einem
                              									bemerkenswerthen Artikel Veranlassung gegeben (vgl. Papierzeitung, 1880 S. 986), welchem folgende Angaben entnommen sind.
                           Schürmann führt an, daſs eine Hartguſswalze von 310mm Durchmesser bei einer Arbeitsbreite von 1m und einer Zapfenbelastung von 20000k sich in der Mitte um 0mm,063 mehr durchbiegt als an den Enden – ein auch
                              									auf Rechnungswege zu findendes Resultat – und daſs eine als Schluſswalze dienende
                              									Papierwalze von derselben Arbeitsbreite (leider fehlt die Angabe des Durchmessers
                              									der Walze und der Spindel) bei einer Zapfenbelastung von 18000k sich nach 5 monatlichem Betriebe und trotz
                              									mehrmaligen starken Anfeuchtens an den Enden nur um 0mm,06 dünner eingelaufen hat. Daraus zieht Schürmann den Schluſs, daſs sich die Papierwalze bei der angegebenen
                              									Belastung nur um 0mm,03 durchzubiegen braucht, d.
                              									i. ½ der Durchbiegung der obigen Hartguſswalze bei gleicher Belastung. – Die
                              									Papierwalzen scheinen hiernach eine bedeutend gröſsere Steifigkeit zu besitzen, als
                              									gewöhnlich vorausgesetzt wird. Sollte dies auch durch anderweit anzustellende
                              									Untersuchungen Bestätigung finden, so könnten die gegen die Verwendung von
                              									Papierwalzen zu Schluſswalzen vielseitig gehegten Bedenken fallen. Schürmann verwendet bei seinem neuen 8-Walzenkalander
                              									lauter Papierwalzen zu Schluſswalzen.
                           Der Kalander, dargestellt durch Fig. 1 Taf.
                              									26 ist eine Combination eines Kalanders mit Centralwalze H1 und 4 Papierwalzen P1 bis P4 und einem aus der
                              									Hartguſswalze H2 und
                              									den beiden Papierwalzen P5 und P6
                              									bestehendem 3-Walzenkalander. Die Zahl der Druckstellen – als Druckstellen nur die
                              									zwischen Hartguſs- und Papierwalzen angesehen – ist hier wie bei der älteren
                              									Anordnung mit Hartguſsschluſswalzen und Wechsel der Papierseite zwischen den auf
                              									einander laufenden 3. und 4. Papierwalzen = 6; aber hier kommt die eine Papierseite
                              									4mal, die andere 1mal mit den Hartguſswalzen in Berührung, dort 5 und 1mal. Bei dem
                              									neuen Schürmann'schen Kalander erhalten beide
                              									Hartguſswalzen Antrieb; somit sind auch die durch die unvermeidlichen verschiedenen
                              									Geschwindigkeiten der Walzen entstehenden Zugspannungen im Papier möglichst
                              									vermindert; die Bahn wird viel seltener reiſsen. Das Papier erhält nur durch die
                              									Hartguſswalzen Bewegung; diese biegen sich voraussichtlich in Folge des Einbettens
                              									wenig oder gar nicht durch, so daſs das Papier sich nur an cylindrische Flächen
                              									anzuschmiegen hat und nicht an conisch gelaufene Papierwalzen, wodurch die
                              									Faltenbildung und Aufreiſsen des Papieres von der Mitte aus vermindert wird. Von
                              									Druck- zu Druckstelle findet ein Wechsel der Papierwalzen statt, so daſs ein durch einen Fehler der
                              									Papierwalze hervorgerufener Fehler im Papier nur bis zu nächster Druckstelle
                              									gelangen kann und dort Verbesserung erfährt; bei der älteren Anordnung kann der
                              									Fehler mehrfach durch Druckstellen gehen, ohne Ausgleichung zu erfahren.
                           Die Pressung der vier oberen Papierwalzen gegen die Centralwalze wird durch zwei
                              									umgelegte und an einem Ende gespannte Drahtseile erreicht, was für die Bedienung
                              									eine groſse Erleichterung ist. Als weiterer Vortheil sei schlieſslich noch
                              									angeführt, daſs in Folge der Anordnung die Bauhöhe bedeutend kleiner ausfällt.
                           Einen anderen Weg zur Verminderung der Bauhöhe schlägt Leo Carrer in Düsseldorf (* D. R. P. Kl. 55 Nr. 8608
                                 									vom 31. Mai 1879) ein. Die 8 Walzen sind in derselben Folge wie bei aufrecht
                              									stehenden Kalandern üblich in einem Halbkreis angeordnet. Jede Walze wird durch ein
                              									Paar kurze an ein halbkreisförmiges Gestell drehbar angeschlossene Hebel getragen.
                              									Zwei Stahlbänder sind an den Lagern der einen Endwalze befestigt, über die Zapfen
                              									aller Zwischenwalzen hinweggeführt und an die Lager der anderen Endwalze mittels
                              									Spannschrauben angeschlossen. Durch Anziehen dieser preſst man die Walzen gegen
                              									einander. – Die ganze Construction erscheint recht schwülstig und ist damit das, was
                              									man zu vermeiden suchte, auf anderer Seite wieder herbeigezogen. Die Walzen liegen
                              									zwar alle in bequemer Höhe, sind aber nur von einer Seite zugänglich; an die
                              									Unterseite ist nur schwer anzukommen.
                           Aber noch ein weiterer viel versprechender Schritt ist bei dem Kalanderbau zu
                              									verzeichnen. Von den verschiedensten Seiten werden Anstrengungen gemacht,
                              									Rollenkalander, welche durch Druck und Reibung Glätte
                              									und Glanz geben – sogen. Frictionskalander – zu
                              									construiren. Diese sollen am Schluſs dieses Berichtes ausführlich besprochen werden.
                              									Referent schickt eine kurze Aufführung der an Rollenkalandern der bisher üblichen
                              									Anordnung versuchten Verbesserungen von Einzeltheilen voraus.
                           Getriebe. In der Papierzeitung, 1880 Nr. 60 beschreibt Ferd.
                                 										Jagenberg zu Solingen ein vorzüglich construirtes Getriebe, welches bereits
                              									seit dem J. 1873 von den Vereinigten Werkstätten zum
                                 										Bruderhaus in Reutlingen gebaut wird, aber leider wenig bekannt geworden zu
                              									sein scheint. Fig. 2 Taf.
                              									26 gibt die Einrichtung desselben. Das auf der Walze steckende Rad a ist innen verzahnt; in dasselbe greift das kleine,
                              									auf der Vorgelegewelle w1, festgekeilte Trieb b ein. Auf der Welle
                              										w1 ist noch die
                              									Riemenscheibe c festgekeilt; der Kupplungsmuff' k wird durch Nuth und Feder gezwungen, an der Drehung
                              									Theil zu nehmen. Alle anderen auf w1 steckenden Theile laufen lose. Läuft nun der
                              									Riemen auf der Scheibe d und ist die Zahnkupplung mit
                              									Hilfe des Hebels l eingerückt, so erhält der Kalander in Folge des jetzt
                              									eingeschalteten Rädervorgeleges (e : f) × (g : h) die für Einführung des Papieres wünschenswerthe
                              									langsame Geschwindigkeit. Wirft man den Riemen auf die Scheibe c, so rückt sich die Zahnkupplung sogleich von selbst
                              									aus und der Kalander nimmt die normale Arbeitsgeschwindigkeit an. Verlegt man den
                              									Riemen zurück auf d, so bleibt die Maschine, da die
                              									Zahnkupplung ausgerückt ist, stehen. Die Arbeitsgeschwindigkeit ist 8 mal gröſser
                              									als die Geschwindigkeit während des Einführens. Das Rad a dient gleichzeitig als Riemenscheibe für den Betrieb des Rollapparates.
                              									– Von den dem Verfasser bekannt gewordenen Kalandergetrieben mit Rädervorgelegen
                              									verdient die besprochene Ausführung die gröſste Beachtung.
                           Joseph Eck und Söhne in Düsseldorf (* D. R. P. Kl. 8
                                 									Nr. 5416 vom 5. Juli 1878) construiren das Getriebe nach Fig. 3 Taf.
                              									26. Die untere Vorgelegewelle trägt 5 Riemenscheiben 1
                              									bis 5; die Scheiben 2 und 5 sind festgekeilt, die
                              									übrigen laufen leer. Zwei offene Riemen a und b übertragen die Bewegung von der Deckenvorgelegewelle
                              									aus, auf welcher zwei Scheiben, deren Durchmesser im Verhältniſs 1 : 5 stehen,
                              									befestigt sind. Laufen die Riemen, wie gezeichnet, so hat der Kalander kleine
                              									Geschwindigkeit (0m,8 in der Secunde); verlegt man
                              									die Riemen nach links, so tritt Stillstand ein, bei Verlegung nach rechts die groſse
                              									Geschwindigkeit (4m,0 in der Secunde). Zu tadeln
                              									ist, daſs bei Verlegung der Riemen von der Mitte nach rechts beide Riemen, da sie
                              									gleichzeitig verschoben werden, theilweise auf den Festscheiben laufen, wodurch
                              									nothwendig ein starkes Gleiten und raschere Abnutzung eintreten muſs. Wäre in
                              									solchem Falle nicht das von Sellers für seine
                              									Hobelmaschinen construirte Riemengetriebe am Platze, welches sich mit geringer
                              									Veränderung auch für offene Riemen brauchbar machen lieſse? – Das aus der Eck'schen Construction hervorgehende Bestreben, das
                              									doppelte Rädervorgelege und damit Erzitterungen zu vermeiden, kann nur gebilligt
                              									werden. Andere Constructeure schalten zu gleichem Zwecke eine Reibungskupplung ein
                              									und kommen dann mit einem Riemen und einer Scheibe aus. – Um den Kalander im
                              									Augenblick zum Stillstand bringen zu können, ist auch von Eck, wie aus der Skizze ersichtlich, eine Zahnkupplung eingeschaltet.
                           Lagerung und Einstellung der Walzen. Die Lagerung der
                              									Walzen m einseitig offenen Ständern bricht sich immer
                              									mehr Bahn. Voith, Schürmann, Jagenberg und gegenwärtig
                              									auch die im Kalanderbau rühmlichst bekannte Firma Haubold wenden dieselben an. Der dadurch erreichte Vortheil, leichtes
                              									Auswechseln der Walzen, ist auch schwerwiegend genug. Dennoch fehlt es nicht an
                              									Versuchen, die geschlossenen Ständer so umzuformen, daſs das Auswechseln der Walzen
                              										rascher als bisher
                              									bei dieser Anordnung vor sich gehen kann. So construiren Joseph Eck und Söhne die Ständer in der Weise, daſs eine Seite derselben
                              									nach Lösen einiger Schrauben herausgenommen werden kann, wodurch sämmtliche Walzen
                              									frei werden. Die Lagerkörper selbst sind mit einer Nachstellvorrichtung für die
                              									Lagerschalen versehen, um die Walzenachsen genau parallel zu einander richten zu
                              									können, und haben die durch Fig. 4 und
                              										5 Taf. 26 gegebene Gestalt (* D. R. P. Kl. 8 Nr. 5416 vom 5. Juli 1878).
                              									Die beiden mit Gegenmuttern versehenen Schrauben a
                              									dienen zur Einstellung der Lagerschalen, zwischen welche bei b und b1
                              									Filzstreifen zum Auffangen und Festhalten der Schmiere eingelegt sind. Jeder Lagerkörper C muſs,
                              									ehe die eine Ständerhälfte weggenommen werden darf, mit Hilfe der Schrauben d an den stehen bleibenden Ständer angeheftet werden,
                              									weil die Walzen sonst herausfallen. Die ganze Anordnung erscheint etwas schwülstig
                              									und die Einstellung der Lagerschalen nicht solid genug.
                           Bei einseitig offenen Ständern unterkeilt man einfach die über der herauszunehmenden
                              									Walze liegende, oder fängt dieselbe und damit auch alle oberen, wie dies Schürmann vorgesehen, an einer alle Lagerkörper
                              
                              									durchdringenden Schraube durch eine Mutter auf (vgl. 1880 236 * 205).
                           Faltenausstreicher, Spannvorrichtungen, Auf- und
                                 										Abrollapparate. Zum Faltenausstreichen benutzt C.
                                    										G. Haubold jun. in Chemnitz (* D. R. P. Kl. 55 Zusatz Nr. 8421 vom 4. März
                                 									1879 zu Nr. 291 vom 24. Juli 1877) die in Fig. 6 und
                              										7 Taf. 26 skizzirte Walze, welche übrigens schon bei Appreturmaschinen zu
                              									selbem Zwecke in Verwendung steht. Die Walze besteht aus acht in der Mitte
                              									getheilten Leisten; jede derselben läſst sich in achsialer Richtung aus einander
                              									ziehen. Dazu dient folgende Einrichtung: Die Leisten werden von dem lose auf der
                              									festliegenden Welle b drehbaren Rohre a getragen; auf b sitzen
                              									die schräg gestelltem Nuthenscheiben c fest; in den
                              									Nuthen gleiten an den Leistenhälften sitzende Zapfen. Dreht sich die Walze um die
                              									Welle 6, so müssen sich hiernach die Leisten öffnen und schlieſsen. Das Papier wird
                              									nun so geführt, daſs es da, wo die Leisten geschlossen sind, aufläuft, und da, wo
                              									die Leistenhälften am weitesten von einander gerückt sind, abläuft. Die Walze hat
                              									man sich direct auf der obersten Kalanderwalze aufruhend zu denken. Durch die aus
                              									einander gehenden Leisten erhält das Papier nach der Breite Spannung und die
                              									Längsfalten verschwinden. – Es drängt sich unwillkürlich die Frage auf, ob es denn
                              									wirklich eines so complicirten Apparates bedarf und ob nicht doch eine mit Rechts-
                              									und Linksgewinde versehene hölzerne Schraubenspindel, welche durch eine angelegte
                              									Bremse gezwungen ist, etwas langsamer als das darüber hinstreichende Papier zu
                              									laufen, dieselben Dienste leiste?
                           
                           Bisher wurde bei Kalandern immer der ablaufende Wickel gebremst, um die erforderliche
                              									Längsspannung hervorzurufen. Da nun der Durchmesser der Rolle abnimmt, so muſste, um
                              									das Reiſsen des Papieres durch die auftretende Spannungszunahme zu verhüten, die
                              									Bremse von Zeit zu Zeit gelöst werden. Haubold macht in
                              									dem oben angeführten Patente den Versuch, dem Papiere Spannung durch vom
                              									Abrollapparat getrennte Organe zu geben (vgl. Fig. 8 und
                              										9 Taf. 26). Das Papier läuft, bevor es auf die Breithalterwalze a gelangt, über mehrere hölzerne Streichbäume, welche
                              									in der Stellung Fig. 8 die
                              									geringste Spannung geben. Wird eine gröſsere Spannung erforderlich, so dreht man die
                              									auf kurzen Kurbelarmen sitzenden Streichstangen b mit
                              									Hilfe des Handrades c in die durch Fig. 9
                              									angegebene Stellung; das Papier läuft nun in Zickzacklinie um eine gröſsere Anzahl
                              									von Streichern herum und erhält, je nachdem die Bäume b
                              									mehr oder weniger nach unten gedreht werden, gröſsere oder geringere Spannung. Die
                              									Spannung ist während des Ganges regulirbar. – Die ablaufende Papierrolle wird, wie
                              									aus Fig. 8 zu erkennen, durch zwei Walzen r und
                              										s unterstützt und durch eine Druckwalze t belastet; letztere ist in den Zahnstangen u fest gelagert. Die Druckwalze läſst sich zum Einlegen
                              									eines neuen Wickels mit Hilfe des Handrades v heben.
                              									Durch diesen Apparat ist in der Bahn x bis y eine für die ganze Dauer des Ablaufes nahezu gleiche
                              									Spannung erreicht und das Papier gelangt hierbei mit wenig veränderlicher Spannung
                              									in die Kalanderwalzen. Sind ganz gewöhnliche, leicht zerreiſsende Papiere zu
                              									glätten, so erhalten die Walzen r und s von der unteren Kalanderwalze aus durch Zahnräder
                              									oder Riemen Betrieb. – Der Aufrollapparat ist in gleicher Weise construirt.
                           Zwei Vortheile bieten die beschriebenen Einrichtungen. Die Papierrollen brauchen
                              									weder am Abroll-, noch am Aufrollapparat auf Spindeln befestigt zu werden, Bremsen
                              									und Reibungskupplungen sind daran überflüssig; der Spannapparat liegt in
                              									unmittelbarer Nähe der ersten Kalanderwalze, so daſs dazwischen nur eine kurze
                              									Papierbahn ausgespannt ist und das Papier seltener reiſsen wird. Wenn der
                              									Abrollapparat auch in Höhe der Spannvorrichtung angebracht würde, so dürfte der
                              									Kalander an Uebersichtlichkeit gewinnen und die lange das Zerreiſsen befördernde
                              									Bahn xy wäre vermieden.
                           Es sei noch an dieser Stelle auf ein Constructionsdetail in Fig. 8
                              									hingewiesen, welches wohl weniger Beifall finden dürfte. Haubold will die Belastungshebel so anordnen, daſs die Stange p auf Zerknicken
                              									beansprucht wird, und zwar weil die Stange bei der älteren Anordnung vor dem Ständer
                              									liegt und das Herausnehmen der Walzen hindert – ein Grund, welcher nicht wichtig
                              									genug ist, um eine solche verkehrte Inanspruchnahme zu entschuldigen; dabei kommen
                              									Kräfte von 2000 bis 4000k in Frage. Man kann doch
                              									die Stange so anordnen, daſs sie sich bei dem im Jahre nur einige Male vorkommenden
                              									Auswechseln der Walzen rasch entfernen läſst.
                           Frictionskalander. Unter den in den letzten Jahren in
                              									der Papierfabrikation aufgetauchten Neuerungen steht zweifellos der
                              									Frictionskalander an erster Stelle. Demselben muſs für die Zukunft eine groſse Rolle
                              									zugesprochen werden. In dieser Maschine erhält das Papier Glätte und Glanz auf
                              									dieselbe Weise wie die Wäsche durch Behandlung mit dem heiſsen Bügeleisen. Ueber das
                              									auf elastischer Unterlage ruhende Papier gleitet mit gröſserer oder geringerer
                              									Geschwindigkeit und mit stärkerem oder schwächerem Drucke eine mit Dampf geheizte
                              									polirte Hartguſswalze. Der Arbeitsvorgang ist demnach sehr verschieden von dem sich
                              									im gewöhnlichen Rollenkalander abspielendenDer vom Rollenkalander gegebene schwache Glanz ist aller Wahrscheinlichkeit
                                    											nach hauptsächlich auf Rechnung des unvermeidlichen Gleitens der Walzen zu
                                    											setzen; zu diesem Schluſs ist man berechtigt durch die Erscheinungen bei
                                    											Benutzung des Frictionskalanders, bei dem Plätten der Wäsche.; im
                              									letzteren erhält das Papier Glätte durch verdichtend wirkende, mehrfach wiederholte
                              									starke Pressung; Reibung, also ein Plätten, kommt nur so weit in Frage, als ein Gleiten
                              									der auf einander liegenden Walzen, von denen bekanntlich nur die untere Antrieb
                              									erhält, während alle anderen mitgeschleppt werden, nicht ganz vermieden werden kann.
                              									Aber dieses Gleiten ist nicht beabsichtigt; der Constructeur und der Kalanderführer
                              									müssen vielmehr ängstlich darauf bedacht sein, es innerhalb enger Grenzen zu halten;
                              									nimmt die Umfangsgeschwindigkeit der Walzen von der ersten bis zur letzten
                              									stufenweise nur um ganz geringe Beträge zu, so reiſst das Papier in Folge der zu
                              									starken Streckung. Tritt dies ein, so hilft man sich in der Praxis durch Ermäſsigung
                              									der Pressung; das Gleiten wird zwar dadurch vermindert, aber damit auch der Erfolg
                              									der Arbeit.
                           Die Fig. 10
                              									Taf. 26 stellt den von Ferd. Jagenberg in Solingen
                              									construirten Frictionskalander dar. Das Papier geht nur durch die beiden Walzen b und c; erstere (6) ist
                              									eine gewöhnliche Papierwalze, welche unterstützt und angetrieben (geschleppt) wird
                              									von der unteren guſseisernen Walze a; letztere (c) ist eine fein polirte, mit Dampf geheizte
                              									Hartguſswalze, die von a aus durch je einen an jeder
                              									Seite des Gestelles liegenden endlosen Riemen mit gröſserer Umfangsgeschwindigkeit,
                              									als die Walze b besitzt, getrieben wird. Die Walze c ist hiernach die Frictionswalze, welche Glätte und
                              									Glanz zu ertheilen hat. Das Papier läuft von dem behufs Spannung gebremsten Wickel
                              										d ab, geht über die beiden Leitwalzen e und f, welche die Falten
                              									auszustreichen haben, und wird durch Wickel g
                              									aufgewunden. Die Walze f ist, um das Faltenstreichen
                              									vollkommener zu bewirken, als Spiralwalze ausgeführt; eine geringe Bremsung
                              									derselben, so daſs sie etwas langsamer läuft als die Papierbahn, erhöht die Wirkung
                              									beträchtlich, ohne das
                              									Papier zu stark anzuspannen und Einreiſsen hervorzurufen. Jagenberg behauptet auch, diese Walze ganz entbehren und das Faltenwerfen
                              									einfach dadurch verhindern zu können, daſs er die Bahn an der Walze a vorüberstreichen läſst. Da diese dem Papier
                              									entgegenläuft, so ist dies sehr wahrscheinlich.
                           Das Voreilen der Frictionswalze und die Pressung sind abhängig von der Beschaffenheit
                              									des Papieres und dem gewünschten Glanz. Je stärker das Voreilen, um so stärker der
                              									Glanz und umgekehrt. Wollte man nun bei starkem Voreilen zugleich mit starker
                              									Pressung arbeiten, so würden die wenigsten Papiersorten dies aushalten; dagegen kann
                              									wohl bei geringem Voreilen starke Pressung gegeben werden. Die zulässige Pressung
                              									sinkt nach Jagenberg's Angaben bei starkem Voreilen (um
                              									etwa 50 Proc.) bis unter das Gewicht der Hartguſswalze, woraus hervorgeht, daſs die
                              									Belastungsvorrichtung auch eine Entlastung zulassen muſs. Es ist dies erreicht durch
                              									Anordnung eines zweiarmigen Hebels unten, dessen Enden je nach Bedarf einzeln oder
                              									gleichzeitig belastet werden. Jagenberg führt an, daſs
                              									manche Papiere bei 2 bis 9 Proc. Voreilung der Frictionswalze recht wohl eine
                              									Pressung von 5000 bis 10000k – bei einer
                              									Arbeitsbreite des Kalanders von 1m – ertragen,
                              									daſs bei 10 bis 20 Proc. Voreilung nur mit 1000 bis 3000k belastet werden darf, während bei 20 bis 30 Proc. Voreilung 300 bis
                              										1000k schon zu viel ist. – Verschiedene
                              									Geschwindigkeit erhält die Frictionswalze mit Hilfe von Stufenscheiben.
                           In dem diesem Referate zu Grunde liegenden Artikel (Papierzeitung, 1880 Nr. 18) wird ferner hervorgehoben, daſs zum Gelingen
                              									der Arbeit wesentlich der Umstand beiträgt, daſs die Papierbahn nur von der
                              									Papierwalze festgehalten und daſs diese selbst durch Reibung in Bewegung gesetzt
                              									wird. Dadurch ist ermöglicht, daſs bei zu starker Einwirkung der Frictionswalze das
                              									Papier auf der Papierwalze gleitet, oder letztere von der Frictionswalze mitgenommen
                              									wird, ohne daſs die Bahn reiſst. Dem kann nicht widersprochen werden; es mag sich
                              									wohl zuweilen der Fall ereignen, daſs bei der beschriebenen Construction die
                              
                              									Papierwalze während der Arbeit von der Frictionswalze mit fortgerissen wird, ohne
                              									daſs dabei die eingelegte Bahn reiſst. Vortheilhaft für die Papierwalze ist dies
                              									jedenfalls nicht, denn diese gleitet dabei auf der rauheren Guſseisenwalze.
                              									Ausschuſs wird auch erzeugt; denn die während des Schleuderns der Papierbahn
                              									durchgehende Länge erhält nicht normalen Glanz.
                           Zum Betrieb des Jagenberg'schen Frictionskalanders dient
                              									der oben beschriebene Antrieb. Die Geschwindigkeit bei dem Einführen der Bahn ist zu
                              									0,08 bis 0m,10, während der Arbeit zu 0,66 bis
                              										0m,8 bemessen; der Kraftbedarf wird zu 4 bis
                              										5e (bei 1m
                              									Arbeitsbreite) angegeben. Der Betrieb der Frictionswalze durch Riemen kann nur
                              									gutgeheiſsen werden; es wird dadurch am ersten dem Auftreten von Schatten im Papier vorgebeugt,
                              									welche bei Betrieb durch Zahnräder und den dadurch hervorgerufenen
                              									Unregelmäſsigkeiten und Erzitterungen leicht erscheinen. Es könnte die Frage
                              									auftauchen: Ist es nothwendig, die Frictionswalze von beiden Seiten anzutreiben?
                              									Diese Frage muſs, namentlich wenn wirklich bei einigen Papiersorten eine Entlastung
                              									der Frictionswalze einzutreten hat, in bejahendem Sinne beantwortet werden. In
                              									diesem Falle ist sonst auf einen über die ganze Arbeitsbreite gleichmäſsig
                              									vertheilten Druck nicht zu rechnen. Bei einseitigem Antrieb soll auch die
                              									Papierwalze conisch abgearbeitet werden.
                           Das Gestell des Kalanders ist einseitig, so daſs die Walzen leicht eingelegt und
                              									ausgewechselt werden können. Antrieb und Gestell sind auf einer guſseisernen
                              									Grundplatte angebracht. – Die Papierwalze ist etwas anders hergestellt als
                              									gewöhnlich. Die guſsstählerne Spindel ist 4- oder 6-seitig und werden die
                              									Papierscheiben dem entsprechend gelocht. Da die Walze auf Torsion beansprucht wird,
                              									wenn schmale Bahnen auf einer Seite und nicht in der Mitte durchgeführt werden, so
                              									kann ein Lösen einzelner Papierschichten bei runder Kernspindel wohl eintreten, wird
                              									aber durch die 4- oder 6-seitige Achse verhindert.
                           Die Firma Ferd. Flinsch in Offenbach
                              									baut Frictionskalander nach der durch Fig. 11 und
                              										12 Taf. 26 gegebenen Anordnung, welche in der Papierzeitung, 1880 Nr. 44 als „amerikanisches System“ bezeichnet
                              									wird. Die in der Mitte liegende Papier- oder Baumwollwalze h wird auch hier durch die guſseiserne Walze a geschleppt, während die geheizte Frictionswalze c besonders angetrieben wird. Der Betrieb ist des wünschenswerthen sanften
                              									Ganges wegen durch Riemen vermittelt; die Frictionswalze läuft, wie angegeben wird,
                              									mit etwa der 1,5 fachen Umfangsgeschwindigkeit der Papierwalze, der Rechnung nach,
                              									vorausgesetzt, daſs die Zeichnung richtig, mit 1,66 facher Geschwindigkeit. Die
                              									Pressung wird durch Druckschrauben hervorgebracht; diese sind einzeln regulirbar, um
                              									zunächst die Frictionswalze genau einstellen zu können, lassen sich aber auch
                              									hierauf zusammen bewegen mittels Schneckenwelle r und
                              									Schraubenräder s, wodurch der Druck gleichmäſsig über
                              									die ganze Arbeitsbreite vertheilt werden soll. Dies ist offenbar nicht möglich,
                              									selbst wenn man von allen Unregelmäſsigkeiten des verwendeten Getriebes und der doch
                              									jedenfalls vorhandenen Kautschukbuffer absieht; man hat hier mit noch einem Factor –
                              									der Riemenspannung – zu rechnen, durch welche der eine Walzenzapfen entlastet wird.
                              									Die Riemenspannung ist nicht gering. Der Kalander soll bei nur 0m,67 Arbeitsbreite 4 bis 8e erfordern, wovon ohne Zweifel ein beträchtlicher
                              									Theil auf die Frictionswalze zu rechnen ist. Es wird demnach in der Praxis wohl ein
                              									Nachstellen der der Antriebscheibe zunächst gelegenen Druckschraube nach dem
                              									Druckgeben mit der Schneckenwelle nothwendig werden, namentlich wenn Entlastung der Frictionswalze
                              									ohnehin einzutreten hat. Diese ist auch hier als nothwendig erachtet worden; denn es
                              									ist die Walze mit dem beide Schrauben verbindenden Querstück q durch je eine Stange t an jeder Seite
                              									verbunden. Ob die Hervorrufung der Pressung durch Druckschrauben bei dem
                              									Frictionskalander am Platze ist, muſs die Erfahrung lehren. Die Anordnung mit
                              									Druckschrauben ist zwar sehr einfach überläſst aber auch dem „Gefühl des
                                 										Arbeiters“ die Einstellung völlig; sind Gewichtshebel vorhanden, so erhält
                              									durch diese die Pressung einen sichtbaren Ausdruck und es läſst ein Blick erkennen,
                              									ob die Vertheilung richtig getroffen ist. – Das Papier läuft von der Rolle d ab, geht zunächst über die Stangen e, dann durch die Walzen und wird bei g wieder aufgewickelt. – Das Gestell zeigt geschlossene
                              									Führungen. Warum man diese fast allseitig als unpraktisch erkannte Anordnung hier
                              									gewählt, ist schwer zu begreifen.
                           Die beiden besprochenen Frictionskalander von Jagenberg
                              									und Flinsch geben bei einmaligem Durchgange des
                              									Papieres nur auf einer Seite Glanz. Sie sind aber deshalb nicht schlechter als ihre
                              									Schwestern, denn alle diese sind über dieses Ziel bisher noch nicht hinausgegangen.
                              									Der Zukunft bleibt die Aufgabe, Frictionskalander zu construiren, welche dem Papiere
                              									bei einmaligem Durchgänge auf beiden Seiten Glanz geben lassen. Dann wird dem
                              									schwerfälligen und theueren vielwalzigen Rollenkalander ein verschwindend kleines
                              									Arbeitsfeld übrig bleiben. Die Frictionskalander sollen in ihrer heutigen Gestalt
                              									trotz der angeführten Unvollkommenheit den an bestimmte Papiersorten gestellten
                              									Anforderungen vollkommen genügen. Packpapiere, Couvertpapiere, Buntpapiere verlangen
                              									nur einseitigen Glanz. Das Glänzen von Buntpapier im Frictionskalander verursacht,
                              									wie von allen Seiten versichert wird, keine gröſseren Schwierigkeiten als die
                              									Bearbeitung gewöhnlicher Papiere.
                           Es sei zum Schluſs noch auf einen Constructionstheil des
                              									Frictionskalanders von Jos. Eck und Söhne in Düsseldorf
                              									(* D. R. P. Kl. 55 Nr. 9333 vom 26. August 1879) hingewiesen. Beide Wickelspindeln
                              									sind als Betriebspindeln ausgeführt, so daſs das Papier auf die eine oder andere
                              									aufgerollt werden kann. Dadurch ist es möglich geworden, das Papier zweimal hinter
                              									einander durch den Kalander laufen zu lassen und beide Seiten nach einander mit
                              									Glanz zu versehen, ohne den Wickel umlegen zu müssen. Fig. 13
                              									Taf. 26 gibt eine schematische Darstellung dieses Kalanders, a ist die maſsive Hartguſswalze, eingelegt zwischen die Papierwalzen b und b1, welche von der ersteren durch Reibung in Bewegung
                              									gesetzt werden, c ist hier die mit Dampf geheizte
                              									Frictionswalze. Die Lager der Walze b sind
                              									festgestellt; a und b1 werden durch Gewichtshebel aufgepreſst, die
                              									Frictionswalze wird durch Druckschrauben mit zwischen gelegten Kautschukbuffern
                              									angestellt. Soll das
                              									Papier auf beiden Seiten geglänzt werden, so läuft dasselbe einmal in Richtung der
                              									voll ausgezogenen und dann in Richtung der punktirten Linie. Man sieht, die Bahn
                              									umschlingt in jedem Falle die Walzen b und c zur Hälfte, im letzteren Falle aber auch noch die
                              									Walze b1 zu mehr als
                              									dem halben Umfang. Es ist aber kaum anzunehmen, daſs dies angeht: nimmt die Walze
                              										b nur eine etwas wenig gröſsere Geschwindigkeit als
                              
                              										a an, so wird sich das Papier zwischen a und b1 stauchen. Jagenberg
                              									und Flinsch haben ängstlich darauf Bedacht genommen,
                              									das Papier so wenig wie möglich zwischen Walzen festzuhalten. Von dem Eck'schen Frictionskalander erscheint daher einzig und
                              									allein die oben erläuterte Abroll- und Aufrollvorrichtung empfehlenswerth. Diese
                              									lieſse sich mit geringen Abänderungen auch an den anderen 3 walzigen
                              									Frictionskalandern anbringen.
                           Die im Frictionskalander zu glättenden Papiere bedürfen, was hier noch betont sei,
                              									des Anfeuchtens; dies hat, wenn die Arbeit gut vor sich gehen soll, äuſserst
                              									sorgfältig zu geschehen, damit alle Partien des Papieres gleichmäſsig durchzogen
                              									sind.
                           
                              
                                 A. L.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
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