| Titel: | W. E. Fein's elektrischer Wasserstandszeiger. | 
| Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 284 | 
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                        W. E. Fein's elektrischer
                           								Wasserstandszeiger.
                        Mit Abbildungen auf Tafel 28.
                        Fein's elektrischer Wasserstandszeiger.
                        
                     
                        
                           Die Wasserversorgungsanstalten, welche in neuerer Zeit für gröſsere und kleinere
                              									Städte zur Nothwendigkeit geworden sind, verlangen zur Vereinfachung und Sicherheit
                              									des Betriebes Vorrichtungen, welche es ermöglichen, daſs der Verwaltungsbeamte in seinem Bureau
                              									oder der Maschinist auf der Pumpstation jeden Augenblick den jeweiligen Wasserstand
                              									des entfernt gelegenen Vorrathsbehälters ohne weiteres ablesen kann. Durch die
                              									elektrischen Wasserstandsanzeiger wird diese Aufgabe, gleichviel welche Entfernungen
                              									sich zwischen den einzelnen Stationen befinden mögen, einfach und vollständig
                              									zuverlässig gelöst. Der im Nachfolgenden beschriebene Apparat von W. E. Fein in Stuttgart hat sich in der Praxis schon
                              									seit einer Reihe von Jahren vollkommen bewährt; derselbe besteht aus einem
                              									Contactwerk, das durch die auf- und abgehende Bewegung eines Schwimmers in
                              									Thätigkeit gesetzt wird, einem Zeigerwerk, welches in Folge dessen die jeweilige
                              									Höhe des Wasserstandes angibt, den Leitungen, durch welche diese Apparate unter sich
                              
                              									verbunden sind, und der zum Betrieb erforderlichen Batterie. – Das Zeigerwerk kann
                              									überdies so eingerichtet werden, daſs es beim höchsten und niedersten Wasserstand
                              									auch ein hörbares Zeichen durch Auslösen einer Alarmglocke gibt.
                           Im Contactwerk (Fig. 1 bis
                              										4 Taf. 28) ist eine messingene Stiftenkette, welche an ihrem einen Ende
                              									mit dem Schwimmer, an ihrem anderen mit einem Gegengewicht versehen ist, über das
                              									Kettenrad R gelegt, so daſs beim Fallen und Steigen des
                              									Wasserspiegels das Rad in eine vorwärts oder rückwärts gehende Bewegung versetzt
                              									wird. Diese Drehung wird durch die Kettenradachse r auf
                              									das Contactrad C und den Vertheilungshebel H übertragen. Das Contactrad ist mit 10
                              									Platinvorsprüngen versehen, welche bei seiner Bewegung an der Doppelfeder F vorbeischleifen und dadurch einen ganz sicheren
                              									Contact herstellen. Es geschieht dies jedesmal, wenn der Schwimmer um 5cm steigt oder fällt, da der Umfang des
                              									Kettenrades 50cm beträgt. Die Doppelfeder F steht durch den isolirten Winkel W mit der Drahtklemme K2 und dadurch mit der Erde in Verbindung. Die
                              									Bewegung des Vertheilungshebels H wird durch die beiden
                              									Stellschrauben S und S1 begrenzt; derselbe sitzt lose auf der Achse r und wird durch die Spiralfeder e an einen Bundring r1 angedrückt, so daſs er sich mit entsprechender
                              									Reibung auf der Achse bewegt. Je nach der Richtung der Bewegung des Kettenrades,
                              									d.h. je nach dem Steigen und Fallen des Wassers legt sich der Hebel an die
                              									Stellschraube S oder S1 an, wobei sein mit Platin versehenes Ende die
                              									Contactfeder i oder i1 berührt. Die beiden Contactfedern i und i1 sind durch die Klemmen K und K1 mit
                              									den Leitungsdrähten verbunden, welche nach den zwei Elektromagneten in dem
                              									Zeigerwerke führen. Bei der vorwärts oder rückwärts gehenden Bewegung des Rades wird
                              									daher in der einen oder anderen Leitung dem Zeigerwerke ein Strom zugeführt. Wenn
                              									der Hebel H die eine oder andere Contactfeder früher
                              									verlassen könnte, als der Contact zwischen einem Platinvorsprung des Rades C und der Doppelfeder F
                              									aufgehoben ist, so würden dadurch im Gange des Zeigerwerkes Unregelmäſsigkeiten entstehen.
                              									Dies wurde durch Anwendung eines verlängerten Contactes am Rade C folgendermaſsen verhütet.
                           Das Contactrad C ist nicht fest mit seiner Achse
                              									verbunden, sondern es läſst, wenn es festgehalten wird, eine geringe Bewegung
                              									derselben zu, so daſs der Vertheilungshebel H vorher
                              									mit der Feder i oder je nach der Richtung ihrer Drehung
                              									mit der Feder i1 in
                              									Verbindung kommt, ehe sich das Rad C bewegt und seinen
                              									Contact mit der Feder F aufhebt. Dieses Festhalten des
                              									Contactrades wird durch die mit ihm verbundene Bremsscheibe O erzielt, an deren Mantelfläche die beiden Bremsbacken B und B1 mit Hilfe der Spiralfeder f gepreſst werden.
                           Der ganze Apparat ist durch einen Blechkasten eingeschlossen; nur das Kettenrad R befindet sich auſserhalb desselben. Es sind somit
                              									alle Theile des Contactwerkes gegen Staub, Wasserdünste u.s.w. vollkommen
                              									geschützt.
                           Im Zeigerwerk übertragen die Anker der beiden Elektromagnete ihre Bewegung auf zwei
                              									Sperrräder, welche in bekannter Weise auf ein Planetenrad SystemEs sei auch hier (vgl. 1877 226 282) erwähnt, daſs
                                    											in dem Wasserstandszeiger von Siemens und
                                       												Halske (vgl. Dub: Anwendung des
                                       												Elektromagnetismus, S. 782) das Planetenradsystem schon früher
                                    											Verwendung gefunden hat. Auch sonst ist es in telegraphischen Apparaten im
                                    											weiteren Sinne schon wiederholt (z.B. im Distanzmesser von Siemens und Halske) angewendet worden, zuerst
                                    											wohl in dem i. J. 1848 für Barlow und Forster patentirten Typendrucktelegraphen (vgl.
                                    												Zetzsche: Handbuch der Telegraphier Bd. 1
                                    											S. 320).D. Ref. wirken, so daſs ihre gemeinschaftliche
                              									Achse und der darauf befestigte Zeiger vorwärts oder rückwärts bewegt wird, je
                              									nachdem durch den rechts oder links liegenden Elektromagnet ein Strom geht. Die
                              									Theilung des Zifferblattes ist hierbei so bezeichnet, daſs die vorwärts gehende
                              									Drehung des Zeigers ein Steigen, die rückwärts gehende dagegen das Fallen des
                              									Schwimmers anzeigt und ein Grad derselben analog dem Contactwerke einer
                              									Wasserspiegeldifferenz von 5cm entspricht. Die
                              									nicht mit den beiden Leitungen verbundenen Drahtenden der Elektromagnete sind
                              									gemeinschaftlich an eine Klemme geführt, mit welcher auch der eine Pol der Batterie
                              									verbunden ist; der andere Pol ist der Batterie an Erde gelegt.
                           Beim Fallen des Schwimmers sendet der Contacthebel H,
                              									mit der Feder i in Berührung, den Strom der Batterie
                              									durch den einen Elektromagnet, wodurch eine rückwärts gehende Bewegung des Zeigers
                              									herbeigeführt wird; beim Steigen des Schwimmers dagegen, in Folge Anlegen an die
                              									Feder i1 durch den
                              									anderen Elektromagnet und der Zeiger wird in entgegengesetztem Sinne gedreht. Auf
                              									diese Weise folgt er Schritt für Schritt dem Steigen und Fallen des
                              									Wasserspiegels.
                           Als Batterie verwendet Fein
                              									gewöhnlich, wenn es die Widerstandsverhältnisse der Leitungen nicht anders
                              									verlangen, Meidinger'sche Ballonelemente von etwa 30cm Höhe, welche sich hierbei in jeder Weise bewährten. Sollte es auch
                              									vorkommen, daſs zufällig der Contact bei gleichbleibendem Wasserstand für längere
                              									Zeit geschlossen bleibt, so kann hieraus eine Fehlerquelle für den Gang der Instrumente nicht
                              									entstehen, da die genannten Elemente beispielsweise in Ruhestromleitungen (bei
                              									fortwährendem Stromschluſs) 3 bis 4 Monate ohne alle Betriebsstörung verwendet
                              									werden. Erfahrungsgemäſs wird im Durchschnitt bei diesen gröſseren und kleineren
                              									elektrischen Wasserstandsanlagen eine Reinigung und Neufüllung der Batterie erst
                              									nach einjährigem Betriebe nothwendig. (Zeitschrift für
                                       										angewandte Elektricitätslehre, 1880 Nr. 20 S. 183.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
