| Titel: | Ueber Neuerungen in der Zuckerfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 312 | 
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                        Ueber Neuerungen in der
                           								Zuckerfabrikation.
                        Ueber Neuerungen in der Zuckerfabrikation.
                        
                     
                        
                           Ueber den Verzuckerungsproceſs bei der Einwirkung von
                                 										verdünnter Schwefelsäure auf Stärkemehl bei höheren Temperaturen hat F. AllihnInauguraldissertation. Leipzig 1880. Vom
                                    											Verfasser gefälligst eingeschickt. umfassende Versuche
                              									angestellt. Bekanntlich läſst man zur Herstellung von Traubenzucker fast immer die
                              									mit Wasser angerührte Stärke langsam in das siedende, mit Schwefelsäure angesäuerte
                              									Wasser einflieſsen und erhält das Gemisch so lange im Kochen, bis eine Probe von
                              									Alkohol nicht mehr getrübt wird. Wie unvollkommen aber die auf diese Weise erreichte
                              									Verzuckerung ist, läſst sich aus der Zusammensetzung der käuflichen
                              									Stärkezuckersorten erkennen (vgl. 1879 233 262). Allihn
                              									fand in 4 Sorten nur 60,0 bis 66,4 Proc. Traubenzucker, so daſs der käufliche
                              									Traubenzucker noch jetzt als ein auſserordentlich unreines Präparat bezeichnet
                              									werden muſs. Es ist nun aber für die Fabrikation sehr wesentlich, die Verzuckerung
                              									so viel als möglich zu beschleunigen, weil bei längerem Erhitzen unter Braunfärbung
                              									sich humusartige Zersetzungsproducte bilden, welche mit der Verlängerung der
                              									Einwirkungsdauer zunehmen und die Güte des Traubenzuckers sehr beeinträchtigen. Eine
                              									Beschleunigung der Verzuckerung läſst sich bis zu einem gewissen Grade dadurch
                              									erzielen, daſs man die zu verwendende Säure concentrirter nimmt. Allein auch hierbei
                              									ist sehr bald eine Grenze erreicht, welche nicht überschritten werden darf, da es
                              									nicht räthlich ist, eine Säure anzuwenden, welche mehr als 2 Proc. Schwefelsäure
                              									enthält, weil sonst gleichfalls gefärbte Zersetzungsproducte auftreten. Man benutzt
                              									in der Stärkefabrikation meist eine 1 bis 2procentige Säure und pflegt die Dauer des
                              									Kochens nicht über 6 Stunden auszudehnen. Diese Einwirkungsdauer ist jedoch
                              									keineswegs hinreichend, um eine vollständige Verzuckerung zu bewirken, wie die
                              									Analysen der käuflichen Stärkezuckersorten zeigen. Da die angegebene Concentration
                              									und Einwirkungsdauer nicht viel überschritten werden darf, ohne dem Producte zu
                              									schaden, so ist es überhaupt nicht zu erwarten, daſs nach dem bisher üblichen
                              									Verfahren jemals ein reines Präparat hergestellt werden wird. Es hat sich nun aber
                              									gezeigt, daſs sich bei Anwendung von Druck, bezieh. von Temperaturen über
                              									Siedehitze, schon bei verhältniſsmäſsig kurzer Einwirkungsdauer eine ziemlich
                              									vollständige Verzuckerung erreichen läſst.
                           Zu den diesbezüglichen Untersuchungen wurde die gewöhnliche käufliche Kartoffelstärke
                              									benutzt, welche 0,9 Proc. Asche und 0,3 Proc. unlösliche Rückstände hinterlieſs. Das
                              									Stärkemehl des Handels ist ein ziemlich reines Product. Man wird daher kaum einen
                              									Fehler begehen, wenn man das nach Abzug der Asche und des unlöslichen Rückstandes Uebrigbleibende,
                              									nachdem man sich von der Abwesenheit Stickstoff haltiger Substanzen überzeugt hat,
                              									als reines Stärkemehl anspricht. Allihn zog es jedoch
                              									vor, den Gehalt der in Rede stehenden Kartoffelstärke an reinem Stärkemehl direct zu
                              									bestimmen und bediente sich hierzu der von Sachsse im
                              										Chemischen Centralblatt, 1877 S. 732 angegebenen
                              									Verzuckerungsmethode, verwendete indeſs nicht wasserfreie, sondern lufttrockne
                              									Stärke und ermittelte in einer gleichzeitig genommenen Probe den Wassergehalt. Bei
                              									der auſserordentlich groſsen Neigung der wasserfreien Stärke, Feuchtigkeit
                              									anzuziehen, muſs durchaus davon abgerathen werden, mit der wasserfreien Substanz zu
                              									operiren. Als Verzuckerungsflüssigkeit schreibt Sachsse
                              									eine Salzsäure von 1,125 sp. G. vor.
                           Die Analyse wird nun folgendermaſsen ausgeführt. Ungefähr 3g lufttrockne Stärke werden in einen Kolben
                              									gespült und mit etwa 200cc Wasser und mit 20cc Salzsäure versetzt. Der Kolben wird in ein
                              									siedendes Wasserbad gebracht und 3 Stunden lang darin erhitzt. Nach dieser Zeit ist
                              									die Verzuckerung beendet. Die erhaltene Zuckerlösung ist etwas getrübt durch den
                              									darin suspendirten unlöslichen Rückstand, dessen Bestimmung schon besprochen wurde.
                              									Die Flüssigkeit wird nun mit Kalilauge fast vollständig neutralisirt (ein
                              									Alkalischwerden ist zu vermeiden) und zu 500cc
                              									aufgefüllt. Von dieser etwa ½ procentigen Zuckerlösung wurden, nachdem sie filtrirt
                              									war, je 25cc zur Zuckerbestimmung entnommenen
                              									(vgl. Wagner's Jahresbericht, 1879 S. 770) und der gefundene Zucker auf Stärke
                              									umgerechnet (100 Th. C6H12O6 = 90 Th. C6H10O5).
                           Bei der Ermittelung des Wassergehaltes begegnet man einigen
                              									Schwierigkeiten. Die gewöhnliche Art des Trocknens bei 100 bis 110° im Luftbade ist
                              									nicht ausreichend, um alles Wasser zu entfernen; bei weiterem Erhitzen auf höhere
                              									Temperatur geht noch Wasser weg. Es wurde deshalb die Wasserbestimmung so
                              									ausgeführt, daſs die lufttrockne Stärke in Liebig'schen Röhren im Wasserstoffstrome
                              									entweder bei 115 bis 120° im Luftbad, oder bei 114° im Chlorammoniumbad bis zum
                              									constanten Gewicht erhitzt wurde. Vor jeder Wägung wurde der Wasserstoff durch
                              									trockne Luft verdrängt. Bei vergleichenden Trockenbestimmungen nach der gewöhnlichen
                              									Methode und nach der eben beschriebenen ergab sich, daſs im letzteren Falle ungefähr
                              									1 Proc. Trockensubstanz weniger als im ersteren gefunden wird.
                           Es wurde auf diese Weise in der verwendeten Kartoffelstärke im Mittel 98,6 Proc.
                              									reines Stärkemehl gefunden. Zieht man den Aschengehalt und den unlöslichen Rückstand
                              									mit in Betracht, so ergibt sich als Zusammensetzung dieser Stärke im wasserfreien
                              									Zustande:
                           
                              
                                 Reines Stärkemehl
                                 98,6
                                 
                              
                                 Asche
                                   0,9
                                 
                              
                                 Unlöslicher Rückstand
                                   0,3
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 99,8.
                                 
                              
                           Allihn hat nun 3 Versuchsreihen ausgeführt, indem er die
                              									Einwirkung der verdünnten Schwefelsäuren von verschiedener Concentration bei 100,
                              									108 und 114° untersuchte. Die in jeder Versuchsreihe zur Verwendung gelangten Säuren
                              									waren nach Gewichtsprocent 0,1-, 0,2-, 0,5- und 1procentig hergestellt.
                           Die Einwirkung wurde in Lintner'schen Druckflaschen von etwa
                              										100cc Inhalt vorgenommen, und zwar wurde bei
                              									jedem Versuche ungefähr 10g wasserfreier Stärke
                              									entsprechende Menge lufttrockne Stärke in die Druckflasche gebracht und mit genau 50cc der verdünnten Säure übergössen. Nach
                              									beendigter Einwirkung wurde der Inhalt in eine Literflasche gespült, behufs
                              									Neutralisation mit einem Ueberschuſs von Bariumcarbonat versetzt und die Flüssigkeit
                              									bis zur Marke aufgefüllt. Alsdann wurde die Lösung schnell durch ein groſses
                              									Faltenfilter durchgelassen und von dem Filtrat jedesmal 25cc zur Zuckerbestimmung genommen. Die Erhitzung
                              									der Druckflaschen bei 100° wurde im siedenden Wasserbade bewirkt. Die Flaschen
                              									muſsten jedoch, um ein Zerspringen zu verhüten, kalt angesetzt werden, und es
                              									dauerte alsdann etwa 30 Minuten, bis die Siedetemperatur erreicht war. Erst von
                              									diesem Zeitpunkt an wurde die Einwirkungsdauer gerechnet. Während der 30 Minuten,
                              									welche vom Ansetzen der Flaschen bis zum Beginn des Kochens vergingen, ist die
                              									Einwirkung übrigens so gering, daſs sie unbedenklich vernachlässigt werden kann.
                           Von den erhaltenen Resultaten sind hier in folgender Tabelle nur die Durchschnitte
                              									mitgetheilt:
                           
                              
                                 
                                 Einwirkung
                                 VerzuckertStärke
                                 Jodreaction
                                 Alkoholreaction
                                 
                              
                                 0,1 procentige Säure
                                 Stunden  1  2  4  61216
                                 Proc.Spur  2,7  6,4  8,716,822,0
                                 blau„„violettroth„
                                 Trübung„„„„„
                                 
                              
                                 0,2 procentige Säure
                                   2  4  612
                                   5,5  9,715,829,1
                                 blauviolettrothschwach roth
                                 Trübung„„„
                                 
                              
                                 0,5 procentige Säure
                                   1  2  4  6    7½  9121416
                                   6,814,127,841,950,358,172,579,781,7
                                 violettrothschwach rothkeine
                                    											Färbung„„„„„
                                 Trübung„„keine
                                    											Trübung„„„„„
                                 
                              
                                 1 procentige Säure
                                   1  2  3  4  5  6  8101216
                                 16,129,848,757,863,670,279,784,186,288,0
                                 rothschwach rothkeine
                                    											Färbung„„„„„„„
                                 Trübungkeine
                                    											Trübung.„„„„„„„„
                                 
                              
                           Diese Resultate der Einwirkung der 0,1 procentigen Säure bei 100° lassen erkennen,
                              									daſs die Verzuckerung mit der Zeit regelmäſsig fortgeschritten ist; es ist in 16
                              									Stunden ziemlich genau 8mal so viel Stärke umgesetzt worden wie in 2 Stunden. Mit
                              									der 0,1 procentigen Säure läſst sich nur eine sehr geringe Verzuckerung erreichen; denn es wurden bei
                              									16stündiger Einwirkung blos 22 Proc. Stärke umgewandelt. – Durch die 0,2 procentige
                              									Säure kann in gleichen Zeiten fast doppelt so viel Stärke verzuckert werden und es
                              									läſst sich auch hier wieder beobachten, daſs innerhalb der Versuchsgrenzen die
                              									Verzuckerung proportional der Einwirkungsdauer verläuft. – Wesentlich anders
                              									gestaltet sich aber der Proceſs bei der Einwirkung der 0,5 und 1 procentigen Säure.
                              									Hier erkennt man, daſs die directe Proportionalität zwischen Verzuckerung und
                              									Einwirkungsdauer nur bis zu einer Umwandlung von etwa 50 Proc. stattfindet. Von da
                              									ab geschieht die Verzuckerung in jeder folgenden Stunde langsamer. Würde sie
                              									regelmäſsig fortschreiten, so müſste z.B. mittels der 1 procentigen Säure die
                              									Verzuckerung nach 6 Stunden beendet sein; aber selbst nach 16 stündiger Einwirkung
                              									ist noch keine vollständige Umsetzung eingetreten.
                           Zum Erhitzen auf eine constante Temperatur zwischen 100 und 110° diente eine siedend
                              									gesättigte Kochsalzlösung (Siedepunkt 108,4°). Durch eine Mariotte'sche Flasche
                              									wurde das Wassser in dem Maſse, wie es aus dem Kochsalzbad verdampfte, durch neues
                              									ersetzt, jedoch so allmählich, daſs dadurch keine bemerkenswerthe
                              									Temperaturschwankung entstand. Die Druckflaschen wurden bei allen Versuchen dieser
                              									Reihe direct in das siedende Kochsalzbad eingesenkt, nachdem sie vorher durch 5
                              									Minuten langes Erhitzen in einem kleinen Wasserbade auf 80 bis 90° vorgewärmt worden
                              									waren. Die Versuchsdauer wurde von dem Augenblick an gerechnet, in welchem die
                              									Flaschen in das Kochsalzbad gebracht wurden. Nach einstündigem Aufenthalt in
                              									demselben wurden sie einmal herausgenommen und kräftig geschüttelt, um eine
                              									gleichmäſsige Durchmischung des Inhaltes zu erzielen. Die Durchschnittsresultate der
                              									bei 108° unternommenen Versuche finden sich in den nachstehenden Tabellen:
                           
                              
                                 
                                 Einwirkung
                                 VerzuckertStärke
                                 Jodreaction
                                 Alkoholreaction
                                 
                              
                                 0,1 procentige Säure
                                 Stunden  2  4  6
                                 Proc.9,417,225,6
                                 violettroth„
                                 Trübung„„
                                 
                              
                                 0,2 procentige Säure
                                   2  4  6  810121416
                                 16,535,147,058,567,474,380,582,3
                                 rothschwach rothkeine
                                    											Färbung„„„„„
                                 Trübungkeine
                                    											Trübung„„„„„„
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 
                                 Einwirkung
                                 VerzuckertStärke
                                 Jodreaction
                                 Alkoholreaction
                                 
                              
                                 0,5 procentige Säure
                                 Stunden  1  2  3  4  5  6  81014
                                 Proc.22,642,558,174,782,585,589,991,694,5
                                 rothkeine
                                    											Färbung„„„„„„„
                                 Trübungkeine
                                    											Trübung„„„„„„„
                                 
                              
                                   1 procentige Säure
                                   1  2  3  4  610
                                 36,669,487,189,591,392,8
                                 keine Färbung„„„„„
                                 keine Trübung„„„„„
                                 
                              
                           Man sieht auch hier wieder, daſs der Proceſs anfangs
                              									proportional der Zeit verläuft und zwar bis zu einer Umsetzung von etwa 40 Proc.,
                              									dann aber nur langsam vorschreitet.
                           Zu den Versuchen über die Einwirkung bei 114° wurde als Bad eine heiſs gesättigte
                              									Chlorammoniumlösung von 114,2° Siedepunkt verwendet:
                           
                              
                                 
                                 Einwirkung
                                 VerzuckertStärke
                                 Jodreaction
                                 Alkoholreaction
                                 
                              
                                 0,1 procentige Säure
                                 Stunden  2  4  8
                                 Proc.11,923,146,3
                                 violettrothkeine Färbung
                                 Trübung„keine Trübung
                                 
                              
                                 0,2 procentige Säure
                                   2  4  81016
                                 34,954,180,586,390,9
                                 schwach rothkeine
                                    											Färbung„„„
                                 keine Trübung„„„„
                                 
                              
                                 0,5 procentige Säure
                                   2  3  4  6  816
                                 75,783,487,190,491,193,2
                                 keine Färbung„„„„„
                                 keine Trübung„„„„„
                                 
                              
                                   1 procentige Säure
                                   1  2  3  4  816
                                 70,788,390,390,892,791,3
                                 keine Färbung„„„„„
                                 keine Trübung„„„„„
                                 
                              
                           
                           Bei dieser Temperatur geht die Umwandlung anfangs wieder
                              									bedeutend rascher vor sich als bei 108°. Mit der 1procentigen Säure gelingt es schon
                              									durch eine 3stündige, mit der 0,5procentigen Säure durch eine 6 stündige Einwirkung,
                              									90 Procent der angewendeten Stärke zu verzuckern. Im weiteren Verlaufe findet aber
                              									die Umsetzung äuſserst langsam statt und in einigen Versuchen ist sogar weniger
                              									Zucker gefunden worden als in den correspondirenden Versuchen bei 108°. Dieser
                              									Umstand findet seine Erklärung in einer theilweisen Zersetzung des schon gebildeten
                              									Zuckers bei der höheren Temperatur. Wenn nämlich die Stärke mit 0,5- oder
                              									1procentiger Säure 8 Stunden oder länger bei 114° erhitzt wird, so zeigt sich das
                              
                              									Product infolge einer eingetretenen theilweisen Zersetzung tief braun gefärbt. Die
                              									Temperatur von 114° ist sonach noch weniger als die vorhergehenden geeignet, die
                              									Stärke vollständig in Zucker überzuführen.
                           Wenn überhaupt durch die zur Verwendung gekommenen Säuren bei entsprechender
                              									Verlängerung der Einwirkungsdauer eine vollständige Verzuckerung möglich ist, so
                              									würde sie sich vielleicht durch die 0,5 procentige Säure bei 108° herbeiführen
                              									lassen. Es ist indessen wahrscheinlich, daſs auch in diesem Falle, noch bevor die
                              									Verzuckerung beendet ist, wegen zu langen Erhitzens eine geringe Zersetzung
                              									eintreten wird. Handelt es sich aber nur darum, wie es in der
                              									Stärkezuckerfabrikation der Fall ist, in möglichst kurzer Zeit eine möglichst
                              									beträchtliche Verzuckerung zu erzielen, so empfiehlt sich die Anwendung von
                              									1procentiger Säure bei 108°, welche in 4 Stunden, oder bei 114°, welche in 3 Stunden
                              									etwa 90 Proc. Stärke in Zucker überführt. Es würde sich unter Einhaltung dieser
                              									Versuchsbedingungen, wenn das Reactionsproduct so weit eingedampft wird, daſs es
                              									nach dem Erkalten erstarrt, ein Zucker ergeben, welcher auf 10 Th. reinen
                              									Traubenzucker 1 Th. unverzuckerte Substanz (Dextrin) enthält. Dies wäre aber ein
                              									sehr günstiges Resultat gegenüber dem käuflichen Stärkezucker, in welchem auf die
                              									gleiche Menge reinen Traubenzuckers durchschnittlich 3 mal so viel Dextrin kommt.
                              									Ueberdies läſst sich ein unter obigen Verhältnissen erhaltener Zucker leicht noch
                              									weiter reinigen, da er nicht die seifenartige Consistenz des käuflichen
                              									Stärkezuckers besitzt, sondern einen ziemlich festen, krystallinischen Kuchen
                              									darstellt. Durch Abwaschen mit Alkohol oder Abpressen gelingt es leicht, ihn von dem
                              									gröſsten Theile des anhängenden Dextrinsyrups zu befreien.
                           Die eigenthümliche Verzögerung der Verzuckerung gegen Ende des Processes ist noch
                              									nicht genügend erklärt. John (1815) vertritt die
                              									Ansicht, daſs bei der Verzuckerung die Schwefelsäure zersetzt wird, so daſs also
                              									nach seiner Ansicht gegen Ende der Reaction keine Säure mehr vorhanden wäre; doch
                              									fand Allihn nach mehrstündlicher Einwirkung noch
                              									dieselbe Menge freier Säure als vorher, so daſs also die Säure bei der Verzuckerung
                              									keine Veränderung erleidet. – Musculus
                              
                              									ist der Ansicht, daſs
                              									der schon gebildete Zucker hemmend auf die weitere Verzuckerung des Dextrins
                              									einwirke, entsprechend der Einwirkung der Diastase auf Stärke. Im letzteren Falle
                              									ist es allerdings die Anwesenheit der Maltose, welche verhindert, daſs die
                              									Verzuckerung eine gewisse Grenze überschreitet; denn die Umwandlung geht wieder
                              									weiter, sobald der Zucker durch Gährung entfernt wird. Es ist sehr wahrscheinlich,
                              									daſs dieser Einfluſs des Zuckers auch bei der Einwirkung von verdünnten Säuren zur
                              									Geltung kommt; indessen läſst sich durch ihn allein die Verzögerung nicht erklären.
                              									Der hauptsächlichste Grund der Verlangsamung des Verzuckerungsprocesses wird
                              									vielmehr in einer verschiedenen Widerstandsfähigkeit der Dextrine gegen den Angriff
                              									der verdünnten Schwefelsäure zu suchen sein. Es läſst sich sehr wohl denken, daſs
                              									die Dextrine, welche auch sonst in mannigfacher Beziehung ungleichartig sind, sich
                              									gegen verdünnte Säuren verschieden verhalten, daſs das eine Dextrin leichter, das
                              									andere schwieriger in Zucker übergeführt wird.
                           Aus den mitgetheilten Versuchen ergibt sich somit, daſs die Verzuckerung der Stärke
                              									durch verdünnte Schwefelsäure im Allgemeinen um so rascher und vollständiger vor
                              									sich geht, je concentrirter die Säure, je länger die Einwirkungsdauer und je höher
                              									die Einwirkungstemperatur ist. Die Menge der verzuckerten Stärke ist bis zu einer
                              									Umsetzung von 40 bis 50 Procent der Einwirkungsdauer proportional. Dann verläuft der
                              									Proceſs immer langsamer, so daſs eine vollständige Verzuckerung, wenn überhaupt
                              									unter den gegebenen Verhältnissen möglich, erst nach einer unverhältniſsmäſsig
                              									langen Einwirkungsdauer erreichbar ist, und zwar liegt die Ursache in der
                              									verschiedenen Widerstandsfähigkeit der Dextrine gegen verdünnte Säuren.