| Titel: | Ueber die Anwendung des elektrischen Stromes in der analytischen Chemie. | 
| Fundstelle: | Band 239, Jahrgang 1881, S. 378 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ueber die Anwendung des elektrischen Stromes in
                           								der analytischen Chemie.
                        (Schluſs des Berichtes S. 303 dieses
                           								Bandes.)
                        Anwendung des elektrischen Stromes in der analytischen
                           								Chemie.
                        
                     
                        
                           Zur Untersuchung von Nickelspeise verfährt man nach Ohl (Zeitschrift für
                                 										analytische Chemie, 1879 S. 526) in folgender Weise:
                           1g der ziemlich fein geriebenen
                              									Speise wird in einem etwa 300cc fassenden
                              									Becherglase mit rauchender Salpetersäure oder auch mit Königswasser übergossen. Das
                              									Glas wird, mit einem Uhrglas bedeckt, auf das Sand- oder Wasserbad gesetzt. Nachdem
                              									die Speise nach etwa 2 Stunden vollständig gelöst ist, wird das Uhrglas abgenommen
                              									und die Lösung zur Trockne gedampft. In das vom Bade genommene Glas bringt man jetzt
                              										5mm vollkommen reine concentrirte Salzsäure
                              									und, nachdem diese unter Erwärmen die eingedampfte Masse gelöst hat, bis zur halben
                              									Höhe Wasser. Ist die Lösung heiſs geworden, so leitet man Schwefelwasserstoff ein,
                              									bis sie erkaltet ist, stellt sie nochmals warm und leitet abermals bis zum Erkalten
                              									das genannte Gas ein. Der Kupfer- und Arsenniederschlag setzt sich jetzt rasch ab
                              									und die darüber stehende Flüssigkeit ist klar. Da Schwefelarsen in
                              									Schwefelwasserstoff enthaltendem Wasser etwas löslich ist, so setzt man das
                              									Becherglas so lange warm, bis kein oder nur noch ein schwacher Geruch nach
                              									Schwefelwasserstoff zu bemerken ist.
                           Ist der Niederschlag schön gleichmäſsig gelb, so ist kein oder nur
                              									sehr wenig Schwefelkupfer vorhanden, und man kann das Glas bis zur Geruchlosigkeit
                              									stehen lassen. Ist jedoch der Niederschlag dunkler gefärbt, so daſs man viel Kupfer
                              									vermuthen darf, so muſs man filtriren, wenn noch Schwefelwasserstoff zu bemerken
                              									ist. Im ersteren Falle wäscht man mit kaltem, reinem Wasser aus, im letzteren unter
                              									Anwendung von Schwefelwasserstoff enthaltendem Wasser.
                           Wollte man die warme, stark nach Schwefelwasserstoff riechende
                              									Lösung durch Filtration vom Niederschlage trennen, so würde sich eine nicht
                              									unbeträchtliche Menge Schwefelarsen beim Abdampfen des Filtrates ausscheiden, welche
                              									das Resultat der Elektrolyse um eine Kleinigkeit falsch machen könnte. Hatte man
                              									Kupfer im Niederschlag und muſste man in Folge dessen die noch Schwefelwasserstoff
                              									enthaltende Flüssigkeit filtriren, so scheidet sich beim Abdampfen ein wenig
                              									Schwefelarsen ab, welches man jedoch nicht zu berücksichtigen nöthig hat. Das
                              									Kobalt-Nickel enthaltende Filtrat wird nun in einer etwa 750cc fassenden Schale zur Trockne gedampft unter
                              									Zusatz von etwas chlorsaurem Kalium zur Oxydation des Eisens. Der Rückstand wird mit etwas Wasser
                              									und wenig Salzsäure warm aufgenommen, mit reiner Sodalösung bis zur alkalischen
                              									Reaction ausgefällt, unter Zusatz von reiner Essigsäure der Niederschlag in Lösung
                              									gebracht, stark verdünnt und zum Kochen erhitzt. Das gefällte basische Eisenacetat
                              									setzt sich rasch zu Boden, wird sofort filtrirt und heiſs ausgewaschen, die vom
                              									Eisen befreite Lösung zur Trockne verdampft, mit Wasser und einigen Cubikcentimeter
                              									verdünnter Schwefelsäure aufgenommen, in ein etwa 600cc fassendes Becherglas gebracht, mit Ammoniak übersättigt und dem
                              									galvanischen Strom ausgesetzt.
                           Nachdem die Lösung bereits längere Zeit farblos gewesen, kann man
                              									annehmen, daſs die Elektrolyse beendet ist. Man nimmt mit einer Pipette etwas
                              									Flüssigkeit aus dem Glase, filtrirt und setzt einen Tropfen Schwefelammonium zu;
                              									verursacht dies keine gelbliche Trübung, sondern nur eine hell gelbliche Färbung, so
                              									kann man den Platinkegel herausnehmen, mit Wasser und dann zur Entfernung des
                              									letzteren mit absolutem Alkohol abspülen und trocknen. Das Trocknen geschieht am
                              									einfachsten über einer Platin- oder Porzellanschale, die man auf eine Lampe gesetzt
                              									hat. Man hat nur nöthig, den Kegel etwa 1 Minute über die Schale zu halten. Die
                              									Gewichtszunahme des Kegels in Centrigramm gibt die Procente an Kobalt und Nickel
                              									direct an. Um den Nickel- und Kobaltgehalt zu ermitteln, genügt es in den
                              									allermeisten Fällen, die trockne Probe auf Nickel nach Plattner zu machen, und den so ermittelten Gehalt vom Kobalt- und
                              									Nickelgehalte abzuziehen.Ueber die elektrolytische Bestimmung des Nickels vgl. Schweder 1877 225 65. Herpin 1875 215 *
                                    											440. Wrightson 1877 225 67. Riche in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1878 S.
                                    											218.
                           Das Zink läſst sich aus den kalischen Lösungen, denen
                              									man zweckmäſsig etwas Cyankalium zusetzt, vollständig in regulinischer Form
                              									niederschlagen. Beim Auflösen des auf Platin gefällten metallischen Zinkes in Säuren
                              									bleibt meistens ein dunkelgrauer, sich rauh anfühlender Beschlag auf dem Platin, der
                              									sich auch in concentrirten Säuren nicht löst, beim Glühen Glühfarben annimmt, die
                              									bei der Behandlung mit Säuren unter Lösung von etwas Zink verschwinden. Es gelingt
                              									jedoch auch auf diesem Wege nicht immer, den Beschlag nach wiederholtem Glühen zu
                              									entfernen, und man ist dann genöthigt, denselben durch Schmelzen mit saurem
                              									schwefelsaurem Kali zu beseitigen. Diese Operation gelingt leicht, ohne daſs das
                              									Platingefäſs eine erheblichere Gewichtsabnahme als 2 bis 3mg zeigt. Dieser Beschlag ist am geringsten in
                              									kalischen und bildet sich gar nicht in den salpetersauren Zinklösungen. Ueberzieht
                              									man die innere Fläche der Platinschale vor der Fällung des Zinkes mit einer dünnen
                              									Schicht von Kupfer, Zinn oder Silber, so läſst sich das gefällte Zink mit
                              									concentrirter Salpetersäure vollständig mit den anderen Metallen vom Platin
                              									entfernen.
                           Nach Millot (Bulletin de la
                                 										Société chimique, 1879 Bd. 32 S. 482) fällt Zink aus der mit überschüssiger
                              									Kalilauge versetzten Lösung rasch und in zusammenhängender Schicht. Ammoniak und
                              									Cyankalium sind möglichst zu vermeiden. (Vgl. Wrightson
                              									1877 225 67. Beilstein 1879 232 283. Parodi und Mascazzini 1877
                              									226 112. Zeitschrift für analytische Chemie, 1879 S.
                              									587.)
                           
                           Mangan fällt aus seinen neutralen oder freie Säure
                              									enthaltenden Lösungen nicht in metallischer Form, sondern als Manganhyperoxydhydrat.
                              									Soll der Manganniederschlag fest auf der positiven Polfläche haften, so darf die
                              									Menge der freien Säure nicht groſs sein und nur einige Procent vom Gewichte der
                              									Lösung betragen. In sehr verdünnten Manganlösungen, welche mit viel Salpetersäure
                              									oder mit einer Mischung von Salpetersäure mit Schwefelsäure angesäuert worden sind,
                              									bildet sich Uebermangansäure, welche der Lösung die charakteristische rothe Färbung
                              									ertheilt. (Vgl. Lukow 1865 178 46. Riche in der Zeitschrift für
                                 										analytische Chemie, 1878 S. 216.)
                           Uran wird selbst aus den vollständig neutral gehaltenen
                              									Oxydlösungen nur in geringen Mengen als gelblich grauer, in Salzsäure unter
                              									Wasserstoffentwicklung löslicher, metallischer Niederschlag gefällt. In sauren
                              									Lösungen geht das Uranoxyd in Uranoxydul über. Es eignet sich nicht zur Bestimmung
                              									auf elektrolytischem Wege.
                           Eisen wird aus den neutralen Lösungen der Oxydulsalze
                              									unvollständig in metallischer Form abgeschieden. Das Oxydul geht zum Theil in Folge
                              									der oxydirenden Wirkung des Stromes in Oxyd über. Setzt man zu der neutralen
                              									schwefelsauren Lösung des Eisenoxyduls eine Lösung von citronensaurem Ammon, welche
                              									etwas freie Citronensäure enthält, und sorgt man dafür, daſs stets etwas freie
                              									Citronensäure in der Lösung bleibt, so wird das Eisen vollständig in glänzender
                              									regulinischer Form niedergeschlagen, auch wenn ein Theil des Eisens ursprünglich als
                              									Oxyd in der Lösung vorhanden war. Das auf diesem Wege abgeschiedene metallische
                              									Eisen sieht dem blanken Platin sehr ähnlich; es muſs, um es blank zu erhalten, nach
                              									dem Abspritzen mit Wasser mit säurefreiem Alkohol behandelt undnnd nach dem Ablaufen des letzteren schnell getrocknet werden. Weinsaures
                              									Ammon eignet sich weniger gut für diesen Zweck, essigsaures Ammon gar nicht. Aus dem
                              									Ferrocyankalium wird kein metallisches Eisen, sondern Berlinerblau am negativen Pole
                              									abgeschieden. Aus den Lösungen des Eisenoxyduls in unterschwefligsaurem Natrium
                              									fällt alles Eisen aus, zum gröſsten Theil als Schwefeleisen. Aus den Lösungen des
                              									Eisenfluorürs in Fluornatrium fällt ebenfalls metallisches Eisen mit blaugrauer
                              									Färbung.
                           Die Lösungen der Metalle der 3 ersten Gruppen bieten beim Hindurchgehen eines
                              									elektrischen Stromes nur wenig Charakteristisches. Sind die beiden Pole getrennt in
                              									den mit diesen Lösungen gefüllten Schenkeln einer U-förmigen Röhre, so scheiden sich
                              									am negativen Pole die Hydrate der Metalloxyde ab und zwar Chrom- und Thonerdehydrat in voluminöser
                              									Form, Kalk- und Magnesiahydrat als weiſse, den negativen Pol überziehende Krusten, Baryt-, Strontian-, Kali- und Natronhydrat in löslicher Form, mit passenden Farbstoffen die alkalische
                              									Reaction zeigend. In den in der U-förmigen Röhre befindlichen Lösungen der Baryt- und
                              									Strontiansalze entstehen bald nach der Einwirkung des Stromes an der Oberfläche der
                              									den negativen Pol umgebenden Flüssigkeit weiſse Trübungen in Folge der Bildung von
                              									kohlensauren Salzen.
                           Aus den Verbindungen der alkalischen Erden mit organischen Säuren scheidet nach Luckow der Strom unter Entwicklung von
                              									Kohlenwasserstoffen die entsprechenden Carbonate aus.
                           In den Lösungen der Ammoniumverbindungen wird am negativen Pole Ammoniak
                              									entwickelt.
                           Nach L. SchuchtBerg- und Hüttenmännische Zeitung, 1880 S.
                                    											121. gibt in schwefelsauren und salpetersauren Lösungen Thallium keine Fällung; ammoniakalisch gemacht, fällt
                              									unter starker Gasentwicklung an der Kathode metallisches Thallium mit bleigrauer
                              									Farbe und an der positiven Elektrode schwarzbraunes, dem Bleisuperoxyd sehr
                              									ähnliches Thalliumoxyd. Ein Strom von vier Elementen (Meidinger-Pinkus) mit einer
                              									Stromstärke von stündlich 160cc Knallgas erwies
                              									sich als zu stark, es fiel das Thallium leicht schwammig mit dunkler Farbe aus; mit
                              									zwei bis drei Elementen fällt ein festsitzendes schönes Metall. Aus neutralen
                              									Lösungen ist die Fällung durch das Freiwerden der Säure eine unvollständige, aus
                              									alkalischen Lösungen ist die Abscheidung vollständig; das gefällte Thallium löst
                              									sich leicht wieder in Schwefelsäure, das Superoxyd in Salzsäure unter
                              									Chlorentwicklung.
                           Indium, in verdünnter Schwefelsäure gelöst, schied alles
                              									Metall als bläulich weiſsen Beschlag langsam und fest an der negativen Elektrode ab.
                              									Aus organische Säuren enthaltenden Lösungen fiel das Indium unter starker
                              									Gasentwicklung schön und äuſserst fest aus.
                           Vanadiumchlorid, in Salzsäure haltigem Wasser gelöst und
                              									elektrolysirt, gab keine Fällung in der blauen Lösung, nur Reduction der
                              									Vanadinsäure (V2O5)
                              									zu grünem und violettem Oxyd (VO). Auch in der rothbraunen alkalischen Vanadinlösung
                              									tritt unter Entfärbung der Flüssigkeit Reduction zu VO ein.
                           Palladiumnitrat, in Wasser gelöst und mit einigen
                              									Tropfen Salpetersäure angesäuert, schied sofort nach Schlieſsung des Stromes an der
                              									Kathode einen bronzefarbenen Beschlag ab. Die Schicht wurde bei fortschreitender
                              									Fällung immer dunkler, bis endlich schwarz und löste sich leicht wieder in
                              									Salpetersäure. Am 'positiven Pole bildete sich ein wenig Oxyd mit röthlicher Farbe.
                              									Aus alkalischen Palladiumoxydullösungen war die Fällung eine bedeutend langsamere
                              									und sehr feste. Die Bildung von Oxyd trat ebenfalls ein.
                           Molybdän fällt aus der ammoniakalischen Lösung der
                              									Molybdänsäure als Oxydul, MoO, am negativen Pole zuerst in Farbenringen, dann
                              									dichter und tief blauschwarz. Die erste Fällung mit blauer Farbe ist molybdänsaures Molybdänoxyd,
                              									die dann entstehende grüne Oxyd und die schwarze Oxydul. Die Fällung erfolgt unter
                              									sehr starker Gasentwicklung und ist eine vollständige, wie Phosphorsäure anzeigte.
                              									Der Beschlag haftet äuſserst fest. Aus saurer Lösung tritt keine Fällung ein.; aus
                              									durch Molybdänsäure saurer Lösung von molybdänsaurem Ammon ist die Abscheidung eine
                              									unvollständige.
                           Selen ist in seinen sauren oder alkalischen Lösungen
                              									sehr leicht reducirbar und fällt durch den Strom vollständig anfangs schön hell
                              									braunroth, dann immer dichter und dunkler aus. Man darf nur einen schwachen Strom
                              									von etwa zwei Elementen anwenden, da das Selen leicht pulverig fällt; der Beschlag
                              									läſst sich leicht vom Platin abreiben. Aus der Verbindung des Selens mit Kalium
                              									fällt das Selen bei schwachem Strome gut aus; es entwickelt sich am negativen Pole
                              									etwas Selenwasserstoff (wie beim Antimon und Arsen), hauptsächlich in saurer Lösung.
                              									Um das Selen auf elektrolytischem Wege zu bestimmen, setzt man dem durch Kochen mit
                              									Salpetersäure oxydirten Selen ein Metall, am besten Kupfer, als Lösung hinzu, das,
                              									in fester Form fallend, eine feste Abscheidung des Selens verursacht. Das Selen
                              									fällt mit dem Kupfer bei 100mg nicht
                              									übersteigenden Mengen fest aus; die Farbe ist dunkler als die des reinen Kupfers,
                              									mehr braun. Bei gleichen Metallmengen fällt die Legirung stahlfarben. Ein
                              									Ueberschuſs des Selens ist zu vermeiden. An dem positiven Pole scheidet sich ein
                              									dunkler Beschlag nach mehreren Stunden aus, der sich in Salzsäure mit gelber Farbe
                              									löst. Es scheint, als ob der Selenwasserstoff diese Fällung verursacht. Mit
                              									Quecksilber elektrolytisch gefällt, geht das Selen ein Amalgam ein.
                           Tellur verhält sich ähnlich dem Selen, nur ist die
                              									Reduction eine weit leichtere. Aus saurer Lösung fällt es sehr leicht mit
                              									blauschwarzer Farbe. An der Spirale zeigt sich ein citronengelber Beschlag, welcher
                              									sich schnell abreiben läſst. Aus alkalischer Lösung fällt das Tellur unter starker
                              									Gasentwicklung an der positiven Elektrode sehr lose; bei viel Metall schwimmt das
                              									Tellur auf der Oberfläche der Flüssigkeit.
                           Gallium fällt wie das Zink aus alkalischer Lösung
                              									vollständig und rein am negativen Pole.